Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Undercover Teil 03

Geschichte Info
Rita und Jakob geraten in ein unerwartetes Wirrwarr.
10.6k Wörter
4.28
14.9k
0
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Dies ist die Fortsetzung einer Geschichte über einen Geheimdienstauftrag, der erfordert, dass die verdeckt ermittelnden Partner eine Scheinehe eingehen müssen.

Teil 3 (Rita)

Prolog - Horst Hense trifft eine Entscheidung

Dr. Hense hatte den ersten Teil mit der Besetzung für den Auftrag von Cora und Jan abgeschlossen. Er war zwar nicht völlig davon überzeugt, aber es war die einzige passende Kombination gewesen.

Dass Cora und Jakob so überhaupt nicht zusammenpassten, hatte er schon vorher als sicher angenommen. Zwei devote Personen waren als Team eben nicht gut geeignet, um ein Ehepaar zu spielen, dass den Ehemann als dominanten Part erforderte. Rita hatte jedoch innerhalb der Szene mit Jakob eine so subtil führende Rolle angenommen, dass er darüber erstaunt war. Ohne die Worte zu hören, hätte ein externer Beobachter den jungen, fünfundzwanzigjährigen Jakob durchaus als den dominanten Part eingeschätzt, der einer arroganten und kecken Ehefrau beibrachte, dass sie ihm gehorchen musste. Die Szene mit Worten zeigte hingegen eindeutig die reale Dominanz von der achtunddreißig-jährigen Rita, trotz oder gerade wegen des gekonnt von ihr herausgeforderten Spankings. Er hatte keinen Zweifel gehabt, dass die ältere, selbstbewusste Rita den schüchternen Jakob genügend weit herauslocken würde, um ihn als ausreichend dominant dastehen zu lassen, aber er hatte darauf gesetzt, dass sie sanft und devot spielen würde und ihn nur feinfühlig lenken würde. Er hatte nicht erwartet, dass sie das dreist herausfordernde Weib spielen würde, das von ihrem Ehemann in die Schranken gewiesen wird. Und sie hatte es perfekt verstanden, die Dynamik so zu steuern, dass Jakob ihrer vorgegebenen Richtung folgte.

Das konnte er ausnutzen. Zwar nicht für die Erkundung der Sekte, denn da haperte es einfach an der Sektennähe bei beiden. Jakob hatte zwar einen Onkel, der Kontakte hatte, aber Jakob wiederum hatte erklärtermaßen wenig Kontakte mit dem. Und dann war da noch das Altersverhältnis der beiden, was in der Sekte wenig Anklang finden würde.

Rita besaß Qualitäten, die sie zu einer guten Agentin im Geheimdienst machen würden. Er hatte durchaus einen Auftrag, der für sie passen konnte. Es gab ein dubioses deutsch-italienisches Adelshaus aus Tirol mit einer Mafiaverbindung. Der alternde Conte Malefina ließ sich in Deutschland behandeln. Er hatte eine in den Kriegswirren verschwundene Tochter, die wie Rita in 1943 verschwunden war.

Rita konnte ihm ‚untergeschoben' werden, da ihr Alter passte. Eine Polizistin aus München mit einer unklaren Vergangenheit und der Suche nach ihrer in den Kriegswirren verloren gegangenen Familie war schon attraktiv. Wenn Jakob als Zollkommissar an der Grenze zu Österreich stationiert wäre, dann würde die Mafia garantiert anbeißen, wenn er als ihr guter Bekannter erschien. Die Kombination von einer Polizistin mit einem Zollbeamten war für Zigarettenschmuggler sehr attraktiv. Zumal der Zollbeamte so schüchtern war, dass er Heiratsanzeigen in der örtlichen Presse lancierte. Der Conte selber oder sein Adoptivsohn würden diese goldene Gelegenheit nicht verpassen wollen. Sie würden Rita dazu drängen, Jakob zu verführen.

