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Unterwerfung des Innenarchitekten

Geschichte Info
Ein Mann sucht nach einer Herrin & überzeugt eine Studentin.
77.1k Wörter
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Kapitel 1 DIESE VERDAMMTE DOMINA

„Diese verdammte Domina!" ächzte eine Stimme, als Alina die Haustür zu ihrer neuen Altbauwohnung aufschloss.

Vor ihr kniete ein Mann im Hausflur und zog ein paar Zeitschriften aus dem kleinen Briefkasten. Offensichtlich bemerkte er sie nicht und auch nicht, wie sie sich mit ihrer Bücherkiste herum mühte.

In diesem Moment flogen Alina ein paar verstörende Bilder in den Kopf, wie dieser fremde Mann halb nackt im Ledergeschirr auf dem Boden herumkroch, ähnlich wie er jetzt vor ihr hockte, und von einer in Latex gekleideten Frau, die vielleicht nicht mehr ganz so jung war und nicht mehr richtig in der Blüte ihrer Attraktivität stand, herumkommandiert wurde. Die Frau versohlte ihm mit einer Reitgerte kräftig den Hintern.

Es war irgendwie eklig, aber auch amüsant sich das vorzustellen. Alina stellte sich vor, dass seine bleiche Haut sich gegen das glänzende, schwarze Material seiner Latexmontur drückte, was ihn dazu brachte, kalt zu schwitzen. Es war kein schönes Bild, das sich da in ihrem Kopf entwickelte, aber auch irgendwie interessant.

So hatte sie sich den Start in der neuen Stadt und in ihrer neuen Wohnung nicht vorgestellt. Wo war sie hierhin geraten? Musste sie sich darauf einstellen, dass mitten in der Nacht eine resolute Frau diesen Mann dazu brachte, den Mond anzuheulen? Musste Alina mit schlaflosen Nächten rechnen, weil dieser Typ lautstark seine komischen sexuellen Begierden auslebte?

Der Mann jedenfalls machte aus seinen Gefühlen kein Geheimnis und fluchte leise weiter vor sich hin: „Mein Arsch! Mein Arsch! Dieses verdammte Miststück! Nie wieder!"

Er hatte Alina scheinbar immer noch nicht bemerkt.

Da Alina in dem kleinen Flur nun wirklich nicht an dem Mann vorbeikam und die Kiste in ihren Händen immer schwerer wurde, räusperte sie sich.

Der Mann erschrak sichtlich und sah sie überrascht an.

„Habe ich das gerade laut gesagt?", fragte er mehr sich als sie. Er fühlte sich ertappt.

„Du meinst, das mit der Domina, die dir den Arsch versohlt hat?" Sie lächelte ihn offenherzig an und hätte mit den Schultern gezuckt, wenn die Kiste nicht so schwer gewesen wäre.

„Ich sollte wohl besser im Boden versinken.", erwiderte er. „So vor Scham und so!"

„So peinlich ist dir das?"

„Yep!"

„Wir könnten einfach das Thema wechseln!"

„Das fände ich gut!"

„Wie wäre es beispielsweise, wenn du mir hilfst?"

„Womit?"

„Du könntest mir zum Beispiel die Tür aufhalten!"

„Oh! Die Tür! Klar, sicher!"

Der Mann stand hastig auf. Die schnelle Bewegung bereitete ihm offensichtlich Pein, und ihm entfuhr ein Schmerzenslaut.

„Lass mich raten...", lächelte Alina süffisant.

„Die Domina.", antworteten beide gleichzeitig.

Alina lachte.

Der Fremde verzog die Miene.

Es war ihm wirklich peinlich, aber er versuchte, Haltung zu bewahren.

„Michael. Innenarchitekt. Hallo!", stellte er vor und hielt ihr seine Hand hin. Es schien ihm nicht bewusst zu sein, dass Alina die Hände voll hatte.

„Alina, Studentin. Sehr erfreut!"

Sie drehte ihren Oberkörper und hielt ihm ihren kleinen Finger hin. Er nahm und schüttelte ihn. Dabei verbeugte er sich höflich.

