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Erkenntnis 03

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„Susanne hat mir erzählt, dass du ihr Herr bist, auch wenn ich noch nicht vollständig begreife was das Bedeutet und ihr beim Lernen hilfst. Unter anderem mit Mitteln, die Viele als ungewöhnlich ansehen würden. Aber solange auch Michaela damit einverstanden ist, soll es für mich auch in Ordnung sein. Aber eines sag ich dir, wenn du aber etwas machst, womit sie nicht einverstanden ist, Dann ziehe ich dir die Ohren lang, bis du wie ein Hase aussiehst! Hast du mich verstanden!"

„Ja Mama, klar und deutlich. Ich würde ihr nie etwas antun, zu dem sie mir nicht ihr Okay gegeben hätte, dass musst du mir glauben." Ein wenig erleichtert lachte er auf: „Anfangs war ich überrascht, als sie mir sagte, was sie möchte, doch nach dem ersten Mal kam es mir so natürlich vor, so als ob ich das schon immer wollte. Ihre Eltern verstehen das, ob du das auch kannst, wusste ich nicht. Ich wollte dich nicht schockieren. Darum habe ich es dir nicht gesagt. Kannst du das Verstehen?"

„Ich verstehe. Nach dem heutigen Tag noch besser als zuvor. Ich verstehe jetzt auch Susanne. Noch nie habe ich die Menschen, die mich umgeben, die ich liebe, mehr und besser verstanden als heute."

„Danke, Ma!" Neugierig schaute er auf meine Hand. „Was hast du da, Fotos?"

Ich wollte sie gerade hinter meinem Rücken verstecken, da zog er sie mir blitzschnell aus der Hand und sah sie interessiert an.

„Die sehen toll aus, Ma! Du kommst auf denen so richtig gut zur Geltung", rief er begeistert aus. „Wo hast du die denn machen lassen? So was möchte ich mit Micha auch ausprobieren!"

Sein Lob tat mir gut, ich erzählte ihm von Susannes Geschenk und was ich bei Jan erlebt hatte. Mein Sohn, war auch der Meinung ich sollte Jan anrufen und vielleicht nochmal dort hingehen.

An diesem Wochenende redeten wir offener miteinander, als früher. Wir verstanden uns prächtig. Wir versprachen einander, dass wir von nun an keine Geheimnisse mehr voreinander haben wollten.

Am Montag saß ich in meinem Büro und arbeitete meine Aufgaben ab wie immer. Als dienstälteste Mitarbeiterin schmiss ich mittlerweile das Büro auch alleine, wenn es sein musste. Ich teilte meine Kolleginnen ein und gab auch den beiden Lehrlingen ihre Anweisungen. Die wichtigsten Aufgaben musste ich selber erledigen und ich machte sie, wie immer, mit Freude. Meine Chefin wusste, dass sie sich auf mich verlassen konnte und ich war noch immer dankbar, dass sie mich damals aufgenommen hatte.

Wie immer verbrachte ich meine Mittagspause am Schreibtisch, als mir die Telefonnummer, die mir Susanne gegeben hatte, in die Finger fiel. Ich überlegte kurz, ob ich Jan anrufen sollte, doch da hatten meine Finger schon abgehoben und die Nummer eingetippt.

„Hallo?" hörte ich nach kurzem Klingeln am anderen Ende.

„Hallo Jan, ich bin's... "

„Ja, hallo!", schallte es zurück, noch ehe ich meinen Namen nennen konnte. „Schön, dass du dich bei mir meldest! Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so schnell verschwunden. Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht."

„Ja, Jan, es ist alles in Ordnung. Susanne war vorgestern noch bei mir und hat mit mir geredet. Sie gab mir deine Nummer. Entschuldigung, dass ich dich erst heute anrufe, aber ich habe sonst kein Telefon", irgendwie schämte ich mich bei den letzten Worten. Immer wieder das leidige Thema Geld.

