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Robi in seiner Jugend (6)

Geschichte Info
Leni stellt Robi sehr verführerische Fragen.
12.6k Wörter
4.51
28.4k
4
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Robis Jugend (6)

Lenis Fragen

Draußen dämmert es bereits, als wir bei offener Terrassentür an diesem warmen Spätsommerabend nach dem Essen um den großen Esstisch sitzen.

„Du, Mama? .... Kann ich auf mein Zimmer gehen? Ich muss noch ein paar Hausaufgaben machen." Stefan schaut zuerst Mama, dann Papa an, der blickt nur kurz von seiner Zeitung hoch, sieht Mama an, sagt aber nichts, und vertieft sich danach wieder in seine Zeitung. Stefans Frage hängt also noch ein wenig in der Luft.

Meine beiden älteren Schwestern Karin und Sabine unterhalten sich halblaut mit unserem Hausgast Helene. Ich folge dem Gespräch der drei jungen Frauen nur mit halbherziger Aufmerksamkeit, weil sie über frauliche Dinge sprechen, die sie den Tag über erlebt haben. Auch Papa hält sich aus dieser Unterhaltung heraus, unterbricht nur hier und da seine Lektüre und hört den dreien offensichtlich interessiert zu, ohne allerdings etwas zu kommentieren.

Leni - mit diesem Kurznamen hatte sich unser Hausgast bei uns eingeführt - ist die Tochter von Papas Jugendfreund, zu dem der Kontakt nie abgebrochen ist, obwohl Lenis und unsere Familie nicht gerade nahe beieinander wohnen. Leni studiert bei uns in Köln Medizin mit dem Schwerpunkt Sozialethik. Leni hat mir erklärt, was das ist, aber ihre Erklärung war ziemlich ausufernd und so habe ich nicht mehr nach weiteren Details gefragt. Leni wohnt eigentlich bei ihren Eltern in Nordhorn, aber da Leni nirgendwo sonst vergleichbar günstige Studienbedingungen vorfindet wie hier in Köln, hatte Papa seinem Freund angeboten, dass Leni für zwei oder drei Semester bei uns wohnen könnte. Unser Haus ist ja groß genug für uns alle, für unsere sechsköpfige Familie und auch für unseren Gast Leni, die im Gästezimmer unter dem Dach direkt gegenüber meinem Zimmer eingezogen ist.

Papa hatte damit Lenis Eltern ein großzügiges Angebot gemacht, das jedoch vor der letzten Entscheidung in unserer Familie besprochen worden war, denn jeder von uns ist ja mehr oder weniger von der Vergrößerung unserer Familie betroffen. Mama am meisten, weil sie ja - selbstverständlich mit unserer Hilfe - den Haushalt versorgt, Papa wohl am wenigsten, weil er tagsüber außer Haus in seiner Firma arbeitet und nur abends und am Wochenende mit uns allen zu schaffen hat. Karin und Sabine? Nun die beiden haben in Leni gewissermaßen eine "Schwester im Geiste" gefunden, weil die drei in der Tat sehr ähnliche Interessen pflegen.

Am wenigsten ist Stefan, unser Benjamin, von der Anwesenheit unseres Gastes betroffen - der Altersunterschied zwischen den beiden ist einfach zu groß und wäre nur zu überbrücken, wenn Leni mit Stefan und seinen Freunden Fußball spielte. Davon aber kann und wird wohl nie die Rede sein.

Stefan wiederholt noch einmal seine Frage, ob er auf sein Zimmer gehen kann, um noch Schulaufgaben zu erledigen. "Ja .... mach das. Wie viel ist es denn?" Mama schaut Stefan mit leichtem Stirnrunzeln an.

"Oooch .... nicht so viel."

"Na ja, das kenn ich!! Wenn du sagst 'nicht so viel', dann dauert das wahrscheinlich noch zwei Stunden!"

Stefan sagt nichts dazu, das ist auch besser so, steht vom Tisch auf, verabschiedet sich von allen mit einem Gute-Nacht-Küsschen, was einige Zeit in Anspruch nimmt, und geht nach oben auf sein Zimmer.

