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Schraeg hinter den Augen. 8

Geschichte Info
Wissen Sie, was Ihr Nachbar gerade denkt?
6.1k Wörter
3.67
12.3k
2
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Teil 9 der 10 teiligen Serie

Aktualisiert 07/11/2022
Erstellt 09/01/2011
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Schräg hinter den Augen.

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Wissen Sie wirklich, was Ihr Nachbar gerade denkt?

Copyright 14.09.2013 by chrissbolt

Teil 8

"Ohjeohje", schluchzte der Autor und versuchte erneut, das Wasser aus seinen Augen zu befördern, "hoffentlich hat sie sich dieses Mal besser unter Kontrolle, als vorhin. Mein Radiergummi ist alle!"

"Iiiih,", sagte Chris und schüttelte sich, "bloß nicht dran denken. Ob er schneller ist, als sie?"

"Na, auf die Dauer wird sie ihn wohl einholen. So scharf wie du bist, gibt sie niemals auf. Du solltest irgend etwas gegen deinen Dauerständer unternehmen, sonst hat er keine Chance."

"Meinst du, das hängt zusammen?, fragte Chris erstaunt.

"Ich gehe mal schwer davon aus" sagte der Autor fachmännisch und kam wankend auf die Beine, "sie ist doch die Verkörperung deines Sexualtriebes. Weißt du das nicht mehr?"

"Ja, doch, schon. Aber wieso hat er jetzt einen Pimmel im Gesicht?" fragte Chris weiter, dem es eine Herzensangelegenheit war, dass das naturwissenschaftliche Gesetz von Ursache und Wirkung auch in diesem, seinem ganz persönlichen Teil des Universums Geltung behielt. "Warum ist er denn nicht wieder unten nachgewachsen?"

"Keine Ahnung," der Autor zuckte die Schultern, "ich bin diesmal jedenfalls unschuldig. Aber mein Kollege scheint wohl auf den Geschmack gekommen zu sein oder sollte ich besser sagen, auf den Geruch? Und deshalb hat sich seine Erregung die nächstliegende Stelle ausgesucht, um eine Erektion zu bilden, als er nämlich mit dem Kuli an der Nase war!"

"Aha", sagte Chris diplomatisch, dem die Fähigkeit des Autors zur logischen Analyse plötzlich erschreckend begrenzt vorkam. Vorsichtig drückte er mit zwei Fingern auf seiner eigenen Latte herum, die einem Pinocchio aus Eichenholz gut zu Gesicht gestanden hätte: "Und wie bitte soll ich das hier los werden?"

"Du solltest auf jeden Fall aufpassen, dass dein Liebchen dich nicht dabei erwischt, wie du dir die Palme schüttelst. Vor allem bei DER Wichsvorlage."

Verdammt! Die versaute Decke.

"Ehhhhh. Bolthaus, ich warne dich!!!" Der Schrei kam von ganz weit weg, klang entrüstet und völlig außer Atem.

Na, der hat vielleicht Sorgen, dachte Chris. Aber in einem Punkt war die Analyse des Autors von bestechender Logik.

Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können, sich hier, quasi im zukünftigen Ehebett, einen abzuwichsen, während Susi jede Sekunde herein kommen konnte?

Schwanzgesteuert. Eindeutig.

Sein unermüdliches Fleischrohr hätte er ihr gerade noch als Kompliment verkaufen können, wenn sie auch sicher daran verzweifelt wäre, dass er schon wieder so geil war.

Und wenn sie die vers... Decke fand? Naja, Risiko, Risiko.

Aber ihn zu erwischen, wie er ihre Abwesenheit schamlos ausnutzte, um an sich herum zu spielen und einem schwer alkoholabhängigen Hund einen Eyejob zu verpassen! Undenkbar.

Schluss jetzt. Die Vernunft musste endlich siegen.

Punkt eins: Die Decke musste sofort in die Waschmaschine, denn Susi würde sie sicher gleich einkassieren wollen, um sie selbst zu waschen.

Punkt zwei: Abschwellende Maßnahmen zu Rettung eines auf der Flucht Befindlichen einleiten.

