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Ein Tag im Leben ... (SoR 16)
8.8k Wörter
4.21
41k
2
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(The story of Rory -- Teil 16)

Der gruselige Morgen ist vergessen. So schlimm war es ja auch letztendlich gar nicht. So empfinde ich jedenfalls, auch wenn ich nicht gerade an alles gerne zurückdenke. Tue ich aber auch nicht. Mir geht´s ganz gut, auch weil ich entspannt bin bzw. druckfrei. Es ist große Pause und wie fast immer kaufe ich mir einen Kakao. Gerade will ich auf den Schulhof gehen, als mich diese Italienerin, Rafaela, aus der Parallelklasse anquatscht.

„Hey, du!" ruft sie und es hört sich zornig an.

Ich gucke. Was will die denn?

„Glaubst du, du bist was Besseres?" blafft sie los.

„Hä?"

„Du denkst wohl, du bist der Tollste!"

„Häää?" Hat die noch alle? Letztens war sie noch richtig witzig!

„Glaubst du, du kannst andere fertig machen und kommst so einfach davon", schimpft sie.

„Hä? Wie? Wen soll ich fertig gemacht haben?" frage ich zickig zurück, versuche cool zu bleiben, bekomme aber tatsächlich ein sehr ungutes Gefühl in meiner Magengegend. Immerhin klang das wie eine Drohung!

„Mich verarschst du nicht", zischt sie und zeigt mit ihrem Zeigefinger auf mich. „Du Kind!"

Was meint die blöde Kuh denn? Die sucht wohl Streit!

Da habe ich aber nun wirklich keine Lust zu. Schon gar nicht mit der. Schnell weg! Ich ignoriere sie und gehe weiter Richtung große gläserne Hoftür schnurstracks auf ein Grüppchen Mädchen zu. Große Mädchen, die ich nicht weiter beachte. Die Italienerin bereits wieder aus meinem Kopf verdrängt lege ich meinen Kopf in den Nacken und versuche ein kleines Loch in den Becherboden zu knabbern. Jemand schubst mich und es klappt nicht.

„Hey, pass auf, wo du hingehst, du Ire oder besser Irrer", schimpft mich abermals jemand an.

Die Mädchen stehen vor mir. Gesprochen hat die Blonde, mit der ich mich mal gekloppt habe. Ich will auch sie ignorieren und gehe weiter, als sie mich am Arm packt.

„Hey, Riesenpimmel", schimpft sie und die anderen Mädchen kichern, „ich red mit dir."

Sofort reiße ich wütend meinen Arm los. „Aber ich nicht mit dir."

Riesenpimmel? Die kriegt gleich was auf die Fresse!

„Lasst ihn lieber!" höre ich auf einmal Rafaela hinter mir sprechen. „Der gibt sich nicht mit jeder ab. Er ist was ganz Besonderes."

„Was Besonderes?" höhnt die Blonde. „Der ist doch strunzendoof, unser Nachhilfeschüler."

„Verpiss dich!" zische ich.

„Wer? Ich oder sie?" stellt sich das blonde Mädchen doof und zeigt auf Rafaela. „Oder wen meint die Hohlbirne?"

„Verpisst euch alle!"

„Hey, Moment mal", mischt sich jetzt ein weiteres Mädchen ein und auch die anderen fangen an zu meckern.

Schnell weiter, Rory! Das sind zu viele!

„Du solltest besser nicht so frech sein", droht die Blonde.

„Sonst was?" blaffe ich zurück und mache auf mutig.

„Sonst zieh ich dir die Hose runter und mache einen Knoten in dein Ding."

Allgemeines Mädchengelächter.

„Sehr lustig", tue ich gelangweilt.

„Das wirst du schon sehen", sagt sie so trocken, dass ich Angst bekomme.

Ich schnaufe trotzdem verächtlicht, gehe aber schnell weiter und drängele mich an anderen Schülern vorbei auf den Pausenhof. Mir ist mulmig zumute. Prüfend schaue ich durch die Glasscheiben zurück. Rafaela steht bei den Mädchen und sie unterhalten sich.

Scheiß Mädchen! Die können mich alle mal!

Alle zum Kotzen!

Vielleicht sollte ich schwul werden?

