Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Laura Kraft 05

Geschichte Info
Teil 5 - Teuflischer Schatten.
9.2k Wörter
4.19
23.1k
3
0

Teil 5 der 41 teiligen Serie

Aktualisiert 09/16/2022
Erstellt 10/01/2010
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Die Jagd nach dem Stein der Unbesiegbarkeit

Teil 5 - teuflischer Schatten

Laura verließ in Algier erleichtert das Flugzeug. Zusammen mit der rothaarigen jungen Frau, die sich ihr als Virginie Lavalliere vorgestellt hatte.

"Du kannst mich Gini nennen, das machen alle, die mich kennen und meinen Namen nicht über die Zunge kriegen", hatte sie lachend erklärt.

Gini hatte in der Pilotenkanzel die beiden Piloten mit der Stewardess überrascht... bei "Sex in the air" und eingeschaltetem Autopiloten, wie sie zu berichten wusste. Der überraschten Besatzung war nichts anderes übrig geblieben - wollten sie nicht allesamt gefeuert werden - als Gini´s Wünschen zu entsprechen und den "Spanier" festzuhalten. Der Zoll würde sich sehr für ihn interessieren, dafür hatte Gini gesorgt. Unbemerkt - auch von Laura - hatte die Rothaarige einige delikate Dinge in die Jackentasche des Spaniers drapiert. Es würde ausreichen, ihn die nächsten paar Tage aus dem Verkehr zu ziehen.

Gini hatte Laura das Angebot gemacht, sie bei sich übernachten zu lassen. Dann bräuchte sie kein Hotelzimmer und man könnte sich noch prächtig über den lustigen Flug unterhalten - bei einem Glas Wein...

Laura brannte die Zeit unter den Nägeln. Eine Bleibe würde sie brauchen. Nach dem turbulenten Durcheinander in Tamanrasset und der unerklärlichen Begebenheit, sich nach dem Kampf mit der Bordellchefin plötzlich im eigenen Hotelzimmer wieder zu finden, ohne zu wissen wie man dort hingekommen war - und ohne dass jemand Anderes außer ihr selbst dieses Hotelzimmer kannte - war Laura ganz froh über dieses Angebot und nahm es an. Trotzdem brachte sie ihren Koffer und die Reisetasche zunächst in einem Schließfach im Flughafen unter. Man konnte je nie wissen. Eine Gäste-Zahnbürste würde die Rothaarige ja hoffentlich besitzen. Und ein paar Kleidungsstücke würde sie von ihr sicher auch bekommen...

"Ich muss zuvor aber noch etwas dringendes erledigen", sagte Laura ausweichend.

"In der Stadt? Soll ich dich mitnehmen? Ich muss noch zur Bank...", schlug Gini vor.

Laura wollte nicht ablehnen. Sie konnte ja in der Nähe der Casbah aussteigen. Sie würde herausfinden müssen, ob Li die Dienste von Aliyah Al-Tabari in Anspruch genommen hatte. Eine gefährliche Möglichkeit, aber Laura traute der Chinesin durchaus zu, diesen Schritt zu wagen. Wo sonst würde sie ein Hilfsmittel finden, um die Hieroglyphen auf der Schriftrolle zu entziffern?

Gini hatte einen Mietwagen genommen, Taxen waren zu teuer und unzuverlässig. Besonders bei zwei so hübschen europäischen Touristinnen, die auch noch alleine unterwegs zu sein schienen, war ein Umweg meist unumgänglich. Laura saß auf dem Beifahrersitz und machte sich Gedanken, wie sie es anstellen konnte, bei Aliyah einzudringen, ohne Aufsehen zu erregen. Sie wusste, dass der Komplex stark bewacht war und man unbemerkt kaum eine Chance hatte. Wie Li sich wohl Zutritt verschafft hatte? Die Chinesin war eine gerissene Schlange und was Tricks und Hinterhältigkeit anging, wohl kaum zu schlagen. Laura hatte bisher Aliyah noch nie in Algier getroffen - schon gar nicht in ihren Gemächern - aber sie hatte jemand getroffen, der dort eine Zeit lang eingesperrt gewesen war. Eine Ex-Soldatin, die alle für tot hielten, die es wohl auch nahezu war - sie war ein Krüppel - doch sie hatte überlebt und es geschafft, unterzutauchen. Laura war ihr zufällig in einem Hospital im Nepal begegnet - sie hatte sich das Bein in der Himalaya-Gegend gebrochen - und mit ihr ins Gespräch gekommen. Daher wusste sie, dass es einen Weg ins Gebäude gab, den vermutlich außer Aliyah, dieser Ex-Soldatin und jetzt auch Laura, niemand kannte. Das war ihre Chance und die würde sie nutzen.

