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Deus ex machina Teil 05

Geschichte Info
Jagdfieber.
8.2k Wörter
4.7
34.6k
10

Teil 6 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 07/16/2015
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Kapitel 6 -- Jagdfieber

Selen huschte auf leisen Sohlen katzengleich über die Dächer des Häuserblocks. Während sie sich ihrem Ziel näherte, lud sie via Intercom dreidimensionales Kartenmaterial der Umgebung herunter.

Sie überlegte, ob sie aus dem Basisschiff Drohnen herbeiordern sollte, verzichtete aber darauf, da es zu lange dauern würde, bis diese den Ort des Geschehens erreichten.

Als sie einen Beobachtungspunkt gefunden hatte, von dem aus sie das Areal rund um das Haus von Mr. Pratt perfekt observieren konnte, aktivierte sie neben der bereits eingeschalteten Nachtsicht ihre Thermal- und Bewegungsdetektoren. Anschließend ließ sie ihren Abhörlaser über die Fensterflächen streichen.

Es dauerte eine geraume Zeit und sie musste mehrfach ihren Standort wechseln, aber schließlich fand sie, wonach sie gesucht hatte. In einem der Häuser, die Pratt´s Domizil schräg gegenüberlagen, wurde im dritten Obergeschoß von mehreren Personen eine Unterhaltung auf Likianisch geführt.

Die Androidin beschloss, erst einmal eine Weile zu horchen. Vielleicht konnte sie ja interessante Informationen in Erfahrung bringen, außerdem war es auf diese Weise möglich herauszufinden wie viele Personen sich dort aufhielten.

Die Likianer unterhielten sich gerade darüber, wie lange es noch dauern würde, bis ihr Einsatz begann und wo sich ihre Ziele wohl gerade befanden. Offenbar waren sie ungeduldig.

Aus den Gesprächen und Geräuschen schlussfolgerte Selen, dass sich mindestens sechs Subjekte in den Räumlichkeiten befinden mussten. Man wollte wohl keinerlei Spielraum für Eventualitäten mehr offen lassen nachdem der Angriff mit den Gleitern schief gelaufen war.

Selen fluchte leise.

Vermutlich waren die Anwesenden Soldaten oder Söldner, bis an die Zähne bewaffnet und bestens ausgerüstet. Und sie waren einsatz- und kampfbereit, daher entfiel das Überraschungsmoment. Eigentlich hatte sie gehofft, dass es sich um eine kleinere Gruppe handelte und sich die Möglichkeit ergab, sie unauffällig auszuschalten, aber das konnte sie nun vermutlich vergessen.

Sie spielte verschiedenste Strategie-Szenarios mit Wahrscheinlichkeitskalkulationen durch, aber fast alle hatten zum Ergebnis, dass es laut und hässlich werden würde.

Die Androidin bedauerte nun, dass sie nicht mit Narkosegas ausgestattet war. Das hätte die Sache stark vereinfacht, da sie dann einfach die Wohnung, in der sich ihre Gegner befanden, damit hätte fluten können.

Verschiedene Arten von Gift konnte sie zum Einsatz bringen, aber die setzten alle voraus dass sie freie Schussbahn für ihre Projektile hatte oder sich im Nahbereich ihrer Gegner befand.

Einige potentiell leisere und unauffällige Angriffsvarianten gab es dennoch und sie beschloss, diese so weit wie möglich zu realisieren.

Als erstes suchte sie auf dem Dach einen Zugangspunkt für die elektronische Steuerung des Hauses. Da sie diesen nicht fand, vermutete sie, dass er sich vermutlich im Kellergeschoss befand.

Das war ärgerlich.

Aber sie entdeckte etwas anderes. Und zwar, dass es noch einen weiteren Gegner gab, der es sich direkt in ihrer Nähe mit einem Sniperlasergewehr auf dem Dach des benachbarten Hauses bequem gemacht hatte.

