Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Sin-Skin - Sündige Haut Teil 01

Geschichte Info
du wirst, was du studierst.
11.3k Wörter
4.58
33k
9

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 12/22/2017
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier
_Faith_
_Faith_
591 Anhänger

Der Raum, in dem Vivian aufwachte, erinnerte sie an eine Schlachterei. Boden und Wände waren weiß gefliest. Sie hing nackt, mit gespreizten Armen an einem Edelstahlgestell und war, soweit sie das sehen konnte, kahl rasiert worden. An der gegenüberliegenden Wand war ein großer Scheinwerfer, der sie blendete. Es war ihr kaum möglich in diese Richtung zu blicken, dennoch glaubte sie eine Kamera zu erkennen, die auf ihren Körper gerichtet war.

»Guten Abend Miss Ox«, hörte sie durch einen Lautsprecher. Es war die Stimme des Vorstandsvorsitzenden.

»Sind sie wahnsinnig?«, fragte Vivian und war erschrocken über den krächzenden Klang ihrer Stimme.

»Eine interessante Frage für jemand der offiziell tot ist.«

Vivian schwieg. Das Letzt woran sie sich erinnerte war die Rückbank einer Luxuslimousine. Sie war direkt nach der Pressekonferenz von den Bodyguards zu diesem Auto eskortiert worden. Als das Auto losfuhr und die Traube aus Journalisten und Kameramänner hinter sich ließ, war sie die einzige Passagierin gewesen. Eine verdunkelte Scheibe trennte sie von dem Chauffeur, aber der Mann wusste sicher wo er sie hinbringen sollte.

Die schneidende Stimme des Vorstandsvorsitzenden unterbrach ihre Gedanken: »Die Limousine ist auf dem Weg zum Flughafen von der Straße abgekommen und hat sofort Feuer gefangen. Die Rettungskräfte konnten nur noch die verkohlten Überreste einer jungen Frau bergen. Es ist eine Tragödie. Vor allem für die Straßennutte, die ihnen sehr ähnlich gesehen haben soll.«

Vivian fühlte einen metallischen Geschmack im Mund. Warum hatte er sie nicht direkt umgebracht? Er hatte vollen Zugriff auf ihre Forschungsunterlagen. Alles war dokumentiert.

»Warum haben sie nicht einfach mich umgebracht?«

»Weil sie ihren Erfolg hautnah miterleben sollen, Miss Ox.«

Vivian schluckte, ihr Hals war staubtrocken.

»Die erste Phase der von ihnen erdachten Therapie hat bereits begonnen«, erklärte der Vorstandsvorsitzende in einer selbstgefälligen Tonlage. Es fehlte nur noch das finstere Lachen, um die Situation auf die Spitze des Surrealen zu treiben.

Vivian bekam rasende Kopfschmerzen, ihre Gedanken kreisten. Deshalb das Brennen auf der Haut. Ihr Immunsystem begann bereits, die eigene Haut abzustoßen. Damit würde sie auch alle Haarwurzeln verlieren. Sie war nicht kahlgeschoren worden, sondern ihr Köper hatte von allein alle Haar abgeworfen.

»Eine Ganzkörperanwendung ist noch nicht einmal bei Mäusen erprobt«, rief Vivian mit aufkeimender Panik. Wie konnte jemand so verrückt sein, eine experimentelle Therapie an einem Menschen anzuwenden? Immerhin war der Manager skrupellos genug gewesen, eine unschuldige Frau ermorden zu lassen, um Vivians Tot vorzutäuschen. Vivian wurde klar, dass niemand nach ihr suchen würde. Der Konzern konnte mit ihr machen, was er wollte. Das Brennen ihrer Haut wurde schmerzhaft, sie verlor erneut das Bewusstsein.

***

Vivian wusste nicht, wie lange sie ohne Bewusstsein gewesen war. Sie fühlte sich körperlos und leicht, als würde sie an einem lauen Sommertag wie eine Wolke am Himmel schweben. Es war herrlich still, nur ein beruhigendes Rauschen umgab sie und verhinderte, dass die Stille beklemmend wirkte. Sie musste lange und tief geschlafen haben und noch lag ein zarter Schleier aus Müdigkeit auf ihr. Sie erinnerte sich an den vergangenen Traum, in dem sie das Versuchskaninchen für eine Ganzkörperanwendung ihrer künstlichen Haut gewesen war.

