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Chuck & Sarah 03

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„Ich mache mir Sorgen, Morgan." Ihre Stimme klang sehr leise und unsicher, und Morgan hatte das Gefühl, dass Sarah vor etwas Angst hatte. „Was ist, wenn wir Mary Elizabeth finden, und sich herausstellt, dass sie nicht mehr die Frau ist, die sie mal war. Sieh dir nur an, wie sich Chuck in der kurzen Zeit verändert hat. Ich kann ihn verstehen, aber ich kann auch Prag nicht vergessen..." Morgan wollte etwas erwidern, aber Sarah schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab. „Ich weiß es, Morgan, und ich verstehe auch seine Beweggründe. Das ändert aber nichts daran, dass ich das Gefühl habe, die Dinge wiederholen sich. Mary Elizabeth verließ ihre Familie weil sie eine Spionin war, und Chuck wies mich zurück, um ein Spion zu werden -- beide wollten einem großen Guten dienen, und waren bereit, ihr persönliches Glück hintan zu stellen." Morgan sah Sarah jetzt sehr genau an. „Du hast Angst, dass er dich irgendwann einmal verlassen wird..." - „Seit Elli bei uns war, um uns zu bitten, die Paten des Kindes zu werden, denke ich oft daran, wie es wäre, eine Familie zu haben, Morgan... Eine Familie mit Chuck. Aber ich habe auch Angst, dass ihn diese Familie nicht davon abhalten könnte, sein Leben aufs Spiel zu setzen, wie es seine Mutter vor ihm getan hat -- und wie es sein Vater auch schon getan hat. So ehrenhaft Stevens Motive auch waren, hat er doch den kleinen Chuck in der Obhut der kaum größeren Elli zurückgelassen."

Morgan beugte sich vor und nahm Sarah in den Arm. „Chuck ist weder seine Mutter, noch sein Vater, und am allerwenigsten ist er dein Vater. Das ist dein Chuck, der sogar einen Panzer auffahren ließ, als er dachte, du wärst in Gefahr -- er würde alles tun, um dich zu beschützen." - „Aber sie ist seine Mutter... Wie wird er wählen, wenn er sich zwischen ihr und mir entscheiden müsste?" - „Ich weiß es nicht, aber ich weiß, wie er sich in Moskau entschieden hat... Deswegen sind wir hier. Er hat sich für dich entschieden, ohne zu wissen, ob er seiner Mutter je wieder auf die Spur kommen kann. Das sollte dir Antwort genug sein, Sarah, meinst du nicht auch?"

Erstaunlicherweise fühlte sich Sarah etwas besser, nachdem sie mit Morgan gesprochen hatte, auch wenn er ihr ihre Ängste nicht nehmen konnte. Natürlich hatte Morgan Recht, Chuck würde für sie alles tun, und hat in Moskau die Daten geopfert, um sie und Casey zu retten, aber Sarah konnte nur hoffen, dass sich daran nichts ändert. Es war für sie noch alles so neu und ungewohnt, und sie hatte Angst, das einzig wirklich Gute, das ihr im Leben widerfahren ist, zu verlieren.

„Ich finde, Chuck muss von dieser Unterhaltung nichts erfahren. Von mir wird er jedenfalls nie etwas erfahren. Und wenn du mit jemandem reden willst, ich bin für dich da, Sarah..." Sarah wusste, dass Morgan das auch wirklich so meinte, wie er es sagte. Sie ertappte sich selbst hin und wieder dabei, den kleinen bärtigen Mann als eine Art... Nun ja, nicht direkt Bruder, aber eine Art seltsamen und manchmal unheimlichen Cousin zu betrachten.