„Du bist die neue?"

„Mieterin meinst du?"

„Genau. Meine ich."

„Dann sage ich auch: Genau."

„Mein Vater hat dich angekündigt."

„Dann bist du also der Sohn des Vermieters. Bist du sowas wie ein Aufpasser? Der Hausmeister?"

Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. Ungewollt hatte Alina scheinbar einen wunden Punkt getroffen.

„Ich hoffe doch, dass ich mehr bin als der Sohn von irgendwem. Und Hausmeister bin ich schon mal gar nicht. Ich wohne hier und habe auch mein Büro hier. Ich würde mich selbst als einigermaßen erfolgreich bezeichnen."

„Aha!", meinte Alina vage, die gar nicht vorgehabt hatte, an ihrem ersten Tag bereits in ein Wespennest zu treten.

Michael merkte, dass seine Worte falsch herauskamen. Er klang defensiv, als müsse er sich verteidigen. Aber das musste er beim besten Willen nicht!

Alina versuchte einzulenken:

„Das wollte ich gar nicht bestreiten. Womit bist du ganz schön erfolgreich?"

„Innenarchitekt. Ganz schön erfolgreicher Innenarchitekt bin ich."

„Daher die Zeitschriften?"

„Fachzeitschriften. Richtig." Er hielt sie ihr hin, und sie las die Titel. „Und du willst heute hier einziehen.", stellte er fest.

„Was dagegen?"

„Überhaupt nicht! Ich freue mich sogar. Du scheinst nett zu sein!"

„Danke!" Alina wusste nicht, was sie von diesem Satz halten sollte.

Sie betrachtete den Mann genauer. Er sah nicht aus wie ein Kunde einer Domina. Wobei sie zugeben musste, dass sie nicht wusste, wie ein Kunde einer Domina aussah. Ihre Vorurteile pinselten das Bild von glatzköpfigen, übergewichtigen, unattraktiven Männern ohne Selbstbewusstsein, die sich Frauen vor die Füße warfen, weil sie das als einzige Chance ansahen, ihnen irgendwie nah zu kommen.

So jedenfalls sah sie ihn nicht. Sie schätzte ihn auf Anfang oder Mitte dreißig. Er lächelte sympathisch und seine Figur war ganz in Ordnung. Einen Bauch jedenfalls hatte er nicht. Auch seine Haare waren noch alle auf dem Kopf. Er war durchaus attraktiv, auch wenn er natürlich mit ungefähr zehn Jahren Altersunterschied für sie nicht in Frage kam.

Umso mehr passten seine sexuellen Neigungen nicht so recht in ihr Weltbild. In diesem krochen nur Leute mit geringem Selbstwertgefühl vor anderen im Staub. Dieser Michael hatte nun wirklich kein geringes Selbstbewusstsein. Er sah nett aus, schien einigermaßen schlagfertig und nicht ganz dumm zu sein. Auch die Namen der Zeitschriften, die er in der Hand hielt, deuteten darauf hin. Luxlumina, sicht+sonnenschutz, Wohn!Design.

Alina kannte keine dieser Zeitschriften. Man musste sicherlich eine Menge Fachkompetenz haben, um sich mit ihnen zu beschäftigen. Wäre er also nicht geschätzte zehn Jahre älter und damit viel zu alt für sie, sie hätte vielleicht sogar Interesse an ihm. Wenn da eben nicht das mit der Domina gewesen wäre, versteht sich.

Alina fand sich eher konventionell in diesen Dingen. Und überhaupt hatte sie gar kein Interesse an einer Beziehung.

+ + +

Michael war noch nicht soweit, sich ein Urteil über seine neue Nachbarin zu bilden. Er haderte noch mit seiner ungewollten Beichte und suchte einen Weg, aus der Sache herauszukommen und sein Image aufzuwerten. Reputation war alles in seiner Branche. Besuche bei Dominas waren da eher kontraproduktiv. Er war eigentlich sehr vorsichtig mit seinem Privatleben. Umso mehr ärgerte er sich, dass er seinen ersten Besuch bei einer Domina direkt mit der Welt geteilt hatte.

