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Die Farben deines Sommers

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Alles scheint so einfach. So könnte es für immer sein.
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2013 vs melancholie.

manchmal vermisse ich menschen, die aus meinem leben verschwinden...

gewidmet ist der text einer zerbrochenen beziehung, die mich innerlich zerrüttet hat...

und egal, wie schief alles gelaufen ist und was zwischen uns vorgefallen ist - manchmal fehlt er mir...

*

Remember when
we were driving, driving in your car
speed so fast I felt like I was drunk
city lights lay out before us
and your arm felt nice wrapped around my shoulder
and I had a feeling that I belonged
Maybe together we can get somewhere

- Tracy Chapman: Fast Car

* * *

Die Farben deines Sommers

Deine langen Haare wehen im Sommerwind.

Lächelnd drehst du dich zu mir um, als ich deinen Namen rufe. Ich laufe auf dich zu, fliege in deine Arme. Du drückst mich ganz fest an dich und ich weiß, dass ich bei dir geborgen bin. Dass du mich beschützt. Für mich da bist. Mich magst, wie ich bin. Egal, wie ich bin.

*

Es ist irgendwann Anfang August, der Sommer liegt vor uns und alles scheint so leicht, so einfach, so endlos. Laue Sommernächte an deinem Fenster. Im flüsternden Gras liegen und zu den Sternen hochgucken, den Mond beobachten, Sterne zählen. Draußen bleiben bis zum Morgenanbruch. Dem Sonnenaufgang zusehen, auf den Dächern der rauchgrauen Stadt. Sommerhitze klebt zwischen den Häusern, auf den Straßen, lässt den Asphalt flimmern.

Mein dunkler Rock flattert mir verspielt nach, wenn ich barfuß über steinige Schotterwege laufe, quer durch den Wald, immer dem Murmeln vom Flusslauf nach. Wohin er mich führt, weiß ich nicht. Zu dir, vielleicht.

Alles scheint so einfach. So endlos. Freiheit. Abenteuer. Der Sommer schmeckt nach Leben.

So könnte es für immer sein.

Aber wir beide wissen, dass der Herbst nicht mehr fern ist.

*

Dein Lächeln verblasst immer mehr aus meinen Erinnerungen. Wieso ist es so gekommen? Wieso stehen wir uns jetzt gegenüber? Wieso haben wir uns nichts mehr zu sagen?

Vielleicht, denke ich, als ich meine Schultern straffe und den Blick von dir abwende, vielleicht ist es das, was Leben ausmacht. Niederlagen hinnehmen. Lernen, das zu akzeptieren, was man nicht mehr ändern kann.

Können wir es nicht mehr ändern?

Wann ist alles schiefgelaufen?

Wann haben wir angefangen, es uns egal sein zu lassen?

Wieso enden wir jetzt damit, dass wir uns anschweigen?

*

Eines Sommernachts laufen wir Hand in Hand durch die dunklen Straßen Berlins.

Es ist weit nach Mitternacht und keiner von uns beiden ist mehr nüchtern. Wir lachen den Sternen entgegen, reden, kichern, irgendwann ist mir danach, leise vor mich hinzusingen. So kommen wir schließlich in unserem Hostel an. Mitten in einer der Partymeilen von Friedrichshain. Dieses Viertel schläft nie. Überall laute Musik, lautes Lachen, gute Laune.

Irgendwie schaffen wir es unbeschadet in unser Zimmer. Du guckst mir beim Abschminken zu, amüsiert darüber, wie viel Schwierigkeiten mir solch einfache Handgriffe bereiten, wenn... wenn. Wenn der Verstand vernebelt, der Geist verschwommen ist. Schließlich gebe ich es entnervt auf.

Dein dummer Kommentar veranlasst mich dazu, mich stattdessen quietschend auf dich zu stürzen, dich mit dem Kopfkissen zu bedrohen -- und dann entgleitet es uns.

Der nächste Morgen fängt verheißungsvoll an, mit Kopfschmerzen und all den bösen Erinnerungen an das, was da noch zwischengefallen ist.

Zwischen uns.

In der letzten Nacht.

Stöhnend vergrabe ich meinen schmerzenden Kopf in meinen Handflächen.

*

Sommertage fliegen nur so dahin, wenn man auf Abenteuersuche ist.

Jeder Tag eine neue Herausforderung, morgens nicht zu wissen, wohin einen die Nacht verschlagen mag. Alles scheint so einfach, so freiheitsgetränkt, abenteuerhungrig, leicht.

Mit dir an meiner Seite kann mir nichts passieren.

