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Kritik: Biochemie - Sequenz 1 bis 7

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Chekovs erster Streich. Eine Einschätzung und Kritik.
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Chekovs erster Streich – vielversprechend, wenn auch nicht ganz »rund«

Ein seltsames Gefühl ist es, jetzt, im achten Jahr nach der Erstveröffentlichung des Texts hier auf LIT, eine Kritik zu chekovs erster literarischer Arbeit, was das Ausarbeiten eines Erotismo anbelangt, zu schreiben. Der Autor wie sein Werk dürften mittlerweile – zumindest unter den geneigten Lesern u n d Autoren mit hinreichender Erfahrung – quasi legendären Status genießen. Und der unbedarfte Leser oder Autor mag fragen, woher dieser »Legendenstatus« stamme? Glücklicherweise liegt die Antwort auf der Hand bzw. leuchtet auf dem Bildschirm:

Es sind die Geschichten chekovs, die (insbesondere für dt. LIT-Verhältnisse) einzigartig sind in ihrem Ideen- und Detailreichtum, der eindrücklichen und typischen Atmosphäre, die die fiktionale Welt des Autors kennzeichnet, den (weiblichen) Charakteren, die dem Leser noch Jahre nach dem Lesegenuss im Gedächtnis haften bleiben, wie auch die erotischen Szenerien, in denen der Autor seine Charaktere auf phantasievollste Art und Weise agieren lässt, und – vor allem anderen noch! – stellt chekovs Werk so ziemlich alles andere (insbesondere im dt. LIT) in Sachen Sprache und Stil bis zum heutigen Tag in den Schatten. Ich denke, angesichts dieser literarischen Gegebenheiten ist chekovs Legendenstatus nachvollziehbar; ja, vielleicht sogar logisch zwingend.

Allerdings sei an dieser Stelle, mit Blick auf die Biochemie-Sequenzen 1 bis 71, vorab die Anmerkung gemacht, dass jener Legendenstatus m. E. nicht allein auf dem vorliegenden ersten Erotismo des Autors beruht (und eher weniger noch auf den nachfolgenden Sequenzen der Biochemie-Reihe), sondern vielmehr in seinem Gesamtwerk und insbesondere den ersten beiden Erzählungen aus der Shooting Paula-Reihe begründet liegt. Nichtsdestominder ist dieses erste Erotismo chekvos eines, dass bereits alles, was sich oben in der Begründung für den Legendenstatus des Autors findet, dem Leser bietet – obgleich nicht durchweg in der Ausgereiftheit oder auf der künstlerischen Höhe, die Chekov später erreichen sollte. Ein Lesegenuss, der insbesondere im dt. LIT seinesgleichen suchte2 und – abgesehen vielleicht vom restlichen Werk chekovs – auch heute noch sucht, sind die Biochemie-Sequenzen 1 bis 7 aber allemal!

Und dieser Lesegenuss setzt ohne Verzögerung mit der Anfangssequenz ein. Diese ist schlicht und ergreifend filmreif! Der geneigte Leser stelle sich vor: eine Landepiste, die unter der Sonne kocht, und ein mit dem Arsch wackelndes rothaariges Rasseweib auf High Heels, das sich abmüht, im bereitstehenden Helikopter seinen Platz einzunehmen, gefolgt vom alles genau beobachtenden mysteriösen Auftraggeber – eine Szenerie, die so nur einer durch und durch postpubertären Phantasie entspringen kann, dazu gekleidet in eine nicht weniger erwachsene Sprache, die den Leser mit jedem Satz tiefer in die fiktionale Welt dieses Augenblicks zieht, weit weg vom eigenen Bildschirm. D a s ist einfach fantastisch! Großartig! Genial? Vielleicht. In jedem Falle ist es lesenswert – und das wieder und wieder und wieder.

Das Schwärmen über das, was Chekov in den weiteren sechs Sequenzen des vorliegenden Erotismo entfaltet, überlasse ich, um diese Kritik – insbesondere mit Blick auf die noch näher zu erläuternden eher weniger runden Eigenarten dieses ersten Biochemie-Teils – nicht vollends ausufern zu lassen, lieber dem geneigten Leser. Es gibt da nämlich noch so einiges zu lesen, über das der geneigte Leser ins Schwärmen geraten könnte!

Zuvor allerdings seien an dieser Stelle ein paar Worte verloren zu dem, was zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des vorliegenden Erotismo zu teils heftigen Kontroversen zwischen Lesern und Lesern und Autor wie auch anderen Autoren führte: die gewalthaltige Handlung in Sequenz 7.

Wer den Text noch nicht gelesen hat und sich die Spannung nicht verderben lassen möchte, der möge bitte diesen Absatz zu lesen aufhören und die folgenden vier überspringen! Alles paletti? Okay, dann weiter: Die Kontroverse entzündete sich daran, dass es in der 7. Sequenz zu nicht einvernehmlichen Handlungen kommt, und zwar konkret zum Setzen von Piercings an Brustwarzen und Klitoris der Protagonistin, ohne dass diese dazu ihr Einverständnis gegeben oder irgendeine Ahnung davon gehabt hätte. Außerdem ist sie gefesselt und geknebelt und somit außerstande, irgendetwas gegen das Setzen der Piercings durch den Protagonisten zu unternehmen.

