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Wenn die Nachtigall erwacht 11

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Den meisten Soldaten kam es vor, als hätte sie ein Wirbelwind von den Beinen gerissen, der ihnen zum krönenden Abschluss noch einen Holzhammer über den Schädel zog. Trotz der scharfen Klingen verursachte Miriam keine tödlichen Schnittwunden. Die Soldaten trugen kugelsichere Westen, die sie zwar vor den Klingen schützten, aber nicht die Wucht der Schläge abfangen konnten.

Am Rande ihres Facettenblicks sah Miriam, wie sich der Kleinbus ein Stück weit absenkte. Greg musste alle Reifen mit einer Maschinengewehrsalve erwischt haben. Durch diese Aktion richteten zwei Soldaten ihre Aufmerksamkeit auf das zerstörte Fahrzeug. Miriam rannte mit ausgestreckten Armen zwischen ihnen hindurch, wirbelte herum und schickte sie in einen tiefen Schlaf. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, nach der Anspannung der letzten Minuten glaubte sie, der Plan könne gelingen. Es wurde langsam Zeit, eine Bresche für Greg zu schlagen, damit er den Truck gefahrlos erreichen konnte. Dann würde sie sich um Ellen Keens kümmern.

Im gleichen Moment schlug Miriams Euphorie in Entsetzen um. Sie sah Sven im Kegel eines Autoscheinwerfers: Er hatte eine blutige Lippe, seine Arme waren mit einem Kabelbinder vor seinem Bauch fixiert und er wurde von zwei Soldaten flankiert, die ihn an den Oberarmen festhielten. Als grausamer Höhepunkt dieses Bilds stand Ms. Keens hinter Sven und hielt ihm eine Pistole an den Hals.

»Ergib dich, oder dein Freund stirbt!«, sagte Ms. Keens auf Englisch.

Aller Mut wich aus Miriam. Sie kam aus ihrer Deckung gelaufen, die Arme hingen schlaff an ihrem Körper hinab und die Klingen schliffen auf dem Boden. Sie stand einige Meter vor Ms. Keens und wurde von den Autoscheinwerfern angeleuchtet. Der Schatten der Kriegerin wurde überlebensgroß auf das Scheunentor projiziert, aber in ihrer Körperhaltung war nichts Heroisches mehr.

»Lass ihn gehen, er hat von uns allen am wenigsten damit zu tun«, sagte Miriam auf Englisch zu Ms. Keens.

Ellen drückte den Lauf der Pistole noch fester an Svens Hals und schaute sich die Blaue Königin in aller Ruhe an. Es fiel Ms. Keens schwer, ihre Begeisterung zu verbergen.

»Hübsches Outfit«, sagte sie dann, »du hast die Vereinbarungen ja in jeder erdenklichen Hinsicht gebrochen.«

Mit angespannten Kiefermuskeln und geballten Fäusten wiederholte Miriam ihre Forderung: »Lass Sven frei!«

»Erschießt sie!«, befahl Ms. Keens.

*

Greg hatte kein freies Schussfeld. Sven und Ms. Keens standen so dicht zusammen, dass es unmöglich war, die eine zu töten, um den anderen zu retten. Er sah den Schattenriss der Kriegerin taumeln, als zwei kurze Feuerstöße durch die Nacht peitschten, dann sackte sie auf die Knie und kippte zur Seite weg.

***

Ein schmaler Sims aus scharfkantigen Steinen war alles, worauf die Blaue Königin Halt fand. Auf der einen Seite des Vorsprungs war ein bodenloser Abgrund. Auf der anderen Seite ragte eine steile Dornenkuppel empor. Das sanft geschwungene Tal mit den bunten Pflanzen war einer Ödnis gewichen, durch die ein scharfer Wind peitschte. Und nicht einmal dieses Tal konnte sie erreichen, ohne einen tiefen Sturz in die Schlucht zu riskieren. Sie versuchte, sich auf dem kleinen Felsvorsprung zu drehen und empfand brennenden Schmerz, als die scharfen Bruchkanten ihre Fußsohlen zerschnitten.