Sie trat wieder ins Zimmer, während Morgan noch etwas die milde Nachtluft genoss, und sah Chuck auf dem Bett liegen, vollkommen friedlich und entspannt. Vorsichtig legte sie sich wieder neben ihn und küsste ihn auf die Wange. „Sarah..." Er murmelte lächelnd im Schlaf vor sich hin und sie konnte nicht anders, als das süß und niedlich zu finden. „Ich liebe dich, Chuck, und stehe immer hinter dir. Verzeih mir, dass ich Angst habe, aber ich weiß nicht, ob ich leben könnte, wenn ich dich verliere." Sie hatte keine Ahnung, ob er sie hören oder gar verstehen konnte, aber wie als Antwort drehte er sich zu ihr, legte seinen Arm um sie und zog sie mit den gemurmelten Worten „Komm her, Schatz... Ohne dich ist das Bett so kalt." an sich.

Während Chuck im Schlaf ihren Nacken küsste -- etwas was er oft, gern und sehr gut konnte, selbst wenn er tief schlief -- entspannte sich Sarah immer mehr, und als sie wieder in den Schlaf driftete, lächelte sie sogar wieder.

* * *

Das Wecken übernahm Casey sehr gerne. Vielleicht musste man als Colonel der Marines so strikt sein, aber Morgan war eher der Überzeugung, dass Casey es auf eine sadistische Art genoss, ihn mitsamt der Luftmatratze auf den Boden zu kippen. Als er sich aufrappelte, sah er, dass Sarah Chuck sehr viel sanfter geweckt haben musste, denn Chuck lächelte unbekümmert. „Denkt dran, sparsam mit dem Wasser zu sein." ermahnte sie Morgan, der sich die Worte Caseys vom Vorabend eingeprägt hatte. „Darum gehen wir auch zu zweit duschen..." Chuck grinste noch breiter, und Morgan erwiderte nur noch hastig: „Keine Details!!"

Nach und nach kam jeder von ihnen an die Reihe, ins Bad zu dürfen. Morgan beeilte sich zwar schon, aber als Ex-Marine war Casey augenscheinlich sehr geringen Luxus gewöhnt, denn er schaffte es tatsächlich, sich innerhalb von fünf Minuten abmarschbereit zu machen.

„Der Wagen ist da." Sarah kam, gefolgt von Chuck, vom Balkon herein und blickte in die Runde. „Perfektes Timing, ich verhungere." meinte Morgan und war auch ehrlich gespannt auf das Belgrader Frühstück, von dem er im Reiseführer gelesen hatte. So war es nicht überraschend, dass Morgan die Wohnung auch als erster verließ.

Der Fahrer -- wie die meisten Belgrader -- sprach und verstand sehr gut Englisch, und konnte mit Morgan über die Sehenswürdigkeiten fachsimpeln, während sie vom Stadtteil Cerak durch pulsierende Stadtteilkerne, über Brücken, an der Save entlang und vorbei am WTC (World Trade Center) of Belgrade ins Stadtzentrum fuhren.

Zu ihrer aller Überraschung hielt der Fahrer den Wagen vor einer Art Imbiss an, wenige Meter von der Amerikanischen Botschaft, an der Ecke Sarajevska Ulica und Ulica Vojvode Milenka, entfernt. Ðorđe Orahovac erwartete sie an der Tür des Lokals. „Ich hatte ihnen ja ein echtes Belgrader Frühstück versprochen." Besonders Morgan war neugierig. „Mit leeren Magen sollte man den Tag nicht beginnen, nicht wahr?" - „Da haben sie voll und ganz Recht, Gospodine Grimes." Morgan drehte sich zu seinen Freunden. „Greift zu, ich habe davon gelesen, und es soll sehr gut sein." Orahovac lachte und nickte dann. „Das stimmt, aber für Touristen ist es vielleicht noch etwas ungewohnt. Ich dachte mir nur, wir würden hier nicht sehr auffallen."