Ich finde, dass diese 7. Sequenz der Biochemie-Reihe zum Stärksten zählt, was chekov überhaupt jemals geschrieben hat! Schon der Anfangssatz (»Das platinblonde, langbeinige, vollkommen überschminkte California porn girl wälzt sich auf den Rücken...«) ist ein Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe; ebenso wenig das Bild, das er im Kopf des geneigten Lesers festsetzt, natürlich. Das hat einfach Stil. Und das gleiche gilt für die Sprache, in der chekov sich dem gesamten Geschehen in der 7. Sequenz annimmt: ohne Verklemmung, offen und geradeaus, ohne sich um die Verantwortung zu drücken, das grausame Handeln des Protagonisten entsprechend grausam und unverblümt zu erzählen. Das mag der Grund sein, weshalb diese 7. Sequenz einigen Lesern an die Nieren ging. Eine ernsthafte Thematisierung solch einer Transgression hatte es bis dato im dt. LIT noch nicht gegeben. Und aufgrund der angesprochenen stilistischen Sicherheit, mit der chekov sich dieser Transgression annahm, konzentrierte die folgende Kontroverse sich vornehmlich auf ethisch-moralische Fragen:

Darf ein Autor so etwas schreiben? Darf so etwas veröffentlicht werden? Darf so etwas für »gut« befunden werden?

Ich antworte auf jede dieser Fragen dasselbe: ja, ja und ja!

Ja, natürlich darf ein Autor über körperliche und sexuelle Gewalt schreiben, denn die Kunst ist frei. Ja, natürlich darf ein Autor einen solchen Text auch veröffentlichen, denn die Kunst ist frei (und außerdem kommt durch die Veröffentlichung eines solchen Texts niemand zu Schaden: Alles, was der Autor schreibt, ist letztlich Fiktion). Ja, natürlich darf ein solcher Text für »gut« befunden werden, und zwar gerade weil sein Gegenstand die Transgression ist, denn wirklich gute Kunst ist nicht die, die artig geltende Konventionen und gesellschaftliche Normen und Dogmen affirmiert, sondern wirklich gute Kunst ist die, die Widerstand leistet, die widerständig ist gegen eine solche Verfestigung von Konventionen und Normen, bis hin zu deren Dogmatisierung in der Gesellschaft, und sie überschreitet. Denn affirmative Kunst regt nicht zu neuem Denken an, sondern bestätigt lediglich, was ohnehin schon gedacht oder zu denken vorgegeben wird; und damit spielte sie den Gegnern einer offenen Gesellschaft in die Hände. Die Befürworter einer affirmativen Kunst bzw. Nicht-Befürworter einer transgressiven Kunst beförderten also in letzter Konsequenz eine Entwicklung, die sie selbst nicht wollen können: die Entwicklung hin zu einem Zustand, in dem Kritik, die sie ja üben wollen, nicht länger erwünscht wäre bzw. geduldet oder gar bestraft würde.

Vor diesem Hintergrund betrachtet ist chekovs Biochemie also rundweg wichtig u n d richtig zu nennen. Idealiter regte die Transgression, wie sie insbesondere in der 7. Sequenz des vorliegenden Texts eine gewichtige Rolle einnimmt, zum Nachdenken darüber an, wie wir in intimen zwischenmenschlichen Beziehungen und unter Berücksichtigung ihrer psychosexuellen Verflechtungen leben wollen, was wir darin erleben wollen und was nicht, und sw. usf. Folglich bietet chekov im vorliegenden Werk ungleich mehr als beispielswiese ein x-beliebiger anderer Autor in einer weiteren romantisierenden Erste-Mal-Geschichte, denn während letzterer dem Leser bestenfalls falsche Klischees und schlimmstenfalls antirealistische Erwartungen oder Vorstellungen bietet, bietet ersterer einen echten Denkanstoß zum echten sexuellen (Er-)Leben. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal chekovs!

Wie oben erwähnt, ist neben diesem zweifelsohne berechtigten Lob für den Autor und sein vorliegendes Werk im Besonderen, im Besonderen an letzterem jedoch auch Kritik zu üben; und weil diese m. E. nicht weniger berechtigt ist als das vorhergehende Lob, sei sie im Folgenden nicht weniger umfassend auseinandergesetzt.

Das vielleicht prominenteste Defizit auf der wortwörtlichen Ebene des vorliegenden Texts ist die Häufung von überflüssigen Füllwörtern, wie z.B. »eigentlich«, »fast«, »wirklich« etc. Diese Abschwächer und Blähwörter sind zumeist entbehrlich. So ist beispielweise im ersten Absatz davon die Rede, dass die Luftfeuchtigkeit »fast greifbar« sei oder die Sonne einen »fast erblinden ließ[e]«. Diese Häufung, die sich bei anderen Füllwörtern im weiteren Text fortsetzt, ist typisch für Anfängertexte, und da der vorliegende der erste überhaupt von chekov veröffentlichte Text ist, ist die Häufung überflüssiger Füllwörter natürlich wenig überraschend. Überraschender ist, und das spricht zweifelsohne für den Autor, wie schnell er sie in den folgenden Sequenzen reduzieren konnte, ohne dass ihn (öffentlich) jemand darauf aufmerksam gemacht hätte. Ein unverkennbares Indiz, dass wir es hier mit einem echten Talent zu tun haben, denn wo andere, weniger talentierte Schreiber ihre Anfängerfehler oder sonstigen Schwächen auch nach x Schreibversuchen nicht in den Griff kriegen (vgl. rokoerber, gurgy, YOGY+2, swriter et al.), gelingt dies chekov mit nahezu jeder weiteren Sequenz der Biochemie-Reihe ein Stück mehr.

