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Vormundschaft 03

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Jean-Marie erlebt eine Überraschung.
6.3k Wörter
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Die Welt der Cathérine Ferrer soll Verbindungen mit inzestuösem Charakter in einer Welt mit mittelalterlichem Anstrich und entsprechend starken Tabus erkunden - und dies im Gegensatz zu der freien Welt der Catherina Mueller. In Teil 1 wurden die beiden Welten beschrieben.

*

Was bisher geschah

Gräfin Cathérine Ferrer, geborene Mueller, war gestresst wegen ihrer aktuellen Situation im Jahr 2053. Ihr Ehemann galt seit nun bald zehn Jahren als vermisst, was ihr einen für eine Frau im streng katholisch ausgerichteten Catalunya beachtlichen Freiraum ermöglicht hatte. Sie war eine der wenigen Frauen, die als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Vermögensverwaltung betreiben konnte. Die meisten Frauen hatten im Gegensatz dazu einen Vormund.

Sie war mit rund 33 Jahren an der Wasserscheide angekommen. Die Grafschaft von Perpignan hatte, wie die allermeisten der katholisch orientierten Kleinstaaten in Frankreich und Spanien, eine rein männliche Erbfolge in den Statuten verankert. Bisher hatte sie für ihren bis dato siebzehnjährigen Sohn Jean-Marie Baptiste die Vormundschaft, da ihr Mann nach einem Jahr Abwesenheit als offiziell vermisst galt. So hatte sie seit bald neun Jahren eigene Entscheidungen treffen können, auch wenn ihr Sohn diese auf dem Thron sitzend nach außen vertrat. Aber er war jetzt volljährig und alles änderte sich. Der grausame Herzog würde sie heiraten wollen -- und dem hatte sie entkommen wollen und hatte das auch geschafft, aber zu einem hohen Preis!

Cathérine träumte über Catherina Mueller, die Absolventin des deutsch-französischen Studienganges in Soziologie war. Diese hatte seit einem Jahr eine der extrem seltenen Vollzeitstellen als Doktorandin und pendelte zwischen den beiden Universitäten von Saarbrücken und Metz hin und her. Im Jahr 2048 hatte sie eine sehr gute berufliche Zukunft vor sich, denn eine Vollzeitstelle war praktisch die Garantie für eine Stelle als Dozentin oder Professorin.

Cathérine und Catherina hatten in ihrem Traum die gleichen Eltern, aber sie lebten in parallelen Welten. Jedenfalls hatte das Cathérine bis zur Hochzeit mit Jean-Marie gedacht. Bis ihre Zofe ihr etwas erzählte, was ihren Verdacht verstärkte, dass sie selber schizophren war oder schlimmer noch, an multiplen Persönlichkeiten litt.

Catherina Mueller tauschte angeblich mit Hilfe eines magischen Ringes mit Gräfin Cathérine Ferrer die Welten und die Zeit. Catherina taucht damit in das Jahr 2053 und in eine religiös bestimmte Welt ein, die ihr fremd ist. Wegen ihrer extremen Ähnlichkeit mit Cathérine hält sie der Herzog für diese, obwohl sie sich als deren jüngere Schwester Cathleen ausgibt. Er vermutet, dass sich Cathérine ihm auf diese Art entziehen will, weil er sie unbedingt wegen Machtzuwachs heiraten will. Das ergibt Verwicklungen!

Der Bischof will den Vormund von Cathleen offiziell um die Zustimmung zur Heirat von Cathleen mit Jean-Marie bitten. Für Cathleen wäre das ein gewaltiger gesellschaftlicher Aufstieg, also kann Catherina in dieser Welt nicht nein sagen. Für den zweifelnden Sohn ist es mehr als eine Gewissensentscheidung. Die Anfrage an den Vormund würde jedoch die angenommene Identität von Catherina auffliegen lassen, also gibt es eine alternative Lösung. Katherina als Zwillingsschwester von Cathérine wird als Tarnung erfunden, die sowohl für den Herzog als auch den Bischof glaubhaft gemacht wird. Nach einem Stromschlag weiß die wieder zu Bewusstsein gekommene Katherina aber nicht mehr, ob sie Cathérine oder Catherina ist. Ihr Gedächtnisverlust betrifft die letzten zwei Wochen.

