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Tulio & Nork, No. 03

Geschichte Info
Sie reisen mit Gauklern, aber die Gier bricht durch.
5.5k Wörter
4.26
18.4k
1

Teil 3 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 05/30/2021
Erstellt 12/11/2010
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Vielen Dank für die ermutigenden Kommentare! Leider kann ich meine Ideen nicht so schnell niederschreiben, wie sie entstehen. Aber ich bleibe dran. Schaut einfach regelmäßig nach, ob ich eine neue Folge fertiggestellt habe.

***

Mirjam war wütend. Wütend auf ihrem Mann Benno, dass er diesen beiden dahergelaufenen Herumtreibern erlaubt hatte, mit ihrer wandernden Gauklertruppe zu ziehen. Die Namen, die die zwei genannt hatten, waren gewiss nicht ihre echten, aber dies war nicht außergewöhnlich für fahrendes Volk. Der eine war ein ebenso hoch gewachsener wie hochnäsiger Magier. Und der andere ein schauspielernder Halbling, bei dem sie den Eindruck hatte, dass er auch dann noch, wenn er von der Bühne gestiegen war, weiterhin eine Rolle spielte, die seine wahre Natur verbarg. Zugegeben, die beiden waren jeder für sich eine Attraktion und die Einnahmen waren deutlich gestiegen, seit sie mit der Truppe reisten. Das Geheimfach unter dem doppelten Boden von Mirjams Wäschetruhe reichte fast nicht mehr aus, um alle Münzen aufzunehmen. Aber sie hatte vom ersten Augenblick an ein seltsames Gefühl bei den beiden gehabt. Und sie ärgerte sich noch immer darüber, dass Benno nicht auf sie gehört hatte.

„Weibergefühl!", hatte er gebrummt und danach nicht mehr auf ihre Einwände gehört. Das war vor fast drei Wochen gewesen und seither hatte sie außer dem Nötigsten kein Wort mehr mit ihm gesprochen. Geschweige denn nachts in ihrem Wohnwagen ihn auch nur in ihre Nähe gelassen.

Aber eigentlich war sie auf sich selbst noch viel wütender, als auf ihrem Mann. Missmutig kickte sie einen Stein von der Straße, während sie in Gedanken versunken neben dem von zwei Maultieren gezogenen Wagen marschierte. Die körperliche Nähe zu Benno fehlte ihr mindestens ebenso wie ihm. Zumindest hoffte sie, dass Benno ihren Liebesstreik als Strafe empfand. Wehe ihm, wenn nicht! Und wenn er nicht zu stur wäre, seinen Fehler einzugestehen, hätte er sich schon längst bei ihr entschuldigt und sie hätten sich wieder versöhnen können. Und dann wäre letzte Nacht nichts passiert.

Ihre Gedanken schweiften ab zu den Ereignissen des vergangenen Abends, während ihre Beine einfach weiter marschierten. Sie war so froh gewesen, als Benno seinen Kopf durch die Tür des Wohnwagens gesteckt hatte, als sie wie die Wochen zuvor alleine zu Bett gehen wollte. Sein Lächeln war warm und mit Gesten bedeutete er ihr, ihm zu folgen. „Endlich!", dachte sie, zog sich rasch einen Mantel über das Nachthemd und eilte zu ihm ins Freie. Wortlos nahm er ihre Hand und führte sie aus dem Kreis, zu dem die Wagen nachts zusammengestellt wurden. Willig folgte sie ihm zum Waldrand. Sie konnte sich schon denken, was er vorhatte, denn früher hatten sie sich oft vom Lager fortgestohlen, um alleine und ungestört zu sein. Aber das letzte Mal lag schon viele Jahre zurück. Und das geheimnisvolle Schweigen ihres Mannes machte Mirjam doppelt neugierig darauf, was er wohl beabsichtigte.