Eine weitere Anfängermacke, die sich durch den vorliegenden Text zieht, sind die diversen Wort- und Formulierungswiederholungen. So ist mehrmals die Rede davon, dass x den Protagonisten erblinden ließe oder x eine Frechheit sei, und irgendeine Art der »Erleichterung« zu finden bzw. verschaffen scheint ebenfalls zu den anfänglichen Lieblingsformulierungen chekovs zu gehören. Das jedoch mag marginal erscheinen, ebenso wie die relativ häufig auftretenden Ungenauigkeiten die Orthographie betreffend. Dies sind alles Dinge, die eine konzentrierte Überarbeitung leicht ausbessern könnte. Dass diese anscheinend nicht erfolgte, ist ebenfalls typisch für Anfängertexte. Leute, die sich das erste Mal ans kreative Schreiben wagen, glauben oftmals noch an den »Geniemythos«, d.h. also die Genialität oder »Unverbesserlichkeit« dessen, was sie da gerade zu Papier gebracht haben; sie vermeinen, dass sie, wenn ihre gewählten Formulierungen nicht der bestmögliche Ausdruck der eigenen Vorstellungen gewesen wären, sie diese ja eben nicht genau so zu Papier gebracht hätten, wie sie sie zu Papier gebracht haben. Aber diesen Irrglauben verlor chekov glücklicherweise vergleichsweise schnell, wie die merklich ausgefeilteren späteren Sequenzen der Biochemie-Reihe und vor allem der zwiefältige Auftakt zur Shooting Paula-Reihe dem geneigten Leser unter Beweis stellen.

Unter »fehlgeleitetes Experiment« mag ich die Tempuswechsel abheften, die chekov (aus m. E. irrtümlichen Gründen3) bei einigen Gedanken und Handlungen mit sexuellem Inhalt des Protagonisten und Ich-Erzählers in den vorliegenden und folgenden Sequenzen vorzunehmen meinte; noch dazu er sie – entgegen seiner eigenen Behauptung in einem Kommentar zu Sequenz 14 bis 20! – n i c h t konsequent durchhält. Das ist ärgerlich, aber ich denke, die eingangs erläuterten Vorzüge des Werks dürften diesen stilistischen Fehltritt des Autors in den Augen der Mehrheit der geneigten Leserschaft wieder aufwiegen.

Beim nächsten und eigentlichen H a u p t k r i t i k p u n k t hingegen, teile ich diese Überzeugung nicht. Es geht um die Glaubwürdigkeit des allgemeinen Hintergrunds und spezieller Handlungen in der Biochemie-Reihe – oder genauer: deren M a n g e l an Glaubwürdigkeit, insbesondere in Bezug auf den allgemeinen Hintergrund, der im vorliegenden ersten Teil der Reihe dargelegt wird. Die gesamte Herleitung, wie der Protagonist in den Privatbesitz der Insel gelangt sei, ist schlicht und ergreifend hanebüchen! Außerdem fehlt ihr jedwede Präzision in den Details (nur eine Auswahl an unbeantwortbaren Fragen: Was für ein neues Schmerzmittel genau »erfand« der Protagonist? Welche Lehr- bzw. Forschungseinrichtung durchlief der Protagonist überhaupt? Was für eine Art »Biologie« eigentlich ist sein Fachgebiet? Was hat ein »englischer Gouverneur« in einem seit 1976 autonomen Staat verloren? Und wie zum Henker soll ein offenkundig uralter Mann [kreuzte ja schließlich schon in den 1930ern im Pazifik herum] den Verbrennungsverlust von 80 % seiner Haut überleben, wenn ältere Menschen bereits einen 15%igen [!] Verlust derselben kaum überleben können? Etc.), die elaborierter ausgestaltet dem Ganzen vielleicht noch eine Art »Trash-Appeal« hätten verleihen können.

So aber wirkt diese Hintergrundgeschichte unausgegoren und nicht richtig durch- und zu Ende gedacht und zuweilen regelrecht: alogisch.

Letzteres ist spätestens dann der Fall, wenn es um den »Genpool der Insel« geht, was für sich genommen ja bereits begrifflicher Unsinn ist, und behauptet wird, dass dieser aus der Kreidezeit stamme und »keine Flut die Insel jemals überragt« habe. Problem: In der Kreidezeit lag der Meeresspiegel 170 m über dem heutigen Niveau und noch in der Älteren Peron-Transgression (5000-4100 v. Chr.) lag er global bis zu 4 m höher als heute; von den nicht gerade unerheblichen natürlichen Schwankungen in den Millionen (!) Jahren dazwischen ganz zu schweigen.

