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Lohn der Arbeit

Geschichte Info
Lenas steiniger Weg zum Erfolg.
6.8k Wörter
4.49
41.9k
9
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Ich war nervös. Obwohl ich in den letzten Wochen fleißig gelernt und bis spät in die Nacht Bücher gewälzt hatte, fühlte ich mich schon am Morgen der Klausur elend und unsicher. Den Eindruck, nicht gut vorbereitet zu sein, konnte ich bis an die Türen des Hörsaals, in dem die Prüfung angesetzt war, nicht abschütteln – es hing einfach zu viel von einer guten Note ab.

Auch während der Klausur konnte ich mich nur schwer konzentrieren. Die Antworten gingen mir schlecht von der Hand und ich kam viel zu langsam voran. Als die Bearbeitungszeit dann schließlich vorüber war und ich meine Klausurblatt abgab, war ich sicher, glatt durchgefallen zu sein.

Eine Woche darauf waren alle Klausuren korrigiert und ich stand vor dem Schwarzen Brett im Institutsgebäude, um meine Note herauszufinden. Letztendlich war es kaum besser gelaufen, als erwartet: Auf der Ergebnisliste fand ich neben meiner Matrikelnummer eine 3,0 notiert.

Wo sich jede andere Studentin gefreut hätte, überhaupt bestanden zu haben, war ich am Boden zerstört. Mit einem „befriedigend“ waren die Stiftungsverwalter eben überhaupt nicht zufrieden und es war auch nicht das erste Mal, dass meine Studienleistungen nicht deren „Exzellenzanspruch“ genügten.

Schon während der Lernphase hatte ich ein Schreiben erhalten, in dem die unmissverständliche Ankündigung stand, dass das Stipendium für mein Jurastudium bei gleichbleibend „durchschnittlichem Studienerfolg“ endgültig auslaufen werde. Die nächste benotete Prüfung sei meine letzte Bewährungschance. So hätte die 3,0 in der Zivilrechtsklausur also ebenso gut eine 5,0 sein können. Das Geld von der Stiftung wäre ich in beiden Fällen weg gewesen.

Für mich war das eine Katastrophe. Zwar war die Privatuniversität, an der ich mich eingeschrieben hatte, zweifellos eine Institution, die Besserverdiener hervorbrachte, jedoch gehörten derzeit weder meine Eltern, noch ich zu diesem auserlesenen Kreis.

Noch während ich gedankenverloren auf die Zahlenreihen am Schwarzen Brett starrte und versuchte, darin einen Fehler auszumachen, wurde mir bewusst, dass meine schlimmsten Befürchtungen nun Realität geworden waren: Ohne das Stipendium hatte ich absolut keine Möglichkeit die Studiengebühren für mein letztes Semester aufzubringen. Und das traf mich hart, obwohl ich dieses Szenario ja eigentlich schon vorausgesehen hatte.

Zur moralischen Unterstützung war deswegen auch meine beste Freundin Miri mitgekommen, die sich sonst lieber von meinem Campus fernhielt. Für gewöhnlich vertrat sie den Standpunkt, dass sie als Studentin der Filmwissenschaften auf dem Gelände der Lehmann Law School zu Staub zerfallen würde.

In diesem bitteren Moment hatte sie aber keinen ihrer sonst so markigen Sprüche auf den Lippen, sondern zeigte ehrliche Anteilnahme und versuchte mich zu trösten.

„Lass uns doch einen Kaffee trinken gehen“ flüsterte sie, als sie mich in den Arm nahm und sanft über mein Haar strich. „Wir finden sicher noch eine Lösung. Oder soll ich dich lieber nach Hause bringen?“

Jetzt nach Hause und dort meine Mitbewohnerinnen antreffen? Nein. Das war nun wirklich so ziemlich das Letzte, was ich jetzt wollte. Es war nämlich so, dass ich die beiden nicht ausstehen konnte. In meinen Augen waren sie nichts als zwei verwöhnte Gören, denen es offensichtlich nie an etwas gefehlt hatte. Zwei richtige Zicken eben.

