Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Genugtuung

Geschichte Info
Verarbeitung der Vergangenheit.
7.7k Wörter
4.42
55.1k
4
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

******************************

Nach etwas längerer Zeit erscheint hier meine zweite Geschichte. Die Idee hat sich in den letzten Tagen irgendwie zusammengetragen. Die Geschichte ist ebenfalls rein fiktiv und etwaige Ähnlichkeiten zur realen Personen sind Zufall und nicht beabsichtigt.

Es handelt sich hierbei, wie bei meiner ersten Veröffentlichung, nicht um keine Rein-Raus-Porno-Geschichte, sondern ist durchaus ausschweifend erzählt, um die Umstände auch genauer zu beschreiben.

Die Geschichte wurde zu 100% von mir verfasst und darf nicht ohne meine Zustimmung auf anderen Portalen oder in sonstiger Weise veröffentlicht oder verändert werden. Ich bitte hierbei um Verständnis.

Ich hoffe, ihr hab viel Spaß beim lesen. Über konstruktive Kritik würde ich mich natürlich sehr freuen.

******************************

"Rache trägt keine Frucht! Sich selbst ist sie die fürchterliche Nahrung." - Friedrich Schiller, Wilhelm Tell

----------

Da ist sie wieder! Vor wenigen Minuten habe ich sie im schummrigen Licht der Bar aus den Augen verloren, doch nun gesellt sie sich zu einer anderen jungen Frau am Ende des Raumes. Eine Freundin? Wäre möglich. Beide unterhalten sich ungezwungen und lebhaft miteinander. Ich kann nicht anders, als sie immerfort anzuschauen.

Das rote, rückenfreie und sehr kurz geschnitten Kleid steht ihr außerordentlich gut. Es schmiegt sich eng an ihren reizvollen Körper und betont all ihre Vorzüge. In der einen Hand hält sie einen Cocktail, während sie mit der anderen immer wieder sanft durch ihr langes, blondes und seidenglattes Haar streicht. Zwischendurch gönnt sie sich einen Schluck ihres Cocktails und es gleicht purer Erotik, wenn sie den Ansatz des Strohhalms zwischen ihren vollen, natur-roten Lippen verschwinden lässt. Es ist ein Schauspiel für die Götter ihr zuzuschauen.

Ihre Freundin scheint meinen interessierten Blick bemerkt zu haben, denn sie flüstert ihr etwas zu und deutet mit dem Kopf leicht in meine Richtung. Nun dreht sie sich um und schaut mich an. Ich kann ihren Blick nicht deuten; er ist irgendwie ernst und nichtssagend zugleich. Trotzdem schaue ich nicht verschämt weg, sondern blicke sie weiterhin direkt an. Momente vergehen bis ich ihr ein Lächeln zuwerfe und zublinzle. Jetzt schenkt auch sie mir ein Lächeln; ein anmutiges und süßes Lächeln, wie ich es nur selten zuvor gesehen habe. Sie deutet mit einem Fingerwink an, dass ich zu ihr kommen soll. Ich bin skeptisch. Ungern möchte ich mit ihr im Beisein ihrer Freundin sprechen. Ich deute ihr an, zu mir an die Bar zu kommen, damit ich ihr einen Drink ausgeben kann.

Sie zögert keine Sekunde und schreitet direkt auf mich zu. Es sind vielleicht ein Dutzend Meter zwischen ihr und mir, aber die Zeit kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Ihr Gang ist elegant wie der eines Models. In ihren High Heels, farblich perfekt auf das Kleid abgestimmt, setzt sie gekonnt einen Fuß vor den anderen und lässt dabei ihre schön geschwungenen Hüften routiniert im Takt ihrer Schritte wippen. Das Auf- und Abschwingen ihres prachtvoll ausgestatteten Dekolleté hat eine schier hypnotische Wirkung. Bei jedem Schritt werden ihre unendlich lang erscheinenden Beine sinnlich vom Saum ihres kurzen Kleides umspielt. Es ist ein Schauspiel, das mich vollkommen in seinen Bann zieht.