„Das macht doch nichts. Susanne hat mich am Samstag noch angerufen und irgendwie finde ich es auch süß, dass du kein Telefon hast. Das Leben muss irgendwie ruhiger sein, wenn man nicht dauernd erreichbar ist, denke ich mir." ich stellte mir vor, wie er bei diesen Worten grinste.

„So habe ich das noch nie betrachtet, Jan." Wieder machte er mich offen für neue Sichtweisen.

„Ich möchte dich fragen, ob du mich noch einmal besuchen kommst? Es war für mich etwas Besonderes und ich möchte es gerne wiederholen."

„Jan, ich kann nicht", antwortete ich ihm und setzte noch leise nach "auch wenn es für mich genauso schön war."

„Aber warum willst du dann nicht nochmal kommen? Es hat dir doch gefallen, oder irre ich mich da?"

„Ich kann nicht... Ich kann es mir nicht leisten, dich dafür zu bezahlen!", schluchzte ich.

Schon wieder weinte ich. „Immer scheitert alles was mir gefällt am Geld. Entweder, ich kann nicht mal ausprobieren, ob es mir gefallen würde und wenn, kann ich es nicht noch einmal machen, weil ich dafür zu wenig Geld habe. Es ist immer das gleiche."

„Mach dir bitte darüber keine Gedanken. Ich möchte dich sehen und ich will dafür nichts von dir. Außer, dass du ein wenig deiner Zeit dafür opferst. Würdest du mir den Gefallen tun?"

„Ja, Jan! Ja, das möchte ich sehr gerne."

„Abgemacht, dann besuche mich doch am Freitagnachmittag im Dojo. Egal, welche Uhrzeit. Ich werde auf dich warten. Bis Freitag."

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte er schon aufgelegt.

Die Woche zog sich dahin. Mit jedem Tag der verging, wurde ich nervöser.

Am Freitagvormittag musste ich mich sehr zusammenreißen, um nicht lauter Blödsinn, auf der Arbeit, anzustellen. Alles was ich erledigte, musste ich ein zweites Mal kontrollieren, um sicherzugehen, dass es richtig war.

Zum Mittag aß ich nur eine Kleinigkeit, in meinem Zustand konnte ich auch nicht viel vertragen. Ich war viel zu nervös.

Nach der Arbeit machte mich direkt auf den Weg zum Dojo.

Bevor meine Hand die Klingel berührte, öffnete Jan bereits die Tür und begrüßte mich:

„Hallo, schön dass du gekommen bist. Ich war mir nicht sicher, bis ich dich von der Haltestelle hierher gehen sah."

Galant reichte er mir seinen Arm und geleitete mich zu dem Tisch. Ich setzte mich auf den selben Stuhl wie letztes Mal und merkte, dass bereits Tee auf einem Tablett stand. Am angenehmen Geruch erkannte ich dass es Jasmintee sein musste.

Jan setzte sich mir gegenüber und begann zu sprechen: „Ich freue mich sehr, dass du da bist. Wenn du es mir erlaubst, möchte ich dich heute wirklich fliegen lassen und dabei richtig fotografieren."

„Was meinst du mit richtig fotografieren?", fragte ich und nippte vorsichtig am heißen Tee.

„Na, richtig professionelle Fotos von dir. Nicht nur Schnappschüsse mit der Sofortbildkamera wie beim letzten Mal, sondern welche mit meiner Spiegelreflexkamera. Fotos die ich ausarbeiten und dir auch vergrößern kann, damit du jede Kleinigkeit genau erkennen kannst und dich beim Ansehen erinnerst wie es war. Ich hoffe, ich habe mich jetzt besser ausgedrückt. Ich werde nur Abzüge für dich machen und dir natürlich auch die Negative geben, wenn du nur willst."

„Aber warum? Ich bin doch nichts Besonderes. Ich verstehe das nicht."

