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Vetternwirtschaft

Geschichte Info
Intime Gespräche und mehr mit einem lieben Verwandten.
8.4k Wörter
3.9
46k
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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser -- es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen -- hier eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

Das Obligatorische

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes Eheleben

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Die mit [] markierten Texte sind nicht in Literotica zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter.

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Kurz nach dieser heißen Sommeraffäre [nicht bei Literotica, weil Text zu kurz] ereignete sich eine weitere mit meinem Vetter Fredi. Fredi ist, wie ich bereits erzählt habe, zwei Jahre jünger als ich und wurde mir von meiner Mutter als Freund vorgeschlagen, als es seinerzeit mit Rolf aus war. Ich hatte dies damals wütend abgelehnt, da mir der -- wie gesagt: zwei Jahre jüngere -- Fredi damals viel zu jung und außerdem, in Düsseldorf lebend, praktisch unerreichbar war.

Fredi hat dann, wie man sich leicht ausrechnen kann, zwei Jahre nach mir Abitur gemacht und danach gleich mit dem Medizinstudium begonnen. Er hatte einen genügend guten Notendurchschnitt und brauchte wegen Kurzsichtigkeit und/oder Plattfüßen nicht zum Bund. Die ersten beiden Jahre studierte er in Bonn, danach in Münster. Außerdem war sein Vater, ein sympathischer, jovialer Mann, der jüngere Bruder meiner Mutter, selbst Arzt.

Wie auch schon vorher kam Fredi mit seinen Eltern ein- bis zweimal im Jahr zu Familienfeierlichkeiten nach Hamburg, nach dem Studienbeginn fast immer mit einer Freundin, immer liebe junge Mädchen, aber immer eine andere, sehr zum Mißfallen meiner Mutter, aber ihr Bruder, Fredis Vater, sah die schnell wechselnden Beziehungen seines Filius gelassen.

Ich selbst, die ja nur wenig älter als Fredi, aber inzwischen verheiratet war, flaxte mit den jungen Leuten und zog Fredi wegen seiner Tanzkünste als Pennäler auf. Ich hatte mit Fredi über die Jahre eine lockere, freundliche, aber in keinster Weise intime Beziehung aufgebaut.

Mit Dieter verstand sich Fredi prächtig, ja, er war eigentlich diejenige Person in meiner Verwandtschaft, mit der Dieter am besten konnte. So hatte Dieter auch nichts dagegen, daß mir Fredi regelmäßig seine Examens- und sonstigen Arbeiten zum Korrigieren schickte.

Sympathischer wurde Fredi meiner Mutter, als er im dritten oder vierten Studienjahr verkündete, er wolle später nicht eine lukrative Facharztpraxis, sondern eine mühsamere Praxis für Allgemeinmedizin eröffnen oder in eine solche einsteigen "oder einheiraten", wie er scherzhaft sagte.

Dennoch stieg er in die Anfangsgründe verschiedener Facharztausbildungen ein, zum Beispiel Ophthalmologie und Gynäkologie, um später in seiner Praxis auch auf diesen Gebieten seinen Patienten in einfachen Fällen helfen zu können.

Zu diesem Behufe wurde Fredi immer wieder von seinem Münsteraner Doktorvater an verschiedene Kliniken in Hamburg-Eppendorf geschickt, wo dieser Professor studiert hatte und wo er mehrere Klinikchefs kannte. Außerdem hatte Fredi ja, wo in Hamburg zu schlafen, nämlich auf Dieters und meine Einladung hin in unserem Gästezimmer.

So wohnte Fredi immer mal wieder drei bis vier Wochen bei uns, nahm an unserem Familienleben teil oder auch nicht, wie er wollte, aß mit uns oder bruzzelte sich Bratskartoffeln selbst, ging tagsüber nach Eppendorf und abends meist aus, ob in eine Diskothek oder in ein Etablissement, weiß ich nicht, und kam zu "vernünftiger" Zeit wieder nach Hause; nur ganz selten blieb er mal eine Nacht ganz aus.