"Falsche Priori...", klang eine bekannte Stimme aus der Ferne, die plötzlich abbrach, als presse sich eine Hand auf den Mund.

Doch bevor Chris darüber spekulieren konnte, was den Mund nun tatsächlich versperrte und wo dann die Nase stecken musste, hörte er, wie Susi im Bad die Spülung betätigte und ihm dann zurief, dass sie sich gleich etwas frisch machen würde.

Nicht nachdenken Chris, sofort handeln!

Er war schnell, als Hausmann und Läufer. Einmal Keller und zurück? PAH! Locker!

Er hechtete aus dem Bett, die Decke unter dem Arm, ganz durchtrainierter Superathlet. Blitzschnell und leise am Bad vorbei, Ninja pur. Tür auf, die Füße flogen die Stufen hinab und machten keinen Laut, einem Schatten gleich. Die Tür des Nachbarn kam ins Blickfeld: geschlossen, das Licht zum Keller: aus, niemand unten, gut so. Licht an, weiter hinab. Vierte Maschine am Ende des Waschkellers, Decke rein, Tür zu, Waschpulver, Weichspüler, 60 Grad, Buntwäsche, Kurzprogramm, seine Finger flogen über die Tasten. Fertig. Tschhhhhhhhhh, das Wasser rauschte in die Trommel.

Triumph. Er war der Größte, einfach unschlagbar. Und sogar sein bestes Stück stand trotz der Anstrengung immer noch wie eine Eins. War das kein Grund, richtig stolz auf die eigene Potenz zu sein?

"HMMMMPFFF, HMMMMMPPFFFFF", war ein ganz leiser, gequälter Protest zu hören.

Das Geräusch löste zu Chris' eigenem Erstaunen kein Mitleid in ihm aus. Stattdessen machten sich Schadenfreude und Gehässigkeit in ihm breit.

Es dauerte ja lange, ihn zu reizen, eine Charaktereigenschaft, die er eindeutig von seinem Vater geerbt hatte. Aber wehe, man ging zu weit!

Dieser kleine, arrogante Drecksack hatte in den letzten Stunden hart daran gearbeitet, sich seinen heiligen Zorn zuzuziehen. Und nun der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte: Er gönnte ihm nicht mal den verdienten Stolz auf seine unbändige, weit überdurchschnittliche Manneskraft.

Sollte diese Tucke es ruhig noch ein wenig genießen, dass seine Nase einmal mehr in einer Sache steckte, wo sie nicht hin gehörte.

Und überhaupt. Susi war bestimmt auch stolz darauf, dass er mit knapp über Neununddreißig noch so fit im Schritt war und dass er sie so sehr begehrte, dass seine Erektion nicht enden wollte.

Also, kleine Programmänderung. Er konnte sich blitzschnell hier unten frisch machen, wieder hoch ins Schlafzimmer sprinten und Susi mit einem duftenden Freudenspender überraschen.

Und wenn sie schon daran schnupperte und feststellte, dass er appetitlich sauber war, konnte sie ja gleich das Versprechen einlösen, das aus diesem... süßen Mund... gekommen war...

Da würde es keine Schwierigkeiten mit dem Orgasmus geben, wie vorhin. Und wenn es dann doch ein wenig länger ging... Ihm sollte es recht sein.

Das gemeinschaftlich genutzte Waschbecken hier im Keller hatte zwar nur kaltes Wasser, aber er war ja hart im Nehmen.

Oh ja, wie wahr, grinste er feist, stieß eindeutig mit dem Becken vor und zurück und bewunderte Bolthaus Junior, der auf und ab federte, wie eine Reitgerte. Nur viiiiieeeeel dicker natürlich!

Jetzt aber los. Chris schaute auf das Regal mit den vielen Flaschen und Kartons. Mist, nur Waschpulver, kein flüssiges Waschmittel. Och nöööh, dieses harte, kratzige Zeugs. Das war doch so unangenehm an seiner zartesten Haut.