Als sie weit genug zwischen die Bäume getreten waren, dass man sie von den Wagen aus nicht mehr sehen konnte, blieb Benno stehen und drehte sich zu ihr um. Seine Augen blitzten schelmisch und er neigte sein Gesicht ihrem zu. Erwartungsvoll schloss sie ihre Augen. Ihre Lippen trafen sich. Gleichzeitig umfassten sie sich mit den Armen und drängten ihre Körper aneinander. Bennos Kuss war ungewohnt intensiv und Mirjam war überrascht, seine Zungenspitze an ihren Lippen zu spüren. Leicht öffnete sie den Mund und schob ihrerseits ihre Zungenspitze nach vorne, aber er wartete nicht ab, bis sie sich trafen. Sofort als sich ein Weg auftat, schob sich seine Zunge zwischen ihre Lippen und tastete nach ihrer, umspielte sie und erforschte ihre Mundhöhle. Mirjam erlebte ein ungewohntes Feuerwerk der Gefühle. Was war in ihrem Mann gefahren? Wo hatte er diese neue Art zu küssen gelernt? Ein kurzer Anflug von Eifersucht überkam sie. Hatte er ihre abweisende Haltung als Entschuldigung genutzt, sich einer anderen Frau zu nähern? Nein, schalt sie sich selbst, das hätte sie bemerkt. In der kleinen, eingeschworenen Gemeinschaft ihrer Reisegruppe hätte er das nicht geheim halten können. Entschlossen drängte sie diese bösen Gedanken beiseite.

Sie maunzte laut, als seine Hände ihren Mantel öffneten und begannen, durch das dünne Hemd ihre Brüste zu streicheln. Schauer jagten durch ihren Körper, der die Kühle der Nacht nicht mehr spürte. Dieser ungewohnte Benno und sein Kuss erregten sie zusehends. Zwar hatte er noch immer kein Wort gesprochen, aber sie akzeptierte seine unausgesprochene Entschuldigung und hatte auch schon eine Idee, wie sie ihm antworten konnte. Nur mühsam schaffte sie es, sich aus der innigen Umarmung zu lösen. Den geöffneten Mantel ließ sie zu Boden sinken, drehte sich um und hob ihr Nachthemd bis über die Hüften. Dann beugte sie sich weit nach vorne und stützte sich gegen einen Baumstamm, ihm ihr entblößtes Hinterteil anbietend. Ehe sie einen eigenen Wagen mit einem breiten Bett besaßen, hatten sie sich meist an Orten wie diesem geliebt, wo man nicht bequem liegen konnte. Mirjam erbebte bei den Erinnerungen an diese heißen Nächte und manchmal auch Tage, an denen ihnen nichts wichtiger gewesen war, als ihr gegenseitiges Verlangen. Ihr Gesicht glühte und zwischen ihren Schenkeln glaubte sie einen Wasserfall zu spüren.

