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Head over Heels Ep. 01

Geschichte Info
Wendepunkte.
3.5k Wörter
4.34
34.1k
1

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/14/2022
Erstellt 01/31/2011
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*** 23. Dezember, 20:00Uhr ***

Es gibt kein schlimmeres Gefühl auf der Welt, als alleine zu sein. Das hat mir immer unser Pfarrer gesagt, wenn er von Nächstenliebe sprach. Doch es gibt ein Gefühl, das noch viel schlimmer ist. Im Grunde ist es genau das gleiche Gefühl, nur fällt es auf den einen Feiertag im Jahr, an dem niemand alleine sein sollte. Nein, ich spreche nicht vom Valentinstag. Der ist kein Feiertag, der ist einfach nur doof. Natürlich spreche ich von Weihnachten.

Ich war beim besten Willen nicht alleine an Weihnachten, doch ich fühlte mich jetzt gerade so. Die gesamte Familie war anwesend.Von meinem kleinen Bruder bis hin zu meiner alten schrulligen Großtante Magdalena, die wie immer komisch roch und sich eine Zigarette nach der anderen anzündete. Für sie hatte meine Mutter sogar eine Ausnahme gemacht. Sie durfte im Wohnzimmer auf dem großen Sessel mit offener Verandatür sitzen und rauchen.

Dem entsprechend war es im Wohnzimmer klirrend kalt und es zog ständig ein eisiger Windzug durch das gesamte Haus, wenn jemand die Wohnzimmertüre öffnete. Aber das war bisher an jedem Weihnachten so gewesen. Daran war jeder gewöhnt und jeder trug entweder doppelte Pullover oder zumindest Thermounterwäsche.

Doch auch noch mehr Menschen waren da. Jeder hatte seine Freundin oder ihren Freund mitgebracht. Sogar meine kleinen Geschwister durften Freunde einladen. Das war schon immer so gewesen. Wie immer war das Haus voll.

Ja, wir sind eine waschechte Großfamilie. Nur um einmal einen kurzen Überblick über die Menschenmassen zu bekommen, hier einmal kurz meine Familienverhältnisse. Ich selbst bin Yannis und 26 Jahre alt oder jung -- je nachdem, wie man es eben handhabt. Ich habe eine ältere Schwester (Loretta, 28) und sieben jüngere Geschwister. Alle Mädchen, außer der Jüngste. Jonas ist das Nesthäckchen, obwohl auch er schon 18 Jahre alt ist. Jonas hat noch zwei Drillingsschwestern. Alle drei sehen sich zum verwechseln ähnlich, und sind doch ganz anders. Die beiden heißen Lara und Sina. Sie sind fast einen halben Tag älter als Jonas, der als einziger noch zuhause bei unseren Eltern wohnt. Zwischen den dreien und mir liegen noch vier weitere Geschwister. Meine eigene Zwillingsschwester Ezra, die mir nicht im geringsten ähnlich sieht und auch sonst nichts mit mir zu tun hat. Sie hat selbst schon eine kleine Tochter. Die wiederum liebt mich abgöttisch. Tja, der große Onkel eben. Dann sind da noch Lisa (22), Kristin (23) und Jule (25). Alle sind sie ausgezogen und wohnen weit weit weg. Jule hatte im Sommer geheiratet und war nun selbst schwanger. Sie war mir vor Jahren in den Norden gefolgt und wohnte ganz in meiner Nähe. War mir nur recht, wenn ich den Rest meiner Familie nicht so häufig zu Gesicht bekam. Dazu kamen Tanten, Onkel, Freunde und Bekannte. Insgesamt waren wir in diesem Jahr 34 Personen. Nur zu Weihnachten sahen wir uns alle.

Aber im Grunde könnt ihr die Namen wieder vergessen. Wichtig sind nur Jule, ihr Mann (Francis), mein kleiner Bruder und sein bester Freund.

