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Die erste Freundin von Michael

Geschichte Info
Ein Anti-Held und ein Nicht-Mannequin treffen sich.
8k Wörter
4.39
36.3k
5
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Eine Geschichte aus den frühen sechziger Jahren ohne muskelbepackte, heldenhafte Mannsbilder und ohne glamouröse mannequinhafte Frauen, sondern mit zögernden, fehlerbehaften und unerfahrenen Personen, die dann auch die Fehler ihrer Mitmenschen tolerieren. Eine Geschichte, wo nicht alles so ist, wie es zuerst zu sein scheint.

*

Die Ankunft am Bahnhof

Ich war zufrieden wie selten zuvor. Endlich hatte ich es im Juli geschafft. Das Abitur und mein erster eigener Urlaub ohne Muttern. Meine Mutter war eine von diesen Glucken, die sich zu viel Sorgen über ihren Sohn machten. Endlich hatte ich es durchsetzen können. Ich verabschiedete mich von ihr:

„Mach Dir keine Sorgen, Mutsch. Ich bin jetzt praktisch erwachsen. Ich habe mein Abi. Ich habe meinen Führerschein. Ich habe mein Postsparbuch. Alles ist gut!"

„Michael - gerade, weil Du jetzt den Führerschein hast, mache ich mir Sorgen. Versprich mir, dass Du vorsichtig fährst, wenn Dir Tante Iris oder Onkel Schorsch erlauben, mit ihrem Auto zu fahren!"

Da konnte ich nur mit den Augen rollen. Erstens war das unwahrscheinlich. Nach dem was ich wusste, hegten und pflegten sie ihren altersschwachen Opel Kadett aus dem Jahr 1938 wie ein Baby. Die Chance, dass ich den PKW fahren konnte, war gleich Null. Zweitens konnte ich gut fahren, wie mir der Fahrlehrer bestätigt hatte. Es wurde höchste Zeit, dass ich einmal das elterliche Nest verließ. Meine alleinstehende, verwitwete Mutter erdrückte mich mit ihrer Liebe und Sorge. Abends ausgehen wie viele meiner Klassenkameraden war nicht drin, weil sie sich Sorgen machte, wenn ich ausging - und weil das Geld fehlte. Meine Mutter war keine geschickte Geschäftsfrau noch konnte sie gut verkaufen. Mein verstorbener Vater hatte uns ein Musikhaus vermacht, welches wegen Kriegsschäden inzwischen aufwendig renoviert werden musste. Das dazu aufgenommene Darlehen fraß das spärlich fließende Einkommen aus dem Geschäft mehr oder weniger vollständig auf. Meine Sommerferien konnte ich nur deshalb in einem kleinen Nest im Landkreis Kaiserslautern verbringen, weil mich meine Tante Iris dazu eingeladen hatte und mir eine Eisenbahnfahrkarte gesandt hatte.

Als ich am Sonntag am Bahnhof in Kaiserslautern ankam, wurde ich bald von der ganzen Korona empfangen. Ich hatte sie alle seit gut zehn Jahren nicht mehr gesehen. Nur Oma Gertrude war nicht erschienen, da es zu mühsam für sie war.

Onkel Schorsch Mühle war alt geworden. Seine Kriegsverletzung schien ihm arg zu schaffen zu machen. Er würde bald in den vorzeitigen Ruhestand gehen, hieß es. Er war seit 1956 wieder Stabsoffizier in der neu gegründeten Bundeswehr und immer noch aktiv. Er verdiente gut für einen Staatsdiener.

Tante Iris war resolut und aktiv wie immer. Sie war Hausfrau und zufrieden damit. Üblicherweise kannte ich sie am Alltag nur in bequemen Hauskitteln. Ihre Lockenfrisur war wie ein Betonpanzer um ihren Kopf gelegt. Zur Feier des Tages trug sie eine weiße, feine Bluse und einen schwarzen Rock. Man konnte direkt vermuten, dass sie einen Hüftgürtel trug, weil sich die Konturen davon unter dem engen Rock abzeichneten. Sie strahlte mich an:

„Michi! Junge, ist das schön Dich zu sehen. Mann, bist du groß geworden!"