„Sieht fast aus wie in der Türkei, und ich wette, es schmeckt auch so." meinte Casey und sah sich die Waren in der Theke an. Letztlich saßen sie alle an einem Tisch, mit ihrem Frühstück vor sich und genossen es dann neugierig und voller Appetit. Casey hatte sich für Pogačice entschieden, kreisrunde Blätterteigteilchen mit einer Schafskäsefüllung, während Morgan einen Burek sa mesom, Blätterteigkuchen mit Hackfleischfüllung, und Chuck und Sarah Burek sa sirom, Blätterteigkuchen mit einer Füllung aus Schafskäse und serbischem Hüttenkäse (Kajmak), genossen. Traditionell tranken alle dazu Joghurt, der sich geschmacklich sehr gut mit dem leicht fettigen und würzigen Essen vertrug.

„Ich denke, ich habe einen Ansatzpunkt für ihre Ermittlungen gefunden." Orahovac tupfte sich mit einer Serviette die Krümel von den Lippen. „Das Gelände von Volkoffs Einrichtung wird von einer hiesigen Sicherheitsfirma namens „Beli Tigar" bewacht, zu der ich noch den einen oder anderen guten Draht habe. Das könnte ihnen helfen, Zugang zu bekommen. Zwar nur zu den Außenanlagen, aber das dürfte schon ein guter Anfang sein, nicht wahr?" - „Haben wir irgendwelche Lagepläne oder Grundrisse der Anlage?" verlangte Casey wissen. „Es war mir klar, dass sie danach fragen werden, Pukovniće Casey." Antwortete er dem NSA-Agenten und gebrauchte dabei -- im Gegensatz zum Zivilisten Morgan -- bei Casey die Bezeichnung dessen militärischen Ranges. „Ich habe Pläne vom Bauamt, die vorgelegt werden mussten, als der Bau der Anlage beantragt wurde, die ich ihnen zukommen lassen werde. Vielleicht können sie bei „Beli Tigar" weitere Pläne und Informationen finden, die ihnen dann noch weiterhelfen."

Morgan hatte sein Frühstück beendet und leckte sich noch die letzten Joghurtreste von den Lippen, bevor er sich den Mund mit einer Serviette abwischte. „Sie erwähnten diese Firma, „Weißer Tiger" schon mehrfach, aber ohne uns zu sagen, inwieweit wir von da Hilfe erwarten können, Ðorđe. Reichen ihre Kontakte zu dieser Firma aus, um uns die nötigen Informationen zu beschaffen?" - Bedauerlicherweise nicht, Gospodine Grimes, und ich will an dieser Stelle auch noch einmal klarstellen, dass ich offiziell von nichts wissen werde, wenn sie beschließen... Nun ja, sich die Informationen auf eigene Faust zu beschaffen."

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, schob seinen Teller von sich und entzündete sich nach einem fragenden Blick in die Runde eine Zigarette. Einige tiefe Züge lang, war von keinem ein Ton zu hören, und mehr als ein Verstand war damit beschäftigt, das weitere Vorgehen zu planen. Kurz bevor das Schweigen hätte peinlich werden können, war Orahovacs Stimme zu vernehmen.

„Es steht mir nicht zu, Vermutungen anzustellen, ob sie willens und in der Lage wären, mitten in der Nacht in die Büroräume des „Weißen Tigers" einzubrechen, um zu bekommen, was sie wollen." Er wirkte mit einem Mal seltsam unbeteiligt und sah keinen von ihnen an. „Schließlich dienen wir alle dem Gesetz und setzen uns für Recht und Ordnung ein, nicht wahr?"

Ðorđe Orahovac sah wieder auf. „Die Zvezdara ist leider nicht mehr die aufmerksame Nachbarschaft, die sie mal war. Ich denke in einem so dunklen und verwinkelten Viertel der Stadt würden sie ihre Zeit doch nicht vergeuden. Da ist heutzutage nichts mehr los." Lächelnd fügte er hinzu: „Was da früher an Leben noch vorherrschte, ist lange weg. Jetzt sind da nur noch Büro- und Geschäftsgebäude, und nach Ende der Bürozeiten findet sich da keine Menschenseele."