Weichspüler gab es ohne Ende. Ob das auch ging? Ein fachmännischer Blick auf das Etikett zeigte kationische Tenside. Alles klar.

Er schraubte den Verschluss ab und hielt den Schwanz ordentlich über das Waschbecken. Er füllte etwas von der milchigen Flüssigkeit in die freie Hand und begann mit der Duftmassage.

Ohhh, wie extrem angenehm. Dieses weiche, flutschige Gefühl, da mussten einem doch wieder so Sachen in den Kopf kommen.

Mit Genuss im Gesicht massierte er die blanke Eichel, da hörte er neben sich ein entsetztes Krächzen.

In der Tür zum Waschraum stand urplötzlich der alte Mainarz und deutete mit der Fernbedienung seines Fernsehers auf die nackte, verschmierte Nudel in Chris' Hand, die mittlerweile so aussah, als würde er sie mit dem eigenen Erguss bearbeiten.

Das war auch das einzige, was Chris in seinem Schockzustand auffiel und so hielt er die große Kunststoffflasche als Sichtschutz vor seinen Dödel und bemühte sich krampfhaft, das Etikett gut lesbar in das Blickfeld des Alten zu drehen, um ihm zu zeigen, dass er sich keinesfalls mit Sperma vergnügte.

Doch selbst mit dem Rest von Verstand, der noch arbeitete, wurde Chris schnell klar, dass dieses Argument nicht wirklich zog.

Über das Rauschen des Wassers in Maschine und Becken verstand er nur ein paar Wortfetzen, die nicht gerade schmeichelhaft klangen.

"Total gestört... Abartiger Sack... Tolle Frau... Gummipimmel... Weichspüler... Früher... Idiot...", mehr kam bei Chris nicht an.

Und so stand er noch sekundenlang zutiefst geschockt und völlig bewegungslos da, während der Alte wieder die Treppe hinauf schlurfte.

In seiner Hand fühlte er, wie seiner prächtigen Dauererektion verschämt die Luft ausging.

Erst als das Rauschen leiser wurde und die Waschtrommel sich zu drehen begann, sperrte er wie in Trance den Wasserhahn zu.

Völlig verstört stellte er den Weichspüler zurück und trocknete sich Hand und Schwanz notdürftig mit dem alten Lumpen ab, der grau und hart am Beckenrand klebte.

Plötzlich von der Panik beflügelt, er könne auch noch von der frischgemachten Susi ertappt werden, wie er nackt aus dem Treppenhaus in die Wohnung kam, hechtete er an der bereits wieder geschlossenen Mainarzschen Wohnungstür vorbei die Treppe hinauf.

Zum Glück war sein Atem völlig ruhig und er konnte sich gerade noch leise ins Schlafzimmer schleichen, da kam seine Göttin mit den blauen Strahleaugen und einer hervorragenden Laune auch schon aus dem Bad. Sie stellte sich vor ihm auf die Zehenspitzen und küsste ihn ganz zärtlich auf den Mund.

Ach, wie die Anspannung von Chris abfiel. Wie heftig er sich in dieses Wesen verknallt hatte.

"Hat es dir vorhin gefallen?", fragte der wunderschöne Mund und die blauen Sterne strahlten mit ihrer unglaublichen Wärme direkt in sein Herz.

"Ich habe so etwas noch nie erlebt", gestand Chris und Glück und Bewunderung klangen in seiner Stimme.

"Besser als deine Wochenenden auf dem Bauernhof?", neckte Susi ihn mit der Anspielung auf sein Geständnis, dass er es sich eigentlich mit seinen fünf Freunden hatte gemütlich machen wollen.

"Scherzkeks", schmunzelte Chris und Susi zog theatralisch einen Flunsch: "Deine Liebesbezeugungen waren aber auch schon mal poetischer", schmollte sie, "weißt du noch vorhin? Im Kloster?"

"Wo bitte?"

"Ach nichts", grinste Susi plötzlich geheimnisvoll.

Mit zwei spitzen Fingern und skeptischem Blick griff sie dann vorsichtig nach dem kleinen Herrn Bolthaus, inspizierte ihn kurz von allen Seiten und rümpfte allerliebst die sommersprossige Stupsnase.

