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You And Me against the World Ch. 05

Geschichte Info
It's a beautiful disaster.
3.1k Wörter
11.5k
0

Teil 5 der 7 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 10/23/2013
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vermutlich werdet ihr mich nach diesem kapitel hassen. aber damit kann ich leben.

danke für die kommentare zum letzten kapitel *verneig* ich wünsch euch gute nerven. ha, ha.

AMEN SHE PRAYED?!

viel ...spaß mit teil fünf.

*

I'll have you down on your knees,

I'll have you begging for more,

I am your sin - I am your whore.

- In this Moment: Whore

YOU AND ME AGAINST THE WORLD, Part V.

* * *

Kapitel 9: System Overload.

„Das ist Freiheitsberaubung!" Jona starrte Ville entrüstet an. Vielleicht zog die moralische Masche ja effektiver als der klägliche Versuch, Ville zu irgendeiner Dummheit zu provozieren. Die Überrumplungstaktik hatte nur einmal funktioniert -- nochmal fiel Ville darauf nicht herein.

Als Ville keine Anstalten machte, irgendetwas zu erwidern, setzte Jona sich auf. So gut es eben ging, mit verbundenen Armen...

„Was willst du von mir?", spie Jona aus. Rüttelte dabei ein bisschen an den Seilen, die daraufhin hart in sein Fleisch schnitten. Erfolgslos. Sie bewegten sich keinen Millimeter...

Ville verstand es, jemandem Fesseln anzulegen. Von allein würde Jona sich nicht befreien können.

Die flüchtige Schlussfolgerung, die Jona durch die Gedanken jagte, trieb ihm abrupte Röte auf die Wangen. Was zum...

Ville, der Jonas Mienenspiel amüsiert beobachtete, zuckte die Schultern. „Als ob du das nicht wüsstest, Süßer. Ich will, dass du dich dieser Sekte fernhältst, in die Zoëy dich reinziehen will."

„Nenn mir einen plausiblen Grund dafür und ich ziehe es eventuell in Betracht." Jona sah Ville in die Augen.

Ganz schön mutig, dass der sich in seiner Lage traute, Forderungen zu stellen. Ville kam nicht umher, ihm für seinen Schneid Respekt zu zollen. Mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen hockte er sich vor seinen Gefangenen.

„Du spielst mit deinem Leben, ist dir das bewusst?"

„Ja, könnte sein, dass du das irgendwann mal beiläufig erwähnt hast", gab Jona zurück. In seinen Augen funkelte es angriffslustig. „Aber allmählich langweilt das echt tödlich. Hast du keine beeindruckenderen Drohungen, hinter denen du dich verstecken kannst?"

Für einen Moment verdunkelte sich Villes Blick. Volltreffer versenkt! Um Jonas Lippen zuckte es triumphal. Im nächsten Moment hatte Ville sich wieder gefangen. Er rückte Jona noch ein Stückchen näher. War das ein erbärmlicher Versuch von undurchdachter Provokation oder lernte der es einfach nicht?

„Du hast ja keine Ahnung", hauchte Ville. „Warum bist du überhaupt so scharf darauf, deine Seele der schamlosesten Irren dieser Anstalt zu verkaufen?"

„Das geht dich nichts an!"

Es kam wie aus der Pistole geschossen, und hatte auch annähernd denselben Effekt auf Ville. Perplex starrte er Jona für wenige Herzschläge an, beschloss dann jedoch, dass ihn Jonas Beweggründe eh nicht im Geringsten interessierten, und strich betont nachdenklich über das Seil, das Jonas Hände aneinanderband.

„Interessiert dich vielleicht", merkte er dabei lakonisch an, „dass in genau diesem Moment die Kriminalpolizei das Spielzimmer von Zoëy und ihren Anhängern stürmt, um gewisse Stoffe zu beschlagnahmen, die irgendein Unhold dort postiert hat, und um vielleicht auch den einen oder anderen dieser Irren zu einem Verhör einzusammeln. Vorsichtshalber. Kann ja sein, dass die doch mehr wissen, als sie zugeben."