Er schrieb dann etwas auf eine der Servietten und reichte sie zusammengeklappt Casey. „Ich bedaure es sehr, ihnen offiziell nicht helfen zu können..." und an Chuck gewandt fügte er hinzu. „Ich bedaure ihren Verlust, und hoffe von ganzem Herzen, dass sie nicht nur an die Beweise herankommen, die sie finden sollen, sondern auch eine Spur ihrer Mutter finden. Wenn ich ihnen helfen kann, werde ich es tun, und wenn sie klare Beweise finden, steht meine Behörde voll und ganz hinter ihnen, darauf haben sie mein Wort."

Mit einem bedauernden Seufzen erhob er sich vom Tisch. „So gerne ich noch weiter mit ihnen plaudern würde, muss ich aber leider zurück ins Büro. Das Frühstück geht auf mich, und mein Fahrer wird sie zum Bahnhof bringen, wo sie sich einen Wagen mieten können. Ich denke, sie würden sich gerne mit einem eigenen Fahrzeug frei in der Stadt bewegen können. Lassen sie mich wissen, wenn sie etwas brauchen, und wenn es in meinen Möglichkeiten liegt, werde ich ihnen helfen." Er verließ das Lokal, und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, entfaltete Casey die Serviette.

„Das Büro von „Beli Tigar" liegt in der Ulica 16. Oktobra, und die beste Stelle, um reinzukommen, ist die Hintertür am westlichen Ende des Gebäudes. Der Magnetkontakt der Tür ist leicht zu überbrücken. Viel Glück."

Die kyrillischen Zeichen schienen Casey keine Schwierigkeiten zu bereiten, als er den Text auf englisch auf eine andere Serviette übertrug, damit sie alle lesen konnten. „Offensichtlich denkt Ðorđe, es wäre nicht gut, wenn er uns das mündlich mitteilt. Ich könnte mich irren, aber ich glaube, er steht unter enormem Druck, weil er versucht uns zu helfen." Er zerriss die Servietten in winzige Fetzen und ließ sie in den Aschenbecher fallen.

„Wir sollten uns um einen fahrbaren Untersatz kümmern, wie er vorgeschlagen hat." schlug Chuck vor, und sah sich unauffällig um. „Es wird wirklich praktischer sein, wenn wir selbst mobil sind, und falls er Recht hat, dass seine Behörde ihn wegen uns überwachen lässt, wäre sein Wagen zu auffällig... Und der Fahrer ein zu großer Risikofaktor geworden. Falls Ðorđe wirklich überwacht wird, ist er auch ein Risikofaktor. Wir können uns nur auf einander verlassen."

Unauffällig sah ihn Sarah an, und einmal mehr fiel ihr auf, wie überaus professionell Chuck war, wenn er einer Spur seiner Mutter folgte. Es war nicht mehr nur, dass Chuck zu einem echten Spion wurde, was für sich genommen eine gute Sache wäre, sondern viel mehr so, als wäre Chuck entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um seine Mutter zu finden. Schweren Herzens fragte sich Sarah fast widerwillig, wie weit Chuck bereit war, zu gehen, um seine Mutter zu retten.

„Machen wir uns auf den Weg." schlug sie vor, um auf andere Gedanken zu kommen, und nicht immer an die Veränderungen zu denken, die scheinbar in Chuck vor sich gingen. Solange sie beschäftigt war, konnte sie sich einreden, sie würde überreagieren. Morgan warf noch einen verlangenden Blick auf das leckere Gebäck hinter der Theke, doch dann erhob auch er sich, und sie verließen das Lokal.

„Darf ich den Wagen aussuchen?" fragte Morgan, als sie die Straße vor der US-Botschaft überquerten. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, stieg Casey in den stabilen Geländewagen, den ihnen Orahovac vorübergehend zur Verfügung gestellt hatte, während Sarah auf seine Frage nur geistesabwesend die Schultern zuckte und Chuck ein knappes „Mal sehen." von sich gab, und fuhren dann durch die -- um diese Uhrzeit schon überfüllten -- Straßen zum Bahnhof.