Ganz kurz denke ich an diese Möglichkeit bis es mich schüttelt vor Ekel. Uarh, ne!

Es gibt ja noch Frauen ... mit Rundungen! Die sind wenigstens lieb!

Nach der Pause gehe ich mit anderen Jungs zusammen zum Klassenraum, damit ich nicht wieder angemacht werde. Im Unterricht male ich gelangweilt kleine Männchen auf den Tisch und sehe aus den Augenwinkeln, dass sich Sonjas Arm mal wieder entsprechend bewegt. Verärgert verfolge ich es, mache aber sonst nichts. Auch, als ihre Hand in ihrer Hose verschwindet.

So sind Mädchen eben!

Befummel dich doch, du Asitante!

Matschfresse!

Fettbirne!

Ihre Hand macht eindeutige Bewegungen in der Hose. Ich glaube, gleich platze ich.

Du hast sie doch auch schon angegrabbelt!

Das war ... ein Versehen!

Heuchler!

Blödsinn! Einmal ist keinmal!

Ich schaue zu Maria, die im Gegensatz zu mir den Unterricht verfolgt. Sie achtet nicht auf Sonja. Mit den Zähnen an der Innenseite meiner Unterlippe kauend schaue ich wieder in Sonjas Schoß.

Diese Asifresse!

Kranke Leichenfratze!

Wichst sich im Unterricht! Wehrt sich nicht mal, wenn es ein anderer tut! Eindeutig krank!

Die macht bestimmt alles!

Lässt sich befummeln!

Wahrscheinlich macht sie es auch umgekehrt!

Dummerweise schwillt mein Penis an, was mich ärgert.

Ich würde mich nie von der anfassen lassen! Und schon gar nicht im Klassenzimmer!

Verstohlen und möglichst unauffällig gucke ich trotzdem zu, wie es sich Sonja macht. Dann spähe ich durch den Raum. Alle verfolgen einigermaßen den Unterricht. Keiner kümmert sich um uns hier hinten in der letzten Reihe. Selbst Carsten schaut nicht her, nur mit schweren Lidern zum Lehrerpult. Sein Kopf wackelt leicht vor Müdigkeit.

Dieser Dummkopf! Rafft nix, wenn man ihm nicht hilft! Sein Pech!

Mein Blick fällt wieder in Sonjas Schoß, auf ihre Hose, in der sich kaum sichtbar ihre Hand bewegt. Da hatte ich meine Hand auch schon drin. Meine Hose drückt im Schritt.

Das ich das gemacht habe!

Ein bisschen spannend war´s ja!

Trotzdem hört die jetzt damit auf!

Entschlossen greife ich unterm Tisch Sonjas Handgelenk und ziehe ihre Hand vorsichtig aus ihrer Hose. Sie lässt es anstandslos zu, schaut mich nicht mal entrüstet oder so an. Wie leblos hängt die Hand runter. Seltsam!

Und nun?

Jedenfalls wird sie sich jetzt nicht mehr befummeln!

Was mache ich mit der Hand?

Wie widerstandslos die alles zulässt! Eine Tooooteee ...

Ein Stuhl knartscht. Schnell schaue ich auf. Der dicke Sven hat aber nur seinen fetten Arsch bewegt. Alle anderen Schüler sind in Tagträume verfallen oder kümmern sich um irgendwelche Dinge. Weiß nicht. Jedenfalls guckt keiner. Sonjas Arm wird schwer. Ohne unter den Tisch zu gucken lege ich ihn ab. Ein schneller Blick zu Maria, dann spüre ich einen leichten Druck gegen meinen Penis. Jetzt linse ich doch mal nach unten. Sonjas Hand liegt genau auf meiner Beule. Jetzt schlägt mein Herz schneller. Sonja tut nichts. Sanft lege ich meine Hand auf ihre und drücke etwas fester.

Das die das mitmacht!

Soll ich vielleicht mal meine Hand bewegen und ihre so gleich mit?

Dann würdest du sie ausnutzen, benutzen!

Ja, nein, stimmt, das mache ich nicht! Aber die würde es bestimmt zulassen!

