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Alle Kommentare zu 'Eisen und Eis'

von Auden James

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  • 11 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 12 Jahren
Nachbemerkung eines Lesers

Es ist dir hervorragend gelungen, die Schwulstigkeit ins Deutsche zu übertragen. Leningrad, alias Sankt Petersburg, wird dir danken, dass du das Kirow, mit der Armbrust im Wappen, so schön im "glattkantigen Kiefer“ beschrieben hast. Jetzt verstehe ich erst deine „beliebten“ Kommentare und deren Reaktionen bei anderen Geschichten.

Schreib mal wieder eine eigene Geschichte, wo du dich nicht hinter den Originalerotismo MlledeLaPlumeBleu und ihrer exzeptionelle Imagination verstecken kannst.

Ein „Bewunderer“

LittleHollyLittleHollyvor mehr als 12 Jahren
Sehr ...

gut gemacht, lieber Auden James. Fast hätte ich beim Lesen gedacht, das du das selbst geschireben haben könntest. Hut ab!

KojoteKojotevor mehr als 12 Jahren
Hmm...

Wenn das dein Maßstab (oder 'ein' Maßstab) für Erotika ist, dann verstehe ich deine Sichtweise nun noch etwas besser.

Nur kann ich sie nicht teilen. Weder Original noch Übersetzung berühren mich. Sie fordern vielleicht ein wenig den Kopf, um die Formulierungen in verständliche Bilder und Zusammenhänge zu transferieren, aber für mich ist das eher Abstraktion als Literatur.

Trotzdem danke, dass du es versucht hast, begreiflicher zu machen. Und dafür, dass du ein Beispiel geliefert hast!

AdlerswaldAdlerswaldvor mehr als 12 Jahren
Schwülstiges Machwerk

Ein Glück, dass ich meine Geschichten nicht so schreibe, wie es Auden James für schön findet. Die Übersetzung ist grottenschlecht und blutarm! Ein Punkt in der Bewertung ist schon geschmeichelt. Nach diesem "Werk" ist jede negative Kritik von Auden James wie eine Lobeshymne. Hi hi hi, ich werde keinen unqualifizierten Kommentar von ihm mehr löschen, sondern auf diese Geschichte verweisen. Denn sie spricht für sich selbst. Das Spatzenhirn Auden James disqualifiziert sich selbst!

rosettenfreakrosettenfreakvor mehr als 12 Jahren
Es ist eine gute Uebersetzung

So, letzter Kommentar von mir fuer 2011.

Die Kategorie interessiert mich normalerweise ueberhaupt nicht, aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht.

Inhaltlich teile ich was die Story betrifft, die Meinung von "Kojote". Es ist schwuelstiges Zeugs, das einen nicht packt.

Es ist keine gut erzaehlte Story. Es ist eigentlich gar keine Story.

Dafuer kann aber "Auden" nichts.

In einem muss ich "Adlerswald", den ich sehr schaetze, und einem "Anonymen" entschieden widersprechen: Ich habe auch das Original gelesen.

Eine Uebersetzung ist immer daran zu messen, ob es ihr gelingt, den Geist des Originals so gut wie moeglich zu vermitteln.

Das ist "Auden" meines Erachtens hervorragend gelungen.

Happy New Year 2012.

LG

LIT-RANICKI "rosi" (Johannes)

CittadolenteCittadolentevor etwa 12 Jahren
Die Übersetzung ist schon gut; ...

... trotzdem hier einige Anmerkungen:

Mit "poles of illumination" sind wohl Laternenpfähle gemeint (poetischer evtl.: Leuchtmasten); so macht auch die "Hängematte" auf der realen Ebene Sinn.

Die "floating" tote Mutter würde ich mir lieber "schwebend" vorstellen anstatt "flottierend".

"Halos" = Heiligenscheine, Lichtkegel oder so; "Halonen" sind wohl etwas anderes.

Desert of the night wohl eher: Wüste der Nacht (vielleicht: Wüste der Finsternis); unter einer "wüste(n) Nacht" stelle ich mir etwas völlig anderes vor!