Verwirrt stellte sie fest, dass er nicht sofort seine Hose öffnete und sie von hinten nahm, wie er es früher immer getan hatte, sondern seine Lippen auf die dargebotenen Backen drückte. Dort verharrten sie aber nicht. Entlang den Seiten ihrer Hüfte setzten sie Kuss um Kuss, die Oberschenkel hinab und an den Innenseiten wieder hinauf. Seine glatt rasierten Wangen drängten ihre Schenkel leicht auseinander und bereitwillig gewährte sie ihm Zugang. Was war sein Ziel? Kaum konnte sie es glauben, als sie seinen Mund an ihren Schamlippen spürte. Der Kuss ging über in ein schwaches Saugen und dann in ein zärtliches Knabbern, das wonnige Schauer durch ihren Unterleib jagte. Seine Zunge wagte sich hervor und begann, sie dort abzulecken. Und ehe sie sich versah, drängte die Zungenspitze in ihre Öffnung. Sie wollte schreien, so stark waren die Gefühle, die er damit auslöste, aber ihr blieb die Luft weg. Halb enttäuscht, halb erleichtert nahm sie wahr, dass er damit aufhörte. Bereitwillig folgte sie seinen drängenden Händen, die sie umdrehten und aufrichteten, den Rücken gegen den Baumstamm gelehnt. Vor ihr kniend presste er sein Gesicht gegen ihre Scham. Wieder drängte seine Zunge nach vorne. Und diesmal wusste er ganz genau, was er wollte. Mirjam glaubte Sterne zu sehen, als er ihre empfindlichste Stelle fand. Seine Zunge umspielte ihren Kitzler, befeuchte ihn und leckte ihn dann mit ganzer Kraft und vollem Einsatz. Mirjams Hände krallten sich in seine Haare und drückten seinen Kopf noch stärker gegen sich. Nur nicht aufhören, schrie sie in Gedanken, brachte aber noch immer keinen Ton heraus. Benno machte auch gar keine Anstalten, von ihr abzulassen. Die ungewohnte aber wunderbar intensive Stimulation forderte ihren Tribut von Mirjam. Beinahe knickten ihre Beine ein. Sie hielt Benno nun weniger fest, als dass sie sich auf ihn stützte. Und dann kam er, der stärkste Orgasmus ihres Lebens. Ihr Geist explodierte, ihr Körper bäumte sich auf und wollte nicht mehr aufhören zu zittern. Wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, wie der Mann sie langsam zu Boden gleiten ließ, bis sie auf dem Rücken lag, und er sich nun endlich seiner Beinkleider entledigte. Sein erigiertes Glied wirkte größer und länger, als sie es in Erinnerung hatte. Aber heute Nacht wusste sie überhaupt nicht mehr, was sie wahrnahm, was sie glauben sollte und was mit ihr geschah. Sie schloss die Augen und gab sich ganz den wunderbaren Gefühlen hin, die er auslöste, als er in sie eindrang. Sein harter Schwanz hatte keine Mühe, in ihre klatschnasse, empfängnisbereite Möse einzufahren, obwohl sich Mirjam ungewohnt eng und wahnsinnig empfindlich anfühlte. Mit kreisenden Bewegungen weitete er sie zunächst. Dann steigerte er seine Geschwindigkeit und stieß gleichzeitig immer tiefer in sie vor. Er entdeckte Stellen in ihr, von denen Mirjam bislang selbst nicht gewusst hatte, wie erregbar sie sein konnten. Es war kaum auszuhalten, was er mit ihr anstellte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nur ganz knapp vor ihrem zweiten Höhepunkt stünde. Allein der Gedanke, dass sie ihn zwei Mal so kurz nacheinander bekommen würde, ließ sie beinahe durchdrehen. Gleichzeitig wünschte sie sich, dass Benno nie mehr damit aufhören würde, was er mit ihr machte. Sein Atem ging zunehmend schneller, seine Stöße wurden kräftiger, beinahe brutal. Ihre Körper klatschten aneinander. Sie nahm seinen Rhythmus auf und kam ihm bei jeder Vorwärtsbewegung entgegen, bis er laut aufstöhnte, seinen Schwanz tief in sie versenkte und seinen Samen in sie verströmte. Einmal, zweimal, immer wieder, so dass Mirjam glaubte, so gefüllt zu werden, dass sie keinen Tropfen mehr aufnehmen könnte und auslaufen müsste. Ihre leichte Enttäuschung, dass er ihr keinen zweiten Orgasmus beschert hatte, verflog in der Erleichterung, dass sie ihm den Streit endgültig verziehen hatte.

Erschöpft sank er auf sie und Mirjam umklammerte ihn, als ob sie ihn nie mehr loslassen wollte. Wärme und Zufriedenheit ließen sie einnicken.

Kälte weckte sie. Enttäuscht und irritiert stellte sie fest, dass sie alleine auf dem Waldboden lag. Aber die Nässe zwischen ihren Beinen bewies ihr, dass sie nicht geträumt hatte. Mit noch immer zittrigen Knien erhob sie sich, hob ihren Mantel auf und machte sich auf den Rückweg zum Lager. Als sie in den Kreis der Wagen trat, erkannte sie im Licht des Lagerfeuers Benno, der mit den anderen Männern trank und redete. Er war noch immer unrasiert, wie seit ihrem Streit vor Wochen.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag. Der Magier. Zwanzig Mal hatte sie gesehen, wie er sich bei den Vorstellungen in die Gestalt eines anderen verwandelte. Jedes Mal amüsierte sich das gesamte Publikum über das Erstaunen des auf die Bühne gebetenen Zuschauers, der sich plötzlich seinem lebenden Spiegelbild gegenüber sah. Nur an der Stimme hatte man Original und Kopie unterscheiden können.

