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Familienpflichten

Geschichte Info
Eine Pflicht wird eine Kür.
7.1k Wörter
4.6
98.9k
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Nach meiner Schule, die ich mit der mittleren Reife abgeschlossen hatte, entgegen aller Versuche meiner Eltern, mich zum Abitur und durch die Uni zu bringen, war ich zu Hause ausgezogen.

Ich war zwar erst 17, als ich meine Ausbildung begann, aber das wenige Geld reichte mir. Ich wollte mit der geldgeilen Familie, meinem Vater, der immer nur mehr Geld verdienen wollte, meiner Mutter, die dieses Geld mit vollen Händen rauswarf, und von meiner Schwester, die genauso wie unsere Eltern wurde, nichts mehr zu tun haben.

Als ich grade mit meiner Ausbildung fertig war, starb meine Oma, die Mutter meines Vaters, die als einzige meinen Weg unterstützt hatte.

Sie war schon alt und so starb sie einfach.

Zuerst dachte ich an ihre moralische Hilfe, die Unterstützung, die sie mir bei jedem ihrer Anrufe gab, und wie sie sich dabei gegen meinen Großvater, ihrem Mann durchsetzen musste, doch dann bekam ich einen Brief von ihr, in dem sie mir ankündigte, dass ich eine kleine Überraschung erben würde.

Dieser Brief kam erst nach ihrem Tod bei mir an, denn er war beim Gericht, zusammen mit dem Testament, hinterlegt worden, und war eine der ersten Bestimmungen, die vom Erbschaftpfleger ausgeführt wurde.

Bei der Trauerfeier waren alle da. Oma hätte gesagt "Die Geier warten". Meine Mutter, mein Vater, und auch meine Schwester, die vor kurzem mit ihrem Studium fertig geworden war und nun ganz groß in die Wirtschaft einsteigen wollte.

Des weiteren natürlich mein Opa, der im Rollstuhl saß, und einige, die ich nicht kannte, die sich aber wohl auch überzeugen wollten, dass Oma tot sei, und sie etwas erben könnten.

Oma hielt zwar nicht viel vom Geld, doch gehörte ihr die Firma, in der mein Vater den großen Maxen spielte.

An der Testamentseröffnung konnte ich nicht teilnehmen, da ich in einem wichtigen Projekt bei meinem Arbeitgeber steckte, und ich nicht weg konnte.

Die beim Erbschaftgericht sagten mir, dass die Anwesenheit bei der Testamentseröffnung keine Pflicht sei, selbst wenn man etwas erben würde.

Ein paar Tage später musste ich eine Postzustellungsurkunde abholen, die eine Abschrift des Testaments und eine Erläuterung enthielt, was ich geerbt hätte.

Oma war am Ende doch noch richtig böse geworden.

Die Firma wurde nicht vererbt, sie kam in eine Familienstiftung, in deren Vorstand keiner aus der Familie ein Mitspracherecht haben würde.

Erst die dritte Generation dürfte in den Stiftungsrat gewählt werden, und auch immer nur so viel, dass die Familienmitglieder maximal 30% der Stimmen auf sich vereinigten.

Mein Vater blieb Angestellter, ich würde, und wie es aussah als einziger, zusätzlich regelmäßig etwas aus der Stiftung beziehen können.

Und zwar die Hälfte der Bezüge meines Vaters. Wenn ich heiraten würde, würde es auf die gleiche Höhe steigen. Maximal.

Ich musste das Geld aber nicht nehmen. Das war nur das, was ich, wenn ich es haben wollte, maximal bekommen könne.

Um dieses Geld zu bekommen, müsste ich aber arbeiten, und zwar nicht in der Firma.

Meine Schwester würde nichts bekommen, da sie, zur Finanzierung ihrer Pläne, Geld von Oma bekommen hatte. Damals zwar als Kredit, doch dieser würde in das Erbe gewandelt, und alle ihre Ansprüche wären damit abgegolten.