Und das Ende dieser Nachlässigkeiten und Ungereimtheiten ist damit – leider! – noch nicht erreicht.

Hinzu kommt die alles andere als wissenschaftliche Sprache der Hauptfiguren, obschon dem Hintergrund zufolge es sich bei beiden ja angeblich um hochqualifizierte Wissenschaftler (er: Biologe; sie: Archäologin und Ethnologin) handele, die aber dessen ungeachtet einer so wissenschaftlichen Sprache sich bedienen wie Jacqueline und Kevin aus dem Frisörladen um die Ecke (O-Ton: »Cool. Nützliches Kraut dabei?«). Und schließlich wird diese widersprüchliche Unglaubwürdigkeit Sequenz um Sequenz bestätigt durch das Verhalten der weiblichen Hauptfigur, Alena, die allem Anschein nach sich mehr um die zufriedenstellende Erledigung ihrer Masturbations- als ihrer Forschungsangelegenheiten sorgt. Was spielt es da schon für eine Rolle, dass laut Hintergrundgeschichte ja aber gerade wegen der vorgeblichen Einmaligkeit jener Forschung Alena so scharf auf die Insel gewesen sei?

Zu guter Letzt schließlich gesellen sich zu alldem noch völlig überflüssige Widersprüche in der zeitlichen Handlungsordnung: So ist beispielsweise in den Überschriften zweier Abschnitte vom 4. resp. 6. Tag auf der Insel die Rede, in den betreffenden Textabschnitten aber findet die Handlung bereits am 10. Tag auf der Insel statt. In Anbetracht der zuvor auseinandergesetzten Ungereimtheiten spricht m. E. in diesem Punkt nichts für das Stilmittels eines unzuverlässigen Erzählers (Frage: Was für einen Sinne sollte ein solcher hier auch erfüllen?), aber alles für Nachlässigkeit bzw. Überblicksverlust auf Seiten des Autors, was, mutmaße ich, jedoch zum damaligen Entstehungszeitpunkt wahrscheinlich schlicht der Unerfahrenheit desselben im kreativen Schreiben geschuldet gewesen sein mag, zudem chekov in einem Eigenkommentar zu Sequenz 14 bis 20 jene »Asynchronizitäten zwischen Handlungsablauf und Sequenztitel« selbst zur Sprache bringt und der geneigten Leserschaft verbunden wäre, wenn sie ihm diese »anzeigen« könnte; letzterem Wunsch des Autors sei damit an dieser Stelle an die 8 Jahre nach der Erstveröffentlichung endlich entsprochen.

Das F a z i t, freilich, fällt mir angesichts dieser, zugegeben, nicht gerade geringen Schwächen und aber auch der im Gegensatz dazu nicht gerade viel geringeren Stärken des Werks alles andere als leicht. Letzten Endes, denke ich, dass hier ein hochtalentierter deutschsprachiger Autor mit seinem ersten Erotismo debütierte, das ungeheures Potential aufweist – allein schon die einzigartige Grundidee um die exotische Insel und die mysteriöse sexuelle Kraft ihrer Flora (und womöglich auch Fauna, wie die späteren Sequenzen vielleicht andeuten)! –, das vom Autor aufgrund seiner Unerfahrenheit jedoch – leider, und aber irgendwo vielleicht auch natürlich! – nicht vollends ausgeschöpft werden konnte. Insgesamt wirkt dieses Debüt zu unglaubwürdig und lässt zu viel Feingefühl bei den entscheidenden narrativen Details und auch sexuellen Übertreibungen vermissen; letztere sind mit zu wenig Bedacht selegiert, wie sich, zugegeben, allerdings erst im eigentlichen Ausmaß in den späteren Sequenzen zeigt.

So sehe ich Biochemie unter dem Strich als Antithese zu Shooting Paula; insbesondere im Vergleich zum zwiefältigen Auftakt der letztgenannten Reihe, wo chekov mit nahezu totaler Glaubwürdigkeit sogar bis in die nicht entscheidenden Details sowie bedachtsamen Übertreibungen an den richtigen Stellen ganz groß aufzutrumpfen weiß.

Was für ein Verlust, dass chekov hier nicht mehr schreibt!

Ich zolle ihm meine vollkommene Hochachtung und meinen Respekt für den Mut, sein unzweifelhaft bestechendes Erzähltalent auf ein so verfemtes und geringgeschätztes literarisches Gebiet wie das des Erotismo verwandt zu haben, und die nicht weniger bestechende künstlerische Höhe, die ihm auf diesem vor allen anderen deutschsprachigen Autoren zu erreichen gelungen ist.