Fragend schaue ich zu Sonja und sehe doch nur ihre fettigen langen Haare. Ich bekomme Gewissensbisse, obwohl mich die Situation anmacht. Mit einer raschen Bewegung lege ich ihre Hand wieder auf ihre Beine. Plötzlich dreht sich ihr Kopf, ganz langsam und sie guckt mich doch tatsächlich an.

Hupsa! Was will sie denn?

Ihre Augen sind immer noch dunkel umrändert, besonders unter den Augen. Es sieht beinah so aus, als hätte sie auf beiden Seiten Veilchen. Ich wage sie aber nicht anzumachen, da ich sie eben benutzt habe, was ich aber normalerweise wohl jetzt getan hätte. Sie wirkt fast so, als ob sie sich fragen würde, warum ich ihre Hand wieder zurückgelegt hätte. Wortlos drehe ich mich nach vorne und höre dem Lehrer zu. Es dauert nicht lange bis ich ebenfalls in Tagträume verfalle.

-

Nach der Schule schlurfe ich in unserem Treppenhaus die Stufen hoch. Auf dem Weg zum zweiten Stock bleibe ich stehen und gucke nach oben. Eine Frau, die ich nicht kenne, macht gerade die Treppe. Sie bückt sich zu den Stufen runter und hat ihrem großen Hintern zu mir gedreht.

Hm!

Automatisch verlangsame ich mein Tempo, um der Frau länger auf den Arsch schielen zu können. Als ich auf ihrer Höhe bin grüße ich, wie das hier im Haus so üblich ist. Dazu muss ich sagen, dass ich anfangs, als wir hierhergezogen sind, nicht gegrüßt habe, weil ich mir dabei zu doof vorkam. Dann hatten sich aber Nachbarn bei meiner Mutter beschwert und seitdem habe ich es mir angewöhnt.

„Tag."

Die Frau schaut mich mit einem sehr breiten Mund grinsend an und grüßt freundlich zurück. „Ah, guten Tag."

Der Mund macht sie aber nicht hässlich. Sie ist nur etwas alt. Schon runzlig im Gesicht. Älter als meine Mutter. Sonst aber sympathisch auf den ersten Blick. Freundlich. Ihre hellroten Haare erinnern mich etwas an eine meiner Tanten in Irland, obwohl Caitrionas Haare nicht so hell sind. Die putzende Frau scheint allerdings keine besonders gute Figur zu haben, aber eben einen großen Hintern und leicht verschlafen blickende Augen.

„Na, wer bist denn du?" fragt sie neugierig und richtet sich auf.

„Ähm, Brian von oben", antworte ich und unweigerlich muss ich an Karlsson vom Dach denken. Zu meinem Nachnamen muss ich noch sagen, dass ich ihn Breiähn ausspreche.

„Ach, habe ich gelesen, als ich eingezogen bin. Ist das ein englischer Name?"

„Ja, ähm, nein, ein irischer, ääh, ne, englisch, eigentlich, aber der Name ist irisch. Nur englisch ausgesprochen", stammele ich.

„Irisch! Interessant", sagt sie und hält mir ihre Hand hin. „Mein Nachname ist Singh. Nur damit auch du bescheid weißt."

Sing? So, so! Dann sing doch mal was!

Leicht grinsend gucke ich auf ihre alte Hand. Die Nägel sind lang und sauber, aber bereits etwas gelblich oder eher orange. Ich schlage ein und fühle, wie weich sie ist. Zu weich. Das mag ich nicht. Irgendwie fühlt die Frau sich richtig alt an.

„Brian von oben, sei vorsichtig, die Treppe ist nass."

Sie hat recht. Die Stufen glänzen. Artig nehme ich zwei Stufen auf einmal, um nicht sofort alle gesäuberten Stellen auf einmal wieder zu beschmutzen und verabschiede mich: „Tschüss."

„Tschüss."

Die restlichen Treppen gehe ich ebenfalls mit großen Schritten hinauf. Oben angekommen will ich gerade aufschließen, als mir etwas einfällt. Ich erschrecke gerne andere. Auch meine Mutter. Selbst wenn ich dafür einen Anschiss von ihr bekommen könnte. Entsprechend versuche ich so leise wie möglich die Wohnungstür aufzuschließen. Vielleicht ist sie ja schon da! Zurzeit ist das für mich schwer vorherzusagen, da sie unregelmäßig nach Hause kommt.