"flooded with the lambent old metal lamps": Vorschlag: geflutet vom züngelnden Licht alter Metalllampen. ("radiiertes Flackern" klingt in meinem Ohr grauslich!)

Wenn Regen auf Fensterscheiben die Welt "distorts", dann "zerstreut" er sie nicht, sondern "verzerrt" sie.

Was ist ein "MENT"? Parteimitglied? Polizei- oder Geheimdienstmitglied? Da müsste man wohl die Autorin fragen; auf jeden Fall ist aber ein MENT kein "Ment", also die Großschreibung zu beachten.

"Polkownik" ist wohl die russische Bezeichnung für Colonel, aber warum in einer deutschen Übersetzung nicht "Oberst" schreiben?

"peer" (of mine) ist nicht "Genosse", sondern "Altersgenosse".

"to whom" - "für den" (sie eine Frau gewesen war)

"Während draußen es ... regnete" lässt eine Fortsetzung in einer Parallelhandlung erwarten: "Geschah drinnen ...". Kommt aber nicht. Denn dieser Absatz ist bereits die Parallelbeschreibung zum vorangehenden. Also: "Währenddessen regnete es draußen ...".

"Leotard" - Trikot

Zone = Zone?? "The zone is a reference to the entire anal area, which includes the anus and taint" (urbandictionary.com). "shameful whispers and jokes about the Zone" sind also wohl hinter vorgehaltener Hand erzählte Witze über den Hintern / die Homos(?).

"with creamy white": "White" ist hier offenbar Substantiv, also etwa "mit cremefarbenem Weiß"

Auden JamesAuden Jamesvor etwa 12 JahrenAutor
@ Cittadolente: Vielen Dank für deine ausführliche vergleichende Textkritik!

Du bist tatsächlich der Einzige, der bislang einen solchen vergleichenden – und vor allem so ausführlichen! – Kommentar schreibt, obwohl, vermutete ich, gerade ein solcher Vergleich zwischen Ausgangstext und Übersetzung die sinnvollste Möglichkeit einer Kritik der Übersetzung als solcher darstellt. Im Folgenden werde ich erklären, was ich bei den jeweiligen von dir herausgehobenen Stellen in der Übersetzung wollte und zu erreichen suchte:

1. „Polen der Illumination“: Ich wollte die Verbindung zum eingangs genannten Paar von Dämmerung und Zwielicht beibehalten. Sie sind die Pole, die die Nacht umgrenzen. Und zwischen diesen spannt sich im übertragenen Sinne die Nacht wie eine Hängematte. Im Englischen, da hast du recht, sind „poles“ doppeldeutig, da sie auch die von dir vorgebrachten Pfähle, Masten etc. bezeichnen. Aber eine Übersetzung, die sich auf diese zweite Bedeutungseben festlegte, hätte, finde ich, den textinternen Bezug zur Eingangsstelle, der mir wichtiger erscheint, nicht adäquat hergestellt.

2. „flottierend“: Was ich mit dieser Wortwahl erreichen wollte, habe ich ausführlich an anderer Stelle im SEVAC-Forum erläutert: nachzulesen im Beitrag 110 im Thema „Bewertungen von Übersetzungen“ im Unterforum „Kommentare“.

3. „Halonen“: Hier, denke ich, ist eine Bedeutungsgleichheit zwischen dem Deutschen und Englischen gegeben. Auch im Englischen sind „halos“ a) Heiligenscheine oder b) Halos/Halonen, also Lichteffekte aus der Physik. Die Autorin übertrug hier m.E. den b) physikalischen Ausdruck auf das alltägliche Bild der lichthofumstrahlten Lampen. Diese Übertragung der Fachtermini auf die Alltagswelt suchte ich auch in der Übersetzung beizubehalten.

