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Wahlverwandschaften Teil C

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Chris trifft bereitet sich vor - und trifft Alex wieder.
6.5k Wörter
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Siehe auch ‚Wahlverwandtschaften' Teil A und Teil B sowie ‚Wahlverwandschaften' Teil 1 -- 3 Weitere Folgen, auch mit anderen handelnden Personen, sind geplant.

*

Wahlverwandtschaften - Teil C -- Chris trifft eine Entscheidung

Chris unterhält sich am Morgen mit Vater

Am nächsten Morgen dachte ich, dass ich Mama auch von meinem Gespräch mit Papa von gestern Abend erzählen musste. Der gestrige Abend hatte mir klar gemacht, dass ich bald eine saubere Klärung für mich finden musste. Und ich musste mir überlegen, wie ich weiter vorgehen konnte und wollte.

„Also Papa, hast du Dir in der Nacht überlegt, wie es weitergehen könnte? Ich habe dir gestern gesagt, dass ich mich entschieden habe, dass ich ganz zum Mädchen werden möchte und das so bald wie möglich!"

„Christian, das kann ich nicht in einer Nacht entscheiden. Das kommt alles nicht nur für mich überraschend, sondern sicherlich auch für die Schule. Das kann man nicht mit einem Federstrich lösen. Und es ist auch garantiert ein steiniger Weg. Nach dem Abitur wäre es viel einfacher, einen Schnitt zu machen. Es wäre vernünftig, bis dahin zu warten."

Natürlich war mir klar, dass es nicht eine Lösung über Nacht geben würde und einfach würde es auch nicht sein. Ich wollte nur sehen, ob er meine Entscheidung schon akzeptiert hatte. Seine Antwort hörte sich aber eher nach Abwartetaktik an und nicht nach echter Akzeptanz.

„So lange kann und will ich nicht warten. Meine nächste Kontrolluntersuchung soll in den nächsten Tagen stattfinden und dort soll auch der nächste OP-Termin für die nächsten vierzehn Tage festgelegt werden. Ich kann jetzt nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Und bis zum Abitur wäre es noch gut ein Jahr, das ist viel zu lange für mich."

Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade glücklich, als er begriff, dass ich es mit dem ‚so bald wie möglich' wirklich ernst meinte und zwar innerhalb von 14 Tagen. Einerseits konnte ich das verstehen, weil das alles ja wirklich eine große Überraschung für ihn sein musste, andererseits ärgerte es mich, weil er tatsächlich gedacht hatte, ich könnte alles um ein GANZES Jahr herausschieben.

„Na schön, Chris. Lass uns zumindest die nächste Kontrolluntersuchung abwarten, damit wir in das Gespräch mit der Schule und den Behörden mit bekannten Terminen hineingehen können. Das erfordert alles eine Vorbereitung."

Das hatte ich gar nicht gemeint. Ich war ja inzwischen volljährig. Mit all den Behörden konnte ich schon selber zurechtkommen. Er hatte es einfach noch nicht begriffen.

„Das meine ich nicht, mit 18 Jahren brauche ich keine gesetzliche Vertretung, das kann ich schon alleine durchstehen. Viel wichtiger ist es für Dich, wie Du mit Deiner Umwelt dort agieren möchtest. Wir haben Nachbarn, Du hast Kollegen und Freunde. Wie willst Du ihnen mitteilen, dass Du nun eine Tochter hast und keinen Sohn mehr -- und wann?"

Er sah verblüfft aus. Offensichtlich hatte er daran wohl noch gar nicht gedacht. Dabei war der Gedanke doch nahe liegend. Wenn ihn seine Kollegen oder Freunde mit mir als Mädchen in seiner Begleitung sehen würden, dann würden Fragen kommen. War ihm das nicht klar?

„Du hast Recht. Das werde ich mir wohl überlegen müssen. Es gibt sehr vieles, was sich auch für mich ändern wird. Gib mir ein bisschen Zeit zum Überlegen -- zumindest bis zu Deiner nächsten Kontrolluntersuchung!"

Ich hatte mir schon viel überlegt, aber ich hatte auch Monate Zeit gehabt, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Seine Idee, die Kontrolluntersuchung abzuwarten, war also nicht verkehrt. Die Diskussion mit der Schule würde auch so kompliziert genug sein. Verlässliche Termine für die Operation würden das eher erleichtern.

