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Neugier

Geschichte Info
Jannik lernt seine neue Stiefschwester kennen und lieben.
7k Wörter
178.2k
47
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Alle Personen sind über 18 Jahre alt.

Das blonde Mädchen, das jetzt so etwas wie seine Schwester sein sollte, war vom Tisch aufgestanden und zog an seinem Arm.

"Komm, wir gehen in mein Zimmer!"

Jannik stand unsicher auf. Bevor er dieser Aufforderung nachkam, musste er sein schlechtes Gewissen beruhigen.

"Sollen wir nicht noch den Tisch abräumen? Abspülen oder so?"

Das Mädchen verdrehte die Augen.

"Ist schon in Ordnung, wir erledigen das", erklärte ihr Vater. "Macht ihr mal, wozu ihr Lust habt."

Erleichtert atmete das Mädchen auf und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Jannik folgte ihr.

Vivien, so der Name des Mädchens, war die Tochter des neuen Freundes seiner Mutter. Er war sich unsicher, ob er sie schon Stiefschwester nennen wollte. Die Beziehung ihrer Eltern war noch sehr frisch und ihnen allen war noch nicht ganz klar, wo das hinsteuern würde. Janniks Mutter hatte Viviens Vater auf einer Fortbildung kennen und lieben gelernt und sie hatten sich trotz einiger räumlicher Entfernung voneinander dafür entschieden, es miteinander zu versuchen. Seine Mutter lebte mit Jannik in Hamburg, Viviens Vater mit ihr in Köln. Nun hatten sie sich ein Wochenende ausgedacht, an dem sich ihr Nachwuchs kennenlernen sollte. Beide waren im selben Alter und gerade volljährig geworden.

Jannik und seine Mutter waren vor dem Essen zu ihrem Besuch in Köln angekommen. Er war gespannt gewesen auf seine erste Begegnung mit Vivien; ihr Vater hatte sich ihm schon mal bei ihnen in Hamburg vorgestellt. Zum Glück war das Essen vorbei, bei dem ihre Eltern auf die peinlichste Art und Weise versucht hatten, irgendwie ein Gespräch in Gang zu bringen. Der Gedanke, sich jetzt mal unter vier Augen mit dem blonden Mädchen zu beschäftigen, gefiel ihm deutlich besser.

Ihre langen Haare fielen ihr über die Schultern, sie hatte hübsche braune Augen, ein süßes Näschen, dezente Lippen, eine wunderbar reine Haut und eine schlanke Figur. Obwohl ihre 18 Jahre ja längst kein Alter waren, konnte man sie tatsächlich noch für ein wenig jünger halten. Kurz gesagt: Wäre er ihr auf der Straße oder im Club begegnet, hätte er es aufgrund seiner vermutlichen Chancenlosigkeit niemals gewagt, sie anzusprechen. Auf der einen Seite gefiel ihm deshalb der Gedanke, sie in seine Familie aufzunehmen, auf der anderen Seite machte ihn ihre Attraktivität aber auch unglaublich nervös.

In ihrem jugendlich eingerichteten Zimmer setzte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl und bot ihm den Platz auf einer kleinen, lila Couch an: "Setz dich".

Er nahm das Angebot an, als sie offensichtlich schon wieder einen anderen Gedanken gefasst hatte: "Warte mal, pennst du bei mir?"

"Ich... äh, weiß nicht", stammelte er, "wie habt ihr euch das denn gedacht?"

"Papa hat sich gedacht, du schläfst im Wohnzimmer. Aber was sollst du da alleine... zusammen ist doch viel lustiger!"

"Wenn das für dich kein Problem ist..."

Anscheinend überlegte sie kurz etwas, bevor sie ihn verschmitzt anlächelte.

"Nein, das ist kein Problem. Du bist doch jetzt mein Bruder!"

Er sah sich im Raum um. "Und wo soll ich hier schlafen?"

"Auf der Couch. Die kann man ausziehen. Deshalb habe ich gefragt. Steh mal wieder auf..."

