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Dunkle Magie - Leseprobe

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Serafina schluchzte leise.

„Nicht weinen", sagte ich automatisch. „Das sieht schlimmer aus, als es ist. Nur ein paar harmlose Kratzer."

Sam schien allmählich wieder zur Besinnung zu kommen.

„Stimmt", fügte sie etwas gereizt hinzu. „Tut gar nicht richtig weh."

„Du solltest es trotzdem lieber desinfizieren."

Noch während ich diese Worte aussprach, hatte ich plötzlich einen vagen Plan im Kopf. Nein... keinen Plan, ich witterte eher den Hauch einer Chance.

Sie nickte.

„Du hast Recht. Vielleicht gibt 's so 'n Zeug dafür im Bad."

Ihren rechten Arm angewinkelt vor die Brust haltend, verließ sie die Küche. Würde sie mich tatsächlich mit dem Kind allein lassen?

„Komm schon", befahl sie mir und sagte an Serafina gewandt: „Bin gleich wieder da. Alles okay."

Innerlich fluchend folgte ich ihr. Das war es wohl gewesen mit meiner Chance. Doch dann fiel mein Blick im Vorbeigehen auf Sams Lederjacke, die unbeachtet über ihrem Stuhl hing. Aus der linken Jackentasche ragte ein praller Bund mit Zimmerschlüsseln.

Unbemerkt zog ich ihn heraus und steckte ihn ein.

Jetzt hatte ich wirklich den Hauch eines Plans.

(...)

09:36 Uhr.

Sams Perspektive

Das weiße Porzellan färbte sich rot.

Zur Abwechslung handelte es sich um mein Blut, was im Abfluss verschwand.

„Dieses Vieh sollte mir besser nicht noch mal in die Quere kommen", knurrte ich.

Das warme Wasser brannte in den tiefen Kratzern, die mir das Biest beigebracht hatte. Es hatte mir seine Krallen mit voller Wucht in den Arm geschlagen.

„Das Tier kann nichts dafür", sagte Jenny, die neben mir stand und im Badezimmerschrank nach Desinfektionsmittel suchte.

Ich schnaubte.

„Ach, stimmt ja. Hab 's drum gebeten, mir den Arm aufzureißen. Klar, meine Schuld."

„Du bist ihr halt zu nahe gekommen", erwiderte sie und schloss den Schrank. „Das war ihre Art zu sagen, dass du sie in Ruhe lassen sollst."

Ich drehte das Wasser ab und setzte mich auf den Badewannenrand. Mein Arm fühlte sich heiß an.

„Gib dir keine Mühe", sagte ich. „Du wärst liebend gern an ihrer Stelle gewesen."

Sie schaute mich nicht an, zückte nur die kleine Sprühflasche, die sie in der Hand hielt.

„Streck den Arm aus."

Ich tat, was sie sagte, aber nicht, um meine Wunden verarzten zu lassen. Sie versteifte sich, als ich sie am Ellenbogen fasste.

„Lass mich los!"

„Sag mir nicht, was ich zu tun habe", murmelte ich und zog sie zu mir heran.

Jenny. Eine zugeknöpfte kleine Brillenschlange. Immer sachlich, sauber, ordentlich. Kein Funke Leidenschaft, außer es ging um ihre beschissene Biologie. Sogar jetzt trug sie ihre Haare noch zu einem strengen Zopf geflochten.

Wie sie mich reizte.

Sie sträubte sich, als ich den Arm um sie legte und auf mein Knie zwang, aber nicht zu sehr. Erstens wusste sie nur zu gut, dass sie es mit mir nicht aufnehmen konnte und zweitens... hatte ich den Eindruck, sie war nicht allzu abgeneigt.

Es war ein seltsames Gefühl, sie so nah zu spüren, durch ihr Sweatshirt hindurch ihre Wärme zu fühlen und den Duft ihrer Haut zu atmen. Sie roch völlig anders als meine Mädchen. Deutlich... weiblicher. Aber durchaus nicht weniger verlockend.