„Also gut, lass uns Kaffee trinken gehen“ antwortete ich, um diese unliebsame Begegnung wenigstens noch ein bisschen aufzuschieben zu können. „Aber ich bezahle; das werde ich mir gerade noch leisten können.“

Miri wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und rettete, was von meinem Make-up noch zu retten war. Trüber Stimmung machten wir uns auf den Weg ins Belvita.


******


„Kannst du dir nicht einen Studienkredit besorgen oder Bafög? Für das letzte Semester muss das doch irgendwie möglich sein.“

Dies war also Miris gutgemeinte Lösung für ein Problem, das so einfach leider nicht zu lösen war. Der Bafög-Satz war natürlich bei weitem nicht ausreichend für die Semestergebühren und Studienkredite hatte ich schon zwei aufgenommen. In einer Stadt, wie dieser, war das Leben mit Bafög allein nun einmal kaum zu bezahlen.

Außerdem hatte ich mich finanziell einfach zu weit aus dem Fenster gelehnt, um vor meinen Kommilitonen Eindruck zu machen. Wie an den meisten Privatschulen, stammten auch hier fast alle Studenten aus reichem Elternhaus und ich wollte eben keine Außenseiterin sein. Also hatte ich versucht, den Schein bestmöglich zu wahren und nicht weiter aufzufallen. Doch allein das war unter diesen Leuten schon enorm kostspielig. So hatte ich viel Geld ausgegeben, dafür aber eigentlich nichts bekommen: Ich lebte in einer überteuerten WG, die ich mir überhaupt nicht leisten konnte, und hatte zwei Mitbewohnerinnen, die ich nicht leiden konnte. Dabei hatte ich wegen des hohen Lernpensums noch nicht einmal die Zeit, um das schöne Haus, in dem wir wohnten, richtig zu nutzen.

So war aber nun einmal die Lage und Miri kannte auch die ungeschminkte Wahrheit.

„Ich bin doch schon völlig überschuldet“ sagte ich. „Keine Bank der Welt würde mir noch einen Kredit geben. Außerdem brauche ich die sechstausend Euro schon im nächsten Monaten. Dann endet die Rückmeldefrist.“

„Lenchen,“ antwortete Miri traurig „wenn ich es hätte, würde ich dir das Geld sofort geben.“

Viel mehr, als mir ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg zu geben und sich rührend um mich zu sorgen, konnte meine Freundin aber letztlich auch nicht tun. Trotzdem war ich ihr dankbar und umarmte sie noch einmal herzlich, bevor ich geknickt nach Hause fuhr.


******


„Wie mies bist du denn heute wieder drauf, Lena?“ war das erste, was ich von meiner Mitbewohnerin Daniela hörte, als ich die Treppe heraufkam und versuchte mich unbemerkt in mein Zimmer zu schleichen. Dazu musste ich blöderweise immer durch den Wohnbereich, an den sowohl mein eigenes, als auch das Zimmer meiner zweiten Mitbewohnerin Zita angrenzten. Im Erdgeschoss gab es neben der großen, offenen Küche mit Zugang zum Garten nur noch einen Raum, in dem sich Daniela eingerichtet hatte - um „immer schön Sonne tanken zu können“, wie sie stets zu sagen pflegte.

„Setz dich hin und spiel mit. Zita hat so ein Nintendo-Dingens von Zuhause mitgebracht. So ein Teil hatte mein Bruder früher auch. Kennste, oder? Mario Kart! Ich bin die Prinzessin.“

Obwohl ich das Spiel von früher kannte - eine schon damals veraltete Nintendo-Konsole war das einzige, was sich meine Eltern leisten konnten -, war ich nun wirklich nicht in der Stimmung für irgendwelche Videospiele. Das sagte ich meinen Mitbewohnerinnen auch.

Ich wollte mich nur noch in mein Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und die finstere Realität aussperren.