Was Katherina hingegen genau weiß, betrifft ihre Heirat mit Jean-Marie. Sie ist jetzt mit ihm verheiratet. Und sie ist sich nicht klar darüber, ob sie nun als Cathérine die Mutter von ihm ist, oder ob sie die Catherina aus der anderen Welt ist, die keine Mutter ist. Allmählich beginnt sie an ihrem Verstand zu zweifeln und an ihren Erinnerungen.

Ein Frühstück mit Überlegungen

Ich saß beim Frühstück und war in meinen Gedanken verloren. Jean-Marie war vernünftig genug gewesen. Er war ohne viel Murren aufgestanden, obwohl in seinen Augen der Hunger gestanden hatte, den Kuss fortzusetzen und auszudehnen. Ich war besorgt, wie ich diese Situation in den folgenden Tagen und Wochen unter Kontrolle halten konnte. In einem Bett zu schlafen, machte das nicht einfach. Ich hatte ihn zwar überzeugen können, dass er mir versprochen hatte, dass wir nur eine pro forma Ehe führen würden, aber ich war mir nicht sicher. Er war ein achtzehnjähriger Mann mit all den Bedürfnissen, die so ein junger Mann hatte. Jetzt bereute ich es, dass ich es ihm verboten hatte, Freudenhäuser zu besuchen wegen seiner Vorbildfunktion als angehender Regent in der Grafschaft.

Es gab für die nächsten drei Tage die unter den Umständen glückliche Fügung, dass Jean-Marie die Grafschaft bereisen musste, um sich als neuer Lehensherr zu etablieren, insbesondere in militärischer und polizeilicher Hinsicht. Dabei war meine Beteiligung nicht erforderlich. Ich hatte also zweieinhalb Tage Zeit, um mir ein Konzept zu überlegen. Am dritten Abend würde er wieder da sein.

Das war nicht das einzige Problem, was mir im Kopf herumging. Mir war immer noch nicht klar, welche Erinnerungen von mir nun echt waren und welche nur Träume waren. Wenn ich einigen Aussagen enger Vertrauter unter den Bediensteten glaubte, dann war ich hier Cathérine und hatte schon vor einem Jahr begonnen, Überlegungen anzustellen, wie ich zu einer anderen Person werden konnte. Gut, daran besaß ich Erinnerungen, aber es waren keine konkreten Pläne gewesen, die eine Heirat mit Jean-Marie in Betracht zogen, oder? Aber wenn ich Cathérine war, was wollten mir dann die Träume über Catherina sagen? Die Catherina in meinen Träumen hatte keinen Sohn und lebte in einer sehr anderen Welt. Und ob ich nun Catherina oder Cathérine war, im Hier und Jetzt musste ich vorgeben Katherina, die Zwillingsschwester von Cathérine zu sein. Es war mehr als verwirrend.

Claudine als Kammermädchen brachte mir noch eine neue Tasse Tee, weil Colette als meine Zofe sich krank gemeldet hatte. Ihre Tochter war nach aller Wahrscheinlichkeit eine Spionin des Bischofs und ich wusste nicht, wie weit ich Claudine wirklich vertrauen konnte. Das machte alles nicht leichter. Sie wartete mit einem unschlüssigen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

„Claudine, gibt es irgendwelche Fragen und wann wird Colette wiederkommen?"