Sachte fuhr ich mit den Lippen über die glatte Haut ihres Halses und grinste, als sie entsetzt zurück zuckte.

„Ich denke, du stehst auf Kinder", presste sie hervor.

„Oh, ich bin für alles offen", raunte ich ihr ins Ohr und ließ meine Hand unter ihr Oberteil wandern.

Sofort krampfte sich ihr ganzer Körper zusammen und sie packte meine Hand, versuchte verzweifelt, sie wegzuziehen.

„Du bist so..."

„Was?", fragte ich spöttisch. „Widerlich? Pervers?"

Sie knirschte nur mit den Zähnen und wand sich in meinem Griff. Ob sie spürte, wie ihr Zappeln mir gefiel?

„Du hältst mich für krank, Herzchen", sagte ich und drückte sie ein wenig fester an mich. „Aber woher willst du wissen, dass es nicht anders herum ist, hm? Ich mache das, was ich will und fühle mich großartig. Aber was ist mit dir? Du versteckst dein Verlangen hinter deiner kleinen braven Graue-Maus-Fassade und fühlst dich beschissen, statt auszuleben, wovon du träumst. Im Ernst, wer von uns ist wirklich krank?"

„Es ist krank, kleine Mädchen aufzuschlitzen", sagte sie heftig, „nachdem man sie..."

Ich lachte.

„Was denn, Herzchen? Sprich 's ruhig aus."

Sie presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. Ihre linke Hand krampfte sich um das Fläschchen Desinfektionsmittel.

„Siehst du", flüsterte ich sanft und strich an ihren Rippen entlang nach oben bis zu ihrer Brust. Ihr Herz schlug wie wild unter meinen Fingern, aber sie wehrte sich nicht mehr gegen die Berührung.

„Du traust dich nicht mal, es auszusprechen. Du bist völlig gehemmt."

Ich vergrub meine Lippen in der Kuhle an ihrem Schlüsselbein, schmeckte ihre Haut und fuhr gleichzeitig mit der Hand über den dünnen Stoff ihres BHs. Meine Erregung übernahm langsam aber sicher das Kommando. Ich wollte sie. Jetzt. Ich wollte sie verdammt noch mal zum Schreien bringen. Nicht vor Schmerz. Noch nicht.

„Es ist einfach nicht normal, so etwas zu tun", sagte sie mit zitternder Stimme. „Niemand findet es normal, Leute zu... vergewaltigen und danach umzubringen."

„Normal", murmelte ich an ihrem Hals, wobei ich das Wort spöttisch in die Länge zog, „Die meisten Leute haben früher Schwule und Lesben für krank gehalten. Heute darf offiziell niemand mehr behaupten, dass sie nicht normal sind."

Ich grub leicht die Zähne in die köstlich weiche Stelle knapp über ihrer Schulter, sog daran, küsste sie. Auch meine zweite Hand fuhr unter ihr Oberteil, schob den störenden BH hoch.

„Was haben Homosexuelle mit der verfluchten Scheiße zu tun, die du hier abziehst?", fuhr sie mich an. Allmählich klang sie hysterisch, ihr Atem ging schneller. Warum auch immer.

„Gesellschaftliche Anerkennung", sagte ich knapp. „Die Gesellschaft sagt, was normal ist. Das, was 'ne Schwuchtel unter Spaß versteht, ist erlaubt -- das, was ich drunter verstehe, nicht."

„Serafina wartet unten", sagte sie plötzlich.

„Na und?"

Ich wollte nicht mehr reden. Und schon gar nicht nachdenken.

„Du hast gesagt, wir sind gleich wieder da. Willst du, dass sie plötzlich in der Tür steht?"

Sie hatte nicht ganz Unrecht. Meine Prinzessin würde sich betrogen fühlen. Sie konnte noch nicht begreifen, was in mir vorging. Zumindest nicht alles.

Widerwillig löste ich mich von Jennys Hals und strich ein letztes Mal über ihre Brüste. Ich grinste sie an, als ich ihre Nippel berührte.