Der einzige Grund, warum er sie nicht bemerkt hatte, war, dass er fortwährend durch sein Zielfernrohr die Straße observierte.

Ihre eigene Position war nur wenige Meter von ihm entfernt.

Wie hatte ihr das entgehen können?

Vermutlich lag es daran, dass sie zu wenig echte Kampferfahrung im Feld besaß.

Umgehend scannte sie die oberen Bereiche der anderen umliegenden Gebäude und fand tatsächlich, in einiger Entfernung, einen weiteren Scharfschützen.

Damit erhöhte sich die Gesamtanzahl der Gegner auf acht. Dieser Umstand erforderte es ihre vorherigen Optionen erneut zu überdenken.

Die Androidin fragte sich, ob die beiden wohl in regelmäßigen Zeitintervallen per Funk eine Statusmeldung an ihre Mitstreiter im Haus sendeten?

In diesem Fall musste sie, sobald sie sie ausgeschaltet hatte, schnell handeln. Sie beschloss, erneut erst einmal abzuwarten um sich ein Bild über die Abläufe zu verschaffen.

Sie hatte Zeit.

Es würde noch knapp zweieinhalb Stunden dauern, bis die künstliche Sonne aufging.

Zudem vermied eine gründliche Analyse der Situation und ein besonnenes Vorgehen Fehler.

Selen stellte sämtliche Sensoren auf Maximum und verharrte in ihrer Position. Um die Wartezeit zu nutzen, entwarf sie neue potentielle Szenarios.

Eine denkbare Alternative war ein Ablenkungsmanöver. Es konnte die Mannschaft aus dem Haus ins freie Gelände locken und dort standen ihre Chancen wesentlich besser.

Sie spähte zur Straße hinunter und entdeckte dort einige parkende Gleiter. Das eröffnete neue Möglichkeiten.

Das Gerüst eines Plans reifte in ihrem kybernetischen Gehirn. Die einzige Unwägbarkeit war bei dieser Variante, ob die Likianer das Gebäude verließen oder sich darin verschanzten. Die Wahl die sie treffen würden entzog sich natürlich ihrer Kontrolle, aber vielleicht konnte sie ihre Gegner ja bei der Entscheidungsfindung ein wenig in die richtige Richtung schubsen.

Sie hackte sich in die Bordcomputer von drei Gleitern ein, bis sie Zugriff auf die wichtigsten Funktionen hatte. Dies war hoch kompliziert und kostete sie fast eine halbe Stunde, aber es war vertretbar für den Nutzen, den es ihr bringen konnte.

Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass zwei der Fluggeräte vom likianische Handelskontor gemietet worden waren und somit höchstwahrscheinlich von ihren Gegnern genutzt wurden.

Selen grinste.

Das konnte von Vorteil sein.

Vor allem, falls sie in ihren Fahrzeugen fliehen wollten.

Aber nun galt es zuerst die beiden Scharfschützen loszuwerden.

Derjenige in ihrer unmittelbaren Reichweite hatte bisher sein Funkgerät noch nicht benutzt, somit konnte sie sich Zeit lassen.

Lautlos schlich sie sich von hinten an sein Versteck heran, die letzten zwei Meter jedoch legte sie auf dem Boden kriechend zurück.

Er lag bäuchlings am Rand des Daches, sein rechtes Auge klebte buchstäblich am Okular seines Zielfernrohrs.

Ständig wanderte der Gewehrlauf von links nach rechts, von oben nach unten. Von seiner Umwelt schien er überhaupt nichts mitzubekommen.

Selen fuhr einen knapp vier Zentimeter langen, spitzen Fingernagel aus und stach die vergiftete Spitze durch den Uniformstoff in seinen Unterschenkel, knapp oberhalb der Stiefel.

Das Kontaktgift wirkte in Bruchteilen von Sekunden.

Er keuchte auf, wandte suchend den Kopf zu ihr um, dann setzte auch schon die Lähmung ein.