Nun bleiben wir Erwachsenen zurück, wobei ich mich als knapp 18-Jähriger schon seit etwa zwei oder drei Jahren dazu zähle. Ich hatte mit 15 oder 16 Jahren jedenfalls schon das Gefühl gehabt, dass ich mich als Erwachsener in unsere Familie einordnen kann.

Ich schaue zu Leni hinüber. Ich mag sie. Nicht nur, weil sie sich des Öfteren meinen Problemen und Problemchen annimmt, die ich mit der Schule habe, sondern sie tut dies auch mit einer Zurückhaltung, die mir das Gefühl gibt, dass ich ihr in dieser Hinsicht ohne Weiteres vertrauen kann. Kurzum, ich habe bei Leni nicht das Gefühl, dass sie mich mit ihren Ratschlägen schulmeisterlich behandelt und so vertraue ich ihr Dinge an, die ich nicht einmal meinem drittbesten Schulfreund anvertrauen würde. Mit Leni lässt sich vortrefflich diskutieren, fast so wie mit meiner Schwester Sabine, nur dass Leni in der Diskussion wesentlich konzilianter ist als meine manchmal kratzbürstige Sabine.

Mit ihrer zurückhaltenden Liebenswürdigkeit hat Leni sich nach und nach in unsere Großfamilie eingefügt, obwohl es für sie am Anfang etwas schwierig war, sich an den offenen Umgangston in unserer Familie zu gewöhnen. Es war Leni anzusehen, dass sie sich zurechtfinden musste, wenn wir ziemlich tabu- aber nicht respektlos über dieses und jenes sprachen. Dabei verfolgte Leni unsere Diskussionen zu Beginn zwar aufmerksam und manchmal mit großen Augen und halb geöffnetem Mund, schwieg jedoch meist zu unseren Themen. Leni war es wohl aus ihrer eigenen Familie nicht gewohnt, dass man so offen miteinander umgehen kann. Wenn Leni sich im Laufe der Zeit nicht an uns und unsere Umgangsformen so gut hätte anpassen können oder wollen, hätte Papa das Angebot, Leni bei uns wohnen zu lassen, vermutlich auch nicht gemacht. Papa musste also vor der Entscheidung, dass Leni zu uns ziehen kann, über ein Wissen verfügt haben, das wir über Leni bis zu ihrem Einzug bei uns nicht hatten. Über die finanziellen Regelungen, die Papa mit seinem Freund wegen Lenis Aufenthalt bei uns getroffen hatte, wurde nicht gesprochen. Ich bin aber sicher, dass Geld keine große Rolle gespielt hat.

Mittlerweile gefällt Leni das Leben in unserer Familie wohl zunehmend gut und sie beteiligt sich insbesondere dann an unserer Unterhaltung, wenn das Thema im weitesten Sinne zu ihrem Studienfach gehört. Das ist verständlich.

Für mich ist Lenis Gastdasein aber auch deswegen angenehm, um nicht zu sagen anregend, weil Leni hübsch ist und eine wohlproportionierte Figur besitzt, mit langen schlanken Beinen und einem schmalgliedrigen Körper, der trotz seiner weiblichen Rundungen fast jungenhaft wirkt. Das gefällt mir besonders gut. Aber das ist eigentlich nicht so entscheidend, oder?

* * *

Als Stefan verschwunden ist, unterbricht Papa seine Lektüre und schaut uns nacheinander kurz an: "Ich hab gerade den Lokalteil mit den Polizeiberichten gelesen, da gibt es doch die tollsten Dinge! Hört Euch das mal an: "Gestern Abend wurde die Polizei von einer Bewohnerin eines Hauses in der Erasmusstraße gerufen, weil aus der Nachbarwohnung Schreien und lautes Stöhnen zu hören war. Die ältere Dame nahm an, dass es sich um ein Gewaltdelikt handeln musste und rief deshalb die Beamten. Als diese eintrafen und an der Wohnungstür der Nachbarwohnung klingelten, wurde diese nach kurzer Zeit geöffnet und eine junge Frau stand im Bademantel an der Tür. Die Beamten fragten, ob alles in Ordnung wäre, weil sie wegen lauter Geräusche gerufen worden wären. Die junge Frau meinte, es sei alles in bester Ordnung und sie habe es wohl ein wenig übertrieben. Die Beamten lächelten, bedankten sich und gingen wieder in die Wohnung der älteren Dame zurück, um das Protokoll aufzunehmen. Die Beamten klärten die Dame über den Ursprung der Geräusche auf und verabschiedeten sich mit der Bemerkung: "Gnädige Frau, wenn Sie noch einmal so etwas hören, denken Sie bitte an Ihre Jugendzeit zurück!"