Zusammenhängende Freizeit verbrachte er meist im Universitäts-Tennisclub. Wie bei ihm nicht anders zu erwarten, brachte er manchmal auch eine junge Dame mit nach Haus, die er immer nach angemessener Zeit wieder verabschiedete oder nach Haus brachte. Ob er mit ihr im Gästezimmer "nur" fürs Studium gelernt und Kaffee getrunken oder auch Weiteres gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir respektierten unsere Intimsphäre und spionierten einander nicht nach.

Bei solchen Studienaufenthalten von Fredi kam es natürlich auch vor, daß Dieter auf eine Dienstreise fahren mußte und ich mit Fredi allein in unserer Wohnung war. Aber auch bei solchen Gelegenheiten machte Fredi keine Anstalten, sich mir unsittlich zu nähern. Wir flaxten uns wie gewohnt an, "Vetterherz" und "Basenherz", aßen zusammen oder sahen zusammen fern, wenn es sich ergab, und wenn es sich nicht ergab, ging jeder von uns seiner Wege.

Vielleicht wurde unser Umgang ganz allmählich und fast unmerklich immer enger -- ohne noch wirklich eng zu sein. Die Begrüßungsküsse, wenn Fredi wieder einmal nach Hamburg kam, wurden immer länger und letztens nicht nur auf die Backe, sondern auf den Mund appliziert; um ehrlich zu sein: Es waren nicht nur angedeutete Zungenküsse.

Fredi ließ mich in immer kürzeren Zeitabständen wissen, daß ich ihm die liebste seiner insgesamt vier Cousinen sei, er erzählte ungefragt von seinen Freundinnen in Münster, vor allem, wie er wieder mit einer "strohdummen Gans" Schluß gemacht hatte, er aß öfter mit uns und ging seltener aus, um sich mit mir, wenn Dieter möglichst beim Fernsehen eingeschlummert war, flüsternd zu unterhalten oder mit mir in mein Arbeitszimmer zu gehen, um über den Text seiner letzten Arbeit, aber auch über andere Themen zu sprechen. Es blieb aber alles weit innerhalb des schicklichen Rahmens.

So kam der Sommer des Jahres, in dem ich das zuletzt erzählte Quickie erlebte, und nach Beginn der Sommerferien kam Fredi wieder einmal nach Hamburg, um in der Eppendorfer Kinderklinik zu hospitieren, zugleich aber dort auch eine Urlaubsvertretung wahrzunehmen und sich dadurch ganz schön was dazuzuverdienen.

Als Fredi bei uns eintraf, vollführten wir wieder -- unter Dieters Augen! -- einen Zungenkuß. Dies schien Dieter aber nicht zu stören, sondern er sagte in freundlichstem, ehrlich klingendem Ton:

"Das ist ja schön, daß du wieder einmal zu uns kommst. Dann kannst du auch Melanie Gesellschaft leisten, denn ich hab gerade heute erfahren: Ich muß für drei bis vier Tage geschäftlich nach Amerika."

"Wir werden uns bestimmt anständig benehmen, Dieter", lachte Fredi. "Melanie, komm doch mal mit in den Tennisclub, da sind lauter nette Leute!"

"Ich hab dir schon oft gesagt, lieber Fredi", sagte ich darauf, "Tennisspielen verdirbt die Klavierhand!"

"Na, kommt erst mal rein, und wir trinken Kaffee", sagte Dieter.

Nachdem Fredi seine Sachen ins Gästezimmer gebracht und nach der Autofahrt geduscht hatte, versammelten wir uns an dem warmen Nachmittag im Badedress auf der Terrasse, ich wie gewöhnlich oben ohne. Das hatte sich bei solchen Gelegenheiten auch mit Fredi schon seit längerem eingespielt, und zwar auf Dieters Anregung. Wenn Fredi zu Besuch war, hatte ich früher den Bikini-BH angelassen oder einen Einteiler gewählt, aber irgendwann hatte Dieter gesagt:

"Laß doch wie sonst das Oberteil weg. Du brauchst dich doch vor deinem Cousin nicht zu schämen, und ich glaub, der angehende Arzt kennt diesen Anblick."