Zum Stiftungsrat stand einiges in den Unterlagen, das ich im Moment nicht verstand. Beim Überfliegen wurde mir aber klar, dass der Stiftungsrat recht gut bezahlt wurde. Wenn er die Firma aber gegen die Wand fahren würde, würden die Mitglieder haften.

Auch wäre ein Verkauf der Firma nicht möglich, solange nicht mindestens ein Mitglied der Familie im Rat sitzen würde. Und dann auch nur, wenn alle Mitglieder des Stiftungsrates zustimmen würden.

Alles in allem war das wohl für die Familie nicht so gelaufen, wie sie es sich gewünscht hatten, und mir war das Geld egal.

Ich hatte einen guten Job, in diesem wurde ich gut bezahlt und ich bekam die Freiheiten, die ich brauchte, um meinen Meister zu machen.

Im Großen und Ganzen ging es mit hervorragend.

Auch persönlich hatte ich eine Freundin, die mir jeden Wunsch von den Augen ablas und mich verwöhnte. Auch war sie nicht die dümmste ;-), so dass wir immer wieder anregende, scharfe, lustige, vergnügliche Gespräche, auch Streitgespräche, hatten.

Ich hörte immer mal wieder etwas von der Familie. Zuerst, als mein Vater das Testament anzweifeln wollte und vor Gericht gescheitert war und als meine Schwester ähnliches versuchte, um an weiteres Geld für ihr Geschäft zu bekommen.

Die Gerichtskosten meines Vaters waren, wohl auch durch die Anwälte, die ihn ausgenommen hatten, so hoch, dass er und Mutter das Haus verkaufen mussten, um einen Teil der Kosten gleich decken zu können.

Die weiteren Kosten musste er dann von den eigenen Einkünften abstottern, und es blieb weniger Geld für meine Mutter übrig, das sie verschwenden konnte.

Als dann auch meine Schwester an mehr Geld wollte, und dabei ebenfalls scheiterte, hörte ich nichts mehr von ihr.

Nachdem ich meinen Meister gemacht hatte, spezialisierte ich mich in meinem Beruf. Dafür nahm ich dann doch etwas Geld vom dem mir aus der Stiftung zustehenden Geld.

Zuerst wurde meine Firma aufgebaut, die langsam Fahrt aufnahmen. Ich hatte vier Angestellt, drei, die mit mir in meinem Beruf arbeiteten und eine Sekretärin. Die wurde mir von meinem alten Chef empfohlen. "Die hat Haare auf den Zähnen, wenn du die nimmst, wird es deiner Firma nie schlecht gehen. Eher schmeißt sie dich raus."

Und so war sie auch. Eine anstrengende Frau, mit der man sehr gut zusammenarbeiten konnte. Die immer da war, wenn man Hilfe brauchte. Die Gott und die Welt kannte.

Ich hatte bei ihr nur in einem Fall Angst: Was würde aus der Firma werden, wenn Frau Hamann nicht mehr da wäre?

Denn sie war die Seele der Firma.

Ich verdiente gutes Geld mit meiner kleinen Firma, die Angestellten verdienten gutes Geld, wir waren mit der Umsatzlage zufrieden. Es gab zwar immer wieder Anfragen, ob wir nicht noch mehr Aufträge annehmen könnten. Sowie Angebote, von Firmen und Bekannten, die mit einsteigen wollten, doch ich wollte nicht.

Ich hatte meine Nische gefunden, in der ich für mich und meine Angestellten gut leben konnte, und in der es auch nicht schnell bergab gehen würde, wenn es man weniger Aufträge geben würde.

Denn wir waren gut. Ein Kunde sagte "Selbst wenn ich bei euch etwas länger warten muss, was ihr baut, ist es Wert zu warten. Ihr seid einfach die Besten."

Der Firma ging es also gut, so dass ich mir ein Häuschen kaufte. Auf dem Recht großen Grundstück lagen an der Grenze zur Parallelstraße sieben Laubengrundstücke, die Vorbesitzer als Kleingärten verpachtet hatten.

Das Grundstück war so groß, dass man von denen nichts mitbekam.

