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Die Buchlesung Teil 01

Geschichte Info
Ein verflixter Abend und seine Folgen.
6.8k Wörter
4.21
33.1k
5

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 03/18/2016
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Wespe
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Schwitzend saß er an seinem PC.

Eine Hand hatte den prall geschwollenen, pochenden Schwanz gepackt und wichste als gäbe es kein Morgen, während die andere hektisch mit der Maus scrollte, um immer neue Fotos auf den Bildschirm zu projizieren.

Andrea Sawatzki, rothaarig, sommersprossig, mit spöttischem Blick in den grünen Katzenaugen.

Andrea Sawatzki in allen nur denkbaren Posen.

Andrea Sawatzki gab Interviews, übernahm Preisverleihungen, Andrea Sawatzki bei Foto-Shootings.

Alles war dabei.

Er gierte nach der weißen, alabasterfarbenen Haut, konnte es kaum abwarten, bis er zu den Highlights seines geheimen Ordners kam. Den Bildern, wo diese Traumfrau mit blankem Hinterteil und als letztes sogar oben ohne, erschien.

Er fühlte, wie sich bei diesem Anblick seine Eier zusammenzogen, sein Sperma brodelnd und überkochend in das bereit gehaltene Papiertaschentuch spritze.

Diese Brüste ... Titten ... Euter ... schon gehörig hängend, aber für ihn im perfekten Zustand, machten ihn wahnsinnig - Andrea Sawatzki brachte ihn um den Verstand.

Im Laufe der Jahre hatte er jedes verfügbare Foto welches im Internet zu finden war gespeichert, archiviert und gut versteckt vor allen neugierigen Blicken.

Diese Bilder, selbst schlecht gemachte Fotomontagen, die seinen Schwarm in pornografischer Pose, nackt und breitbeinig in einem billigen Hotelbett masturbierend zeigte, waren zu seinem geheimen Heiligtum geworden.

Ächzend ließ er seinen entspannten Oberkörper nach hinten, gegen die hohe Lehne seines Schreibtischsessels fallen, fühlte sich befriedigt, leer gepumpt.

Erst Minuten später stand er auf, wusste, es war noch so vieles zu erledigen, ehe seine Frau am Nachmittag nach Hause kommen würde. Sie erledigte den Großteil der Weihnachtseinkäufe allein, wollte ihn überraschen.

Weihnachten.

Das Fest der Liebe und der Familie ... alle würden da sein, die Kinder, Freunde, Nachbarn.

Tagelang würde es keine Gelegenheit geben, Andrea, seine Göttin zu betrachten, es blieben ihm nur seine Gedanken, seine Träume.

Er seufzte und stand auf, um in die Garage zu gehen. Der Weihnachtsbaum musste in jedem Fall noch in den Halter gezwängt und zurechtgeschnitten werden.

Ihm war bewusst, dass er einem Traum nachjagte, dass er mit seinem ständigen Masturbieren schlussendlich seine Frau betrog, weil er begehrte, was er nicht begehren sollte und dennoch: Es war unabänderlich. Es gab diesen nicht zu kontrollierenden Drang in ihm, wann immer sich Gelegenheit bot, dieser Traumfrau im Internet nachzustellen und sich bei ihrem Anblick zu befriedigen.

Während er den kleinen Baum grob und unwillig aus seinem Drahtgeflecht zerrte, träumt er von Andreas Füßen.

Ein wenig verspielt oder nervös hatte sie mit ihnen gewippt. Voller Gier hatte er es beobachtet, als er sich noch einmal den interessanten Teil einer „Wetten-Das-Sendung" mit Thomas Gottschalk auf You Tube angeschaut hatte. Gefühlte 20 Mal kam er gar nicht auf die Idee, ihre Füße zu betrachten, zu sehr hatte ihn das unverschämt tiefe, provokante Dekolletee dieser Göttin gefangen genommen. Aber jetzt, heute, malte er sich aus, wie schlank und feingliedrig ihre Füße sein mussten, ihre Zehen sicher lang und schmal, mit gepflegten Nägeln. Er träumte sich in eine x-beliebige Situation, in welcher er ihr die glitzernden, hochhackigen Schuhe ausziehen und ihre Füße mit seinen Händen und seiner Zunge berühren und massieren konnte. Wieder hatte er mit einer Erektion zu kämpfen, als er im Tagtraum mit seiner Zunge über fein adrige Haut strich, in die Zwischenräume ihrer Zehen fuhr.

