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Coco Zamis – Jugendabenteuer 02

Geschichte Info
Coco Zamis -- Die sündhaften Abenteuer einer jungen Hexe.
14.1k Wörter
4.43
14.1k
4
0

Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 04/26/2017
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Coco Zamis -- Die sündhaften Abenteuer einer jungen Hexe

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Warnung:

Diese Geschichte ist möglicherweise nichts für zartbesaitete Gemüter. Bereits die zugrunde liegende (Groschen)Heft-Horrorserie „Dämonenkiller", von welcher die Spin-Off-Serie „Coco Zamis -- Die Abenteuer einer jungen Hexe" abstammt, hat sich noch nie sonderlich politisch korrekt verhalten und so ist selbiges auch nicht von dieser Geschichte zu erwarten.

Der Zeitgeist der Sechziger und Siebziger oszilliert in den Zeilen mit und ähnlich sexistisch, reaktionär und unreflektiert ist auch diese Story gehalten... obwohl mit Weinstein, Trump, Berlusconi, Erdogan und anderem männlichen Alphatier-Macht und Geldadel scheint dieses Verhalten ja auch heute noch überall blühend zu existieren und weiter vorgelebt zu werden, von daher, kann man es als auch zeitaktuell erachten. Die einzige Anpassung, welche ich im Gegensatz zum Originalstoff vorgenommen habe, sind die untergemengten ironisch/zynisch anmutenden Formulierungen. Das Genre ist Hardcore-Trash in reinster Dosis, in eine Schublade zu stecken mit den unzähligen Grusel/Horror/Okkultschockern und Exploitation-B/C/Z-Movies aus jenen Jahren. Literarische Feinverkoster und Logiksucher werden mit ziemlicher Sicherheit keine Freude an diesem Sputum haben.

Was den Inhalt anbelangt; irgendwie teile ich die Auffassung vieler, vieler Soziologen und Philosophen, dass in uns allen ein Tier schlummert. Vor allem bei dem männlichen Homo sapiens scheint dies sehr ausgeprägt zu sein, wie auch der Drang sich gerne mal über die brave Moral und Ordnung hinwegzusetzen. Komische Anwandlungen, abgedrehte Gedanken und Fetische gibt's wie Sand am Meer, in dieser Geschichte werden - schlicht und dumpf - einige davon bedient.

Es mag grenzwertige Passagen im Text geben und ja, die sind beabsichtigt. Warum? Weil die Vorlage damit dereinst schon plump provozierte (und bis heute nie abgestraft wurde, was unverständlich ist) und der „Härtegrad" für heutige Verhältnisse (im Vergleich zu anderen Stories hier auf Literotica oder auch normal erscheinenden Dark-Romantic-Büchern) vermutlich sogar eher seicht ausfällt.

Und nein ... Ich bin weder gestört, noch ein Frauenhasser oder sadistisch veranlagt. Verschont mich bitte mit anklagenden Kommentaren. Mir war lediglich danach, einmal infantilen, schmutzigen Trash zu schreiben. Die Story muss nicht gefallen. Macht den Test, dann wisst ihr, worauf ihr steht und worauf nicht.

Nachdem der erste Teil eine recht gute Resonanz erbracht hat, folgt hiermit die Fortsetzung, die jedoch um einiges länger geworden ist, was ihr aber hoffentlich nicht zum Nachteil gereicht. Dieses Mal verschwimmen die Grenzen zwischen der fantastischen und der realen Welt und erlauben (auch) ein Hinterfragen heutiger Gepflogenheiten und Gedankensysteme. Vorurteile und Klischees sind natürlich wieder reichlich enthalten, allerdings nicht (nur) zum Selbstzweck. Der Spannungsaufbau tendiert Richtung Mystery- und Psychothriller, weswegen eine längere Aufmerksamkeitsspanne notwendig ist.

Anmerkung: Die Inhalte dieser Geschichte sind ein reines Produkt der Fantasie. Das Copyright der Charaktere und einiger Handlungselemente liegen bei den entsprechenden Inhabern.

