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Beautiful Loser

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Sie aber warf nur einen Blick auf sein Glas. „Sagen Sie doch gleich, dass Sie noch ein Bier wollen."

***

Die Stunden vergingen schnell. Irgendwann verschwanden der glatzköpfige alte Sack und seine Freunde, nachdem sie noch ein paar Mal versucht hatten, Mr Foster hochzunehmen und Luca mit Anzüglichkeiten in Verlegenheit zu bringen. Beides erfolglos. Als es ihnen zu langweilig wurde, gingen sie also. Mr Foster blieb.

Luca ließ ihn trinken, wobei sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Erschütterung feststellte, wie viel er vertragen konnte, ohne dass ihm auch nur das Geringste anzumerken war. Er soff wie ein verdammtes Loch, ohne dass seine grünen Augen sich trübten oder seine Sprechweise unsicher wurde. Mr Foster war ein lupenreiner Alkoholiker -- oder wenigstens auf dem allerbesten Weg dahin.

Diese Erkenntnis änderte nichts daran, dass sie ihn mochte. Er war ein kantiger Typ, alles andere als umgänglich, aber dabei kein schlechter Kerl. Wenn ihr Gespräch irgendein Thema streifte, das ihm nicht behagte -- und davon schien es jede Menge zu geben -- knurrte er, aber es kostete Luca keine Mühe, ihn wieder zu besänftigen. Sie ließ ihn in Ruhe, wenn es angebracht war, und bohrte nicht weiter. Offenbar überraschte ihn das, aber es schien ihm sehr zu gefallen.

Sie blieb dabei, ihn Mr Foster zu nennen, obwohl sie gehört hatte, dass die anderen Männer ihn Mickey riefen. Das kam für sie nicht in Frage, obwohl er sie duzte. Sie selbst fühlte sich mit knapp zwanzig immer noch nicht erwachsen, aber er -- gut, er war vielleicht zehn Jahre älter als sie, höchstens -- kam ihr mit seinen Erfahrungen und Problemen so vor, als gehörte er zu einer anderen Generation.

Als zur Abwechslung ein schon etwas älterer Song aus der Anlage erklang, setzte er plötzlich sein Glas ab (von Bier war er längst zu Whiskey übergegangen) und hob den Kopf. Sein Blick kehrte sich irgendwie nach innen, er lauschte aufmerksam und nach den ersten beiden Textzeilen fiel er leise mit ein.

„Hey little schoolgirl, won't you come home with me? We'll drink some coca-cola and watch my colour TV ... "

Er brach ab und hörte weiter zu, den Blick ins Leere gerichtet.

„Fuck", sagte er schließlich halblaut, immer noch mehr zu sich selbst. „Das haben wir oft gespielt. Aber an Angry Andersons Stimme bin ich nie rangekommen."

Dass er bis vor einiger Zeit in einer Band gespielt hatte, war bereits kurz zur Sprache gekommen, aber bisher hatte Luca eher den Eindruck gehabt, dieses Thema gehörte zu den für ihn unangenehmen.

„Ich mag Rose Tattoo", sagte sie behutsam. „Das Stück ist von ihrem ersten Album, oder?"

Er nickte langsam. „Mhm. „Stuck On You", heißt die Nummer. Mann, 1978 -- das ist schon beschissene acht Jahre her."

„Das hier ist eigentlich sogar eins meiner Lieblingsstücke von den Tatts. Gleich nach „Rock 'n' Roll Outlaw.""

Jetzt schien Mr Foster sie wieder richtig wahrzunehmen. „Was?", fragte er amüsiert. „Du stehst auf solchen Pub Rock?"

„Wieso nicht?", gab sie ein wenig beleidigt zurück. „Dachten Sie, ich höre mir nur Klassik an? Ich mag auch Aerosmith, Guns 'N' Roses, Judas Priest ... und eben solche Aussie-Bands wie Rose Tattoo oder AC/DC."

„AC/DC ... ", meinte er nachdenklich. „Scheiße, ich hätte nie gedacht, dass die gleich nach Bons Tod das beste Album ihrer Karriere raushauen würden. Irgendwie hat mich das ziemlich deprimiert."

