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Charlston 06

Geschichte Info
Der Telefonanruf.
4.2k Wörter
4.4
36.7k
0

Teil 6 der 15 teiligen Serie

Aktualisiert 09/04/2022
Erstellt 09/18/2008
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Wir hatten es uns gerade wieder gemütlich auf der Couch gemacht, ich lag in seinen Armen und er hatte sie um mich geschlungen, da klingelte das Telefon.

Ich schälte mich aus seiner Umarmung.

„Nein, nicht. Geh nicht ran.“, murmelte er.

„Jetzt bin ich schon auf dem Weg.“

Ich nahm den Hörer ab und meldete mich: „Hallo?“

„Hey, It's me, Martha. Charlie?“

„No, sorry. It's Daniel. Wait, I'll pass you.“, sagte ich, „Für dich. Martha.“

Charlie schaute auf und sein gespielt enttäuschtes Gesicht, sicher weil ich doch zum Telefon gegangen war, schwang um in Freude. Er sprintete auf mich zu und entriss mir den Hörer. Ich setzte mich auf de Couch und wollten den Fernseher anschalten, da ich dachte, Charlie würde seine Ruhe haben wollen und in sein Zimmer gehen. Doch er setzte sich neben mich und zog mich zurück in seine Arme. Mit einem leicht verwirrten Blick ging ich der stummen Geste nach und lehnte mich an ihn. Er sprach mit Martha, ich konnte jetzt ihre Stimme hören.

„ ... war einfach unglaublich schön, aber viel zu kurz. Bei der ganzen Arbeit habe ich fast nichts von der Stadt gesehen. Am Abend hatte ich ein Meeting im Restaurant beim Eiffelturm, den habe ich dann noch bestiegen. Du wirst es nie glauben, wer mich zu dem Abendessen eingeladen hat! Der Juniorchef -- und ich sage dir, es war furchtbar. Der Mann ist ein Langweiler. Aber so romantisch! Es war wunderschön.“

Martha redete so unglaublich schnell, es war eine Freude ihre Stimme zu hören. Ein wenig, wie einem Menschen beim Denken zuzuhören. Sie war warm und freundlich. Bestimmt ist Martha ein sehr netter Mensch, den ich sicher mögen würde, dachte ich.

„Das ist aber schade.“, schaffte Charlie zu sagen.

„Nein, nein. Es war nicht nur so romantisch, sondern SO romantisch.“

„Ich verstehe. Und, wann kommst du zurück?“, er lächelte. Seine Hand glitt meinen Arm hoch und spielte mit meinen Haaren. Ich tat nichts, fühlte nur Charlies Wärme, seinen Atem. Ich fühlte mich so geborgen.

„Was ist aus Raphael geworden?“, sie überging Charlies Frage, „Du klingst gar nicht deprimiert.“

„Das ist eine lange Geschichte. Hast du Zeit?“, ich konnte nicht länger widerstehen und lehnte meinen Kopf in den Nacken und küsste Charlie auf den Hals. Ich sog an seinem Ohr. Ich wollte ihn unbedingt aus der Konzentration bringen und außerdem wollte ich seine Haut schmecken. Ich sah ihn die Augen schließen und seine Hand glitt meinen Rücken hinunter und strich über meinen Arsch. Er kniff hinein und ich stöhnte an seinen Hals.

„Im Augenblick nicht. Ich wollte nur wissen, ob du zuhause bist, weil dein Handy aus ist. Du sagtest ja, ich sollte die Nummer nur im Notfall benutzen.“

Charlie öffnete seine Augen wieder, als ich mich vollends zu ihm umdrehte und ihn jetzt begann das Hemd auf zu knöpfen. Ich leckte an seinem Hals entlang und spielte mit seiner Brust. Seine Muskeln zeichneten sich so unendlich schön ab. Er roch nach dem Apfelduschgel. Da drückte er mich ein wenig weg und setzte sich auf.

„Notfall? Was ist los?“, leichte Panik schwamm in seiner Stimme.