Auden James.
Berlin, Juli 2013



Anmerkungen

1
Siehe: chekov, Biochemie - Sequenz 1bis 7, German Literotica 2005.

2
Es sei an die Vorreiterrolle chekovs erinnert, die seinen Legendenstatus mitbegründen mag, denn zu der Zeit, als die Biochemie-Reihe auf LIT erschien, waren Werke von vergleichbarer Höhe wie Faiths Tatjanas Fetisch oder Hugluhuglus Sag kein Wort noch Jahre (!) von ihrer Veröffentlichung auf LIT entfernt; letzteres Werk leider mittlerweile nicht mehr auf LIT zu lesen ist. Bis dahin waren im dt. LIT quasi ausnahmslos nur dilettantischste und anspruchsloseste Wichsvorlagen verbreitet; ein Zustand, der de facto mittlerweile wieder nahezu erreicht zu sein scheint. Es ist zu vermuten, dass chekovs Biochemie vor diesem Hintergrund auf den unbedarften Leser damals wie heute eine ähnliche Wirkung ausüben mag wie der schwarze Monolith auf die Vormenschen in Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum; und in der Tat i s t chekovs Werk gewissermaßen der schwarze Monolith des dt. LIT, der Impulsgeber für die literarischen Höhepunkte in deutscher Sprache auf dem Gebiet des Erotismo, die in der Zeit danach folgten und in Zukunft – hoffentlich wieder! – folgen werden. Mit einer Portion Glück also wird es in ein paar Jahren vielleicht heißen: »Mit chekov hat alles angefangen!«

3
Chekov gibt als Begründung für die Tempuswechsel an, dass er die Sexszenen in einer »höheren Geschwindigkeit erzählen können« wollte, noch dazu so »direkt und ungekünstelt« wie »Tagebucheintragungen«. Das Problem ist, dass das epische Präteritum, in die der allgemeine Biochemie-Narrativ eingebettet ist, bereits die fiktionale Gegenwart und Standardgeschwindigkeit darstellt. Indem chekov nun aber vom fiktionalen Gegenwartstempus (episches Präteritum) in den das reale Gegenwarttempus (Präsens) wechselt, wechselt er quasi in eine fiktionale Hyper-Gegenwart mit dazu korrespondierender Hyper-Geschwindigkeit; er überschleunigt also seinen Narrativ. Das ist insofern verheerend, als die Erzählung in ihrem Fluss mit jedem Tempuswechsel aufs Neue überschleunigt und ausgebremst, überschleunigt und ausgebremst wird. Darunter leidet die Spannung, weil sich kein kontinuierliches Zulaufen, sondern quasi ein diskontinuierliches Z u s t o t t e r n auf den narrativen Höhepunkt ergibt. Und daher ist die stilistische Entscheidung chekovs für die Tempuswechsel m. E. ein durch irrtümliche Gründe »fehlgeleitetes Experiment«.

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21 Kommentare
hardcorefrankhardcorefrankvor etwa 8 Jahren
Ein wahres Wort!

Zwar habe ich die hier in Rede stehende Geschichte unseres "Enterprise"-Navigators noch nicht gelesen, was ich allerdings in nächster Zeit zu tun beabsichtige, doch kann ich Deinen Ausführungen zu den Themen "Gewalt" und "nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen" in rein fiktionalen Texten nur ausdrüklich zustimmen!

Bei den hier veröffentlichten Beiträgen handelt es sich im Endeffekt doch um weiter nichts als elektronische Datensätze. Darin können auch ausgesprochene Scheußlichkeiten geschildert werden, gibt es doch keine realen Geschädigten.

Oder sollen demnächst Krimis verboten werden, weil es darin u.a. um Mord und Totschlag geht? Kein normaler Mensch würde auf eine derart abstruse Idee kommen, doch ist es seltsamerweise immer wieder die Schilderung sexueller Exzesse, welche die Spießer so richtig auf die Palme bringt.

---

War noch etwas? Ach ja! Ein flüssigerer Stil mit überschaubareren Sätzen würde Deinen Kommentaren und Kritikem gut tun und sie weniger nervtötend und ermüdend erscheinen lassen!! Probier's einfach mal aus!

CaraBelubinCaraBelubinvor fast 9 Jahren
@ Rosi

Das bezweifle ich doch auch gar nicht, dass Auden das auch kurz, knapp & mit Humor kann. :)

Ich wollte hier auch nicht seine Person an sich bemängeln. Wie denn auch? Ich kenne den Kerl ja gar nicht. ;)

Aber er hat in vorliegendem Text nun ein paar mal in die "Monstersatzschachtel" gegriffen (Damit ist die Satzlänge gemeint, nicht der Inhalt). Und das darf man ihm dann auch ruhig mitteilen. Gerade auch, oder besonders dann, wenn man überzeugt davon ist, dass er es anders kann.

Die Textlänge fand ich übrigens vollkommen in Ordnung, weil der Inhalt qualitativ hochwertig war und somit die Länge rechtfertigte. Nur an der Satzlänge einzelner Sätze habe ich mich gestört. Obwohl gestört hat es mich nicht wirklich, selbst den einhundertneun Wörter langen Satz habe ich problemlos verstanden. Es gehört halt einfach nur nicht zum guten Stil, Sätze mit mehr als 30 Wörtern zu schreiben. Kann vorkommen, und ist auch nicht weiter tragisch (meistens zumindest). :)

Gruß & Kuss

Cara

PS Rosi, Rosi, verführst Du mich jetzt auch hier zum "Kommentarboard kapern" ... tztz ;) *lach*

rosettenfreakrosettenfreakvor fast 9 Jahren
@CaraBelubin. Zu deinem Kommentar: "So ein Zufall."