Meine Cousine Babette sah hinreißend aus. Der ganze Schick einer Chefsekretärin drückte sich in ihr aus. Sie arbeitete für ein Unternehmen, das die Militärbasis Ramstein als Auftraggeber hatte. Mit ihren Absätzen war sie gleich groß wie ich. Sie hatte Beine, die gar nicht mehr aufhörten. Mit 33 Jahren war sie aber leider nicht in meiner Altersklasse und dazu auch noch verlobt mit einem Amerikaner, der als Deutscher geboren war -- und sich nach der Emigration hatte einbürgern lassen in den USA. Er war meiner Mutter ein Dorn im Auge. Für sie waren Emigranten Vaterlandsverräter. Mein Cousin Jockel hatte noch ein paar Pfunde zugelegt, gegenüber dem Foto bei Beginn seiner Anstellung. Das war wohl eine Art Berufskrankheit bei einem in der Gastronomie. Seit dem Foto hatte er eher in der Breite zugelegt, aber nicht viel in der Höhe. Bei unserem ersten und gleichzeitig dem letzten Treffen war er 7 Jahre alt gewesen und damals waren wir annähernd gleich groß. Wir waren für bald zwei Monate gemeinsam in einem Auffanglager für Flüchtlinge gewesen. Jetzt nach zwölf Jahren war ich gut einen Kopf größer als er -- und ich war eher einer der kleinen Jungen in unserer Klasse.

Das runde Gesicht von Johann-Joachim strahlte aber wie immer, was noch durch seinen extrem kurzen, weißblonden Haarschnitt und seine runde, extrem dicke Hornbrille unterstrichen wurde. Joachim oder Johann nannte ihn nur keiner -- er war für alle der Jockel oder Jockele. Mit der Schule und Lesen hatte er schon immer auf dem Kriegsfuß gestanden, aber er war in der Küche in der praktischen Arbeit sehr begabt und kreativ, wie ich gehört hatte. Eine Lehre als Koch hatte er nicht gemacht, da er keinen Hauptschulabschluss hatte. Hauptsache, dass er gut zurechtkam. Meine Mutsch schrieb sich häufig mit Babette, ihrer Nichte. Es war merkwürdig, dass sie wenig Kontakt zu Iris und Schorsch hatte.

Das Ausgehen zum Tanzen

Am Anfang war es etwas langweilig. Nur Tante Iris ging am Mittwoch mit mir in die nahe gelegene Stadt, um mir typisch pfälzische Küche zu zeigen. Ich besuchte am Donnerstag Oma Gertrude, die ihre Wohnung nur noch kurz verließ. In zehn Tagen darauf würden mich Babette und ihr Verlobter George am Wochenende für zwei Tage nach Heidelberg mitnehmen. Erst am kommenden Montag nach dem Wochenende würde Jockel vielleicht ein oder zwei Tage Urlaub haben und dann Ausflüge mit mir machen können. In zehn Tagen darauf würden mich Babette und ihr Verlobter George am Wochenende für zwei Tage nach Heidelberg mitnehmen.

In der Hinsicht war es eine hochwillkommene Überraschung, als mich Babette am Samstag zum Ausgehen einlud. Jockel konnte und wollte nicht mitkommen, da er am Wochenende in der Küche voll engagiert war. Es gab eine Gastwirtschaft in der Nähe von Ramstein, in der getanzt wurde. Es kamen deshalb viele GIs dorthin. Es war einerseits eine willkommene Überraschung, aber andererseits auch nicht einfach. Ich wollte nicht als fünftes Rad am Wagen erscheinen. Das sagte ich auch:

„Babette, das mit der Einladung ist unheimlich nett, aber Du willst doch sicherlich lieber mit Deinem Verlobten allein ausgehen, nicht wahr?"

„Michi, daran habe ich schon gedacht. Ich habe auch eine Bekannte von George eingeladen, die zu unserem Erstaunen auch deutsche Vorfahren hat, die mit uns verwandt sind. Ihr -- sagen wir mal Adoptivvater - lebt in der militärischen Siedlung der Amis. Jo Muller ist nett und sie ist achtzehn Jahre alt. Also brauchst Du nicht zu befürchten, dass Du alleine mit uns Turteltauben dasitzt..."