Der Verkäufer erzählte mir etwas über die Pächter. Ein altes Ehepaar, das wohl schon vom Vorbesitzer das Land gepachtet hatten, zwei mittelalte Pärchen, zu dem der Verkäufer sagte, die seien Öko oder so, ein Paar mit Kindern, die ausgewachsen waren und so nicht mehr zu Besuch kamen, zwei Paare, die kleine Kinder hatten, und eine Frau mit kleiner Tochter. Sie hätte das Grundstück vor ein paar Jahren gepachtet. Ich solle mit der vorsichtig sein. So wie es ihm schien, würde sie in der Laube leben, mit der Kleinen, die wohl grade vier war.

Das wollte er eigentlich nicht, doch die Frau hatte wohl keine andere Bleibe.

Sie sah immer recht ordentlich aus, die Kleine war immer in Kindergarten, aber komisch war das schon.

Er hätte sie mal gefragt hatte, warum sie nicht in eine Wohnung ziehen würde, worauf sie gesagt hatte, dass all ihr Geld, dass sie verdiene, in die Schuldentilgung ginge.

Sie hätte sich schwer verspekuliert, und von der Familie würde nichts mehr kommen.

Sie hatte ihn angefleht, sie nicht rauszuwerfen, denn dann wüsste sie nicht mehr weiter.

Ich solle ein Auge auf die haben, das sie sich nicht antue, auch wegen der Kleinen. Er habe Angst um die Frau, die sei so verzweifelt.

Dann sagte er noch "Die ist die einzige, die wirklich Kleingärtnert, der muss es wirklich schlecht gehen, wenn die nur von dem Angebauten lebt. Die anderen nutzen den Garten als Wochenendgrundstück, die beackert ihn."

Ich zog also mit meiner Freundin in das Häuschen und den großen Garten.

Die Grundstücke am Ende störten nicht besonders. Ich war nach dem Kauf einmal zu denen rüber gegangen und hatte mich umgesehen, was da zu meinem Grund und Boden gehören würde. Die sechs Wochenendgrundstücke waren zu der Zeit leer, es waren typische Gärten, mit Wiese, Hollywood-Schaukel und bei einem sogar einen Pool.

Beim siebenten Grundstück gab es keinen Rasen, außer auf den Wegen. Alle Beete waren gut gepflegt, neben dem kleinen Haus standen an der einen Ecke eine Kinderschaukel und eine kleine Buddelkiste.

Den sechs anderen hatte ich schon geschrieben, dass ich der neue Besitzer sein, bei Grundstück Nummer sieben hatte ich, bis für das Grundstück, keine weite Adresse, so steckte ich den Brief in den Kasten.

Ich saß im folgenden Frühjahr im Garten, als ich eine Kinderstimme neben mir hörte

"Du, Onkel"

Ich drehte mich und sah ein kleines Mädchen "Wer bist du denn?"

"Ich bin Anna, ich wohne da", sie zeigte auf das Grundstück von der Frau mit Kind, "mit meiner Mamma"

"Und Anna, was willst du?"

"Du Onkel, Mamma hat Geburtstag, und ich will ihr etwas schenken."

"Ja"

"Aber ich habe doch nichts" sie sah etwas traurig aus. "Kann ich meinen Lily bei dir gegen was tauschen?"

Sie hielt mir ihre Puppe hin. Die sah schon sehr abgeliebt aus.

Das Gesicht der Kleinen sagte, dass sie alles machen würde, um ihr geliebte Lily behalten zu können, aber für ihre Mamma würde sie darauf verzichten.

"Was willst du für deine Lily haben?"

"Einen Spaten, der von Mamma ist alt, und zu kurz und stumpf. Mamma schimpft immer, wenn der nicht in den Boden will"

Ich sah mir die kleine Anna an, und beschloss, ihr die Puppe abzuhandeln, um sie ihr dann zu schenken.

"Anna, das geht so aber nicht"

"Warum nicht, Onkel?"

"Deine Lily ist doch viel mehr wert als so ein Spaten.