Als er wieder stand, zog sie die Sitzfläche der Couch nach vorne und klappte die Rückenlehne um, sodass eine Liegefläche entstand. "Willst du mal probeliegen?", fragte sie, als sie mit dem Aufbau fertig war.

Der Länge nach passte er nicht auf die Schlafcouch, seine Füße hingen über den Rand.

"Oh", lachte sie, "mir war nicht klar, dass die Couch auch ausgefahren noch so kurz ist... aber weißt du was? Ich kann ja da schlafen. Dann kriegst du mein Bett."

"Danke für das Angebot, aber ich hab noch eine andere Idee", erwiderte er. "Pass auf!"

Er drehte sich ein Stück zur Seite und legte seinen Körper diagonal auf die Liegefläche, sodass er nun komplett auf der Schlafcouch lag.

"Siehst du, kein Problem!"

"Wenn das für dich bequem genug ist... aber mein Angebot steht..."

Er grinste. "Nein, nein, ich werde meine Schwester doch nicht aus ihrem Bett vertreiben."

"Also gut. Wie wäre es, wenn wir dann alles schon mal fertig einrichten, dann müssen wir nachher nicht mehr so einen Aufstand machen. Hol du deine Sachen, ich hol dir Bettzeug."

"Alles klar."

Die beiden verließen das Zimmer. Jannik wollte die Gelegenheit nutzen, kurz auf Toilette zu gehen und lief in der Badezimmertür seiner Mutter in die Arme. Sie zog ihn zu sich ins Bad und schloss die Tür leise.

"Na, was macht ihr?"

"Bisher haben wir nur geklärt, wo ich schlafe..."

"Im Wohnzimmer, dachte ich?"

"Vivien hat eine Schlafcouch im Zimmer..."

Seine Mutter war irritiert. "Und das ist okay für sie?"

"Sie hat es vorgeschlagen. Ich hab extra noch mal nachgefragt."

"Okay... na ja, soll mir recht sein. Kann ja nicht schaden, wenn ihr euch noch ein bisschen näher kennen lernt..."

Jetzt setzte seine Mutter diesen durchdringenden, neugierigen Blick gepaart mit einem fiesen Grinsen auf, den er so hasste, und fragte: "Wie findest du sie denn?"

Er seufzte genervt. "Sie ist echt nett. Aber so richtig viel unterhalten konnten wir uns ja nun noch nicht..."

"Und so äußerlich?"

"Mama, was soll das werden?!"

Sie schüttelte den Kopf. "Entschuldige, das geht mich ja auch gar nichts an."

Er nickte. "Eben. Könntest du jetzt bitte gehen? Ich muss mal."

"Natürlich. Viel Spaß noch."

Als sie aus der Tür ging, zwinkerte sie ihm zu, woraufhin er mit einem Kopfschütteln sein Unverständnis zum Ausdruck brachte.

Kurze Zeit später kam er mit seiner kleinen Reisetasche, die er zunächst im Flur stehen lassen hatte, zurück in Viviens Zimmer. Sie hatte ihm inzwischen das Bett eingerichtet. Der Bettbezug war in verschiedenen Blautönen kariert, auf dem Kopfkissen lag ein verpackter Schokoriegel.

"Das ist ja wie im Hotel", kommentierte er diese kleine Aufmerksamkeit.

"Ich will ja, dass du dich wohl fühlst", erklärte Vivien, die wieder auf ihrem Schreibtischstuhl saß.

"Hast du nicht zurückgefunden oder warum hat das so lange gedauert?", fragte sie mit leicht frechem, aber dennoch sympathischem Unterton.

Er stellte die Tasche neben sein Schlaflager und antwortete seufzend: "Ich war noch im Bad und bin da meiner Mutter begegnet. Die wollte unbedingt wissen, wie es so zwischen uns läuft."

Vivien verdrehte verständnisvoll die Augen.