Eigentlich mochte er Thomas Gottschalk. Aber seit er hilflos mit ansehen musste, welchen Weg dessen Augen nahmen, als diese rothaarige Superhexe mit diesem himmlischen Hauch von nichts bekleidet auf seiner Couch saß und ganz locker von ihrem neuesten Filmprojekt erzählte, hasste er ihn. Neid flammte unwillkürlich und unbändig in ihm auf. Was hätte er darum gegeben, einmal eine solche Gelegenheit, eine solche Chance zu bekommen und der Frau seiner geheimen Träume gegenüber zu sitzen.

Er wusste, er lebte mit Andrea Sawatzki in derselben Stadt, Berlin, teilte sich gewissermaßen eine Heimat mit ihr. Aber dennoch ... so nah wie dieser dämliche Gottschalk ihr kommen durfte, würde er ihr wohl nie sein!

Heiligabend

Kerstin hatte sich alle Mühe gegeben, das Fest der Liebe und der Familie so schön wie nur irgend möglich zu gestalten. Kerzen brannten, der Tannenbaum war festlich geschmückt. Das Haus war weihnachtlich dekoriert, es duftete nach frischem Gebäck, Myrre und Gänsebraten.

Feines Konfekt, erlesener Wein, teure Zigarren und gediegene Musik sorgten bei allen für eine feierliche, aber gelöste und entspannte Stimmung.

Auch Mark konnte sich dieser Atmosphäre nicht entziehen.

Sicher schweiften seine Gedanken gelegentlich ab, hin zu ihr, zu Andrea Sawatzki, zu ihren smaragdgrünen, leicht schräg stehenden Augen, dem abschätzigen Blick, zu den tiefen Dekolletés auf vielen ihrer Fotos.

Als es Nachmittag wurde und damit Zeit für die jährliche Bescherung, stand Marks Gefühlswelt Kopf.

Kerstin hatte ihn überrascht. Ehrlich überrascht!

Sie wusste von seinem Faible für die interessante Schauspielerin, auch wenn sie diesen nicht mit ihm teilte. Er hatte Kerstin zu Beginn ihrer Beziehung logischerweise die vollständige CD- und DVD-Sammlung all der Filme erklären müssen, in denen diese rothaarige Schönheit mit auch noch so kleinen Rollen vertreten war.

Nun lag ein wundervolles Buch in seinen Händen, eine Erstausgabe der Biografie dieser Sexbombe. Gespickt mit Informationen über ihr Leben, ihren Wertegang, den Höhen und Tiefen ihrer Beziehungen. Das Beste daran: dieses Buch enthielt auch Fotos, welche Mark bisher im Internet nicht finden konnte. Andrea Sawatzki als Kind, Jugendliche, ganz privat mit ihren Kindern, ihrem Ehemann. Allein in den Bergen, beim Skifahren, am Strand beim Südseeurlaub.

Fantastisch!

Umgehend hatte er das Buch geradezu zu fieberhaft durchblättert, es blieb ihm vor Euphorie kaum Zeit, seiner Frau für diese gelungene Überraschung zu danken.

Schmunzelnd und nichts ahnend schaute Kerstin ihrem Mann zu, wie er fieberhaft Seite um Seite dieses neuen Schatzes verschlang. Mark wiederum war dankbar nicht aufstehen zu müssen, seine harte Erektion zu zeigen wäre fatal gewesen.

Später am Abend, als sich alle Gäste verabschiedet hatten und die beiden in Ruhe ein Glas Champagner trinken konnten, fragte Kerstin spitzbübisch:

"Schatz, hast du dir das Buch eigentlich genau angesehen?"

Marks Lächeln fror ein. Hatte Kerstin doch etwas von seinem Ständer heute Nachmittag mitbekommen?

"J...Jaaa...", antwortete er daher so zurückhaltend wie irgend möglich.

