Schulfantasie 01

Als Antonia sich die Tränen trocknete, war sie sehr froh, dass sie niemandem etwas gesagt hatte. Dann sah sie Frau Doktor mit großen Augen an. „Willst du es deiner Mama sagen? Oder soll ich?" „Sie meinen?" „Wenn du nicht willst, dass ich deiner Mama was sage, dann darf ich es auch nicht, und sie kriegt es auch nicht aus mir heraus. Obwohl sie ziemlich hartnäckig sein kann, das war sie schon in der Schule." Antonia musste lachen. „Sie können es ihr ruhig sagen. Und wie geht es jetzt weiter?" „Nun deine Unregelmäßigkeit im Zyklus sollten wir im Auge behalten, liegt wohl in der Familie", grinste Frau Doktor. „Ich verschreib dir die Pille. Die sollte helfen deinen Hormonhaushalt zu stabilisieren, trotz dem Schulstress." „Und meine Fantasien?" „Was meinst du?" „Na es war wunderschön, aber was, wenn ich sie nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden kann? Ich hab Angst jemanden zu verletzen." „Auch da sollte die hormonelle Stabilisierung hilfreich sein." „Werd ich keine Fantasien mehr haben?" „Doch, wenn du magst kannst du dir alles erträumen, aber du wirst es nicht mehr für wirklich halten. Es wird wenigstens nicht mehr so wirklich sein, dass dein Körper darauf reagiert." „Wär schön, wenn sie mir helfen Mama bei zu bringen, dass sie sich noch nicht drauf freuen kann Oma zu werden." „Gut machen wir!"

Und das machten sie dann auch. Grit hörte zu als Frau Doktor es erklärte. Antonia war froh, dass sie es Mama beibrachte.

Nach der Untersuchung gingen die Frauen auf einen Kaffee. „Ich bin ganz froh, dass ich noch nicht Oma werde. Da käme ich mir so alt vor." Und sie lachten.

Das alles war jetzt so weit weg. Etwas mehr als ein Jahr. Mit den Fantasien war es etwas besser geworden, wie Frau Doktor gesagt hatte sie waren nicht mehr so real. Antonia strahlte die Hubert an. Sie hatte sich extra in die erste Bank gesetzt, da hatte sie mehr Blickkontakt, und sehr oft spazierte die Hubert durch die Reihen, da war ihr Antonia dann ganz aus dem Blick. Was es wohl mit dem Getuschel auf sich hatte? Über die Geschichtelehrerin? Antonia kannte es, aber es machte ihr nichts aus, die Hubert war immer ganz korrekt, wenigstens was sie betraf. Frau Hubert sah Antonia nachdenklich an. Eine hübsche Person dachte sie, aber sie verdrängte den Gedanken. Sie versuchte es wenigstens. Aber versprach dieser Blick denn nicht den Himmel?

Adelinde Hubert strich sich ein Haarsträhnchen, das sich aus ihrer strengen Frisur gelöst hatte hinter das Ohr. Bevor ihre Fantasie beginnen konnte Purzelbäume zu schlagen, nahm sie ihre Wanderung durch die Klasse auf. Über das Mittelalter referierend zog sie ihre Runden, ignorierte Antonia.