Chris hielt ruhig still und fluchte innerlich darüber, dass die unsägliche Demütigung im Keller nun völlig vergebens war. Mit dieser schlappen Nudel konnte er nicht auftrumpfen.

Und überhaupt. Wie hätte er ihr eigentlich die wundersame Reinigung erklären sollen, ohne zu verraten, dass er im Keller am Wachbecken war?

'Du Schatz, ich habe mir schon in der Küche an der Spüle den Schmodder von der Lanze gekratzt?'

Das war tatsächlich ein bisschen ekelhaft.

In der Tat schien es seine Urteilsfähigkeit zu beeinträchtigen, wenn sein bestes Stück in voller Pracht dastand.

Das musste sicher an der riesigen Blutmenge liegen, die man für dieses Naturschauspiel benötigte. Ein Wunder eigentlich, dass er nicht regelmäßig in Ohnmacht fiel.

"Los, ab mit dir ins Bad," kommandierte Susi jetzt ernst und Chris meinte: "Na du bist ja ganz schön mutig, das Ding einfach so anzufassen."

"Quatsch, wieso denn?" fragte Susi verwundert. "Obwohl, dem Spurt nach zu urteilen, den ich vorhin machen musste, haben wir ganz schön Schwein gehabt, dass ich dich nicht völlig eingesaut habe."

"BIMMEL, BIMMEL, BIMMMMEL, WER WACKELT MIT DEM PIMMMMEL...", sang sie urplötzlich in voller Lautstärke und schüttelte seine Gurke am festgewachsenen Ende so kräftig hin und her, das ihm die Spitze links und rechts gegen den Bauch klatschte.

Chris lachte brüllend los und Susi strahlte ihr verschmitztes Koboldlächeln.

"Sag mal, ekelst du dich denn gar nicht", fragte Chris mit Tränen in den Augen aber völlig geplättet über Susis mangelnde Berührungsängste.

"Ach Mensch, jetzt stell dich bloß nicht so an", meinte sie tadelnd, "du tust ja gerade so, als müssten mir davon die Finger abfaulen. Ich wasche sie mir doch jetzt noch mal. Los komm, aber wage dir ja nicht, einen Kommentar über den Geruch im Bad abzulassen," schimpfte sie vorsorglich, "es kann schließlich nicht jeder nach dem Analverkehr nach Weichspüler duften, wie der große Meister. Sag mal, wie machst du das eigentlich?"

'Frag doch mal den Mainarz', konnte Chris sich gerade noch verkneifen, dann dackelte er seiner Susi hinterher ins Bad, unentschlossen, ob er angesichts der peinlichen Erinnerung lachen oder weinen sollte.

Herr Mainarz kramte derweil geistesabwesend in der Schublade unter seinem Fernseher. Also so langsam reichte es ihm! Er war ja nun wirklich tolerant und nie ein Kind von Traurigkeit gewesen.

Wenn die zwei es am helllichten Tag lautstark auf dem Balkon treiben mussten, ihm sollte es recht sein. Auch dass das leckere Sahneschnittchen nackelig durchs Treppenhaus lief, konnte er so ab und zu noch dulden.

Aber der gestörte Herr Ingenieur sollte es bloß nicht mehr wagen, ihm so im Keller aufzulauern.

Zu dumm zum Poppen, sodass sich seine neue Freundin im Treppenhaus mit nem Gummipimmel vergnügen musste. Und dann im Keller stehen und sich den Harten mit Weichspüler klein machen.

Der war doch pervers.

Wo war bloß dieses kleine Heftchen vom Fernseher? Er wusste doch genau, dass es nur hier drin sein konnte. Er hatte die Nase gestrichen voll von der Knipserei durch die Sender. Das musste doch auch anders gehen.

Bis er auf seinem Lieblingskanal mit den Oben-Ohne Rätselmädeln war, war die Hand steif und der Pimmel wieder weich. Ohne Lenor.