„Ob du willst oder nicht", sagte ich, „dein Körper sagt ja."

Wütend wand sie sich aus meinen Armen und glitt von meinem Bein herunter. Zwei Schritte von mir entfernt drehte sie sich um und zog ihre Kleidung zurecht.

„Wir sind uns ziemlich ähnlich", meinte ich. „Du weißt das so gut wie ich. Willst es bloß noch nicht wahrhaben."

„Zeig mir endlich deinen Arm", sagte sie tonlos. „Oder soll sich der Scheiß entzünden?"

Seufzend streckte ich ihr die Hand hin.

„Bitte sehr, Schwester Jenny."

Sie nahm mein Handgelenk und hielt das Fläschchen mit dem Desinfektionsmittel bereit. Einen Moment lang starrte sie stumm auf die Schrammen an meinem Arm, dann hob sie den Kopf und sah mir ins Gesicht.

Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Was?"

Ihre Lippen öffneten sich leicht, als wollte sie etwas sagen. Sie hob die Hand mit der kleinen Flasche.

Und sprühte mir das Zeug in die Augen.

Es brannte wie Feuer. Ich brüllte auf und versuchte, sie zu packen, aber der Tränenschleier machte mich blind.

„Verfluchte Fotze..."

Sie drängte sich an mir vorbei, wollte zur Tür. Da bekam ich sie zu fassen, schleuderte sie mit aller Kraft an die Wand. Diese gottverdammte Hure!

Sie schrie auf, so, wie es sich anhörte, mehr vor Schreck als vor Schmerz. Das Brennen in meinen Augen wurde immer schlimmer, ich erkannte mit Mühe verschwommene Schemen um mich herum. Ich drückte ihr den Hals zu, hörte sie röcheln...

Und da war ihr Fuß an meinem rechten Knöchel, schaffte es irgendwie, mir das Bein unter dem Körper wegzuziehen, mich ins Schwanken zu bringen.

Mit letzter Kraft war sie sich mir entgegen.

Ich verlor das Gleichgewicht, taumelte, dann fielen wir beide.

Mein Kopf schlug auf die Fliesen.

Alles wurde schwarz.

(...)

09:50 Uhr.

Jennys Perspektive

Es machte einen ziemlichen Lärm, als Sam und ich zu Boden gingen. Mit einem hässlichen Geräusch schlug ihr Kopf auf und fast sofort lösten sich ihre Hände von meinem Hals. Am ganzen Körper zitternd rollte ich von ihr herunter, sog verzweifelt Luft in meine Lungen. Mein Hals tat fürchterlich weh.

Alles ist gut, du lebst noch. Dir ist nichts passiert.

Ich zwang mich dazu, mich aufzurichten. Fast keine Kraft hatte ich in meinen Gliedmaßen.

Sam lag völlig regungslos da.

Mir wurde schlecht, wie gestern Nachmittag unten im Keller. Ich riss mich zusammen und schaute genauer hin. Leicht, aber regelmäßig hob und senkte sich ihr Brustkorb. Erleichtert schloss ich für einen Moment die Augen.

Dann übernahm mein Verstand endlich wieder das Ruder. Sam war nur bewusstlos, das hieß, sie konnte unter Umständen jeden Moment wieder auf die Beine kommen. So schnell ich konnte, stand ich auf. Allmählich kehrte meine Kraft in meinen Körper zurück. Ein schönes Gefühl.

Erstes Ziel: raus aus dem Bad und die Tür abschließen. Ich zog den dicken Schlüsselbund aus der Hosentasche, steckte mit fliegenden Fingern einen Schlüssel nach dem anderen ins Schloss. Verdammt noch mal, was hing denn hier alles dran? So viele Zimmer konnte ein einzelnes Haus doch gar nicht haben. Endlich, problemlos glitt ein Schlüssel hinein und ließ sich ohne Schwierigkeiten drehen.

„Danke", murmelte ich erleichtert, schloss zweimal ab und steckte den Bund wieder ein.