Nach dem Stress der letzten Wochen und der aufreibenden Pressekonferenz am gestrigen Abend war dieser Traum wohl ein dezenter Hinweis aus ihrem Unterbewusstsein, dass sie sich eine Auszeit nehmen sollte. Vivian war in den letzten Wochen zu einem richtigen Popstar geworden, obwohl sie weder singen oder tanzen konnte. Vivian war angehende Wissenschaftlerin, sie konnte Gensequenzen analysieren und synthetisieren wie kein zweiter auf der Welt. Und ihr war es gelungen eine künstliche Haut zu erschaffen, die alle Funktionen einer echten Haut erfüllte. Vivian sprach selbst von einem Schaffensakt, da sie keine vorhandenen Zellen verändert hatte, sondern mit genetischem Rohmaterial etwas gänzlich Neues geschaffen hatte.

Vivian hatte das Verfahren bei Hunderten von Mäusen getestet, verfeinert und wieder getestet, bis keine Komplikationen mehr auftraten. Die Basis waren die neu erschaffenen Zellen, die um sich herum eine gummiartige Schutzschicht bildeten. Der Wirtskörper versorgte diese Zellen mit Nährstoffen und die Zellen bildeten dafür eine atmungsaktive Membran, die den Wirt ebenfalls schützte. Vor allem reparierten und erneuerten die Zellen die gummiartige Schutzhülle dauerhaft, ohne selbst zu altern. Ein derart geschütztes Lebewesen war zeit seines Lebens von einer makellos glänzenden Haut umgeben.

Nachdem die ersten Tiere mit dieser künstlichen Haut überlebten und offenbar glücklich weiterlebten, hatte Vivian einen Videoclip im Internet veröffentlicht, in denen sie die Mäuse und ihre Besonderheit präsentierte. Die größte Sorge ihrer Zuschauer war die Ansteckungsgefahr mit den neuen Zellen. Daher erklärte Vivian im nächsten Clip, dass die Rohzellen immer auf einen individuellen Wirtskörper geprägt werden und bei keinem anderen Lebewesen überleben können. In diesem Clip erwähnte Vivian auch, dass die Zellen ideal zu Behandlung von Verbrennungsopfern sein könnten. Jedes Krankenhaus könnte die Rohzellen tiefgefroren lagern und bei Bedarf auf den Patienten „Prägen". Die verbrannten Hautpartien würden ohne Narben oder sonstige Komplikationen durch die künstliche Haut ersetzt. Sie hatte nicht im Traum daran gedacht, eine Maus oder gar einen Menschen vollständig mit diesen künstlichen Zellen zu überziehen.

Als der Konzern, für den Vivian arbeitete, erfuhr, dass Vivian ihre Forschung veröffentlichte, war es zu spät. Die Videos mit den Firmengeheimnissen wurden millionenfach geteilt und die Nachrichten berichteten darüber. Notgedrungen musste der Konzern eine Pressekonferenz einberufen, um negative Gerüchte und Spekulationen auszuräumen. Es ging um Patentrechte, ethische und moralische Bedenken und um Patienten mit Brandnarben, oder anderer Hautleiden, die auf einen baldigen Einsatz am Menschen hofften. Für den Konzern ging es um ein Milliardengeschäft und um eine geniale Mitarbeiterin, die ihre Klappe nicht halten konnte, die aber schon zu berühmt war, um sie still und heimlich aus dem Weg zu räumen.

***

»Miss Ox, hören sie mich?«, sagte eine Frauenstimme und es klang als müsse sich der Schall auf dem Weg zu Vivians Ohren durch eine Wasserwand kämpfen. Der leichte Schleier des Schlafes zerriss und Vivian öffnete die Augen. Ihr Blick verschwommen. Sie war unter Wasser! Sie schwebte in einem Glaszylinder, der mit einer halbtransparenten Flüssigkeit gefüllt war. Die Flüssigkeitsströmung in dem Zylinder sorgte dafür, dass Vivian weder die Wände oder den Boden berührte. Aus ihrem offenen Mund ragte ein Schlauch, der tief in ihrer Kehle steckte. Ebenso führte aus jedem Nasenloch ein Schlauch. Die drei Schläuche führten zum Deckel des Glaszylinders. Atmen konnte Sie nur durch die Nase.