Mama schaut erst ein wenig verlegen vor sich hin, dann lächelt sie Pa von der Seite her an und meint: "Leo, wir beide sollten froh sein, dass wir keine direkten Nachbarn haben!" Pa lächelt verschmitzt und blickt dabei wie abwesend in die Weite.

Karin, Bine und ich schauen uns bei Mamas Antwort erst verdutzt an, dann begreifen wir: "Oha!" sagt Karin, "Oh je" meint Bine und ich bringe nur ein "So so" aus mir heraus. Leni lächelt in sich hinein.

"Ist doch so", meint Mama, " ........ ihr vier Wilden habt uns doch noch nie gehört! Hättet Ihr auch gar nicht können! Oder .....?"

Das ist mehr als die übliche Schweizer Rhetorik, die ein nicht wörtlich zu nehmendes Fragment einer Frage, das berühmte Schweizer "oder?", an fast jede Behauptung anhängt. Aber Mama meint es ernst mit ihrem "oder?" Man sieht es ihrem Gesicht an.

Karin hat sich als erste gefasst und meint: "Oder!!!" Mama wird nun richtig verlegen.

Bine steht ihrer Schwester bei: "Nun", sagt sie, " .... wir haben schon hier und da etwas mitbekommen, aber ....... "

Pa unterbricht diese, für Mama und ihn unerquickliche Situation, und sagt dann: "Hier ist noch eine andere Nachricht." Pa liest sie aus der Zeitung vor: "Gestern wurden die Personalien einer Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen aufgenommen, die sich in der vergangenen Nacht auf einer Zufahrtsstraße zur Kiesgrube 'Im Sand' ein illegales Autorennen geliefert hatten. Die Gruppe hatte dazu frisierte Kleinwagen benutzt, die nicht mehr zum Straßenverkehr zugelassen waren. Die Polizei konnte eingreifen, als die Gruppe offensichtlich Crashtests vorbereitete. Nachdem ihre Personalien aufgenommen waren und ...... "

"Wieso weiß man das? Ich meine, woran will man erkennen können, wenn ein Crashtest vorbereitet wird?" unterbreche ich Pa's Vorlesung.

"Das weiß ich auch nicht. Weißt du, Robi, Zeitungsjournalisten sind keine Kriminalbeamte und berichten nur das, was sie gesagt bekommen bzw. was sie in Interviews dem Gesagten entnehmen - und dann schreiben sie es in der Zeitung, auch wenn es vielleicht nur ihre eigene Interpretation des Geschehens ist. Solche Journalisten wissen es eben nicht besser - sie sind eben Journalisten und keine Fachleute in bestimmten Wissensgebieten. Und sollten sie es besser wissen, es aber nicht oder so nicht schreiben, dann ist es unseriöser Journalismus. Den gibt es ja auch."

"Und was geschieht mit denen, den unseriösen Journalisten?" möchte Bine wissen.

"Tja .... " meint Pa, " ..... die warten in der Redaktion so lange zu, bis sie auffallen und dann gibt es in der Zeitung eine Richtigstellung, mal mit, mal ohne Entschuldigung."

"Scheiße .....!!!"

"Sabine!!!" lässt sich Mama vernehmen und schüttelt missbilligend den Kopf " ..... du weißt doch, dass du .... "

Bine senkt den Kopf und Mama spricht nicht weiter. Sie hat ihr Ziel erreicht und Bine hat verstanden. Leni schaut von einem zum anderen, schaltet sich aber nicht in die Diskussion ein.

"Eine letzte Meldung, die wohl eher in die Psychiatrie gehört! Vielleicht ist das etwas auch etwas für Leni und ihr Studium?", nimmt Pa den Faden wieder auf.

