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Ulrichs erster Kuss kam von Thomas 02

Geschichte Info
70'iger Jahre.
9.1k Wörter
4.47
14.2k
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Teil 2 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 08/16/2016
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Gesa
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Erinnerungen an ein sehr verrücktes Jahr in den Siebzigern, als vieles noch Tabu war und § 175 noch teilweise (1) in Kraft war, aber gleichzeitig in der Gesellschaft alles im Fluss war.

Fortsetzung von dem ersten Teil.

Ulrichs erster Kuss kam von Thomas -- Teil 2

Der erste Konflikt

Ich wachte langsam auf -- und erinnerte mich. Ich war erneut eingeschlafen, in seinen Armen. Es roch nach Sperma. Ein Blick auf die Uhr und ich erkannte, dass es bald schon Mittag war. Die Aufräum- und Saubermacharbeiten nach der Party standen an. Aber erst einmal stand mein eigenes Reinigen an. Ich glitt langsam und vorsichtig aus der Decke heraus und machte mich auf den Weg zum Klo mit dem Waschbecken und nahm mir auf dem Weg eine Unterhose und ein T-Shirt mit.

Als ich sauber zurückkam in mein Zimmer, da war Thomas auch wach geworden. Ich erinnerte ihn daran, dass er auch versprochen hatte, sich am Aufräumen zu beteiligen. Er nickte und stand dann auch auf, wobei er sich in voller Nacktheit träge streckte und reckte. Ich wurde leicht rot bei dem Anblick.

„Wie willst du dich anziehen, Uli? Das muss gut überlegt sein, denn Patrick und Bert werden ja wohl auch helfen."

Ich verstand zunächst gar nicht, was er damit sagen wollte. Was sollte ich denn für das Aufräumen Besonderes anziehen? Dann erklärte er, was er meinte:

„Die beiden sind erst spät weggegangen. Als sie gegangen sind, da war nur Ulrike anwesend und kein Ulrich. Wenn Du jetzt als Ulrich gehst, was willst Du dann sagen wegen Deiner Abwesenheit bei der Feier?"

Das war etwas, was ich mir noch nicht überlegt hatte. Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass früher oder später der ganze Jux auffliegen würde und wir alle herzlich lachen würden. Und das war auch jetzt die beste Lösung, wenn es auch etwas verspätet kam.

„Tom, ich werde einfach das sagen, was die Wahrheit ist. Als Scherz habe ich mich als Mädchen verkleidet, so wie Anke sich als Indianerin verkleidet hat und du dich als Westernheld. Also brauche ich über meine ‚Abwesenheit' gar nichts zu erklären."

„Uli, ganz so einfach ist das nicht. Patrick und Silvia haben uns tanzen und küssen gesehen. Patrick möchte bei Silvia landen und wäre meiner Einschätzung nach nur zu gerne bereit, mich bei Silvia zu diskreditieren. Silvia kennt meine ältere Schwester. Wenn Patrick ihr das brühwarm erzählt, dann wird das innerhalb eines Tages meine ganze Familie wissen, dass und wie Du mich in der Verkleidung als Ulrike geküsst hast. Willst Du das wirklich?"

Das brachte mich ins Schlingern mit meiner einfachen Erklärung. Da hatte Tom Recht. Das was wir beim Tanzen gemacht hatten, ging ganz eindeutig über einen einfachen Spaß hinaus. Nein, das wollte ich nicht wirklich und schüttelte zögernd meinen Kopf.

„Die einfachste Erklärung wäre, dass Ulrich über das Wochenende überraschend nach Hause gefahren ist und erst am Sonntagabend oder Montagmorgen wieder zurückkommt. Dann reicht es, wenn du dich als Ulrike kurz verabschiedest, damit Anke und Michael auch dieselbe Ansicht vertreten. Patrick wird da nichts mitbekommen -- und Bert schon gar nicht. Dazu musst du dich aber noch einmal als Ulrike zurechtmachen, was mir durchaus gefallen würde. Oder du musst dich aus dem Haus schleichen, ohne von jemandem gesehen zu werden und dann als Ulrich laut polternd durch das Treppenhaus wiederkommen. Du hast die Wahl!"