Vivian sah eine Frau in einer weißen Krankenschwesternuniform. Modisch entsprach die Krankenschwester den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, sie trug sogar ein weißes Häubchen im Haar.

»Wenn es ihnen gut geht, geben sie mir bitte ein Zeichen«, sagte die Krankenschwester. Vivian wusste nicht, wie sie die Frage nach ihrem Befinden beurteilen sollte, sie schwamm in einem überdimensionalen Reagenzglas.

»Haben sie Schmerzen?«

Vivian schüttelte leicht mit dem Kopf.

»Gut, ich lasse die Nährlösung nun langsam aus dem Tank ab, bis sie stehen können«, erklärte die altmodisch gekleidete Krankenschwester, die selbst gar nicht so alt aussah.

Mit dem sinkenden Flüssigkeitsspiegel sank auch Vivians Körper in dem Zylinder, bis sie Boden unter ihren Füßen spürte. Ihre Beine mussten immer mehr von ihrem Gewicht tragen. Gleichzeitig offenbarte sich Vivians neue Haut. Einzelne Tropfen perlten an ihren Oberarmen ab, wie Regen auf frisch poliertem Autolack. Ihre neue Körperoberfläche war makellos, spiegelglatt und Perlweiß. Vivians Blick war immer noch verschwommen. Sie zeigte mit einem kreisenden Finger auf ihre Augen und schaut dann zu der Frau.

»Ihre Augen sind durch spezielle Kontaktlinsen geschützt. Die Linsen umschließen die vordere Hälfte des Augapfels und halten ihre Lider offen, darum können sie auch nicht blinzeln. Das wird bald durch eine komfortable Maßanfertigung ersetzt.«

Vivian nahm die Erklärung nur am Rande wahr, denn sie starrte auf ihren Finger: Sie hatte keine Fingernägel mehr. Die makellose weiße Gummihaut umschloss ihre Fingerkuppen, als würde sie enge Handschuhe tragen.

»Das bleibt nicht so«, hakte die Krankenschwester ein, als sie das Entsetzen in Vivians Mimik sah. Mit den zwangsweise weit geöffneten Augen gelang es Vivian, das Namensschild der Frau zu lesen: Miss Petty.

Miss Petty wartete geduldig, bis die Flüssigkeit aus dem Glaszylinder abgeflossen war. Dann betätigte sie einen weiteren Knopf und der Glaszylinder senkte sich in den Boden ab. Nach kurzer Zeit stand Vivian wie eine weiße Marmorstatue auf dem kreisrunden Metallgitter. Sie hatte tausend Fragen, war aber durch den Schlauch in ihrem Mund nicht imstande, zu sprechen. Miss Petty stieg zu ihr hoch und koppelte alle Schläuche ab. Aus ihren Nasenlöchern und dem Mund schauten die jeweiligen Endstücke heraus. Vivian konnte nach wie vor nur durch die Nasenschläuche atmen.

Etwas Warmes lief an den Innenseiten ihrer Beine herunter. Vivian realisierte erst, dass es ihr eigener Urin war, als die Flüssigkeit auf das Metallgitter plätscherte. Sie hatte nicht mitbekommen, dass sich ihre Blase entleerte und sie konnte es nicht einhalten, nicht einmal jetzt, wo sie die Beine verschämt zusammenpresste.

»Das ist nicht schlimm, das Ventil in ihrer Harnröhre öffnet sich automatisch, wenn der Druck zu groß wird«, erklärte Miss Petty mit der Gelassenheit einer Krankenschwester, die Schlimmeres als eine Pfütze Urin gewohnt war.