Nun steht sie vor mir und schaut mich mit einem verschmitzten Lächeln an. Ihr Gesicht ist unglaublich schön und jugendlich frisch. Diese natürlich feuerroten Lippen allein könnten jeden Mann sofort in Abhängigkeit verfallen lassen und Eisberge würden bei ihrem Anblick schmelzen. Minuten vergehen, ohne dass auch nur ein Wort fällt. Ihr Blick ist fesselnd und strahlt Selbstsicherheit und Erotik pur aus. Ihre wunderschönen himmelblauen und unschuldig wirkenden Augen sind eine Pracht. Ich könnte mich sofort wieder in diese engelsgleichen Augen verlieben -- wenn ich nicht wüsste, dass es die Augen des Teufels höchst persönlich sind!

Die Gegenwart dieser Frau bringt alle längst verdrängten Erinnerung wieder zu Tage. Wie könnte ich dieses Biest mit diesen unschuldigen Augen nur je vergessen. Wut und Aggressionen kochen in mir hoch, wenn ich an meine Schulzeit denke. Ich muss mich bei den Bildern, die sich wieder vor meinem inneren Auge abspielen, auf das extremste zusammenreißen.

Es muss in der 10. Klasse gewesen sein. Noch relativ zu Beginn des Schuljahres betrat unsere Klassenlehrerin zusammen mit einem Mädchen den Klassenraum. Das Mädchen wurde uns als Nadine Henning vorgestellt, die von nun an unsere Mitschülerin sei. Sie kam in unsere Klasse, weil ihr Vater, ein leitender Angestellter eines Automobilkonzerns, in die Niederlassung in unserer Stadt versetzt wurde. So wie sie vor uns stand, unschuldig und schüchtern, kaum fähig einen Satz hervorzubringen, habe ich mich sofort in sie verliebt. Das goldene Blond ihrer Haare ließ sie wie ein Engel erscheinen und ihre ängstlich wirkenden und so hübschen himmelblauen Augen versprühten reine Unschuld. Sie war das schönste Mädchen, das ich bis Dato gesehen habe. Ohne Zweifel!

Das Schuljahr verging und ich musste feststellen, dass meine Noten ständig abrutschten. Was hat mich auch der Satz des Pythagoras interessiert, wenn ich stets diese Schönheit vor Augen hatte?! Welchen Nutzen hätten Latein Vokabeln in einem Gespräch mit diesem Mädchen gehabt?! Ich konnte einfach nicht anders, als sie ständig zu betrachten. Aber sie wirklich einmal anzusprechen, das habe ich mich doch lange Zeit nicht getraut. Mir hat einfach die Selbstsicherheit gefehlt, da ich doch recht unsportlich und korpulent in meiner Jugend war. Teilweise wurde ich ein wenig von meinen Mitschülern gehänselt. Aber letzten Endes nichts Wildes, mit dem man nicht hätte Leben können. Außerdem stand mir immer mein bester und auch einzig wirklicher Freund Frederick zur Seite. Ihm war mein Körperbau und meine nicht gerade modische Kleidung, alles passte mir nun mal nicht, egal. Wir verstanden uns einfach super und waren fast schon eher wie Brüder zueinander. Fred, wie ich ihn immer nannte, war sich selbst für nichts zu schade. Unzählige male mussten wir beim Schuldirektor antanzen, da wir wieder einmal in eine Rauferei verwickelt waren, weil mich jemand auf dem Schulhof wegen meines Körperbaus beleidigt hatte. Fred kannte da kein Pardon und hat sich ohne Rücksicht auf eigene Verluste sofort für mich eingesetzt. Ich war froh so einen Freund zu haben und fühlte mich einfach stark mit Fred an meiner Seite; er gab mir Selbstvertrauen und hat mich stets ermutigt. Wir haben alles miteinander geteilt und über alles geredet. Er war der beste Freund, den man sich wünschen konnte.