„Gott, wie sieht das denn aus, wenn ich mittags hier aus der Wohnung komme als Ulrike? Und wo soll ich mich dann umziehen? Ich kann ja schlecht mit meiner Jeans unter dem Arm durch das Treppenhaus wandern."

Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass dieser ganze Verkleidungsspaß so viele Konsequenzen nach sich ziehen würde.

„Gott, wie sieht das denn aus, wenn du nicht als Ulrike hier aus der Wohnung kommst? Ich habe keine Lust zu erklären, dass ich Silvia stehen gelassen habe, um mit der hübschen Ulrike zu poussieren, wenn diese nicht geblieben ist. Was meinst du, was Patrick sagen würde? Ich habe einen Ruf zu verteidigen..."

Da blieb mir der Mund offen stehen. Was war das denn für ein dämlicher Spruch? Ich sollte Ulrike bleiben, damit Toms Reputation als Verführer nicht leiden sollte? Der hatte sie ja nicht mehr alle!

„Hör mal zu, Tom. Du kannst dir deinen verdammten Ruf sonst wohin schieben. Das interessiert mich nicht die Bohne. Das ganze sollte ein Spaß sein -- und nicht zu gottverdammten Kopfschmerzen führen!"

Er grinste und kam einfach auf mich zu.

„Das war doch nur ein Scherz mit dem Ruf! Jetzt noch `ne Stunde mehr Spaß als Ulrike, das wird dir doch auch keinen Zacken mehr aus der Krone brechen."

Ganz konnte ich ihm da nicht widersprechen. Gleichzeitig sah ich auch keine Möglichkeit, sicher aus dem ganzen Wirrwarr herauszukommen, wenn ich nicht als Ulrich über das Wochenende angeblich verreist war. Also gab ich teilweise nach.

„Na schön, aber damit hat sich das dann auch! Dann ist Schluss mit dem Theater. Ich muss einfach zu viel getrunken haben..."

Nackt wie er war, nahm er mich einfach in die Arme und küsste mich, was mir einen Schauder über den Rücken laufen ließ:

„Komm', stell' dich nicht so an! Dir hat das doch auch Spaß gemacht - gib' es doch zu! Und mir hat es richtig Vergnügen bereitet. Seit ich dich damals in der Strumpfhose gesehen habe..."

Ich zog es vor zunächst nicht zu antworten. Mir kam der Boden plötzlich schwankend vor. Was war bloß innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden geschehen? Mir wuchs das alles über den Kopf.

„Tom, sei mal vernünftig. Bleiben wir lieber Freunde, wie wir es vorher waren. Das alles hier wird viel zu kompliziert und viel zu verwirrend. Ich möchte dich nicht als Freund verlieren, okay?"

Diesmal zog er es vor nicht zu antworten. Er wirkte sehr nachdenklich und schien zu erkennen, was das Schwierige war.

Erster Versuch einer Lösung

Ich war wieder als Ulrike verkleidet. Tom und ich waren unten zum Helfen, wobei ich nur den Part als Gast hatte, der freiwillig ein bisschen durch die Zubereitung des Mittagessens für alle mithalf. Tom strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Weder Patrick noch Bert waren dagegen in guter Stimmung. Anke und Michael sahen zwar etwas verkatert, aber dafür durchaus fröhlich aus.

Ich passte einen Moment ab, um mit Anke allein zu sein und mit ihr meine Wiederkehr als Ulrich zu besprechen. Sie war amüsiert, aber auch verständnisvoll. Tom hätte sie auch angesprochen.

Und so half mir Anke bei der Rückverwandlung im Schwesternheim. Meine Erleichterung war enorm. Wieder ich selbst zu sein, machte das Leben so viel einfacher. Es war zwar auch weniger aufregend, aber eben auch unverstellter und vermied das Problem mit ‚Ulrike'.