»Ihr Po und ihre Vagina werden ebenfalls durch Stents offengehalten, damit die Nährlösung mit der Zellkultur so tief wie möglich einwirken kann, das wird auch bald entfernt«, erklärte die Krankenschwester mit der frisch gesteiften Bluse in einer Beiläufigkeit, als ginge es um therapeutischen Kleinkram, wie Wadenwickel bei leicht erhöhter Temperatur.

»Fühlen sie sich imstande zu laufen?«

Vivian fühlte sich imstande, einen Mord zu begehen, wusste aber nicht, ob sie ihre Beine bewegen konnte. Sie fühlte ein Zwicken im Schritt und der Pofalte, als würde sie einen zu engen Stringtanga tragen. Da sie keinerlei Kleidung trug, musste das von den Stents in ihren unteren Körperöffnungen kommen.

Mit Hilfe von Miss Petty stieg sie von dem Podest und bekam einen Vorgeschmack auf ihr neues Körpergefühl. Sie fühlte kleinste Luftbewegungen und einen leichten Widerstand der Haut, wenn sie ihre Gelenke bewegte. Die Haut spannte sich über ihr angezogenes Knie und zog sich faltenfrei in der Kniekehle zusammen -- vielleicht sogar besser, als ihre alte Haut. Neben dem ohnmächtigen Entsetzen über ihre Situation empfand Vivian einen kurz aufflammenden Stolz über die Funktionalität "ihrer" Haut. Doch gleich darauf überwältigte sie die Gewissheit über ihren Zustand. Ihre alte, echte Haut war für immer ausgelöscht. Sie musste nun mit dieser neuen Haut leben. Das war kein Traum, sondern unwiederbringlich. Warum? Warum weiß? Warum so extrem? Ihre Beine knickten ein und sie verlor das Bewusstsein.

***

Vivian saß breitbeinig auf einer Vorrichtung aus Edelstahl. Ihre Arme und Beine waren mit übertrieben vielen Gurten an dem Gestell befestigt. Ihr Gewicht ruhte auf den Außenseiten der Pobacken, dazwischen war die Sitzfläche geteilt. Ihr Hintern hing in der Luft.

»Guten Morgen Miss Ox«, sagte Mr. Reel. Er musste schon einige Zeit lang ruhig neben ihr gestanden und ihr Erwachen beobachtet haben. Vivian sah ihn an, wollte ihm einen bösen Blick zuwerfen, wusste aber nicht, ob das durch die speziellen Kontaktlinsen möglich war. Die Schlauchenden, die aus ihrem Mund und den Nasenlöchern herausschauten, waren nicht hilfreich bei einem anspruchsvollen Mienenspiel. Sie war außerstande zu reden oder überhaupt irgendein Geräusch zu verursachen.

»Sie sehen schrecklich aus«, sagte er milde lächelnd, »aber sie sind noch ganz am Anfang und ich verspreche ihnen, dass es mit jedem Tag besser wird.«

Der Manager führte einen Kunststoffbeutel zu ihrem Mund und koppelte die Öffnung an das Ventil der Mundöffnung. Langsam leerte sich der Beutel.

»Sie können ihr Frühstück leider nicht genießen. Die Nährstoffe fließen durch den Schlauch direkt in ihren Magen an ihren Geschmacksknospen vorbei. Ein bedauerlicher Zustand, nicht wahr?«

Vivian starrte ihn an und fühlte, wie sich ihr Magen füllte. Mr. Reel koppelte den leeren Beutel ab und tupfte die Schnittstelle an ihrem Mund geradezu fürsorglich sauber.

»Ich verstehe, dass sie im Moment sehr aufgebracht sind und das Große und Ganze noch nicht sehen. Konzentrieren sie sich vorerst auf ihre neuen Lebensumstände, sie müssen sich mit diesen Tatsachen so früh wie möglich auseinandersetzen, um nicht daran zu verzweifeln.«

Vivian zeigte keine Reaktion, sie wusste, dass sie mit diesem Wahnsinnigen auf irgendeine Art kooperieren musste, aber sie wollte nicht bei der ersten Gelegenheit einknicken. Das leise Zischen, gefolgt von einem langsam steigenden Druck in ihrem Unterleib, überraschte sie. Der Druck in ihrem Enddarm wurde durch einströmende Flüssigkeit verursacht. Durch einen festsitzenden Buttplug, an dem ein Schlauch angekoppelt war, strömte warme Flüssigkeit in ihren Darm. Der Manager wusste offenbar, was gerade passierte. Er schaute Vivian mit verschränkten Armen an und versuchte nicht einmal seine Genugtuung zu verbergen.