Jonas hatte seinen besten Freund Fischer eingeladen, genau wie ich meinen besten Freund eingeladen hatte. Das zumindest hatte ich meiner Familie auch die letzten zwei Jahre schon erzählt, als ich Yanto mit zum Familienessen gebracht hatte. Meine Mutter löcherte mich immer, wann ich endlich ein Mädchen mitbringen würde, ich winkte ab, grinste und sagte jedes Mal: „Wenn Gott es will." Sie schlug mich dann immer zum Spaß mit was auch immer sie gerade in der Hand hielt, dieses Jahr war es ein Handtuch, und sagte lächelnd: „Lästere den Namen Gottes nicht."

Jonas, Fischer (der natürlich nicht Fischer heißt, sondern von seinen Eltern mit dem wundervollen Namen Gunther gesegnet wurde), Jule, Francis, Yanto und ich saßen zusammen im Salon am Tisch. Es war der Abend vor dem 24. und wir spielten Karten. Es war schon sehr spät, die meisten anderen waren bereits ins Bett gegangen (oder schliefen auf dem Rauchersessel vor der nunmehr geschlossenen Verandatür).

Unterm Tisch berührte Yanto mein Bein mit seinem Bein und es fühlte sich so gut an. Er verstand mich so gut, dass er es mir nicht übel nahm, dass ich meiner Familie nichts von uns gesagt hatte. Zur Hölle, meine Familie hatte keine Ahnung. Jedenfalls die meisten Mitglieder. Natürlich sind es Jule und Francis, die von uns wissen. Wer auch sonst?

Jonas weiß nichts, auch wenn er mir fast so nahe steht, wie Jule. Dafür sehe ich ihn einfach zu selten. Er kam in den letzten Sommerferien für eine Woche zu uns.

*** vergangener August ***

Schwitzend schleppte ich die letzte Kiste mit Büchern in Yantos Alibi-Zimmer. Wir hatten doch länger benötigt, um das eigentlich nicht benutzte große Schlafzimmer direkt neben unserem gemeinsamen, so zu gestalten, dass es aussah, als würde Yanto seit fast einem Jahr drin wohnen. Ich stellte die Bücher ins Regal und wischte mir den Schweiß am T-Shirt ab. Yanto kam ins Zimmer und schaute mich grinsend an. Auf dem Arm trug er eine Kiste, die bis zum Rand gefüllt war.

„Hast du alles?", fragte ich und er nickte.

„Alles hier drin.", Yanto verstaute die Kiste im Schrank und legte ein paar Socken darauf. Er kam zu mir hinüber, schaute mich an.

„Und das ist jetzt mein neues Zimmer?", fragte er mich. Wie hatte ich gehofft, dass er mich küssen würde. Doch er wandte sich ab und schaute sich nur um.

„Hmm.", machte ich und atmete tief ein. Ich nahm seine Hand in meine und schaute mich mit ihm noch einmal im Alibi-Zimmer um. Meiner Meinung nach sah alles so aus, wie sein altes Wohnheimzimmer, jedenfalls wenn man sich den Müll von damals wegdachte. Ich hatte sogar seine schrecklichen Poster aufgehangen. Und über dem Schreibtisch hing ein Nackte-Weiber-Kalender. Alles perfekt.

„Mein Bett ist viel kleiner.", begann er zu jammern. Doch ich zog ihn mit mir auf das ach zu kleine Bett, er legte sich auf mich, sein warmer Körper auf meinem. Endlich konnte ich meine Lippen mit seinen vereinen. Sie schmeckten so gut. Sofort suchte ich Einlass zwischen sie, er gewährte sofort und unsere Zungen spielten mit einander. Ich konnte fühlen, wie in seinen Shorts der Raum zu eng wurde und er sich gegen meinen Oberschenkel presste, hart und verlangend.

Atemlos lösten wir uns voneinander, nur um gleich danach wieder zueinander zu finden.

„Wie lange?", hauchte er in den Kuss.

„Schnell.", küsste ich zurück, er löste sich von meinen Lippen, „Komm in mich. Jetzt.", verlangte ich und öffnete meine Jeans. Seine Shorts gaben seinen harten Schwanz frei und er drehte mich um. Ich lag auf dem Bauch, er zog meine Hose über meinen Arsch und zwang seine Finger in die Ritze. Er fand meine Öffnung und massierte sie kurz.