„Frau Gräfin, sie wird ab heute Nachmittag heimlich im Gefolge des jungen Grafen mitreisen, und er hat es erlaubt. Sie sind so nett zu mir gewesen - deshalb denke ich, sollte ich sie informieren. Meine Colette ist schon immer ehrgeizig und risikofreudig gewesen. Sie hat mir gegenüber schon einmal angedeutet, dass sie sich durchaus vorstellen könnte, die Mätresse des jungen Grafen zu werden und erhofft sich davon später die Heirat mit einem Baron in der Grafschaft. Gut, es gibt so etwas, aber das ist viel seltener als sie es sich erhofft und es ist auch viel risikoreicher als sie denkt. Aber sie hört ja nicht auf meinen Rat! Ich erzähle Ihnen dass nur, weil ich hoffe, dass Sie ein wohl wollendes Auge auf meine unvorsichtige Tochter halten. Junge Menschen sind ja so unvernünftig!"

Sie schaute etwas zögernd aus, als sie mit leiser Stimme und vorsichtig eine Bemerkung hinzufügte:

„Der junge Graf hat ja nicht viel Erfahrung im Umgang mit verführerischen, weiblichen Wesen. Sie wissen schon, wie ich das meine, nicht wahr, Frau Gräfin?"

Ihre Andeutung war mir nur zu klar. Jean-Marie würde leicht zu verführen sein. Was ich nicht wusste, betraf die Motivation von Colette für diesen Plan. Wenn Colette wirklich die Spionin vom Bischof war, dann war das brandgefährlich für mich. Im Bett mit ihr würde der unerfahrene Jean vermutlich unvorsichtige Bemerkungen über mich machen, die der Bischof erfahren würde. Wenn Colette nicht die Spionin vom Bischof war, dann war das weniger ein Risiko für mich, sondern eher eins für sie. In dieser Hinsicht hatte Claudine recht. Vermutlich wusste sie nicht, dass Colette für den Bischof arbeitete. Na gut, wissen tat ich das auch nicht, aber Florias Aussage wog schwer. Zuerst musste ich Claudine beruhigen:

„Ich kann Dich als Mutter verstehen, Claudine. Mache Dir keine Sorgen, ich werde darauf achten, dass Colette keine Risiken eingeht, soweit ich das verhindern kann."

Gute Frage war für mich, welches Risiko ich dabei selber lief? Der junge Jean hatte eindeutig Samenstau und war leicht verführbar. Durfte ich das Risiko eingehen, dass Colette ihn in ihr Bett bekam? Wie sollte ich das verhindern? Ich konnte ihr die Mitreise verbieten, aber das würde sofort die Frage aufwerfen, woher ich über ihre Reise wusste und damit ihre Mutter in Misskredit geraten lassen. Ich konnte Jean-Marie über die Wahrscheinlichkeit informieren, dass Colette beabsichtigte seine Mätresse zu werden, aber dann würde er vermutlich galant darauf bestehen, dass sie gekündigt wird und das würde den Bischof wissen lassen, dass ich über sein Spiel Bescheid wusste. Das war auch nicht clever, denn ein bekannter Feind war besser als ein unbekannter. Ich war mir sicher, wenn ich Colette aus meinem Umkreis entfernte, dann würde der Bischof jemanden anders finden. Am besten war es, Jean geschickt anzudeuten, dass ich es durchaus nicht gut finden würde, wenn er meine Zofe als Gespielin nehme und Gerüchte in der Öffentlichkeit auslösen würde. Ich nahm mir vor, ihn heute beim Mittagessen darauf anzusprechen.

Ein Mittagessen mit Überraschungen

Das mit dem geschickten Ansprechen beim Lunch hatte wohl nicht so richtig geklappt. Er sah mich an und lächelte:

„Soll das heißen, dass Du eifersüchtig bist? Oder willst Du mir einfach nur vorschreiben, dass ich weiterhin enthaltsam leben soll? Du scheinst zu vergessen, dass ich inzwischen volljährig bin und Du mir nichts mehr vorschreiben kannst. Ich habe Dir versprochen, dass ich nicht auf der Erfüllung Deiner ehelichen Pflichten bestehen werde. Ich habe dir nicht versprochen, dass ich weiterhin ohne sexuelle Erfahrung durchs Leben gehen werde. Was hast Du denn gegen Deine Zofe als meine Mätresse? Das ist doch ideal, denn damit ist sie an der Geheimhaltung dieses Verhältnisses interessiert und Du kannst gleichzeitig meine Fassade als Ehemann öffentlich aufrechterhalten, denn sie wird alles tun, um das zu gewährleisten. Das hat sie mir auch schon versprochen, solange Du nichts vom dem Verhältnis weißt. Wenn Du also klug bist, sprichst Du sie nicht an..."