Ich machte einen sehr langen Spaziergang, bis ich mich wieder der Wohnung näherte. Natürlich hatte ich einen Rucksack mit, der meinen Wochenendausflug belegen sollte. Die fünf anderen waren praktisch fertig. Es bestätigte sich wieder einmal die Weisheit, dass man nur das sieht, was man sehen will. Weder Patrick noch Bert fiel die Ähnlichkeit von mir mit Ulrike auf. Anke hatte aber auch alle Spuren vom Make-up säuberlich entfernt und meine Frisur wieder zum Seitenscheitel gebracht. Patrick war inzwischen in einer Stimmung zum Frotzeln:

„Weißt du, dass Tom sogar mit zwei Mädels rumgemacht hat? Da hast du was versäumt, denn die eine war nicht viel größer als du es bist. Es gab gleich viele Mädchen wie Männer!"

Was sollte ich darauf antworten? Ich hatte alles selber miterlebt, aber durfte das jetzt natürlich nicht zugeben. So konnte ich nur stumm zuhören und mich wundern, dass er wohl auch über Silvia sprach, die er doch nachher nach Hause gebracht hatte. Dann grinste er plötzlich und neigte sich näher zu mir heran, um mir etwas zuzuflüstern:

„Die kleinere hat sogar bei ihm übernachtet! Naja, kein Wunder, so wie sie mit ihm vorher hemmungslos geknutscht hat..."

Ich konnte nur mit Mühe meine Gesichtszüge unter Kontrolle halten. Mir war klar, dass er eigentlich über mich sprach, aber so hatte ich es noch nicht gesehen. Dieses Schludern von Patrick empfand ich als unangenehm. Ich konnte mir jetzt so richtig vorstellen, wie er erst über mich herziehen würde, wenn er wüsste, dass die Ulrike, über die er so genussvoll lästerte, ich war. Das was ich zu Tom gesagt hatte, erschien mir nun als noch wichtiger und richtiger. Wir sollten lieber Freunde bleiben und diese Episode möglichst schnell verdrängen.

Ich entschuldigte mich damit, dass ich den Müllsack herunter bringen würde. Danach ging ich wieder hoch, um mit Tom zu reden. Der befand sich gerade in einem Gespräch mit Anke und als er mich sah, reagierte er einmal wieder mit seinen typischen Flachsen:

„Oh Hallo, Ulli. Was meinst du, ob Ulrike mich wohl am nächsten Wochenende wieder besuchen kommt, wenn du wieder auf Heimfahrt bist?"

Patrick war zwar nicht so nahe dran, dass er dieses garantiert gehört hätte, und wahrscheinlich hätte es auch gar nicht richtig interpretieren können, aber mir gefiel der Spruch trotzdem nicht. So reagierte ich eher säuerlich:

„Thomas, ich habe keine Absicht, dieses Wochenende wegzufahren. Wir haben keine Faschingsfeier mehr. Also wird auch Ulrike nicht kommen."

Er schaute etwas betroffen drein, aber er verzichtete auf ein Nachlegen in punkto Ulrike. Er blickte nur Anke an und die reagierte mit einem Beschwichtigungsversuch.

„Uli, sowohl Ulrich als auch Ulrike sind bei mir immer herzlich willkommen. Thomas und du, ihr könnt euch drauf verlassen, dass ich einen Besuch im Schwesternheim von Uli immer gerne sehe, zu welchem Zweck auch immer."

Sie lächelte Thomas an und die beiden schienen sich gut zu verstehen. Ich fand diese Bemerkung genauso wenig prickelnd wie die erste von Thomas. Die Bemerkung von Patrick hatte mir gezeigt, wie schnell ich durch unüberlegte Handlungen zum Objekt von Klatsch werden konnte. Und diesen Standpunkt wollte ich ganz klar machen:

„Anke und Thomas, das mit der Verkleidung war eine einmalige Sache für diese Feier. Das werde ich nicht wiederholen. Die damit verbundene Heimlichtuerei hat mir nicht gefallen. Ich möchte nicht mehr darüber reden."