„Nichts gegen Brian Johnson", sagte Luca, „aber für die meisten Fans wird die Bon-Scott-Ära für immer die beste sein. Sieht man doch schon an den unzähligen Tribute-Bands, die es weltweit gibt."

„Na ja, insofern ist er wohl im richtigen Moment abgetreten. So hat er's noch geschafft, zum Mythos zu werden, bevor's dafür zu spät war."

„Also war Ihrer Meinung nach die klügste Handlung seines Lebens, sich zu Tode zu saufen."

Ihr Tonfall war unvermutet scharf geworden und er sah sie überrascht an. Ziemlich schnell verstand er die Anspielung und er stürzte mit finsterer Miene den restlichen Whiskey herunter. Als er schließlich eine Antwort gab, war sie erstaunlich bitter.

„Wenn ich es tun würde, wär der Rest der Welt zumindest froh drum."

„Nein", entgegnete sie entschieden und ohne darüber nachzudenken. „Ich nicht."

Sie sahen sich in die Augen, eine Winzigkeit länger als normal, bevor er abrupt wegschaute.

„Ach, hör doch auf", knurrte er.

Luca warf einen Blick auf die Uhr. „Gutes Stichwort. Ich muss den Laden jetzt dicht machen."

„Alles klar." Mr Foster stand auf und verließ steifbeinig, aber trotz beeindruckender Alkoholmenge im Blut nicht schwankend, den Pub. Grußlos.

Sie starrte in Richtung Tür, trotz des Eindrucks, den sie von ihm gewonnen hatte, überrascht von diesem Abgang.

„Ach, Scheiße."

Was war das überhaupt gewesen? Diese stundenlange, seltsame Gespräch, in dessen Verlauf sie sich diesem ... verlotterten Ex-Rocker immer stärker verbunden gefühlt hatte. Wozu das Ganze? Ein Flirt? In so etwas war Luca nicht gut -- er allerdings auch nicht, vorausgesetzt, er hatte überhaupt irgendeine Absicht gehabt ...

Vergiss es. Nimm es hin und hak es ab.

Luca erledigte den Kleinkram, der noch zu tun war, schaltete die Musik aus, wischte dort, wo es nötig war, stellte die Spülmaschine an, machte einen Kassensturz. Da nicht viel los gewesen war, ging das zum Glück schnell. Sie löschte überall das Licht und verließ den Pub durch die Vordertür. Sie hatte gerade abgeschlossen und wollte das Gitter vor die Tür ziehen, als sie mit einem erschrockenen Laut zusammenfuhr. Neben ihr stand jemand.

„Hey, alles gut. Ich bin's."

Luca lachte erleichtert auf. „Mr Foster, verdammt. Wissen Sie, wie ich mich erschreckt habe?"

„Sorry. Dachte mir nur ... ", er rieb sich den Nacken, „dachte mir nur, dass ich dich in der miesen Gegend hier schlecht allein nach Hause gehen lassen kann."

Sie rüttelte prüfend am Gitter und sah ihn dann halb gerührt, halb verlegen an. „Deshalb haben Sie die ganze Zeit hier draußen gewartet?"

Er zuckte unbehaglich die Achseln. „Mach kein großes Ding draus, okay?", sagte er schroff. „Gehen wir."

Sie schmunzelte und setzte sich in Bewegung. Noch nie hatte irgendjemand ihr angeboten, sie zu begleiten. Anscheinend war sie nicht der Typ, von dem sich Männer etwas erhofften.

Mr Foster lief neben ihr her, in grüblerisches Schweigen versunken, in dem sie ihn lieber nicht störte. Ihr machte die Stille nichts aus, sie hatten vorher genug geredet. Sie vergrub die Hände in den Jackentaschen, denn die Nacht war kühl, wie die meisten Frühsommernächte in Irland. Wenigstens regnete es nicht.

Als sie in seine Wohnstraße einbogen, machte er zum ersten Mal wieder den Mund auf. „Hier musst du lang?"