„Komm schon. Auf geht’s, Lena“ hakte Daniela nach „wir wollen später noch feiern gehen. Wir spielen darum, wer die Flasche im Club zahlt.“

„Ich geh heute nicht mehr aus und trinken will ich schon gar nichts. Mir ist wirklich nicht nach feiern“

„Du musst ja gar nicht mitkommen. Wir wollen bloß dein Geld. Drei Siege. Hundert Euro Einsatz für jede; ist doch mal gar kein Ding, oder?“ schaltete sich Zita ein und schwenkte den Spielcontroller. „Falls ich verliere - was ich allerdings stark bezweifle - ist trotzdem Party angesagt. Du kannst das Geld ja meinetwegen auch in dein Sparscheinchen stecken, oder was auch immer ... falls du drei Rennen gewinnst.“

Es war erst Mitte des Monats und noch hatte ich etwas Geld übrig. Allerdings nicht besonders viel und natürlich schon gar nicht genug, um es gerade jetzt sinnlos zu verjubeln. Trotzdem rechnete ich mir gute Chancen aus, die beiden schlagen zu können. Was sollten diese Püppchen auch schon von Videospielen verstehen? Ich kannte das Spiel, wie gesagt, von früher und war eigentlich immer gut darin gewesen. Jedenfalls hatte es gelegentlich sogar für meine älteren Brüder gereicht – und die saßen den ganzen Tag nur vor dem Bildschirm.

Ohne viel nachzudenken willigte ich also in die Wette ein. Dabei hatte ich nicht einmal genug Bargeld bei mir. Im Fall der Fälle würde ich meinen Einsatz eben morgen von der Bank holen. Damit waren alle einverstanden.

Letztlich war der Gang zum Geldautomaten dann aber gar nicht notwendig. Ich gewann. Nicht alle Rennen, aber doch insgesamt ziemlich deutlich. Zita konnte zwar auch einen Sieg für sich verbuchen, weil ich ein paar Fehler machte, dafür war Daniela aber umso harmloser und wurde jedes Mal Letzte.

„Ihr seid ja echt zwei absolute Nerds“ war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte. Sie legte ihren Einsatz gleichgültig neben Zitas Geld auf den Couchtisch und ließ sich beleidigt aufs Sofa zurückfallen. Ich mochte ja vielleicht ein Nerd sein, aber immerhin ein um zweihundert Euro reicherer Nerd.

Nachdem ich eine Revanche rigoros ausgeschlagen hatte, nahm ich meinen Gewinn vom Tisch und ging in mein Zimmer.

Vor dem Schlafengehen rief ich noch einmal bei Miri an, um ihr zu sagen, dass ich mich wieder etwas gefangen hätte und sie sich keine Sorgen machen solle. Wir schmiedeten eine Zeit lang abwegige Schlachtpläne für meine Studiensituation und natürlich erzählte ich auch von der Genugtuung, meinen Mitbewohnerinnen endlich einmal überlegen gewesen zu sein.

Trotzdem waren meine Geldprobleme insgesamt nicht weniger geworden.

Noch mit diesem finsteren Gedanken im Hinterkopf beendete ich das Telefonat, ging ins Bad, putzte mir die Zähne und legte mich schließlich ins Bett.

Als die Musik aus dem Wohnzimmer verklungen war, schlief ich ein.


*****


Viel Schlaf bekam ich nicht.

„Ey Lena, wach auf!“ Zita zog mir die Decke weg und schlug mit der flachen Hand auf meinen Po.

„Was wollt ihr denn? Raus hier!“ schimpfte ich, während ich schlaftrunken versuchte, die Angreiferin, die sich auf mich geworfen hatte, abzuwehren.

„Wir haben ein Angebot für dich.“ Zita hatte ihr Gesicht dicht vor mir und sah mich mit diesigem Blick an. Ihre Alkoholfahne war fast greifbar - meine Mitbewohnerinnen hatten sich im Club wohl noch einige Drinks leisten können.

„Es ist mitten in der Nacht. Macht das ihr rauskommt.“ Mein Zeitgefühl täuschte mich nicht; der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 1:12 Uhr.