Aber die junge Frau würde ihm wohl nicht glauben, wenn er das mit der Domina als Scherz darstellen sollte, und sonst fiel ihm beim besten Willen nicht ein, wie er diese Information, die er in seiner Leichtsinnigkeit so heraus posaunt hatte, irgendwie zum Guten drehen konnte.

Diese verdammte Domina!

Er hatte das mal ausprobieren wollen, weil er schon länger diese Erregung empfunden hatte, wenn eine Frau ihn dominierte. Es war so eine Neigung, die ihm lange nicht bewusst gewesen war. Seine Freundinnen der letzten Jahre waren alle nicht darauf angesprungen. Keine hatte etwas mit Dominanz und Unterwerfung anfangen können, und wenn er ihnen vorsichtige Andeutungen machte, dann blockten sie sofort ab. Wenn er beim Sex ihre Hände führte und er sich in eine Stellung der Unterwerfung brachte, dann verstanden sie nicht, was er damit bezweckte und gingen nicht weiter darauf ein. Es war frustrierend gewesen.

In letzter Zeit hatte er keine Freundin gehabt. Es war ihm zu mühselig geworden, sich um sie zu kümmern. Das hatte aber nichts mit seinen Präferenzen zu tun. Michael waren die Frauen einfach zunehmend komplizierter erschienen. Er verstand nicht so richtig, was sie wollten. Sie wollten nicht wie er, und überhaupt war er zu dem Ergebnis gekommen, dass so eine Frau in seinem Leben mehr Schaden anrichtete, als sie von Nutzen war.

Das mochte blöd klingen, aber so sah er es.

Aber diese Neugier bezüglich Dominanz und Unterwerfung hatte er nicht loswerden können, und so hatte er sich im Internet umgesehen und in einer benachbarten Stadt eine Domina gefunden.

Warum nicht in seiner Stadt? Nun, er wollte nicht erkannt werden, immerhin war er in einer winzigen, bescheidenen Weise eine lokale Berühmtheit als jüngster Spross einer Dynastie von Bauunterunternehmern. Da konnte er die Familienehre nicht einfach so aufs Spiel setzen, indem er bei einer Prostituierten gesehen wurde. Das verstand sich von selbst.

Wenn er auch in mancher Weise das schwarze Schaf der Familie war, dem man vorwarf, die Familie nicht mit dem nötigen Ernst zu vertreten. Sein Vater fand ihn wenig motiviert, unorganisiert und ineffizient. Michael selbst sah das vollkommen anders. Er war ein Künstler und nicht Handwerker wie sein Vater und sein Großvater. Aber das verstanden die nicht.

Das mit der Domina am vorherigen Tag jedenfalls war ein Schlag ins Wasser gewesen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Die Frau hatte ihn ziemlich vermöbelt, ohne dass er irgendwas davon gehabt hätte. Und nun war sein Hintern mit blauen Flecken übersät, jeder Schritt tat ihm höllisch weh. Und zum guten Schluss sah er sich nun auch noch mit der Frage konfrontiert, wie er seine Ehre der jungen Frau gegenüber wiederherstellen konnte. Die musste glauben, dass er ein trauriges Würstchen war, das sich vor Frauen erniedrigen wollte. Na gut, so richtig weit von der Wahrheit war das nicht entfernt, aber er wollte das anders sehen.

In diesem Augenblick hatte ihn seine Schlagfertigkeit verlassen. Er stand wie ein dummer Junge vor ihr und musste erkennen, wie die Augenblicke verrannen, in denen er eloquent aus der Situation herauskommen konnte. Am Ende lagen alle Körner seiner Souveränität im unteren Teil der Sanduhr, und oben herrschte die gleiche Leere wie auch in seinem Kopf.

Schließlich blieb Michael nichts anderes übrig, als ein anderes Mal das Thema zu wechseln:

„Naja, wenn ich was für dich tun kann, dann lass es mich einfach wissen!"