Die beiden sahen etwas verwirrt aus, aber verzichteten auf weitere Kommentare. Ich nahm es Thomas auch übel, dass er mit Anke wohl schon vertraulich geredet hatte. Sonst hätte er bestimmt nicht in ihrer Gegenwart so offen mit einem ‚Besuch von Ulrike' provoziert.

Ich war leicht aufgebracht und zog mich in die Wohnung oben zurück, in mein Zimmer. Thomas kam später und musste durch mein Zimmer, aber angesichts meiner Miene verzichtete er darauf mich anzusprechen. Es war ein offener Streit. Montagmorgen stand ich früh auf und zog ohne Frühstück Richtung Uni ab -- ich hatte keinen Bock auf eine Diskussion am frühen Morgen und auf nüchternen Magen.

Der zweite Konflikt

Am Montagabend war ich nicht viel besser gelaunt. Das ganze Erlebnis hatte mich doch ziemlich erschüttert. Thomas wollte eigentlich reden, aber das mochte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eigentlich hoffte ich darauf, dass dieses Thema wieder still und leise in der Versenkung verschwinden würde, aus der es aufgetaucht war.

Am Dienstagmorgen machte ich uns einen Tee und je einen Toast zum Frühstück. Das war schon besser, aber unsere Konversation ging nicht über solche Halbsätze wie ‚Reich mir mal bitte die Butter' hinaus. So allmählich wurde mir klar, dass wir früher oder später reden mussten. Bevor wir nicht darüber redeten, würden unsere Gespräche immer befangen klingen und nicht wirkliche Gespräche sein, sondern nur Austausch von Formeln. Ich erkannte auch, dass Thomas jeden möglichen Anlass für einen Streit vermeiden wollte, solange ich nicht offen für eine Diskussion war. Er war die Rücksicht in Person, was für ihn erstens nicht typisch und sicherlich auch nicht einfach war.

Am Dienstagabend fragte ich mich, ob ich schon zu einem solchen Gespräch bereit war. Ich wusste es nicht, aber irgendwann würde ich es sein müssen. Zumindest bereitete ich schon das Abendbrot vor und holte zwei Bierflaschen, als Thomas von der Uni zurückkam. Es blieb einsilbig, bis wir den zweiten Schluck Bier konsumiert hatten.

„Thomas, ich sehe ein, dass meine Bemerkung über das ‚nicht mehr darüber reden' so nicht funktioniert. Es wäre doch schade, wenn wir wegen dieser Feier Probleme mit unserer Freundschaft bekommen, nicht wahr?"

Er nahm sich noch einen großen Schluck Bier, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Ich konnte sehen, dass es ihm nicht leicht fiel.

„Uli, ich wollte mich erst einmal entschuldigen. Ich sehe ein, dass mein Scherzen in Gegenwart von Anke unten in der Wohnung nicht angebracht war, denn ich möchte noch einmal betonen, dass dieses Wochenende für mich ein wunderbares Erlebnis war. Es ist geschehen und ich möchte es nicht missen. Ich verstehe auch, dass es dir Angst macht. Ich gestehe auch gerne, dass ich Ulrike mit Vergnügen wieder zurück hätte. Lass uns also darüber reden."

Er war ganz sorgfältig darauf bedacht, nur ja keinen Anschein zu erwecken dass er noch einmal darüber scherzen wollte. Es musste ihm wirklich sehr wichtig sein, denn sonst war er mit seinen Scherzen immer leicht bei der Hand.

„Thomas, versteh mich nicht falsch, ich fand es ja auch erregend, diese Erfahrung mit dir zu machen. Es macht mir nur Angst, welche Konsequenzen und welche Risiken, auch in Bezug auf polizeiliche Anzeigen, sich daraus ableiten würden, wenn wir es noch einmal wiederholen. Können wir das nicht einfach als eine Art von einmaligem Geschehnis ansehen?"