"Dass die uns aber auch gar keine Chance geben, uns erst mal zu beschnuppern... Ich meine, nix gegen dich, ich glaube, ich kann jetzt schon sagen, du bist echt ein netter Typ und ich kann mir vorstellen, dass wir gut klarkommen, aber wenn ich mir überlege, wie Papa und deine Mutter das erzwingen wollen, würde ich denen viel eher gönnen, dass wir uns die Augen auskratzen!"

Das konnte er bestens nachvollziehen.

"Genau. Ich will gar nicht wissen, was die sich jetzt für uns ausmalen, nur weil wir in einem Zimmer schlafen..."

"Also hast du deiner Mutter davon erzählt?"

Unsicher dachte er darüber nach, was hinter dieser Frage steckte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass ihr Vater inzwischen wahrscheinlich auch schon vom Plan ihrer gemeinsamen Nacht erfahren hatte und dass er keine Ahnung hatte, wie dieser auf ihn als Übernachtungsgast im Zimmer seiner Tochter reagieren würde.

"Ja... war das blöd?"

"Quatsch, wieso?"

"Ich dachte, vielleicht wegen deinem Vater... und weil du gerade gefragt hast."

"Papa weiß, dass er sich dran gewöhnen muss, dass ich 18 bin und mir in mein Zimmer einladen kann, wen ich will. Keine Angst, der macht schon keinen Ärger. Du hast ja auch nix Böses vor... oder?", fragte sie verschmitzt.

"Nein, natürlich nicht."

"Ach ja, und warum nicht? Findest du mich etwa nicht attraktiv?"

Jannik fühlte sich, als wäre er in eine Falle getappt. Was sollte er darauf antworten? Natürlich war die Wahrheit, dass er Vivien ziemlich heiß fand, aber wenn er das jetzt sagte, war ihr bisher eher unbeschwertes Verhältnis wahrscheinlich dahin. Er wollte sie aber auch nicht beleidigen. Und dann kam ihm die rettende Idee.

"Du bist doch jetzt meine Schwester. Da gibt es kein attraktiv, sexy oder hässlich. Ich sehe dich einfach mit ganz anderen Augen."

Mit einem warmen Lachen erkannte sie die Kreativität seiner Antwort an. Die große Sympathie, die er schon jetzt für das blonde Mädchen empfand, wurde im nächsten Moment noch größer, als sie ihn bewundernd ansah und hinterher schob: "Du bist echt süß."

Verlegen wich er ihrem Blick aus und für einen kurzen Moment entstand peinliches Schweigen.

Sie rettete die Situation mit einem Vorschlag: "Ich hab eine Idee."

"Und zwar?", hakte er nach.

"Wir sollen uns doch kennenlernen. Wenn ich mir den Abend bis jetzt so angucke, stehen wir aber beide nicht so auf Smalltalk. Deshalb würde ich vorschlagen, ich gucke mir jetzt einfach mal an, was du so in deiner Tasche hast."

"Da sind doch fast nur Klamotten drin..."

"Aha! 'Fast'! Und was heißt hier 'nur' Klamotten? Die verraten mir eine ganze Menge über dich!"

"Ach ja, und was?"

"Wie cool du dich anziehst, zum Beispiel!"

Er packte sich an sein Sweatshirt.

"Siehst du das nicht?"

"Nur, dass du heute ganz okay angezogen bist. Und ich sehe auch nur das, was du zeigst. Komm schon, gib mir die Tasche. Oder hast du da drin irgendwelche geheimen Sachen? Die krieg ich eh raus. Ich bin doch jetzt deine Schwester."

"Das wird langsam zum Totschlagargument."

"Aber nicht nur von mir, Bruderherz..."

Viviens Euphorie war ansteckend und so entschied er sich dafür, gar nicht erst darüber nachzudenken, ob in seiner Tasche irgendetwas war, was er ihr verheimlichen wollte. Er reichte sie ihr herüber. Bevor er sie jedoch tatsächlich aus der Hand gab, hielt er sie noch kurz fest.

"Moment noch. Wenn ich dir jetzt meine Tasche gebe, kriegst du was über mich raus. Aber wie läuft das umgekehrt? Wie lerne ich dich kennen?"