Er war schon im Begriff sich umzudrehen, als Alina überraschend sein Angebot annahm:

„Du könntest mir helfen."

„Womit?"

„Mit meinem Umzug." Sie schaute demonstrativ auf die Kiste in ihren Händen.

„Oh! Richtig. Du meinst, du hast mehr als einen Umzugskarton!"

„Draußen steht noch ein ganzer Transporter voll. Zu zweit hätten wir den schnell leer gemacht. Und ein paar Sachen da drin sind wirklich zu schwer für mich allein."

„Du wolltest also ganz allein umziehen?" Michael schaute skeptisch.

„So viel habe ich nicht. Und so richtig viele Gedanken habe ich mir vorher nicht gemacht. Ich dachte, ich finde vielleicht im Treppenhaus jemand Nettes, der mir hilft." Sie lächelte ihn erwartungsvoll an.

„So eine bist du also!" Michael fand zwar an dem Gedanken von körperlicher Anstrengung keinen großen Gefallen, aber ihm gefiel, dass sie offensichtlich mit ihm flirtete.

„So eine bin ich wohl. Was sagst du? Du hilfst mir beim Umzug, und im Gegenzug lade ich dich heute zum Essen ein. Je schneller wir fertig sind, desto großartiger wird es."

„Was soll ich zu so einem Angebot wohl sagen?"

„Sicher nicht nein!" Sie lächelte.

„Dann sage ich wohl besser ja!"

„Super!"

„Und wenn es dich anmacht, dann kann ich dich auch gerne was beschimpfen!"

„Was?"

„Naja, wegen Domina und so. Da stehst du doch drauf... dachte ich." Während sie sprach, verfinsterte sich Michaels Miene augenblicklich.

„Sorry. Geht mich ja auch nichts an.", versuchte sie zurück zu rudern. Michael war seinerseits bemüht, das Thema klein zu halten.

„Schon gut. Nichts passiert."

Bevor er es sich versah, hatte er also einen Job. Sein Plan für den Morgen hatte eigentlich vorgesehen, dass er sich die Architektur-Magazine aus dem Briefkasten holte, sich in seiner luxuriösen Wanne ein Bad genehmigte und mit einem Espresso die neuesten Trends studiert, während er seinen geschundenen Hintern vom warmen Wasser umschmeicheln ließ. Es hätte so ein schöner Vormittag werden können!

All das war nun hinfällig geworden. Statt eines entspannten Morgens hatte er Arbeit. Eine mit einer netten Studentin, das musste er zugeben.

Sie lachte ihn an, trat auf ihn zu, und er dachte für einen Moment, sie wolle ihn zum Dank auf die Wange küssen. Stattdessen drückte sie ihm ihre Kiste in die Hand und meinte:

„Na dann mal los! Ich hole schon mal die nächste!"

Sie drehte sich nonchalant um und ging hinaus. Und Michael stand mit der schweren Kiste auf dem Arm da, während seine unter den Arm geklemmten Zeitschriften drohten, auf den Boden zu fallen.

Er wartete unschlüssig im Hausflur, und als er sich entschlossen hatte, die Treppe hinauf zu staksen, kam sie auch schon wieder zurück und hatte ihrerseits eine Kiste in den Händen. Er ließ ihr den Vortritt und stapfte hinter ihr die Treppe hoch. Das erste, was ihm dabei auffiel, war ihr Hintern, der rund und einladend vor ihm wackelte wie ihr blonder Pferdeschwanz. Sie hatte eine frauliche Figur, keine Modellmaße, sondern sah ziemlich durchschnittlich aus, wie Studentinnen halt aussehen. Ein paar Kilo hätte sie für seinen Geschmack verlieren können, aber sie war nicht rundlich.

Ihre Haut war bleich, aber es war auch noch Frühling. Auf der Straße wäre sie ihm nicht aufgefallen, aber nun, da sie sich sein Geheimnis angeeignet hatte, da hatte er Interesse an ihr gefunden. Sie war schlagfertig und irgendwie keck. Er mochte das.