„Nein, nichts weltbewegendes. Ich habe nur keinen Schlafplatz für heute Nacht. Ich weiß ja nicht, wie du deinen tag verbracht hast, aber alle Flüge nach Vancover sind gestrichen. Ein Sturm oder soetwas, jedenfalls bin ich vor einer Stunde in New York gelandet und ich dachte ich schaue mal vorbei.“, ich konnte sie förmlich lächeln hören.

„Du kommst vorbei?“, sofort verschwand die Sorge aus dem Gesicht, „das ist ja super. Wann kommst du an?“

„Wie wäre es, wenn du die Türe ausmachst? Ich stehe schon unten. Bis gleich.“, sie legte auf.

Ich stand auf und Charlie rannte zur Türe, drückte den Knopf und ich hörte, wie im Treppenhaus jemand auf Absätzen die vielen Stufen hinauf ging. Anscheinend schwer beladen. Charlie ging hinaus, sicher, um den ein oder anderen Koffer zu nehmen.

Ich stand nur da, wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich verschwinden? Mich wieder hinsetzen? Wohin? Couch, Küche? Sollte ich den Fernseher anmachen oder Musik? Ich stand da und starrte auf die Tür. Mein Herz schlug schneller, ich war nervös. Wieso? Weil da gleich ein Mensch durch die Tür kommen würde, der Charlie so gut kennt. Die würde sofort nach wenigen Augenblicken wissen, was los ist. Ich war mir nicht sicher, ob ich das mit jemandem teilen wollte. Sicher, ich hatte gestern Abend schon darüber nachgedacht, was meine Eltern wohl sagen würden, wenn sie erfuhren, dass ich mit meinem Mitbewohner zusammen war. Aber das war hypothetisch, nicht real. Ein Hirngespinst. Martha war ein echter Mensch, einer aus Fleisch und Blut, einer, der nach dem Telefonat zu urteilen sehr aufgeschlossen war. Sehr umgänglich und freundlich. Aber trotzdem real und es machte mir absolut angst.

Als Charlie wieder hinein kam, stand ich noch immer da und starrte die Tür an. Ich war keinen Millimeter verrückt. Er war beladen mit vier beigefarbenen Koffern und lächelte bis an beide Ohren. Ich setzte mich rasend schnell auf die Couch, so dass man mich nicht sofort sah, wenn man in den Raum kam. Martha musste mich ja nicht im ersten Moment sehen, sie wusste eh, dass ich da war, immerhin war ich am Telefon gewesen. So ein Mist, ärgerte ich mich. Ich versank tief im Polster und fühlte meine Hände kalt werden.

Charlie trug die Koffer hinein und Martha betrat die Wohnung.

„Setz dich, ich hol dir was zu trinken. Was willst du? Ich will alles wissen von Paris!“

„Ein Bier. Und bevor ich von Paris erzähle, erzählst du mir, wie es kommt, dass ich dich am dritten Abend nach der Trennung von Raphael nicht als Wrack vorfinde. Ich hatte so gehofft, dass du am Boden bist. Das hätte meinen Reinfall mit dem Kerl nicht so schlimm gemacht. Ich hätte mich besser gefühlt. Hey, ich bin Martha.“, sie kam auf mich zu. Ich sagte nichts, nickte nur mit dem Kopf.

Charlie brachte das Bier auch je eine Flasche für uns. Ich nahm sie schweigend, trank nichts. Meine Finger waren ganz taub. Ich hoffte, dass er sich nicht neben mir nieder lassen würde. Martha hatte auf dem Sessel gegenüber Platz genommen und trank einen tiefen Schluck. Sie war schön, keine Frage. Ihre dunkelroten Haare fielen in leichten Wellen auf ihren Rücken hinunter und umrahmten ein porzelanfarbenes Gesicht, in dessen Mitte eine kleine Nase saß. Ihre Lippen waren schmal, doch sehr rot. Sie harmonierten mit Marthas tief grünen Augen.