Am Kaffeetisch fragte ich Dieter:

"Sag mal, hast du wirklich erst heute erfahren, daß du wieder mal nach Amerika mußt?"

"Ja, ich kriegte heute einen Anruf von da, wir müssen was wegen der Transportfirma besprechen, die arbeitet seit Neuestem sehr unzuverlässig. Unser Partner in Amerika hat mich dahin eingeladen, und ich hab ihn nach Hamburg eingeladen, und dann sind wir so verblieben, daß ich jetzt nach Amerika fliege und er im Oktober für einige Tage zu uns kommt."

"Und wie lange mußt du wegbleiben?"

"Drei bis vier Tage. Ich muß morgen abend abfliegen -- Rosemarie hat schon das Ticket besorgt --, und ich ruf dich dann an, wann ich genau zurückkomme -- du brauchst mich aber nicht vom Flughafen abzuholen, ich nehm mir ein Taxi."

Des weiteren unterhielten wir uns in lockerem Ton über dieses und jenes. Dieter fragte Fredi auch:

"Sag mal: hast du noch deine nette Freundin vom letzten Mal?"

"Nein, Dieter, das war wieder nichts außer fürs Grobe, wenn ihr wißt, was ich meine. Aber jetzt hab ich eine Kommilitonin kennengelernt, die will Apothekerin werden, und ich hoffe wirklich sehr, sie ist endlich was für die Dauer."

"Das hoffen wir auch", sagte Dieter, "wann bringst du sie mal mit und stellst sie uns vor?"

"Wenn ihr wollt, ruf ich sie an, ob sie nicht am Wochenende kommen kann, wenn du wieder aus Amerika zurück bist."

"Tu, das, Fredi!", sagte Dieter.

Während ich in der Küche das Abendessen vorbereitete, immer noch nur mit dem Bikinihöschen bekleidet, trat Fredi zu mir, nahm ein Messer, um mir beim Putzen der Mohrrüben zu helfen, die ich als Häschenfutter auf den Tisch bringen wollte, und sagte ziemlich unvermutet:

"Weißt du eigentlich, Melanie, daß du eine Superfigur hast?"

"Das ist für mich nichts Neues zu erfahren. -- Wo steht das?"

"Ich will doch nicht Deutschlehrer werden!"

"Wie kommst du denn jetzt urplötzlich auf meine Figur? Die kennst du doch schon seit Jahrenden, schon seit ich noch auf die Schule ging, wir waren doch auch zusammen im Stadtparkbad!"

"Ja -- schon -- aber ich wollte dir das doch auch einmal im Klartext sagen."

"Hast du das aus einem Psychologiekurs, daß man das den Frauen immer mal sagt?"

"Nein -- ich meine nur --"

"Aber laß dir sagen: Du hast dein Bäuchlein auch, seit ich denken kann."

"Ja, Melanie, ich weiß! Ich kann ins Fitness Center gehen, soviel ich will, ich bleib so, da ist, glaub ich, nichts zu machen."

"Und mal etwas weniger Schokolade essen?"

"Hab ich auch versucht: Das ganze letzte Jahr hab ich essensmäßig platonisch gelebt und praktisch nur Gemüse gegessen -- und das Ergebnis -- siehst du ja!"

"Na ja, dann friß mal jetzt von den Mohrrüben!"

"Die sollen ja auch sonst sehr kraftspendend sein."

"Wie meinst du das?"

"Das kann man einer Dame nicht so sagen."

"Frechdachs!"