Ich war perplex. Ich hatte weder die Frage nach der Eifersucht erwartet und noch weniger, dass er sie tatsächlich als Mätresse in Betracht zog. Aus seiner Sicht war das vielleicht noch nicht einmal so verkehrt gedacht. Ich versuchte schnell ein entkräftendes Argument zu finden, aber das war gar nicht so einfach und das in zweierlei Hinsicht. Die Vorstellung, die beiden nackt miteinander im Bett zu wissen, löste tatsächlich einen Anklang von Eifersucht in mir aus. Das war nur natürlich, weil die beiden offensichtlich schon etwas besprochen hatten und das direkt nach unser angeblichen Hochzeitsnacht. Hatte er mehr Vertrauen zu ihr als zu mir? Das war gefährlich, denn dann würde auch mein Argument der potentiellen Gerüchte auf einen sehr unfruchtbaren Boden fallen. Und auf einmal war ich besorgt, wie weit das alles fortgeschritten war.

„Seit wann hat sie das denn versprochen? Ich denke, sie ist krank zu Hause? Zumindest hat mir das ihre Mutter berichtet?"

„Je weniger Du davon weißt, desto besser ist es doch für Dich. Außerdem bin ich letzten Endes derjenige, der ihren Sold als Zofe begleicht, also bin ich damit auch ihr Chef. Wenn Du also klug bist, dann fragst Du gar nicht erst weiter nach."

Jean-Marie grinste zufrieden mit sich selbst. Mir war seine ausweichende Antwort gar nicht lieb, aber ich hatte kein schlagendes Argument, um mehr Antworten zu verlangen. Stattdessen erkundigte ich mich nach etwas anderem, wo er mir eine Entscheidung schulden würde:

„Jean-Marie, ich würde gerne auf Deine Reise mitgehen. Ich kenne die Barone und ich weiß, wie ihre Gebiete strukturiert sind. Das kann dir sicherlich helfen bei Deinen Gesprächen mit ihnen."

„Genau deswegen ist es keine gute Idee. Sie haben vorher an Dich berichtet, jetzt werden sie mir zum Gehorsam verpflichtet sein. Deine Anwesenheit würde in diesem Zusammenhang mehr stören als vorteilhaft sein."

Ich verstand seine Gesichtsweise im Hinblick auf die Barone, aber mir gefiel es nicht, dass er mit Colette auf die Reise ging. Aber das konnte ich noch nicht einmal offen ansprechen, das nervte mich gewaltig. Jetzt war ich dazu verurteilt, geduldig bis zum Mittwochabend zu warten, bis er wieder zurückkam. Dazwischen lagen zwei Nächte, von denen ich nicht wusste, ob er allein in seinem Bett sein würde. Meine Idee durch ein Gespräch mit ihm das Thema zu klären, war kläglich gescheitert.

Ich musste einen anderen Weg finden, um den potentiellen Schaden abzuwenden. Ich wünschte ihm also eine gute Reise und zog mich in meine Gemächer zurück, um diskret etwas mit Claudine zu besprechen. Es war vielleicht nicht sehr nett, was ich vorhatte, aber es würde effektiv sein. Ich überredete Claudine, ihrer Tochter etwas unter die nächste Mahlzeit vor der Reise zu mischen, das für die nächsten zwei bis drei Tage ihre Verdauung so durcheinanderbringen würde, dass ihre Lust am Flirten ihr für diese Zeit gründlich vergehen würde. Claudine versprach es zu tun. Jetzt war ich etwas beruhigter.