„Ja ... ist so ziemlich der kürzeste Weg."

Eigentlich stimmte das überhaupt nicht, aber hätte sie vielleicht sagen sollen, dass sie selbst nicht wusste, warum sie zugelassen hatte, dass ihre Beine sie so zielstrebig hierher trugen?

Vor seinem Haus blieben sie gleichzeitig stehen, schauten sich an, nur damit ihre Blicke einander schnell wieder auswichen.

Er drehte ihr den Rücken zu und schloss die Haustür auf. Sie folgte ihm, unsicher, ob sie ihn richtig verstand, aber er hielt ihr die Tür auf und ließ sie an sich vorbei ins muffig riechende Treppenhaus gehen. Lucas Herz schlug immer lauter, während sie in den ersten Stock gingen. Wenn Dad und Meryl mich jetzt sehen könnten, dachte sie und musste beinahe grinsen.

Mr Foster stieß die Tür zu seiner Wohnung auf und tastete nach dem Lichtschalter. Eine matte Glühbirne tauchte den winzigen Flur in trübes Licht. Mit weichen Knien betrat Luca die Wohnung, in der Hoffnung, dass ihre Unsicherheit ihr nicht allzu sehr anzumerken war.

„Tja", sagte er, als er die Tür hinter ihr schloss, „Luxus-Appartement kann man das hier nicht grad nennen ... aber das weißt du ja eigentlich schon."

Sie nickte und räusperte sich, damit ihre Stimme nicht kiekste. „Alles okay."

Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, wirkte ein wenig geistesabwesend. „Gut. Zieh dir ruhig schon mal die Jacke aus, bin sofort wieder da ... "

Mit diesen Worten verschwand er im Bad und Luca sah sich vergeblich nach einem Garderobenständer um. Die einzige Ablagemöglichkeit bestand in einer kleinen Kommode, durch die der Flur schon fast an die Grenzen seiner Kapazität gebracht wurde. Es lagen schon etliche Klamotten und anderes Zeug darauf, also schaute Luca lieber nicht zu genau hin, sondern legte ihre Jacke halbwegs ordentlich dazu.

Mr Foster kam aus dem Bad zurück, die rechte Hand halb hinter dem Rücken.

„Ich hatte gerade 'ne Idee", sagte er. „Du wirst sie wahrscheinlich nicht so gut finden."

Er war verhältnismäßig schnell und der Flur nun mal eng. Im nächsten Moment fand Luca sich mit dem Gesicht an der Wand vor, während er ihr die Hände auf dem Rücken fesselte -- so, wie es sich anfühlte, mit einer Plastikwäscheleine.

Natürlich bekam sie Angst, aber sie war zu überrumpelt um sich zu wehren oder zu schreien. Sie hatte diesem Mann bis vor ein paar Sekunden vertraut, so schnell konnte ihr Gehirn dieses Gefühl nicht verdrängen.

Immerhin, das stellte sie trotz ihrer Angst fest, war er nicht richtig grob zu ihr. Er ging zwar auch nicht eben sanft mit ihr um, aber er tat ihr nicht weh.

„So", sagte er, als er ihre Handgelenke fest verschnürt hatte, fasste sie am Arm und schob sie vor sich her ins Wohnzimmer. Dort stand die Luft nach kaltem Zigarettenqualm und Alkohol, es gab ein schmales Sofa, einen niedrigen Couchtisch, ein Regal mit Zeitschriften, Plattenspieler, Fernseher und sonst nichts. Nur noch eine Unmenge leerer Flaschen und eine Gitarre, die an der Wand lehnte.

Er führte sie zur Heizung und drehte sie so, dass sie ihm das Gesicht zugewandt hatte.

„Setz dich."

Luca gehorchte. Er klang nicht aggressiv, sprach in ganz normalem Tonfall. Sie war sich nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen war. Mr Foster band das freie Ende der Wäscheleine am Heizungsrohr fest.

„So", grunzte er wieder, erhob sich aus der Hocke und verließ das Zimmer.