Solche Reden waren zwischen uns in der letzten Zeit immer häufiger geworden. Wir brauchten uns aber vor Dieter damit nicht zu verstecken; er hielt kräftig mit auf diesem Gebiet, wenn er an so einem flachenden Gespräch teilnahm.

Am Nachmittag nach Dieters Abflug saß ich wieder mit Fredi auf dem Balkon beim Kaffee, wieder in leichter Garderobe, und plötzlich fragte Fredi:

"Weißt du, Melanie, wenn ich dich und Dieter so beobachte in der letzten Zeit, mir fällt auf, es wird immer kühler zwischen euch."

"Na ja, wir sind jetzt schon neun Jahre verheiratet. Es ist nicht mehr die ganz heiße Liebe wie am Anfang."

"Ist es überhaupt noch Liebe?"

"Doch -- schon --"

"Wie du das so sagst -- da stimmt doch was nicht?! Willst du nicht darüber reden?"

"Na ja -- eigentlich -- eigentlich geht das ja nur mich und Dieter was an --"

"Und deine ewigen Wanderungen am Sonntag -- auch bei Regenwetter -- da denkt doch jeder, du triffst dich mit jemand --"

"Ich hab noch nie mit jemand von der Familie darüber geredet -- aber ich versteh gar nicht, wieso du dich auf einmal so für mich und meine Geheimnisse interessierst."

"Weil ich dich so gern hab und ich doch schon eine ganze Zeit merk, daß mit dir was ist. Aber du mußt mir nichts sagen, wenn du nicht willst; du sollst nur wissen: Ich bin immer für dich da."

"Das ist ganz lieb von dir. Ich hab wirklich bisher immer gedacht, ich könne mit niemandem über meine Probleme reden -- außer mit Trudi; die hast du ja, glaub ich, mal kennengelernt."

"Ist die immer noch deine beste Freundin?"

"Das ist sie, uns sie ist die einzige, die sozusagen alles über mich weiß."

"Glaub bitte nicht, daß ich das gefragt hab, um Trudi hinten herum über dich auszufragen. Aber ich find es gut, daß Trudi noch existiert."

"Und, mein Lieber, wenn du so genau gemerkt hast, daß mit mir was ist, hast du Menschenkenner dann nicht auch gemerkt, daß sich bei Dieter was geändert hat?"

"Nein! Was soll mir denn an Dieter aufgefallen sein?"

"Nichts gemerkt, gar nichts?"

"Nein! Sag schon: Was soll mit Dieter los sein?"

"Ihr Männer mit eurer Männersolidarität: daß er mich seit mindestens sechs Jahren betrügt! Daß er in Puffs geht und seit drei Jahren auch Freundinnen hat!"

"Nein, das hat sich Dieter nicht anmerken lassen."

"Wahrscheinlich merkt ihr Männer das an euren Kumpanen wirklich nicht, und wahrscheinlich hat Trudi recht: Das ist sozusagen ganz normal. Aber mich dumme, unerfahrene Klosterschülerin hat das umgehauen, als ich das rausgekriegt hab."

"Das tut mir wirklich leid um dich --"

"-- dabei kann ich Dieter eigentlich gar keinen wirklichen Vorwurf machen, denn er läßt mich nicht zu kurz kommen -- in keinster Beziehung."

"Aber ,schön` ist doch was anderes -- da kann ich dich verstehen."

"Na ja, man gewöhnt sich."

"Und du, wie hast du darauf reagiert? Du hast dich allmählich zurückgezogen --?"

"Nicht nur."

"Was meinst du damit?"

"Ich bin auch aktiv geworden."

"Du hast mit Dieter darüber geredet?"

"Das auch, aber wenig. Das hat nicht wirklich zu was geführt. Nein, ich bin selbst zur Tat geschritten und hab mir meinen ersten außerehelichen Freund selbst ausgesucht und auch selbst verführt."