*

Eines kühlen Spätsommerabends sind wir auf Achsen, die Landschaft rauscht nur so am Zugfenster vorbei.

Ab und an streiten wir uns, reden dann tagelang nicht miteinander. Aber niemand von uns hält es lange ohne den Anderen aus, und so folgt die Versöhnung fast auf dem Fuße.

Verträumt siehst du aus dem verschmierten Fenster nach draußen in die dunkle Nacht. Dein Kinn stützt du auf deine linke Handfläche, deine Finger schmiegen sich an deine linke Wange. Du siehst nachdenklich aus, wenn du so dasitzt, schweigend, den Blick in die Ferne gerichtet.

Wohin wir wollen, hast du mir nicht verraten.

Pack ein paar Sachen zusammen, hast du mir am Telefon gesagt, vor ein paar Stunden. Nicht viel, nur für zwei oder drei Tage.

Wir haben uns am Bahnhof getroffen, uns in die Arme geschlossen und dann hast du mich auf eins der vielen Gleise entführt.

Und nun sitzen wir im Regionalzug nach Leipzig Hauptbahnhof.

Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt, um dich in das einzuweihen, was mir vor einigen Nächten klargeworden ist...

*

Verbleichende Erinnerungen.

Manchmal scheinst du so weit weg von mir, dann möchte ich meine Hände nach dir ausstrecken, auch wenn ich weiß, wie sinnlos es ist.

Der Herbst bringt die ersten Stürme mit sich, wirbelt buntes Laub durcheinander und malt den Himmel grau in grau in grau.

Auf einen verregneten September folgt ein kalter Oktober, und mit dem November kündigt sich schließlich der Winter an.

Unsere Wege haben sich getrennt.

*

Irgendwann im Morgengrauen eines Frühherbsttags werde ich an deiner Seite unsanft aus dem Schlaf gerissen.

Was mich geweckt hat, ist mir im ersten Moment nicht klar. Doch dann bin ich schlagartig wach, stürme haltlos ins Badezimmer.

Stechende Schmerzen.

Im Bauch.

Schreckliche Vorahnungen lassen Tränen in meinen Augen aufsteigen, und zwei Handgriffe später gibt mir dunkelrotes Blut an meinen Oberschenkeln bittere Gewissheit.

Meine Kehle fühlt sich rau an, zu rau, um etwas anderes als trockenes Schluchzen hervorzubringen.

Ich verliere den Halt, rutsche rücklings an der Badezimmertür hinab.

So findest du mich schließlich vor, meine Fingerspitzen dunkel von meinem eigenen Blut, in dem ich wie versteinert kauere.

Dein Blick wandelt sich von besorgt über entsetzt in verzweifelt. Nie werde ich vergessen, wie du im Türrahmen gestanden hast und vor mir zurückgewichen bist. Leichenbleich im Gesicht und in den Augen dieser leere Blick.

*

Der Dezember bringt ersten Schnee mit sich.

Pudrig weiß legt er sich über Dächer, auf Straßen, versteckt kleine Vorgärten unter seiner kalten Decke.

Seufzend wende ich mich ab von dem Anblick, kehre meinem Fenster die Schultern. Ich ertrage den Anblick einfach nicht. Ich ertrage so vieles nicht mehr, seit du fort bist. Auch wenn mein Leben weitergehen wird. Die Wunden werden verheilen. Die Narben abklingen. Erinnerungen verblassen.

Irgendwann hört es auf, wehzutun.

Irgendwann wird dieser klirrend kalte Winter dem nächsten Frühling weichen.

Und wer weiß, was der kommende Sommer dann bringen mag.

Ende.

  • KOMMENTARE
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3 Kommentare
motzkatmotzkatvor fast 5 Jahren
Wortlos... sprachlos

Mir fehlen die Worte um zu beschreiben was ich beim Lesen empfunden habe. Und so etwas hier...

Vielen Dank dafür.

LG Michael

hardcorefrankhardcorefrankvor etwa 8 Jahren
Talent hast Du!

Und stilistisch ist diese (autobiographische?) Skizze zweifellos ein Meisterwerk.

Nichtsdestotrotz hätte ein bißchen mehr Fleisch auf den Knochen in Gestalt von mehr Details dem Text gut getan, ohne seinen hohen künstlerischen Wert zu schmälern.

Aber ich bin eben nur ein Kerl, der auf deftigere Hausmannskost steht. Allerdings kann auch diese bei liebevoller Zubereitung durchaus schmackhaft sein.

chekovchekovvor etwa 8 Jahren
no comment...

... weil zu traurig, um schön zu sein und zu schön, um traurig zu bleiben.

Wird schon wieder!

Nur das Beste, chekov

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