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introductio:

Sie ist jung.

Sie ist schön.

Sie kennt jedes Laster.

Sie ist eine Hexe: Coco Zamis

In einer Welt der Dämonen ...

Sie leben mitten unter uns - im Verborgenen. Nach außen hin führen sie ein ganz normales Leben, sind Rechtsanwälte, Ärzte oder der nette Nachbar, der Ihnen soeben die Tür öffnet. Doch hinter ihrer menschlichen Fassade lauert der Alptraum. Sie verwandeln sich in Vampire, Werwölfe, Ghoule, Freaks und weitere Geschöpfe der Nacht. Als Schwarze Familie leben die Dämonen unerkannt unter den Menschen.

... gedeiht die Saat des Bösen

Eine der einflussreichsten Sippen ist die Familie Zamis. Als junge Hexe wird Coco von ihren ehrgeizigen Eltern auf das Schloss ihres Onkels Behemoth geschickt, um einige Jahre lang in der Kunst der Schwarzen Magie unterwiesen zu werden. Mit ihrem außergewöhnlichen Talent scheint es nur eine Frage der Zeit, wann sie als begnadete Hexe in den Schoß ihrer Familie zurückkehren wird. Doch da verliebt sie sich in einen Sterblichen.

... und kämpft eine junge Hexe um ihre Freiheit.

Coco Zamis ist eine Außenseiterin in ihrer Sippe. Sie verabscheut die Rituale der Dämonen und schützt Menschen vor deren Übergriffen. Ihr Vater sieht mit Unbehagen, wie Cocos allzu menschliches Verhalten den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. Deshalb lädt er zu einem Sabbat ein, auf dem Coco zur echten Hexe geweiht werden soll. Auf dem Höhepunkt hält Asmodi, der Fürst der Finsternis, um ihre Hand an. Als Coco ihn abweist, nimmt das Unheil seinen Lauf... fortan wird sie unentwegt hineingezogen in die Intrigen der Schwarzen Familie, die erpicht darauf ist, sie zur dunklen Seite zu bekehren und die keine noch so schändliche Machenschaft scheut dies zu erreichen.

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Coco im Bannkreis der Menhire

„...hey! Entschuldigen Sie... ähm, Miss? Hallo? Hören Sie mich? Sie sollten langsam aufwachen. Es ist an der Zeit..."

Von irgendwo weit weit her, schwappte das Echo jener Worte in mein Bewusstsein. Sie schienen aus einer fernen Dimension zu mir herüberzuschallen, wie ein Widerhall in einer unermesslich riesigen Kaverne der Gezeiten, deren immaterielle Wände, Töne reflektierten und über einen Ozean aus Stille zu mir transportierten.

„...verzeihen Sie, ich möchte nicht aufdringlich sein, aber sie müssen wirklich ihr ausgiebiges Nickerchen beenden. Wir sind gelandet und wurden bereits aufgefordert das Flugzeug zu verlassen...Miss?"

Die Resonanz jener Stimme kräftigte sich, wurde immer lauter und energischer, kolorierte akustisch mein Wahrnehmungsspektrum, dass bis dato von samtener Schwärze und Traumfetzen durchsetzt gewesen war.

„Coco, du bist eine Schande für die Familie!"

„Schaut sie euch an, so zart und scheu wie ein kleines furchtsames Rehkitz, was soll nur aus ihr werden?"

„Ist das alles was du zustande bringst? Gib dir gefälligst mehr Mühe! Nein! Das ist immer noch nicht gut genug! Sei nicht so zurückhaltend! Nein! Viel zu schwach, nochmal! Nochmal, verdammt!"

„Was kommst du damit zu mir, Tochter? Sehe ich aus, als interessierte mich worum deine pubertären Gedanken kreiseln? Entwickle endlich Reife, Coco, dann fällst du auch nicht immer negativ auf und verärgerst deinen Vater... oder mich!"

„Wenn du mich fragst, ist es längst überfällig, dass du mal an einen richtigen Dämon gerätst, der es dir ordentlich besorgt und dir deine ganzen seltsamen Hirngespinste austreibt!"