„Wir haben vorhin mitgekriegt, wie du telefoniert hast. Das ist ja ziemlich bitter für dich so ohne Stipendium und so. Ganz allein und ganz ohne Geld.“ Daniela stand leicht schwankend im Türrahmen.

Hinter ihr hörte ich ein alkoholschwangeres Kichern, das eigentlich nur von Leonie stammen konnte, die ständig mit den beiden herumhing aber eigentlich eine Kommilitoninnen aus meinem Semester war. Grinsend legte sie – natürlich war es Leonie – ihren blonden Lockenkopf auf Danielas Schulter und sagte: „Hier kommen die Problemlöser. Wir sehen nicht nur gut aus, wir sind auch super reich. Sexy rich Bitches!“

Daniela bestätigte das Gesagte sofort, indem sie mit Leonie einschlug und einen albernen Tanz vollführte, der vermutlich lasziv sein sollte. Dabei sangen die beiden: „Sechstausend, what, Sechstausend, that´s right ...“

„Im Leben gibt es aber leider nichts umsonst, liebes Lenchen“ säuselte Zita in mein Ohr. „Wir spielen um dein Studiengeld. Das ist sozusagen eine Nullprozentfinanzierung. Wenn du gewinnst, musst du null Prozent zurückzahlen. Sind das nicht tolle Konditionen?“ Sie ließ den Gummibund meiner Pyjamahose schnappen und grinste mich dämlich an.

„Du bist doch so stolz auf deine Fahrkünste“ sagte Daniela, die sich inzwischen mit Leonie auf dem Fußende meines Bettes niedergelassen hatte. „Mach was draus! Diesmal spielen wir best of five. Wer die meisten Siege hat, gewinnt. Ich will wieder die Prinzessin sein.“

„Ich habe echt andere Probleme, als mich von euch verarschen zu lassen“ schrie ich jetzt ehrlich verärgert und stieß Zita vom Bett. „Lasst mich endlich in Ruhe!“

„Gutes Stichwort!“ feixte Zita, die bäuchlings auf dem Boden gelandet war und gerade versuchte aufzustehen. „Weil du ja kein Geld hast, akzeptieren wir als Einsatz auch deinen Arsch!“

Leonie beugte sich zu Zita herunter, griff sie an den Hüften und zog ihren Hintern so zu sich heran, dass Zitas Minirock gegen ihre Jeans drückte. Sie begann ihr Becken rhythmisch gegen Zitas Po zu stoßen, der von ihrem nuttigen Minirock kaum noch bedeckt wurde und allmählich den Blick auf einen schwarzen, nicht weniger nuttigen Tanga freigab. Wieder fing Leonie - diesmal im Takt ihrer Bewegungen - zu singen an: „Sechstausend, Sechstausend, Sechstausend...!“ Zita steuerte - ebenfalls im Takt und mit gespieltem Stöhnen - jeweils „Euro, Euro, Euro...“ bei. Währenddessen wirbelte sie ihr schwarzes Haar wild umher.

„Wir haben beschlossen,“ lallte Daniela und beugte sich zu mir hinüber „dass wir jeweils zweitausend Euro einsetzten. Du weißt ja, dass wir damit keine Probleme haben. Falls du aber verlieren solltest, musst du für eine Woche unsere Dienerin sein. Und weil wir natürlich teilen wollen, haben wir außerdem beschlossen, dass du das Geld auch dann bekommst, wenn du verlierst. Du kriegst dann trotzdem fast ... ämmhhh ... Tausend am Tag. Aber nur, wenn du dich richtig anstrengst.“

Bei diesen horrenden Beträgen, die Daniela standesgemäß leicht über die Lippen gingen, wurde ich hellhörig. Mein Ärger war schlagartig verflogen und wich einer eigentümlichen Nachdenklichkeit. Sollte es wirklich so einfach sein meine Probleme in den Griff zu bekommen? Sie hatten das Geld; soviel war sicher. Sie hatten sogar so viel davon, dass sie es bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Fenster hinaus warfen; auch das war absolut sicher. Außerdem waren die drei augenscheinlich in völlig desolatem Zustand. Falls diese Zicken also wirklich so dämlich waren, ihren absurden Plan sofort umsetzten zu wollen, konnte ich eigentlich nur gewinnen.