Deinen Ausführungen zu dieser gelungenen Story stimme ich vorbehaltlos und uneingeschränkt zu.

-- Zu deinen Ausführungen über "Auden James:"

Er kann auch anders.

Er kann sich auch kurz, knapp, präzise und verständlich ausdrücken-- Und das gelegentlich sogar mit einer Prise intelligentem Humor.

lg

LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)

CaraBelubinCaraBelubinvor fast 9 Jahren
So ein Zufall :)

Ich bin ja noch neu hier und habe erst Vorgestern Chekovs Biochemie Sequenz 1-7 zum ersten Mal gelesen. Und Gestern stolpere ich über Deine Abhandlung/Kritik zu seinem Text hier. :D

Jetzt aber zu Dir:

Inhaltlich gesehen, eine 1a-geschriebene Kritik - allererste Sahne, da gibt's nix zu meckern.

Die Kritik ist konstruktiv und enthält sowohl subjektive als auch objektive Beurteilungen, und folgt dem Muster Lob-Kritik-Lob, etc. - ganz genau wie es sich für eine gute Kritik gehört.

Obendrein entspricht Deine Kritik bis ins Detail, den Beobachtungen und Empfindungen, die ich selbst auch gemacht habe, beim Lesen von Biochemie Sequenz 1-7.

Womit mein Kommentar bei Cekov dadurch wesentlich kürzer ausfallen kann, da ich ihn einfach auf Deine Kritik hier hinweisen kann und dass ich in allen Punkten konform mit ihr gehe. :)

Danke für's Arbeit sparen. ;D

Aaaaaaber, ja jetzt kommt's ... *lach* ;)

Die Darreichungsform Deiner Kritik ... ! OMG :o

Und damit meine ich weder Ton noch Sachlichkeit. Beides lässt nichts zu wünschen übrig.

Ich meine damit das Handwerkliche.

Ortographie und Grammatik sind ja noch in Ordnung, und ich glaube, das war der erste Text seit langem, bei dem ich spontan (!) keinen einzigen Rechtschreibfehler gefunden habe.

Bei der Interpunktion, bin ich mir da nicht mehr so sicher, schon gar nicht, weil ich selbst eine Schwäche mit den Kommas habe. Ich möchte Dir da jetzt hinsichtlich dessen auch nichts unterstellen, mir fehlt nur die Möglichkeit, das spontan, aus meiner eigenen Schwäche heraus, adäquat zu überprüfen.

Wie Du sicher schon merkst, bin ich selbst ein leidenschaftlicher Schachtelsatzbauer. *lach*

Doch trotzdem will ich Dich hier genau auf diese Schwäche von Dir aufmerksam machen.

Ist ja im Grunde genommen auch erst mal nichts schlimmes daran, denn laut Deinem Profiltext, wünscht Du Dir ja sogar Hinweise auf eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten Deinerseits.

Über längere Sätze mit 30-40 Wörtern, kann man ja nochmal hinwegsehen, wenn man sämtliche Hühneraugen mit zudrückt und sie nicht zu gehäuft auftreten. Doch Du hast bei der Länge von Satzkonstruktionen anscheinend keinerlei Grenz- oder Schamgefühl, oder scheinst Dir Deinen Text im Anschluss nicht nochmal durchgelesen zu haben. Sonst wären Dir bestimmt so einige MONSTERSÄTZE mit bis zu 109 Wörtern aufgefallen.

Zitat Anfang:

In Anbetracht der zuvor auseinandergesetzten Ungereimtheiten spricht m. E. in diesem Punkt nichts für das Stilmittels eines unzuverlässigen Erzählers (Frage: Was für einen Sinne sollte ein solcher hier auch erfüllen?), aber alles für Nachlässigkeit bzw. Überblicksverlust auf Seiten des Autors, was, mutmaße ich, jedoch zum damaligen Entstehungszeitpunkt wahrscheinlich schlicht der Unerfahrenheit desselben im kreativen Schreiben geschuldet gewesen sein mag, zudem chekov in einem Eigenkommentar zu Sequenz 14 bis 20 jene »Asynchronizitäten zwischen Handlungsablauf und Sequenztitel« selbst zur Sprache bringt und der geneigten Leserschaft verbunden wäre, wenn sie ihm diese »anzeigen« könnte; letzterem Wunsch des Autors sei damit an dieser Stelle an die 8 Jahre nach der Erstveröffentlichung endlich entsprochen.

(109 Wörter!)

Zitat Ende

(den folgenden Satz kann ich leider nicht diplomatisch formulieren, selbst mein Deutschlehrer hätte ihn genau so gebracht)

Das ist handwerklich gesehen, unter aller Sau! (Sorry)

Da warst Du einfach nur zu faul (was soll es sonst anderes sein, denn intelligent genug bist Du ja), Dich in klaren, knappen Sätzen auszudrücken, und Dir Gedanken über Deine Satzkonstruktionen zu machen. Und so überlässt Du dann dem geneigten Leser die Dechiffrierarbeit. Na vielen Dank auch. *lol* ;)

Der nächste Kritikpunkt, bei dem Du noch deutliches Verbesserungspotential hast, ist Deine Vorliebe für griechische und lateinische Vorsilben, sowie wie die Verwendung von Fachtermini.