4. „wüsten Nacht“: Hier wandelt die Autorin eine gebräuchliche englische Redewendung ab: Aus „in the dead of night“ (=in der tiefen/finsteren Nacht) macht sie „in the desert of night“. Da jene gebräuchliche Redewendung per Adjektivattribuierung ins Deutsche übertragen wird, wollte ich diese Übertragung auch in Bezug auf die von der Autorin vorgenommene Abwandlung jener Redewendung beibehalten: anstelle von „in der tiefen/finsteren Nacht“ tritt also „in der wüsten Nacht“. Ich wollte mit diesem Bild die Verlassenheit, die im englischen Vorbild steckt, auch ins Deutsche übertragen. Der Duden lässt dies zumindest möglich erscheinen. Unter „wüst“ ist dort vermerkt: „1. nicht von Menschen bewohnt; ganz verlassen und unbebaut“.

5. „geflutet vom radiierten Flackern alter Metalllampen“: Okay, wenn dir das grauslich vorkommt, dann ist das leider so. Mir schien, dass im englischen „lambent“ vor allem auch der Aspekt des „(Aus-)Strahlens“ steckt. Eine direkte Übersetzung aber mir unpassend erschien, weil es dann in etwa „geflutet von strahlenden alten Metalllampen“ geheißen hätte, was missverständlich sein könnte, weil ja nicht die Lampen selbst die Zimmer fluten, sondern ihr ausgestrahltes Licht. Das „radiieren“ war mein Versuch für dieses Lichtaussenden ein neues, passenderes Wort zu finden: Dieser Versuch, deiner Reaktion nach zu urteilen, mag mir misslungen sein.

6. „zerstreuen“ vs. verzerren: Ja, diese Stelle bereitete mir einiges Kopfzerbrechen. Mir scheint, was die Autorin im Sinn hatte, war, dass der Regenflut ansichtig sich für den Protagonisten die Welt draußen in ihrer Gestalt und somit auch Bedeutung derart verändere, dass sie nicht dasselbe zähle wie die „Oase“, die er im Kirow aufgetan hat. Quasi die Umkehrung des Fata-Morgana-Gleichnisses: Nicht die menschenverlassene Wüste täuscht den Betrachter, sondern die menschenbevölkerte Welt ringsum täuscht den Betrachter. Daher wird die Außenwelt nicht bloß oberflächlich verzerrt, sondern die Außenwelt verliert de facto für den Protagonisten an Bedeutung (vgl. später: „Mich kümmerte nicht, als was die Welt ihn kannte.“). Und diesen Sinn suchte ich in die Übersetzung einzubringen. Auch hier, wenn vielleicht auch nur entfernt, stützt der Duden meine Übersetzung, wo unter „zerstreut“ steht: „3. (durch Argumente, durch Zureden o. Ä.) beseitigen; Synonyme: sich auflösen [...], verschwinden, sich dissoziieren, sich in Wohlgefallen auflösen, sich verflüchtigen“.

7. „Ment“: Das ist russischer Argot, der nahe vergleichbar mit dem englischen „cop“ für Polizist ist. Warum die Autorin das in Großbuchstaben setzte, weiß ich nicht genau. Ich schätze, um einen fremdsprachlichen Begriff hervorzuheben, vielleicht. Ich sah es nicht als nötig an, diesbezüglich bei ihr nachzuhaken, da in den Quellen zum MWD, die ich nutzte, der Begriff im Ggs. zum Ausgangstext nicht großgeschrieben wurde. Die Großschreibung ist also m.E. weder üblich noch notwendig.

8. „Polkownik“: Ich verfolge als einen Maßstab beim Übersetzen, Fremdes auch fremd zu belassen. Um diesem Maßstab gerecht zu werden, wollte ich nicht russische Rangbezeichnung zwanghaft eindeutschen. Auf diesem Wege suchte ich das Fremde also fremd zu belassen.