Ich fischte unter seinem Kopfkissen eine kleine Flasche Gleitmittel hervor und reichte sie ihm. Er gab einen Laut irgendwo zwischen einem Grunzen und einem Lachen von sich und nahm das Fläschchen an sich. Ich fühlte, wie das kalte Gel meine Arschritze entlang floss und sein Finger es tief in mich drückte. Schon fühlte ich seinen Schwanz an meinem Eingang. Es ging alles so schnell, dass ich den kurzen Schmerz beim Eindringen gar nicht spürte, denn schon bewegte er sich langsam aber durchaus fordernd in mir. Ich konnte nicht anders, ich stöhnte auf und fasste unter mich. Ich bekam meinen eigenen Harten in die Finger und massierte. Yanto zog mich auf meine Seite, stieß fester zu und übernahm meinen Schwanz. Je schneller und härter er mich fickte, umso schneller wurde seine Hand an meiner Lust. Ich stöhnte nun laut, auch in unseren Kuss, als sein Mund den meinen fand und versuchte meine Geräusche zu dämpfen. Er ließ mich kurz los, um mein Bein anzuheben und mich von unten her zu packen. Unsere Lippen lösten sich und ich legte meinen Kopf auf die Bettdecke. Mit meiner Hand, die nicht unter mir eingeklemmt war, krallte ich mich in die Decke und stöhnte in sie hinein.

„Fester.", sofort wurden seine Stöße härter, tiefer. Ich konnte jeden Millimeter seines Schwanzes in mir spüren, fühlte jede kleinste Falte und Delle seiner Hand an meinem Schwanz.

„Yanto, ich komme.", ich schoss meinen Saft in seine Hand. Er hörte nicht auf mich zu melken, als ich kam. Seine Geschwindigkeit nahm noch einmal zu und er stöhnte zum ersten Mal. Dann fühlte ich seine Explosion in mir. Unglaublich.

Yanto hörte auf mich zu wichsen, wir lagen einen Moment still. Sein Schwanz wurde schlaff in mir und er zog sich zurück.

„Dein kleines Bett funktioniert einwandfrei.", sagte ich, als ich meinen Atmen wiederfand.

„Da hast du wohl recht.", er stand auf und zog sein Shirt aus. Er wischte seinen Schwanz ab und zog die Hose wieder hoch.

Ich lag noch immer auf der Seite, atmete aber mittlerweile wieder normal. Ich konnte seinen Blick auf meinem Hintern fühlen und drehte meinen Kopf zu ihm hin: „Starren ist unhöflich."

„Verklage mich doch.", er kam zu mir hinüber und küsste mich. Er nahm sein Shirt und glitt zwischen meine Beine in meine Ritze.

„Komm, dein Bruder kommt gleich.", flüsterte er mir ins Ohr und gab mir einen letzten flüchtigen Kuss.

Keine zwanzig Sekunden später standen wir in der Küche und er reichte mir ein Bier.

„Das war selbst für uns ein Rekord, glaube ich.", sagte Yanto und reichte mir den Flaschenöffner.

„Hmm. Ich vermisse doch jetzt schon.", gestand ich und küsste ihn auf seine harten Lippen, er schmeckte nach dem Bier. Er löste sich von mir und trat hinter mich.

„Ich denke mir was aus.", versprach er und griff nach meinem Hintern, er kniff hinein und ich machte einen Sprung nach vorne, natürlich nicht ohne mich dabei am Bier in meinem Mund zu verschlucken.

Yanto lachte auf, als ich mich meinem Husten hingab. Dann umarmte er mich von hinten und ich schloss die Augen: „Du bist ein Arsch."

„Und du hast einen tollen.", er verteilte leichte Küsse auf meinem Nacken, als die Türe klingelte. Jonas.

Sofort löste ich mich aus Yantos Umarmung.