Des öfteren habe ich mit Fred über Nadine gesprochen. Ich war so fasziniert von diesem Mädchen, dass ich nur selten nicht an sie denken musste. So saßen wir eines Abends an unserem Lieblingstreffpunkt, einer verlassen und halb zerfallenen Lagerhalle im Industriegebiet, und ließen den Frühsommerabend mit ein paar Bier und Zigaretten ausklingen. In dieser gelassenen Atmosphäre kam ich wieder auf Nadine zu sprechen. Dabei teilte ich Fred mit, dass ich Nadine meine Gefühle gestehen möchte. Ich hatte auch all die Hollywood Filme gesehen, in welchen auch ein Außenseiter, wie ich in gewisser Weise einer war, mit der Klassenschönheit zusammen kam. Warum sollte es nicht bei mir klappen? Fred, der auf dem Rücken lag und durch das große Loch im Dach starrte, richtete sich auf und schaute mich mit großen Augen an, als ich ihm von meinem Plan erzählte.

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?"

Ich wurde sauer bei seiner Aussage. „Was soll denn das jetzt? Du denkst dir doch auch nur, dass ich viel zu fett bin und kein hübsches Mädchen sich für mich interessieren könnte!"

„Hey Jonas, beruhig dich mal! Du bist mein bester Freund! Ich will damit nur sagen, dass ich es für keine gute Idee halte. Nadine ist ne Schicki-Micki-Tusse! Die interessiert sich vielleicht dafür, ob du Kohle hast oder ob du aus gutem Hause kommst, aber sicher nicht, ob du einen netten Charakter hast. Ich bezweifle es einfach, dass sie sich mit jemand abgibt, der nicht Typus 'potentielles Boy Group Mitglied' ist."

Es ärgerte mich nur mehr, dass er so von Nadine sprach. „Du kennst sie doch gar nicht!"

„Korrekt. Aber das muss und will ich auch nicht. Mein Gefühl liegt selten falsch bei so etwas."

Diese Aussage stellte mich nicht zufrieden. Sie schürte meinen Ärger stattdessen, weil ich es nicht ertragen konnte, dass man so über dieses süße Mädchen sprach. „Ich werde es trotzdem tun!", sagte ich voller Trotz.

Fred legte sich wieder auf den Rücken und starrte durch das Loch in den sternenklaren Himmel. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette; wohl wissend, dass mit mir darüber nicht zu diskutieren ist. „Dann tu, was du nicht lassen kannst."

Ich musste zum Ende der Woche schmerzlich feststellen, dass Fred definitiv die bessere Menschenkenntnis hatte. Es ergab sich die Gelegenheit, dass Nadine allein an ihrem Tisch im hinteren Teil des Klassenraums saß. Ich nahm allen Mut zusammen und ging zu ihr herüber; in meinen Händen den liebevoll verfassten Liebesbrief und eine Schachtel Pralinen haltend. Als ich vor ihr stand, schaute sie mich erst ungläubig an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch nie wirklich ein Wort miteinander geredet. Als sie sodann erkannte, was ich vorhabe, brach sie in lautes und unheilvolles Gelächter aus. Das zog natürlich die Aufmerksamkeit aller anderen Mitschüler auf sich.

„Was denkst du dir eigentlich, Fatty?! Glaubst du, ein Mädchen wie ich würde was mit einem Nilpferd wie dir anfangen wollen?! Und dann sollen mich diese billigen Pralinen auch noch beeindrucken?!" Im selbigen Moment flog die Schachtel Pralinen, die ich mir mühsam zusammensparen musste, aus dem Fenster. Das Unheil nahm seinen Lauf. Ich wurde gnadenlos von allen ausgelacht und Nadine hackte am meisten auf mir herum. Fred konnte mir in dieser Situation nicht helfen. Er stand an eine Wand gelehnt und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er hat es mir gesagt. Er hat es mir gesagt und ich wollte nicht auf ihn hören. Was war ich nur für ein Idiot!