9. „Genosse“ vs. Altersgenosse: Ja, hier scheinst du schlicht recht zu haben. Ich scheine an dieser Stelle wohl zu sehr darauf fixiert gewesen zu sein, das kommunistische Moment aus dem Ausgangstext in die Übersetzung zu übertragen. Und so ganz von der Hand zu weisen ist es ja auch nicht, oder? ;-)

10. „zu dem“ vs. für den: Hier bin ich mir ehrlich gesagt auch im Nachhinein ziemlich sicher, dass die schlichtweg korrekte Übersetzung von „to whom“ ‚zu dem / der / denen‘ ist. Um die Sache zu klären: Hättest du vielleicht irgendeine Quelle parat, die meiner Übersetzung widerspräche? Abgesehen davon macht die Übersetzung mit ‚zu dem‘ auch im Text Sinn, weil der Protagonist das Verhältnis seiner Mutter z u m Tänzer und im Vergleich zu sich selbst reflektiert, finde ich, weshalb ich also diese Reflektionsrichtung entsprechend in die Übersetzung zu übertragen versuchte.

11. „Während draußen...“: An dieser Stelle scheinen wir einfach eine andere Auffassung über die Implikation dieses Redeausdrucks im Deutschen zu haben. Vielleicht könntest du mir an einem anderen Beispiel klarlagen, inwiefern die Konstruktion „während“ eine daran anschließende „Parallelhandlung“ nötig mache oder zumindest erwarten ließe und warum es in irgendeinem Sinne schlecht wäre, wenn dieser Notwendigkeit oder Erwartung nicht Folge geleistet würde? (Und wenn der vorhergehende Absatz jene geforderte „Parallelhandlung“ darstelle, wie du sagt, dann sollte doch alles in Butter sein, oder? Die Stellung wäre dann einfach nur umgekehrt: Erst die „Parallelhandlung“, dann das auf sie hinweisende „während“. So wie z.B. in: Ich ging ins Kaufhaus und schaute mir die Auslagen an. Während draußen es regnete und die Stadt ersoff.)

12. „Leotard“: Ich versuchte hier die Präzision beizubehalten, die der Ausgangstext durch die Verwendung des modischen Fachausdrucks „leotard“ bot. Dieser Ausdruck rührt her von dem französischen Artisten Jules Léotard (1838-1870), der dieses Kleidungsstück bei seinen Auftritten trug und somit zur Popularität verhalf. Das ist entsprechend auch in der deutschen Wikipedia nachzulesen. Ich suchte in der Beibehaltung der modischen (Fach-)Ausdrücke hier meinem Maßstab der Texttreue gerecht zu werden.

13. „Zone“: Bei diesem Begriff hakte ich bei der Autorin nach, weil zuweilen der Begriff auch auf das Gebiet der ehemaligen DDR angewandt wurde und mir nicht klar war, was die Autorin hier bezeichnete. Ihr zufolge sei dieser Begriff russischer Argot für Sibirien oder das Gulag-System aus Gefangenenlagern. Und die mögliche weitere Bedeutung des Begriffs, die du nahelegst, ist im Kontext des homoerotischen Themas des Texts aber allemal mindestens interessant zu nennen!

14. „mit cremig weiß“: Ja, hier ist es, denke ich, Auslegungssache. Aufgrund des Gedankenstrichs, der den Satz abbricht, schien für mich auch die Möglichkeit zu bestehen, dass „weiß“ hier nicht Substantiv, sondern Adjektiv ist, weil das noch folgende Substantiv (z.b. „semen“) quasi verschluckt wird durch den Gedankenstrich, der den Satz abbricht. Um dies deutlich zu machen, verwende ich das Adjektiv anstelle eines Substantivs in der Übersetzung.

Nochmals: Vielen, vielen Dank für deine ausführliche vergleichende Textkritik der Übersetzung! Solche Kommentare wünsche ich mir. Ich hoffe, dass wir auf diese Weise über weitere etwaige Verbesserungsmöglichkeiten am Übersetzungstext ins Gespräch kommen.

Beste Grüße

–AJ

CittadolenteCittadolentevor etwa 12 Jahren
Für die Leser übersetzen!