Wenige Sekunden später spuckte er weißen Schaum aus dem Mund, dann erfolgte der Herzstillstand.

Die Androidin hatte einen Moment lang überlegt, ob sie nur Betäubungsmittel einsetzen sollte, aber da ihre Gegner, wie die Erfahrungen gezeigt hatten, definitiv Tötungsabsichten hatten sah sie keinerlei Grund für Rücksichtnahme.

Zudem war eine vollständige Terminierung wesentlich effizienter, da es die Reihen der Feinde dauerhaft ausdünnte.

Leise kroch sie davon und kletterte, auf sicheren Umwegen, zum zweiten Schützen.

Im Gegensatz zu Ersterem lag dieser nicht auf dem Bauch, sondern befand sich in einer hockenden Körperhaltung.

Erneut schlich sie sich langsam und vorsichtig von hinten an ihr zweites Opfer heran. Bevor sie allerdings nah genug an ihn herangekommen war, knarrte es, trotz aller Vorsicht, leise beim Auftreten unter ihren Stiefeln.

Blitzschnell wirbelte er herum, die Waffe im Anschlag. Die großen, milchigen, lidlosen Augen in dem hageren, weißhäutigen Gesicht blickten sie ausdruckslos an, aber sein mit spitzen Zähnen besetztes, großlippiges Maul verzerrte sich zu einer bösen Grimasse .

Nun musste es schnell gehen. Wenn er schrie oder feuerte, würden die anderen dies mit Sicherheit bemerken.

Selen sprang einen kraftvollen Satz nach vorne, ergriff den langen Gewehrlauf und entriss ihm seine Waffe. Einer Ballerina gleich verlagerte sie ihr Gewicht auf die rechte Fußspitze und kanalisierte die Sprungenergie in eine Drehbewegung.

Sein Schädel brach mit einem lauten, knirschenden Geräusch, als der Kolben seines eigenen Gewehrs knapp über seinem linken Ohrlappen einschlug.

Er war augenblicklich tot.

Durch die Wucht des Aufpralls wurde er aber, zu Selens Schrecken, nach hinten getragen und drohte vom Dach zu stürzen. Buchstäblich im letzten Moment konnte die Androidin jedoch die drohende Katastrophe mit einem beherzten Griff um eines seiner dürren Beine abwenden.

Sie zog ihn wieder auf das Dach, legte die Leiche behutsam beiseite, ergriff sein Funkgerät und machte sich zurück auf den Weg zu ihrem ersten Opfer.

Nun galt es, die übrigen Männer aus ihrem Versteck zu locken.

Selen klinkte sich in den Gleiter ein, der etwas abseits stand und nicht ihren Attentätern gehörte, startete ihn und ließ ihn per Kamera langsam eine halbe Runde um den Häuserblock drehen. An der hinteren Ecke der Straße schließlich beschleunigte sie das Gefährt und dirigierte es so, dass es gut vom Fenster der Gegner aus sichtbar sein musste.

Sie ergriff das Funkgerät, rief mit verstellter, männlicher Stimme auf likianisch laut „Kontakt, Kontakt!" hinein, riss das erbeutete Gewehr hoch und jagte in schneller Folge drei rote Lichtlanzen in die Frontscheibe des Gleiters.

Anschließend ließ sie das Gefährt schlingern und schräg in eine der Häuserfassaden krachen.

Sie hoffte, dass es für die anderen so aussah, als ob sie den Fahrer getroffen hatte.

Der Gleiter überschlug sich, rutschte auf dem Dach noch ein Stück die Straße entlang und ging schließlich in Flammen auf.

Wenn alles lief wie geplant, dann würden sie sich nun vergewissern, ob ihre Ziele beseitigt waren.

Und wenn sie sich erst auf der Straße befanden, hatte die Androidin freies Schussfeld.

Da Selens augenblickliche Position allerdings suboptimal war, wechselte sie schnell ihren Standort zu dem des ehemaligen zweiten Scharfschützen.