* * *

Der dunkelgrüne Toyota Prius -- Morgans Vorschlag, da der Wagen nicht nur umweltfreundlich war, sondern auch unauffällig und durch den Elektromotor im Stadtverkehr sehr leise war -- rollte mit Chuck am Steuer lautlos und ohne Licht die mitternächtliche Ulica 16. Oktobra entlang, während Sarah geduldig durch den Restlichtverstärker die Fassaden der Gebäude nach dem Firmenschild der Sicherheitsfirma absuchte. Nach wenigen Minuten deutete sie in die Dunkelheit. „Da vorne ist es, das überaus geschmackvolle Schild mit dem springenden weißen Tiger." Sie senkte das Nachtsichtgerät und sofort versank die Umgebung in eine, von verstreuten Straßenlaternen schwach eingedämmte, Finsternis. „In der Dunkelheit müssen wir uns wirklich keine Sorgen machen, gesehen zu werden. Hier ist keine Menschenseele." - „Stimmt zwar, Morgan, aber wir sollten uns trotzdem vorsichtig verhalten, das hier ist einfach zu perfekt." war Sarahs Antwort.

Als sie vor dem zweistöckigen Gebäude standen, konnten sie erkennen, dass die Einfahrt auf den Innenhof von einem einfachen eisernen Tor mit zwei Riegeln versperrt wurde, das sie im Handumdrehen geöffnet haben würden. Wenige Minuten später schloss sich das Tor hinter dem Mietwagen und Morgan folgte dem Auto zum Gebäude.

Der Firmensitz von „Beli Tigar" entpuppte sich als altes, zweigeschossiges Fabrikgebäude in U-Form. Das untere Geschoss wurde fast vollkommen von Garagen und einer Werkstatt eingenommen, die sich links und rechts der großen zweiflügeligen Eingangstür gruppierten. Zwischen den Enden der äußeren Gebäudetrakte und der umgebenden Mauer führte ein etwa zwei Meter breiter Weg um das Gebäude, und somit zur Hintertür.

„Der Hintereingang dürfte in dieser Richtung hier liegen." stellte Casey fest, und ging voraus. Die Rückseite der ehemaligen Fabrikhalle lag in stygischer Finsternis da, und die vier streiften sich ihre Nachtsichtgeräte über, damit kein Lichtschein einer Taschenlampe ihre Anwesenheit verraten könnte. Auch wenn die Gegend ausgestorben wirkte, konnten sie sich nicht darauf verlassen, dass nicht doch zufällig jemand verräterische Lichter sehen würde.

Der Hintereingang war auch in der Dunkelheit nicht zu verfehlen, und wie es ihnen Orahovac vorhergesagt hatte, war die Tür in sekundenschnelle offen, nachdem sie die Magnetstreifen überbrückt hatten. Die Tür führte direkt in einen Umkleideraum, der nach Schweiß, Deodorant, Zigaretten und Waffenöl roch, und an seinem entfernten Ende rechts in einen Duschraum überging, während er links zu einer Treppe führte. Da dieses Mal Chuck voraus ging, deckte Casey ihren Rücken, und Morgan folgte Sarah die Treppe hinauf, fasziniert davon, ein echtes Nachtsichtgerät zu tragen, und nicht nur die entsprechende Illusion in einem seiner Computerspiele zu erleben.

Das Ende der Treppe erweiterte sich zu einem kleinen Vorraum, der in einen schmalen Gang führte, von dem jeweils zwei Türen zu jeder Seite abgingen. Direkt an der Treppe fanden sie eine Übersichtstafel mit sämtlichen Fluchtwegen, Feuerschutztüren, Rauchabzügen und -- was am Wichtigsten war -- allen Räumen mit genauer Bezeichnung der Verwendung. Das Archiv befand sich, wie auch der EDV-Raum und die Server in einem fensterlosen Lagerraum am anderen Ende des Gebäudemittelteils.