"Ganz sicher?", grinste Kerstin.

"Ja, verdammt! Warum fragst du mich solche komischen Dinge?"

"Weil ich denke, dass du eine entscheidende Kleinigkeit noch immer nicht gesehen hast.", erklärte Kerstin mit einem fröhlichen Lachen auf dem Gesicht. Sie wusste genau, die eigentliche Weihnachtsüberraschung stand ihrem Mann noch bevor.

"Ich verstehe beim besten Willen nicht, was du meinst.", gab Mark sich geschlagen.

"Schau mal nach, ob sich zwischen dem eigentlichen Buch und dem Schutzumschlag etwas verbirgt!", forderte sie ihn auf.

Marks Hände begannen nervös zu zittern, als er noch einmal nach der Biografie griff. Was zum Geier sollte sich zwischen den Einbänden verbergen?

Unruhig zog er die helle Schutzhülle des Buches ab und blickte verdutzt auf einen kleinen, blassblauen Briefumschlag, der dort aufgeklebt war.

"Was ist das?", fragte er atemlos erstaunt.

"Mach auf und freue dich!", forderte Kerstin, mindestens ebenso gespannt. Sie liebte es, Menschen zu überraschen.

Mit fahrigen Fingern öffnete Mark jetzt das Kuvert und erstarrte vor Freude:

Einladung

Unter dem Motto: „Andrea Sawatzki - Ein allzu braves Mädchen" lädt der Aviva Verlag Berlin zur Buchlesung am Donnerstag, den 22. Januar 2015, um 20.00 Uhr in der Buchhandlung „Buch & Kunst -- An der Kaiserdammbrücke" ein.

Frau Sawatzki selbst wird an diesem Tag aus ihrer Autobiografie lesen und steht danach interessierten Lesern und Fans für Fragen und Autogramme bei einem kleinen Imbiss zur Verfügung.

Eine Einladung zur Buchlesung - mit anschließender Autogrammstunde!

Andrea Sawatzki persönlich ... sie sehen, hören, womöglich sogar mit ihr reden können ... unfassbar ...!

Kerstin schmunzelte fröhlich, als Mark sie stürmisch umarmte.

Ihr war klar, mit diesem Geschenk hatte sie einen Volltreffer gelandet.

22. Januar, früher Abend -- Wintereinbruch in Berlin

Mark stieg fröhlich vor sich hin pfeifend in die Dusche.

Nur noch ein paar Stunden, dann war es soweit: Autogrammstunde mit Andrea Sawatzki.

Kerstin war vom Büro noch nicht nach Hause gekommen. Mark hingegen war bereits seit mittags daheim. Es gab genug Überstunden auf seinem Konto, die heute und auch morgen am Vormittag abgebummelt werden mussten.

So viele Stunden für sich allein zu haben, war Mark nicht wirklich gewohnt. Normalerweise nahm er sich gemeinsam mit seiner Frau die benötigten Auszeiten.

Aber heute war ein besonderer Tag, heute würde er seine Venus sehen und treffen!

Natürlich hatte er die Zeit allein genutzt, um sich wieder völlig in der Fotosammlung seines Stars zu verlieren. Auch die nicht zu unterdrückende Geilheit, welche ihn hierbei wie ein Naturgesetz überkam, hatte er in heftigen Wichsattacken herausgelassen.

Ein Lächeln zog über sein Gesicht.

Andrea Sawatzki, seine Göttin ... ganz nah würde er heute Abend bei ihr sitzen, jeden Zentimeter ihres makellosen, anbetungswürdigen Körpers genau betrachten, jedes noch so kleine Detail für immer in seinem Gedächtnis speichern.

Er freute sich auf ihre weiche Stimme, den sinnlichen, eigentlich viel zu großen Mund, ihre feuerrote Haarmähne, welche sie hoffentlich nicht zu einem Zopf gebunden hatte. Mark konnte es kaum noch erwarten, endlich live und in Farbe in ihre grünen Katzenaugen zu blicken.

Ebenso -- hier zuckte sein Schwanz bereits wieder -- konnte er es nicht erwarten, Größe und Form ihrer Brüste zu studieren.