„Auf ins Spiel!", grinste er und meinte es todernst. In der nächsten Woche würden wir im Verborgenen leben. Berührungen nur heimlich erleben und nicht im selben Bett schlafen. Für Yanto war es ein Spaß, denn ich war die ganze Zeit überaus nervös. Doch ich wusste, dass er mich niemals verraten würde.

„Ich liebe dich.", hauchte er in mein Ohr, als ich nach der Türklinke griff, um sie zu öffnen.

„Hmm.", war meine Antwort, denn mehr konnte ich über meinen schnellen und lauten Herzschlag nicht hervorbringen. Hoffentlich ging alles gut.

Es ging alles gut. Bis auf, dass Jonas noch Fischer mitgebracht hatte. Der Junge war mir mit seiner kleinen Statur, den schlohblonden Haaren und eisblauen Augen, die einen so lange durchdringend anstarrten konnten, dass man fühlte, wie die eigenen Gedanken einen Strip-Tease vor seinen Augen hinlegten. Er schien jede Sünde zu sehen, die ein Mensch je getan hatte. Und der Ruf, den seine Familie im Dorf inne hatte, war nicht weiter förderlich. Sein Vater war ein hetzerischer Konservativer, der seine eigenen Töchter nur in knöchellangen Kleidern und seinen Sohn wie gestriegelt vor die Türe ließ. Die Mädchen durften mit niemandem reden. Als ich einmal wagte in der 10. Klasse seine älteste Tochter bei einer Schulveranstaltung anzusprechen hatte er mich angeschrien und das Mädchen fest am Handgelenk gepackt und weggezerrt. Der Mann war so unheimlich, dass es einem kalt den Rücken hinunter lief. Umso verwunderlicher war für mich die Freundschaft zwischen Jonas und Fischer. Wie Fischers Vater diese dulden konnte, ja meinen kleinen Bruder sogar förderte, wo er nur konnte, war ein Rätsel für mich.

Jedenfalls war Fischer nun auch da. Wir berieten uns und kamen überein, dass die beiden Jungen sich das dritte Schlafzimmer teilen mussten, obwohl wir theoretisch noch ein viertes gehabt hätten, aber darin waren die ganzen Sachen gekommen, die zuvor im Alibi-Schlafzimmer von Yanto standen. Offiziell war das Zimmer noch nicht renoviert worden und darum unbewohnbar. Ich stecke Yanto den Schlüssel zu und er verwahrte ihn, dass die Jungen dort bloß nicht hinein gingen.

Wir sahen die beiden eh so gut wie nie in dieser Woche. Fischer war wie befreit und wollte so viel Zeit wie möglich außer Haus verbringen. Das kam Yanto und mir nur recht. Mir jedenfalls war es recht, für Yanto ging sein Versteckspiel den Bach hinunter. Die beiden reisten wieder ab und Yanto kam zurück in unser Schlafzimmer. Sein Alibi-Zimmer ließen wir aber vorsorglich eingerichtet. Lediglich die Kiste aus dem Schrank holten wir wieder, um die darin eingelagerten Fotos von uns wieder aufzustellen.

*** 23. Dezember, kurz vor Mitternacht ***

„All in und ich will sehen.", sagte Francis und schaute in die Runde. Yanto warf seine Karten auf den Tisch, ich und Fischer taten es ihm gleich.

„Ich gehe mit und Zwei Pärchen.", strahlte Jule.

„Tja Schatz, das war wohl nichts. Full House auf meiner Hand.", schmunzelte Francis und griff nach dem Pott.

„Uh uh. Royal Flush mein lieber Schwager.", Jonas schlug gespielt auf Francis Hand und krallte sich den gesamten Haufen Chips.

„Och. Abgezockt von einem Halbwüchsigen, der bis vor zwei Stunden nicht einmal wusste, wie Poker geht.", lachte ich und warf meinen letzten Chip auf den Tisch, „Ich bin raus."

„Sei kein Spielverderber, Yan! Noch eine Runde.", bettelte Jule. Ich schüttelte den Kopf: „Ohne mich. Ich schaue nur zu. Außerdem ist Francis auch raus."