"Sag bloß --"

"Du hörst es ja. Ich kannte ihn -- Theo -- vom Ansehen bei Konzerten. Beim letzten Konzert vor der Sommerpause hab ich mich an ihn rangemacht, wir haben in der Pause zusammen ein Glas Sekt getrunken, wir haben zusammen in einem Restaurant gegessen, ich hab ihn nach Hause gefahren -- Theo war mit der S-Bahn in die Stadt gefahren --, dann hab ich mich quasi selbst zu einem Abschiedstrunk bis zur nächsten Saison eingeladen -- und in seiner Wohnung ist es dann passiert, das heißt: Ich hab ihn verführt. Er war fast ein Jahr mein Geliebter, dann hat er geheiratet, wir sind aber immer noch gute Freunde, auch mit seiner Frau."

"Was du da so erzählst -- und Dieter hat nichts gemerkt?"

"Das weiß ich nicht. Wenn er es weiß beziehungsweise wußte, hat er es sich nicht anmerken lassen."

"Wo habt ihr euch denn getroffen?"

"Na, wo wohl? Hier jedenfalls nicht! In seiner Wohnung, die ist hier ganz in der Nähe, nachmittags nach dem Dienst."

"Wann war denn das?"

"Vor -- laß mich nachrechnen -- als das zu Ende war -- im Jahr darauf -- fing das mit Otto an -- und im letzten Jahr war das mit Karl -- also vor drei Jahren vor den Sommerferien."

"Und Otto und Karl?"

"Mit Otto -- das fing vor zwei Jahren an und läuft noch immer -- mit ihm mach ich meine sonntäglichen Ausschweifungen -- und Karl -- das war ein ganz lieber Kerl und ist eine süße Geschichte. Willst du sie wissen?"

"Ja, natürlich!"

"Als ich im vorigen Jahr zum Schulsenator bestellt wurde, um meine Ernennung zur Studienrätin entgegenzunehmen, saß da im Wartezimmer ein jüngerer Kollege, der furchtbare Angst hatte, vom Senator rausgeschmissen zu werden. Er hatte seinen Betreuer einen ,stockkonservativen alten Esel` genannt --"

"-- das geht aber auch wirklich nicht!"

"Unterbrich mich doch nicht, wenn ich in Fahrt bin! -- Mit dem ,Esel` hatte er recht, was auch der Senator wußte. Und so flog Karl nicht aus dem Schuldienst, sondern wurde sogar noch wegen eines Antidrogenprojektes gelobt, das er in die Wege geleitet hatte. Und als er aus dem Zimmer des Senators kam, war er so erleichtert, daß er mir um den Hals fiel -- und dann haben wir beide zusammen gefeiert -- und dann lud er mich in seine Studentenbude ein, und wir haben weitergefeiert --"

"-- und --?"

"-- und -- na ja -- muß ich deutlicher werden?"

"Nein, mußt du nicht! Ich versteh schon."

"Warum willst du das eigentlich alles wissen?"

"Weil ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht hab. Irgendwie bist du in letzter Zeit so anders -- kann sein, daß mir das seit so zwei--drei Jahren aufgefallen ist. Vielleicht ist dir das gar nicht bewußt, aber irgendwie hab ich was gespürt. Ich mach dir natürlich gar keine irgendwie gearteten Vorwürfe. Ich kann zwar gut mit Dieter, aber du stehst mir doch näher, meine liebste Cousine!"

"Dann weißt du jetzt ja so in etwa Bescheid -- ist das eigentlich auch eine Frucht deiner Psychologievorlesungen, von denen du mal erzählt hast -- Familienpsychologie hast du mal gesagt."

"Ja, um ehrlich zu sein, ich hab an dich und Dieter gedacht während dieser Vorlesung. Aber das Leben und auch deine Erzählungen sind doch ganz was anderes als die Theorie in der Vorlesung."

"Welch umwerfend neue Erkenntnis! -- Ich mach mal jetzt das Abendessen -- oder -- eigentlich bin ich zu faul -- solche Gespräche nehmen einen doch ziemlich mit -- ziehen wir uns nicht was an und gehen zum Italiener?"