„So ziemlich."

Ah, Glück! Das ist die Stimme meiner Mutter. Sie telefoniert in der Küche.

Vorsichtig schließe ich die Tür wieder und lasse sie leise einrasten. Hat sie was gehört?

„Nein, er ist ja nun kein Kind mehr", brabbelt sie wieder.

Beruhigt schleiche ich den Flur entlang, da sie scheinbar nichts gemerkt hat. *hi, hi*

„Einerseits schon. Ruairi hat..." Ihre Stimme stoppt und ich auch.

Ruairi? Die redet über mich! Nicht mehr lange! *he, he*

„Nein. Nein, ganz sicher."

Aus Vorfreude muss ich mir die Hand vor dem Mund halten um nicht loszulachen.

„Würdest du?"

Hm? Was würde wer tun?

Neugierig lausche ich jetzt etwas, bevor ich in die Küche springe. Meine Mutter scheint jetzt aber dem an der anderen Leitung nur noch zuzuhören. Sie holt gerade Luft, um wieder zu sprechen, als ich in den Raum hüpfe.

„WAAAAAAAAHHHHH!"

Mit Hörer am Ohr schreckt meine Mutter fürchterlich zusammen. Schreckensstarr blickt sie mich an. Ihre Augen sind so geweitet, als ob sie einen Geist sehen würde.

Oh, das war wohl zu gut gelungen! Gleich gibt´s ein Donnerwetter!

Doch sie schweigt, hält sich nur am Hörer fest und starrt.

Hä? Kein Gemecker?

„Na, haste dich erschreckt?" frage ich überflüssigerweise, um die Situation etwas zu entspannen, da mir meine Mutter irgendwie zu komisch vorkommt.

Ihr wird doch nicht das Herz in die Hose gerutscht sein! Nicht der!

Aber es wirkt beinah so. Eigentlich müsste sie mir jetzt den Kopf abreißen!

Eine Stimme redet an der anderen Leitung. Zu undeutlich für mich, um sie zu verstehen. Meine Mutter reagiert jetzt aber wieder.

„Das war Ruairi", spricht sie in die Muschel.

Jetzt schweigt die andere Stimme.

„Wer issen das?" will ich wissen und versuche so zu tun, als ob wieder alles in Ordnung sei, da ich ein ungutes Gefühl wegen meiner scheinbar extrem gut gelungenen Überraschung habe. Irgendwie fühle ich mich schuldig. Auf dem Herd steht ein Topf mit Deckel.

„Heike."

„Heike?" Ich gehe zu meiner Mutter, beuge mich vor und halte meinen Mund an die Sprechmuschel. „Hollo, hollo, hollo, Hoikö", grüße ich mit verstellter Stimme hinein und bemerke nicht, wie meine Mutter von ganz Nahem mein Gesicht fixiert.

„Hi, Rory", grüßt mich Heike so laut zurück, dass ich es verstehe.

Ich schaue zur Seite in das Gesicht meiner Mutter, das mir in diesem Moment so nah ist, dass sich unsere Nasen beinah berühren. „Hast du was gekocht?" frage ich und erkenne ihre kleinen Krähenfüße und schaue kurz auf ihre Nasenspitze, die nicht ganz spitz ist, obwohl sie eine schlanke, hübsche Nase hat. Aber die Nasenspitze selbst ist ein klein wenig rundlich. Ändert aber nix an ihrem guten Aussehen.

„Milchreis."

Miiiiilchreis! Ich liiiiiebe Milchreis!

„Ui, ui, ui", mache ich und tänzele schnell zum Topf. Sofort klatsche ich mir das Zeug schaufelweise auf einen großen Suppenteller. Gesüßt ist der Reis schon.

„Zimt ist im Schrank", sagt Mama.

Ich hole ihn, setze mich an den Küchentisch, verteile mit einem großen Löffel sorffältig eine dünne Schicht Zimt auf den Milchreis und vermische alles. Während ich umrühre, schaue ich zu meiner Mutter. Sie hält immer noch den Hörer in der Hand und beobachtet mich.

„Was denn?" frage ich jetzt.

„Nichts", antwortet sie so trocken, dass es mich etwas verwundert.