Sie lachte und ich war erleichtert. Ich hatte vor drei Jahren durch die Schule bis zur Silbernen Tanznadel eine Tanzschule mitgemacht, dies danach aber nie aktiv anwenden können. Dabei hatte ich extra meine linke Hand mit einem Handschuh abgedeckt.

Ich war schon immer eine Art Außenseiter in der Klasse gewesen. Das hatte sich noch verstärkt, als meine Mutter Elternsprecherin geworden war. Das war peinlich für mich gewesen, weil sie sich in alles, wirklich alles, eingemischt hatte. Sie hatte mich so als Muttersöhnchen dastehen lassen. Nur in Ausnahmefällen wurde ich danach noch von anderen in meiner Klasse auf Feten eingeladen. Von daher war ich unsicher, wie ich mich in einer Gastwirtschaft verhalten sollte, wo getanzt wurde. Babette musste die Sorgen auf meinem Gesicht gelesen haben:

„Michi, das ist alles ganz entspannt. Die Bekannte von George mag gerne tanzen, deshalb kommt sie mit. Und ich weiß, dass Du mal Tanzstunde gehabt hast. Das ist keine Verpflichtung mit ihr den ganzen Abend zu tanzen -- also mach Dir nicht in die Hose!"

Ich war beruhigt, als ich ihre Worte hörte. Gleichzeitig war ich auch nervös. Ich rasierte mich sorgfältig, benutzte Rasierwasser und auch Deo, weil ich unsicher war. Das war nur natürlich, denn ich hatte seit drei Jahren mit keinem Mädchen mehr getanzt. Und nun sollte ich ausgerechnet auch noch mit einem gleichaltrigen Mädchen tanzen. Wobei aus meiner Sicht eine 18-jährige schon bald in die Kategorie junge Frau fiel. Dann wunderte ich mich auch, weshalb solch eine junge Frau nicht mit ihrem Freund ausging? Ich deutete eine solche Frage an, als ich allein in dem Amischlitten von George saß, weil Babette noch einmal ihren Lippenstift nachziehen wollte:

„George, das ist vielleicht unpassend in diesem Moment, aber ich bin etwas hippelig. Hat Deine Bekannte nicht amerikanische Freunde?"

„Von Mann zu Mann, Michael. Sie kann kein Englisch, da sie nur hier aufgewachsen ist. Dazu ist sie stark sehbehindert, und sie ist klein. Das kommt bei den Boys in der Siedlung nicht so gut an, die auf langbeinige Mädchen à la Fräuleinwunder stehen. Das weiß sie, deshalb ist sie auch schüchtern."

„Oh, sie ist also eine hässliche Brillenschlange mit einer superdicken Brille? Und mit der soll ich tanzen??"

„Mann, keine Sorge. Ich weiß doch, wie es mit dem Ruf von Brillenträgerinnen steht. Nein, sie ist garantiert keine von diesen besserwisserischen Streberinnen ohne jeden Sexappeal. Sie ist sogar kurvig. Deshalb trägt sie heute Abend Kontaktlinsen und keine Brille. Sie hat ein süßes Gesicht, wenn sie keine Brille trägt, nur ist sie eben nicht langbeinig."

Das hörte sich eigenartig an. Er sprach mit Wärme von ihr, aber sein Tonfall war auch verdächtig verteidigend. Babette stellte sie mir später vor, als George sie abgeholt hatte.

„Fräulein Muller, das ist mein Cousin Michael Hirschberg. Er kommt aus Lübeck. Michael, dies ist Jo Muller, eine nette Kollegin und ein waschechtes Pfälzer Urgewächs."