"Muss das noch sein?" Mama wendet sich Pa zu, " .... Ich denke, wir haben genug gehört?!"

"Ich denke schon, weil das, was hier steht, immer wieder vorkommt und Ihr, Karin oder Sabine, aber auch Leni, darauf vorbereitet seid, wenn es Euch selbst passiert! Hier steht: "Vorübergehend festgenommen wurde in den frühen Morgenstunden des Dienstag ein junger Mann, der sich am Rande des Stadtparks einer Frau in unsittlicher Weise gezeigt hatte. Der Mann trug einen dunkelgrünen Trenchcoat und war dieser Frau bereits in der Woche zuvor aufgefallen, weil er sich ihr in ungewöhnlicher Weise genähert hatte. Wer über einen vergleichbaren Vorfall berichten kann, sollte sich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen."

Wir alle schweigen zunächst, dann fragt Bine: "Was macht so ein Mann, wenn er sich einer Frau 'in unsittlicher Weise' zeigt?"

Karin antwortet, bevor Pa es tun kann: "Bine ..... nun ja ...... der Mann hat wahrscheinlich nichts unter seinem Trenchcoat angehabt. Und dann hat er wohl seinen Mantel geöffnet, als die Frau kam!"

"Und dann?"

"Na jaaaaaa ....." Karin zögert eine Weile, bevor sie fortfährt " ..... es kann sein ..... genau kann man das ja nicht wissen .... aber es kommt wohl häufiger vor, dass sein Penis erigiert ist und er Hand an sich legt ...... und dann weidet er sich am entsetzten Blick der Frauen!"

"Karin, musst du das wieder so ausführlich darstellen?", fragt Mama entrüstet, "Wir wissen doch wohl alle, was da passiert und brauchen es nicht noch auszuwalzen!!"

Karin wehrt sich gegen diesen Vorwurf und antwortet: "Na ja ..... so ist es doch! Er zeigt sich den Frauen eben auf diese Art und handelt auch so ....... und man muss doch immer möglichst genau schildern, wie etwas ist, damit keine Missverständnisse entstehen!"

"Richtig!", meint Pa, "Viele Missverständnisse entstehen durch Verschweigen oder - was noch häufiger ist - durch eine unpräzise Darstellung. Leni wird das auch wissen." Pa schaut zu ihr hinüber und erwartet Zustimmung: "Was sagt denn unsere Studentin dazu?"

Leni antwortet erst zögerlich, dann wird sie zunehmend sicherer: "Nun ja ..... es ist doch so ..... ihr werdet es wissen ...... aus dem wissenschaftlichen Betrieb ...... wenn man etwas sieht oder hört - also wenn man etwas wahrnimmt - , muss man in der Tat erst einmal vorurteilsfrei an die Sache herangehen und sie so schildern, wie sie sich einem darbietet, auch wenn die Wahrnehmung eines Sachverhalts an sich schon subjektiv gefärbt sein kann ..... man kommt aber bereits in diesem Stadium um eine klare Sprache nicht herum, sonst würde man den Sachgegenstand vernebeln ..... ich meine, die vorurteilsfreie Schilderung eines Sachverhalts - so subjektiv diese Schilderung im vorwissenschaftlichen Sinne erst einmal sein mag - ist ja die Grundlage für die spätere diskursive, also wissenschaftliche Analyse ......."

Mein Gott, was haben wir für eine gebildete junge Dame unter unserem Dach! Ich habe Leni aufmerksam zugehört und mir dabei vorgenommen, alles zu verstehen. Aber ich habe Lenis Erklärung in dieser komprimierten Form noch nicht ganz verstanden. Ich werde mir das noch einmal erläutern lassen müssen.

Mama sieht Papa und Leni ziemlich skeptisch an und schweigt zu Lenis Argumenten. Ich nehme an, dass es Ma ähnlich geht wie mir. Ma wird auch nur einen Teil von dem, was Leni gesagt hat, verstanden haben.

Dann meldet sich Bine wieder zu Wort: "Also ....... aber ...... sich den Frauen so zu zeigen und sich dabei an der Reaktion der Frauen zu weiden ...... das kann doch nicht das Einzige sein ...... wichsen können die doch auch zu Hause!!"