Insgeheim hoffte und betete er, dass die Buchhandlung über eine gute Heizung verfügte, damit dieses Wunderweib sich dazu entschließen könnte, einen leichten, eng anliegenden Pullover zu tragen, besser noch eine dünne, weit geöffnete Bluse, oder ein Kleid mit gigantischem Dekolette, ganz so, wie sie ihre Auftritte bei großen TV-Gala liebte.

Heißes Wasser floss in kräftigen Strahlen über seine Haut während er sich einseifte.

Einzig das Wetter bereitete ihm Sorgen. Seit drei Tagen war Berlin eingeschneit, die Straßen schwer passierbar. Es hatte Glatteis gegeben, als der Winter in der Hauptstadt Einzug hielt.

Der Straßendienst versuchte seither sein Bestes, aber selbst die stark befahrenen Straßen waren noch nicht unproblematisch passierbar. Blödes Wetter! Es kam nur noch alle Jubeljahre einmal vor, dass Eis und Schnee die Stadt im Griff hielten und man das Auto besser zu Hause ließ. Aber ausgerechnet jetzt, wenn er das Highlight des erst neuen Jahres erleben durfte, musste er sich Sorgen machen, dass die U- oder S-Bahn womöglich nicht fuhr, weil vereiste Leitungen gerissen waren.

Mark hatte sich entschieden, mit der U-Bahn bis Haltestelle Kaiserdamm zu fahren. Von dort aus sollten es lediglich noch zwei Minuten Fußweg sein, um zur Buchhandlung zu gelangen. Machbar, so meinte er, auch bei Schneegestöber und Temperaturen um die Minus 10 Grad.

Fröstelnd trat er aus der Dusche und frottierte sich rasch trocken. Gründliche Nassrasur, das beste Aftershave, ein ungeduldiger Blick auf die Uhr: 17.45 Uhr.

Unwillig warf er eine Fertigmahlzeit in die Mikrowelle und verschlang Minuten später gedankenverloren eine Portion Spagetti Bolognese. Er nahm kaum wahr was er da aß, zu groß war die Vorfreude auf die Buchlesung.

Als Kerstin gegen 18.30 Uhr genervt von den chaotischen Straßenverhältnissen nach Hause kam, war Mark bereits angezogen und im Begriff, die Wohnung in bester Laune zu verlassen. Es blieb ihm lediglich Zeit für eine kurze Umarmung und einen raschen Kuss. Kerstin zwinkerte ihm verschwörerisch zu und wünschte ihm einen schönen Abend, froh, nach dem Verkehrswahnsinn auf ihrem Heimweg ein ungestörtes Bad nehmen zu können.

Als Mark aus der Haustüre trat, wehte ihm eiskalter Wind ins Gesicht. Mürrisch zog er seinen Schal fester und murmelte vor sich hin: „Scheiß Wetter!".

An der Haltestelle seiner U-Bahnstation sank Marks Laune ins Bodenlose. Als er das Ticket nach Charlottenburg lösen wollte, teilte ihm die freundliche Dame hinter dem Schalter mit, das diese Strecke vor einer halben Stunde geschlossen werden musste, da starker Frost und geplatzte Abwasserrohre zu Gleisschäden geführt hatten. Möglicherweise würde die S-Bahn fahren.

So trottete Mark leise vor sich hin fluchend zur nächsten Station und wurde dort auch nicht enttäuscht. Die S-Bahn fuhr, wenn auch überfüllt und jenseits aller Fahrpläne. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm an, dass er noch immer gut in der Zeit lag - 18.55 Uhr.

Bereits 4 Stationen später war allerdings auch hier die Katastrophe perfekt: Der Zug hielt und eine schnarrende Stimme im Lautsprecher entschuldigte sich bei den Fahrgästen, eine Weiterfahrt wäre auf Grund zugewehter Gleise auf absehbare Zeit nicht möglich.

Mark hätte platzen mögen vor Wut!