Wer auch immer sagte, dass eine dumme Frau einem mehr schaden kann als der klügste Feind, hat vollkommen Recht. Auch wenn Nadine ganz sicher kein dummes Mädchen war, so musste ich doch schmerzvoll feststellen, dass dieser Spruch nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ich von den Mädchen zumindest gänzlich in Ruhe gelassen. Doch nun hetzte Nadine alle gegen mich auf. Fred versuchte mir beizustehen. Aber was hätte er gegen dieses Weibsgesindel machen können? Handgreiflich werden? Nein. Nicht gegen eine Frau.

Ich war froh, als das Schuljahr erstmal zu Ende war, doch mein Unglück schien nicht aufzuhören. In den ersten Tagen der Sommerferien kam Fred zu mir, dessen Gesichtsausdruck nicht gerade von Freude gezeichnet war. „Ich werde in zwei Wochen umziehen, da mein Vater beruflich nach Bayern versetzt wird.", teilte er mir verärgert über die Situation mit. Das war ein Faustschlag ins Gesicht. Nun verschwindet auch mein einziger, mein bester Freund. Wie soll ich nur das nächste Schuljahr überstehen, wenn ich auf mich allein gestellt bin? Ich war am Boden zerstört.

Auf dem Schulweg am ersten Schultag hatte ich zumindest noch die Hoffnung, dass sich vielleicht die Wogen über die Sommerferien geglättet haben. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber das tat sie! Sie starb, als ich meinen Fuß in die Klasse setzte und laut lachend mit meinem neuen Spitznamen 'Nilpferd' von meinen Mitschülern begrüßt wurde. Das Schuljahr wurde zu einer Katastrophe für mich. Genau so wie das nächste und das darauf folgende. Die Grausamkeiten nahmen bis zum Abitur kein Ende.

Es war mir unverständlich, dass man so lange auf einer Sache, bzw. in diesem Fall auf mir, herum hacken konnte. Ich musste feststellen, um wie viel erbarmungsloser und ideenreicher Mädchen sein können. Immer neue Grausamkeiten sind in den rücksichtslosen Phantasien von Nadine und ihren Freundinnen entstanden. Zu jedem möglichen Zeitpunkt wurden Anspielungen auf meine Körperfülle gemacht. Erniedrigende Plakate von mir waren an den Wänden der Schule zu finden. Mein Unterwäsche wurde am Fahnenmast gehisst. Niemand hätte sich vorstellen können, dass dieses engelsgleiche und unschuldig wirkende Mädchen eine solch gewissens- und herzlose Person sein kann -- so wie Luzifer es wohl nur selbst ist. Es war die reinste Hölle für mich und niemand konnte und wollte mir beistehen.

Mir ist es heute noch schleierhaft, wie ich diese letzten drei Jahre in der Schule überstanden habe. Ich habe nie jemand davon erzählt, selbst meinen Eltern nicht. Es war mir einfach zu peinlich zugeben zu müssen, dass ich von einem Mädchen fertig gemacht werde. Ja, nicht die verbalen Attacken und Handgreiflichkeiten von Jungs, nein, die pure Grausamkeit, die wohl nur in einem abgrundtief abscheulichen, weiblichen Hirn heranreifen kann, hat mir letzten Endes das Rückgrat gebrochen. Und ich habe sprichwörtlich alles in mich hinein gefressen. Das Abitur habe ich letzten Endes geschafft, aber mit einem hohen Preis: verlassen habe ich die Schule als absolut gebrochener, junger Mann mit einem Gewicht von 113 kg bei 178 cm Körpergröße.

Unsere Blicke sind immer noch ineinander vertieft und sie schaut mich nach wie vor mit einem verschmitzten Lächeln an, während ich mich innerlich zusammenreißen muss.

„Was kann ich dir zum trinken bestellen, meine Schönheit?", breche ich sodann das spannungsgeladene Schweigen zwischen uns.