„Also“, Charlie ließ sich neben mich fallen, „das geht auf das Konto von Dan. Er hat mich aufgemuntert.“

Ich zitterte jetzt. Ich starb tausend Tode, in wenigen Sekunden würde alles real werden. Dann gäbe es kein Zurück mehr, es wäre das, was ist. Nicht länger ein kleines Geheimnis zwischen uns. Eine Sache, die nur zwei Menschen teilen, etwas so intimes, dass nicht einmal Gott etwas davon wissen sollte. Ich fühlte mich verwirrt und erschrocken. Ich wollte doch mit Charlie zusammen sein, warum war es ein so großes Problem für mich, dass Martha es in wenigen Sekunden wissen würde? Es fuchste mich, denn in gewisser Weise war es meine Sache, dass ich es der Welt erzählte. Ich meine, Martha wusste, dass Charlie schwul ist. Martha kannte ihn. Doch niemand wusste, dass ich sein Bett teilte. Dass ich seinen Schwanz im Mund hatte und meinen Finger in ihm. Und noch mehr in ihm. Ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn das rauskäme. Nicht, dass ich es als abstoßend empfand, nein im Gegenteil, in ihm zu sein, so unendlich nah, das war so wunderschön, dass ich es mit jedem teilen wollte. Doch ich wollte nicht, dass ein anderer unser kleines Geheimnis in die Welt posaunte. Es war mir nicht peinlich, es wäre nur Unrecht. Es ist meine Entscheidung, nicht seine. Ich schaute Charlie an.

Ich weiß nicht warum, aber ich glaubte ihn nicken zu sehen. Ich schloss die Augen, als er weiter sprach.

„Kein großes Ding. Ich musste nur auf andere Gedanken gebracht werden.“, er lächelte und sah wieder Martha an, „wir haben geredet, er hat zugehört und war für mich da.“

„Und ich hatte Gewisensbisse, dass du in Selbstmitleid ertrinkst, weil ich auf dem Weg nach Frankreich war. Aber ich glaube ich schulde dir Dank, Daniel, dass du mit ihm gesprochen hast. Raphael ist ein Arsch, das sagte ich ihm schon immer.“

„Da hattest du Recht.“, bestätigte ich ihr, „Aber nichts zu danken. Immerhin hätte er in meinem Wohnzimmer ein Häufchen Elend produziert. Das hätte das Ambiente gestört.“, ein Stein war mir vom Herzen gefallen. Sie lachte auf. Charlie hatte nichts erzählt, was mich verraten hätte. Ich war ihm so dankbar. Ich nahm einen Schluck aus der Flasche, die bis dahin nur Zierde in meiner Hand war. Martha tat es mir im selben Augenblick gleich und ich hatte die Gelegenheit Charlie kurz die Hand zu drücken, die neben meiner auf der Couch lag. Ich zog sie sogleich zurück, doch er schien verstanden zu haben. Ich nickte in Richtung der Küche.

„Möchtest du etwas essen?“, fragte er Martha.

„Klar, wenn es keine Umstände macht.“

„Nein, gar nicht. Mach es dir gemütlich, ich verschwinde eben mit Charlie in die Küche und wir machen dir etwas warm. Ist noch Pizza da. Und Chinesisch, wenn du magst.“

Ich stand auf und Charlie folgte mir. Martha schnappte sich die Fernbedienung und machte den Flimmerkasten an. Sie zappte durch die Kanäle und wir gingen in die Küche. Ich musste unbedingt ein paar Worte mit Charlie wechseln.

„Bleibt sie?“, fragte ich.

„Wenn du nichts dagegen hast.“, antwortete er.

„Nein. Ich habe nichts dagegen. Aber ich ... wie soll ich das sagen ... wir, also ... Charlie, ich ...“

„Ich liebe es einfach, wenn du stotterst.“

Er kam auf mich zu und wollte mich küssen, ich wich zurück.

„Was ist los?“, fragte er.

„Ich weiß nicht, ob ich das .. ob ich das von uns ... also, du weiß schon ... Ich will das nicht ...“, er kam auf mich zu, ich hatte die Theke erreicht und konnte nicht weiter zurückweichen. Er stand ganz dich bei mir, ich schaute zu ihm auf und seine Augen waren voller Sorge.