Hilflos musste Vivian den Einlauf über sich ergehen lassen. Ihr Bauch bekam eine leichte Wölbung, bevor der Zustrom stoppte. Für Minuten saß sie da und fühlte sich quälend aufgebläht. Als das Zischen wiedereinsetzte, nahm der Druck in ihrem Unterleib langsam ab. Zu der Scham kam ein wohliges Gefühl über die einsetzende Entspannung. Der Manager neigte den Kopf mitfühlend zur Seite, als er sah, dass sich Vivian entspannte.

»Wir kümmern uns um die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter, darum sind wir auch so erfolgreich.«

Vivian blieb äußerlich ruhig. So sehr sie innerlich brodelte, war es besser gegenüber diesem Wahnsinnigen, nicht emotional zu werden. Erst als er den Raum verlassen hatte, begann sie an ihren Gurten zu rütteln, um der Wut und Verzweiflung ein Ventil zu geben. Miss Petty gab ihr eine Spritze. Vivian kam zur Ruhe, dann verlor sie das Bewusstsein.

***

Es mussten Tage vergangen sein, seit Vivian von Mr. Reel gefüttert worden war. Seit dem wurde sie von Miss Petty gefüttert und versorgt. Durch eine Augenoperation hatte sie die letzten Tage liegend oder sitzend in vollkommener Dunkelheit verbracht. Ihr Hände und Füße waren ebenfalls Bandagiert. Oft dämmerte sie Stundenlang vor sich hin und wurde nur kurzzeitig wach, wenn Miss Petty nach ihr schaute um Flüssigkeit, Nahrung oder Medikament in ihren Mundschlauch einzufüllen.

Die Entsorgung ihrer Stoffwechselprodukte war ebenfalls durch Schläuche und Ventile geregelt. Vivian empfand es als erschreckend, wie schnell sie sich mit dem Buttplug abgefunden hatte. Dieser Silikonstöpsel musste seit Tagen in ihrem Po stecken. Ihr Schließmuskel hatte sich mit der dauerhaften Dehnung arrangiert. Dennoch war der Durchmesser des Plugs so groß, dass sie ihn nicht aus eigener Kraft herauspressen konnte. Dieser Stöpsel war ihr unter Narkose eingesetzt worden und sie wollte nicht wach sein, wenn er je entfernt werden würde. Durch ein großes Ventil bekam sie regelmäßig Einläufe mit der anschließend einhergehenden Erleichterung.

*

Die gedämpfte Unterhaltung zweier Frauen riss Vivian aus ihrem Dämmerzustand.

»Die Implantate sind überraschend schnell eingewachsen. Wir können die neuen Nägel jetzt befestigen«, sagte eine Stimme, die Vivian nicht kannte.

»... sie ist sehr ruhig.«

»Ja«, pflichtete die Stimme von Miss Petty bei, »sie ist sehr umgänglich. Miss Ox ist hochintelligent. Sie macht keinen Ärger, weil sie weiß, dass es nichts außer weiterem Ärger bringt.«

Vivian fühlte eine warme Hand, gefühlvoll über ihren Oberarm streicheln. Es war die menschlichste Berührung, die ihr seit Langem zuteilgeworden war.

»... diese Ventile in der Harnröhre und dem After sind praktisch. Sie ist dadurch sehr einfach sauber zu halten. Und durch die Magensonde ist das Füttern auch ein Kinderspiel«, sagte Miss Petty, während sie ihre Hand auf Vivians Schulter ruhen ließ.