„Was soll denn das heißen: Dienerin für eine Woche? Kochen und putzen, oder was?“ fragte ich abwartend.

Als sie merkte, dass ich mich interessiert zeigte, stellte Leonie ihr Spiel mit Zita umgehend ein und sagte: „Oho, die angehende Juristin ist zu Vertragsverhandlungen bereit. Wir, die Gegenpartei, möchten unser besonderes Interesse an einer gütlichen Einigung bekunden. Wir bestehen auf Vertragsabschluss.“ Mit diesen seltsamen Worten stand sie auf und rannte - eigentlich mehr wankend als rennend - aus dem Zimmer.

Wenig später kam sie mit ihrer Handtasche zurück und setzte sich an den Schreibtisch. Daniela und Zita hatten sich derweil auf meinem Bett breitgemacht.

So dermaßen wichtigtuerisch, wie sie sich aufführten, dachte ich wirklich, die Drei hätten endgültig den Verstand verloren. Als sich Leonie aber nach einem kurzen Griff in ihre Tasche auf dem Schreibtischstuhl umdrehte, merkte ich, dass es ihnen tatsächlich ernst war: Sie hielt ein Bündel Geldscheine in den Händen.

„Bitte sehr! Sechstausend in bar - der Wetteinsatz. Wir sind gewillt, alle Vertragsleistungen im Zahlungsfall sofort zu erbringen. Dani, Zita, klärt ihr die Modalitäten. Ich notiere.“ Leonie drehte sich zurück zum Schreibtisch und erhob vielsagend einen Stift.

Den sogenannten Vertrag, der während der nächsten halben Stunde entstand, kann ich nur noch in Teilen wiedergeben. Er war auch ziemlich wirr, weil sowohl von Daniela, als auch von Leoni ununterbrochen Vorschläge für mögliche „Modalitäten“ kamen.

Gelegentlich schaltete sich auch Zita ein, um ihre, wie sie es formulierte, „substanziellen Interessen“ zu wahren. Die drei hatten ganz offensichtlich Spaß daran, sich in ihrem Rausch wie Anwälte aufzuspielen und mit abstrusen Formulierungen aufzutrumpfen.

Ich sagte die gesamte Zeit über wenig. Ich staunte nur über so viel perverse Detailverliebtheit, die sich ohnehin niemals auszahlen würde.

Obwohl ich völlig überzeugt war, bei der Wette gegen diese drei Schnapsdrosseln zu gewinnen, bekam ich es dann aber doch ein wenig mit der Angst zu tun, als mir klar wurde, was hier eigentlich niedergeschrieben wurde. Das Vertragswerk, das für den unmöglichen Fall meiner Niederlage ausgearbeitet wurde, lautete in etwa so:


– §1 Allgemeines: (1) Die Dienerin hat grundlegend allen Forderungen von Seiten der Siegerpartei nachzukommen. (2) Die Ablehnung einer Forderung durch die Dienerin kann nur unter der Angabe von zwingenden Gründe geltend gemacht werden, welche ihrerseits geeignet sein müssen, eine hinreichendes Motiv für eine Befehlsverweigerung darzustellen. (3) Anträge solcher Art sind einer Prüfungskommission auf Verlangen in schriftlicher Form vorzulegen. In Streitfällen, die einer zügigen Klärung bedürfen, besteht die Möglichkeit, ein Eilverfahren anzustreben, das durch sofortige Abstimmung beschieden wird.