Überlege Dir doch mal bitte, wen Du als Leserschaft erreichen möchtest, und passe dann Deine Ausdrucksweise dem entsprechenden Publikum an.

Damit will ich nichts darüber andeuten, welche Klientel hier auf LIT vertreten ist, denn die ist wohl über ALLE Bildungsschichten gefächert und steht somit außer Frage.

Doch Du erweckst zumindest den Anschein, dass Du Verbesserungen im literarischen Bereich herbeiführen und unterstützen möchtest. Dafür musst Du Dir jedoch zuerst einmal überlegen, wer denn noch Unterstützung braucht. Und sehr wahrscheinlich wird es nur selten der Personenkreis sein, der Deine Texte auch ohne Fremdwörterlexikon dekodieren kann.

Kleines Beispiel: Ein Schulbuch sollte so geschrieben sein, dass es der Schüler auch versteht. Denn immerhin lernt er ja noch. :)

Wenn Deine Kritiken als Hilfestellung zur Verbesserung dienen sollen, dann musst Du sie sprachlich auch so formulieren, dass sie vom Lernwilligen auch verstanden werden. :)

Dazu gehört dann natürlich auch die Sprache des Landes zu sprechen. Siehe nächstes Beispiel:

Erotismo - WARUM??? Was ist das? Italienisch? Spanisch? Warum denn nicht Deutsch?

Was ist denn so schlimm an der deutschen Sprache, dass Du ständig versuchst ihr zu entflüchten?

Und falls Du mittlerweile nicht mehr weißt, wie die deutschen Wörter für die ganzen Fachausdrücke lauten (kann ja mal passieren), empfehle ich Dir die Synonyme nachzuschlagen.

idealiter - im Idealfall

Asynchronizitäten - beabsichtigte zeitliche Versetzungen, fehlende zeitliche Übereinstimmungen, ...

alogisch - unlogisch, nicht logisch, ... (obwohl in dem von Dir verwendetem Fall hättest Du auch schreiben können "schlecht recherchiert, denn unlogisch oder alogisch ist ja fast schon eine Wort-Wiederholung von "nicht richtig durch- und zu Ende gedacht")

affirmiert - bejaht, bekräftigt, ...

narrativen - erzählenden

Nur um mal ein paar Fälle aufzuzählen, bei denen Du Dich in leicht verständlichem Deutsch hättest ausdrücken können.

Ganz nebenbei bemerkt:

Jenseits von Dissertationen und Co., gehört es NICHT zum guten Ton, mit sprachwissenschaftlichen & bildungssprachlichen Fachausdrücken um sich zu schmeißen! Die Ohren sollte man Dir dafür langziehen! Also ehrlich! tztz ;) :D

Apropos Dissertation: Die Sache mit den Anmerkungen erinnert doch sehr daran. :D

Aber hier finde ich das jetzt nicht wirklich störend. Die Anmerkungen sind ziemlich gut, obwohl sie schon wieder ein Beweis für Deine Faulheit sind, weil Du Dir keine Gedanken darüber machen wolltest, wie Du den Inhalt der Anmerkungen in Deinen Text mit einbinden kannst. Ist ja auch viel leichter, das als kleine Zahl, zum nachschlagen weiter unten, dranzuhängen. Gelle? ;)

Nächster Punkt: Wortwiederholungen

Zitat von Dir selbst:

Eine weitere Anfängermacke, die sich durch den vorliegenden Text zieht, sind die diversen Wort- und Formulierungswiederholungen.

Auch wenn es hier "nur" eine Kritik ist, die Du geschrieben hast. In einem längeren Text fallen oft wiederholte Wörter und Phrasen deutlich auf.

geneigte Leser - sehr oft wiederholt

Kontroversen - 2 Sätze später schon wieder das Wort Kontroverse. Da darfst Du ruhig auch mal kreativer werden und etwas mehr Abwechslung ins Spiel bringen, indem Du einmal z.B. Auseinandersetzung schreibst.

Transgression - für dieses Wort gibt es ja mehrere Deutungsmöglichkeiten. Und gerade weil du es einmal auch im Sinne seiner Bedeutung in der Geologie verwendet hast, wäre es angebrachter gewesen, hier doch tatsächlich zu schreiben, was Du wirklich meinst (z.B. Verletzung, Verstoß, Überschreitung, Übertretung, ...), anstatt auf dieses Fremdwort zurückzugreifen. Gleichzeitig hättest Du so auch die gehäufte Wiederholung dieses Wortes vermeiden können.

Zuletzt möchte ich noch kurz ein von Dir verwendetes Formatierungs-Stilmittel ansprechen.

Beispiel: wichtig u n d richtig

Die mit Leerzeichen auseinandergeschriebenen Wörter, um sie stärker zu betonen.

Gerade bei dem von mir angeführtem Beispiel, ist das nämlich voll in die Hose gegangen, da das Wort "und" verhackstückelt über zwei Zeilen angezeigt wurde. Außerdem war in über der Hälfte der Fälle, eine besondere Betonung der Wörter überhaupt nicht notwendig.