„Oh, du findest mich also schön?", erwidert sie in einer unschuldigen, mädchenhaften Weise. Welch dämliche Gegenfrage! Als ob dieses Miststück sich nicht im klaren über ihr eigenes Aussehen wäre.

„Eigentlich trifft es 'Schönheit' nicht ganz. Aber mir fällt im Moment kein anderer Ausdruck ein, der dir gerecht werden könnte." Diese Aussage ist nicht mal gelogen, denn sie ist seit damals nur noch attraktiver geworden und vermittelt immer noch diesen unschuldigen, jugendlichen Charme.

„Du bist doch ein gewiefter Charmeur!" Bei dieser Aussage streicht sie sanft über meinen kräftigen Unterarm, der durch mein hochgekrempletes Hemd frei liegt. „Um auf dein Angebot zurück zu kommen ... ich denke, ich nehme einen Mai Tai."

„Wie die Lady wünscht." Ich ordere den Cocktail beim Barkeeper und lege zusätzlich ein ordentliches Trinkgeld bei. Nicht dass ich mit Geld um mich werfen könnte, aber dies scheint zusätzlich das Interesse von Nadine zu wecken. Ich weiß eben noch gut, wie dieses Mädel tickt. Als ich ihr den Cocktail überreiche, fällt ihr interessierter Blick sogleich auf die Breitling Uhr an meinem Handgelenk. Dass es sich hierbei um ein nicht originales Souvenir von einem Schwarzmarkt in Shanghai handelt, kann sie ja nicht wissen. Sie ist doch so durchschaubar und oberflächlich, dieses Biest ... wenn man sie kennt.

„Danke sehr, der Herr. Was machst du eigentlich hier so alleine hier an der Bar?" In ihren Augen erkenne ich ein Glitzern. Sie ist wohl der Meinung, heute den richtigen Fang gemacht zu haben.

„Ich denke, ich habe einfach auf die richtige Gesellschaft gewartet." Ich greife sanft nach ihrer Hand und streiche mit meinem Daumen gefühlvoll über ihren Handrücken. Sie lässt es geschehen. „Und wie es aussieht, hat sich das Warten doch gelohnt." Sie fühlt sich geschmeichelt und bringt ein unglaublich süßes Lachen hervor.

„Du scheinst zu wissen, wie man mit einer Frau umzugehen hat."

„Nun ja, ich müsste lügen, wenn ich 'Nein' sagen würde. Aber in deiner Gegenwart komme ich mir schon teils verloren vor; wie ein kleiner Schuljunge, der das erste mal mit einem Mädchen spricht." Auch diese Aussage ist wahr. Mein Herz schlägt in Nadines Gegenwart immer noch höher. Ich konnte und kann es nicht verdrängen, dass sie das erste Mädchen war, das mir total den Kopf verdreht hat; auch wenn alles nicht nach meiner Wunschvorstellung verlaufen ist.

Sie fühlt sich geschmeichelt von meiner Bemerkung, aber gibt sich willentlich unschuldig. „Also ich weiß nicht ... als ob ein Mann wie du von einem Mädchen wie mir so beeinflusst werden kann." Sie streicht mir dabei gefühlvoll über das Kinn. Diese Berührung ist wie ein elektrischen Schlag für mich. Ich hasse mich selbst dafür, dass dieses Luder noch solch eine Wirkung auf mich haben kann. Ich muss mich verdammt nochmal zusammenreißen!

„Ich glaube, du weißt gar nicht welch großen Einfluss du auf mich hast!" Sie hat keine Ahnung, dass es die reine Wahrheit ist.

„Wirklich? Welchen denn?"

„Ich kann dir einfach nicht widerstehen! Selbst, wenn ich es wollte."

„So attraktiv findest du mich also?"