Gini hielt vor einem größeren Gebäude in der Stadt an. "Hier ist meine Bank", sagte sie.

"Oh, das passt gut", freute sich Laura. Die Bank war nicht weit von der Casbah entfernt, vielleicht 5 Minuten zu Fuß.

"Wie lange wirst Du brauchen?", fragte die Rothaarige.

"Oh, ich weiß es nicht...", wich Laura aus.

"Also ich brauche ca. 2 Stunden. Wenn Du es bis dahin schaffst, treffen wir uns hier am Auto wieder. Wenn nicht... hier ist meine Adresse. Dann nimmst Du halt ein Taxi - aber sei vorsichtig. Nicht noch so ein Zwischenfall wie im Flugzeug...". Gini händigte Laura einen Zettel mit der Anschrift aus.

"Ja prima, so machen wir es", rief Laura. "Bis nachher... und Danke für Alles!" "Bis gleich".

Laura legte den Weg in weniger als 5 Minuten zurück. Dann stand sie in einer Seitengasse der Casbah und blickte sich vorsichtig um. Niemand schien auf sie aufmerksam geworden zu sein, niemand verfolgte sie. Die Gasse war nicht sehr belebt. Sie war dunkel, ziemlich schmutzig und eng. Links und rechts Gebäude mit schäbigen Türen und Fenstern. Manche Häuser schienen unbewohnt. Laura zählte die Hauseingänge von der Casbah aus auf der linken Seite der Gasse. Die 7. Tür war das Objekt ihrer Begierde. Laura wartete ab, bis die Gasse menschenleer war, sicherte noch einmal nach allen Seiten und verschwand mit einer geschmeidigen Bewegung im Eingang des Hauses mit der 7. Tür. Virginie Lavalliere hatte natürlich keinen Termin bei der Bank. Sie musste zwei Dinge gleichzeitig tun. Zum Einen durfte sie Laura nicht aus den Augen verlieren und zum Anderen musste sie ihr den Rücken freihalten. Ihr Verdacht, dass Laura von einer Gruppe spanischer ETA-Agenten überwacht wurde, hatte sich bestätigt. Bei der Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt von Algier wurden sie von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Gini hatte nicht versucht, sie abzuhängen. Dann hätten sie gewusst, dass sie entdeckt waren. So wähnten sie sich als die Verfolger und die Rothaarige konnte sich einen Hinterhalt einfallen lassen, um sie auszuschalten.

Gini hatte Laura bis zu der Seitengasse der Casbah verfolgt. Die zwei ETA-Agenten, eine Frau und ein Mann, hatten sich getrennt. Die Frau versuchte, Laura auf den Fersen zu bleiben, ohne Gini in die Quere zu kommen - der Mann versuchte Gini unauffällig zu folgen.

Als Laura sich in der Seitengasse sichernd umsah, wusste Gini, dass sie jetzt handeln musste. Sie ließ sich etwas zurückfallen und betrat einen Hofeingang kurz vor der Abbiegung in die Seitengasse, in der sich Laura befand. Der männliche ETA-Agent folgte ihr und spähte ganz vorsichtig in den Eingang. Gini hatte keine Zeit zu verlieren, sie konnte keine Rücksicht nehmen. Sie sprang aus dem Schatten direkt auf ihn zu. Der verdutzte Mann hob automatisch seine Hände zum Schutz vor die Brust - einem Boxer ähnlich. Doch er war zu langsam. Die Rothaarige Frau schlug ihm ohne Vorwarnung einen geraden Haken mitten ins Gesicht. Seine Nase krachte bedenklich und es schoss Blut hervor. Schützend legte er seine Hände vor´s Gesicht - da traf ihn auch schon ein Tritt zwischen die Beine. Ächzend sank er auf die Knie. Die Rothaarige packte seinen Kopf mit beiden Händen. Mit einem Ruck drehte sie ihn nach links. Es machte "Knack" und der Körper des Mannes wurde augenblicklich schlaff.