„Schatz, lass und lieber ins Bett gehen. Deine Mutter macht morgen früh noch genug Stress. Ein wenig Schlaf ist vorher die beste Medizin.", meinte Francis und erhob sich vom Tisch.

„Als wenn das Monster mich auch nur eine Stunde durch schlafen lassen würde.", lachte Jule und strich über ihren dicken Bauch. Doch sie griff strahlend die Hand Francis, der ihr von Stuhl aufhalf: „Bis Morgen." - „Gute Nacht."

Jonas gähnte und schaute Fischer an: „Sollen wir noch eben mit dem Abwasch helfen?", fragte mein Bruder. Die Frage hätte auch lauten können: „Wascht ihr selbst ab? Kein Bock mehr."

„Nein. Geht schon.", antwortete Yanto und die beide verschwanden aus dem Zimmer.

Eigentlich war gar kein Abwasch zu erledigen. Wir räumten lediglich die Gläser und Flaschen in die Spüle. Yanto setzte sich an den Küchentisch und schaute auf seine Hände. Ich ließ mich neben ihm nieder und ergriff sie. Wie lange wir sie einfach verschränkt hielten und anstarrten weiß ich nicht mehr, aber unsere Blicke begegneten sich gleichzeitig. Wir grinsten. Näher waren wir uns in diesem Haus noch nie gekommen. Seine warmen braunen Augen strahlten mich an, als er sich zu mir hin beugte und mir einen kaum merklichen Kuss auf die Lippen hauchten: „Du bist so unglaublich sexy. Ich würde dich am liebsten vernaschen."

Sofort fühlte ich diesen Kloß im Magen. Ein kalter Schauder lief meinen Rücken hinab, es war angenehm und auch wieder nicht. Gleichzeitig und zur selben Zeit. Irgendwie magisch und doch real. Ich hauchte einen weiteren Kuss auf seine Lippen: „Das geht nicht.". Er lächelte mich an: „Du bist zu laut."

Yanto erhob sich und wir verließen die Küche. Meine Hand hatte er losgelassen, als wir die Treppen aufstiegen. Mein altes Kinderzimmer war wie Jannis' im ausgebauten Dachgeschoss, drei Etagen über dem Erdgeschoss. Wer weiß, wem man Nachts alles begegnete. Wenigstens hatte die Begabung zum Handwerklichen eine gute Sache: Jedes Kind hatte mehr oder weniger sein eigenes Zimmer. Warum mehr oder weniger? Als wir noch alle zuhause wohnten, war es tatsächlich so. Mittlerweile bewohnte Jonas auch mein altes Zimmer mit, hatte es zu einer Art Arbeitszimmer ummodelliert. Hier hingen seine Skizzen, überall an den Wänden lehnten Tafeln mit mathematischen Berechnungen. Es roch nach Kreide und überall lag Staub. Meine Schwestern nahmen die zweite und dritte Etage in Beschlag, doch mussten sie sich Zimmer teilen, damit Onkel und Tanten Möglichkeiten zur Übernachtung hatten. Einzig Ezra hatte eine eigene vollwertige Wohnung. Sie war in das Garagenapartment eingezogen mit ihrem Mann und dem Kind. Mutter meinte, dass sie es dort privater hatten und weil sie schon Enkel in die Welt gesetzt hatten, sei es auch ihr gutes Recht. In der ersten Etage hatten meine Eltern ihr Schlafzimmer, sowie auch noch vier weitere, zu Weihnachten immer voll belegte, Schlafzimmer.

Jeder Raum war proppevoll. Jonas war so gütig gewesen zwei Luftmatratzen für Yanto und mich in sein Arbeitszimmer zu stellen und sogar eine Ecke für diese frei zu räumen. Wir hatten die Matratzen versucht zusammen zu schieben, jedoch in der ersten Nacht festgestellt, dass ein Höhenunterschied von zehn Zentimetern mehr war, als man sich dachte. Also hatten wir die Türe abgeschlossen und uns zusammen auf die etwas größere Matratze gequetscht. Es war so schön gemütlich gewesen, dass ich mich heute wieder darauf freute, auch wenn ich mich in der Nacht zuvor keinen Millimeter gerührt hatte, aus Angst aus dem „Bett" zu fallen.