Und heute war es besonders schlimm gewesen. Er hatte probiert, mit links zu zappeln, damit die Rechte noch, najaa... und so eben. Dabei hatte er sich zwei mal vertippt und musste von vorne anfangen. Jetzt lief ihm die Zeit davon.

Nachher war die mit den dicken Möpsen schon weg und er konnte sich wieder das Brett mit Warzen anschauen. Das ging ja mal gar nicht.

Und genau da hatte er mit seinen neuen Hörgeräten mitbekommen, wie der Bolthaus in den Keller gesprintet war. Also fit war er ja, häh, nur nicht in der Birne.

DIE Gelegenheit, hatte er sich gedacht. Der machte doch was mit Computern, der wusste das doch bestimmt. Also war er ihm hinterher, um sich das mit der Fernbedienung mal zeigen zu lassen.

Aber jetzt würde er diesen Kranken ganz bestimmt nicht mehr fragen. Dem hatte er vielleicht die Meinung gesagt! Hatte ganz schön dämlich geguckt, der studierte Herr.

Da musste er jetzt halt selber ran und nachlesen, wie das funktionierte. Würde er ja wohl noch hinkriegen. Er war ja schließlich Praktiker.

Aaaha, hähäää. Ordnung ist das halbe Leben. Er zog das Heftchen heraus und schlurfte zum Sessel.

Apropos Computer. Da gab es jetzt doch so Dinger... soo...Seiten, richtig! Da hatte sein Kumpel Heinz ihm von erzählt.

Da sollte es tatsächlich noch doller hergehen, als beim Rätseln. Richtiger Porno. Mit reinstecken sogar!

Ob so was schwer zu bedienen war? Mist, dass der Bolthaus so bekloppt war. Unter richtigen Männern hätte er ihm das bestimmt beigebracht.

Najaa, mal nachdenken. Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg. Und sein Willi ging noch ganz gut, hähähä.

Diesmal ging es im Bolthausenschen Bad recht nüchtern und unerotisch zu. Chris wusch sich gründlich den Weichspüler ab, während Susi völlig überflüssigerweise noch einmal über die blitzblanke Einrichtung wischte und dabei die Planung des weiteren Abends übernahm:

"Ich will dich ja nicht hetzen, Schatz, aber wir wollen doch zum Italiener. Hast du überhaupt schon einen Tisch reserviert? Da ist es Samstags doch immer so voll."

Chris stoppte mitten in der Wäsche: "Italiener?"

Sein Gesicht zeigte sogar zwei Fragezeichen.

Wann hatten sie denn über Essen gehen gesprochen? Seine Erinnerung hierzu zeigte nur blankes Feld.

"Willst du lieber wo anders hin? Zum Chinesen? Oder zu dem neuen Portugiesen! Der soll auch ganz toll sein. Zur Eröffnung hat er ein Buffet im Angebot. Leider nur zwischen 19:30 Uhr und 21:45 Uhr. Wie spät ist denn jetzt? Hast du keine Uhr hier im Bad? Sag mal, wo hast du denn die Decke hin getan, die mit dem Dackel? Ich habe noch eine Buntwäsche. Sonst ist die Maschine nicht voll und ich muss bis nächste Woche warten. Du kannst ruhig auch mal was dazu sagen..."

"Öhhmm..", setzte Chris an.

"Was soll ich denn nur anziehen? Und du? Es muss ja schließlich ein wenig zueinander passen. Ich habe mir letzte Woche etwas Neues gekauft, tooootschick, drüben in der Boutique Fellinis. Kennst du doch!? Würde ja viel besser zum Italiener passen. Aber wenn du partout nicht willst. Jaja, du Schlingel, ich kenne ja deine Vorlieben! Den grauen Business Dress, nicht wahr? Da stehst du doch drauf. Dass ihr Männer aber auch immer an das Eine denkt."

Gespielter Tadel, frivoles Augenzwinkern, flüchtiger Kuss.