Eine weitere Antwort auf diese Frage bekam ich in gewisser Hinsicht, als ich sie zu Gesicht bekam. Georges Bekannte war eindeutig pummelig. Sie hatte ein ausgesprochen rundes Gesicht. Dabei war sie flachbrüstig, wenn man die kleinvolumigen Ausformungen auf ihrer rosa Bluse abschätzte. Das verstand ich nicht gerade als kurvig! Dafür hatte sie allerdings ausgeprägte Hüften und einen entsprechend üppigen Hintern. Unter ihrem knielangen, grobkarierten und bunten Rock konnte man kräftige Oberschenkel erahnen und stramme Waden sehen-- insgesamt ergaben sich so Beine vom Typ ‚Kartoffelstampfer'. Sie hatte also nicht gerade eine Traumfigur, wenn man das freundlich formulieren wollte. Jetzt machte der Satz Sinn, dass ich keine Verpflichtung haben sollte, mit ihr den ganzen Abend zu tanzen. Ich schätzte mal, dass sie üblicherweise der Typ Mauerblümchen war. Bei so einer Figur würden nicht allzu viele Tänzer sie spontan auffordern. Meine Cousine hatte sich wohl gedacht, dass so einer wie ich sich glücklich schätzen würde, überhaupt eine Tanzpartnerin zu haben. Sie hatte sicherlich von meiner Mutter gehört, dass ich noch keine Freundin gehabt hatte -- und daraus ihre eigenen Schlüsse gezogen. Das konnte ich ihr zwar nicht verdenken, aber dafür musste ich ihr nicht unbedingt dankbar sein.

Na ja, natürlich würde ich Babette und George den Gefallen tun und mit ihrer Bekannten ein paar Ehrenrunden tanzen. Ich war ja selber auch kein Hauptgewinn mit der Narbe im Gesicht und dem fehlenden Ohr. Das Befreiende am Erscheinungsbild von ihr war, dass meine ursprüngliche Nervosität stark gemildert wurde. Ihre Stimme war überraschend angenehm. Kein Piepsstimmchen, sondern eine helle, sanfte Mädchenstimme, die mich freundlich begrüßte:

„Es fräät mich, Sie kennezuleene, Herre Hirschberg."

Das mit dem Siezen und der Anrede mit Herrn, das gefiel mir durchaus, auch wenn es mit einem heftigen Pfälzer Dialekt einherkam. Ich kann mir auf einmal erwachsen und männlich vor. Babette hatte einen Vierertisch vorbestellt und wir nahmen daran Platz. George bestellte ganz souverän dreimal saure Schorle und blickte mich dann fragend an.

„Äh, ich, ich hätte gerne ein Pils, bitte. Ich weiß auch gar nicht, was ‚saure Schorle' so ist."

Babette klärte mich schnell auf, dass dieses Weißwein mit Mineralwasser sei. Ich kam aus Lübeck, ich hatte es nicht so mit Wein.

Das Tanzen

Nach dem ersten Schluck Bier hörte ich einen leicht zu identifizierenden Rhythmus von der Tanz-Combo. Es war ein langsamer Walzer. Ran ans Pflichtprogramm:

„Fräulein Muller, darf ich zum Tanz bitten?"

Ich war aufgestanden und verbeugte mich formgerecht. Die Tanzstunden hatten doch noch etwas im Gedächtnis hinterlassen bei mir. Sie nickte erfreut.

„Arg gerne, Herre Hirschberg."

Sogar die Tanzhaltung hatte ich noch drauf. Ganz korrekt ergriff ich mit meiner linken Hand ihre Rechte und legte meine rechte Hand federleicht auf ihr Schulterblatt. Sie scheute nicht vor meinen beiden fehlenden Fingern an der linken Hand zurück. Sie ließ sich leicht führen, als sie ihren linken Arm leicht auf meinen rechten legte. Am Anfang war der Abstand zwischen uns groß. Darauf folgten ein Foxtrott und ein Wiener Walzer. Es war erstaunlich, wie glatt es mit dem Tanzen lief. Bei ihrer Figur hatte ich automatisch angenommen, dass sie sich eher schwerfällig wie eine Kuh bewegen würde. Sie war jedoch leichtfüßig. Der letzte Tanz war wieder ein langsamer Walzer.

„Sie können erstaunlich gut tanzen, Fräulein Muller. Ich bin beeindruckt."

„Sie derfe mich gerne Joanne nennen. Fräulein Muller is doch steif."