Für einen Moment vergaß er darüber seinen eigenen geschundenen Hintern. Aber nur für einen Moment, denn als sie endlich das Dachgeschoss erreicht hatten, wo sie einziehen sollte, da merkte er ihn umso stärker. Wie oft würde er an diesem Tag noch mit seinen blauen Flecken die Treppe hinauf und hinab steigen?

Kapitel 2 UMZUGSSTRESS

Alina war ganz zufrieden mit der Wohnung. Sie war zentral gelegen in einem Altbau, so klein, dass sie sich die Wohnung fast selbst leisten konnte. Ihre Eltern würden ihr noch etwas zuschießen. Ihr Ziel war zwar eigentlich die Unabhängigkeit, aber ihre Eltern verdienten gut, und sie wollte sich auf ihr Studium konzentrieren und nicht ihre Zeit mit Kellern verschwenden.

Es war ihre erste eigene Wohnung, und sie war schon ein wenig stolz, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Manchmal hatte Alina das Gefühl, schon zu viel Zeit vertrödelt zu haben. Einige ihrer Mitschüler waren mit ihrem Bachelor schon fertig und standen kurz vor dem Master. Sie begann gerade erst mit dem Studium. Zwar hatte sie schon eine Ausbildung erfolgreich absolviert, aber andere waren eben schon weiter auf der Karriereleiter.

Es war nicht einfach gewesen, die Wohnung zu bekommen. Alina war es gewohnt, sich präzise Gedanken zu machen. Sie hatte eine lange Liste gemacht mit all den Kriterien, die ihre Wohnung zu erfüllen hatte. In erster Linie wollte sie allein wohnen, also kam eine WG nicht infrage. Die Untermiete bei einem immer präsenten Vermieter war auch keine Option. Sie hatte ihre Eltern lange genug ertragen, die eine ähnliche Rolle eingenommen hatten. Alina wollte zentral wohnen, also war die Vorstadt kein Thema. Auf der anderen Seite brauchte sie nicht viel Raum, konnte auch Treppen steigen und war auch bereit andere Einschränkungen hinzunehmen. So war sie zu der Altbauwohnung gekommen, um die sie aber noch hatte kämpfen müssen, denn offensichtlich gab es mehrere Bewerber. Alina war der festen Überzeugung, dass ihre strukturierte, nüchterne Art schließlich dazu geführt hatte, dass sie die Maklerin für sich hatte überzeugen können. Ihre penible Vorbereitung, präzisen Listen und gut durchdachten Entscheidungen hatten ihr schon häufig geholfen. Auch wenn man ihr vorwarf, nicht spontan genug zu sein und zu viel nachzudenken. Alina konnte gut damit leben, wenn am Ende der Erfolg stand, was kümmerte sie dann ihre mangelnde Spontanität? Es ging doch schließlich um das Ergebnis.

Nun stand sie also in der winzigen Dachgeschosswohnung mit ziemlich vielen Schrägen und zwei kleinen Erkern. 40 Quadratmeter, ein Zimmer, in das sie ihren Schreibtisch (ein Türblatt auf Stützen) und ihr Bett (ein Futon, das man zu einem Sofa zusammenfalten konnte). Dazu noch eine winzige Küchen und ein Bad packen sollte. Es war kein Platz für viele Möbel, und Alina hätte die auch nicht gehabt. Es war also quasi perfekt für sie. Eine typische Studentenwohnung. Früher hatte in dem Altbau vermutlich ein Butler oder eine Hausangestellte gewohnt, die für die Bewohner der unteren Etagen arbeitete. So stellte sie sich das zumindest vor. Nun lebte sie dort, und sie war zufrieden, auch wenn die vier Etagen ihr ein wenig Sorge bereiteten: Die Wasserkästen und Einkäufe, die sie immerzu würde hochwuchten müssen! Aber auch dem konnte sie etwas Positives abgewinnen. Regelmäßiges Treppensteigen würde ihr das Fitnessstudio ersparen.