„Schämst du dich?“, fragte er ganz leise und schaute mich eindringlich an. Ich nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust, schaute weg.

„Nein, natürlich nicht. Aber ich, was soll ich denn sagen? Ich möchte natürlich, dass du glücklich bist und ich weiß, dass es dich glücklich macht, wenn du ihr von uns erzählst. Ich weiß, dass du das willst. Aber ich weiß nicht, ob ich es will. Versteh mich nicht falsch, ich mag dich. Ich mag dich sehr und mir ist es sehr ernst, aber gerade weil das so ernst ist und ich noch nie, also du weißt schon. Jedenfalls möchte ich es glaube ich noch ein wenig für uns behalten, ich will dich nicht teilen.“, schloss ich meine kleine Ansprache.

Charlie schaute mich an, als hätte ich soeben einen riesen Witz gerissen, sein Grinsen war so breit, wie der Mississippi.

„Wenn du nicht willst, dass es jemand erfährt, bin ich der letzte, der es erzählt.“

„Danke.“

Und damit löste er die Nähe und begann aus dem Kühlschrank die Reste vom Chinesen zu fischen, die wir am Abend zuvor gegessen hatten. Ich machte den Rest der Pizza zusammen mit dem Chinesen-Zeug in der Mikrowelle warm, während Charlie wieder zurück ins Wohnzimmer ging. Ich packte alles auf ein Tablett und nahm noch drei Flaschen Bier mit.

Als ich ins Wohnzimmer kam, unterhielten sich Charlie und Martha. In dem Augenblick geschah es. Ich weiß nicht, was mich dazu bewegte oder welches Hormon verrückt spielte, aber ich wusste plötzlich, was ich an Charlie hatte. Ich fühlte einen so wohligen Stich im Herzen, dass ich vor Schreck fast das Tablett habe fallen lassen.

Auf einmal kam mir das soeben geführte Gespräch so unendlich bescheuert vor.

Wieso wollte ich das zwischen uns nicht mit seiner Freundin teilen? Was sollte diese eigenwillige Bewandtnis, dieser Egoismus von mir. Ich wusste, wie glücklich es Charlie machen würde, wenn er meine Hand nehmen könnte und ich nicht steif neben ihm sitzen müsste, während wir so tun, als wenn nichts währe. Ich wollte es so dringend, ich wollte seine Hand in meiner fühlen, seine warme Haut auf meiner. Von mir aus hätte es jeder sehen können. Alles was ich wollte lag wenige Zentimeter von mir auf der Couch und brannte sich in meine Gedanken.

Martha nahm den Teller und fing an zu essen. Im fernsehen lief MTV. Ich nahm einen Schluck und rutschte mit meiner Hand langsam zu Charlie. Als meine Fingerspitzen sie berührten, sprach ich schnell.

„Martha, du kannst so lange bleiben, wie nötig.“, ich stoppte und ließ meine Fingerspitzen an seiner Hand. Wir berührten und nur ganz eben, es sah aus wie zufällig.

„Das ist nett. Ich kann gerne auf der Couch schlafen, habe ich kein Problem mit.“, sie sah wieder zum Fernsehen.

Ich atmete tief ein und sammelte Mut. Er floss durch meine linke Hand in mein Herz und als ich nun Charlies Hand nahm und nicht nur weiter mit den Fingerspitzen mehr erahnte, als berührte, wollte er sie zunächst wegziehen. Martha hatte nichts bemerkt. Ich schaute ihn an und lächelte, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf. Er nickte nur und schaute wieder zum Fernseher.

„Ach, das wird nicht nötig sein.“, sagte ich.