Ich sehe, dass du dir über die fraglichen Passagen jedenfalls intensive Gedanken gemacht hast. Es ist sicher eine Frage, ob man interpretierend übersetzen will, oder weitestgehend wortgetreu. Außerdem würde ich persönlich versuchen, vom (mutmaßlichen) Verständnishorizont der Leser her zu denken, und ganz allgemein die näher liegende Lösung der entfernteren möglichen Lösung vorziehen.

In diesem Sinne:

1) Das deutsche "Illumination" meint eine festliche Beleuchtung, das englische "illumination" einfach eine Beleuchtung. Wenn schon "Pol", dann allenfalls: Zwischen zwei Polen der Beleuchtung (klingt komisch, also:) zwischen zwei Polen des Lichts - klingt auch komisch. "Pole der Illumination" klingt ebenfalls komisch. Notfalls: zwischen zwei Lichtquellen - klingt banal. Aber im unmittelbaren Textzusammenhang tauchen "cradle" und "hammock" auf. Das sind sehr konkrete Dinge; da liegt es nahe, sich auch die "poles of illumination" auf derselben realen Ebene vorzustellen. Eine evtl. tiefere poetische Bedeutung können die Leser sich selbst imaginieren; jedenfalls an dieser Stelle sehe ich keinen Grund, wieso eine Übersetzung dem vorgreifen sollte (und keine Legitimation, dass sie das dürfte).

2) Flottierend: Es war mir zu mühsam, deinen SEVAC-Kommentar nachzuschauen. Ich jedenfalls bin dem Begriff "flottierend" bislang nur äußerst selten begegnet, und einer flottierenden Wasserleiche noch nie. Was tut so ein Körper? Er schwebt im Wasser, Haare aufgelöst - sehr malerisch, daher ja auch die Anknüpfung an die präraphaelitische Malerei. Da gibt es Nixen, die schweben vielleicht im Wasser (wenn sie nicht gerade ihre properen Oberkörper am Strand präsentieren), aber eine "flottierende Nixe"? Brrrrrrrrr! [s. nachfolgend: "Unterhose"]

3) "Halo" ist im Englischen ein geläufiger Ausdruck, kein (oder zumindest nicht nur und nicht hauptsächlich) ein Fachbegriff. Ich vermute mal, dass er in der anglophonen Belletristik millionenfach nachweisbar wäre. Mit Sicherheit hatte die Autorin nicht die Absicht, hier einen physikalischen Terminus einzusetzen; ein solcher (eben im Deutschen deine "Halonen") beeinträchtigt die poetische Gesamtatmosphäre des Textes, der etwas Schwebendes, Unbestimmtes, Vages, Geheimnisvolles usw. vermitteln will; Termini technici sind dort deplatziert.

Wie du bei Steffis "Casual Sex" richtig angemerkt hast, geht eine Unterhose dort nicht. Und ebenso wenig geht in "Eisen und Eis" der Satz: "weite leere Räume der Stille mit Halonen herabhängender Leuchter". "Lichtschein" wäre okay; "Lichtkegel" läge vielleicht mehr in der deutschen poetischen Tradition für derartige Situationen.

4) Mit "wüste Nacht" überträgst du für Leser, die schon mal wüste Nächte erlebt haben, alles andere als "die Verlassenheit, die im englischen Vorbild steckt". Deine Ableitung schön und gut, aber du willst im Leser ein Gefühl erzeugen, möglichst das gleiche Gefühl, wie es der englische Text hervorruft. "In der Leere der Nacht" wäre okay, aber wenn du "desert of the night" mit "wüste Nacht" wiedergibst, überdehnst du das semantische Feld, das eine "wüste Nacht" in der deutschen Sprache besetzt.

5) "Radiieren", das siehst du nun ja auch selbst so, geht in Richtung "Halonen": es stört einfach die Stimmung.