Sie hatte das schon lange vorgehabt. Etwas Fitnesstraining zu machen, aber war bisher nicht dazu gekommen. Sie hatte gar eine Liste angefertigt mit Pro- und Kontraargumenten. Das war ihre Marotte. Listen mit Argumenten aufzustellen, die ihr dann bei der Abwägung halfen. Sie fertigte diese ständig an, für die kleinsten und banalsten Fragen. Es half ihr, sich zurecht zu finden, wenn sie die Dinge auf Papier vor sich sah und dann mit einem andersfarbigen Stift die Argumente kommentierte, bewertete und einordnete. In der Schule hatte ihre Grundschullehrerin ihnen das gezeigt. Die meisten Kinder hatten es doof gefunden, aber ihre Lehrerin hatte gemeint, dass ihnen Listen helfen würden, sinnvolle und informierte Entscheidungen zu treffen. Alina hatte das für sich übernommen. Sie musste vielfachen Spott ertragen, weil es sie so unflexibel und altbacken erscheinen ließ, aber sie konnte das ertragen. Sie hatte das beschlossen, nachdem sie eine Liste gemacht hatte zu der Frage, ob sie in der Öffentlichkeit Listen machen sollte oder nicht. Die Vorteile hatten klar überwogen.

Mit Michaels Hilfe war der Umzug schnell geschafft. Auch wenn der Alinas Meinung nach etwas zu wehleidig war. Als Alina Michaels Jammern zu viel wurde, wenn er sich mal bücken musste, machte sie sich ein paarmal über diese Geschichte mit der Domina lustig, und von da an war er still.

„Jetzt hör mal auf zu heulen!", meinte sie, als er im Zimmer nebenan ächzte, weil er sich bücken musste. „Sonst lege ich dich noch übers Knie, und dann hast du wirklich einen Grund zum Jammern!"

Michael sah sie komisch an. Alina konnte seinen Blick nicht deuten. Es war so eine Mischung aus undefinierbar und unbeschreiblich. Später kam ihr der Verdacht, dass er ihren kleinen Scherz als Angebot aufgefasst haben könnte.

So war es aber nicht gedacht gewesen!!

+ + +

In der Tat gingen in Michael einige Gedanken im Kopf umher. Nicht nur dieses Anblaffen war bei ihm hängengeblieben, auch empfand er den generellen Ton von Alina, die ihm häufig knappe und klare Angaben machte, wo er welche Kiste hinstellen sollte, als auffällig, und er fragte sich, ob er in ihren Tonfall irgendetwas hineininterpretieren sollte.

„Pack das in die Küche!", „Nein, dahinten hin!", „Hol noch den großen grünen Karton!" „Das war der falsche. Na egal! Dann musst du halt nochmal gehen!"

War das normal, dass man jemanden, den man gerade kennengelernt hatte, so herumkommandierte? Musste Michael sich das gefallen lassen? Zu beidem war die Antwort definitiv nein. Trotzdem sagte er nichts, sondern spielte mit. Es war auch interessant, in den Umzugskisten einer anderen Person zu kramen und da vielleicht das ein oder andere Geheimnis zu entdecken.

Michael erfuhr also, welche Bücher sie las. Ein paar klug aussehende BWL-Schinken, die typischen Bücher, die jeder las, und ein Haufen kitschiger Liebesgeschichten. Er bekam mit, was für einen Geschmack Alina hatte und was für Klamotten sie trug.

Einmal wühlte er auf der Treppe in einem Korb und hatte plötzlich ihre Unterwäsche in der Hand. Es waren nicht die Alltags-Oma-Unterhosen, sondern das kleine schwarze Höschen mit den Rüschen. Es war ihm nicht peinlich, und er hatte keine Skrupel, in der Unterwäsche dieser jungen Frau zu wühlen. Man hatte ihm schon immer attestiert, dass er in diesen Dingen unverfroren war. Selbstsucht, Egoismus, Egozentrik, das waren die Attribute, mit denen er immer wieder beschrieben worden war. Michael empfand das als ungerecht. So war er nicht.

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