Beschämt eilte sie zu ihrem Wohnwagen und warf sich auf ihr Bett. Wut und Rachegedanken ließen sie die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen.

Nork lachte schallend, als Tulio ihm von seinem Streich erzählte. Er hatte keine Sorge, dass jemand sie hören könnte, denn sein Gefährte hatte einen magischen Schutzkreis, der alle Geräusche dämpfte, um das kleine Zelt gezogen, das sie sich teilten.

„Während du sie beschäftigt hast", berichtete er, noch immer leicht nach Luft schnappend, „habe ich wie geplant ihren Wohnwagen durchsucht. Das Geld steckt in einem Geheimfach in der Truhe."

„Hast du es mitgenommen?", wollte der größere Mann wissen, Gier in seinen Augen.

„Nein, noch nicht."

Fragend hob Tulio eine Augenbraue. Er konnte sich nicht vorstellen, was Nork davon abgehalten haben konnte, diese Gelegenheit zu einem Diebstahl zu nutzen. Aber der erklärte von sich aus:

„Ich will nicht riskieren, von diesen Leuten verfolgt zu werden. Lieber mache ich mir alle Reichsritter und Stadtwächter diesseits des Sandgebirges zum Feind, als Angehörige des fahrenden Volks. Wir werden ihresgleichen noch oft genug brauchen, wenn wir wieder einmal unerkannt fliehen müssen. Außerdem verbreiten sich Nachrichten unter ihnen zu schnell und sie haben zu gute Kontakte zu den Dieben und Bettlern in den Städten. Nein! Wir brauchen eine Ablenkung. Etwas, das unseren kleinen Raub so unwichtig macht, dass niemand darüber redet."

„Was schwebt dir vor?"

Die Phantasie des Magiers reichte nicht aus, sich vorzustellen, was Nork plante.

„Ich habe gehört, dass es in diesem Wald eine Bande gibt, die einsame Reisende überfallt. Einen Wagenzug wie diesen mit vielen kräftigen Männern werden sie aber vermutlich nicht wagen anzugreifen. Es sei denn", er machte eine bedeutungsschwere Pause, „sie hätten Verbündete, die ihnen einen deutlichen Vorteil verschaffen."

„Wie ist dein Plan?"

„Ich habe ihn noch nicht vollständig ausgearbeitet. Ich muss es erst mit den Banditen besprechen. Aber in groben Zügen könnte es so funktionieren..."

Obwohl er nicht befürchten musste, belauscht zu werden, beugte sich Nork weit vor und flüsterte Tulio seinen Plan so leise zu, dass nur dieser ihn hören konnte. Der Magier nickte mehrmals und gab zuletzt mit einer Geste sein Einverständnis. Darauf hüllte sich der Halbling in seinen dunklen Umhang, schlüpfte barfuß aus dem Zelt und verließ leise und verstohlen wie ein Schatten das Lager.

Die Bäume warfen noch lange Schatten in der aufgehenden Sonne, als ein Warnruf die Mitglieder des Wagenzugs aus ihren Betten und Lagern holte. Bewaffnete, verwegen aussehende Gestalten waren aus dem Wald hervorgetreten und kamen auf das Lager zu. Alle Männer der Gauklertruppe griffen nach irgendeinem Werkzeug, das als Waffe dienen konnte, und liefen, teils nur zur Hälfte angekleidet, den Fremden entgegen. Außerhalb des Wagenkreises bildeten sie eine Mauer aus Leibern, um ihre Angehörigen und ihr geringes Hab und Gut zu schützen. Die Angreifer blieben stehen, offenbar zögerten sie, einen Kampf zu beginnen, den sie nicht ohne eigene Verluste würden gewinnen können.