Sie stand vor der Dornenwand mit den fingerlangen und nadelspitzen Dornen. Ein undurchdringlicher Wall, hinter dem sie die Antwort auf all ihre Fragen vermutete. Von Verzweiflung getrieben versuchte sie, sich durch diesen Wall zu zwängen. Aber, noch bevor sie einen Schritt getan hatte, bohrten sich die Dornen in ihren Körper. Als sie, vor Schmerz gebrochen, zurückwich, blutete sie aus vielen Wunden. Was blieb noch, außer in Trauer auf die Knie zu sinken und dem Ende entgegen zu sehen?

***

Der wehklagende Schrei der Hoffnungslosigkeit wurde von einer Männerhand erstickt, die sich auf ihren Mund presste. Sie hörte Gregs Stimme.

»Mach nicht so ein Theater.«

Miriam riss die Augen auf und sah über ihrem Kopf eine Plastikplane mit Tarnmuster, dann schwebte Gregs Gesicht über ihr.

»Guten Morgen Prinzessin«, sagte er mit seinem raubeinigen Charme und riss eine Packung Verbandsmaterial auf.

»Es hat aufgehört zu bluten, ich wechsele den Verband noch mal, in der Hoffnung, dass er nicht wieder durchblutet«, sagte er und kümmerte sich wieder um ihren Bauch.

Miriam versuchte, den Kopf zu heben, wurde dafür aber von ihrem Körper mit Schmerz bestraft und blieb in Rückenlage liegen. Sie erkannte ihre Umgebung als die Pritsche eines Kleinlasters.

»Dein Panzer hat dir das Leben gerettet. Die Kugeln haben ihn zwar durchschlagen, sind aber darin stecken geblieben. Du hast nur ein paar Fleischwunden und ein paar ordentliche Blutergüsse.«

Greg deckte jede Wunde mit mehreren Lagen Verbandsmaterial ab und fixierte es mit einem selbstklebenden Gewebe. Miriam hob den Arm und ertrug den Schmerz für einen kurzen Moment. Ihr Arm war schwarz glänzend, abgesehen von den Stellen an denen getrocknetes Blut klebte.

»Deine Rüstung und alles andere sind von alleine verschwunden, aber du solltest sobald wie möglich deine menschliche Gestalt annehmen. Es ist auch so schon schwer genug, unauffällig zu sein. Klamotten in deiner Größe habe ich dabei«, sagte Greg. Aber er sah in Miriams leerem Blick, dass er sich vorerst alleine um die Details der Flucht kümmern musste. Seine einzige Hoffnung beruhte darauf, dass die Behörden nicht wussten, wie das Fluchtauto aussah. Er hatte den Pick-up Truck so gut wie nie benutzt, und er besaß mehrere Nummernschilder, die er bei jedem Halt wechselte.

»Team Blau hat letzte Nacht zwei Spieler verloren, aber wir sind noch da«, sagte Greg. Er wusste, wie es war, wenn man die Augen öffnete, obwohl man mit dem Leben abgeschlossen hatte. Nachdem er Miriams Wunden versorgt hatte, setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand.

»Als du umgegangen bist, dachte ich, dass es dein Ende ist. Da mir das Gemüse nicht viel bedeutet und Sven von Ellen mitgenommen wurde, habe ich mich zur Scheune durchgekämpft. Dort hatte ich genug Waffen und Munition um die Reste des Aufgebotes wie die Hasen rennen zu lassen. Sie wollten dich mitnehmen, aber das Stahlgewitter war ihnen dann doch zu heftig.

Greg zündete sich eine Zigarette an und kratzte sich am Kopf.

»Als ich gesehen habe, dass du noch atmest, habe ich dich aufgesammelt. Und dabei bin ich fast auf diesem Ding ausgerutscht.«

Greg hielt ihr ein Gurkenglas vor die Augen. In dem Glas waren allerdings keine Gurken, sondern eine Datenkapsel, über die sich feine blaue Linien mit einem Hauch orange zogen.

»Du hast vor Schreck ein Ei gelegt«, sagte er mit ernstem Blick, »aber es wird noch besser. Auf der Flucht bin ich, mit dir auf den Schultern, um die Scheune gerannt, und kam an dem Verschlag vorbei, in dem wir das Gemüse gepflanzt hatten.«

Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette und atmete langsam aus.

»Komme mir jetzt nicht mit übersinnlichen Kräften, aber obwohl es überhaupt nicht rational war, bin ich in den ehemaligen Hühnerstall gerannt. Das war natürlich eine Sackgasse, darin hätten sie mich festsetzen können. Aber da habe ich im Stroh dann das hier liegen sehen.«

Greg hob ein zweites Gurkenglas hoch und Miriam sah eine weitere Datenkapsel, über die sich orange Linien zogen, die von wenigen blauen Linien gekreuzt wurden.