Gini zog den leblosen Körper in den Schatten des Hofeingangs und lehnte ihn mit dem Rücken an eine Wand. So erweckte er den Anschein eines den Rausch ausschlafenden Mannes. Einer näheren Untersuchung würde das nicht stand halten, aber Gini hatte keine Zeit. Diese ganze Aktion hatte nicht viel mehr als 10 Sekunden gedauert, doch nur eine Sekunde zuviel, und Laura wäre verschwunden. Sofort schaute Gini in die Seitengasse und sah gerade noch, wie Laura in einem Hauseingang verschwand. Von der gegenüberliegenden Seite - aus der Casbah - kam die weibliche ETA-Agentin heran gelaufen. Auch sie hatte offenbar mitbekommen, wohin Laura verschwunden war. Als die Agentin vorsichtig denselben Hauseingang betrat, rannte Gini los. Sie brauchte ungefähr 15 Sekunden bis zu dem Eingang. Die Rothaarige lauschte zunächst in den Eingang hinein. Keine Kampfgeräusche, also war Laura schon einen Schritt weiter. Die ETA-Agentin konnte noch nicht weit gekommen sein. Gini hätte sie hören müssen. Sie würde noch in der Nähe des Eingangs sein und erwarten, dass ihr männlicher Kollege oder aber die Rothaarige den Eingang betrat. Wenn Gini Laura nicht verlieren wollte, musste sie schnellstens hinterher, egal wer sich ihr in den Weg stellte. Also sprang sie schnell in den Eingang, der in einen schmalen Raum mündete. Sie bewegte sich zur Mitte und drehte sich blitzschnell im Kreis.

Im Augenwinkel nahm sie einen Schatten wahr, der sie ansprang. Gini duckte sich noch in der Drehbewegung, die sie auf einem Fuß ausführte. Das andere Bein hatte sie ausgestreckt und kickte damit der Gegnerin seitlich in die Kniekehlen. Es handelte sich tatsächlich um die ETA-Agentin, eine junge Frau Mitte zwanzig mit schulterlangen schwarzen Locken, die bei diesem Treffer das Gleichgewicht verlor und zu Boden geschickt wurde. Die Agentin reagierte jedoch schnell. Sie stützte sich mit einer Hand auf den Boden und schwang ein ausgestrecktes Bein wie eine Sense auf Gini´s Beine zu. Die Rothaarige sprang in dem Moment, als sie eigentlich getroffen werden sollte, in die Höhe und die Sense zischte unter ihren Füßen hindurch ins Leere.

Ehe die schwarzhaarige Agentin registrierte, was eigentlich los war, stand Gini neben ihr, packte sie an den Haaren und riss sie vom Boden hoch. Die Rothaarige verdrehte der Agentin brutal einen Arm auf dem Rücken bis es krachte - Rücksicht war ein Wort, das Gini nicht zu kennen schien - und knallte ihre Gegnerin mit dem Gesicht vor die nächste Wand. Die Schwarzhaarige blutete aus dem Mundwinkel, der Aufprall ihres Gesichts war zu hart gewesen. Ihr rechter Arm schien gebrochen zu sein, doch sie versuchte, mit dem linken Ellenbogen einen Treffer gegen den Körper der rothaarigen Furie zu landen. Sie traf auch tatsächlich, doch Gini schien das nicht zu beeindrucken. Sie legte der ETA-Agentin einen Arm um den Hals.

"Tut mir leid, meine Süße, aber Du bist zur falschen Zeit am falschen Ort", zischte Gini ihrer Gegnerin ins Ohr.

Die schwarzhaarige Agentin war starr vor Schreck. Sie kannte den Griff und wusste genau, was ihr nun blühte.

"Bitte nicht... bitte... ich werde alles tun was Du willst...", flehte sie mit erstickter Stimme.