„Scheiße", sagte Luca leise. „Scheiße!"

Das ganze Geschehen wirkte auf sie völlig surreal, wodurch sie zum Glück keine Panik bekam. Sie konnte sich nicht vorstellen, was er mit ihr vorhaben mochte. Prügeln? Vergewaltigen? Grausam töten? Verdursten lassen? Vorsichtig betastete sie ihre Fesseln. Er hatte keine komplizierten Knoten gemacht, aber aus dieser Position würde es für ihre Finger schwierig sein, sie zu lösen.

Nach vielleicht zehn Minuten kam er zurück, eine Wodkaflasche in der Hand, in der nicht mehr allzu viel drin war. Luca hoffte inständig, dass er sie schon vor dem heutigen Abend angebrochen hatte.

Ächzend ließ er sich aufs Sofa fallen, streckte die Beine lang aus und starrte ins Leere. Ab und an nahm er einen kleinen Schluck aus der Flasche.

Es dauerte nicht lange, bis Luca es nicht mehr aushielt.

„Und?", fragte sie.

Jetzt war der Blick, mit dem er sie streifte, eindeutig verschwommen. „Hm?"

Sie hob fragend die Schultern. „Ich wüsste gerne, was jetzt mit mir passiert."

Er erwiderte das Achselzucken. „Na, nix", antwortete er ganz selbstverständlich. „Was soll dir schon passieren?"

Fast hätte sie lachen können, wenn die Situation nicht so absurd gewesen wäre.

„Na ja, und was soll das hier dann?"

Langsam drehte er die Flasche in den Händen. „Ich brauch 'n Pfand."

„Was?", fragte sie verständnislos.

„Was", wiederholte er kopfschüttelnd und vollführte eine Geste mit der linken Hand, die ungefähr das ganze Wohnzimmer umfasste. „Für das hier. Wegen der neunhundert Pfund, Mann."

Jetzt verstand Luca und legte aufstöhnend den Kopf in den Nacken. „Oh Mann! Wie idiotisch ist das denn! Glauben Sie, Sie können zu meinem Vater hinmarschieren, sagen, sorry, ich hab Ihre Tochter -- und ohne weiteres werden Ihnen Ihre Schulden erlassen? Ehrlich, Mick!"

Er hob den Kopf und sah sie aufmerksam an. Seine Augen wirkten plötzlich wieder ein wenig klarer.

„Was hast du gerade gesagt?"

„Ich sagte, wenn Sie zu meinem Vater ... "

„Nein", unterbrach er sie ungeduldig. „Das hab ich mitgekriegt. Wie hast du mich gerade genannt?"

„Mick", sagte sie zögernd. „Ich dachte, das sei Ihr richtiger Name."

Er nickte, schien fast zu lächeln. „So hat mich nur mein Vater gerufen. Er war der einzige, der mich geschlagen hat." Gedankenverloren rieb er sich den Nacken. „Und der einzige, der mich für voll genommen hat."

Nun doch etwas unsicher auf den Beinen erhob er sich und kam zu ihr herüber, ließ sich aufs rechte Knie sinken. Forschend blickte er ihr ins Gesicht. Er sah wirklich nicht so aus, als würde er ihr etwas antun wollen.

„Du hast keine Angst, oder?"

Luca horchte in sich hinein. Die Angst war tatsächlich verschwunden, jetzt, wo sie sicher war, dass diese ... Geiselnahme eine reine, na ja, Schnapsidee war. Spätestens wenn er wieder einigermaßen nüchtern wäre, würde Mr Foster -- Mick -- sich darüber völlig im Klaren sein.

Sie seufzte. „Sie sind ein guter Kerl. Aber so was von daneben!"

***

Sie sah blass aus, aber ihr Blick war tapfer. Und, verdammt, sie meinte, was sie sagte. Dieses Mädchen verstand seine Gründe, sie war wahrscheinlich sogar bereit, ihm zu vergeben, wenn die Sache vorbei war. Mickey wusste, dass sie natürlich recht hatte, diese Aktion war vollkommen schwachsinnig. Aber er war nun doch zu betrunken um sich das einzugestehen.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte er plötzlich. Den ganzen Abend hatten sie miteinander gesprochen, ohne dabei die üblichen Floskeln auszutauschen.