Er würde vorab mit Jakob reden - ob dieser Schwierigkeiten im Alltag haben würde als Zollbeamter aufzutreten, der Informationen weitergab an die Mafia im geheimen Auftrag des BND. Der gute Mann erschien ihm nämlich als sehr korrekt.

1.Jakob

Der Leiter fragte Jakob Holt ganz unumwunden, ob er sich nicht auch einen anderen Auftrag vorstellen könnte. Die Konditionen wären genau dieselben, aber das Umfeld wäre ein ganz anderes, wenn er diesen gemeinsamen Auftrag mit Rita Süss annehmen würde.

Jakob war unentschlossen. Natürlich war er sehr stark an der Möglichkeit interessiert, trotz seiner beinahe pathologischen Schüchternheit zumindest für einen gewissen Zeitraum verheiratet zu sein. Er versprach sich davon die ‚Heilung' von seiner Schüchternheit gegenüber der Damenwelt. Der Weg dahin, der ihm angeboten wurde, ließ ihn jedoch zögern. Überzeugend von der Tochter eines Tiroler Adligen verführt zu werden, machte ihn nervös. Besonders wenn seine Kollegen aus seiner aktuellen Dienststelle aus der Zeitung erfahren konnten, dass er eine nicht chiffrierte Heiratsannonce in die örtliche Zeitung gesetzt hatte.

Gleichzeitig war er gegenüber Rita immer noch unsicher. Er hatte zwar jetzt den offiziellen Ausweis von Rita vorgelegt bekommen. Danach gab es eigentlich keinen Zweifel mehr. Sie war 38 Jahre alt, ihr Nachname war Süss und das war ihr Mädchenname. Es konnte also gar nicht die Zwillingsschwester seiner Mutter sein. Seine Mutter war 41 Jahre alt und ihr Mädchenname war Kran. Schwarz auf weiß war ja alles richtig, aber diese verblüffende Ähnlichkeit mit seiner Mutter entnervte ihn immer noch. Die Fakten waren anders und es gab ja auch noch den Gentest, den sie extra durchgeführt hatten. Trotz allem hatte er noch ein eigenartiges Gefühl. Aber wollte es ja nicht lächerlich machen und gegen Tatsachen ankämpfen, die er nicht widerlegen konnte. Zuerst hatte sich in ihm alles gegen die Idee gesträubt, als korrupter Zollbeamter für die Mafia zu arbeiten, aber dann hatte er die Möglichkeit gesehen, eine ganze verbrecherische Organisation hinter Schloss und Riegel zu bringen. Der Haken dabei war die absolute Geheimhaltung. Innerhalb des Zolls durfte keiner davon wissen, mit der Ausnahme des Präsidenten der Generalzolldirektion., der vom BND direkt unterrichtet werden würde. Der Versetzungsauftrag würde auch direkt von dem Hauptzollamt an der österreichischen Grenze kommen. Das schützte ihn einerseits gegen möglichen Verdachtsmomente der Mafia, aber würde ihn andererseits der Gefahr einer echten Verhaftung durch Zoll oder Polizei aussetzen.

Er fragte sich und auch den Leiter, wie Rita als Mitglied im Clan des Conte Malefina etabliert werden sollte und wieso sie mit diesen zusammenarbeiten sollte, obwohl sie eine Polizistin war. Dieser wehrte jedoch seine Frage ab und verwies darauf, dass es sicherer für ihn und auch für Rita sei, wenn er davon nichts wissen würde. Sein Kenntnisstand sollte nur sein, dass er im Rahmen eines Seminars zur Zusammenarbeit von Polizei und Zoll Rita als Kollegin von der Polizei kennengelernt hätte. Das würde arrangiert werden. Er stimmte nicht leichten Herzens zu, aber er stimmte zu.