Das selbstzufriedene Grinsen auf Villes Lippen ließ unangenehme Hitze in Jonas Wangen schießen. Fassungslosigkeit lähmte ihn. Ville hatte jetzt nicht ehrlich seine Freunde schamlos hintergangen und ans Messer geliefert -- oder?!

„Du...", keuchte Jona und rüttelte zur Untermalung seiner Schlagfertigkeit noch ein wenig mehr an seinen Fesseln. Ville lehnte sich entspannt zurück. „Ja, stell dir mal vor: Da hat jemand das pikante kleine Geheimnis dieser tief religiösen Sekte einfach auffliegen lassen... Welcher Verräter mag bloß zu solcher Niedertracht fähig sein?"

Jona schauderte.

Und verstand plötzlich.

„Warte...", keuchte er. „Oh nein, nix da. Das kannst du so was von knicken! Ich lass mir das ganz bestimmt nicht anhängen!"

„Ach." Villes Grinsen nahm diabolische Ausnahme an. „Und wie willst du Zoëy von deiner Unschuld überzeugen? Vorausgesetzt, sie kommt in nächster Zeit überhaupt wieder auf freien Fuß..."

Jona biss sich widerwillig auf die Lippen. Verdammt. Darauf wusste er nichts zu erwidern. Wie er Ville inzwischen einschätzte, hatte der alle Register gezogen, um den Verdacht auf Jona zu lenken...

Zufrieden kniete Ville sich zu Jona. „Aber um wirklich sicherzustellen, dass du auch keine Dummheiten anstellst, wirst du die Nacht in diesem wunderbaren Refugium verbringen. In der Gesellschaft unzähliger Spinnen, Ratten, Kellerasseln... und wer weiß, was hier noch so alles herumkreucht. Angeblich soll es hier unten sogar spuken..."

Ville weidete sich einen Augenblick lang an Jonas bleichem Entsetzen, richtete sich dann entschlossen auf und verschwand. Am Türrahmen angekommen, drehte er sich noch einmal zu seinem Gefangenen um.

„Ich wünsche dir süße Träume, Jona..."

---

Jonas Miene war finsterer als die pechschwarze Dunkelheit um ihn herum.

Seine Laune hatte längst den Gefrierpunkt unterschritten. Die Fesseln um seine Handgelenke scheuerten entsetzlich, ihm kratzte und juckte es schier überall, und zu allem Verdruss war vor einiger Zeit auch das unruhig flackernde Flämmchen der Kerze im flüssigen Wachs ertrunken. Seitdem klang jedes kleinste Geräusch wie hartes Kratzen in seinen Ohren. Was seine Paranoia ungemein nährte...

Wäre ja alles halb so schlimm, gäbe es da nicht dieses permanente Rascheln und Huschen in seinem Rücken, das seine Gedanken in äußerst kontraproduktive Gefilde lenkte. Gedanken, die ihm feine Schweißperlen auf die Stirn trieben und sein Blut in seinen Ohren rauschen ließen. Kurz gesagt: Jona war einer Panikattacke nahe.

In diesen Augenblicken erstickte er beinahe an seinem Hass auf diesen verdammten Feigling Ville, der ihm das alles angetan hatte.

Oh, dafür würde dieser arrogante Linkswichser bezahlen. Bitteres Blutgeld! Und das wäre noch das Gnädigste, was Jona ihm zugedachte.

Jona grollte kehlig und zuckte im selben Moment zusammen, als etwas Krabbelndes über seine Handgelenke flitzte.

Jona presste die bleichen Lippen aufeinander, um bloß nicht zu schreien. Er ahnte, dass Ville dieses ranzige Gefängnis akribisch präpariert hatte. Er würde sich Jonas kleines Schauspiel, auf das er hoffte, garantiert nicht entgehen lassen. Jona ginge es an Villes Stelle ja schließlich genauso, wie Jona sich widerwillig eingestand.