Als er ausstieg, fand er sich mitten in Berlin, irgendwo am Tiergarten wieder. Weit und breit war kein Taxi zu sehen. Die Temperatur am Thermometer eins Kiosk zeigte Minus 11 Grad an. Dicke Schneeflocken tanzten aufgeregt im eisigen Wind. Dort wo die Gehwege von Anwohnern geräumt waren, schimmerte der Boden gefährlich glatt.

Ihm wurde bewusst: Wollte er Andrea Sawatzki heute Abend live und in Farbe genießen, bedeutete das für ihn einen langen, beschwerlichen Fußmarsch.

Seufzend schaute er wieder auf seine Armbanduhr: 19.10 Uhr.

Kurz blitzte in seinem Verstand die Idee auf, sich in die nächst beste Kneipe zu retten, dort, egal wie lange, auf ein Taxi zu warten und nach Hause zu fahren. Genauso schnell wie diese Idee in ihm aufkam, verwarf er sie auch schon wieder.

Das wäre ja noch schöner!

Er würde sich nicht von ein bisschen Eis und Schnee davon abhalten lassen, heute Abend die Frau seiner geheimen Träume anzuhimmeln!

Entschlossen spannte er seinen Körper an, klappte den Kragen seiner Jacke nach oben und stiefelte in Richtung der ersehnten Buchhandlung. Nach seiner Schätzung musste die Kaiserdammbrücke höchstens 25 Minuten Fußmarsch von ihm weg sein. Eine Strecke, die ein gesunder Mann Anfang 50 locker bewältigen konnte. Würde er den Weg in der geschätzten Zeit zurücklegen, wäre er sicher noch immer einer der ersten Gäste und könnte sich einen Sitzplatz in den ersten Reihen aussuchen. Dies war ohnehin eines seiner erklärten Ziele für den heutigen Abend: Seinem Star so nah wie nur irgend möglich zu kommen.

So stapfte, rutschte und schlitterte Mark über eisglatte oder verwehte Fußwege. Der Wind stürmte in seine Richtung, nahm ihm die Kraft und stellenweise die Luft zu atmen, sodass er sich wegdrehen und verschnaufen musste. Immer langsamer kam er voran, wurde müde. Die Muskeln der Oberschenkel schmerzten bereits bedenklich, als er sich wieder durch eine fast kniehohe Schneewehe kämpfen musste. Seine Hände wurden trotz dicker Lederhandschuhe immer kälter. Auch sein Gesicht fror, besonders an den Ohren machte ihm der eisige Wind schwer zu schaffen.

Ein erneuter Blick auf die Uhr versprach ebenfalls nichts Gutes: 19. 35 Uhr!

Wut und Enttäuschung nahmen von ihm Besitz aber gleichzeitig auch Trotz und Sturheit.

Nun gerade!

Jetzt wollte er es wissen!

Unmöglich, dieses Ziel, für welches er sich entschieden hatte, aufzugeben.

Wieder stemmte er seinen Körper mit aller Kraft gegen den klirrend kalten Nordwind.

'Lauf weiter, gleich hast du es geschafft!'

Endlich ... aus der Ferne konnte er die Leuchtreklame „Buch und Kunst" ausmachen. Völlig außer Atem und unterkühlt stolperte er in die Buchhandlung und blieb wie angewurzelt stehen:

Er schien sich plötzlich in einer anderen Welt zu befinden.

Wohlige Wärme umfing ihn und taute rasch den Schnee auf seiner Kleidung weg.

Decken hohe Regale, gefüllt mit Büchern aus aller Welt, knarrender Parkettboden und der Duft von frischem Glühwein sorgten für ein anheimelndes Gefühl.

Im anschließenden Lesezimmer, wohin ihn ein freundlicher Mitarbeiter führte, brannte knisternd und flackernd ein Feuer in einem fast überdimensional großen Kamin.

Mehrere gemütliche Sofas, im Halbkreis, in drei nacheinander folgenden Reihen aufgestellt, bestimmten den Raum. In deren Sitzrichtung stand ein einzelner, uralter Sessel, lediglich ergänzt von einem kleinen Beistelltisch, auf dem bereits Andrea Sawatzkis Buch lag.

'Hier wird sie also in ein paar wenigen Minuten sitzen und lesen', brodelte es in Marks Kopf, während er zittrig seine Jacke ablegte und versuchte zu Atem zu kommen.