2.Rita

Doktor Hense kam zu ihr, nachdem er mit Jakob gesprochen hatte. Sie hatte fest damit gerechnet, dass sie nach diesem erfolglosen Test wieder ganz normal den Polizeidienst zurückkehren würde. Deshalb war ihre Überraschung durchaus groß, als er sie fragte, ob sie bereit sei, einen anderen Auftrag zu übernehmen. Er würde sie von den Schilderungen ihrer Vorgesetzten als sehr pflichtbewusst kennen und der vorgesehene Auftrag würde einen wichtigen Schlag gegen die sich nach Deutschland ausbreitende Mafia bedeuten. Es wäre weniger gefährlich als bei der Aktion mit der Sekte, aber es wäre auch ein in mancherlei Hinsicht heikler Auftrag.

Sie müsste sich durch Mafia von Conte Malefina erpressen lassen. Er hätte Fotos, die sie glaubhaft in jüngeren Jahren darstellen würden, wie sie im Rotlichtmilieu in München arbeitete. Sie war geschockt, aber er ging so sachlich damit um, als ob es ganz normal wäre. Der Conte hatte einen verdeckt arbeitenden Mitarbeiter, der in Bad Reichenhall in der Kantine aktiv war. Wenn sie dort temporär arbeiten würde, wäre es ein Leichtes, diesen Helmut Haller über ihre Personalakte ‚stolpern' zu lassen. Dort war auch das fiktive Seminar aufgeführt, bei dem sie Jakob als Kontakt beim Zoll genannt bekommen hatte. Vorab würde der Gute im Rahmen seiner Aktivitäten von einem V-Mann eine Liste über ehemalige und aktuelle Prostituierte aus dem Großraum München erhalten, die angeblich Kontakte mit der Mafia gehabt hatten. Wenn der Mann nicht ganz blöd war, dann würde er eins und eins zusammenzählen, wenn er in dieser Liste ihren Namen sah und kurz danach eine Polizistin mit demselben Geburtsdatum und Namen vertretungsweise aus München eintraf.

Der Mann vom BND sagte ihr, dass er vorher nicht sagen könnte, wie sich die Erpressung abspielen würde, aber Helmut Haller würde sie garantiert versuchen einzusetzen, um Jakob Holt an Bord der Schmuggelaktionen zu bekommen.

Wie vorgesehen, wurde sie nach Bad Reichenhall für sechs Monate versetzt. Sie hatte keine Ahnung, welche Strippen Doktor Hense gezogen hatte, um das zu erreichen, aber es war so. Natürlich war ihr Chef ein Mann und auch die fünf Leute in der Abteilung waren alle Männer -- das war sie aber schon gewohnt. Sie arbeitete mit einem Peter Klug zusammen, d.h. sie teilten sich ein Büro. Bereits am zweiten Tag sprach sie ein leicht korpulenter Herr aus der Kantine an, ob sie Rita Süss sei. Sie bejahte das und er übergab ihr einen Brief.

In ihrem Hotelzimmer im Hotel Gans, das ihr als ihr Heim diente, bevor sie ein möbliertes Zimmer oder eine Wohnung mieten könnte, öffnete sie den verschlossenen Brief. Natürlich hatte sie intime Fotos schon aus dem Gespräch mit Doktor Hense erwartet -- und sie wurde in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Was sie nicht erwartet hatte, war die verblüffende Ähnlichkeit mit ihrem Aussehen in dem Alter und Realitätsnähe der Fotos. Das schüttelt sie regelrecht durch, denn offensichtlich waren dies keine gestellten Aufnahmen. Die junge Dame in den Bildern sah gar nicht damenhaft aus, aber das war ja auch der Punkt. Der Begleittext war auch nicht anders als zu erwarten -- ‚Es gibt noch mehr Bilder davon, die auch ihr Vorgesetzter oder die Presse zu sehen bekommen könnte. Wenn Ihnen Ihr Job lieb ist, dann geben Sie mir einen Brief zurück!' -- Eine typische Erpressung eben.