"Sabine!!!!", sagt Mama streng und schaut sie ernst an, "Nun reicht's!!"

"Ich mein' doch nur ..... Warum machen diese Männer so etwas? Aus was für einem Grund?" Diese Frage musste kommen.

Karin schaut zu Leni hinüber als erwarte sie von ihr eine erklärende Antwort auf Sabines Frage. Als Leni aber dazu schweigt, äußert sich Karin etwas gestelzt: "Meist ist es doch so, dass solche Männer ihre Sexualität nicht adäquat ausleben können, das heißt, dass ihnen der physische Kontakt zu Frauen sehr schwer fällt oder sogar völlig unmöglich ist. Und daher dieses Sich-zeigen. Es erregt sie ungemein, wenn sie sich Frauen so zeigen können."

" ...... und es ist auch so, dass sie das Schockiert-Sein der Frauen zusätzlich erregt! Solche Männer ziehen also aus dem Exhibitionismus dieser Art - es gibt ja noch viele anderen Formen - für sich eine doppelte Lust: die Lust am Sich-zeigen und die Lust, dass die Frauen, denen sie sich zeigen können, schockiert sind. Diese Männer haben mit dieser Form des Exhibitionismus etwas bewirkt, was sie sonst wegen fehlender Kontakte zu Frauen sonst nicht können. Sie werden mit einem Mal von Frauen beachtet!" ergänzt Leni.

"Was Ihr nicht alles wisst?!" hakt Pa nach, " ..... Woher wisst Ihr das denn alles?"

"Na ja, wir haben im Seminar an der Uni über den Exhibitionismus gesprochen und führen im Augenblick auch eine Studie durch, die mit der begleitenden Fantasie beim Exhibitionismus zu tun hat. Ganz generell geht es aber in der Studie um die Fantasien bei sexuellen Handlungen." Leni blickt uns alle nacheinander kurz an und zeigt sich froh darüber, dass sie ihr Wissen vor uns begründen kann.

Sabine ergänzt Lenis Erklärung: " ...... und in der 'Bravo' hat es auch gestanden!"

"So so." Pa zieht erstaunt die Augenbrauen hoch: "Da habt ihr ja einiges an Aufklärung erfahren. Hat Euch das geholfen? Ich meine, hat Euch das geholfen, die Handlungsweisen solcher Männer zu verstehen? Ich meine damit keineswegs, ihnen auch zu verzeihen, wenn sie sich daneben benommen haben?"

"Joo .... man versteht die ungewöhnlichen Handlungen der Exhibitionisten durch ein Studium viel besser und wir haben im Seminar auch darüber gesprochen, dass die meisten Männer - nicht nur die Exhibitionisten - beim Sex mit sich selbst oder mit anderen Partnern fantasieren, es trägt also ......... "

"Das ist in der Tat normal, Leni", wirft Mama ein, " ..... das hat aber mit diesem Fall hier bei uns im Park wohl nichts zu tun! Und fantasieren tun im Übrigen auch wir Frauen, auch wenn wir es in einer anderen Weise als die Männer tun."

Ich bin erstaunt darüber, wie Mama dieser Diskussion folgt. So offen äußert sie sich in unserer Familie nicht so oft. Ob das ein Gebiet ist, in dem sie sich mit Pa einig weiß?

"Aber es kommt auch darauf an, worüber die Männer fantasieren!" meint Pa, " .... Wenn sie z.B. daran denken ..... ich meine, davon fantasieren, dass sie selbst ........ "

"Ich denke, das reicht jetzt wirklich, Leonhard!" Mama wird jetzt förmlich und unterbricht Papas Rede. Pa wird verlegen und schweigt. Mama übernimmt die Diskussion und schiebt eine Frage hinterher: "Hat noch jemand hierzu eine Bemerkung?"

"Ja ... ich!", meint Karin.

"Und?"

"Ich frage mich, ob der junge Mann im Park gut aussah!!??"

"Karin!" sagt Mama, " .... diese Bemerkung sieht dir ähnlich! Ist aber hier fehl am Platze! Und das weißt du!"