Er lächelte jetzt etwas entspannter und auch erleichtert. Er hatte sich wohl Sorgen gemacht, dass sich jetzt auch unser Beisammensein von diesem Wochenende komplett ablehnen wollte. Das konnte ich aber gar nicht.

„Uli, ich begreife ja deine Sorgen. Ich habe aber auch Ideen, wie wir diese Sorgen viel, viel kleiner machen können. Es als rein einmalig zu betrachten, würde mir aber sicher sehr schwer fallen. Vielleicht können wir einen Kompromiss finden. Ich weiß, dass du unter der Woche die Universität als Ulrich besuchen willst und Angst hättest, dass unsere Nachbarn irgendwo etwas mitbekommen. Was hältst du aber davon, wenn du am Wochenende nicht zur Uni musst und mich dann, genauso wie bei der Feier, als Ulrike besuchen kommen kannst? Patrick und Bernd werden das sicherlich nicht mitbekommen, genauso wenig wie sie es bei der Feier mitgekriegt haben. Und Ulrich kommt dann erst am Sonntagabend oder Montagmorgen wieder von seinem Wochenendausflug zurück, wenn du verstehst, was ich meine."

Ich sah ihn mit großen Augen an. Wenn ich das richtig verstand, dann wollte er zu jedem Wochenende dasselbe wie bei der Feier haben. Das hörte sich schon wieder nach großen Problemen an.

„Tom, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Aber allein der Gedanke es noch einmal für ein ganzes Wochenende als Ulrike zu versuchen, ist schon nicht ohne Bedenken für mich. Mit der Feier war spontan und ohne Hintergedanken. Diesmal würde ich mich aber direkt darauf einlassen -- das ist etwas anderes. Können wir es nicht nur für einen Tag einmal überhaupt versuchen? Und nach Möglichkeit in der Woche so tun, als ob es Ulrike gar nicht geben würde? Und ja, ich habe auch Angst, dass am Wochenende irgendein Besucher kommt und mich plötzlich erkennt und .... Verstehst du das?"

Er lächelte jetzt ganz entspannt und zufrieden. Anscheinend hatte er gar nicht damit gerechnet, dass ich so schnell seinen Argumenten folgen würde. Ehrlich gesagt, verstand ich das selber auch noch nicht so richtig. Aber ich konnte auch nicht vergessen, wie begeistert er mich geküsst hatte und wie bewundernd sein Blick gewesen war. Wenn wir zwei allein auf der Welt sein würden, dann wäre alles viel einfacher, aber Nachbarn, Kommilitonen und Freunde waren jeweils in nächster Umgebung -- und ob man denen allen vertrauen konnte?

„Uli, mach dir keinen Kopf. Bis zum Freitag tun wir einfach so, als ob nie etwas passiert wäre. Ich werde kein Wort sagen -- weder zu unseren Freunden Anke und Michi noch zu irgendjemand anders, auch nicht zu dir. Am Freitagnachmittag schalten wir dann abrupt um. Ulrich verschwindet ins Wochenende und Ulrike kommt an. Damit gar nichts auffällt, ziehst du dich wieder bei Anke im Schwesternheim um, die gesagt hat, dass sie einen Besuch von Uli im Schwesternheim immer gerne sehen wird. Dann treffen wir uns in einer kleinen Pizzeria in der Nähe des Heimes. Du bleibst dann so lange, Ulrike, wie du es möchtest -- und ob du danach in die Wohnung kommst oder lieber wieder zum Umziehen als Ulrich zurück ins Heim, ist auch deine Sache. Egal, ob du Ulrike nur bis Freitag zum Essen bist oder bis Samstag oder gar bis Montagmorgen -- du und du allein bestimmst den Zeitpunkt. Ist das so o. k. für dich?"

Ich nickte langsam, denn damit würde ich leben können. Und so geschah es auch. Zu meiner eigenen Überraschung begann ich am Donnerstag dem Freitag regelrecht entgegen zu fiebern. So suchte ich also am Donnerstagabend Anke auf und kündigte ihr an, dass ich am frühen Freitagnachmittag ins Schwesternheim zum Umziehen kommen würde, damit ich um 18 Uhr in der Pizzeria zum Rendezvous mit Tom sein könnte.