Zweites Ziel: Meine Jacke holen und dann Serafina zum Mitkommen bewegen.

Ich lief in das Gästezimmer, in das Sam mich eingesperrt hatte und schnappte mir meine Windjacke, die über dem Fußende vom Bett hing. Jetzt zu Serafina.

Sie kam mir entgegen, als ich die Treppe hinunterpolterte. Ihre Augen sahen aus, als hätte sie geweint.

„Was war das für ein Lärm?", fragte sie mich ängstlich. „Ich hab gerufen, aber keiner hat geantwortet."

Sanft, aber energisch fasste ich sie an den Schultern und schob sie vor mir her die Treppe herunter.

„Alles in Ordnung", beruhigte ich sie. „Sam... Wizard fand nur das Desinfizieren von den Kratzern etwas schmerzhaft. Aber jetzt geht 's ihr wieder gut, mach dir keine Sorgen."

Das Kind wand sich aus meinem Griff und wollte sich an mir vorbei drängeln um nach oben zu laufen. Ich hielt sie fest.

„Hey! Wo willst du denn hin?"

„Zu Wizard natürlich", fauchte sie mich trotzig an und wehrte meine Hand ab. „Ich will sie trösten."

„Das geht jetzt nicht", sagte ich und fügte schnell hinzu: „Sie hat sich... hingelegt."

Das war gar nicht mal so weit hergeholt.

„Weißt du, sie ist ziemlich müde", redete ich weiter, bevor sie etwas entgegnen konnte. „Es ist besser, wenn du sie nicht störst. Sie hat mir gesagt, dass wir beide spazieren gehen sollen, solange sie schläft."

Serafina stand am Fuß der Treppe und machte ein verschlossenes Gesicht. Sie wollte nicht mit mir gehen, sie wollte zu ihrer geliebten Wizard. Wenn sie weiterhin so bockig war, würde ich sie zwingen müssen, mitzukommen. Das war das Letzte, was ich wollte.

„Vorhin war sie noch nicht müde", sagte sie.

Mir riss der Geduldsfaden.

„Kann sein, aber jetzt ist sie es und möchte nicht gestört werden. Also, wenn du ihr einen Gefallen tun willst, dann kommst du jetzt mit mir."

Einen Augenblick lang sahen wir einander in die Augen und ich konnte regelrecht mitverfolgen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Endlich entschied sie sich, mir zu gehorchen und nickte widerwillig.

Ich seufzte erleichtert.

„Okay. Zieh schon mal deine Jacke an, ich komme sofort."

Während Serafina zur Garderobe ging, lief ich in die Küche und durchwühlte Sams Jacke nach meinem Handy. Endlich entdeckte ich es in der Innentasche. Auf den Triumph folgte allerdings die Enttäuschung, als ich es einschalten wollte: Das Display blieb dunkel.

„Scheiße", fluchte ich. Sie musste den Akku rausgenommen haben. Egal, ich hatte keine Zeit, danach zu suchen. Ich würde mit Serafina ins nächste Dorf laufen. Poggenrade. Drei Kilometer von hier, hatte Frau Gärtner gesagt. Mein Hals wurde eng, als ich an die lieben alten Leute dachte, die...

„Serafina?", rief ich und verließ die Küche. „Können wir?"

Sie stand schon fertig angezogen vor der Haustür und wartete. Es wirkte regelrecht Wunder, ihr zu sagen, sie solle etwas Sam -- besser gesagt „Wizard" -- zuliebe tun.

„Ich hab aber noch nichts gefrühstückt", beschwerte sie sich.

„Macht nichts, wir besorgen dir unterwegs was", sagte ich knapp und fummelte den Schlüsselbund heraus.

„Wo denn?"

Was war es für ein befreiendes Gefühl, als die Haustür aufsprang.

„Im nächsten Dorf", antwortete ich und wollte nach Serafinas Hand greifen. Empört zog sie sie weg. Gut, dann eben nicht.

„Komm jetzt", forderte ich sie auf.