Da darfst Du ruhig mehr Vertrauen in Deinen eigenen Text haben. Das meiste wäre auch gut ohne dieses Stilmittel deutlich rübergekommen.

Mein Fazit:

Es wäre schade, wenn Texte von Dir, die inhaltlich, qualitativ hochwertig sind, nur deshalb vom Publikum verkannt werden, weil sie in (für den Laien) unverständlichem Kauderwelsch gehalten sind.

PS Ich sag's nun mal gerne, wie es ist, und hoffe sehr, dass ich Dir damit nicht zu Nahe getreten bin. Denn es steckt keinerlei böse Absicht in meinem Kommentar, auch wenn ich teilweise auf unfeine Worte zurückgreifen musste, um es klar und ehrlich rüberzubringen.

PPS Nochmal: Ohne die Ermunterung in Deinem Profiltext, hätte ich hier wahrscheinlich kaum mehr als fünf Sätze geschrieben, und Dir nur ganz simpel zum Inhalt zugestimmt ... :)

SpankophilusSpankophilusvor mehr als 9 Jahren
Godwin's Law u.a. (ein überflüssiger Kommentar)

Dieser Kommentarthread ist ein Musterbeispiel für das, was mir an Diskussionen im Internet so auf den Keks geht. Ich mische mich sonst nie in sie ein, denn irgendwie kommt mir das nutzlos vor: Derjenige, den ich immer schon mal verbal abwatschen wollte, liest meinen Kommentar eh nicht oder jedenfalls nicht bis zum Ende; und wenn doch, ist die Gefahr groß, dass er ihn nicht versteht und sich bloß zwei Leute nutzlos aufregen: nämlich ich und mein ewiger Widersacher, der alte Feigling Anonymous.

Anonymous ist umtriebig wie niemand sonst und trieb früher besonders bei YouTube sein Unwesen. Auch hier macht er das, was er immer tut. In seinen eigenen Worten: Er verbraucht "unnötig Speicherplatz". Unnötig vor allem deshalb, weil er den Unterschied zwischen Kritik und Beleidigung, zwischen gewinnbringender Diskussion und Gezänk nicht kennt. Er will oder kann Kritik offenbar nicht annehmen, deswegen macht es eigentlich keinen Sinn, sich darauf einzulassen. Deswegen ist auch mein Kommentar für Anonymous nicht hilfreich, weil er ihn nur als noch mehr Gezeter versteht, und schlimmstenfalls mit Gezeter auf mein Gezeter reagiert.

Anonymous bewertet gern, begründet aber sehr ungern. Ein überheblicher Stil wird AJ vorgeworfen, ohne Begründung, ohne Beispiel. Sein Stil wirkt an diesem Ort zwischen vielen literarischen Versuchen von Leuten, die sonst offenbar nie schreiben, vielleicht skurril deplatziert, aber was soll daran überheblich sein? Es ist nicht per se überheblich, wenn man im Maßanzug zwischen lauter Leuten im Blaumann steht. Seine Vorliebe für einen etwas barocken Satzbau muss man nicht teilen, aber das ist eine ganz andere Frage.

AJ begründet dagegen seine Kritik, zumindest in diesem Text (also seiner Rezension zum chekov-Text) etwa wenn er Beispiele für Formulierungswiederholungen im Text von chekov benennt.

Anonymous unterstellt auch gerne offensichtlich Falsches, z.B. dass die vorliegende Rezension "zusammengegogelt" sei. What a laugh! Wer sie gelesen hat, weiß, dass man einen Text mit einem so markanten, konsequent durchgehaltenen Stil nicht "zusammengoogeln" kann. Und dass auch andere Texte AJs diesen Stil haben, unterstreicht die Lächerlichkeit der Unterstellung weiter.

Anonymous' dritte Behauptung weist ihn als mitfühlendes Wesen aus, das sich um chekovs Befindlichkeit sorgt. Ein feiner Zug! Warum aber sollte chekov durch eine acht Jahre verspätete Lobeshymne vergrault werden? Ich kenne chekov, anders als Anonymous, nicht persönlich, aber mich würde das sehr wundern.

schlenzbert hat immerhin einen Namen, aber sein Beitrag hat eine Schwäche, die auch oft auf meiner Lieblingswebsite pointlessinternetarguments.com zu beobachten ist: Er meldet sich in einer Sache zu Wort, von der er nichts versteht ("Hier lobt er jemanden in den Himmel, den ich nicht kenne"), leistet konsequenterweise zur Sache auch keinen Beitrag und redet lieber über den Autor des Textes, um den es eigentlich gehen sollte. Und (natürlich!) über sich selbst, das liest jeder immer gerne.

Andy43s Beitrag hat mir gut gefallen und ist eine Instanz von Godwin's Law, ohne die eine echte Internetdiskussion einfach nicht auskommt.

Der Beitrag von diesem unsäglichen Schwätzer mit dem absurden Namen "Spankophilus" schließlich ist viel zu lang und ein guter Beleg für Frédéric Valin's Law: "Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Verweis auf Godwin's Law dem Wert Eins an."

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