Sie nahm es so auf, als ob es ganz selbstverständlich wäre. Es sah so aus, als ob sie das erwartet hätte. Ich war einfach nur froh, dass ich keine großen Erklärungen abgeben musste. Ich hätte auch nicht gewusst, was ich sagen sollte.

Restaurant

Am Freitagmorgen war ich nach dem Frühstück schon so aufgeregt, dass es auch Thomas mitbekam. Er lächelte amüsiert und überlegte einen Moment, bevor er ganz ruhig sagte:

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich schon auf Ulrike freue. Ich weiß, dass ich das eigentlich gar nicht sagen sollte, aber wir beide wissen es doch, nicht wahr?"

Ich konnte nur nicken, denn die Überspannung macht mich tatsächlich sprachlos. Ich zögerte einen Moment, bevor ich den Rucksack für die Uni ergreifen wollte. Er erkannte mein Zögern und trat auf mich zu. Ich blieb wie gebannt stehen. Er fasste mit der linken Hand auf meinen rechten Hüftknochen und mit seiner rechten Hand auf mein linkes Schulterblatt und zog mich an ihn heran. Er senkte seine Lippen auf meine und küsste mich.

„Ich freue mich schon auf dich, Ulrike. Lass mich nicht so lange auf dich harren -- ich kann es kaum erwarten..."

Er küsste mich fester und seine Hände rutschten auf meinen Po. Es war ein eigenartiges Gefühl, denn ich hatte meine üblichen Jeans an und fühlte mich doch auch irgendwie weiblich, vielleicht weil er mich Ulrike genannt hatte.

Der Tag erwies sich als quälend lang. Jede Stunde schien länger als die vorangegangene zu dauern. Bei der letzten Vorlesung hatte ich mich schon frühzeitig an einen Platz direkt beim Ausgang gesetzt, um nur ja rechtzeitig herauszukommen. Natürlich kam es dann so, wie es kommen musste, den Bus verpasste ich um Sekunden. Er fuhr gerade ab, als ich herangelaufen kam. Ich verfluchte mein Pech, aber ich konnte keinen Bus herbeizaubern. Mir blieb nur übrig zu warten und die Minuten zu zählen. Endlich kam ich im Schwesternheim an und bewegte mich sofort in das Zimmer von Anke.

„Na, du bist ja überpünktlich. Aber wir wollen ja auch Tom nicht lange warten lassen, nicht wahr? Heute ist keine Feier, da würde ich etwas Unauffälligeres vorschlagen. Grauer Faltenrock und weiße Bluse hören sich in meinen Ohren gut an für ein zweites Treffen. Was meinst du dazu?"

Ich nickte nur. Alles war mir im Moment recht. Ich war so aufgeregt wie ein Teenager vor dem ersten Rendezvous -- und in gewisser Hinsicht stimmte das auch. Es war nämlich meine erste Verabredung als ‚Mädchen' und gleichzeitig meine erste als ‚nicht-mehr-jungfräulicher'.

Ich bekam von ihr wieder das weiße Miederhöschen und diesmal einen mit seinem delikaten Spitzengewebe sehr verspielt wirkenden Push-up BH mit Einlagen. Dann kam erneut die Frisur dran - Haare waschen und Locken formen. Ich erhielt wieder eine Ponyfrisur, die meine Stirn zu einem guten Teil bedeckte. Diesmal war es allerdings kein kerzengerader Schnitt, sondern ein gewuschelter Pony. Haupthaar und Seiten machte sie mir mit volumigen Locken, die meinen Kopf größer erscheinen ließen. Es sah unbeschreiblich weiblich aus. Das Make-up war sehr ähnlich wie beim letzten Mal und sie zeigte mir noch einmal, wie man mit Lippenstift und Augen-Make-up umgeht.

Gesa
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