Was braucht deine Mamma noch?"

Anna überlegte "Gummistiefel. Die haben Löcher"

"Und?"

"Eine Schubkarre"

"Gut, wenn ich für deine Mamma Gummistiefel besorgen soll, muss ich wissen, wie groß die sein müssen. Sonst tut sich deine Mamma nur die Füße weh."

Anna sah mich an und verstand, was ich meinte.

"Warte mal", ich stand auf und holte meine Gummistiefel.

"So sehen die von Mamma auch aus, nur haben deinen keine Löcher", sagte sie, nachdem sie die Gummistiefel begutachtet hatte.

"Anna, siehst du die Zahl hier?" ich drehte die Stiefel, so dass sie die Innenseite vom Schaft sah. Oben am Rand stand bei diesem Modell die Größe.

"Ja, da haben die von Mamma auch so eine Zahl"

"Anna, wenn du mir diese Zahl sagen kannst, kann ich welche für deine Mamma besorgen."

Anna sah mich skeptisch an. Ob sie sich diese Zahl so lange merken könne.

"Anna, kannst du sie abmalen?"

Sie sah mich an "Ja, das kann ich."

Sie wollte losrennen, doch ich rief sie zurück "Anna, deine Lily", sie drehte sich um, kam angerannt und nahm mir ihre Puppe aus der Hand. Dann war sie wieder weg.

Ich sah ihr kopfschüttelnd nach.

Es gab jemand, der sich nicht damit abfinden wollte, dass ich mich mit Anna beschäftigte. Und das war meine Freundin. So schimpfte mit mir "Du wimmelst mich immer ab, wenn ich von Kindern rede, und mit der da beschäftigst du dich."

Und sie blieb dabei, ich solle mich mehr ihr beschäftigen.

Ein paar Tage später kam Anna mit einem Zettel, auf dem die Größe stehen sollte.

Ich sah mir den Zettel an und grübelte. Dann nahm Anna den Zettel und drehte ihn um.

Nun hatte ich die Schuhgröße, so konnte ich den Spaten, die Schubkarre und die Gummistiefel kaufen.

Nach ich alles zusammen hatte, sagte ich Anna, als sie wieder mal da war, dass wir unseren Handel, die drei Sachen gegen ihre Lily, einlösen müssten.

Anna sah mich erschrocken an. Dann fragte ich "Wann hat deine Mamma Geburtstag?"

Anna sah mich an, sie hatte Angst um ihre Lily, aber sie hatte sie bei mir gehen die Sachen eingetauscht. "Morgen"

Ich sagte zu Anna "Gut, dann bringe ich morgen die Sachen und du gibst mir deine Lily. Ich passe gut auf sie auf, du darfst immer kommen, und mit ihr spielen.

Einverstanden?"

Anna nickte, nicht sehr begeistert.

Am folgenden Tag kam ich am Nachmittag mit den Schuhen und dem Spaten in der Schubkarre zum Grundstück, das Annas Mamma gepachtet hatte.

Anna stand am Zaun und schaute mich ängstlich an, sie würde heute ihre Lily verlieren, dachte sie.

Die Mutter stand am Haus und sah mich kommen. Anna rannte vor und sagte "Mamma, für deinen Geburtstag"

Diese sah mich an und ich sagte "Anna kam zu mir und hatte mir ein Angebot gemacht, dass ich nicht ablehnen konnte."

"Was hat sie gemacht?"

"Sie hat mir ihre Lily verkauft, gegen einen Spaten, eine Schubkarre und neue Gummistiefel."

Die Mutter sah ihre kleine Tochter an und fing an zu weinen. Dann hockte sie sich hin und umfing ihre Tochter. "Anna, Anna, auch mein Liebling"

Anna sah verstört aus, sie wollte nicht, dass ihre Mamma weinte. Sie wollte, dass ihre Mamma glücklich war.

"Mamma, bist du traurig?"

"Nein Anna, ich bin stolz auf dich"

Dann sah sie mich an und fragte "Was haben sie mit Lily vor?"