Benno trug als einziger der Gaukler ein Schwert. In der Mitte der Reihe stehend sah er nach links und rechts, zufrieden mit der Reaktion seiner Kameraden und der Entschlossenheit, die er in ihren Gesichtern erkennen konnte. Um zu wissen, ob noch Nachzügler kommen würden, warf er einen Blick zurück. Er entdeckte Mirjam, die ihre Hand um den kleinen Dolch an ihrem Gürtel gekrallt hatte, auf dem Bock ihres Wagens. Warnend hob er eine Hand und bedeutete ihr, nicht näher zu kommen. Ihre Blicke trafen sich, die Sorge in ihren Augen erweichte sein Herz und erstmals seit Wochen fühlte er wieder die Verbundenheit mit ihr, die sein Leben wertvoll machte.

Aus dem Augenwinkel nahm er noch eine Bewegung am Rand des Lagers wahr. Der hochgewachsene Magier war aus seinem niedrigen Zelt gekrochen und reckte seinen Rücken, beide Hände in die Seiten gestemmt.

„Komm her!", rief Benno ihm zu, „Hier gibt es Ärger."

Mirjams warnendes Abwinken bemerkte er nicht. Stattdessen registrierte er die arkanen Gesten und hörte die unverständlichen Worte des Zauberers. Benno hatte keine Ahnung, was für eine Art von Magie er heraufbeschwor, aber er traute dem Magier zu, die Banditen mit einem einzigen Zauber in die Flucht zu schlagen.

Eine kleine Kugel aus Feuer löste sich von den schlanken Fingern des Beschwörers, wuchs zu einem kopfgroßen Ball, vergrößerte seinen Umfang stetig und flog gleichzeitig auf die Angreifer zu. Aber dann ging irgendetwas schrecklich schief. Anstatt die Verteidiger zu überfliegen, explodierte der Feuerball mitten unter ihnen. Die Schreie erstickten in einem dumpfen Donnergrollen. Haare und Kleidung gingen in Flammen auf und der Ekel erregende Gestank verbrannten Fleisches hing plötzlich in der Luft. Die Männer lagen reglos am Boden oder wälzten sich auf der Erde.

Als hätten sie auf dieses Zeichen gewartet, stürmten die Banditen wie ein Mann vor. Im Vorbeilaufen gaben ihre Klingen den schwer Verletzten den Gnadenstoß. Dann drangen sie zwischen die Wagen ein, zwischen denen Frauen und Kinder in Panik schrieen und Habseligkeiten an sich rafften, um zu fliehen. Nur die wenigen Besonnenen waren sofort davon gerannt und hatten den Waldrand erreicht. Alle anderen wurden von den Bewaffneten in der Mitte des Lagers wie Vieh zusammen getrieben.

Mirjam war zunächst in Schockstarre verfallen, als sie Benno im Feuer zusammenbrechen sah. Dann entzündete sich ihr schwelender Hass gegen den verräterischen Magier. Sie riss ihren Dolch aus dem Gürtel, sprang vom Kutschbock und ging mit weit ausholenden Schritten auf den Mörder ihres Mannes zu. Den Schemen, der sich ihr von hinten näherte, bemerkte sie nicht. Ein Tritt in ihre Kniekehle ließ sie stolpern. Sie versuchte, sich mit den Händen vor dem Aufprall abzufangen, ohne den Dolch loszulassen zu wollen, und verstauchte sich dabei das Handgelenk. Der stechende Schmerz lähmte kurzzeitig ihren Arm, sie rollte unkontrolliert zur Seite und erkannte jetzt die kleine Gestalt, kaum größer als ein Kind, die sie hinterrücks angegriffen hatte. Unerwartet flink schlug der Halbling mit dem Griff seines Dolches nach ihrem Kopf, sie schaffte es nicht schnell genug, ihre Arme schützend hoch zu reißen. Der Schlag gegen ihre Schläfe jagte ihr Sterne vor die Augen, ihr Kopf schien vor Schmerzen zu platzen, dann wurde die Welt schwarz.