6) Wenn du - mit den von dir aufgeführten Überlegungen - "distort" mit "zerstreuen" übersetzt, nimmst du dir als Übersetzer m. E. zu viel Freiheiten gegenüber der Autorin und den Lesern heraus. Bleib so nah wie möglich am deutschen Äquivalent desjenigen Begriffs, den die Autorin selbst gewählt hat, und überlass es den Lesern, sich die tiefere Bedeutung der regenschlierenbeschlagenen Fensterscheiben auszumalen.

7) "Ment" - okay, war ein mir unbekannter Begriff. In diesem Falle hätte ich aus Verständnisgründen - gegen die Autorin - mit "Bulle" übersetzt.

8) "Polkownik": Die Autorin sagt "colonel"; in einer Handlung, die in den angelsächsischen Ländern spielt, könnte man das stehen lassen; der Begriff ist auch bei uns ziemlich bekannt. Aber für einen originalen "colonel" in einer deutschsprachigen Version einen russischen Ausdruck einzusetzen, den hier kein Hund kennt, finde ich unmotiviert.

9) ...

10) "zu dem Avdotia eine Frau gewesen war und nicht eine Mutter": Das ist eine Sache meines Sprachgefühls, nicht exakt belegbar.

Ich kenne Wendungen wie "sie/er war wie ein/e Mutter/Vater für ihn"; das bezeichnet eine, sozusagen, Existenzform. Jemand spielt die Rolle einer Mutter oder eines Vaters im Leben eines/einer anderen. Ersetzt man "für ihn" durch "zu ihm", stelle ich einzelne Handlungen vor: er/sie verhält sich - bei konkreten Anlässen - wie Mutter oder Vater zu jemandem. Okay, auch diese Deutung ließe sich hier begründen, aber in deinem Satz klingt das "zu dem" einfach unbeholfen. Kompromissvorschlag: das "zu" weglassen: "... dem A. eine Frau gewesen war".

11) Duden, Deutsches Universal-Wörterbuch [ein Wälzer mit ca. 2.000 S., ni. der kleine "Duden" aus dem Kaufhaus!]: "(Konj.) ... leitet einen Gliedsatz ein, der die Gleichzeitigkeit mit dem im Hauptsatz beschriebenen Vorgang bezeichnet. Also nicht: "Ich ging ins Kaufhaus und schaute mir die Auslagen an. Während draußen es regnete ..." [muss auf jeden Fall umgestellt werden: "es draußen"!] , sondern: "Ich ging ins Kaufhaus und schaute mir die Auslagen an, während es draußen regnete ...". (Oder: "Während es draußen regnete, ging ich ..."). In einem eigenständigen Satz kannst du diese Gleichzeitigkeit mit dem Adverb "währenddessen" formulieren: "Währenddessen regnete es draußen".

12) "Leotard" war mir kein Begriff; du hast aber Recht, dass es der Fachausdruck für ein ganz spezifisches Trikot ist.

13) In der Tat denke ich an die früher "Ostzone" genannte DDR, wenn ich im Zusammenhang mit Sowjetrussland von "Zone" lese. Es war aber klar, dass diese "Zone" hier nicht gemeint sein konnte. Das finde ich schon von der Autorin ausgesprochen unfair, dass sie hier einen Begriff verwendet, der zweifellos auch im Englischen niemandem als Synonym für "Gulag" geläufig ist. Hier hätte ich gegen die Autorin mit "Gulag" übersetzt. (Zumal ich mich frage, ob "Zone" überhaupt ein russischer Begriff ist, oder schon die englische Übersetzung eines russischen Wortes?)

14) "paint his stomach with creamy white" ist ein grammatisch korrekter Satz, wenn man "white" als Substantiv versteht. Bei "seinen Bauch bespritze mit cremig weiß" fehlt dieses Substantiv; der Satz ist grammatisch nicht mehr korrekt. Da m. E. keine ästhetischen Überlegungen dagegen sprechen, hätte ich hier mit dem Substantiv "Weiß" übersetzt.

Jedenfalls: ist zwar sehr zeitraubend, so etwas durchzudiskutieren, war aber im Einzelfall auch mal ganz interessant für mich.

Und gut ist deine Übersetzung auf jeden Fall.