„Luca."

„Schön."

Sie sahen sich an, ihre braunen Augen waren ganz ruhig, offen erwiderten sie seinen Blick und warteten. Mickey wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Zu viele Gedanken und Gefühle waren gleichzeitig in seinem Kopf und verwirrten ihn. Er wollte ... er ... eigentlich hatte er das hier überhaupt nicht gewollt.

„Zumindest nicht von Anfang an."

Fragend hob Luca die Augenbrauen. „Ja?"

Ihm wurde bewusst, dass er nur die Hälfte des Gedankens ausgesprochen hatte.

„Na ... das wollte ich nicht sofort, dich hier festhalten. Das war erst ... als wir unterwegs waren, dacht ich mir, dass es ja vielleicht 'ne Option wäre." Er machte eine Pause und senkte kurz den Blick. „Als du dann im Flur standest, dachte ich, scheiß drauf, jetzt zieh's durch."

Sie lächelte leicht, aber es lag etwas ernstes darin. „Geiselnahme ist selten eine gute Lösung, sondern schafft leider meistens noch mehr Probleme."
Mickey rieb sich die Stirn. „Nein, so richtig durchdacht ist die Sache nun mal nicht."

Jetzt musste sie lachen, aber als er sie überrascht anschaute, stellte er fest, dass sie ihn nicht einmal in dieser Situation auslachte. Sie hatte immer noch Mitgefühl. Sie war so ...

„Jedenfalls kannst du mir keine Entführung vorwerfen", brummte er. „Du bist schließlich von allein hergelaufen."

Wurde sie rot? Sein Herz klopfte schneller, ohne dass er wahr haben wollte, weshalb.

„Anscheinend ... ", begann sie heiser, räusperte sich und fing noch einmal an. „Anscheinend wollte ich ... mit Ihnen hierhin ... um ... " Sie brach ab, jetzt überzog eine deutliche Röte ihre Wangen.

„Um was?", fragte Mickey, nun selbst mit heiserer Stimme.

Wütend blitzte sie ihn an. „Verdammt, als ob Sie nicht wüssten, was ich meine!"

Sie war süß. Das war die Bezeichnung, die er die ganze Zeit gesucht hatte. Mit ihrer Verlegenheit, der Art, wie sie lächelte, ihn ansah, wenn er sprach.

„Doch ... schon", sagte er. „Glaub ich wenigstens. Weißt du, es ist schon fast nicht mehr wahr, dass 'ne Frau zuletzt mit mir vögeln wollte."

Luca blies die Backen auf und pustete die Luft langsam wieder aus. „Tja", sagte sie langsam, den Blick ins Nichts über seiner Schulter gerichtet, „scheint so, als wäre das ursprünglich mein Vorhaben gewesen."

Allmählich schlief sein Bein von der knienden Position ein. Mickey erhob sich kurz und ließ sich neben das Mädchen auf den Boden plumpsen, den Rücken wie sie an die Heizung gelehnt.

„Hey", sagte er. „Redest du über so was immer so ani... anyl... anali..."

„Analytisch."

„Genau. Klingt so, als würdest du's auch nicht besonders oft machen. Vögeln."

„Kunststück", erwiderte Luca ein wenig gereizt. „Wäre ja auch das erste Mal."

Mickey sah sie ungläubig an. „Hä? Du hast noch nie?"

„Hm."

„Warum denn nicht?"

Achselzucken. „Keine Ahnung", sagte sie betont gleichgültig. „Hat sich halt nicht ergeben."

Er kratzte sich am Kinn. „Das will mir aber nicht in den Kopf. Ich mein, wieso willst ... wolltest du dann ausgerechnet mit mir ...?"

„Mann, ich weiß es nicht", fauchte sie. „Vielleicht wollt ich's nur endlich hinter mir haben und du kamst mir in dem Moment wie der Richtige vor. Irren kann sich jeder mal, okay?"