Als Jean-Marie abgereist war, zermarterte ich mir am Abend das Gehirn darüber, wie ich Colette von ihren Plänen abbringen konnte, ohne den Bischof misstrauisch zu machen. Mir fiel nichts Gescheites ein. Im Gegenteil, ich grübelte nur wieder darüber nach, ob ich nun Cathérine oder Catherina war. Claudine brachte mir noch einen Schlaftee in die Gemächer und versicherte mir noch einmal, dass sie ziemlich sicher sei, dass ihre Tochter das Mittel unwissentlich eingenommen hätte. Sie wirkte weniger besorgt als vorher:

„Gräfin Cathérine, machen Sie sich keine Sorgen. Es wird schon alles gut gehen. Es wird nichts passieren."

Ich runzelte die Stirn. Eigentlich wollte sie mich ja beruhigen, aber die Art ihrer Anrede bewirkte genau das Gegenteil:

„Claudine, es heißt Gräfin Katherina und nicht Gräfin Catherine, muss ich das noch öfter wiederholen?"

„Wie Sie wünschen, Gräfin Katherina. Jeder weiß doch, wie der Herzog ist, da haben alle Verständnis dafür, dass Sie einen Ausweg gesucht haben. Sie sollten wissen, dass die meisten in der Bevölkerung vermuten, dass Sie die Gräfin Cathérine sind, aber öffentlich wird das keiner zugeben."

Ich blickte sie leicht verblüfft an. Das konnte doch nicht wahr sein, in der Kirche hatten doch alle gehört, wie mich der Bischof mit Gräfin Katherina angeredet hatte!

„Sie sind beliebt in der Bevölkerung, Gräfin Katherina. Während Ihrer Regentschaft ist es den Leuten relativ gut gegangen, und nicht nur das, die meisten haben sich auch gerecht behandelt gefühlt. Das haben Ihnen die ‚kleinen Leute' nicht vergessen. Genau das wissen auch sowohl der Bischof als auch der Herzog, deshalb werden die beiden keine Maßnahmen ergreifen, die nicht hundertprozentig belegbar sind. Die Leute vermuten auch, dass Ihre Heirat nicht ganz freiwillig war, sondern zum Wohle der Grafschaft erfolgte. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Frau Gräfin, dann nutzen Sie die Popularität der Gräfin Cathérine für Ihre Zwecke. Die Bevölkerung wird Ihnen alles vergeben, solange sich der Regierungsstil im alten positiven Sinne weiter entwickelt." Ich blickte sie irritiert an. Was redete Claudine denn da? Ich meine, die kirchliche Trauung war ohne sichtlichen Zwang erfolgt. Und was sollte das mit der Vergebung durch die Bevölkerung?

„Beeinflussen Sie den jungen Grafen genau in diesem Sinne und alles wird gut werden. Auch vorher hatte der junge Graf unter ihrer Vormundschaft nur die Regeln erlassen und ausgesprochen, wie sie sie als Gräfin angeordnet haben. Wenn sie weiblich klug agieren, dann wird es genauso bleiben, auch wenn der junge Graf vielleicht annehmen mag, dass er sich selber die Regeln allein ausgedacht hat. Ein kluges Weib steuert aus dem Hintergrund. Die Leute akzeptieren, dass im Hochadel innerhalb der Familie geheiratet hat. In Ihrem speziellen Fall vermuten sie sogar...Na ja, Sie wissen schon, solange es keiner öffentlich ausspricht, werden alle zufrieden sein."