Sie griff nach der Tasche. Weil er sie immer noch festhielt, berührte ihre Hand dabei seine. Während er den Hautkontakt genoss, dachte sie kurz nach und fasste einen Entschluss:

"Du hast Recht, es muss fair bleiben. Ich erlaube dir, dich hier im Zimmer frei umzusehen."

"Das nennst du fair? Das habe ich doch alles schon gesehen..."

"Lass mich ausreden. Ich meine nicht nur das, was du sehen kannst. Du darfst jeden Schrank und jede Schublade aufmachen. Und wenn du was findest, was dich interessiert, darfst du es dir ansehen. Keine Geheimnisse."

Auf diesen Vorschlag ließ er sich gerne ein. "Deal!", war seine Antwort, bei der er seine Tasche aus der Hand gab.

Sie öffnete den Reißverschluss des großen Mittelteils. Weil sie seine Klamotten nicht durchwühlen wollte, holte sie sie heraus und sortierte sie fein säuberlich auf dem Bett. Seinen Ersatzpullover, zwei T-Shirts und die Ersatzjeans legte sie ebenso direkt beiseite wie die zwei paar Socken, die er eingepackt hatte. Offensichtlich weckten nur die übrigen Kleidungsstücke ihr Interesse.

"Ich dachte, du wolltest sehen, wie cool ich mich anziehe?", fragte er leicht verwundert.

"Na ja, das ist ja alles so ähnlich wie das, was du gerade anhast. Und ich hab auch gesagt, ich will das sehen, was du mir nicht zeigst. Das hier nämlich!"

Sie hielt die beiden Boxershorts hoch, die sie in der Tasche gefunden hatte. Die einen waren in verschiedenen Blautönen kariert. Sie hielt sie an den Bettbezug, den sie für ihn herausgesucht hatte.

"Na, das passt ja!"

Die anderen hatten ein buntes Muster, auf dem nichts Konkretes zu erkennen war. Sie sah auf das Schildchen in der Unterhose.

"Und jetzt sag ich dir, was ich über dich weiß: Da ich mal annehme, dass du gerade auch eine Boxer anhast und ich sehe, dass du ein T-Shirt und Socken anhast, sind das wohl die Klamotten, die du jeden Tag wechselst. Den Pulli und die Jeans hättest du nicht unbedingt mitbringen müssen, hast du aber für den Fall der Fälle als Ersatz eingepackt. Dass du deine Boxershorts in XL trägst, verrät mir, dass du entweder einen etwas größeren Penis hast oder das zumindest glaubst. Und außerdem... jetzt kommt der Joker..." - mit diesen Worten holte sie das letzte Kleidungsstück aus der Tasche, einen mit Comicfiguren bedruckten Pyjama - "...trauerst du ein bisschen der Zeit hinterher, in der du ein unbeschwerter kleiner Junge warst."

Jannik nickte anerkennend.

"Nicht schlecht."

Der Pyjama machte ihm allerdings Gedanken. "Aber der Schlafanzug ist peinlich, oder?"

Vivien setzte wieder ein Grinsen auf, von dem er nicht wusste, wie er es interpretieren sollte.

"Ich hab dir zwar gesagt, du hast hier vollkommen freie Bahn, aber ich würde dir vorschlagen, du wirfst jetzt schon mal einen Blick in meinen Kleiderschrank. Linke Tür, unteres Fach."

Neugierig ging er zum Schrank und fand an der beschriebenen Stelle einen Stapel mit Pyjamas, die seinem sehr ähnlich waren.

"Du hast so was auch?"

"Ja, ich sammle die. Und peinlich finde ich das gar nicht, eher süß. Außerdem sind die nun mal total bequem."

Sein Herz machte einen Sprung.

"Hast du auch noch mehr davon?", fragte sie.

"Ja, ich schlafe in nichts anderem."