Was soll´s?

Der Milchreis ist kalt, schmeckt aber auch so sehr lecker. Ich beginne zu essen und schlinge mir esslöffelweise den Milchreis in den Schlund. Ab und zu nehme ich einen besonders vollen Löffel, reiße meinen Mund weit auf, schiebe ihn hinein und ziehe ihn wieder heraus. Dabei lutsche ich die obere Schicht Reis ab. Mit Pudding oder Eis geht das auch gut. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, dass sich Heike und Mama nicht mehr richtig unterhalten.

„Ihr könnt ruhig weiterquasseln", erlaube ich großzügig.

„Lass es dir schmecken", sagt meine Mutter nur.

„Ging´s um mich?" frage ich und schaue auf meinen beinah leeren Teller. Ist das lecker! Ohne eine Antwort wirklich zu erwarten esse ich weiter. Der Milchreis ist wichtiger.

„r-o-r-i-l-e-i-n..." höre ich Heike leise auf der anderen Seite durch den Hörer rufen.

Schnell stecke ich mir den letzten Rest in den Mund und stürze zum Hörer. „Verrats mir! Was kriege ich zum Geburtstag?" rufe ich laut hinein. Mit Heike kann man das machen. Die ist locker drauf und ich kann sie gut leiden.

„Du hattest doch erst", brabbelt meine Mutter wie geistesabwesend.

Oh, Mann! Was ist denn los mit der? Versteht die meinen schlechten Scherz nicht? Mir ist schon klar, dass ich erst Geburtstag hatte. Anfang Juli.

„Rory, lass Brianna mal allein. Wir haben was zu besprechen", höre ich Heike.

„Über mich?" will ich wissen.

„Frauenthemen", antwortet Heike.

Oh, Frauenthemen! Schnell weg!

„Okay, tschüss dann:"

„Tschüssi, Rory."

Ein letztes Mal gucke ich prüfend auf meine Mutter. Sie schielt mich aus den Augenwinkeln an.

Ist die seltsam!

-

Die Straßenbahnhaltestelle ist voll. Angespannt schaue ich mich um, da ich keine Fahrkarte habe. Ich spar mir lieber das Geld. Schwarz fahren ist gar nicht so schwer. Man muss nur den Blick für die Kontrolleure haben. Außerdem wird die Bahn sehr voll und da kommt dann eh keiner mehr durch. Hoffentlich bekomme ich noch einen Sitzplatz!

Die Bahn kommt und ich drängele mich an der Haltestelle zwischen den Leuten nach vorne, um möglichst genau vor einer Tür zu stehen, wenn die Bahn hält. Sie kommt näher und jemand drückt mich von hinten, aber ich halte dagegen. Die Straßenbahn rollt randvoll an mir vorbei und hält tatsächlich so günstig, dass sich genau vor mir eine Tür öffnet. Menschen steigen aus. Einige nölen, weil ich ein bisschen im Weg stehe. Macht aber nichts. Kaum sind alle raus, die raus wollten, sprinte ich in den Wagen, blicke mich schnell um und siehe da, der kleine Rory hat mal wieder Glück. Ein Einzelsitzplatz lacht mich an, obwohl noch ein paar Menschen stehen. Selbst Schuld! Mit Schwung setze ich mich schnell hin. *he, he*

Bin ich ein Glückspilz!

Zufrieden schaue ich zu dem besetzten Sitzplatz mir gegenüber, der mir zugewandt ist und verziehe angeekelt mein Gesicht. Darauf sitzt ein dicker Mann im gelben Friesennerz mit Glatze, auf der ein paar dünne fettige Strähnen quer rübergekämmt sind. So weit noch nicht mal schlimm, aber eine dicke fette grüne Raupe kraucht aus seinem linken Nasenloch bis zur Oberlippe und sein Mund steht weit offen. Ich kann hineinsehen auf seine wenigen verfaulten Zähne. Er wirkt wirr im Kopf und blickt mich an. Iiiiiihhhhh!!!

Super, Rory, du Glückspilz! Kein Wunder das sich niemand auf diesen Platz gesetzt hat!

So ein Mist! Und nun? Was mache ich denn jetzt mal?