Ich zeigte auf die Stühle, und so setzten wir uns, sie nahm Anna auf ihren Schoß. Beide, Mutter und Tochter, sahen mich an.

Ich sagte "Ich kann auf eine so wichtige Puppe nicht aufpassen. Deshalb habe ich beschlossen, dass ich sie einer Person gebe, die wirklich auf die aufpassen wird."

Die Mutter merkte, was ich vorhatte, Anna noch nicht.

"Anna, da ich nicht auf Lily aufpassen kann, musst du das machen. Pass auf, dass es Lily immer gut geht, dass sie immer geliebt wird.

Kannst du das machen, Anna?"

Anna sah mich mit großen Augen an. Sie konnte ihre Lily behalten.

Ihr Mutter setzte Anna an ihren Platz und bedeutet mir, mit ihr nach draußen zu kommen.

Da sagte sie "Vielen Dank, Anna ist die einzige Person, die ich noch habe."

Ich sah mir die Frau an, die mager war, die ausgezehrt war und fragte "Sie passen aber auf sich auf? Nicht, dass Anna ihre Mutter verliert.

Haben sie genug zu essen? Sie sehen nicht so aus."

"Ach, ich schaff das schon. Anna ist wichtig. Nur Anna ist wichtig."

Ich wünschte ihr noch alles Gute und ging nachdenklich nach Hause.

Ein paar Tage später gab es zwischen mir und meiner Freundin ein solcher Streit, der dazu führte, dass wir uns trennten, sie zog aus.

Eine Woche später, ich saß nach der Arbeit wieder im Garten, als ich einen Schrei hörte. Anna kam angerannt "Onkel, Onkel, Mamma hat sich weg getan. Hilf mir"

Ich lief also Anna hinterher und sah die Mutter auf dem Boden liegen, sie blutete aus dem Kopf und hatte ein Bein verdreht.

Ich sah mir die Frau an, die war noch dünner, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich brauchte Hilfe.

"Anna."

"Ja Onkel?"

"Da wo ich vorhin gesessen habe, liegt ein Telefon", Anna sah mich verständnislos an.

"Da liegt ein schwarzes Ding, das auf der einen Seite glatt wie ein Spiegel ist. Das ist so groß wie eine Tafel Schokolade. Das brauche ich."

Anna nickte und rannte los.

Ich legte die Frau langsam und vorsichtig auf die Seite. Der Kopf blutete, das Bein sah nicht gut aus, und Anna war noch nicht da.

Da kam sie angerannt, sie hatte mein Handy in der Hand. "Anna, super. Jetzt brauche ich ein Handtuch. Für den Kopf von deiner Mamma"

Ich rief, während Anna das Handtuch holte, die Rettung.

Die nahmen sie Mutter und Anna mit. Ich sagte, dass ich gleich nachkommen würde, und schloss das Haus ab, dann folgte ich den beiden ins Krankenhaus.

Hier war das alles doch nicht so schlimm, wie ich es gedacht hatte. Das Bein war zwar verdreht aber nicht gebrochen, am Kopf war nur eine kleine Platzwunde, sie würde am folgenden Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden, wenn sie jemand hätte, der sich um sie kümmerte.

Denn diese Frau wollte keiner aus dem Krankenhaus alleine bei sich zu Hause lassen.

"Sie ist untergewichtig. Eine Frau der Größe wiegt mindesten 60 kg, sie wiegt grade mal 40. Die können wir so nicht gehen lassen.

Aber wir könne sie auch nicht aufpäppeln, und für das Kind haben wir auch nichts."

Was die Stationsärztin mir da erzählte, klang nicht gut.

Ich brachte Anna in den Kindergarten des Krankenhauses und setzte mich dann zur Mutter.

Diese bedankte sich immer wieder und sagte, ich solle nicht so einen Wirbel machen.

Auf meine Frage, was sie machen wolle, wenn sie wieder raus käme, sagte sie "Ich werde weiter für mein Kind sorgen."

"Wo?"

"Na, wo wohl, mit ihr in dem Haus."