„Gästezimmer?“, fragte sie noch immer auf den Fernseher starrend, „man, du musst echt Kohle haben. Diese geile Wohnung und die wirklich geschmackvolle Einrichtung. Dann braucht Charlie keine Miete zahlen und nicht einmal Anteile an

Strom und Wasser.“

„Nein, wir haben nur zwei Betten.“, sagte ich, „Aber ich kann bei Charlie im Zimmer schlafen. Immerhin brauchst du deine Privatsphäre.“

Sie drehte sich vom Fernsehen weg und schaute zu uns hinüber: „Bei Charlie?“, sie musterte uns.

Ich weiß nicht genau, was uns verriet. Vielleicht war es das breite Grinsen auf unseren Gesichtern, vielleicht waren es tatsächlich die verschränkten Hände. Martha kreischte los und schmiss den Teller auf den Tisch. In wilder Geste kam sie wie ein Wirbelwind auf uns zu und umarme uns. Sie gab Charlie einen Kuss auf wie Wange und mich zog sie zu sich heran. Ich kannte diese irre Wilde nur knapp eine halbe Stunde und hatte sie sogleich lieb gewonnen. Artha war mir mehr als sympatisch, die war einzigartig und unglaublich. Ich kam mir in meinem Innersten so blöde vor, dass ich vor nicht einmal fünf Minuten Charlie noch sagte, dass ich es niemandem erzählen will. Dafür musste ich mich nachher auf jeden Fall entschuldigen.

Ich muss sagen, es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl, mich mitgeteilt zu haben. Jetzt war die Vorstellung von Charlie und mir nicht mehr nur eine Vorstellung. Sie war real, so real, wie der Taubenschiss, den man mit Sicherheit davontrug, wenn man in Amsterdam anfing, die Tiere zu füttern. Ich wusste nicht, dass es so unglaublich sein würde. Charlie fühlte sich noch besser in meiner Hand an und ich dankte ihm für sein Verständnis.

„Das ist ja unglaublich. Charlie, du Idiot. Ich hab's dir doch gesagt!“, Martha war den Tränen nahe und ließ endlich von uns ab.

„Martha, nenne meinen Freund nicht Idioten“, grinste ich sie an, „das mag ich gar nicht.“

Sie setzte sich zurück auf den Sessel und starrte uns an. Ich verschränkte mit Charlie die Finger, er zog unsere Hände in seinen Schoß. Die Geste, in der Paare oft sitzen, aber jetzt erst verstand ich warum. Ich konnte unter der Trainingshose, verborgen unter unseren Händen, seinen Schwanz fühlen. Ich grinste einen Augenblick noch weiter und drückte kurz seine Hand, dass ich verstanden hatte. Martha schaute uns an, der Fernseher völlig vergessen, ihre grünen Augen bohrten sich in unsere Körper und sie verschränkte die Beine zum Schneidesitz.

„Jetzt will ich alles wissen.“

Charlie machte einen Laut des Entsetzens, natürlich gespielt.

„Mit Sicherheit nicht, Schätzchen. Aber so viel, wie du wissen musst.“, er zog mich etwas näher zu sich heran, gab mir die andere Hand und legte seine soeben noch im Schoß liegende um mich herum.

„Den Rest reime ich mir schon zusammen, keine Angst.“, versprach Martha.

„Du hast ja gehört, was er mir gesagt hat, als ich mit der telefoniert habe. Danach ist er noch ein bisschen gemeiner geworden. Und ich habe Dan alles erzählt, er war so lieb, verständnisvoll. Im Grunde war er eine bessere Version von dir. Versteh das nicht falsch, aber wie du vorhin schon sagtest, du hättest dich an meinem Elend gelabt. Das ist weiter ncihts schlimmes, aber das brauchte ich einfach nicht. Dan hat mich in die Arme genommen, genau wie du es gemacht hättest und dann hab ich mich ausgeheult, bestimmt eine Stunde lang.“

„Ehrlich? So lang war das? Kam mir gar nicht so vor.“, war ich ein.