»He, ich kam mir vor wie an Ostern!«

Greg drückte die Zigarette aus und schnickte sie fort.

»Dann war es aber höchste Zeit, zu verschwinden. Ich habe dich zu der Hütte getragen, habe dir die Kugeln aus der Haut gezogen und einen ersten Notverband angelegt. Dann bin ich die ganze Nacht über Seitenstraßen Richtung norden gefahren. Noch zwei Stunden mit dem Auto und wir sind da.«

»Wo?«, fragte Miriam und war selbst erschrocken, wie schwach ihre Stimme klang.

»Na, du wolltest doch ans Meer - ist die Elbemündung Meer genug?«

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  • KOMMENTARE
Anonymous
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8 Kommentare
kreetkreetvor mehr als 7 Jahren
Großartig!

Ich bin seit sehr langer Zeit ein Fan Deiner Geschichten und Deines Schreibstils, und immer hoch erfreut, wenn es etwas neues von Dir gibt. Meine persönliche "Sahne auf dem Keks" wäre allerdings eine Fortsetzung der Storyline um Schalina. Vielleicht findet Ihr ja irgendwann wieder zusammen.

Aber auch Miriam gehört inzwischen zum Kreis meiner Favoriten.

Mach weiter so!

AnonymousAnonymvor mehr als 7 Jahren
by _Faith_ 08/08/16

jain, ich möchte nicht pingelig werden.

nun die geschichte ist dann aus der sicht von team blau geschrieben.

so fehlem zumindest mir, beim lesen die passenden erklärungen und überlegungen wie es zu einigen dieser fehlenden antworten gekommen ist.

bis auf den sven sind alle beteiligten erfahren/paranoid genug um zu wissen

welche vorkehrungen zu treffen sind um es anderen schwer zu machen sich überrumpeln zu lassen. warum es so wenigen an wichtigem informationsaustausch innerhalb der gruppe gibt, um dem entgegen zu wirken. mir ist das etwas zu einfach gehalten, gerade im hintergund das 2 von 4 mitglieder erfahrungen haben im analytischen und taktischen handeln. die beteiligten sind fehlbar aber so fehlbar in gerade so wichtigen fragen. vielleicht wird es auch im nächsten teil aufgelöst wie es zu diesen patzern kam. doch all zu lange sollte damit nicht hinter dem berg gehalten werden. denn geschichten bleiben in der handlung nicht stehen und neue ereignisse lassen solche dinge schnell in den hintergrund treten.

ich möchte da auch keine diskussion auslösen und andere leser scheind das nicht zu stören oder bei ihnen sind diese anmerkungen/fragen nicht aufgekommen.

beim schreiben hast du einen ausgangspunkt und ein ziel wo du die figuren dann haben möchtest. es ist nicht gerade leicht sich den weg dazwischen so zu gestalten als das er auch nachvollziebar ist. die geschichte ist bereits geschrieben und auch änderungen im text können auswirkungen haben. ich schreibe diese kritik für den fall, wenn du sie überarbeiten möchtest. änderungen während der veröffentlichung wären auch nicht so schön.

was ich vergessen hatte, als äußerst positiv auf zu zählen, ist die länge der jeweiligen kapitel

AnonymousAnonymvor mehr als 7 Jahren
Super

Du läufst zu Höchstform auf.

Ist ja fast ein Krimi.

Liest sich gut.

Fesselt!

Bin gespannt auf die Fortsetzung!!!!!!!!!!!!

_Faith__Faith_vor mehr als 7 JahrenAutor
@ Spannend

vielen Dank für die Kommentare von Unfein, mmotzkat und den Anonymen

Es kommt in diesen Tagen nicht oft vor mehrere ausführliche Kommentare an einem Tag zu erhalten. Ich liebe solche Tage.

Hallo Anonymous vom 08.08.2016

Ich glaube du hast beim letzten Teil auch schon kritische Fragen gestellt über die ich mich sehr freue, die ich aber nicht einfach so erklären möchte, um der Handlung nicht vorweg zu greifen.