„Du wirst mir gehorchen, junges Fräulein, ich dulde in diesem Haus keine Widerrede! Wage nicht dich mir zu widersetzen, ich warne dich!"

>>Süüüüüße Coocoo Zaaaamis.....iiiiiich....verfluuuuuche....diiiiiich!<<

Es waren durchweg übel gesonnene Flicken an Erinnerungen, grotesk verzerrt durch die Wirrnisse eines erschöpften und leidgeprüften Verstandes. Irgendwie musste mein Denkorgan die ganze Scheiße meines alltäglichen, nicht normalen, Lebens ja verarbeiten. Trotzdem suchten mich meine Dämonen -- was ein Wortspiel -- stetig, und fast zuverlässig, immer mal wieder heim. Sehr zum Undank gegenüber meinem aktuellen sozialen Umfeld.

„...junge Frau! Ich bitte Sie, würden Sie freundlicherweise endlich die Güte haben, aus ihrem Dornröschenschlaf aufzuwachen? Ich möchte vorbei! Herrgott noch eins, was ist denn nur los mit Ihnen? Haben Sie etwa Drogen genommen? Sie sind ja völlig weggetreten! Mir reicht es jetzt!"

Neben der Dringlichkeit im Timbre der unbekannten Stimme, die gleich einer scharfen Klinge in meine schummrige, dunkle Traumnebelhalbwelt schnitt, spürte ich auf einmal -- und das ganz stofflich und reell -- wie mich Hände ergriffen und wüst schüttelten. Der direkte Körperkontakt, schien das nicht fassbare Band, welches mich an Morpheus Schlummerland knüpfte, zum verlöschen zu bringen und mich vollends in die Realität zu katapultieren.

Von einem Moment auf den nächsten, war ich da und schlug die Lider auf. Nachtschwarze Strähnen hatten sich aus meinem Schopf gelöst und wankten vor meinen Augen hin und her, meine Blickrichtung schunkelte ebenfalls von backbord nach steuerbord und mein Körper fühlte sich an, als befände er sich in einem Shaker. Gereizt von der Unausgeglichenheit, die mir der schlechte Schlaf beschert hatte, wie von der unliebsamen Aufweckmethode desjenigen, wer immer an mir herumrüttelte, ließ ich meine Finger wie Klauen vorschnellen, die sich um die Unterarme krallten, die mich drangsalierten und zischte Einhalt gebietend:

„Ist ja gut, Mann! Ich hab's geschnallt! Verzeihen Sie bitte, dass ich eingeschlafen bin. Kein Grund hier gleich so einen Aufstand zu schieben. Tut mir wirklich Leid, ich möchte Sie nicht aufhalten, Sie haben es bestimmt sehr, sehr eilig!"

„Verdammt richtig, junge Frau! Und ich halte es, im Gegensatz zu Ihnen, sehr wohl für begründet mein Missfallen zu äußern und ihr eigenartiges Verhalten zu kritisieren! Ich war auch einmal jung wissen Sie, aber zu meiner Zeit, kannten wir noch Grenzen! Aber die Jugend von heute....tsss, spritzen sich irgendwelche chemischen Substanzen und meinen dann auf Wolke Sieben zu schweben, unmöglich! Kein Verantwortungsbewusstsein mehr! Sehen Sie sich nur an! Voll auf Droge, schön in den Flieger und ab in die freie Welt, was?", spülte unaufgefordert und absolut lehrreich eine gesammelte Lebensweisheit über mich hinweg.