Ächzend drehte er sich auf den Rücken. Zu allem Überfluss war es verdammt kalt hier unten, in diesem feuchten, modrigen Kellergemäuer.

Anfangs hatte er die kratzigen Wolldecken angewidert weggeschoben, aber inzwischen hatte er vor jeglichem Hygiene-Empfinden kapituliert. Frierend zog er sich die stinkende Decke fester um seine Schultern und verfluchte nicht zum ersten Mal in dieser einsamen Nacht seine Neugierde. Die hatte ihn schließlich in diese vertrackte Lage hineinmanövriert. Und wer weiß, wo dieses löchrige Strickstück schon so überall herumgelegen hatte... aber das wollte er sich lieber gar nicht vorstellen.

Er hätte Zoëys perfides Briefchen einfach ignorieren sollen. Vermutlich war das noch nicht einmal von Zoëy, sondern höchst professionell von Ville gefaked! Und Jona war darauf hereingefallen wie ein blutiger Anfänger. Wahnsinnig beeindruckend, wirklich. Wütend über sich selbst, schnaubte Jona.

Er war so in seine Gedanken versunken, dass er das leise Knarren der Tür gar nicht wahrnahm. Genauso wenig wie die vorsichtigen Schritte, die sich ihm langsam näherten.

Erst, als irgendetwas neben ihm die zerschlissene Matratze herunterdrückte, fuhr Jona mit eisigem Schrecken in den Knochen hoch. Sein Herz pochte ihm lächerlich schnell gegen die Kehle. Jona musste hart schlucken.

„W-wer ist da?!", presste er mit zitternder Stimme hervor.

Seine Augen suchten verräterische Schemen und fanden keine. Natürlich. Diese Abstellkammer hatte keine Fenster. Nirgends drang auch nur ein fahler Schimmer Licht herein. Wie sollte er in dieser bleiernen Finsternis auch nur die Hand vor Augen erkennen?

Statt ihm zu antworten, beugte sich der fremde Eindringling über ihn, eine Hand links, eine Hand rechts neben Jona auf die Matratze gestützt.

Protestierend schüttelte Jona den Kopf und wich zurück, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel rücklings auf die gammelige Matratze. Unsanft landete er irgendwo zwischen kratzenden Wolldecken und den drei fadenscheinigen Kissen, die am Kopfende lagen.

'Verdammt', dachte er grollig. 'Das hast du ja super geschafft, Jona. Jetzt bist du diesem Irren da über dir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.'

Auf solch eine unbedachte Aktion schien die fremde Person indes nur gewartet zu haben. Wegen seiner Fesseln war Jona extrem eingeschränkt in seinen Bewegungen. Und das machte sich die fremde Person schamlos zu Nutzen.

Ehe Jona begriff, was hier überhaupt geschah, spürte er den sanften Druck weicher Lippen an seinem leicht geöffneten Mund. Perplex schnappte er nach Luft. Was zur Hölle und all ihren dämonischen Ausgeburten sollte das denn werden?!

Doch bevor er sich frei fechten konnte, hatte der Fremde seine Hände frevellos um Jonas glühenden Wangen gelegt. Jona spürte die feingliedrigen Finger auf seiner Haut. Und so sehr er sich auch dagegen wehrte, irgendwie... gefiel es ihm. Es gefiel ihm verdammt gut, diese langen, schlanken Finger an seinen Wangen zu fühlen.

Instinktiv küsste Jona diesen Fremden zurück, der ihn so frech überrumpelt hatte. Zu seiner eigenen Überraschung. Aber der Fremde seufzte nur leise. Ganz so, als hätte er nur darauf gewartet.

Fast zärtlich strich die Zunge des Fremden über Jonas weiche Unterlippe. Jona spürte den warmen Atem des Fremden auf seiner Haut kribbeln. Jona musste hart an sich halten, um nicht leise aufzustöhnen. Dieser tiefe Kuss weckte eine lange verdrängte Begierde in ihm. Gerade weil es ein Mann war, der ihn da so inbrünstig küsste. Jona erwischte sich dabei, dass er für einen flüchtigen Moment hoffte, es könnte Ville sein. Vielleicht schubste er den Fremden deshalb nicht von sich. Vielleicht ließ er deswegen mit sich geschehen, was auch immer der Fremde vorhaben mochte.