So ziemlich alle deine Fragen und Anmerkungen haben damit zu tun, dass du die Perspektive des allwissenden Erzählers vermisst. Du würdest gerne bei jedem Detail wissen warum es passiert.

Hm, was soll ich sagen: Es hat mich verdammt viel Arbeit gekostet, die Gesichte so zu schreiben, dass du nur genau so viel erfährst, um der Handlung gerade noch folgen zu können. Der Leser soll die Handlung aus dem Blickwinkel von Team Blau erleben. Ja, das wirft Fragen auf, aber das ist es ja was Unterhaltung und Spannung ausmacht. Diese ganzen Hintergrundhandlungen, nach denen du fragst, gibt es in meinem Storyboard, aber sie erscheinen nicht in der Geschichte die ich hier erzähle.

Das Vorspiel ist jetzt endgültig vorbei und die nächsten Teile werden actionreicher aber nicht minder erotisch.

liebe Grüße

Faith

mmotzkatmmotzkatvor mehr als 7 Jahren
Klasse...

Eine wundervoll und liebevoll geschriebene Geschichte. Bisher durchgängig spannend und schlüssig geschrieben und die süchtig auf den nächsten Teil macht. Deswegen muss ich, zu meiner "Schande", gestehen das die Tasten STRG C und V bei mir genutzt werden um sie zu kopieren und aneinander zu reihen da ich nicht immer die Zeit habe sie durchgehend zu lesen bzw. um den nächsten, neuen Teil zu verstehen, den vorherigen Teil nochmals zu lesen. (Zur Info für alle: Bisher sind es bei mir sagenhafte 152 Seiten im Format A4) Auch deshalb hier schon einmal ein Daumen hoch!!

Und um noch etwas los zu werden:

-- > Es gibt hier Geschichten die mal eben schnell dahin geschrieben sind und noch nicht einmal richtig die (erotische/sexuelle) Spannung aufbauen und schon wieder zu Ende sind. Vielleicht für die geeignet die mal schnell den Druck loswerden wollen. Eventuell grade noch für "Einhandleser". Das sind schreibende Personen wo der Sexualpartner nicht auf seine Kosten kommt da der andere nur auf seine Befriedigung aus ist.

--> Dann gibt es die Geschichten die zwar umfassender sind, aber wo man merkt wie es enden wird aber wo es nur so von Vokabeln unterster Gossensprache handelt das man eher angewidert ist. Das sind in meinen Augen vielleicht Geschichten für die Leute die nur auf das pornografische Geschehen aus sind.

--> Dann kommen solche Geschichten wo die schreibende Person sich Mühe gegeben hat, es aber an Erfahrung mangelt die Idee, die hinter der Geschichte steckt, nicht so ganz in Worte zu fassen. Aber dafür baut sich trotz alledem eine gewisse Spannung auf und man liest eher zu Ende um sich dann vielleicht zu erleichtern oder seine Phantasie weiter schweifen zu lassen. Sprich Kopfkino!!

--> Und dann kommen solche Geschichten wie diese, die anspruchsvoll geschrieben sind, bei denen die erotische/sexuelle Spannung mal zu und mal abnimmt, nicht vulgär daherkommen und bei denen mann sofort merkt das die schreibende Person sich viele Gedanken ob der Geschichte macht bzw. gemacht hat, sich vielleicht sogar ein Storyboard gemacht hat bevor sie diese Geschichte angefangen hat zu schreiben. Bei solchen Personen unterstelle ich mal, dass sie ihre Sexualität mit viel Phantasie und Liebe gestalten und nicht nur einfaches dummes, stumpfes rein-raus-gerammel praktizieren.

Bei dir Faith kann ich sagen dass man deine Weiterentwicklung in Bezug auf das schreiben der Geschichten merkt und wie du dich entwickelst bzw. entwickelt hast. Bleib so wie du bist mit deinem Schreibstil.

Ich für meinen Teil kann nur schreiben: Hut ab zu so viel Durchhaltevermögen eine solch lange Geschichte zu schreiben, so schlüssig zu schreiben, die geneigten Leser mitzunehmen in deine Welt, deine Geschichte, die Spannung aufzubauen, zu halten, sie abflachen zu lassen und wieder aufzubauen, uns süchtig auf den nächsten Teil deiner Geschichte zu machen...

Deine Geschichten und du gehören für mich hier ganz klar auf die Bestenliste!!!!!

Vielen Dank dafür.

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