Wunschgemäß antwortete sie mit einem Brief und verlangte die Originale der Fotos, so wie es jede Erpresste wohl machen würde. Helmut Haller schlug ein persönliches Treffen auf einem Wanderweg vor, bei einer von ihm beschriebenen Schutzhütte. Sie ging darauf ein. Helmut Haller kam in Kniebundhose und mit einer Wanderjacke. Kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, dass dieser bieder aussehende Typ von der italienischen Mafia stammte.

„Herr Haller, ich bin nicht so naiv anzunehmen, dass Sie mir die Originale ohne jedwede Gegenleistung überreichen werden. Was also wollen Sie von mir?"

Der Mann mit seinem rundlichen Bierbauch lächelte sehr friedlich und auch sein Tonfall war absolut freundlich. Der Inhalt seiner Worte war es weniger:

„Frau Süss, ich verlange nichts, was Sie nicht schon mal gemacht haben. Sie haben in der Vergangenheit für Monate in gewissen Häusern gearbeitet. Das brauchen Sie nur für ein Wochenende erneut zu tun -- danach erhalten Sie die Originale der Fotos."

„Das war direkt nach dem Krieg aus reiner Not. Also, das mit der Rückgabe der Originale glaube ich Ihnen einfach nicht. Das hört sich zu einfach an. Ich komme schließlich aus dem Polizeidienst."

Der Gangster, denn nichts anderes war er, lächelte nun richtig schmierig:

„Kluges Kind! Das ist aber kein normales Wochenende, sondern es wird eine Art von einem sehr frivolen Maskenball im Freudenhaus geben. Maske deshalb, damit Ihr Partner anonym für Sie bleibt und Sie auch für ihn anonym bleiben. Nach erfolgreichem Wochenende werden Sie alle Originale erhalten."

Sie konnte sich noch nicht richtig einen Reim draufmachen, aber sie hatte schon gewisse Ahnungen. Gleichzeitig war ihr auch klar, dass dieser Haller nicht der Fisch war, den Doktor Hense fangen wollte. Genauso war ihr auch bewusst, dass diese Erpressung nicht mit der erfolgten Passage zu Ende sein würde. Es würde weitergehen.

„Herr Haller, das ist mir alles zu vage. Das hört sich nach einem verborgenen Haken an."

Er ließ die Maske des Biedermannes fallen und zeigte sein wahres Gesicht:

„Rita, Du hast gar keine andere Wahl -- und das weißt Du auch. Glaubst Du vielleicht, dass wir nur einen Brief an Deinen Chef schicken würden? Oh nein, viel besser wird es wirken, wenn Deine Eltern und deren Freunde diese netten Fotos erhalten."

Sie wurde bleich, als sie das mit ihren Eltern hörte. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet bei ihrem Gespräch mit Doktor Hense bezüglich Erpressung. Ihre Adoptiveltern waren ausgesprochen katholisch und in der Gemeinde angesehen. Es wäre ein verheerender Schlag für beide! Das durfte nicht geschehen!

„Gehe davon aus davon aus, dass dieser Maskenball etwas Ungewöhnliches sein wird und auch höher gestellte Persönlichkeiten involviert sind. Alle beteiligten Damen werden deshalb vorher medizinisch untersucht werden und anschließend von der ‚Madame' befragt -- Du auch, aber das ist Dir als ehemaliger Hure ja nichts Neues..."

Jetzt begann es mehr Sinn zu machen. Das hörte sich nach einer Variante von organisierter Prostitution an. Der Hinweis auf höher gestellte Personen machte das Interesse von Doktor Hense auch verständlich. Das Risiko hörte sich allerdings auch größer an. Vielleicht war ihm das auch gar nicht bewusst.

3.Jakob

Er hatte nach einigen Tagen den ersten Kontakt mit einem Mann, der ihm verdächtig vorkam. Helmut Haller war zu freundlich für einen Mann aus dem Kantinenbetrieb, der angeblich nur für einen fremden Zugereisten freundliche Tipps gab. Gut, aber letzten Endes sollte er sich auch gerade umsehen. Demnächst würde auch Rita eintreffen, jedenfalls war ihm das signalisiert worden. Am ersten Wochenende ging er mit den neuen Kollegen aus dem Zoll ins Wirtshaus und probierte das lokale Bier. Es war gar nicht so schlecht.