„Doch, du bist etwas Besonderes. Ich habe schon viele Leute gefesselt und schon so manche haben mir gesagt, dass sie geflogen sind. Aber du bist die erste, die es bei ihrer Premiere geschafft hat. Du hast mir bei deinem ersten Mal so stark vertraut, dass es passiert ist. Das ist selbst für mich etwas Besonderes. Die meisten benötigen mehrere Sessions, um das zu erleben. Es ist fast, als wärst du ein geborenes Bunny. Als wärst du dafür auf die Welt gekommen."

„So was passiert nicht jedes Mal?"

„Den meisten schon, aber eben nicht beim ersten Mal mit einem Rigger, den sie vorher nicht kannten."

Seine Begeisterung entfachte in mir Mut. „Wann und wie willst du beginnen?"

„Am liebsten jetzt und sofort. Wenn es dir recht ist."

Ich stand auf, zog die Schuhe aus und stellte mich auf die Matte.

„Bitte zieh auch die Hose und das T-Shirt aus. Es ist dann bequemer für dich."

Ich zog mich also weiter aus. Nach wenigen Augenblicken stand ich nur noch in Slip und BH vor ihm. Ich spürte, wie mein Gesicht rot wurde.

„Ich wünschte, ich hätte schönere Unterwäsche angezogen", sagte ich mehr zu mir selber, als zu ihm. Vor Aufregung schlug mein Herz schneller.

Leise begann klassische Musik zu spielen, sie beruhigte mich etwas.

„Hat dir, in der letzten Zeit, schon jemand gesagt, dass du schön bist?", fragte Jan, als er mir das erste Seil in den Nacken legte. Mir war, als wollte er keine Antwort bekommen. Ich blieb stumm.

Wieder zauberte er diese Karos, nur dieses Mal auf meinem Oberkörper. Jede Berührung, des Seils glich einer Umarmung, jeder Knoten war wie ein Kuss. Mein Herz schlug immer ruhiger. Alle Anspannung und Nervosität fiel von mir ab. Die Musik zauberte Bilder in meinen Kopf. Ich wusste nicht, dass das möglich war. Ich nahm es einfach als gegeben hin.

„Vivaldi, vier Jahreszeiten, der Frühling", flüsterte er mir ins Ohr.

Ich spürte Sonnenstrahlen, die mein Gesicht wärmten und hörte die Vögel singen. Jan machte weiter, Seil um Seil schlang er um mich herum. Er nahm meine Hände, brachte sie in die Position, die er haben wollte und wickelte wieder ein Seil um meine Handgelenke.

Meine Augen waren geschlossen, ich wollte nichts sehen, nur noch spüren, fühlen, genießen. Jan war vor und hinter mir, er hantierte mit den Seilen wie ein Maler mit einem Pinsel.

Die einzigen Worte, die ich von ihm hörte, waren die Titel und Komponisten der Lieder, die aus dem Lautsprecher kamen.

„Bach, Johann Sebastian, Air, Adagio. - Pachelbel, Kanon D Major. - Beethoven, Silencio. - Telemann, Concerto No. 2 D Major."

Plötzlich spürte ich einen leichten Zug an meinem Rücken. Kurz darauf legte er eine Hand vorn gegen meine Brust und drückte mit der anderen von hinten. Ich kam in Vorlage, doch die Seile hielten mich fest umarmt.

„Keine Angst, ich halte dich", sagte er leise.

Ich spürte keine Angst. Meine Gedanken waren schon vor einiger Zeit auf Reise gegangen und ich spürte nur noch am Rande, was mit mir passierte.

Er griff nach einem Bein und bog es leicht nach oben, wickelte wieder ein Seil darum und es blieb an der Stelle. Jan hatte das andere Ende irgendwo über mir befestigt. Ich stand nur noch mit einem Fuß am Boden. Dann griff er nach diesem auch noch. Voller Vertrauen ließ ich ihn gewähren. Nur einen Augenblick später schwebte ich, nein ich flog wirklich. Mit keinem Körperteil berührte ich den Boden. Ich hing buchstäblich in den Seilen.