Von dort hatte sie den Haupteingang des Wohnhauses und die Straße bestens im Visier.

Sie hockte sich hin und wartete. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich die Türe und mehrere likianische Männer mit Waffen im Anschlag traten heraus.

Bedauerlicherweise waren es nicht alle sechs, sondern nur vier.

Nun, gut. Um die restlichen Beiden würde sie sich zeitnah kümmern müssen.

Gerade mal drei Sekunden später besaß jeder von den Vieren ein rauchendes Loch präzise in der Mitte der Stirn.

Da sie wusste, dass sie mit ihren Schüssen jetzt ihre Position verraten hatte, duckte sich Selen sofort weg und hechtete zur Seite.

Keinen Augenblick zu spät, denn zwei rote Lichtfinger fauchten durch die Luft und verbrannten Sauerstoff an genau der Stelle, wo sich gerade noch ihr Kopf befunden hatte.

Sie blieb sicherheitshalber erst einmal dort liegen.

Was sie nicht sehen konnten, war nicht zu treffen.

Sie wartete kurz, aber es blieb bei den zwei Schüssen.

Vermutlich würde nun einer, wenn nicht sogar alle beide zum Dach hoch stürmen, um nachzuschauen oder sie anzugreifen, überlegte sie.

Die Androidin hoffte, dass dies geschah, bevor sie auf die Idee kamen, per Funk Verstärkung anzufordern.

Flink spurtete sie zurück zu dem Wohnhaus, in dem sich ihre restlichen Gegner befanden.

Sie erklomm lautlos das Dach über der Türe zum Treppenhaus, hockte sich hin und lauschte.

Den Geräuschen nach schien das Glück ihr hold zu sein, denn sie hörte zwei Paar Stiefel, die die Treppe empor polterten.

Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer, mit Schnellfeuergewehren bewaffnet, stürmten hinaus.

Selen sprang.

Im Flug schossen zwei Klingen aus ihren Stiefelspitzen und bohrten sich synchron in die jeweiligen Nacken der Beiden.

Sich nach hinten abstoßend, vollführte sie einen eleganten Rückwärtssalto und landete in der Hocke.

Sie stand bereits wieder aufrecht, als die Körper ihrer Gegner tot auf dem Boden aufschlugen.

Sie hatten nicht einmal die Zeit gehabt zu erkennen, wer oder was sie angegriffen hatte.

Die Androidin fuhr ihre Klingen ein und huschte durch die Türe ins Treppenhaus.

Da sie nicht einschätzen konnte, ob sie nicht doch jemanden übersehen hatte, musste sie, um sicher zu gehen, in der Wohnung nachschauen.

Sie traf aber, wie sie es erwartet hatte, niemanden mehr an.

Nun musste sie sich beeilen, bevor die Stationswache und/oder Verstärkung ihrer Feinde eintraf.

Der Vorfall war mit Sicherheit nicht unbeobachtet geblieben.

Auf der Straße brannte ein Gleiter lichterloh und überall lagen Leichen herum.

Auf geradem Weg durch die Eingangstür zu Simon zu gelangen war im Augenblick undenkbar, daher entschloss sie sich, ihn auf einem etwas unkonventionelleren Weg aufzusuchen.

Sie spurtete zurück auf das Dach, nahm Anlauf, beschleunigte und sprang mit hoher Geschwindigkeit vom Rand in Richtung des Hauses von Simon Pratt.

Da sie jedoch alleine mit dem Sprung nicht die gesamte Straßenbreite würde überqueren konnte, zündete sie für einen kurzen Augenblick die Mikro-Antigravtriebwerke, die sie in ihre Stiefel eingearbeitet hatte.

Dieser Zusatzschub reichte perfekt aus, um sie sicher und sanft landen zu lassen.

Sie sah sich um.

Auch hier gab es eine Türe, die nach unten führte, aber sie war, wie die Androidin feststellte, verschlossen. Das Schloss war allerdings nur mechanisch und nachdem sie es mit ihrem Handlaser auf niedriger Stufe zu Schlacke geschmolzen hatte, vermochte sie den Zugang problemlos zu öffnen.