Am folgenden Wochenende sprach ihn Helmut Haller an, ob er nicht auch andere Lokalitäten kennenlernen wollte. Es ließ ihn für einen Moment zögern, weil für dieses Wochenende auch eine Kontaktaufnahme durch Rita signalisiert worden war, aber dann akzeptierte er den Vorschlag für einen Besuch am Samstag in einem Hotel außerhalb von Bad Reichenhall. Wahrscheinlich würde Rita auch erst am Montag zum Dienstantritt kommen. Es sollte ein Essen und gute Musik geben.

Er war überrascht. Das Essen war exzellent und es gab klassische Musik mit einem hervorragenden Quartett. Es waren überdurchschnittlich viele sehr gut gekleidete Leute anwesend. Das war überraschend, weil es auf dem Parkplatz hauptsächlich Autos mit lokalen Nummernschildern aus der Nachbarschaft gab, aber auch davon wieder überdurchschnittlich viele aus dem Hochpreissegment -- und praktisch keine VW-Käfer oder Ford, Opel.

Herr Haller bat ihn für einen Schnaps nach dem Essen in einen kleinen Raum. Er war anscheinend nachdenklich, bevor er sprach:

„Herr Holt, es ist mir nicht entgangen, dass Sie gegenüber den Damen sehr schüchtern sind. Wie das Schicksal es will, gibt es diese Woche im Nebenhaus dieses Hotels eine ungewöhnliche Gelegenheit für zurückhaltende Herren, die im Schutze der Anonymität eines Maskenballs exotische Erlebnisse genießen wollen. Falls Sie daran interessiert sind, kann ich Ihnen gerne mehr Informationen geben."

Das erregte gleich in zweierlei Hinsicht sein Interesse. Er hatte bisher nur einmal einen Maskenball mitgemacht und war auf diesem deutlich weniger schüchtern als sonst gewesen. Zweitens klang diese Ankündigung von Herrn Haller auch etwas dubios. Sollte es schon diese Anbahnung durch die Mafia sein? Aber nein, dagegen sprach der Rahmen dieses Hotels mit den gut gestellten Persönlichkeiten, die sich hier zeigten. Neugierig war er auf jeden Fall:

„Herr Haller, neugierig bin ich schon, aber mein Budget für exotische Erlebnisse ist reichlich limitiert. Vielleicht macht die Nennung des Eintrittspreises meine Neugier schnell obsolet."

„Herr Holt, es wird mir ein Vergnügen sein, Sie einzuladen. Früher oder später werden Sie als Zollkommissar Veranstaltungen in der Kantine abhalten. Ich betrachte meine Einladung an Sie also als Investitionen in die Zukunft. Sie sind auch durchaus in illustrer Gesellschaft. Manche Herren lieben die absolute Anonymität durch die spezielle Art des Maskenballes, nach dem Motto ‚der Kavalier schweigt und genießt', nicht wahr?"

Jakob war verblüfft. Er konnte sich kein klares Bild davon machen, wieso dieser Haller ihn so geschickt ansprach. Maskenball hörte sich andererseits auch nicht so skandalös an, wie der vorherige Titel ‚exotische Erlebnisse' ihn hatte zunächst glauben lassen. Er nickte also seine Zustimmung -- er konnte ja immer noch gehen, wenn es ihn nicht gefiel. Er war dann allerdings verblüfft, als er eine Art Ritterhelm aus Pappmaschee aufgesetzt bekam, der seine Stimme ganz dumpf klingen ließ. Ebenso wurde ihm eine Art Talar mit roten Epauletten übergezogen, der auch seinen Anzug komplett verdeckte. Im Nebenhaus waren bald zwei Dutzend ähnlich Verkleidete wie er anzufinden in einem großen Ballsaal. Auf einen Glockenton des Zeremonienmeisters in einem Zauberer-Kostüm hin kamen bald dreißig Damen die Treppe herunter, die ihren Kopf jeweils durch eine schwarz-goldene Halbmaske und lange, seidige Kopftücher verhüllt hatten. Nur die Augen und die grell geschminkten Lippen waren sichtbar. Dafür waren die Körper nur durch ein extrem knappes Dirndl verhüllt, das die Unterwäsche der ‚Damen' ziemlich gut erraten ließ.