„Unglaublich attraktiv!" Dabei lege ich meine Hand auf ihr Knie und lasse sie äußerst behutsam ihr Bein hinauf gleiten. Ihr Oberschenkel fühlt sich so verführerisch gut an. Es ist ein Genuss, diesen zu berühren. Ihr gefällt meine zärtliche Berührung und ich meine sogar, einen leichten Seufzer gehört zu haben. Sodann greife ich nach ihrem zierlichen Kinn und ziehe langsam ihr Gesicht zu mir. Die Zeit scheint still zu stehen. Mein Herz scheint still zu stehen. Sogleich werde ich diese wundervollen Lippen berühren, nach denen ich mich meine gesamte Jugend gesehnt habe. Ich werde fast verrückt in diesen Bruchteilen von Sekunden, bis endlich meine Lippen auf den ihren aufliegen.

Der Kuss bringt mein Blut in Wallung. Selten habe ich derartige Gefühle während eines Kusses verspürt. Sie öffnet leicht ihre Lippen und gewährt damit meiner Zunge Eintritt. Ich intensiviere den Kuss und greife nach ihrem Hinterkopf, während unsere Zungen einen leidenschaftlich Tanz miteinander aufführen. Die Situation macht mich einfach verrückt. Und Nadine, sie genießt es. Sie genießt es vollkommen und hat sogar ihre Augen dabei geschlossen. Nun hab ich sie! Dieses Miststück gehört heute Abend mir.

Das Gefühl für Zeit habe ich verloren. Ich weiß nicht, wie lange wir schon küssend an der Bar sitzen. Nadine hat nicht einen Schluck ihres Cocktail getrunken und das Eis ist schon fast zerschmolzen, als sie sich langsam von mir löst.

Sie legt ihren Kopf seitlich an meinen und haucht mir in mein Ohr: „Möchtest du nicht vielleicht zu mir kommen, wo wir ungestört wären?"

„Gewiss doch!" Darauf habe ich gewartet! Ich untermauere meine Antwort mit einem kleinen Kuss. „Ich könnte mir momentan nichts Schöneres vorstellen."

Erfreut darüber greift sie nach meiner Hand und wir verlassen den Club. Eng umschlungen machen wir uns auf den Weg zu ihrer Wohnung, aber kommen nur meterweise voran, weil wir nicht die Hände voneinander lassen können. Es fühlt sich einfach so gut an mit diesem Mädchen auf Tuchfühlung zugehen. Das war es, was ich so gerne in meiner Jugend mit ihr erlebt hätte. Stattdessen bekam ich nur Abneigung und Erniedrigungen von ihr zu spüren.

Endlich in ihrer Wohnung angekommen, kann ich es immer noch nicht glauben. Wer hätte Gedacht, dass der Abend so verlaufen würde? Nur widerwillig habe ich mich von einem Kumpels überreden lassen, heute Abend auszugehen. Ich war einfach viel zu müde. Amüsiert habe ich mich auch kaum. Die Anderen wollten weiter ziehen. Ich zog es vor mein Bier nur noch gemütlich auszutrinken und mich anschließend in meine Kajüte zurückzuziehen. Jetzt bin ich aber hellwach. Nun, 6 Jahre später, sehe ich dieses verdammte Miststück wieder -- und sie hat wohl keine Ahnung wer vor ihr steht. Wie soll sie es auch wissen?! Die Veränderung, die ich durchgemacht habe, ist einfach zu groß.

Nach der Schule wusste ich nichts mit mir anzufangen. Suizid Gedanken gingen mir des öfteren durch den Kopf. Eines Abends war ich auch nicht mehr weit entfernt diese Gedanken umzusetzen. Ich saß daheim in meinem abgedunkelten Zimmer, vor mir unzählige Schlaftabletten und Whisky, im Hintergrund dröhnt Musik von Nirvana. Ich schaute ein letztes mal in den Spiegel. Ich konnte nicht leiden, was ich sah. Die Erniedrigungen hatten sich einfach zu sehr eingebrannt und ich gab mir selbst die Schuld dafür. „Nun ist Schluss damit!", dachte ich mir. Eine handvoll Schlaftabletten warf ich mir ein und spülte diese mit einem Dutzend kräftiger Schlücke Whisky herunter.