Nur undeutlich registrierte ich, wie er mit einer Kamera um mich herum ging und ein Bild nach dem anderen schoss. Er drapierte meine langen Haare einmal vor meinem Gesicht, einmal hinter dem Kopf.

Mit geübten Fingern flocht er mir einen Zopf, wickelte eines der Seile darum und zog meinen Kopf nach hinten. Ich folgte dem Zug, bis mein Hals durchgestreckt war, ungeschützt bot ich ihn Jan dar.

Wieder machte er Bilder von mir.

Nach schier endlos langer Zeit begann Jan zuerst meine Beine zu befreien, dass ich mich wieder aufstellen konnte. Mit flinken Bewegungen öffnete er Knoten um Knoten und ein Seil nach dem anderen fiel von mir ab. Je weniger sie mich berührten, desto mehr kam ich wieder zurück ins Hier und Jetzt.

Mit einem Mal stand ich da wie zu Beginn, bis auf meine Unterwäsche nackt auf den Matten, die den Boden bedeckten. Jan half mir mich niederzusetzen und brachte mir Tee.

Meine Hände umklammerten die Tasse. Ich genoss das warme Getränk, wie es meine Kehle hinunterrann. Mein Körper zitterte, aber nicht weil mir kalt war, meine Emotionen liefen auf einmal in mir Amok. Langsam schossen die ersten Tränen in meine Augen.

Jan kniete sich neben mich, umarmte und drückte mich an sich. Ich spürte seine Wärme, mein Kopf schmiegte sich an seine Schulter. Minutenlang saßen wir einfach nur so da, meine Tränen versiegten und ich begann wieder klare Gedanken zu fassen.

Jan löste seine Umarmung und lächelte mich an. „Wartest du dieses Mal bitte etwas länger? Ich komme gleich wieder", fragte er mich. Ich nickte und lächelte zurück. Zu mehr war ich noch nicht in der Lage. Meine Stimme gehorchte mir noch immer nicht.

Er verließ den Raum. Ich stand auf und zog mich wieder an.

Immer wieder wanderte mein Blick zu dem Spruch an der Wand: „Manchmal muss man gefesselt sein, um sich frei zu fühlen."

„Darin liegt Wahrheit" sagte ich mit fester Stimme. „Auch für mich."

In dem Moment akzeptiert ich, dass ich genau das wollte, dass ich das auch brauchte.

Ich setzte mich an den Tisch und genoss den Tee. Ich trank größere Schlucke, langsam wurde er kalt.

Die Minuten vergingen. Jan kam aus dem Nebenraum, in dem er verschwunden war wieder. In seiner Hand hielt er erneut einen Umschlag. Freudestrahlend hielt er ihn mir entgegen.

„Hier sind die Fotos. Sieh sie dir an. Die Negative sind, wie versprochen, auch dabei. Ich setze noch schnell einen frischen Tee auf."

Noch bevor ich den Umschlag aufmachen konnte, griff er die Kanne und drehte sich herum.

Ich zog die Fotos aus dem Umschlag und betrachtete sie: Wie kunstvoll er die Seile um meinen Körper drapiert hatte, bemerkte ich erst so richtig, als ich es auf den Bildern sah.

Ich konnte mich zwar daran erinnern, wo mich die Seile berührten und wie sie sich anfühlten, aber erst auf den Fotos sah ich das ganze Bild. Die Seile hielten mich nicht nur, sie schmückten mich auch. Sie unterstrichen meine Form und nahmen die Schärfe, die sich sonst immer zeigte, wenn ich nur wenig bekleidet war. Besonders den vorstehenden Rippenbögen. An mehreren Stellen sah ich meine Muskeln, in weicher Rundung abgebildet, die ich so auch noch nie wahrgenommen hatte. Mein Po und mein flacher Bauch waren so in Szene gesetzt, dass sie mein kleines A-Körbchen, für das ich mich schon so oft geschämt hatte, überdeckten. Der Blick des Betrachters wurde von meinen Schwachpunkten abgelenkt. Dorthin wo Jan meine Stärken gesehen und auch ansprechend, durch die Seile und die Beleuchtung, in den Vordergrund gerückt hatte.