Fantastisch. In meinen Sitz gekauert und von fremden Händen noch immer an den Schultern umfasst und an die Rückenlehne gedrückt, ordnete ich meine Gedanken und verankerte mich im Hier und Jetzt. Das Klappern von Deckeln, die gegen Rahmen schlugen und das Scharen von Taschen und Koffern, die über Kunststoffböden geschliffen wurden, beherrschte die Geräuschkulisse. Ein raunender Strom an Leibern drängte sich neben mir den schmalen Korridor des länglichen Flugzeugtorsos entlang. Nur schwaches, weißliches Morgenlicht fiel durch die ovalen Fenster in den Innenraum und ließ die hintereinander watschelnden Fluggäste wie eine farblose, mehrköpfige Raupe wirken. Bis auf ein paar Seitenblicke, erntete unsere Sitzreihe keine Aufmerksamkeit.

Ich taxierte diesen Menschen, der mich kostenlos mit seiner Bergpredigt von Sünden, die ich gar nicht begangen hatte, versuchte zu läutern. Er musste um die Sechzig oder Siebzig sein, schätzte ich aufgrund seiner Halbglatze, dem Kranz grauer Haare und dem aufgedunsenen Gesicht mit breiter Nase. Er trug einen mausgrauen Anzug und eine bordeauxrote Krawatte, Schnitt und Kombination, entsprachen nicht mehr unbedingt aktueller Modetrends.

„Okay, vielen Dank für ihre eingehende Durchleuchtung meines Lebensstils und der meiner Generation. Offensichtlich ist wahrhaftig etwas dran, dass all die Amphetamine-Punschs und Medikamenten-Cocktails die ich als Nahrungsergänzungsmittel zu mir nehme, und meine Freundinnen natürlich auch, doch nicht so toll für unseren Metabolismus sind. Wer hätte das gedacht? Also echt, auf nichts kann man heutzutage mehr vertrauen!", gab ich mich zutiefst entrüstet und verbarg nicht im Geringsten den inne wohnenden Sarkasmus.

Wer immer der nette Herr war, der den Flug über neben mir gesessen hatte -- man kennt das ja, am Anfang begrüßt man sich höflich, dann folgen meistens ein oder zwei Sätze Smalltalk und dann setzt das galante Schweigen ein - , jetzt schien er seine guten Manieren zu vergessen. Ohnehin hatte ich den Eindruck, dass in dieser alternden, menschlichen Hülle eine Seele saß, die bis obenhin angefüllt war mit Verbitterung und Gram. Meine bissige Entgegnung jedenfalls vermochte er nicht gut zu verdauen. Hernach starrte er mich geradezu feindselig an, als wäre ich die Verkörperung eines fundamentalen Ärgernisses. Mir entging nicht, wie abfällig seine kleinen, tief in den teigigen Höhlen liegenden Äuglein mich betrachteten.

„Ich muss doch sehr bitten, junge Frau! Wollen Sie mich etwa für dumm verkaufen oder sich auf meine Kosten lustig machen? Verkneifen Sie sich das besser, rate ich Ihnen! Sie glauben wohl, Sie können sich alles erlauben, was? Mit einem lüsternen Augenaufschlag die Burschen um den kleinen Finger wickeln, mit ihren knappen Höschen, selbst gestandene Männer zu gaffenden Idioten machen, mit ihrem gewagten Ausschnitt, für vorteilhafte Ablenkung sorgen? Aber passen Sie mal auf, bei diesem hier, versagt ihr hübsches Aussehen, ich kenne Mädchen die so sind wie Sie, ohne Scham und Reue! Die sich alles erschleichen und nichts zurückgeben außer Hohn und Verachtung!", drehte er richtig auf, hatte sich aber erstaunlicherweise genug unter Kontrolle, um seinen Tonfall nicht in laute Schieflage havarieren zu lassen.

Ich seufzte ergeben, schaffte es gerade noch meine Augen davon abzuhalten, sich genervt zu verdrehen und einen Fluch hinunterzuschlucken, den ich den alten griesgrämigen Sack beinahe beiläufig anhängen wollte. Meine Fresse, er war sich auch tatsächlich für kein Klischee zu schade. Innerhalb von fünf Minuten unterstellte er mir bereits, dass ich drogenabhängig und ein Flittchen war!