Wir erreichten den letzten Treppenabsatz. Noch zwölf Stufen, dann waren wir endlich für uns. Keine neugierigen Augen, keine herumlungernden Gestalten, die uns hätten sehen können. Auf den letzten Metern ergriff Yanto wieder meine Hand. Wir traten leise auf die Stufen, bedacht meinen Bruder und Fischer nicht zu wecken machten wir auch kein Licht. Oben leuchtete eine Lampe auf dem kleinen Zwischenflur, etwas Licht schien also noch so gerade eben die Stufen hinab.

Selbst ohne das Lichtchen waren die Geräusche nicht schwer zu deuten, die ich hörte bevor ich sah, was dort passierte. Es rutschte mir hinaus. Nie im Leben hätte ich so reagiert, wenn ich auch nur einen Augenblick nachgedacht hätte. Aber es war zu ... zu was eigentlich? Zu schockierend ist absolut das falsche Wort. Unerwartet trifft es ganz gut.

„Oh mein Gott.", zwei Gesichter schossen in meine Richtung, ganz kurz nur. Dann ein leises „Scheiße." gefolgt von raschen Bewegungen und einer geknallten Tür. All das passierte so langsam vor meinen Augen, als wenn jemand im Fernseher die Zeitlupe eingeschaltet hätte, in einer Szene, die eh schon in Zeitlupe ablief.

Ich stand da wie gelähmt, glaube ich. Doch in Wirklichkeit war keine Sekunde vergangen, als ich mich von Yanto losriss und die Türe zu Jonas' Zimmer öffnete. Da standen sie, nebeneinander. Fischers Blick gesenkt, Jonas' in Panik auf mich gerichtet.

„Bist du noch ganz beisammen?", fragte ich. Keine Reaktion.

Ich hörte wie hinter mir die Tür geschlossen wurde, ganz leise. Yanto stand hinter mir und ich fühlte seine Hand auf meiner Schulter. Ich schüttelte sie ab und trat auf Jonas zu. Fischer wich einen Schritt zurück, schaute mich nicht an. Er versuchte wohl gerade im Boden zu versinken. Ganz tief. Ich beschloss, dass es das beste war nicht ihn anzusprechen.

„Bist du noch ganz beisammen?", wiederholte ich meine Frage und fasste Jonas am Arm. Er blickte zu Boden, die Panik in Scham verwandelt.

„Hast du mich gehört? Jonas?", ich wartete auf eine Antwort, doch ich fühlte nur, wie sein Körper anfing zu zittern. Er wehrte sich nicht gegen meinen Griff, der, wie ich jetzt bemerkte, ziemlich fest war. Ich lockerte ihn, ließ ihn ganz los und starrte ihn nur an.

„Yan, komm.", flüsterte Yanto hinter mir.

„Nein. Halt dich da raus.", ich schaute meinen kleinen Bruder an. Wie er vor mir stand, zitternd und nicht mutig genug, um mir ins Gesicht zu sehen. Ich wusste genau, wie er sich fühlte.

„Du kannst doch nicht so laut die Tür knallen. Was wenn euch jemand gehört hätte?", fragte ich leise.

Jonas blickte auf, ich sah Tränen in seinen Augen, auf seiner Wange: „Bitte erzähl's keinem."

Sein Blick flehte mich an, ich schaute ihn an und schüttelte den Kopf, ich bekam kein Wort hervor.

„Bitte Yan. Du darfst das keinem sagen. Bitte. Versteh doch. Ich ... wir ... Bitte Yannis, sag's keinem."

Ich trat zwei Schritte zurück. Stand neben Yanto. Er schaute die Szene an, sagte nichts, unsere Hände so dicht beieinander, dass unsere Handrücken sich berührten. Ich zitterte auch, das fühlte ich jetzt. Meine Knie waren so weich, dass es mir ein Rätsel war wie ich stehen konnte.

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