"Nicht heute...", antwortete Gini und brach ihrer Gegnerin mit einem Ruck das Genick.

Die Rothaarige zog den Körper der Agentin in eine Ecke, damit sie nicht auf den allerersten Blick entdeckt wurde. Dann schlich sie, so schnell sie konnte, durch die Tür an der anderen Seite des Raumes. Dort war ein Flur, an dessen Ende eine Treppe, die in einen Keller zu führen schien. Der Flur führte zwar neben der Treppe noch weiter und es gab mehrere Abzweigungen, doch Gini entschied sich für den Keller. Gefühlssache. Und sie lag richtig. Erst fand sie frische Fußabdrücke im Staub. Dieser Weg war längere Zeit nicht mehr benutzt worden. Dann hörte sie leise Geräusche. Gini bewegte sich extrem vorsichtig. Lautlosigkeit war eine ihrer Stärken - neben Rücksichtslosigkeit vielleicht, wenn man die zurückliegenden Minuten betrachtet.

Li hastete durch die Gänge zwischen den einzelnen Regalen des Lagerraums. Sie war auf der Suche nach einem weiteren Ausgang, doch nirgendwo fand sich eine Türe oder eine verdächtige Fuge in der Wand. Sie würde als Ausgang denselben Weg benutzen müssen, auf dem sie in das Lager gekommen war. Die Geheimtür, die in den Raum mit den 4 Gängen führte und in dem sich derzeit irgendjemand aufhielt, der nach ihr suchte...

Die Chinesin lief zurück zu der Stelle, an der sich die Tür befand. Es gab einen geheimen Mechanismus, auf den die steinerne Tür reagierte. Hinein gekommen war sie, indem sie sich einfach an die Wand gelehnt hatte. Ein Druck-Sensor vermutlich. Auf gleiche Art würde sie die Tür auch von innen betätigen können. Wenn sie Pech hatte, war der Raum voller Soldatinnen, evtl. sogar mit Aliyah selbst - und wenn sie durch die Tür trat würden alle "Überraschung!" rufen, einige Wunderkerzen anzünden und es würde Gebäck und Champagner gereicht...

Li zögerte. Ewig konnte sie nicht hier drin bleiben. Irgendwann musste sie durch diese Tür. Aliyah würde sicher nicht warten, bis jemand durch die Tür herauskam. Sie würde ins Lager hineinkommen und mit all ihren Soldatinnen nach ihr suchen. Also musste die Person in dem Raum alleine sein... Die Chinesin hielt die Luft an. Je eher sie raus kam, desto besser. Eine Person würde sie besiegen können. Je länger sie wartete, desto eher lief sie Gefahr, von Aliyah und ihren Soldatinnen gefangen genommen zu werden. Li hatte ihren Entschluss gefasst...

Gerade als sie sich an die Stelle an der Wand lehnen wollte, an der sich die Geheimtür befand, schreckte sie ein mahlendes Geräusch auf. Die Tür öffnete sich bereits! Zu früh, Li lehnte noch gar nicht an der Wand.

"Mist, es kommt jemand rein", zuckte es der Chinesin durch den Kopf.

Automatisch nahm sie eine Abwehrhaltung ein. Sie erwartete einen Angriff, doch wenn sie schneller war, konnte sie den Eindringling überraschen. Wenn es nur einer war...

Eine Person löste sich von der Wand. Li erkannte im Zwielicht nur, dass es sich um eine Gestalt in heller Kleidung handelte. Die Chinesin sprang diese Gestalt an, zwei Körper prallten gegeneinander. Nach einem kurzen Ringkampf wurde Li von der Gestalt gegen die Wand gepresst. Jetzt waren ihre Gesichter ganz nah beieinander.

"Li...?"

"Sharon!"

Die israelische Soldatin in dem hautengen weißen Dress ließ von ihrer Gegnerin ab.

"Hatte mir gleich gedacht, dass Du hier sein würdest", sagte Sharon.

"Wie konntest Du mir folgen?", wollte Li wissen.

"Die Klappe unter Aliyah´s Bett war nicht zu übersehen", meinte Sharon.