„Hören Sie, bei allem Respekt, nun machen Sie aber mal halblang! Keine Ahnung, was für ein Problem Sie mit mir haben, anscheinend mögen sie mich nicht, warum auch immer, schließlich kennen wir uns nicht, doch Ihnen genügt wohl schon mein Äußeres um sich ein Urteil über mich bilden zu können. Von mir aus, bitteschön! Ehrlich gesagt, es ist mir auch völlig egal, wer Sie sind oder was Sie von mir halten, aber mir wird das jetzt eindeutig zu bescheuert, also nehmen Sie Ihre Finger von mir und ich stehe auf und verschwinde aus ihrer unfehlbaren Aura, na? Klingt doch super, oder?", schoss ich nonchalant zurück und probierte ihn von mir zu schieben, um mich aus meinem Sitz erheben zu können.

So dachte ich zumindest. Mein aparter und äußerst zuvorkommender Reisenachbar jedoch machte keinerlei Anstalten, meine Schultern aus seinem Griff zu entlassen. Vielmehr stierte er mich bitterböse an, als speichere er mein Gesichtsprofil -- lange, schwarze Haare, grüne Augen, hohe Wangenknochen, zierliche Nase, volle Lippen - haargenau in seinem Gedächtnis ab. Danach wanderte sein Blick an mir herab, allerdings war schwerlich festzustellen, ob er dies tat, weil ihm gefiel was er sah, oder weil es ihm verhasst war.

„Du kleine Schlampe solltest Acht geben, wie du mit gewissen Personen redest! Insbesondere mit Herrschaften, die bereits dreimal soviel geleistet haben wie du und darüber hinaus auch das dreifache an Erfahrung und Lebensjahren gesammelt und bewältigt haben! Zu meiner Zeit, als ich noch jung war, da hätte ich dich für deine Unverschämtheit schon längst über's Knie gelegt und dir eine zünftige Tracht Prügel auf deinen knackigen Arsch verabreicht! Und wenn das nicht ausgereicht hätte, dann hätte ich dir anschließend meinen Schwanz zu schmecken gegeben, du kleines Luder!", sagte er mir unverblümt und bedrohlich emotionslos ins Gesicht. Seine Hände griffen dabei fest in das Hemd über meinen Schultern.

Das Flugzeug leerte sich zusehends. Nur noch einige wenige Nachzügler kämpften in unserer Sektion darum ihr Gepäck aus den Fächern über den Sitzreihen zu bekommen. Weiter vorne staute es sich aber mutmaßlich, denn das Bordpersonal schien dort gebunden zu sein. Vielleicht war jemand von akuter Platzangst befallen und ohnmächtig geworden oder manche Passagiere wollten noch ein Foto von sich, den Stewardessen und dem VIP -- einem volkstümlichen und nahen Sänger -- der sich zufällig unter der Reisegesellschaft befunden hatte. Was es auch war, dass den Durchgangsverkehr zum stocken brachte, oder die Flugbegleiter aufhielt, im hinteren Abteil die Leute aus der Maschine zu scheuchen, mir kam es nicht gelegen. Dem über mich, wie ein Geier, gebeugten alten Stinkstiefel hingegen, der störte sich nicht daran. Ich schürzte die Lippen.

„Hm, irgendwie sind Sie ein echt komischer Kauz. Vorhin noch haben Sie mich gedrängt, dass ich doch endlich abhauen solle, um Ihnen nicht Ihre kostbare Zeit -- und Atem -- zu stehlen und jetzt, vergeuden Sie eben diese wertvolle Lebenszeit um sich mit mir, einem Mädchen, herumzuplagen. Ich kapier's nicht, diese Logik geht mir völlig ab! Ich meine, ich bewundere ihre eloquente und sonnige Ausdrucksweise mir gegenüber, es treibt mir fast die Schamesröte auf die Bäckchen, aber wozu? Ich glaube, wir sind nicht füreinander bestimmt, weder im Geiste noch von Herzen. Vielleicht sollten wir diese... unerwartete und einzigartige Begegnung nun zügig ihrem Ende zuführen, denken Sie nicht?", überwarf ich mich in gezuckerter Formulierung und lächelte zu meinem konzilianten Sitz- beziehungsweise Drohgebärdenachbarn empor.