"Aber jetzt noch nicht, du Nimmersatt, mach mal etwas schneller. Hast du denn überhaupt etwas, das zu meinem Anzug passt? Ich kenne dich nur in sportlich oder legere. Warte mal, du hast doch die graue Hose und das hübsche Hemd, das mit dem Kragen. Doch, doch, was du vergangenes Jahr zu eurem Firmengrillfest an hattest. Da habe ich dich doch unten getroffen, als du los bist. Da staunst du, nicht wahr? Jaja, für so etwas habe ich einen Blick und ein Gedächtnis, wie ein Elefant. Mit Rüssel, hihi. Blmm Blmm Blmm!"

Kurzes, neckisches Wackeln an Chris Junior.

"Aber komm ja nicht auf die Idee, wieder die schwarzen Schuhe dazu anzuziehen, das sah fürchterlich aus. Passt dir das denn überhaupt noch? Ich meine, du hättest etwas zugelegt, so um die Hüften."

Langsam trockneten die Seifenreste auf Chris' Eiern.

Susi starrte ihn einen Augenblick lang ungläubig an. "Was ist denn? Willst du gar nicht mehr weg? Warum sagst du denn nichts?"

Ein Pappschild, handbeschriftet mit einer Fehlermeldung, die Chris von seinem Firmenmonitor bekannt vorkam, schwenkt kurz in sein inneres Gesichtsfeld, begleitet vom albernen Kichern des Autors.

"Stack Overflow. Too many Arguments. System haltet."

Ob dem Kerl langweilig war, so ganz alleine?

"Dochdoch...", begann Chris.

"Gibs zu, du würdest lieber mit mir im Bett bleiben, stimmts?", Susis Gesicht zeigte plötzlich einen Ausdruck, als wolle er sie lediglich wie eine Fünf-Dollar-Nutte benutzen und es lieber vermeiden, sich mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Chris vestand diesen Blick sofort und war völlig schockiert. Auf welchen Kollisionskurs war er denn da unvermittelt geraten? Das kam ihm doch aus seinen vorherigen Beziehungen unangenehm bekannt vor.

Aber dann setzte auch schon vollautomatisch sein über Jahre antrainiertes Rettungsmodul ein: "Na, saaag mal! Was denkst du denn nur? Ich möchte dich selbstverständlich schick ausführen, mein Schatz. Zum Italiener natürlich, da ist es doch immer so elegant."

NOTBREMSUNG EINGELEITET. ENTFERNUNG BIS ZUM AUFSCHLAG: 500 METER

"Bestimmt?" Susis Strahleaugen zeigten Traurigkeit und Verletzung.

"Selbstverständlich, mein Himmelsstern", klang das Modul mit der vorgesehenen Portion Entrüstung.

VOLLER BREMSSCHUB. ENTFERNUNG BIS ZUM AUFSCHLAG: 400 METER. GESCHWINDIGKEIT WEITERHIN KRITISCH. ZUSATZMODUL D.E.P.P. ZÜNDEN.

"Ich habe doch noch... Eine hellgrüne Sommerhose und... Ein blau-violett kariertes Hemd! Dazu die dunkelbraunen Slipper, oder?"

Der Blick in Susis Augen wechselte wie erwartet auf entsetztes, ungläubiges Mitleid: "Also das geht ja mal gar nicht zusammen. Am besten schaue ich mal nach, was du so hast. Ist das für dich in Ordnung? Ich will nicht einfach in deinen Sachen schnüffeln."

GESCHWINDIGKEIT STARK VERRINGERT NOTBREMSUNG ZEIGT WIRKUNG BEI DISTANZ 200 METER. SICHERHEITSABSTAND ERHÖHEN!

Chris nahm Susis Kinn in die trockene der beiden Hände und schaute sie mit seinem treuesten Hundeblick an: "Schnüffeln? Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du mir modetechnisch ein bisschen helfen könntest. Ich kenne zwar etwas von Technik, aber so ein Gefühl für Eleganz und Schick, wie du es hast, das fehlt mir leider völlig."

Das blaue Strahlen kehrte langsam zurück, gemischt mit einer Portion vorsichtiger Skepsis: "Bolthaus, Sie alter Charmeur. Sie wissen, wie man eine Dame um den Finger wickelt."