P. S.: Absätze hatte ich auch gesetzt, die verschwinden aber leider hier!

Auden JamesAuden Jamesvor etwa 12 JahrenAutor
@ Cittadolente: Übersetzen, ja, wie aber richtig?

Vielen Dank für deine erneute ausführliche Antwort!

Zunächst: Welcher Übersetzungsschule man sich verpflichtet fühlt, ist eine Frage der Philosophie. Meine Maßstäbe diesbezüglich habe ich an anderer Stelle (namentlich: SEVAC) klargelegt. In den Worten der translatorischen Fachsprache trete ich gegen die sogenannte „einbürgernde Übersetzung“ ein. Diese entspricht der angeblich rezipientenorientierten Übersetzung, die du anscheinend gerne sähest („vom (mutmaßlichen) Verständnishorizont der Leser her zu denken“), gegen die bereits Schleiermacher wendete: „Ja, was will man einwenden, wenn ein Uebersezer dem Leser sagt, Hier bringe ich dir das Buch, wie der Mann es würde geschrieben haben, wenn er es deutsch geschrieben hätte; und der Leser ihm antwortet, Ich bin dir eben so verbunden, als ob du mir des Mannes Bild gebracht hättest, wie er aussehen würde, wenn seine Mutter ihn mit einem anderen Vater erzeugt hätte?“ Ich lasse das an dieser Stelle so stehen.

Noch eins vorweg: Ich möchte nicht streiten. Ich möchte auch nicht meine jeweiligen Entscheidungen der Übersetzung in irgendeinem Sinne rechtfertigen. Ich möchte nur erklären, was ich jeweils wollte und versuchte. Wo dies mir zwischen uns beiden geklärt scheint, lasse ich die Bezugszahlen weg.

1. Laut Duden: „1. a. [farbige] Beleuchtung vor allem im Freien, b. [farbiges] Licht, das etwas besonders im Freien beleuchtet“. Die Vorfestlegung auf eine „festliche Beleuchtung“ scheint mir also eher deinem persönlichen Sprachverständnis zu entstammen als der allgemeinen Begriffsbedeutung. Außerdem: Wie du selbst sagt, werden die alternativen Formulierungen dem Klang des Ausgangstexts nicht gerecht. Das aber versuchte ich zu erreichen.

2. Tut mir leid, aber ich verweise erneut auf SEVAC: Dort erläuterte ich ausführlich, was ich mit „flottierend“ erreichen wollte und weshalb mir „schweben“ zu meinem Übersetzungsziel nicht adäquat erschien.

3. Das „halo“ im Englischen geläufiger ist, das mag sein. Inwiefern „Halonen“ aus deiner Sicht die „poetische Gesamtatmosphäre“ des Texts negativ beinträchtigen würden, das interessierte mich allerdings genauer. Ich für meinen Teil empfinde nämlich Halonen, etwa um die Sonne herum, sehrwohl als etwas „Schwebendes, Unbestimmtes, Vages, Geheimnisvolles“. Du nicht?

4. Ich verweise auf 1. Klar mögen bestimmte Wörter für bestimmte Personen bestimme Konnotationen tragen, die jedoch den Wörtern im Allgemeinen nicht zukommen. Dafür kann ich aber nichts. Als Übersetzer ist es mir schlichtweg unmöglich abzuwägen, wie dieses oder jenes Wort nun für den oder die LeserIn im Einzelfall wohl konnotiert sein mag. Ich finde, dass die von mir zitierte Beschreibung aus dem Duden das stützt, was ich mit der Übersetzung der „wüsten Nacht“ erreichen wollte: die Verlassenheit und Menschenlosigkeit. Dass sie das bei dir nicht erreicht, ist natürlich schade.