Mein schlanker Körper wurde von den Fesseln regelrecht eingerahmt. Fasziniert betrachtete ich auch das Spiel von Licht und Schatten, das sich mir darbot. Die weichen Linien, die der Schatten meiner braunen Haare auf meine blasse Haut legten und wie sie sich von meinem, von Schweiß glänzenden Körper, abhoben.

Ich konnte auch erkennen wie Jan die Seile umeinander gewickelt hatte, aus den dünnen Teilen hatte er in meinem Rücken ein dickes, starkes Tau erschaffen an dem ich hing.

Zum ersten Mal nahm wirklich ich die Kunst war, die sich hinter all dem versteckte.

Zuvor hatte ich nur seine flinken Finger bemerkt. Wie ansprechend das Endergebnis auf diesen Fotos aussah, wie viel Wissen und Technik dahinter steckte, sah ich erst in diesem Augenblick.

Auf einer Vergrößerung konnte ich erkennen, wie sparsam er wirklich mit Knoten umgegangen war, es waren vielmehr Windungen und Wicklungen, als richtige Knoten. Mein Kopf wusste, dass er nur dort einen Knoten gemacht hatte, wo es notwendig war. Für die Ästhetik oder zur Sicherheit, und dass genau das der Grund war, warum er die Fesselungen immer so schnell lösen konnte.

Die Wahrnehmung meines eigenen Körpers veränderte sich in diesem Moment. Mit jedem Bild, das ich betrachtete, sah ich mich selber mit anderen Augen. Mit Jans Augen und wie er mich sah, durch den Sucher der Kamera.

Stolz, auf mich selber, mischte sich in meine Gefühle. Jans Frage vom Beginn der Session drängte sich mir wieder auf: Hat dir in der letzten Zeit schon jemand gesagt, dass du schön bist?

Nun konnte ich diese Frage beantworten: Nein, nicht einmal ich mir selber!

Nie zuvor hatte ich mich selber als schön angesehen, doch auf diesen Bildern empfand ich mich so.

„Das einzige was stört, ist meine Unterwäsche", sagte ich halblaut, sah etwas auf und schaute Jan ins Gesicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass er wieder zurückgekommen war. Er lächelte mich nur an, erwiderte aber nichts.

„Du hältst die einzigen Abzüge in der Hand", versicherte er mir noch einmal.

Ich griff in das Kuvert und wollte die Negative herausnehmen, als ich darin noch etwas anderes fühlte. Ich schüttete den Inhalt des A4-Umschlags in meine Hand. Außer diesen Streifen fiel noch eine CD heraus. Verwundert nahm ich sie in die Hand und sah zu Jan.

„Das ist ein zusätzliches Dankeschön. Da sind alle Musikstücke drauf, die du heute gehört hast", stellte er sachlich fest. „Höre sie dir an und erinnere dich an deinen heutigen Flug."

Ungläubig schaute ich auf diese silbern glänzende Scheibe, mein Gesicht spiegelte sich darin und wieder sah ich meine Augen vor Tränen glitzern. Die CD fiel mir aus den Fingern und ich begrub mein Gesicht hinter meinen Händen.

„Was ist mit dir?" fragte Jan. „Habe ich etwas falsch gemacht?"

„Nein, es ist nichts, Jan! Ich kann diese CD nicht annehmen. Es ist nur..." Plötzlich schämte ich mich wieder. „Ich habe kein Abspielgerät dafür." Mit Bedauern schob ich die CD in seine Richtung zurück.

Er sah mich verständnislos an: „Was hast du überhaupt, um dir deine Zeit zu vertreiben, um ein wenig Freude in dein Leben zu bringen?"