Es hätte keiner Zauberkugel bedurft, um die nächste Reaktion des Mannes vorauszusagen. Er stand mit meiner Art von Humorverständnis klar und deutlich auf Kriegsfuß. Noch während die Worte meinen Mund verließen, gruben sich seine hornigen Fingernägel immer gröber in den Stoff meines rotschwarz karierten Holzfällerhemdchens. Seine kleinen Schweinsaugen funkelten erbost, schienen anzuschwellen -- obwohl das natürlich vollkommener Quatsch war -- aber es schien halt so.

„Was bist du doch für eine ignorante und tolldreiste Göre! Nicht ein Quäntchen Respekt hast du vor dem Alter! Nicht ein Quäntchen! Schämen solltest du dich! Nicht nur deines vorlauten und ungebührlichem Mundwerks wegen, nein, wegen all dem, was du bist! Welch ein schandhaftes Ding, welches man vergessen hat zu lehren, was Pietät bedeutet!", schnauzte er mich dermaßen vorwurfsvoll an, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre beileibe die Ursprungsquelle seiner tief verwurzelten Aversion.

Ich stemmte mich wiederholt gegen seine Griffel, aber diesen neuerlichen Versuch meinerseits seiner Einflussnahme zu entweichen, trieb ihn dazu, erheblich kräftiger zuzupacken. Seine dicklichen Finger krallten sich in den Kragen meines Hemdes und ehe ich mich versah, riss er es mir in einem Zuge brutal über meine schmalen Schultern, sodass die obersten zwei Holzknöpfe flitzend davonsprangen und ungehinderten Blick auf meinen Oberkörper freigaben. Ich schnappte nach Luft und merkte verdattert, wie nicht nur der alte Rüpel auf meine Brüste glotzte -- die erfreulicherweise noch von einem violetten BH kaschiert wurden -- sondern auch ein weiterer Kerl, der soeben den Mittelgang hinunterlief, der dann aber rasch wegschaute und seinen Schritt beschleunigte. Was eine scheiß Memme!

Mir riss der Geduldsfaden. Eigentlich war ich nicht für spontane Gewaltanwendung, doch in einem Fall wie diesen, war sie ganz und gar integer und gerechtfertigt wie ich befand. Ich hatte dem verstockten, grantigen und taktlosen Alten mehr als genug Mäßigung entgegengebracht, jetzt aber, war das Maß voll!

Ich nahm die rechte Hand von seinem Unterarm, ballte sie zur Faust und hieb sie ihm fest auf seine breite, knollige Nase.

Ein schmatzendes Geräusch folgte und sofort spritzte ihm Blut aus den Nasenlöchern. Er stöhnte mindestens ebenso schmerzhaft wie überrumpelt auf. Aus geweiteten Augen starrte er mich an, ich konnte nicht sagen, ob aus Überraschung oder Entsetzen. Ich war aber noch nicht fertig mit ihm!

Rasch trat ich heftig vor eines seiner Schienenbeine und während er -- wie ich vermutet hatte -- seine Standhaftigkeit einbüßte, fegte ich mir seine zudringlichen Hände vom Leib. Geschickt schlängelte ich mich aus meinem Sitz hinaus auf den Korridor und versetzte ihm dann noch seitlich einen wuchtigen Stoß, welcher ihn zurück in seine Fensternische stürzen ließ. Er gab sich nicht die Blöße zu schreien, lediglich ein Ächzen entrang sich seiner Lunge, ehe es polterte und die alte Pestzecke zwischen den Lehnen verschwand. Ich dachte nicht daran, mich erneut mit ihm anzulegen, dafür war mir dieser verkalkte Depp viel zu egal und mir meine Zeit viel zu kostbar. Nicht mal eine Verwünschung hatte ich noch für ihn übrig. Ich wollte nur schnell weg, bevor es ausuferte zu einer echten Komplikation, die ich nun wirklich nicht gebrauchen konnte.