Steh auf und stell dich wieder hin!

Das könnte der Mann aber merken!

Na und!

Ich weiß nicht! Er könnte denken, dass ich wegen ihm aufstehe!

Das solltest du auch! Schleunigst!

Ich ... kann das nicht!

Verzweifelt lasse ich die Schultern hängen und bleibe sitzen. Immer wieder muss ich unfreiwillig auf den dicken fetten Schnodder gucken. Ein Blickfänger. Ekelig. Automatisch halte ich eine Hand vor meinem Mund, schaue aus dem Fenster und verdrehe meine Augen.

Mist!

Die Straßenbahn rattert laut Richtung Innenstadt. Leider bleibt der widerliche Mann so lange auf seinem Platz sitzen bis ich endlich ankomme. Ein Gefühl der Befreiung durchläuft mich, als ich aussteige.

Am Hauptbahnhof schaue ich auf die große Bahnhofsuhr. 15:12 Uhr. Verspätung. Ich muss mal wieder rennen. Wie fast immer. Mache ich aber gar nicht gerne. Abgemacht war aber um drei und da die Frau mit den grauen Schuhen nicht wissen kann, dass ich grundsätzlich zu spät komme, wird sie wohl auch nicht groß auf mich warten. Wenn sie denn überhaupt erscheint?

Ja, genau! Was denke ich mir eigentlich?

Was habe ich mir gedacht?

Das war eine Verabredung innerhalb von Millisekunden und ich selbst habe nur durch Zufall heute daran gedacht! Die wird wahrscheinlich gar nicht kommen!

Wie ein Irrwisch schieße ich trotzdem aus der Straßenbahn an allerlei Menschen vorbei, bucke hin und wieder bei einigen leicht an und erreiche mit Seitenstechen und heraushängender Zunge Kaufhof. Mit offenem Mund atme ich tief Sauerstoff ein und stemme meine Hände in die Seiten.

Uff! War ich schnell!

Mein Herz klopft heftig und nicht nur durch das Laufen. Jetzt habe ich tatsächlich ein wenig Muffensauen. Was, wenn die wirklich hier ist?

Keuchend schaue ich mich um, sehe die Frau nicht.

Pech gehabt, Rory!

Ja, ich Dummkopf! Was habe ich mir nur gedacht? Wie konnte ich mich mit der Frau nur verabreden?

Ich puste tief aus, komme langsam wieder zu Atem.

Na ja, dann kann ich ja jetzt wieder gehen!

Angenervt wegen meiner Dusseligkeit, da ich den ganzen Weg in die Stadt umsonst gemacht habe und zu dem den Rotzkönig ertragen musste, schaue ich in die Menschenmenge. Vielleicht habe ich sie ja übersehen! Bei den vielen Leuten!

Vielleicht ist sie aber auch im Kaufhaus?

Das war aber nicht abgemacht!

Vielleicht sucht sie dich dort?

Hm? Na gut!

Ich prüfe meine Vermutung nach, indem ich durch die Glastüren gehe und sofort wieder umdrehe.

Nicht da!

Glaube ich! Oder?

Ach, was weiß ich? Egal!

Verärgert über mich selbst schlendere ich durch die Fußgängerzone auf eine Brüstung zu und schaue runter in eine Unterführung, die die Fußgängerzone von der Stadtmitte bis Hauptbahnhof unterhöhlt. Ich lasse meinen Oberkörper etwas rüberhängen, aber auch nicht zu viel, da ich nicht Schwindelfrei bin. Meine Haare fallen nach unten um mein Gesicht herum und bilden praktisch eine große Scheuklappe. Ich beobachte sie aus den Augenwinkeln. Sind lang geworden! Ein wenig bewege ich meinen Kopf und lasse sie baumeln. Dann gucke ich wieder runter. Dort unten sind auch allerlei Geschäfte. Ein Laden mit Süßigkeiten ist direkt unter mir, nur auf der anderen Wegseite. Bonbons und Lutscher und so leuchten in den verschiedensten Farben. Es duftet bis hier hoch. Minze, glaube ich. Mein Mund wird wässerig. Grübelnd denke ich an mein allererstes Date, dass ich mich das getraut habe und das doch so schnell im Sand verlaufen ist.