Vivian fühlte einen Lufthauch auf ihren Augenlidern. Dies bedeutete zum einen, dass sie keinen Verband mehr über den Augen trug und zum anderen, dass ihre Lider geschlossen waren. Seit ihrem Erwachen in dem Tank mit der Nährlösung waren ihre Lider zwangsweise geöffnet. Jetzt waren ihre Lider geschlossen. Sie riss die Augen auf und starrte eine junge Blondine an, die einen künstlichen Fingernagel auf einem Metallclip befestigte, der in ihre Fingerkuppe implantiert worden war. Jeder Finger und jede Zehe war mit diesen Implantaten aus Chirurgenstahl versehen worden und nach und nach wurden daran nun künstliche Fingernägel befestigt. Lange Fingernägel in einem tiefen Violett mit Glitzereffekt.

»Sie ist aufgewacht«, flüsterte die Blondine zu Miss Petty. Miss Petty lächelte Vivian an und reichte ihr einen Handspiegel: »sie haben gewaltige Fortschritte gemacht, schauen sie nur.«

Vivian nahm den Spiegel mit der Hand, an der ihre neuen Nägel schon eingepasst waren und schaute ihr Gesicht an.

Da ihre neue Haut keine Haarwurzeln mehr besaß, waren ihr lange, künstliche Wimpern implantiert worden -- eine dauerhafte Lösung. Hinter dem Spezialglas, das direkt auf ihren Augäpfeln auflag, erstrahlten hellblaue Pupillen. Das war nicht ihre ursprüngliche Augenfarbe, nicht einmal das hatten sie ihr gelassen! Vivian konnte ihre Augenlider schließen und öffnen, allerdings glitten die Lider nicht mehr auf dem Tränenfilm des Augapfels, sondern auf dem trockenen Glas, das ihr Auge abdeckte. Dadurch wirkten die Bewegungen ihrer Lider träge und sie musste es bewusst ausführen. Einen Blinzelreflex besaß sie nicht mehr und er war offenbar auch nicht mehr nötig, da die Augäpfel hinter dem Glas geschützt und ausreichend feucht gehalten wurden.

Der kleine Höcker auf ihrem Nasenrücken war einer leicht konkaven Seitenlinie gewichen. Ihr war ein niedliches Stupsnäschen operiert worden. Durch den Perlweißen, glänzenden und makellos faltenfreien Teint wirkte das Make-up kräftiger, als es tatsächlich war. Ihr waren Smokey eyes in einem Violettton geschminkt worden, der farblich zu den Finger- und Fußnägeln passte. Auf ihren Wangen war etwas Rouge aufgebracht worden. Durch ihr fehlendes Haupthaar wirkten die femininen Gesichtszüge noch intensiver, als sie ohnehin schon waren.

Ihre Lippen waren aufgespritzt worden, das hatte sie schon gefühlt, als sie aus der letzten Narkose erwacht war, aber nun sah sie das Ergebnis. Selbst wenn sich Vivian um eine möglichst ausdruckslose Mimik bemühte, machte sie einen Schmollmund. Immerhin war ihr geschwungener Amorbogen erhalten geblieben. Sie hatte volle, sinnliche Lippen bekommen, etwas zu voll für ihren Geschmack - aber sie war ja nicht gefragt worden.

»Gefällt es ihnen?«, fragte die Blondine, die offenbar so etwas wie eine Kosmetikerin sein sollte, weil sie Vivians Grimasse als nonverbale Zustimmung interpretierte. Ohne auf eine Antwort zu warten, erklärte sie: »Die künstlichen Wimpern wurden einzeln implantiert und das Make-up ist in ihre einzigartige Haut eindiffundiert. Das bleibt jetzt so -- für immer.«

Für einen Abend in einem Club hätte sich Vivian mit diesem Styling wie eine Königin gefühlt. Das Gesicht in dem Handspiegel hatte nichts mit ihrem alten Aussehen zu tun. Die Gewissheit, dauerhaft so aussehen zu müssen, fuhr ihr dumpf in den Magen. 'Das bleibt jetzt so - für immer', hörte Vivian in Gedanken. Sie fixierte die Kosmetikerin, die vor Anspannung und Freude kaum auf ihrem Hocker sitzen bleiben konnte und ließ den Handspiegel auf den Boden fallen. Er zerbrach klirrend und die Kosmetiktussi zuckte vor Schreck. Ihre Euphorie schlug in Enttäuschung um.

_Faith_
_Faith_
591 Anhänger