Sie scannte die Umgebung auf elektronische Überwachungsgeräte, konnte aber keine aktive Alarmanlage feststellen.

Vorsichtig und lautlos betrat sie die Treppe, die nach unten führte.

Sie führte, im Gegensatz zu dem Gebäude gegenüber, direkt hinab in eine große, edel eingerichtete Atelierwohnung.

Es war dunkel, aber das störte sie nicht, da sie ja immer noch ihre Nachtsicht aktiviert hatte.

„Hände hinter den Kopf und keine Bewegung!", hörte sie in diesem Augenblick eine männliche Stimme schräg hinter sich, kurz nachdem sie die letzte Stufe verlassen und den teuren Parkettboden betreten hatte.

Sie verfluchte erneut ihre mangelnde Kampfpraxis und ihre fehlende Vorsicht.

Sie hätte den Bereich erst auf Lebensformen scannen müssen, darauf aber verzichtet, da sie in diesem Gebäude keine Gefahrenquelle erwartet hatte.

Da sie aber das Intercomgespräch ihres Kommandanten mitgehört hatte, erkannte sie den Sprecher.

„Mr. Pratt?", fragte sie, in ihrer Bewegung verharrend und die Hände hebend.

„Ich bin Mae Swanson, die Assistentin von Mr. Dillinger. Entschuldigen Sie bitte mein gewaltsames Eindringen. Es gab leider keinen anderen Weg, um sie zu kontaktieren."

„Drehen Sie sich vorsichtig um und machen sie keine Dummheiten."

Selen erinnerte sich daran, dass ihre Haut- und Augenfarbe noch abgedunkelt waren.

So durfte er sie nicht sehen!

Zum Glück war es noch dunkel.

Schnell versetzte sie sich wieder in ihren Normalzustand und drehte sich anschließend betont langsam zu ihm um.

„Computer - Licht!"

Überall in der Penthouse-Wohnung flammten Leuchtkörper auf.

Selens Rezeptoren, die noch auf Nachtsicht eingestellt waren, brauchten leider einen kurzen Augenblick um sich umzustellen.

In dieser Zeit war sie blind.

Als sie wieder klar sehen konnte erblickte sie Simon den Schönen vor sich.

Er hielt einen schweren Gemini-Blaster in seiner rechten Hand und sah äußerst entschlossen aus, ihn im Bedarfsfall auch zu benutzen.

Diese Waffe war in der Konföderation der vereinten Planeten eigentlich streng verboten, wusste sie aus ihren Datenbanken.

Sie entwickelte einen breit gefächerten Energieimpuls mit knapp 35.000 Joule, der alles bis zu einer Entfernung von zehn Metern buchstäblich pulverisierte.

„Können sie sich ausweisen, Mrs. Swanson?"

„Im Augenblick leider nicht, Sir."

„Und wie soll ich ihnen dann glauben, dass sie sind, wer sie sind?"

„Eine gute Frage. Sir."

Selen überlegte kurz und antwortete:

„Sie haben uns vom Raumhafen von einem ihrer Angestellten abholen lassen, einem rothaarigen Mann namens Oliver. Unser Fortbewegungsmittel war ein goldfarbener Gallardo, der inzwischen leider nur noch ein Wrack ist, da wir auf dem Weg zu ihnen auf einer Schnellspur angegriffen wurden. Das Kennwort, welches sie Mr. Dillinger nannten, lautete Nebula. Reichen ihnen diese Informationen?"

Der Weißhaarige zögerte kurz, ließ dann aber die Waffe sinken.

„Das muss es wohl. Wo ist Greg?"

„Er ist untergetaucht und wartet in der Nähe auf mich. Im Augenblick ist die Lage hier sehr gefährlich."

Der Greis nickte.

„Ja, so scheint es. Was ist aus meinem Chauffeur geworden?"