Nach dieser Zurechtweisung schweigen wir, bis Mama fragt: "Ich habe noch etwas vom Dessert von heute Abend übrig. Wer möchte es haben?" Mama rettet die angespannte Situation durch das, was ihr am Herzen liegt - die Versorgung der Familie. Und das ist es, was ich besonders an ihr mag. Abgesehen davon, wie sie ihre "vier Wilden", wie sie uns nennt, und auch unsere Gästin Leni, mit Liebe umsorgt. Ich frage mich manchmal, ob sie jeden einzelnen von uns - Karin als die Älteste, dann Bine und mich und schließlich unseren Benjamin Stefan - bewusst empfangen hat oder ob eines von uns Kindern zeitlich vielleicht doch nicht so eingeplant war. Ich muss bei Gelegenheit mit Mama darüber sprechen, ob wir alle "vier Wilden" in diesem Zeitabstand gewollt waren.

Das Dessert war köstlich - ich habe es Sabine angesehen.

"Ma - haben wir noch Eis im Kühlschrank?" frage ich.

"Nein, leider nein, Robi. Aber ich hole morgen neues."

Das höre ich gern, auch wenn ich gerade jetzt, wo Bine das Dessert bekommen hat, Appetit auf ein schönes Schokoladeneis gehabt hätte. Nun ja, schließlich haben alle anderen das Dessert auch nicht bekommen, weil sie sich vornehm zurückgehalten haben, nachdem Bine in ihrer unnachahmlichen Engelsart gebettelt hatte, dass sie das Dessert "wahnsinnig gerne" bekäme. Und wenn Stefan keine Chance gehabt hat, das Dessert zu ergattern, ist das nicht unsere Schuld.

"Robi, kannst du nachher mal kurz auf mein Zimmer kommen? Ich möchte dich etwas fragen und dir 'was zeigen." Leni sieht mich aufmerksam und ernst an.

"Kannst du das jetzt nicht fragen?" wirft Mama ein.

"Nee, es ist 'was Persönliches, das ich von Robi wissen möchte."

"Okay", sage ich und bin gespannt, was Leni, meine "Beraterin Leni", mir zeigen und mich fragen will, weil sie es so ernst gesagt hat.

Mittlerweile ist es draußen fast dunkel geworden und Pa hat die Lampe über dem Esstisch eingeschaltet. Wir sitzen noch eine Weile beieinander und plauschen über die Ereignisse des Tages, ohne dass etwas besonders Aufregendes dabei gewesen wäre.

Meine "Fünf in Latein", die ich mir kurz vor den Ferien bei der letzten Klassenarbeit eingehandelt habe, verschweige ich vorsichtshalber. Die "Fünf" ist mir auch nicht so wichtig, da meine Zwischenzensur in Latein - eine schwache "Vier" - sowieso schon feststeht. Ich tröste mich damit, dass ich in Mathe, Physik, Bio und Chemie zu den Besten meiner Klasse gehöre. Und in Deutsch und Englisch? Nun ja, Sprachen liegen mir nun mal nicht so sehr und da reicht es mir, wenn ich mit einer "Drei" oder "Vier" durchkomme.

In Englisch beruht meine "gute Vier" darauf, dass wir eine Lehrerin haben, für die es wichtig ist, dass wir überhaupt Englisch sprechen und für die es zunächst weniger wichtig ist, wie wir es tun. Sie meint, dass Englisch sowieso erst dann richtig gesprochen werden kann, wenn man sich zuvor darin geübt hat, also überhaupt erst einmal diese Sprache benutzt hat, ganz gleich wie. Verbesserungen in der Sprache würden später auf natürliche Weise, also peu à peu oder "wie von selbst" kommen, wenn man sie nur spricht. "Sicher", meint unsere Lehrerin, "am besten lernt man Englisch natürlich in England selbst, und zwar dann, wenn man dort alleine lebt, und nicht in einer Gruppe von Deutsch sprechenden Leuten dorthin gereist ist. Denn in einer solchen Gruppe würde man untereinander zumeist nur Deutsch sprechen. Und Englisch? Das wird dann nur im Notfall gesprochen!"