"Wie cool!", entfuhr ihr in einem quietschigen Ton, für den sie sich anschließend lachend entschuldigte. Nun öffnete sie die beiden Außenfächer seiner Tasche. Links fand sie seine Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel, einen Waschlappen, Deo und ein Eau de Toilette. Ihr Interesse an seinen Badutensilien erlosch jedoch relativ schnell und so widmete sie sich der rechten Außentasche, in der sie zunächst ein Buch fand, von dem sie schnell den Klappentext durchlas. Auf Nachfrage erklärte er, dass er gerade erst damit angefangen hatte und noch nicht sagen konnte, ob er es gut fand. Danach holte sie das Einzige heraus, was in der Tasche noch übrig geblieben war, und er wünschte sich augenblicklich zu dem Moment zurück, in dem sie den Pyjama gefunden hatte. Denn was sie nun in der Hand hielt, war eine Reihe verpackter Kondome.

Sie grinste.

"Ich dachte, du hast keine solchen Absichten?"

Er wusste, dass er hier nicht so leicht davonkommen würde wie bei der Frage, ob er sie attraktiv fand oder der Geschichte mit dem Pyjama. Weil die Wahrheit nach einer extrem billigen Ausrede klingen würde.

"Das glaubst du mir jetzt eh nicht, aber ich hatte keine Ahnung, dass die da drin sind."

"Du hast recht: Das glaube ich dir nicht."

"Okay, aber guck dir doch mal die Menge an. Was glaubst du denn, was ich mir für dieses Wochenende vorgenommen habe?"

"Weiß ich doch nicht, wie viele heimliche Affären du hier in Köln hast..."

"Gar keine."

"Egal. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Du übernimmst Verantwortung und bist auf alles vorbereitet, das ist nichts, wofür du dich schämen musst. Eher im Gegenteil."

Er dachte kurz nach. Obwohl er tatsächlich nicht wusste, woher die Kondome kamen, entschied er sich jetzt, einfach mitzuspielen.

"Du hast recht. Man weiß ja nie, was passiert, deshalb hab ich sie mitgenommen."

"Eben", erwiderte sie. Hatte sie ihm dabei tatsächlich gerade kurz zugezwinkert?

"Du bist dran!", riss sie ihn aus seinen Gedanken. "Such dir was aus in meinem Zimmer."

Ein weiteres Mal ging er zum Kleiderschrank, wo er einer Sache auf den Grund gehen wollte. Schon als er Vivien an der Wohnungstür das erste Mal gegenübergestanden hatte, war ihm aufgefallen, dass sie eine Socke in Orange und eine in Lila trug, die vermutlich nicht so als Paar verkauft worden waren. Er fragte sich, ob sie ihre Socken trotzdem in Paaren sortierte oder in ihrem Kleiderschrank genau so ein Durcheinander herrschte wie an ihren Füßen. An der rechten Seite hörte die Schranktür früher auf, sodass darunter Platz für drei Schubladen war. Ohne darüber nachzudenken, öffnete er zunächst die oberste und landete so bei Viviens verschiedenfarbigen Slips.

"Oh, Entschuldigung, das wollte ich gar nicht..."

"Du musst dich nicht entschuldigen. Ich hab gesagt, du darfst überall ran. Außerdem hab ich auch in deiner Unterwäsche gewühlt, schon vergessen?"

"Okay, aber da wollte ich wirklich nicht ran. Ich schätze, das, was ich suche, ist eher in der unteren Schublade."

Tatsächlich tauchten vor seinem Auge diverse einzelne Socken auf, als er diese öffnete.

"Du liebst das Chaos, oder? Gibt es hier überhaupt noch Paare, die zusammen gehören?"

Sie lachte.

"Ich gebe zu, ich habe selbst den Überblick verloren. Aber es ist mir auch egal. Verschiedene Socken sind viel lustiger und außerdem ein Hingucker. Du bist der beste Beweis."

"Wie meinst du das?"

"Du hast doch sofort auf meine Füße geguckt, als ihr heute bei uns vor der Tür gestanden habt."

"Das hast du mitbekommen?"

"Klar. Du bist nicht der einzige, dem das passiert, wenn ich ihm die Tür aufmache."