„Ja, ich konnte sehen, wie draußen langsam die Wolken vorbeizogen, wenn ich es schaffte meine Augen zu öffnen. Jedenfalls hab ich ihn danach geküsst, ich fand das einfach selbstverständlich, weißt du. Alles oder nichts, jetzt oder nie. Der Moment was perfekt, aber Dan wohl noch nicht. Er stieß mich von sich, kaum hatte ich ihn berührt.“

„Das tut mir übrigens sehr leid.“

„Kein Problem, ich hätte es anders machen sollen.“

„Spinnst du? Dann wäre ich danach sicher nicht in dein Zimmer gekommen, um dich vom Packen abzuhalten. Es wäre nicht einmal so weit gekommen, ich wäre in mein Zimmer gegangen und du in deines, weiter in Mitleid und Trauer ertrinkend. Aber ich bin zu dir gekommen, weil ich dich nicht als Freund verlieren wollte, generell, weil ich dich nicht verlieren wollte. Begreifst du das? Ich hätte mir am liebsten selbst in den Arsch gebissen, als ich dich sagen hörte, dass du Abstand brauchst. Ich hatte nichts kapiert, und doch wollte ich nicht, dass du gehst. Da bin ich zu dir gekommen. Ich ... ich hatte so einen Schlag bekommen, wie ein Brand auf meinen Lippen, als du mich küsstest, dass ich nichts anderes wollte, als ein Gegenfeuer legen, dass ihn auslöscht.“ Ich schaute ihn an.

„Hat's funktioniert?“, fragte Martha. Ich hatte sie ganz vergessen.

„Nein“, ich schaute zu ihr hin, „ist schlimmer geworden.“ Ich lächelte verschmitzt und sah im Augenwinkel auch Charlie grinsen. Martha hatte mittlerweile fertig gegessen und erhob sich.

„Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn ich das Angebot mit deinem Bett schon jetzt in Anspruch nehme, ja? Ich bin absolut fertig und will nur noch schlafen.“

Ich erhob mich aus Charlies Umarmung und begab mich auf den Weg in mein Zimmer.

„Einen Moment, ich hole nur noch ein paar Sachen aus dem Bad. Und was zum anziehen.“

Ich war schon in meinem Zimmer, da hörte ich sie noch sagen, ich glaube, es war echt nicht für mein Ohr bestimmt: „Ob er das überhaupt braucht, Charlie?“

„Martha!“

„Was?“

„Es gibt Dinge, die dich echt nichts angehen.“

Ich blieb hinter meiner Tür stehen und lauschte.

„Ach, Charlie. Nach drei Tagen schon das Angebot, dass er mir sein Bett gibt und dafür bei dir schläft? Halte mich bitte nicht für doof.“

„Ist ja gut, aber ihm ist das alles ein wenig unangenehm, ja? Bitte versprich mir, dass du nett bist.“

„Ich bin doch immer nett.“, sagte sie entrüstet.

„Natürlich“, hörte ich sarkastisch.

„Okey, aber warum? Wie alt ist Daniel? So etwa zwanzig? Er sieht gut aus und hatte mit Sicherheit einen Haufen Freunde. Er ist der Typ netter Nachbarsjunge, echt höflich und immer zuvorkommend und intelligent. Wenn er sich in Sekundenbruchteilen für dich entschied, wirst du doch wohl nicht sein erster Freund sein.“

„Also es dauerte schon ein bisschen länger.“

„Drei Tage, Charlie?“

„Ist ja gut. Aber entweder erzählt er dir alles oder niemand, ich werde sicher nicht die Person sein, die sein Sexleben preisgibt.“

„Scheiße, Charlie!“

„Hör auf mich zu beleidigen.“

„Er hatte noch nie einen Freund!“, ich schnappte nach Luft.

„Das geht dich ja wohl mal gar nichts an!“, sagte Charlie, etwas zu hoch, als dass ich es ihm hätte abgekauft. Und Martha ging es genauso.

„Hah“ Da war er, der Beweis! Man, sei bloß vorsichtig. Er ist nicht so wie einer deiner anderen Kerle. Er ist anständig und liebenswert. Hast du gehört, was er gesagt hat? Ich glaube, er verliebt sich in dich.“

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich verliebe mich? Sicher nicht.

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