Ich widersprach ihr. "Sie sind untergewichtig. Ich kann es nicht zulassen, dass sie so ausgehungert mit ihrer Tochter dort leben."

Sie sah mich ängstlich an "Sie ziehen bei mir ein und bleiben dort so lange, bis sie wieder ein normales Gewicht haben. Verstanden?"

Ich merkte, wie sie nicht wollte, dann aber doch nicht anders konnte, als zuzustimmen.

Dann fragte ich, was mit Annas Vater sei.

"Dieses Schwein ist abgehauen. Erst hat er mich ausgenommen und dann seine Tochter verleugnet."

"Wie, ausgenommen?"

"Ich hatte eine kleine Firma mit ihm. Ich wollte groß hinaus und er nahm das Geld, das ich für die Firma besorgt hatte, und verschleuderte es."

"Gibt es niemand, der helfen kann? Familie? Freunde?"

"Freunde? Die waren als Erstes weg. Die Familie? Der war ich zu großspurig, und die haben auch kein Geld mehr. Meine Oma hat die ganz schön über den Tisch gezogen. Und jetzt habe ich fast drei Millionen Schulden und brauche fast alles, was ich verdiene, um die Schulden nicht steigen zu lassen."

Dann zuckte sie hoch. "Ich muss arbeiten, ich brauche das Geld."

Sie wollte aus dem Bett doch ich hielt sie fest.

"Nein, du bleibst liegen, verstanden?"

"Wie soll ich von meinen Schulden runter kommen, wenn ich nicht arbeite? Wie soll ich Anna ernähren?"

"Du bleibst hier, bis die dich entlassen, dann kommst du zu mir rüber, und ich päppel dich auf. Und dann, erst dann, sehen wir weiter."

"Das kann ich nicht annehmen."

"Du hast keine Wahl."

"Was, willst du mich entführen?"

"Nein, mit deiner Tochter erpressen."

"Wie? Was willst du mit Anna machen?"

"Ich werde sie verwöhnen, dass sie nicht mehr weg will. Dann musst du bleiben."

Sie sah mich an. Dann schüttelte sie den Kopf. "Das kannst du nicht machen."

"Ich kann nicht nur, ich werde das sogar."

Wir saßen nebeneinander und ich dachte darüber nach, was ich grade gemacht hatte. Ich hatte eine mir unbekannte Frau in mein Haus eingeladen. Nicht nur, weil ich ihre Tochter mochte, sondern auch, weil ich ihr helfen wollte. Ich wollte sie beschützen. Die Frau, die so verhungert neben mir in ihrem Bett lag. Die Frau, die verhungert wäre, nur damit ihre Tochter etwas zu essen bekommen könne.

Ich stand dann auf und sagte "Du bleibst hier, verstanden?"

Sie nickte.

Draußen fragte ich, ob Anna die Nacht bei ihrer Mutter bleiben könne, was sie zusagte, dann, ob sie eine Krankenkassenkarte von ihr hätten, was sie verneinten. Dann fragte ich, wo ich mich melden müsse, um ihre Kosten zu bezahlen, und sie schickten mich mit der Fallnummer zur Patientenbuchhaltung.

Hier hinterließ ich meine Daten und dann ging ich zum Kindergarten, um Anna abzuholen.

Als ich mir Anna zu ihrer Mutter ins Zimmer kam, war ein Bett für Anna gebracht worden. "Anna, du schläfst heute hier bei deiner Mamma im Krankenhaus. Pass auf, dass sie nicht wegläuft."

Auf dem Weg sah ich mir nochmals die Daten an, die ich von der Patientenbuchhaltung bekommen hatte. Der Vorname und das Geburtsdatum kamen mir bekannt vor. Konnte das wirklich meine Schwester sein?

Was war mit ihr passiert?

Zwei Tage später holte ich sie aus dem Krankenhaus ab.

Ich hatte ein Gästezimmer, eigentlich das Gästezimmer, vorbereitet.

Es gab ein breites Bett, für die Frau und Anna.