6. Okay, kein Problem. Das Übersetzen ist sowieso immer ein Kompromisseschließen: Wo wagt man nicht genug und wo geht man zu weit usw. Ich möchte allerdings an dieser Stelle anmerken, dass, wie in meiner Nachbemerkung hervorgehoben, die Übersetzung in enger Zusammenarbeit mit der Autorin erfolgte, was nicht selbstverständlich ist, und auch an anderen Stellen, wie z.B. dem Polkownik oder der Jahreszahl in der Beschreibung, die Übersetzung explizit vom Ausgangstext (AT) abweicht, weil stellenweise in der kritischer Auseinandersetzung mit dem AT im Übersetzungsprozess „shortcomings“ im AT deutlich wurden, die – natürlich im Einvernehmen mit der Autorin! – ich in der Übersetzung auszubügeln versuchte. Die Autorin selbst überlegt, ob sie u.U. eine überarbeitete Fassung des ATs bei LIT reinstellt. Aufgrund der begrenzten Leseraufmerksamkeit für diesen älteren Text und ihrer beruflichen Auslastung schätze – und hoffe! – ich jedoch, dass sie lieber neue Texte in Angriff nehmen wird. Aber im Fall des Falls gibt’s ja die deutsche Übersetzung, ne? ;-p

11. Ja, es komme ich eine gewisse Zwickmühle, weil ich hier zuvor selbst teilweise auf den Duden verwies. Ich versuche es mal so zu sagen: Insbesondere in Sachen Satzstellung, unvollständige Sätze u.ä. sind aus meiner Sicht ganz klar künstlerische Freiheiten zulässig, wie z.B. die Ellipse oder das Stehenlassen eines Nebensatzes ohne angebundenen Hauptsatz, sofern sie eine gewisse (positive?) Wirkung entfalten, die sie nicht entfalten könnten, wenn sie sich sklavisch an die Duden-Regeln hielten. Ob diese (positive?) Wirkung gelingt oder nicht, freilich, das ist im Einzelfall zu entscheiden. Und wenn ich dich hier richtig verstehe, dann wirkt dieser freistehende Nebensatz mit der Während-Konjunktion am Anfang auf dich zwar in einer gewissen Weise, aber keineswegs in einer positiven, nicht wahr? Ja, und das „währenddessen“, das du vorschlägst, mag sogar texttreuer sein als mein „während“, wenn man das „all the while“ des ATs zum Vergleich heranzieht. Trotzdem, ich kann es nicht verhehlen, ich die starke Wirkung, die diese einleitende Konjunktion auf dich als Leser ausübt, mindestens bemerkenswert finde...

13. Ich gebe zu, ich habe nicht überprüft, ob „zone“ im russischen vorkommt oder bereits die englische Übersetzung aus dem Russischen ist. Änderte aber nichts daran, dass die deutsche Entsprechung des Englischen zweifelsohne „Zone“ wäre, oder?

14. siehe 11. und „künstlerische Freiheiten“.

Es freut mich, dass du die Übersetzung trotzdem im Großen und Ganzen für „gut“ befindest. Aber man sieht, vor allem dank deines ausführlichen kritischen Kommentars, für den ich dir an diesem Punkt nochmals explizit meinen Dank aussprechen möchte, dass jedenfalls, egal wie „gut“ ein Text auch immer sein mag, es offenbar immer etwas gibt, das man verbessern könnte, sobald man einen kritischen Blick auf den Text wirft, so wie du es hier dankenswerter Weise bzgl. des Übersetzungstexts getan hast!

Beste Grüße

–AJ

AnonymousAnonymvor mehr als 10 Jahren
danke

danke fürs übersetzen!

AnonymousAnonymvor mehr als 2 Jahren

Am breiten Portfolio der kategorischen Aufstellung des Autors entsteht der Eindruck,es handelte sich um einen Allrounder.Bei näherem Blick erkennt man den dilettantischen Stil.Wo hat der Autor das Übersetzen gelernt?Sucht man gute Übersetzungsgeschichten,muss man einen Bogen um den Herrn James machen.Schuster bleib bei deinen Leisten.Das Schreiben von stilechten Geschichten scheinen dessen Leisten nicht zu sein.

Anonymous
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userAuden James@Auden James
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