Sie brachte ihn durcheinander. Seit Ewigkeiten hatte ihn keine Frau mehr auf vergleichbare Weise angerührt, eigentlich überhaupt kein anderer Mensch. Nur einer Sache war er sich in diesem Moment absolut sicher: Er wollte von Luca nicht als Irrtum angesehen werden.

Ein paar Minuten saßen sie einfach so da, sprachen kein Wort. Endlich gab Mickey sich einen Ruck und beugte sich über Luca. Er spürte ihre Anspannung, als er um sie herumgriff und wie sie sich vorsichtig, beinahe ungläubig, wieder entspannte, als er ihre Fesseln zu lösen begann. Ohne das Mädchen anzusehen, stand er mit der Wäscheleine in der Hand auf und brachte sie zurück ins Bad. Um das benebelte Gefühl wenigstens ein bisschen aus seinem Kopf zu vertreiben, schrubbte er sich das Gesicht mit kaltem Wasser, darauf wartend, die Wohnungstür ins Schloss fallen zu hören. Er wartete vergeblich. Als er zögernd wieder in den Flur trat, stand Luca vor ihm, genau an der Stelle, wo sie bereits vor einer halben Stunde gewartet hatte, dass er aus dem Bad kommen würde. Für einen winzigen Moment hatte er das dämliche Gefühl, sie hätten die Zeit ein Stück zurück gedreht und er bekäme jetzt eine zweite Chance. Sofort aber hatte ihn die Realität wieder und er lehnte sich an den Türrahmen, den Blick Richtung Boden.

„Willst du nicht gehen?"

Er glaubte, ihr Lächeln zu spüren. Jetzt fing er wohl endgültig an zu spinnen.

„Tja", hörte er Luca sagen, „ich fürchte, ich bin genauso bekloppt wie du. Aber ich kann dich jetzt nicht einfach so allein lassen."

Er musste sich verhört haben. Langsam hob er den Kopf und sah, wie sie sich ein Grinsen verkniff.

„Herrje. Du guckst ja wie ein geprügelter Hund ... "

Sie öffnete leicht die Arme, die Handflächen ihm zugewandt. „Komm schon, Mick."

Mit nicht mal zwei Schritten hatte er den Flur durchquert und drückte sie an sich. Lange hielt er sie einfach nur fest, nahm ihre Wärme auf, staunte über ihren zierlichen Körper, sog den frischen Duft ihrer Haut auf, genoss es, wie sie die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und ihm sanft den Nacken kraulte. Schließlich löste er sich von ihr, nur ein wenig, streichelte ihr vorsichtig über das weiche Haar und löste die Spange, die es immer noch ordentlich zusammenhielt.

Sie sah ihn ein wenig ängstlich, nein, eher unsicher an. Ihr Herz schlug sogar noch schneller als seines.

„Ich hab wirklich keine Ahnung wie das alles ... "

„Denkst du, ich?", fragte er.

Küssen war nicht besonders schwer, da gab es eigentlich nichts zu wissen. Es war nur eine Frage des Vertrauens, des Sich-Fallen-Lassen und Genießen. Sie machten ihre Sache alle beide sehr gut, fand er. Irgendwie gelang ihm die richtige Balance von Sanftheit und forderndem Druck und Luca kam ihm entgegen, schien die warme Nässe seines Mundes zu mögen, statt im ersten Augenblick zurückzuschrecken, wie es vielen Mädchen beim ersten Kuss ging. Sie kosteten die ungewohnte Nähe in aller Ruhe aus, sie hatten alle Zeit der Welt. Ihre Zungen massierten einander, seine Hände strichen über ihren Rücken, ihre Rippen, ihre Taille. Als er sie unter Lucas Bluse wandern ließ und ihre warme Haut streichelte, stöhnte das Mädchen leise auf. Es erregte ihn, wie stark sie auf seine Berührungen ansprach, er presste sein Becken gegen ihres, damit sie spürte, wie er hart wurde.