Jona schloss die Augen, spürte die erwachende Lust in sich glühen. Das dunkle Verlangen, das in ihm schlummerte. Das ihn in lodernden Brand setzen konnte, und ihn damit zu vernichten drohte...

Der Fremde löste den atemlosen Kuss, verharrte einen Augenblick über ihm, und hauchte ihm dann einen rauen Kuss aufs Ohrläppchen. Mit kehliger Stimme raunte er:

I'll have you down on your knees. I'll have you begging for more. You don't know about this life I've led... There's a look in your eyes, I just know what it means. I can be your everything, I am your sinner -- I can be your whore..."

Ab diesem Moment stand Jonas Welt still.

Er hatte die Stimme nämlich erkannt.

You love me for everything you hate me for..."

---

Zoëys Miene glich einer versteinerten Maske. Um ihren Mund hatte sich ein verächtliches Lächeln eingebrannt, ihre Augen waren schwarz vor unterdrücktem Zorn. Sie konnte es nicht fassen. Sie wollte es nicht fassen!

Was. Zur. Hölle. GESCHAH. Hier. Gerade???!!!

Zoëy sah sich mit ihren abscheulichsten Alpträumen konfrontiert: Eingesperrt auf engstem Raum, der ihre Klaustrophobie deutlich gesagt HART triggerte, und gnadenlos dem grellen Licht ausgeliefert, das die sirrenden Röhrenlampen unter der Decke ausstrahlten. Es brannte höllisch auf ihrer empfindlichen Netzhaut. Und zu allem Überfluss hatte man ihr die Hände in Handschellen gelegt. In stabile Handschellen! Aus verdammt stabilen Stahl!

Zoëy hatte es kaum glauben können. Was DACHTEN die sich eigentlich dabei?! War denen Zoëys sensitive Haut eigentlich egal oder was?!

Zoëy schnaubte unfein und rutschte tiefer in den unbequemen Plastikstuhl, den man ihr zugewiesen hatte. Ihre Hände lagen auf ihrem Schoß unter dem schlichten Tisch. Neben einem weiteren hässlichen Plastikstuhl das einzige Möbelstück in diesem kargen Raum. Das Wort „Behaglichkeit" existierte in deren Wortschatz scheinbar nur aus Dekadenzgründen.

Wie lange wollten die sie hier eigentlich noch festhalten?! Allmählich hatte sie ehrlich gesagt keinen Bock mehr auf diese latente Hinhaltungstaktik. ENTWEDER wiesen die ihr jetzt unwiderlegbar nach, dass sie die Drahtzieherin dieser... mokanten Drogenverschwörung war, ODER sie ließen sie gefälligst wieder auf freie Füße!

Zoëy schloss für einen Moment ihre Augen. Ihr furchtbarer Zorn gegenüber dem Verräter, der ihr diese erniedrigende Nacht auf der Polizeiwache eingebrockt hatte, glomm auf leiser Sparflamme schlecht unterdrückt weiter. Irgendwer würde für dieses... dieses... verdammte Desaster leiden. Und zwar qualvoll! Zoëy wusste auch schon genau, was sie mit dem miesen Verräter tun würde. Ooh jaaa... das würde verdammt befriedigend werden. Ihr tat das auserkorene Opfer jetzt schon leid... hä, hä...

Das unangenehme Knartschen der schweren Tür über den blankpolierten Polyvinylchlorid-Boden riss Zoëy abrupt aus ihren mordlustigen Gedanken.

Eine junge Frau in der Uniform der örtlichen Polizei nahm ihr gegenüber Platz. Zoëy musterte sie abschätzig. Schulterlanges Haar in einem matschblond, das dringend eine frische Tönung brauchte. Zusammengebunden am Hinterkopf zu einem öden Oma-Dutt. Fehlte nur noch das hauchfeine Haarnetz, damit bloß keine widerspenstige Strähne wagte, hinauszurutschen.

Zoëy verzog die Schnute und lenkte ihren Blick auf das Gesicht der Polizistin. Von Make-up hatte die vermutlich noch nie was gehört. Anders konnte Zoëy sich den blassen Teint nicht erklären, über den sich unzählige Sommersprossen von den Wangen bis zur Stirn hochtupften. Um die Augen hatte sie dunkle Ringe, aber in ihrem Blick lag trotz sichtbarer Übermüdung ein kleines Lächeln.

Ihr freundlich gesinnter Blick suchte Zoëys Augen, und als Zoëy finster zurückstarrte, verrutschte der jungen Frau das aufmunternde Lächeln für wenige Sekunden. He. Triumph. Zoëy verbiss sich ein böses Grinsen und richtete ihren Blick auf irgendeinen Punkt an der grauen Decke. Lange hielt das süße Gefühl der Befriedigung allerdings nicht an.

„Zoëy Ylva Körberg", las die Polizistin aus der Akte vor, die sie mitgeschleppt hatte. „Geboren am 17. Dezember, folglich 18 Jahre alt. Derzeit wohnhaft im Internat Värld in der Sterngatan 7. Soweit richtig?"

„Mhmpf", machte Zoëy abfällig und verkreuzte die Fußknöchel. Lange her, dass jemand ihren vollen Namen ausgesprochen hatte... Trotzdem hatte er nichts von seiner schaurigen Wirkung auf Zoëy eingebüßt.

Zoëy biss sich auf die Lippen und beschloss, jetzt erst recht beharrlich zu schweigen.

Die junge Polizistin war derweil schon euphorisch weitermarschiert in ihrer hübschen Akte. „Keine Vorstrafen, aber vor drei Jahren in einer Alkohol- und Drogenkontrolle aufgefallen."

Ach nein. Hatten die damals nicht was von „das erlischt mit deiner Volljährigkeit" verlauten lassen? Zoëy zog die Augenbrauen hoch. Was der Polizistin nicht entging. Sie lächelte Zoëy wieder so anbiedernd zu. „Ah. Du erinnerst dich also. Möchtest du dich dazu äußern?"

Sah sie etwa so aus als ob? Zoëy wollte ablehnend die Arme vor der Brust verschränken, wurde mitten in ihrer Bewegung rüde an ihre Fesseln erinnert und fauchte reflexartig.

Mit leisem Bedauern in der Stimme murmelte die Polizistin: „Ich deute das mal als Nein. Schade."

Sie raschelte vernehmlich mit der Akte, überflog mit den Augen ein paar Seiten und legte die Akte dann beiseite. Ihr Blick war plötzlich ernst.

„Du musst dir keine Gedanken darüber machen, dass du deine Freunde verraten könntest", sagte sie im vertraulichen Ton. „Aber hier geht es um Straftaten, Zoëy. Drogenmissbrauch ist ein ernstes Thema. Von Heroin und Ecstasy wird man schneller abhängig, als du vielleicht glaubst. Und Suchttherapien sind keine Kleinigkeiten. Das sind beschwerliche, lange Wege. Du hilfst niemandem, wenn du jetzt schweigst, weil du ihn schützen willst. Im Gegenteil. Damit machst du es bloß noch schlimmer."

Musste die verzweifelt sein, wenn sie es schon über die appellierende Moralapostelmasche versuchte.

Also gut. Sie wollte es ja nicht anders. Zoëy atmete tief durch, lehnte sich vor, soweit ihre Handschellen es zuließen, und sah der Polizistin dann verächtlich in die Augen. Mit der kältesten Stimmlage, zu der sie fähig war, spie sie der Polizistin vor die Füße: „Ich will einen Anwalt."

---

Mona kauerte verängstigt in einer dunklen Ecke ihres Zimmers.

Mit angewinkelten Knien hockte sie auf dem kalten Boden. Ihren Kopf hatte sie in ihren Armen vergraben. Ab und an drang unterdrücktes Wimmern über ihre blutig gebissenen Lippen. Unablässig tropften schwere Tränen aus ihren ausdruckslosen Augen. Sie zitterte am gesamten Körper.

„D-das kann nicht sein", wiederholte sie immer wieder mit brüchiger Stimme. „Das kann gar nicht sein, das kann einfach nicht sein..."

Langsam wiegte sie sich vor und zurück, im Rhythmus ihrer leisen Worte.

Als die Polizei vor wenigen Stunden das Kellerversteck der Sekte gestürmt hatte, war Mona in haltloser Panik hinter das nächstbeste Regal verschwunden. Sie hatte sich gegen das harte Holz gepresst und ihr Herz schmerzhaft gegen ihre Kehle pochen gespürt. Ihr Blut hatte in ihren Ohren gerauscht. Wie sie es schließlich unbemerkt von Freunden und Polizei hinausgeschafft hatte, wusste sie nicht.

Sie war gerannt. War geflohen. Ohne sich noch einmal umzudrehen.

Das bewusstseinserweiternde Mittel in ihrem Blutkreislauf hatte sie hinter jeder Ecke schaurige Gestalten sehen lassen, die gnadenlose Hetz-Jagden auf sie machten. Mona hatte geschrieen, sich versucht gegen die Halluzinationen zu wehren, verzweifelt um Kontrolle über ihren Körper gekämpft. Schließlich hatte sie es in ihr Zimmer geschafft. Unter ihrer Bettdecke war die Welt heile, aber sie war es nicht lange geblieben.

Fremde Stimmen hatten ihr unablässig grausame Gehässigkeiten zugeraunt.

Mona hatte versucht, sich die Ohren zuzuhalten. Es hatte nichts gebracht. Im Gegenteil: Es stachelte die Stimmen nur zu noch fieseren Kommentaren an. Irgendwann war sie aus ihrem Bett gestürmt und unruhig im Kreis gelaufen. Hatte gefleht. „Seid doch bitte endlich ruhig!"

Und dann endlich war Admiral aufgetaucht. Aus dem Nichts. Sie war einfach da. Wie immer.

Admiral hatte Mona in die Arme geschlossen. Sie gewiegt, bis alle Stimmen in ihrem Kopf verstummten. Und nun hockte sie hier, auf dem Boden, und fühlte sich leer.

„Erinnerst du dich an das Feuer?", fragte Admiral leise. Sie klang erschöpft. Mona war nie einfach. Aber Admiral fühlte sich für sie verantwortlich. Sie waren so etwas wie Schwestern, vielleicht.

„Das verheerende Feuer im zweiten Flur von Station C", flüsterte Mona tonlos zurück. Ihr kehliges Wimmern brach für wenige Herzschläge ab, während denen Mona den Kopf hob und ins Leere starrte. „Es hat ihn umgebracht... E-er... er konnte nicht mehr entkommen. Wie auch?"

Sie kicherte. Es klang hysterisch.

„Wie auch", echote Admiral und lehnte den schweren Kopf gegen die Wand. „Das war ja schließlich auch der Zweck vom Feuer."

„Es hat ihn umgebracht", murmelte Mona. „Zoëy war so todunglücklich darüber. Am Boden zerstört. Sie denkt noch immer, Kirstie hätte das getan, um ihr eins auszuwischen. Lächerlich, oder? Lächerlich. Lächerlich."

Admiral stimmte in Monas leises Kichern ein. „Lächerlich."

„Weißt du?", hob Mona an. „Armas hätte gar nicht sterben müssen. Er hätte sich einfach nicht einmischen sollen, dann..."

„Nein!", stellte Admiral kategorisch klar. „Das war unvermeidbar. Sich deswegen Schuldgefühle einzureden, ist unsinnig!"

„Unsinnig", wiederholte Mona. „Genauso unsinnig wie der Mord an Paul... an meinem Paul. Er wollte doch nur helfen... nur helfen..."

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