"Verstehe."

Suchend sah er sich im Zimmer um.

"Über Klamotten haben wir uns jetzt genug unterhalten, glaube ich."

Am Schreibtisch erspähte er weitere Schubladen.

"Dann schauen wir uns doch mal in deinem Büro um."

Wieder öffnete er zuerst die oberste Schublade und fand unter einigen Arbeitsblättern aus der Schule ein Buch mit einem Einband in knalligem Pink. Er holte es unter dem Papierstapel hervor. Als sie sah, wonach er da gegriffen hatte, sah er Panik in ihre braunen Augen steigen und ihr Gesicht wurde knallrot. Sie hechtete zu ihm und versuchte, ihm das Buch aus der Hand zu reißen, doch er konnte es festhalten.

"Bitte such was anderes... nicht das!", flehte sie ihn an.

"Warum? Was steht denn da drin?", provozierte er sie grinsend.

"Das geht dich nichts an!"

Er versuchte, sie noch ein bisschen zu ärgern.

"Weißt du, warum mir das egal ist? Ich bin jetzt dein Bruder!", erklärte er mit einem gemeinen Lächeln.

"Bitte, Jannik, das ist echt nicht lustig! Gib es mir!"

Nach wie vor ließ er nicht los, wollte sich aber versöhnlich zeigen. Gleichzeitig hatte ihre heftige Gegenwehr seine Neugier erst recht angestachelt.

"Okay, Vivien, wenn es dir wirklich so wichtig ist, dann bleibt es dein Geheimnis."

"Warum lässt du dann nicht los?!"

"Vorher will ich dich an was erinnern. Ich hab dich meine Tasche durchwühlen lassen, ohne darüber nachzudenken, was du darin finden könntest. Ohne, dass mir klar war, dass du da nicht nur meine Unterhosen, sondern auch einen Pyjama und Gummis finden würdest, von denen ich bestimmt nicht gewollt hätte, dass du sie findest, wenn ich darüber nachgedacht hätte. Die Abmachung war, dass du mich dein Zimmer durchwühlen lässt und ich in jeden Schrank und jede Schublade gucken und Dinge rausholen darf, die mich interessieren. Ich glaube, du hast darüber genauso wenig nachgedacht wie ich über meine Tasche. Und deshalb sind die Sachen, die in diesem Buch stehen, was auch immer das ist, deine 'Kondome', falls du weißt, was ich meine. Ich will dich wirklich zu nichts zwingen und wenn du mir jetzt sagst, ich darf auf keinen Fall einen Blick in dieses Buch werfen, dann verspreche ich dir, das auch nicht zu machen. Ich bitte dich nur, zu überlegen, ob das wirklich fair ist und ob es am Ende vielleicht alles gar nicht so schrecklich wird, wie du glaubst. Ich hab den Pyjama und die Kondome auch überlebt und es war alles halb so schlimm."

So ernst hatte er sein Plädoyer gar nicht gemeint, allerdings sah es tatsächlich so aus, als hätte er sie dadurch ans Nachdenken gebracht und so setzte er noch einen drauf.

"Ich verspreche dir auch, egal, was da drin steht, ich behalte es nicht nur für mich, ich mache mich auch nicht darüber lustig."

An seiner freien linken Hand erhob er zwei Finger zum Peace-Zeichen.

"Geschwistergeheimnis und Geschwisterehrenwort!"

Sie musste lachen und ließ das pinke Buch tatsächlich los.

"Deal! Aber ich will nicht sehen müssen, wie du dir das durchliest. Ich hab eh noch ein paar Dinge im Bad zu erledigen, das mach ich währenddessen, okay?"

"Tu dir keinen Zwang an."

Nachdem sie einen frischen BH, einen Slip und zwei einzelne, natürlich wieder verschiedene Socken aus ihrem Kleiderschrank geholt hatte, verließ sie das Zimmer. Jannik legte sich auf die Liegefläche der Schlafcouch und klappte das pinke Buch auf.