Jakob realisierte, dass Herr Haller nicht zu viel versprochen hatte, was die Anonymität betraf. Das wurde ihm gleich im Anschluss an den Glockenton durch eine Ansage des Zeremonienmeisters noch einmal ausdrücklich bestätigt:

„Meine Damen und meine Herren, es ist ausdrücklich und strikt verboten zu versuchen, die Maskierung des Gegenübers zu entfernen. Jedweder Versuch wird mit der sofortigen Entfernung des Übeltäters aus dem Ballsaal geahndet. Wir haben sowohl unter den Damen als auch bei den Herren Personen, die auf keinen Fall öffentlich erkannt werden. Das bitten wir zu respektieren. Natürlich haben wir, insbesondere auch bei den Damen, diejenigen Personen, die auch einen intimeren Kontakt gegenüber nicht abgeneigt sind, wenn sich eine gewisse Großzügigkeit der Partner erkennen lässt. Nach der ersten Tanz-Runde ergeben sich Möglichkeiten, solche Ideen in den angrenzenden Nebenräumen zu diskutieren. Aber genießen Sie zuerst das Vergnügen, den heutigen Abend mit schwungvollen Tänzen zu beginnen."

Jakob erkannte die diskrete Umschreibung für die Präsenz von Prostituierten durch den Terminus Großzügigkeit. Diskretion wurde offensichtlich bei diesem heutigen Abend sehr, sehr großgeschrieben. Er fand es unter diesen Umständen gar nicht schwer, mit einigen Damen zu tanzen. Seine typische Schüchternheit war deutlich reduziert, weil weder er erkennbar noch er selber irgendjemanden von den Damen erkennen konnte. Die Anonymität tat Wunder für seine Schüchternheit. Er war überzeugt, dass einige der Damen wirklich dem bürgerlichen Umfeld stammten und heute Abend das Abenteuer genossen, sich in extrem kurzen Dirndlkleidern mit sehr großzügigem Dekolleté bewundern zu lassen.

Er genoss das Tanzen. Dann erklang wieder die Glocke und die Ansage, dass es eine Tanzpause geben würde. Zwei diskrete Diener baten drei andere Herren mit roten Epauletten in einen überschaubaren Nebenraum, ebenso wie fünf Damen mit roten Kopftüchern. Der Zeremonienmeister kam herein:

„Meine Herren, das hier ist die Gruppe mit einem Interesse an richtig exotischen Erlebnissen. Unabhängig von ihrem Status, sind hier alle Damen medizinisch untersucht worden, damit wir auch die Sicherheit bei exotischen Erlebnissen wahrlich garantieren können. Wir haben eine Diskussion darüber jeweils in Vierergruppen von jeweils zwei Herren und zwei Damen vorgesehen. Intimität und Diskretion sind auch hier unsere Leitlinien. Sie und Sie gehen bitte durch den Gang in den anderen Raum -- zusammen mit unserem ‚Lakaien'."

Der Gang war nicht gerade kurz. Er führte über mehrere Treppen und anscheinend dunklen Keller in einen Flur. Schließlich befand sich Jakob mit einem anderen ‚Ritter' zusammen in einem noch kleineren, rechtwinkligen Raum, der vom Flur abging, zusammen mit drei der fünf Frauen. Zwei Türen gingen rechts und links von dem Raum ab, der offensichtlich ein Vorzimmer war. Der als ‚Lakai' titulierte stellte sich so auf, dass ihn alle sehen konnten. Er trug eine venezianische Maske, die nur seine Augen frei ließ: