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Sean 02

Geschichte Info
Unerwartete Dinge.
2.9k Wörter
4.32
15.8k
00

Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 03/17/2021
Erstellt 08/16/2012
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- 2 -

Wenn ich heute Abend nicht einen Auftritt gehabt hätte, wäre ich für immer im Bett geblieben. Aber ich konnte mein gebrochenes Herz nicht Grund für weitere gebrochene Herzen sein lassen. Ich arbeitete für meine Mutter. Sie ist Eventmanagerin und sammelt ehrenamtlich Spenden für verschiedenste Hilfsprojekte. Heute Abend war eine Eröffnung einer Galerie geplant und wer meine Mutter als Eventmanagerin engagierte, der wusste, dass die Musikauswahl bereits getroffen war. Meine Mutter warb mit mir, dem begabten Pianisten. Ich spielte schon immer Klavier. Ich hatte Musik in München, Paris, New York und dann wieder in München studiert. Mit meinen dreiundzwanzig Jahren war ich recht bekannt. Aber ich spielte, weil es mich erfüllte, nicht um damit Geld zu machen, das war einfach nur ein herrlicher Nebeneffekt. Doch im Augenblick würde ich mein ganzes Geld fortgeben, meine Begabung, einfach alles, um noch einmal in Roberts Gesicht sehen zu dürfen. Noch einmal seine wundervollen Lippen schmecken, seinen Geruch einatmen. Doch das vorüber. Ich wusste nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Mir wurde richtig schlecht, wenn ich an ihn dachte.

Mein Herz brannte vor Sehnsucht, aber mein Gehirn wusste, dass es sie niemals zeigen durfte. Zu viel stand auf dem Spiel. Nicht für mich, aber für ihn. Wir hatten vor langer Zeit, damals, als er mich entjungfert hatte, die ganze Nacht darüber geredet. Wir waren überein gekommen, dass wir nicht für die Ewigkeit sind. Es war mir immer klar, trotzdem schenkte ich Robert mehr, als nur meine Zuneigung. Er war es, dem ich mein Herz geschenkt hatte, auch wenn ich wusste, dass es eines Tages zurückkommen würde. Zerbrochen in tausend Scherben. Das war der Preis, den ich zu zahlen hatte, als wir unsere Affäre begannen. Ich wusste es, er wusste es und zusammen war es immer deutlich gewesen. Auch wenn ich mich in den schönen Momenten, die wir zusammen hatten, nur auf ihn konzentrierte, gelang es mir nie, diese Erkenntnis los zu werden. Sie war immer da. Sie war immer in meinem Kopf. Das Bewusstsein, dass es zuende sein wird. Nun war es das und ich fühlte mich eigenartig leer und erfüllt zugleich. Ich kann es gar nicht recht beschreiben. Es war das Wechselspiel zwischen Herz und Kopf. Zur Zeit weinte das Herz, aber ich wusste, dass der Kopf siegen wird. Es war nur eine Frage der Zeit.

Ich machte mich fertig. Meine Mutter schickte immer einen Wagen für achtzehn Uhr, egal wie spät die Veranstaltung begann. Sie fand, dass ich einige Stunden früher da sein sollte, um die Atmosphäre aufzunehmen, die der Ort kreierte, egal wie oft ich schon dort gewesen bin. Es war nicht die erste Eröffnung einer Ausstellung in dieser Galerie. Bei Gott, ich spielte hier seit über zehn Jahren, trotzdem war es zu einem Ritual geworden, dass ich selbst nicht mehr missen wollte. Ich spielte nicht im Frack. Das war mir zu altbacken. Ich hatte einen schlichten schwarzen Anzug mit Fliege an. Mein Hemd war dunkelgrau, fast schwarz. Ich wollte mir dem Flügel eins sein und nicht im Kostüm Musik machen. Ich stieg in den Wagen und dort empfing mich meine Mutter.

Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie sah mir ins Gesicht: „Du siehst müde aus."

„Du siehst phantastisch aus.", erwiderte ich. Sie lächelte kurz und musterte mich dann noch einmal.

„Nein, ehrlich, Sean, du siehst nicht gut aus. Lächle, hier trink etwas." Sie gab mir ein Glas mit viel Eis und einer braunen Flüssigkeit. Ich überlegte kurz, und trank den Whiskey aus. Er schmeckte herrlich. Ich trank fast nie. Vor allem nicht vor Auftritten, so routiniert sie auch waren. Heute war eine Ausnahme. Heute ging das schon in Ordnung. Ich verdrängte jede Gedanken an Robert und schüttelte den Kopf. Ich legte ein Lächeln auf und sah meine Mutter an.

„Besser?"

„Ja, viel besser."

Wir fuhren schweigend. Als der Wagen ankam, stiegen wir aus und meine Mutter war verschwunden. Versteht mich nicht falsch oder missinterpretiert unseren Umgang miteinander. Vor einer solch großen Veranstaltung war meine Mutter immer auf Distanz. Das würde sich ändern, sobald alle Programmpunkte des Abends abgetan waren, alle Gäste zufrieden beschwippst am dreißigsten Häppchen knabberten und das Thema von Wirtschaft, Politik und Geld zu Familie, Freunde und Tratsch gewechselt hatte. Wir hatten sogar ein richtig gutes Verhältnis, nicht umsonst ließ ich mich noch immer von ihr herumkommandieren oder spielte auf ihren Veranstaltungen. Wir waren ein tolles Team.

Während meine Mutter irgendwo in den Katakomben der Galerie auf die Jagd nach Fehlern, Unstimmigkeiten oder eine falsch gebügelte Falte in den Anzügen der Keller ging, setzte ich mich an den Flügel. Ich würde erst in vier Stunden auftreten, wenn die Gäste alle vor Ort waren und bereits die Ausstellung vorgestellt wurde. Ich würde etwa eine Stunde lang spielen, davor und danach kam die Musik von einer Band. Ich war, wie immer, einer der Höhepunkte des Abends. Als ich so am Flügel saß, bemerkte ich, dass meine Laune tatsächlich besser wurde. Ich freute mich sogar auf mein Spiel. Ich legte meine Finger auf die Tasten, schloss die Augen und begann wahllos zu spielen. Einfach so, wie es mir gerade in den Sinn kam. Erst war es eine langsame Abfolge tiefer Töne, sie wurden schneller, leidenschaftlicher, ich fand jeden einzelnen mit geschlossenen Augen. Ich wurde fast aggressiv, bevor ich wieder langsamer wurde und das improvisierte Stück ausklingen ließ. Ich hörte zu, wie die letzten Töne langsam im Raum verklangen.

Klatschen. Ein kräftiges Klatschen ließ mich aufblicken. Ich erblickte zuerst das Chello, dann den Mann, der es festhielt. Er trug einen schwarzen Anzug, weißes Hemd und die dunkelrote Krawatte passe perfekt zu der Farbe des Chellos. Seine Haare waren ein einziges Durcheinander von Locken.

„Thias. Ich wusste nicht, dass du kommst." begrüßte ich ihn. Es war einer meiner Schulkameraden, mit denen ich nach dem Abschluss in Kontakt geblieben war. Er ist mein bester Freund, der, dem man alles erzählt und zu wem die Freundschaft nicht nachlässt, selbst wenn man sich eine Weile mal nicht sieht.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle etwas Weiter ausholen. Ich war der Jüngste in der Abschlussklasse. Bereits mit fünf Jahren wurde ich eingeschult, übersprang schnell die erste, später die sechste und die elfte Klasse. Ich machte mit fünfzehn mein Abitur und hatte nicht viele Freunde an der Schule. Jedenfalls nicht viele richtige Freunde. Ich war das komische Kind, dem anscheinend alles in den Schoß fiel. Dass ich aber neben der Schule auch regelmäßig Klavier spielte, Auftritte hatte und durch Europa reiste, wurde von den meisten meiner Mitschüler als Arroganz interpretiert, nicht als Leistung. Ich war komisch, weil ich nie auf eine Party ging, aber trotzdem die komplette Abschlussfeier musikalisch begleitete. Die paar Freunde, die ich hatte, waren viel älter als ich und nach dem Abschluss blieb ich nur mit Matthias und Johanna in Kontakt und auch nur, weil sie ebenfalls Musik spielten. Andernfalls hätte ich gar nicht gewusste, was ich mit ihnen reden sollte. Ich war fünfzehn, ich hatte keine Ahnung vom Leben und flüchtete mich schon immer in die Musik. Dazu kam, dass ich verdammt schüchtern war. Ich fühlte mich einfach immer fehl am Platz, es sei denn, ich spielte Klavier. Das ist schwierig zu erklären. Egal, jedenfalls blieben wir Freunde.

„Hey." ich stand auf und umarmte Thias.

„Ich dachte, du bist in Moskau?", fragte ich ihn und betrachtete sein Gesicht. Er sah gut aus, wie immer. Seine lockigen Haare umrahmten sein schmales Gesicht, in dessen Mitte eine etwas zu große Nase prangte, die ihm aber Charakter verlieh. Seine Augen waren irgendwo zwischen braun und grau und seine Lippen waren voll. Solch volle, sinnliche Lippen hatte ich noch nirgendwo gesehen. Er war auf seine Weise schön.

„Ja, das war ich auch. Lass dich ansehen, Sean. Du siehst gut aus."

„Danke, du auch. Wann haben wir uns zuletzt gesehen? Weihnachten?"

„Ja, das könnte hinkommen. Ich habe dir so viel zu erzählen. Es war toll in Russland."

Thias war vor einigen Monaten als Gastchellist zum Staatsorchester nach Russland eingeladen worden. Er hatte die Gelegenheit beim Schopf gegriffen und das Angebot angenommen.

„Sag, seit wann bist du wieder hier?", ich half ihm das Chello auf die leicht erhöhte Bühne zu tragen und es aufzustellen.

„Seit einigen Tagen. Ich wollte dich überraschen. Dein Gesichtsausdruck war es wert." Wir lachten und ich führte ihn aus dem Saal hinaus zu einem der Zimmer im privaten Teil der Galerie.

Dort verbrachte ich den Abend, bis es Zeit für meinen Auftritt war. Ein Büro, mehr eingerichtet wie ein Wohnzimmer, in dem eine Kaffeemaschine stand und ich mich ungestört mit Thias unterhalten konnte.

Ich machte uns beiden einen Kaffee und wir setzten uns gegenüber auf die Couch. Es war einfach toll, dass mein bester Freund endlich wieder vor mir saß. Ich hatte ihn schon ziemlich vermisst über die letzten Monate. Egal wie sehr man sich auch verspricht, in Kontakt zu bleiben, sobald mehrere hundert Kilometer zwischen einem lagen, wurde es schwierig. Dazu kamen unsere vollen Pläne und noch Zeitverschiebung, was es wahrlich nicht einfach machte, auch nur mal mehr als eine E-Mail zu schreiben. Ich wollte ihm so viel erzählen, aber ich wollte auch nicht darüber nachdenken. Einfach nur ihn sehen, war herrlich. In diesem Moment konnte ich mir nichts besseres vorstellen. Gar nichts, das meine Laune mehr gehoben hätte.

Thias nahm den Kaffee und trank etwas. Ich beobachtete ihn. Irgendetwas stimmte nicht. Nicht stimmen ist etwas falsch. Eine Kleinigkeit hatte sich geändert. Ich konnte es nicht wirklich fassen. Es war mehr seine Ausstrahlung, als sein Aussehen. Klar, die Haare waren mittlerweile eine echte Zumutung, aber sie passten zu ihm. Und wen stören schon Haare, wenn er so wundervoll spielen konnte. Sollte ich ihn einfach fragen oder abwarten, bis er selbst anfing zu sprechen. Es war offensichtlich, dass ihn etwas beschäftigte. Wir schwiegen uns noch eine Weile an, dann konnte ich nicht anders, als ihn einfach zu fragen.

„Was ist los?"

Er schaute auf und blickte mich an. Er rutschte nervös auf dem Sofa hin und her, als wüsste er nicht, wohin er sich wie setzen soll. Er stellte die Kaffeetasse auf das Tischchen und versuchte wieder sich zu ordnen. Er öffnete sein Sakko und wischte sich seine Hände an der Hose ab. Er schaute mich nicht an, sondern starrte auf seine Hände.

„Thias? Du machst mir etwas Angst. Was ist los?"

Er atmete tief ein, schloss die Augen.

„Bitte ... warte ... Ich", ich hatte ihn nie stottern hören. Meine Sorgen wuchsen an. Was wollte er mir sagen, konnte es aber nicht in wirkliche Worte bringen? Es musste etwas sein, dass ihn extrem beschäftigte. Ich stellte meine Tasse ab und berührte ihn mit der Hand am Knie, er zuckte zusammen: „Nicht anfassen." Seine Stimme war bestimmt und ließ mich selbst zusammenfahren.

Meine Augen wurden groß. Was war passiert? Ich nahm die Hand wieder weg.

„Du ... Würdest du mit mir ... Also, ich muss mich dringend ... verstehst du ... ich muss zum Arzt. Ich kann das aber ... ich kann das nicht alleine. Bitte.", ich verstand kein Wort.

„Arzt?", fragte ich leise und suchte seinen Blick, doch der war starr auf seine Hände gerichtet, die er wieder an der Hose abwischte.

„Ja, also ... ich ... ach, scheiße, Sean. Ich wurde vergewaltigt."

Es war still im Raum. Ich hörte wie draußen einige Kellner entlang liefen und lachten. Wie konnten die nur jetzt lachen? Das war gar nicht witzig. Ich musste die Luft angehalten haben, plötzlich verlangten meine Lungen flammend danach. Ich zog sie zischend ein und atmete sogleich wieder kräftig aus. „vergewaltigt" - Das Wort klang in meinen Ohren nach. Ich war in meinen eigenen Gedanken, als mir klar wurde, dass ich etwas sagen musste. Doch was sagt man in einem solchen Moment? Alles wird wieder gut? Sicherlich nicht, alles ist gerade in Scherben, das würde nicht schnell wieder gut werden.

„Wer?", mein Mund war wieder schneller als mein Gehirn. Ich rutschte etwas näher an Thias heran, doch achtete darauf ihn nicht zu berühren.

„Ich will nicht darüber reden. Es ist schon ein paar Wochen her. Ich muss ... muss mich nur untersuchen lassen, ja?"

„Okay." Ich war ruhig, „Darf ich dich anfassen?"

Thias nickte langsam, ich nahm meine Hand und legte sie auf seinen Oberschenkel. Er zitterte. Sekundenbruchteile später war sein Kopf an meiner Brust und er bebte vor Tränen. Seine Hände krallten sich in mein Sakko und ich schloss meine Arme um ihm, legte meinen Kopf auf seine Locken und wiegte uns hin und her. Ich wusste einfach nichts anderes zu tun. Das ist keine Situation, über die man in einem Buch hätte etwas lesen können oder wozu man beim Erwachsenwerden einen Rat erteilt bekommt. Ich hielt Thias einfach fest. So sehr ich wissen wollte, was passiert war, so genau wusste ich auch, dass ich meinen besten Freund nicht drängen durfte. Ich blieb still, hielt ihn nur fest und strich über seine Locken.

„Shh", versuchte ich ihn zu beruhigen. Es hatte keine Wirkung, aber nach einer Weile hörte Thias auf zu zittern, das Beben ließ nach und die Tränen versiegten.

„Es tut mir leid." Thias setzte sich wieder auf, hielt sich aber weiter an meinem Sakko fest. Er schaute mich mit roten Augen an und ich konnte die Scherben in ihnen sehen.

„Nein, schon in Ordnung." sagte ich und hielt seine Hände fest.

„Sean, ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Es ist alles meine Schuld."

„Was? Das ist niemals deine Schuld gewesen. Niemals. Wenn du es nicht wolltest, dann war es nicht deine Schuld."

Er nickte. Ich drückte ihn noch einmal richtig an mich und sah ihm dann wieder ins Gesicht. Ich fragte nichts. Ich war nur für ihn da und hielt ihn fest.

„Es war ... einer meiner Kollegen in ... in Moskau", begann Thias leise zu erzählen, „es passierte vor zwei Monaten. Etwas mehr als zwei Monaten. Nach einem Konzert", er schwieg und schloss die Augen, „Sean, es tat so weh."

„Ja, das ... das kann ich mir vorstellen." bestätigte ich ihn.

„Das ist nicht das schlimmste", flüsterte er leise und ich sah eine Träne auf seinen Schoß fallen, „Ich ... Er ... ich hatte bis ... bis dahin ... Sean, er hat mich entjungfert."

Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich gelacht. Thias noch Jungfrau? Ich hätte es nicht geglaubt, wenn er es mir nicht selbst gesagt hätte. Im nächsten Moment wurde mir klar, was er da gerade gesagt hatte. Das machte es umso schlimmer. Eine solch persönliche Sache sollte nicht aufgezwungen werden. Das war etwas, das man für sich entdeckte, etwas, das nur einem alleine und seinem Partner gehörte. Etwas, das man nicht leichtfertig verschenkte. Es war grausam. Ich fühlte eigene Tränen aufsteigen und blinzelte. Das durfte alles nicht wahr sein.

„Matthias ... Es tut mir so leid", flüsterte ich und strich ihm über die Wange. Er nickte und lächelte. Thias stand mit damals in der Uni bei, als ich selbst endlich einsah, dass ich schwul bin. Er war es, der mir sagte, dass es nicht schlimm ist. Thias half mir, mich zu akzeptieren. Er gab mir immer Rat, wenn ich eine Frage oder ein Problem hatte. Thias war in vielerlei Hinsicht mein großer Bruder, den ich nie hatte.

„Ist schon witzig, irgendwie, dass ich mich siebenundzwanzig Jahre aufspare und all das, damit mich so ein Arsch ... Ich könnte lachen." Aber Thias blieb das Lachen im Hals stecken. Er atmete tief ein und sah mich an: „Und, was gibt's bei dir neues?"

„Morgen gehen wir sofort zur Klinik, ja?", er nickte und sah mich erwartungsvoll an, „Thias, ich würde dir so gerne sagen, dass dann alles gut wird, aber ich weiß es nicht. Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht."

„Schon in Ordnung. Danke, dass du für mich da bist."

„Gerne. Immer.", sagte ich und lächelte ihn an.

Er nahm die Tasse Kaffee vom Tisch und sah mich an: „Du hast meine Frage nicht beantwortet."

Ich schüttelte den Kopf. Irgendwie war Robert zum ersten Mal völlig aus meinen Gedanken verschwunden. Zum erstem Mal seit vierundzwanzig Stunden dachte ich nur an Thias und plötzlich war er wieder in meinen Gedanken.

„Robert und ich sind nicht mehr zusammen", sagte ich mit belegter Stimme.

„Das tut mir leid." gestand Thias und nahm mich in den Arm.

„Ist schon okay. Ich wusste immer, dass es nie für ewig ist. Es tut nur so unendlich weh."

Wir schwiegen uns eine Weile lang an und dann lächelte Thias mich an: „Wir sind schon ganz schöne Depris, oder? Wir sollten noch üben bevor alle kommen."

Dass mir meine Augen nicht aus den Höhlen gefallen sind, war nur der anatomischen Unmöglichkeit sei Dank. Ich war geschockt: „Du willst spielen?"

„Natürlich, Dummerchen. Der schwache Moment ist vorüber. Es tat so gut alles einmal zu sagen. Jetzt will ich lachen, spielen, dich hören. Ich will einen tollen Abend mit dir verbringen."

Und den hatten wir. Er begleitete mich am Chello, während ich ungeplant mehr als anderthalb Stunden spielte. Danach mischten wir uns unter die Partygäste und sahen uns die Ausstellung an. Weit nach Mitternacht nahm Thias noch einmal das Chello zur Hand. Viele Gäste waren bereits gegangen. Er sah mich das ganze Stück über an. Es war eines dieser, die er selbst geschrieben hatte. Ich erkannte seine Art Musik zu machen und lauschte dem Stück. Es war ein schönes Stück. Es baute langsam an Tempo auf, wurde jedoch nie zu schnell, bevor es am Ende wieder richtig langsam wurde und vor allem auch leise. Er lächelte mich an. Ich lächelte zurück und freute mich über sein Lachen. Der Abend war gut. Der nächste Tag würde noch schwierig genug werden.

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