Ich kam mir richtig schlecht und klein vor, als ich ihm antwortete: „Ein altes Radio und eine Jahreskarte für die Bücherei. Bisher reichte mir das auch."

Jan schüttelte den Kopf. Entschlossen stand er auf und ging hinter einem Vorhang. Er ließ mich erneut alleine zurück. Nun kam ich mir noch ärmer und unbedeutender vor.

Hinter dem Vorhang hörte ich ihn herumkramen. Gerade als ich aufstehen und gehen wollte, tauchte er er wieder dahinter vor.

„Hier bitte, ich schenke ihn dir! Den hatte ich mir vor Jahren zum Laufen gekauft. Ich benutze ihn schon lange nicht mehr."

Er drückte mir einen tragbaren CD-Spieler mit Kopfhörer und einem Netzteil in die Hand. Fassungslos schaute ich auf das Abspielgerät, anschließend zu Jan.

„Aber... Das kann ich doch nicht... Jan!"

„Bitte nimm ihn! Ich wollte ihn schon wegschmeißen. Bei dir ist er in guten Händen, das weiß ich."

„Danke!", erwiderte ich und steckte die Teile einzeln in meine Tasche. Er machte mich so glücklich. Ich wollte ihm auch etwas geben. Doch was? Ich hatte ja nichts. Da fiel mein Blick auf die Tischplatte und mit einem Mal wusste ich, was ich ihm geben konnte. Ich griff die Negative und reichte sie ihm.

„Jan, ich möchte, dass du auch etwas von mir bekommst. Bitte nimm sie und mach dir so viele Abzüge, wie du möchtest. Ich vertraue dir so sehr, dass ich mir sicher bin, du wirst sie nicht den falschen Personen zeigen oder geben."

Jans Hand griff die Filmstreifen. Unsere Finger berührten sich. Er sah mich liebevoll an, dann zog er mich an sich und umarmte und drückte mich.

Danach saßen wir noch lange beisammen. Jan erzählte mir von seinem Leben. So erfuhr ich von seinen Jahren in Japan und wie er dort Shibari -- die japanische Bondage-Kunst - kennen und lieben gelernt hatte. Wie er dort von Meistern gelernt und mit ihnen gelebt hatte.

Er hatte ein so aufregendes Leben und hat es aufgegeben nur, um hier sein Dojo zu eröffnen. Jan behauptete, dass er es eigentlich nur als Hobby machte, über Geld brauchte er sich schon seit Jahren keine Gedanken mehr zu machen.

Irgendwie beneidete ich ihn, mein großes Problem war immer das Geld und er saß mir einfach so gegenüber und sagte er hätte schon genug für zwei Leben verdient. Schwermut überkam mich wieder.

Als Jan es merkte, meinte er: „Ich wollte damit nur sagen, dass ich kein Geld von dir brauche oder will. Du kannst jederzeit zu mir kommen. Ich freue mich, wenn du hier bist. Ob einfach nur zum Reden, auf einen Tee, oder zum gefesselt werden! Komme bitte immer wieder, komme einfach zu mir!"

Ich versprach ihm, ihn in der nächsten Woche anzurufen. Beschwingt und aufgeputscht von dem Erlebten und überhaupt nicht mehr traurig machte ich mich auf den Heimweg. Jan hatte anscheinend die richtigen Worte zu mir gesagt. Er mag mich, das spürte ich und ich mochte ihn auch. Fröhlich pfiff ich eine Melodie, während ich die Treppe zur Wohnung hinaufstieg. So oft deprimierte mich unsere kleine Wohnung, doch diesmal nicht. Ich freute mich schon darauf, die Kopfhörer aufzusetzen und die CD einzulegen. „Danach aufs Sofa und die Bilder der heutigen Session ansehen", sagte ich zu mir selber, während ich die Tür öffnete.

Voller Schwung wollte ich meine Tasche auf das Sofa werfen, als mich etwas bremste. Mein lieber Sohn saß dort und grinste mich an.