„Er ist leider verstorben, Sir. Ein Laserschuss unserer Verfolger hat ihn mitten in den Hinterkopf getroffen."

„Verdammt! Er war ein netter Kerl. Zwar nicht der Hellste, aber immer sehr zuverlässig."

„Ja, Sir. Den gleichen Eindruck hatten wir auch."

Simon musterte sie mit seinen stechenden, grauen Augen.

„Und was war da draußen los?" Er deutete mit dem Blaster in Richtung Straße.

„Man hat versucht uns aufzulauern, Sir."

Der alte Mann kicherte.

„Ist anscheinend bei einem Versuch geblieben..."

„Ja, aber sie werden wiederkommen. Dann vermutlich mit noch mehr Männern. Die Stationswache wird vermutlich ebenfalls jeden Augenblick hier eintreffen."

„Also ist es hier nicht mehr sicher, oder?"

„Ich fürchte -- nein, Mr. Pratt."

„Verflucht! Aber irgendwann musste es ja mal so weit kommen. Diese verdammten Fischaugen sind sehr nachtragend."

„Dann werden wir jetzt erst einmal Ihren Brötchengeber abholen und anschließend in mein Geheimversteck fliegen. Können Sie einen Gleiter steuern?"

„Ja, Sir."

„Gut."

Simon griff in seine Tasche, holte einige Magnetkarten hervor, wählte eine aus und warf sie ihr zu.

„Dann kommen Sie mit."

Er ging zu einem Antigravlift, der in eine der Wände integriert war, die Androidin folgte ihm.

„Computer - Sobald wir das Gebäude verlassen haben, riegelst du den Keller hermetisch ab und aktivierst alle aktiven und passiven Sicherheitssysteme des Hauses, auch die Notfallreserven.", sagte der Hausbesitzer laut, während sie nach unten schwebten.

An Selen gewandt, ergänzte er grinsend: „Die werden eine böse Überraschung erleben, falls sie versuchen sollten mein Haus zu stürmen."

Ihre Liftfahrt endete im Tiefgeschoss.

Dort parkten eine ganze Reihe äußerst luxuriöser Gleiter der verschiedenster Bauart.

Offenbar hatte Simon der Schöne eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und schien keinerlei Geldsorgen zu kennen.

„Es ist die Dschunke."

Selen schaute in die Richtung, in die seine ausgestreckte Hand deutete.

Dort stand ein riesiges Ungetüm von einem Gleiter. Er war so groß, dass er sage und schreibe ganze drei Parkplätze belegte. Seine Form war bis ins letzte Detail einer chinesischen Dschunke nachempfunden, bis auf die Segel natürlich.

Die Androidin zog eine Augenbraue hoch.

„Sir, ist das klug? Dieses Ding fällt enorm auf und sieht auch nicht besonders schnell und wendig aus. Es wirkt mehr wie etwas, was in ein Museum gehört."

„Gerade weil es auffällig ist, wird niemand vermuten, dass wir uns darin befinden.", erwiderte der hagere, weißhaarige Mann lächelnd und zwinkerte ihr zu.

Sie gingen hinüber und Selen öffnete mit der Magnetkarte das große Einstiegsschott. Es öffnete sich geräuschlos und ein muffiger Geruch schlug ihnen entgegen.

Offenbar war das schiffähnliche Gebilde längere Zeit nicht mehr genutzt worden.

Gemeinsam betraten sie das gewaltige Gefährt. Der alte Mann tätschelte dabei, wie Selen aus den Augenwinkeln feststellte, liebevoll die Hülle.

„Lassen Sie sich nicht vom Äußeren täuschen, Mrs. Swanson. Dieses Baby hat mehr auf dem Kasten, als Sie ahnen. Ich habe es vor etlichen Jahren bei einem Pokerspiel auf der Erde einem berühmten Mitglied der Triaden abgeluchst. Wissen Sie, was die Triaden sind?"

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