Mit schnellen Schritten durchquerte ich den Vorgarten, stieß das Gartentor auf. Diese Einsamkeit hier draußen hatte etwas Bedrohliches. Ich wollte endlich wieder Menschen um mich herum haben, mich sicher fühlen. Dich sicher fühlen, dachte ich bitter. In aller Öffentlichkeit hast du dich von Sam entführen lassen, weil du Angst hattest. Und selbst wenn du um Hilfe gerufen hättest -- wer hätte wirklich eingegriffen?

„Jenny!"

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und drehte mich um. Weit hinter mir stand Serafina und schaute mich anklagend an. Was war denn jetzt schon wieder?

„Was ist los?", rief ich zurück, ohne meine Ungeduld nennenswert zu verbergen.

Auch wenn Sam sich womöglich schwer am Kopf verletzt hatte, auch wenn sie im Bad eingeschlossen war -- trotzdem hatte ich das Gefühl, sie könnte jeden Augenblick hinter mir stehen. Ich wollte so schnell wie möglich weg hier.

„Warum rennst du so?", kam es vorwurfsvoll zurück.

Ich fluchte innerlich.

„Weil ich es eilig habe!"

„Ich aber nicht!"

Ganz ruhig.

„Wir müssen schnell gehen, damit wir es rechtzeitig zur Überraschung schaffen", log ich.

Misstrauisch zog sie die Nase kraus.

„Überraschung?"

„Das hat Wizard sich einfallen lassen, als Trost für dich. Weil sie jetzt nichts mit dir unternehmen kann."

Kaum dass sie den Namen „Wizard" hörte, setzte sie sich in Bewegung.

„Und deswegen müssen wir uns beeilen?", fragte sie, als sie zu mir aufgeschlossen hatte.

„Genau", sagte ich, erleichtert, dass sie mir meine Geschichte so brav abgekauft hatte.

Was hatte Sam vorhin zu mir gesagt? Wir sind uns ziemlich ähnlich. Nun, mittlerweile brachte ich es zumindest fertig, genauso problemlos zu lügen wie sie. Schlimm genug.

Nicht nur Sams Worte kamen mir wieder in den Sinn, sondern auch das, was sie mit mir getan hatte. Mir wurde heiß, als ich daran dachte. Ich meinte, ihre Hände noch immer auf meinem Körper zu spüren. Noch nie hatte ich mich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick. Wie gelähmt.

Ein Glück, dass sie den Schlüsselbund in meiner Hosentasche nicht gefühlt hatte -- dann wäre ich mit Sicherheit nicht mehr weit gekommen.

„Ist Wizard eigentlich sehr böse auf die Katze?", fragte Serafina mich, als wir die Landstraße erreichten. Ich wandte mich entgegen der Richtung, aus der wir gestern gekommen waren. Zwar hatte ich nicht auf die Schilder geachtet, aber die letzte Ortschaft, durch die wir gefahren waren, lag deutlich weiter als drei Kilometer entfernt von hier. Poggenrade musste sich also in der anderen Richtung befinden.

„Nein", erwiderte ich zerstreut. „Die Katze hat sich ja nur erschreckt. Sie wollte Wizard nicht wirklich weh tun."

„Und warum hat sie dann so geschimpft?"

„Weil sie nicht damit gerechnet hat, dass die Katze sie kratzt", sagte ich. „Zu dir war sie ja ganz lieb."

Das Erste, was ich im Dorf tun würde, war telefonieren. Ich musste dringend die Polizei anrufen. Und meine Eltern.

Beim Gedanken an Mama und Papa kamen mir fast die Tränen. Sie mussten verrückt sein vor Sorge. Bald bin ich wieder zu Hause, schwor ich ihnen in Gedanken. Keine Angst, mir geht es gut.

Und Serafina ging es zum Glück auch gut. Besser als mir auf jeden Fall.

Ich bemerkte, dass sie mich verstohlen aus dem Augenwinkel ansah. So gut es ging, versuchte ich ein offenes Lächeln.

„Ist irgendwas?"

„Du hast so komische rote Flecken am Hals", sagte sie.