„Entweder ist heute unser Glückstag, oder die sind hier sehr unvorsichtig mit ihren Daten." Zu ihrem Erstaunen war der Raum in das sanfte Licht der eingeschalteten TFT-Monitore getaucht, so dass sie ihre Restlichtverstärker abnehmen konnten. „Ich glaube, weder noch, Casey. Das ist eine simple Check- und Updatesequenz, die hier durchläuft. Vermutlich durchlaufen die Rechner diese Prozedur jede Nacht. Einmal scannen und aktualisieren, und da sie die Rechner nachts nicht brauchen, haben sie die Ressourcen frei. Eine externe Firewall sichert dabei das System nach außen" - „Ihr beide kümmert euch um die Computer, und Walker und ich sehen uns hier noch weiter um." Casey wandte sich ab und streifte das Nachtsichtgerät wieder über.

Als Casey und Sarah knappe fünfzehn Minuten später zurückkamen, konnte Chuck auf Caseys Gesicht schon die Frustration erkennen, bevor der NSA-Agent sein Nachtsichtgerät abgenommen hatte. „Super! Das hier ist ein „papierloses Büro", und das einzige Papier, dass du hier finden kannst, sind die Flyer von diversen Lieferdiensten und die fast schon obligatorischen Pornomagazine in einigen Schreibtischen." Er musterte erst Chuck, der hinter Morgan stand, dann Morgan, der etwas am Computer machte, mürrisch.

„Seid wenigstens ihr beiden weitergekommen, oder war die ganze Aktion hier ein Fehlschlag?" Chuck hielt mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck einen USB-Stick hoch „Alle Daten übertragen." und Morgan lehnte sich entspannt und breit grinsend im Stuhl zurück, hielt acht Plastikkarten hoch und erklärte in einem Ton, der „Q" aus den James-Bond-Filmen nachahmen sollte: „Das hier sind Schlüsselkarten zu Volkoffs Anlage. Mit ihnen haben wir Zugang zu so ziemlich allen Sicherheitsebenen. Wir sind jetzt offizielle Mitarbeiter von „Beli Tigar". Sobald wir wissen, wann wir losschlagen wollen, muss uns Chuck nur in die offiziellen Einsatzpläne einfügen." - „Eine entsprechende Hintertür habe ich schon in deren System eingebaut." erklärte Chuck, nicht ohne hörbaren Stolz in seiner Stimme.

Sarah schüttelte schmunzelnd den Kopf, zwischen Chucks und Morgans zufriedenen Mienen und Caseys verschlossenem Antlitz hin und her blickend. „Dann sind wir ja hier fertig. Lasst uns verschwinden." forderte sie die anderen zum Aufbruch auf.

Auf dem Weg die Treppe hinab, Casey und Morgan übernahmen die Vorhut, während Chuck und Sarah hinterher kamen, flüsterte Sarah: „Du wirst immer besser, Chuck. Ich bin sehr beeindruckt." Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. „Ich liebe dich, und bin sehr stolz auf dich." Im Display des Nachtsichtgeräts erschien Chucks Gesicht seltsam, aber sein Lächeln war unübersehbar. „Ich hatte eine gute Lehrerin." - „Könnt ihr beiden Turteltauben mal die Klappe halten, und warten, bis wir wieder im Wagen sind?" hörte man Caseys Knurren von unten. „Wir wollen doch möglichst unauffällig bleiben, oder?"

Als sie wenige Minuten später wieder zum Wagen kamen, steckte ein Zettel unter dem Scheibenwischer. „Scheinbar waren wir doch nicht so unauffällig, wie du angenommen hast, Grimes." meinte Casey beißend. Nach einem Blick in die Runde zog Chuck die Notiz hervor und las sie mit gedämpfter Stimme vor:

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