"Was passiert jetzt mit mir?", fragte die Chinesin. "Wirst Du mich wieder gefangen nehmen und zu Aliyah zurück bringen?".

"Hast Du gefunden, wonach Du gesucht hast?", kam als Gegenfrage von der Israelin.

Li antwortete nicht gleich, doch Sharon war das zusammengefaltete Packpapier aufgefallen.

"Du hast es also gefunden!" Sharon blickte Li tief in die Augen.

"Ja", bestätigte die Chinesin trotzig.

Sie hatte keine Ahnung, was Sharon jetzt mit ihr vor hatte. Schon zog sie die Möglichkeit in Betracht, einen erneuten Kampf gegen die Israelin zu versuchen. Mit etwas Glück konnte sie es vielleicht schaffen. Immerhin hatte sie auch Aliyah besiegt. Doch Sharon nahm Li die Entscheidung ab.

"Na klasse, dann lass uns von hier verschwinden", meinte die Israelin und packte Li am Arm.

"Du... du willst mir helfen...?", stotterte die Chinesin verwundert.

"Klar", bestätigte Sharon. "Du bist hinter etwas her, von dem vielleicht auch ich profitieren kann. Dafür helfe ich dir. Zu zweit sind wir unschlagbar - einverstanden?"

Li überlegte einen Moment. Sharon an dem Stein beteiligen? Das kam gar nicht in Frage! Aber sie als Helferin zu benutzen, war keine schlechte Idee. Immerhin hatte sie Malcolm verloren, eine Helferin wäre nicht schlecht. Der einzige Nachteil war, dass Sharon wohl die Stärkere war. Wenn es drauf ankam, würde Li die Israelin austricksen müssen. Auf einen Kampf mit ihr würde sie sich nur einlassen, wenn er unausweichlich war. Hinzu kam noch, dass Li sich eingestehen musste, die junge Israelin sexuell ungemein attraktiv zu finden. Doch wenn es drauf ankam, würde Li sich von ihr trennen - wie auch immer.

"Okay, einverstanden!", willigte die Chinesin ein.

"Dann komm, lass uns schnellstens von hier verschwinden", sagte Sharon.

Die Israelin lehnte sich an die Stelle der Wand, wo die Geheimtür eingelassen war. Sofort schwang die Tür auf und die Israelin stand wieder im Raum mit den 4 Gängen. Die Tür ließ immer nur eine Person durch, doch Sekunden später stand auch Li mit ihrem Packpapier unter dem Arm in dem Raum.

Es war gar nicht so einfach für Gini, Laura zu folgen ohne bemerkt zu werden. Erst hatte die Rothaarige nur Geräusche gehört und war ihnen durch die verwinkelten Gänge gefolgt. Es gab jede Menge Abzweigungen und Türen. Gini musste an jeder Tür stehen bleiben und horchen, bevor sie sie öffnen konnte. Das kostete Zeit, doch Laura musste ebenso vorgehen. Einmal wäre Gini´s Verfolgung fast aufgefallen, als Laura in einen Gang abgezweigte, der offenbar nicht der Richtige war. Prompt drehte sie um und kam zurück. Gini wäre ihr fast in die Arme gelaufen. Gerade eben noch konnte sie sich in eine dunkle Ecke an die Wand drücken und die Luft anhalten. Laura huschte an ihr vorbei und bog um die nächste Ecke in einen anderen Gang ein.

"Pffft", Gini atmete leise aus. Das war knapp.

Die Rothaarige nahm die Verfolgung wieder auf. Die Gebäude an dieser Seitengasse zur Casbah schienen alle durch verschiedene, weit verzweigte Kellerflure miteinander verbunden zu sein. Laura schien eine ungefähre Ahnung zu haben, wohin sie zu gehen hatte. Gini musste ihr auf den Fersen bleiben, denn sie kannte das Ziel nicht und war auch vorher noch nie hier gewesen.