Als er sich kurze Zeit später, wohlig schnaufend, auf einem der Sofas niederließ, nahm er dankbar die überaus behagliche Atmosphäre des Zimmers in sich auf. Der ideale Ort, um bei einem solchen Sauwetter eine Buchlesung zu genießen!

Diese verdiente Gemütlichkeit hielt leider nicht lange an. Bald wurde er von der Aufgeregtheit der Angestellten gestört, die nun mit besorgten Gesichtern dezent und leise von Gast zu Gast gingen.

Auch Mark wurde von einem jungen Mann angesprochen:

"Entschuldigen Sie bitte, wir haben ein etwas größeres Problem: Heute Abend soll ein Team des Berliner Regionalsenders „Berlin-Fernsehen" die Lesung von Frau Sawatzki aufzeichnen. Leider steckt das Auto mit der gesamten Crew im Stau fest. Es ist noch nicht abzusehen, wann es hier sein kann. Frau Sawatzki möchte die Buchlesung aber nicht eher beginnen, bis die Leute da sind. Sie schlägt deswegen vor, die Autogrammstunde und den angekündigten Imbiss vorzuziehen. Dürften wir sie daher bitten, sich in den Raum nebenan zu begeben? Frischer Glühwein steht bei diesen eisigen Temperaturen ebenfalls zur Verfügung."

Mark verschlug es die Sprache.

Sie war bereits hier?

Im Raum neben ihm?

Bei Glühwein und einem Imbiss?

Er fror, ihm knurrte nach dem dürren Mikrowellenessen schon wieder der Magen und Andrea Sawatzki war ganz in seiner Nähe, ohne das er davon wusste???

Mark wollte wie elektrisiert aufspringen, aber sein Kreislauf spielte ihm einen bösen Streich. Zu groß waren wohl die Temperaturunterschiede, die sein Körper in den letzten Minuten zu bewältigen hatte. Ihm wurde schwindelig und schwarz vor Augen.

"Geben Sie mir bitte einen kleinen Moment", murmelte er und ließ sich auf das weiche Polster des Sofas zurücksinken.

Mit einem netten: „Aber natürlich!" war der freundliche Mitarbeiter wieder verschwunden.

Mark wurde wütend!

Das durfte alles nicht wahr sein!

Seine Haare, die Schuhe und der untere Teil seiner Jeans waren durchnässt, die Füße eiskalt. Seine Hände fühlten sich noch immer klamm und taub an, die Nase lief, die gerötete Haut seines Gesichtes brannte wie Feuer.

Er musste auf seinen heimlichen Schwarm einen fantastischen Eindruck machen, sollte es ihm überhaupt gelingen, im Raum nebenan einen vernünftigen Platz in ihrer Reichweite zu ergattern.

Und jetzt spielte sein Kreislauf verrückt?!

Das genügte!

Mark neigte schon seit Kindertagen recht leicht zu cholerischem Verhalten. Siegte diese Stimmung über ihn, war er unberechenbar, rasch aus der Fassung zu bringen und hatte diesen unseligen Hang, falsche Entscheidungen zu treffen.

Zornig entschlossen erhob er sich und stiefelte mit etwas unsicherem Gang in Richtung der Erfüllung seines Traumes.

Im Nebenraum angekommen, sah er sich geradezu erbost um, bereit, jeden, der Andrea Sawatzki näher kam als er selbst, aus dem Weg zu boxen.

Aber seine Wut dämmte sich in Sekunden, als er seiner katzenäugigen Göttin praktisch gegenüber stand. Professionell lächelnd stand sie vor ihm, nur ein Tisch, gefüllt mit Cola, Säften, Bier, Würstchen und Kartoffelsalat trennte die beiden. Sie trug ihre langen Haare offen, feuerrote Locken legten sich verführerisch um ihre schmalen Schultern. Mark fiel ohne jede Kontrolle die Kinnlade nach unten, als er wahrnahm, dass Andrea tatsächlich die Kleidung gewählt hatte, von welcher er noch zu Hause, in der Dusche geträumt hatte:

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