„Wenn ich Sie Joanne nennen darf, dann müssen Sie mich auch Michael nennen."

Das alles machte mich irgendwie auch neugierig. In der Tanzpause begann ich mich unauffällig, so dachte ich jedenfalls, danach zu erkundigen, was sie denn in der Firma gemacht hätte. Sie war etwas ausweichend:

„Herr Hirschberg, isch haan na de besonnere Schul so'ne Art Praktikum inner Kantine gemacht. Seitdäm wääß i, so wie ma sisch as Kellnemädel benämme tut."

George hatte absolut recht gehabt damit, dass sie nicht in die Kategorie ‚besserwisserische Streberin' fiel. War mit besondere Schule vielleicht die Sonderschule gemeint? Offensichtlich hatte sie jetzt eine Stelle als Kellnerin ohne Ausbildung?? Wie und wo hatten meine so intelligente und gewandte Cousine Babette oder ihr gut situierter Verlobter George denn diese pfälzische Landpomeranze kennengelernt? Wie war es zu dieser fortgesetzten Bekanntschaft gekommen?

„Meine Cousine hat nur nett von Ihnen geredet. Sie müssen sich dann in der Kantine kennengelernt haben...?"

„Oh, Michael. Ich hör' no eene Walze' starte. Woll'n wir de nich danze?"

Den Walzer wollte ich ihr nicht abschlagen, ich hatte es ja quasi meiner Cousine versprochen -- und Jo hatte sich ja auch bemüht. Sie stellte sich näher an mich heran:

„Wolle mer net nähe' danze? S'mach de Drehe äinfach..."

Na gut, es stimmte. Beim verringerten Abstand werden Drehungen dadurch einfacher. Aber wollte ich so nahe tanzen? Ich wollte nicht unhöflich sein. Der verringerte Abstand ließ mich ihr Parfüm wahrnehmen. Es war aromatisch und sehr blumig zugleich. Es gefiel mir. Sie lächelte mich an -- und dieses Lächeln verwandelte ihr Gesicht oder zumindest erschien es mir so. Denn ihre Augen lächelten mit. Das brachte ihr Make-up der Augen so richtig zur Geltung. Der tiefbraune Lidstrich und die langen dunklen Wimpern sowie der grau-violette Lidschatten brachten ihre grünen Augen so richtig zum Strahlen. Wieso war mir das vorher nicht aufgefallen? In dieser Hinsicht hatte George Recht gehabt. Ihr Gesicht war süß.

Erst später fiel mir auf, wie geschickt sie damit von der Nachfrage abgelenkt hatte. Danach kam wieder ein langsamer Walzer. Sie roch so gut, dass ich sie noch näher heranzog. Ich spürte nun ihren Körper - er war warm und weich. Bei den engen Drehungen schob ich jeweils mein rechtes Knie zwischen ihre Beine. Sie ließ sich willig von mir in die kreisende Bewegung bringen. Sie wehrte sich nicht dagegen. Meine Hormone kamen in Wallung. Sie mochte alles andere als eine Intelligenzbestie sein und sie war sicherlich kein Hingucker auf den ersten Blick, aber jetzt wirkte sie sehr weiblich und fraulich auf mich. Wenn mein Bein zwischen ihren war, dann fühlten sich ihre Schenkel weich und verführerisch an. Ich merkte, welchen Effekt sie auf meine Männlichkeit ausübte. Plötzlich war ich befangen, weil sie das vielleicht merken würde. Ganz unmerklich wollte ich lieber den Abstand vergrößern. Da lächelte sie mich an:

„Reschbekt, Michael. Isch haan een gutes Gefihl, so feste Ärme!!"

Ich war für einen Moment sprachlos. In diesem Moment so ein Kompliment zu bekommen, hätte ich nicht erwartet. Sie mochte es, eng in meinen Armen zu liegen! Wenn das nicht ein gutes Zeichen war, was dann? Natürlich gab ich das Kompliment galant zurück, als wir in eine Ecke des Saales hineintanzten.