Laura fand nach einiger Zeit den Gang, nach dem sie suchte. Es war der einzige, in dem eine weitere Treppe noch weiter in die Tiefe führte. Sie wusste, dass dieser Gang die Casbah unterquerte und irgendwann in einen weiteren Gang münden würde, der in Aliyah´s Gemächer führen würde. Laura bewegte sich so leise und so schnell wie möglich. Am Ende der Treppe machte der Gang einen Knick nach links. Laura spähte vorsichtig um die Ecke. Der Gang war leer, so weit sie ihn einsehen konnte. Das Licht war zu diffus, um den Gang, der jetzt ziemlich lang und gerade verlief, vollständig auszuleuchten. Wenn ihr jetzt jemand entgegen kam, konnte sie sich nirgends verstecken. Egal, sie musste da durch, so schnell es ging. Laura bog in den Gang ein und lief, so schnell es irgend möglich war, ohne massiv Krach zu machen.

Gini erreichte die gleiche Stelle und schaute ebenfalls vorsichtig um die Ecke. Sie sah Laura´s Silhouette durch den Gang hasten.

"Verflucht, nirgends Deckung", dachte die Rothaarige.

Sie musste Laura eine Menge Vorsprung lassen, bevor sie hinterher konnte. Soviel, dass Laura sie nicht entdeckt, wenn sie sich umschaute. Dann hastete auch sie los. Der Gang war eine lange Röhre, ab und zu spärlich beleuchtet. Der Gang war nicht sehr weit einsehbar und schien im Nichts zu enden. Jetzt war auch Laura´s Silhouette nicht mehr zu erkennen, doch Gini orientierte sich an den Geräuschen... die plötzlich verstummten. Sofort blieb Gini wie angewurzelt stehen. Zu ihrer Erleichterung vernahm sie kurz darauf wieder zaghafte Schritte...

Laura bewegte sich ganz vorsichtig vorwärts. Vor ihr befand sich die Abzweigung. Nach rechts würde es in Laura´s Gemächer führen, nach links in eine Art Gefängnis im Kellergewölbe. So jedenfalls war es ihr geflüstert worden. Im Gang hinter ihr hallten noch für Sekunden die Schritte nach. Geisterhafte Akustik hier unten. Sie erreichte den Abzweig und schaute nach links. Ein Gang wie der, den sie gerade entlang gekommen war. Weit hinten schien ein Licht am Ende zu sein, doch es war ziemliches Stück entfernt. Auch rechts war es dunkel. Nur wenige Lampen erhellten den Gang. Kein Licht am Ende... aber rechts sollte es in Aliyah´s Gemächer gehen. Vorsichtig schlich sie um die Ecke, wandte sich nach rechts, bedacht, ja keinen Lärm zu machen. Es brauchte ein paar Minuten bis sie eine Art Röhre erreichte. Hier war der Gang zu Ende. Würde sie durch diese Röhre nach oben klettern müssen? Sie schaute hinein.