–§2 Zusammensetzung der Prüfungskommission und Verfahrensablauf: (1) Die Prüfungskommission setzt sich aus den natürlichen Personen der Siegerpartei zusammen. (2) Alle dergestalt bezeichneten Personen verfügen über ein Stimmrecht, welches zu jeweils gleichen Anteilen bei einer Entscheidung über die in §1(2) explizierten Anträge zum Tragen kommt. (3) Für eine Antragsbescheidung ist eine einfache Mehrheit ausreichend. (4) Der Prozess der Entscheidungsfindung erfolgt im Rahmen eines ordentlichen Verfahrens in dessen Verlauf allen Parteien das Recht eingeräumt wird, ihre jeweiligen Standpunkte argumentativ darzulegen. Das Einbringen von Beweismitteln ist grundsätzlich zulässig. (5) Es kann ein Prozessvorbereitungszeit von nicht mehr als einer Stunde beantragt werden; einen Bescheid hierüber treffen die am Antrag unbeteiligte Mitglieder der Prüfungskommission unter Maßgabe der in §2(3) getroffenen Regelung. Bei Nichtvorhandensein einer unabhängigen Partei entscheidet das Los. (6) Anträge auf Eilverfahren werden ebenfalls nach den in § 2(5) festgesetzten Verfahrensregeln bearbeitet. (7) Bei erwiesener Nichtigkeit eines Antrags von Seiten der Dienerin kann die Prüfungskommission ggf. Disziplinarmaßnahmen ergreifen. Der Beschluss entsprechender Direktiven wird nur durch einstimmigen Mehrheitsentscheid der Prüfungskommission rechtskräftig.

–§3 Zeitliche Dimension und Gegenstände möglicher Forderungen: (1) Die Dienerin verpflichtet sich der Siegerpartei für den Zeitraum einer Kalenderwoche in Vollzeit zur Verfügung zu stehen. Der vorliegende Vertragsabschnitt (§1 - §3) tritt bei Eintreffen der in der Präambel dargelegten Wettkonditionen mit sofortiger Wirkung in Kraft. Den Forderungen der Siegerpartei ist ab diesem Zeitpunkt unverzüglich und vollumfänglich Folge zu leisten. (2) Die Siegerpartei ist berechtigt, Forderungen zu stellen, die ihrer Natur nach unter die folgenden Gegenstandbereiche fallen: 1. Körperliche Tätigkeiten im Bereich von z. B. Haushalt und Hygiene. 2. Intellektuelle Leistungen. 3. Sexuelle Gefälligkeiten aktiver und passiver Art. (3) Im konkreten Fall kann die Dienerin jederzeit die unter §1(2) explizierten Rechte in Anspruch nehmen. (4) Vorsorgende Ordnungsmaßnahmen, wie sie in §2(7) vorgesehen sind, fallen nicht unter die Regelung durch §3; Sanktionsart und -Umfang liegen in solchen Fällen einzig im Ermessen der Prüfungskommission.


Nachdem diese „Vertragskonditionen“ noch einmal in Gänze verlesen waren und sich die Mädchen mit dem Wortlaut zufrieden zeigten, setzte Leonie ihre Unterschrift unter das Dokument. Sie reichte es pathetisch weiter. Auch Daniela und Zita unterzeichneten nacheinander mit vollem Namen. Im Zimmer herrschte eine fast feierliche Atmosphäre; beinahe so, wie sie gelegentlich bei historischen Ereignissen aufkommt.

Feierlich war auch mir zumute. Meine Geldprobleme würden mit diesem einfachen Akt schließlich bald der Vergangenheit angehören. Als mir Zita den Stift zur Unterschrift reichte, zitterte meine Hand aber trotzdem ein wenig und mir ging das Gesagte noch einmal durch den Kopf.

Ich hätte die Sache schon ein bisschen ernster nehmen können und etwas gegen die offensichtliche Einseitigkeit dieses sogenannten Vertrages einwenden sollen. Sei´s drum. Jetzt hatte ich dafür keine Zeit mehr. Ich musste meinen Vorteil nutzen, solange die Drei noch betrunken genug waren. Also setzte ich den Stift an und brachte meinen Namen zu Papier. Alles oder Nichts.