Erschrocken griff ich mir an die Kehle, bevor mir einfiel, was sie meinte. Dank Sam mussten schöne Würgemale meinen Hals zieren.

„Nichts Schlimmes", antwortete ich ausweichend. „Nur 'ne Allergie."

Daraufhin fragte sie mich nichts mehr. Es war mir recht. Mir war nicht wirklich nach einem Gespräch zumute.

Die Straße kam mir endlos vor. Mit dem Auto oder auch mit dem Fahrrad sind drei Kilometer eine lachhafte Strecke, aber zu Fuß? Vor allem, wenn man allein in einer gottverlassenen Gegend unterwegs ist und versucht, ein Kind und sich in Sicherheit zu bringen.

Hinter uns hörte ich ein Auto. Ein erleichtertes Lächeln zog über mein Gesicht. Ich konnte den Fahrer anhalten und bitten, uns nach Poggenrade mitzunehmen, am besten gleich die Polizei anzurufen!

Ich blieb stehen und streckte den hochgehaltenen Daumen aus. Der Wagen kam näher, es war ein roter Toyota... er wurde langsamer!

„Oh ja", flüsterte ich, „bitte!"

Auf unserer Höhe blieb das Auto fast stehen, aber als ich Serafina bei der Hand nahm und zu ihm lief, gab der Fahrer plötzlich Gas und raste mit quietschenden Reifen davon.

„Arschloch!", brüllte ich ihm hinterher.

Völlig verstört blickte das Kind mich an.

„Was denn?", schnauzte ich. „Er hätte uns mitnehmen können! Dieser verdammte Penner hält sich wohl für ganz witzig."

Serafina zog energisch ihre Hand aus meiner.

„Warum bist du so böse?", fragte sie kläglich.

„Komm weiter", sagte ich brüsk.

Ich hatte langsam keine Kraft mehr, freundlich zu sein. Nicht, nachdem Sam mich gedemütigt hatte, mir an die Wäsche wollte und mich eben fast umgebracht hätte.

Ich setzte mich wieder in Bewegung, fast zu schnell für das Mädchen, das mit seinen kurzen Beinen nur mühsam mit mir Schritt hielt. Die Zufahrt zum Haus lag schon ziemlich weit hinter uns zurück. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern, bis wir das Dorf erreicht hatten.

Noch drei weitere Autos fuhren an uns vorbei. Ich versuchte jedes Mal, sie anzuhalten, aber keiner der Fahrer machte auch nur die geringsten Anstalten, abzubremsen. Ich regte mich nicht mehr auf. Vielleicht war es auch besser so.

Gerade als die ersten Häuser hinter einem kleinen Waldstück in Sichtweite kamen, blieb Serafina stehen.

„Ich kann nicht mehr!", sagte sie weinerlich.

Ich legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie leicht. Überraschenderweise ließ sie es sich gefallen.

„Schau mal, da vorne", versuchte ich sie aufzumuntern. „Siehst du die Häuser?"

Sie zuckte mit den Achseln und schniefte.

„Da wollen wir hin. Das sind höchstens noch zehn Minuten. Das schaffst du!"

Kopfschütteln.

Na großartig. Wenn ich sie nicht zum Weitergehen überreden konnte, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als sie huckepack zu nehmen.

Ich hörte das Geräusch eines Motors hinter uns. Entschlossen machte ich einen Schritt auf die Straße.

„Es ist zwar wirklich nicht mehr weit", sagte ich zu Serafina, „aber wer auch immer da kommt, wird uns jetzt mitnehmen -- ob er will oder nicht!"

Noch war das Auto nicht zu sehen, es befand sich hinter einer Kurve. Ich stand mitten auf der Fahrbahn, entschlossen, den Fahrer aufzuhalten.

Der schwarze Wagen tauchte in der Kurve auf. Er fuhr ziemlich schnell.

Für den Bruchteil einer Sekunde war ich wie erstarrt. Dann kapierte ich endlich, was mein Verstand mir verzweifelt zuschrie.