"Unmöglich", entschied Laura. Dort fand sie keinen Halt. Alles glatt wie auf einer Kinderrutsche. War dies nur ein Weg nach unten? Keiner führte zurück? Das wäre seltsam. Niemand baut einen Fluchtweg nur in eine Richtung. Laura sah sich genauer um. Hinter der Röhre war eine Nische in der Wand. Laura musste sich bücken, um sich unter der Röhre hindurch in diese Nische zu zwängen. Hier war es stockdunkel. Es dauerte einen Moment, bis Laura´s Augen sich an diese Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Dann glaubte sie so etwas wie Stufen zu erkennen. Sie tastete die Wand ab. Es gab tatsächlich Stufen. Eine Art Wendeltreppe. Schmal zwar, aber immerhin. Vorsichtig kletterte sie empor. Li und Sharon schlichen vorsichtig in den Gang, der zurück zu Aliyah´s Gemächer führte. Ungefähr auf der Hälfte gab es diesen Abzweig. Vielleicht führte der sie nach draußen. Es war der einzige Weg, den sie nehmen konnten. Einen anderen gab es nicht oder sie hatten ihn bisher nicht entdeckt. Ihre Augen hatten sich noch nicht so recht an das schwächere Licht im Gang gewöhnt, da hörten sie Geräusche. Beide drückten sich im Gang so flach an die Wand wie sie konnten und lauschten angestrengt. Es war nur ganz leise, ein Scharren vielleicht. Ratten? Oder schlich sich jemand an? Sie wagten kaum zu atmen und schauten sich gegenseitig ins Gesicht. Sharon zog die rechte Augenbraue ein wenig hoch und Li nickte unmerklich. So versteinert standen sie gut 2 Minuten da. Sie hörten jedoch nichts mehr. Li gab ein Handzeichen und beide lösten sich von der Wand. Vorsichtig schlichen sie weiter, die Chinesin vorne weg, Sharon direkt hinter ihr. Gini war ebenfalls an dem Abzweig angelangt. Sie kontrollierte ihre Atmung und horchte in den Gang hinein. Dann zuckte sie zusammen. Sowohl von links als auch von rechts waren leise, scharrende Geräusche zu hören. Ein Echo? Nein, dazu waren die Geräusche zu asynchron. Sie glichen sich nicht. Laura konnte nur in eine Richtung abgebogen sein. Die Geräusche von der anderen Seite war also jemand anderes. Von links schienen sich sogar mehrere Personen zu nähern. Die Rothaarige hatte ein extrem gutes Gehör. Ihr war in diesem Moment völlig klar, dass Laura rechts abgebogen war. Allerdings wusste sie auch, dass von links Gefahr drohte. Und sie befand sich genau in der Mitte, ohne eine Chance, sich zu verstecken. Wenn sie hier stehen blieb, würden die Geräusche von links sich bald in Gestalten verwandeln. Was nun? Laura folgen? Dann würden die Gestalten von links sich in ihrem Rücken befinden oder aber in diesen Gang abbiegen, der nach draußen führte. Wer auch immer sich da von links näherte, genau genommen wäre es gut, wenn Gini wüsste, wer es war und ob es ausreichte, diese Personen lediglich auszuschalten. Allerdings würde das eine Menge Krach bedeuten, die sie überhaupt nicht brauchen konnte. Laura würde entweder aufgeschreckt werden oder aber längst über alle Berge sein. Zeitverlust und auffällige Geräusche, zwei Dinge die Gini auf jeden Fall vermeiden wollte. Li entdeckte im Zwielicht endlich den Abzweig nach rechts. Sie wandte sich zu Sharon um und zeigte mit dem Finger drauf. Sharon nickte kurz. Nun schlichen sie noch vorsichtiger weiter. Eng an die Wand gedrückt bewältigten sie die letzten Meter. Die Chinesin spähte vorsichtig um die Ecke. Der Gang lang verlassen da. Wegen seiner Länge verlor er sich trotz der wenigen Lampen, die in weiten Abständen zueinander angebracht waren, im Dunkel. Li packte Sharon´s Hand und zog sie um die Ecke. Ganz eng standen sie jetzt beieinander. Ihre Körper berührten sich, Li´s rechte Hand legte sich wie zufällig um Sharon´s Hüfte. Die Israelin schob unbewusst ein Bein zwischen Li´s Schenkel. Der Chinesin lief ein Schauer über den Rücken. Dann gab sie sich einen Ruck und zog Sharon mit sich. Erst vorsichtig, dann immer schneller bewegten sie sich durch den lang gestreckten Gang. Gini atmete vorsichtig aus. Fast hatte sie gedacht, dass die beiden Turteltäubchen noch anfingen, miteinander zu knutschen, als sie den Augenblick am Abzweig verharrten. Die Rothaarige war nach rechts abgebogen, in die Seite des Gangs, in die Laura verschwunden war. Schnell hatte sie soviel Strecke wie eben möglich zurückgelegt. Eigentlich wollte sie außer Sichtweite gelangen, doch dann tauchten die beiden Frauen am Abzweig auf. Gini presste sich an die Wand in einem Bereich, der durch Mauervorsprünge etwas im Schlagschatten lag. Doch wirklich unsichtbar konnte sie sich so nicht machen. Die zwei dunkelhaarigen Frauen orientierten sich jedoch ausschließlich auf den Gang, der nach draußen führte. So blieb Gini unentdeckt. Der Rothaarigen war aufgefallen, dass die eine Frau eine Asiatin war. Eine unverwechselbare Asiatin. Die vermutlich attraktivste Chinesin, die es gab: Li Zhanhua!