Dadurch wurde ich ermutigt. Ich ließ meine rechte Hand von ihrer Schulter auf ihren Rücken herabgleiten. Gespannt wartete ich, ob sie Einwände erheben würde oder ihre Haltung ändern würde. Sie tat es nicht. Das fasste ich als Erlaubnis auf. Ganz vorsichtig ließ ich meine Hand noch etwas tiefer rutschen, bis ich bereits die beginnende Wölbung ihres Hinterns spürte. Das brachte eine Reaktion. Sie hob ihr Gesicht und sah mich etwas fragend an, während sie leicht errötete.

„Michael, wolle mer uns net duze? Wass sagste däzu?"

Ich nickte schnell und dachte mir das Eisen zu schmieden, so lange es heiß war. Soweit hatte ich es noch bei keinem Mädchen gebracht. Ich blieb stehen und sah sie an:

„Du darfst mich auch gerne Michi nennen, Jo!"

Oh, gut. Daraufhin himmelte sie mich regelrecht an und schaute mich lieb an. Sollte ich es wagen? Ja, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Da sie ihr Gesicht mir so zuwandte, beugte ich mich etwas herunter und presste etwas unbeholfen meine Lippen auf ihre rosarot geschminkten. Im ersten Moment erstarrte sie regelrecht. Dann aber legte sie ihre Arme um meinen Hals und ließ sich gerne küssen.

Ich nutzte schamlos die Gunst des Momentes. Meine linke Hand legte ich in ihren Nacken, um den Kuss zu vertiefen. Meine rechte schob ich aber kühn tiefer herunter, bis sie die linke Hinterbacke von ihr richtig schön im Griff hatte. Sie lockerte ihre Arme für eine Sekunde. Ich befürchtete schon, jetzt zu weit gegangen zu sein. Würde sie sich von mir lösen und protestieren? Anstelle dessen öffnete sie jedoch ihre Lippen. Der Kuss vertiefte sich. Mein erster Zungenkuss! Ich war in Hochstimmung. Ihr praller Po fühlte sich gut an, als ich die üppigen Rundungen erkunden konnte.

Es gab plötzlich einen Tusch von dem Ensemble. Wir fuhren auseinander. Es gab die Ansage, dass eine etwas längere Pause angesagt war. Es würde Musik vom Plattenteller geben, bis die Mitglieder der Combo wieder auf der Bühne waren. Es war das Zeichen, um wieder an den Tisch zurück zu gehen.

Meine Cousine Babette lächelte, als wir ankamen. Hatte sie etwas mitbekommen? Natürlich wollte ich sie nicht danach fragen. Babette und George diskutierten plötzlich über Rock'n'roll. Klar, ich hatte darüber gehört. Ich hatte es auch schon gesehen -- und die Musik gehört. Meine Mutter behauptete aber steif und fest, dass diese ‚Negermusik' nichts für mich wäre. Deshalb hatte ich eine Unterhaltung mit ihr darüber aufgegeben. Jo verhielt sich auch relativ still, bis die Combo wieder anfing zu spielen. Sofort danach meldete sie sich:

„Wolle mer net widder danze, Michi? S'wa doch schee, net?"

Klar, das Tanzen war schon schön gewesen mit ihr. Gleichzeitig hatte ich ein bisschen Angst davor, durch Babette aufgezogen zu werden, wenn ich mich zu eifrig zeigte. Das Leuchten in den grünen Augen von Jo bei der Frage klopfte mich aber sofort weich. Ich nahm sie bei der Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Sie schmiegte sich sofort in meine Arme und legte ihren Kopf an meine Schulter. Ich war gerührt!

Wir tanzten die ganze Runde durch. Es machte mir Spaß. Es war ein Erlebnis, ein Mädchen eng in den Armen zu halten. Ein Erlebnis, von dem ich gar nicht genug bekommen konnte. Gut, es mochte helfen, dass ich hier keinen kannte, außer meinen Verwandten. In meiner Heimat hätte ich mir mehr Gedanken darübergemacht, was meine Schulkameraden wohl dazu gesagt hätten, dass ich mit einem so pummeligen Mädchen tanzte. Pah, dafür konnte ich jetzt mitreden beim Thema Zungenkuss!