"Ich würd heute lieber zur Taverna Xanthos gehen -- ich lad dich ein."

"Danke! Das ist aber ein ganzes Stück weiter; nehmen wir das Auto?"

"Nein, gehen wir per pedes, sonst kann einer von uns keinen Wein trinken."

"Okay, machen wir uns auf den Marsch!"

Ich zog wir bei dem warmen Sommer-Abend-Wetter nur ein T-Shirt ohne BH an und ein knappstes Jeans-Röckchen über den Bikini-Slip; Fredi wählte ebenfalls ein T-Shirt und halblange Shorts. So stapften wir los zum eineinhalb Kilometer entfernten Griechen und erzählten uns lustige, unverfängliche Geschichten aus dem Schul- und Klinikalltag.

Im "Xanthos" bestellte Fredi ein Lammfleischgericht und ich ein Souflaki. Danach genehmigten wir uns noch ein Tiramisù, was eigentlich nicht hierher gehörte, und zusammen tranken wir einen Liter offenen roten Retsina. Wir unterhielten uns angeregt über Ferien und Reisen -- und Wandern, wobei ich jetzt auch etwas eingehender von Otto erzählte.

"Sechzig, sagst du, ist der -- und wie ist es mit ihm --?"

"Du neugieriger Kerl willst natürlich wissen, ob er noch was kann. Laß dir gesagt sein: Er kann!"

"Ich bin jetzt siebenundzwanzig und fühl mich schon manchmal ausgelaugt. An sechzig mag ich gar nicht denken."

"Ja, ja, Berufsausbildung -- das sind harte Jahre. Aber du müßtest als angehender Arzt ja eigentlich besser wissen, daß es bei euch Männern mit sechzig noch lange nicht aus ist."

"Das weiß ich schon, aber nur theoretisch. Aber schon jetzt fühl ich mich manchmal so schlapp --"

"Nun hör doch mit dem Gejammer auf! Dein Verbrauch an Freundinnen -- entschuldige, so sollte man nicht sagen; also: Deine oft wechselnden Freundinnen sind doch schon Gesprächsstoff in der ganzen Familie -- du mußt doch eine Riesenerfahrung haben --" "Und --", fügte ich verschmitzt lächelnd noch hinzu, "natürlich -- du bist schon auf dem absteigenden Ast."

"Wie meinst du das jetzt?", fragte Fredi mit besorgter Miene.

"Ich hab irgendwo gelesen, der Gipfel der sexuellen Kraft ist -- jedenfalls bei euch Männern -- bei Anfang zwanzig. Und du mit deinen siebenundzwanzig -- na ja -- natürlich -- das geht schon abwärts!"

"Hast du -- als Frau -- auch diese Erfahrung?"

"Ich? Meinst du mich? Nein, überhaupt nicht! Im Gegenteil!"

"Du meinst, bei dir geht es noch aufwärts?"

"Ja, so hab ich das im Gefühl, aber vielleicht ist das ja bei Frauen anders. Das müßtest du doch beim Studium gelernt haben. Mal ernsthaft: Solches zu wissen, müßte doch gerade für eine Allgemeinmedizinpraxis wichtig sein, da kommen doch sicher immer mal wieder Patienten mit solchen Fragen wie Penislänge oder Schwanz nicht hochkriegen oder so was."

"Natürlich haben wir das theoretisch gehabt, auch in der Psychologie und vor allem in der Andrologie, aber praktisch sieht das wohl bei jedem Menschen anders aus."

"Genau so wird es sein! Wollen wir noch ein halbes Literle bestellen, oder sollen wir schon nach Hause wanken?

"Bestellen wir noch einen halben, dann wanken wir richtig!"

Diesen tranken wir fast wortlos, nur einmal sagte Fredi: "Danke für deine Offenheit!" und streichelte meine Hand.