Als Mirjam erwachte, hätte sie nicht sagen können, welcher Teil ihres Körpers nicht schmerzte. Als sie sich in ihrer unbequemen Lage orientiert hatte, erkannte sie, dass sie sich in ihrem eigenen Wohnwagen befand. Sie lag bäuchlings auf ihrer Wäschetruhe mitten in dem kleinen Raum, die Arme und Beine mit Seilen gefesselt und so über Kreuz gestreckt an den Wänden festgezurrt, dass sie sich kaum rühren konnte. Instinktiv versuchte sie, die Fesseln zu zerreißen, gab aber sofort mit einem Schmerzensschrei auf. Ihr rechtes Handgelenk war blau und dick angeschwollen. Jeder Zug an dem Gelenk verursachte höllische Schmerzen.

Stattdessen bemühte sich Mirjam nun, ruhig liegen zu bleiben und ihre Umgebung wahrzunehmen. Die Geräusche, die sie geweckt haben mussten, drangen in ihr Bewusstsein. Es waren vor allem Weinen und Schreien von Frauen, dazwischen nur wenige raue Männerstimmen. Ganz deutlich konnte Mirjam eine Stimme hören, die von unmittelbar neben ihrem Wagen zu kommen schien. Durch die dünne Wand erkannte sie das Schluchzen und Jammern ihrer Nichte Siba. Seltsamerweise konnte sich Mirjam die junge Frau immer nur mit ihren langen blonden Mädchenzöpfen vorstellen, obwohl sie diese abgeschnitten hatte, ehe sie vergangenen Monat den jungen Kord geheiratet hatte. Wut und Trauer überschwemmten Mirjam, als ihr bewusst wurde, dass Kord ebenso wie Benno tot war. Wer sollte sich jetzt um sie kümmern?

Sibas Tonlage veränderte sich.

„Nein, nicht noch einmal", bettelte sie.

„Aber ich hatte dich doch noch gar nicht", lachte ein gehässiger Bariton, „das waren zwei meiner Kumpels."

„Bitte, nein!"

Sibas Flehen endete abrupt mit einem lauten Klatschen. Nach einem zweiten Schlag fing sie zu heulen an.

„Leg dich hin und mach die Beine breit! Na also, warum nicht gleich?"

Lautes Schnaufen und Grunzen überdeckte Sibas leise Geräusche, bis sich eine zweite Männerstimme einmischte.

„Beeil dich, ich will auch noch was von der Kleinen."

„Verschwinde", knurrte der erste, „jetzt bin ich dran."

„Nur die Ruhe! Du kannst weitermachen, wenn du sie nur umdrehst."

Kurzer Stille folgte ein hämisches Lachen.

„Los, du hast ihn verstanden. Hoch mit dir, auf alle Viere!"

Wieder klatschte Hand auf nackter Haut.

„Ja, genau. So! Ich fick dich wie eine läufige Hündin."

Dann erstarb Sibas Wimmern, als habe man ihr einen dicken Knebel in den Mund geschoben, und Mirjam hörte nur noch die beiden Männer, die sich gegenseitig anfeuerten.

„Na, endlich wieder wach?"

Mirjam schrak hoch und starrte in die dunkle Ecke, aus der die Worte gekommen waren. Zunächst konnte sie nur die schwieligen Sohlen großer nackter Füße erkennen. Dann hüpfte der Halbling von dem Hocker, auf dem er es sich bequem gemacht hatte und schlenderte die wenigen Schritte zu ihr. Mit einem Mal wurde Mirjam bewusst, dass sie nur noch ihr Unterhemd trug. Sie fühlte sich schutzlos und ausgeliefert. Ungewollt begann sie sich auszumalen, was der fremde Mann mit ihr tun könnte. Andererseits hätte er ihre hilflose Lage längst ausnutzen können. Und dass er sich nicht an der Barbarei der Banditen draußen beteiligte bewies, dass er auf etwas anderes aus war.

Der einzige Lichtblick für Mirjam war, dass sie auf ihrer eigenen -- ungeöffneten -- Truhe lag und das Innere des Wohnwagens nicht verwüstet war. Sie schloss daraus, dass ihr Besitz nicht geplündert worden war und die Münzen also noch unter dem doppelten Boden liegen mussten. Fieberhaft überlegte sie, wie sie die Entdeckung des Schatzes verhindern könnte.

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