Was sie sagte, hieß nichts anderes, als dass viele Leute vermuteten, dass ich meinen Sohn geheiratet hatte, um einer Ehe mit dem Herzog zu entkommen. Ein bisschen hörte sich das nach dem Prinzip des ‚Kaisers neue Kleider' an. Keiner glaubte so recht daran, dass ich die Zwillingsschwester der Gräfin Cathérine war, aber all taten so als ob, weil es ihnen so lieber war, als den Herzog als Landesvater zu bekommen. Hinter geschlossenen Türen würden sie sich vielleicht die Mäuler zerreißen, aber keiner würde es laut auf offener Straße sagen. Nur ein klarer Beweis, dass ich doch Gräfin Cathérine war, würde den Bischof aus der Deckung locken und dann sicherlich sofort die Inquisition bedeuten. Es war ein Tanz auf dem Vulkan. Colette war in diesem Zusammenhang ein echtes Risiko, wenn Jean-Marie im Überschwang seiner Gefühle den Mund nicht halten konnte. Ich konnte nur nicht einschätzen, ob Colette ihn schon umgarnt hatte, oder ob ich dieses Verhängnis noch vermeiden konnte. Junge Männer waren einfach mühelos zu manipulieren, sobald ihnen das Blut in ihr männliches Organ hinein schoss.

„Und Colette, was denkt sie?" Ich hatte eine Vermutung, aber Claudine wusste es sicherlich besser als ich.

„Gräfin, Sie wissen ja wie junge Dinger sind. Colette hört nicht auf mich und solange sie die Illusion hat, dass sie Baronin wird, ist ihr kein Risiko zu hoch."

Genau das hatte ich schon vermutet und befürchtet. Wenn das Risiko mit dem Bischof nicht wäre, dann würde ich das ganze ja leichter nehmen. Jedenfalls redete ich mir das ein.

Ein endloser Tag

Der Dienstag schien kein Ende nehmen zu wollen. Ich hatte keine Nachricht von der Reise, was ich eigentlich auch nicht erwartet hatte, aber ich war trotzdem ruhelos. Irgendetwas schwebte in der Luft, was mir Unruhe verschaffte. Vielleicht war's auch Claudines Nervosität, die mich ansteckte. Sie schien fahrig zu sein und ich wusste nicht warum. Schlussendlich fragte ich sie direkt, was denn nun los sei.

„Gräfin Katherina, ich habe Gerüchte gehört, dass heute der Bischof vorbeikommt. Das bedeutet selten etwas Gutes."

Das war allerdings merkwürdig. Er war erst vorgestern hier gewesen. Was mochte so dringend sein, dass er jetzt schon wieder vorbei kam?

Keine halbe Stunde später kam der Majordomus und kündigte den geistlichen Herrn an. Ich ließ ihn in den Saal bitten. Wie von mir erwartet kniete ich mich vor ihm nieder und küsste seinen Finger, der mit dem Bischöflichen Siegelring verziert war. Er bat mich schnell aufzustehen und fragte an, ob wir uns nicht in dem Studienzimmer unterhalten könnten. Ich war etwas erstaunt, aber folgte seiner Bitte.

„Verehrte Gräfin, ich möchte offen mit Ihnen sprechen und dies in der Abwesenheit des jungen Grafen, denn diese Unterhaltung sollte unter uns bleiben."

Diese Eröffnung des Gespräches fand ich etwas ungewöhnlich, aber ich nickte einfach vorsichtig.

„Sie brauchen es nicht zu kommentieren und ich werde es auch nur in diesen vier Wänden äußern, und auf keinen Fall außerhalb dieser Mauern. Ich bin überzeugt davon, dass Sie Gräfin Catherine sind. Sie brauchen es weder abzustreiten noch zuzugeben und ich kenne Sie gut genug, im mir von konventionellen Beichten Ihrerseits einen Erkenntnisgewinn zu erhoffen. Sie sind intelligent genug, um zu wissen, dass ich bei jedem öffentlichem Beweis Ihrer Identität einschreiten muss und zumindest für die nächsten Monate auch Ermittlungen anstellen muss, um den Herzog bei Laune zu halten. Ich wollte Ihnen jedoch sagen, dass ich persönlich im Gegensatz zum Herzog auf mittlere Frist auch mit dem Status quo leben kann. Es muss Ihnen nur klar sein, dass auf längere Frist sich auch dann Probleme einstellen werden, wenn sie mit der Tarnung Ihrer Identität durchkommen sollten."