Die Kontrolluntersuchung

Schon am nächsten Tag hatte ich einen Termin für die Nachuntersuchung, was meinen Vater sichtlich erschreckte. Er hatte wohl mit einer längeren Frist gerechnet und mit mehr Zeit, um sich auf den Wandel einzustellen. Die Berliner Klinik war unpersönlicher als die von Frankfurt, aber auch professioneller, da anscheinend viel Erfahrung bei den Ärzten und dem Personal vorlag. Sie wollten mir frühestens in sechs Wochen einen OP-Termin geben, um Komplikationen mit der vorherigen Operation am Unterleib sicher zu vermeiden. Sie sicherten mir einen Termin spätestens zum Juli zu. Ich war enttäuscht und gleichzeitig auch erleichtert. Das ist wahrscheinlich normal. Keiner geht mit Freude ins Spital für eine Operation, auch wenn diese Vorteile mit sich bringt. Vor Ostern würde es garantiert nichts mit der vollständigen Umwandlung werden, was sehr bedauerlich war.

Mein Vater war über diese gewährte Frist vermutlich noch mehr erleichtert als ich selber. Jedenfalls war seine Befreiung über die rund zweimonatige Frist ihm sehr deutlich anzumerken. Er strich aber auch schnell den seiner Ansicht nach nützlichen Aspekt heraus:

„Chris, immerhin hast Du damit die Sommerferien als Zeitraum für die Rekonvaleszenz nach der Operation. Das ist doch immerhin ein klarer Abschnitt -- vor und nach den Ferien. Du wirst praktisch nur wenig Unterrichtsausfall haben. Damit hast Du gar keinen Ausfall und auch einen viel klareren Schnitt!"

Seine letzte Idee mochte ich nun gar nicht. Das dauerte mir einfach zu lange. Das wäre ja bald ein halbes Jahr! Nein, das wollte ich nicht.

„Es ist mir egal, wie klar der Schnitt zwischen vorher und nachher ist. Es ist mir auch egal, wie wenig oder wie viel Unterrichtsausfall ich haben werde. Ich werde bei den Behörden einfach ansprechen, wie ich möglichst schnell meinen Vornamen von Christian in Christiane in all meinen Ausweisen ändern lassen kann. Danach wird die Schule gezwungen sein, entsprechend zu handeln. Wenn Du mir dabei helfen kannst, dann ist es sehr gut. Wenn nicht, dann ist es auch gut. Meine Entscheidung steht fest."

Mein Vater hörte das nicht gerne, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Alexandra hatte mir gesagt, dass es nicht einfach werden würde, aber dass ich es schaffen würde. Genau das war meine Absicht.

„Chris, nun sei doch vernünftig! Mit dem Kopf durch die Wand gehen zu wollen, macht das Leben nicht gerade leicht. Du wirst im Alltag auch auf das Entgegenkommen von vielen Lehrern angewiesen sein. Sie durch überhastete Entscheidungen vor den Kopf zu stoßen, wird Dir nicht gerade helfen. Natürlich kann ich Dir als Jurist bei den Ausweisen helfen, aber bei der Schule sind nicht die rechtlichen Aspekte das wichtigste, sondern die praktischen im Alltag. Und das braucht eine entsprechende Vorbereitungszeit. Nebenbei bemerkt, trifft das auch auf die Ausweise zu. Meiner Kenntnis nach dauert das ungefähr ein halbes Jahr..."

„Ein halbes Jahr...??!"

Ich starrte ihn fassungslos an. Das durfte doch nicht wahr sein. Was war denn so schwierig daran, ein ‚e' an Christian dranzuhängen? Ich meine, es war doch per Diagnose eindeutig klar, dass ich genetisch eindeutig weiblich war.

„Das sieht deiner Mutter ähnlich! Offensichtlich hat sie es geschafft, die Genehmigung der Krankenkassen für eine Operation durch Beziehungen mit Ärzten und Gutachtern zu organisieren, aber von der rechtlichen Seite her hat sie wohl gar nichts organisiert, wie ich Deinem entsetzten Gesichtsausdruck entnehme. Ja, für eine Vornamensänderung und eine Personenstandsänderung braucht es eine Genehmigung, die durch Gutachten untermauert werden muss. Also kurzfristig kannst Du der Schule nichts aufzwingen..."

Das war mir nicht klar gewesen. Woher sollte ich auch ahnen, dass eine wichtige Operation möglich war, aber eine kleine Namensänderung ein derartiger Riesenakt war? Das warf meine Pläne durcheinander. Insofern hatte Daddy vielleicht Recht. Ich musste an die Schule bedeutend behutsamer herangehen, als ich mir das vorgestellt hatte. Er sah mir meine Enttäuschung wohl an.

„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, Chris. Es gibt auch eine gute Nachricht. Die meisten Schulen in Berlin akzeptieren eine Vornamensänderung auch ohne eine offizielle Änderung des Vornamens im Personalausweis. Dies unter der Voraussetzung, dass der Bedarf hinreichend belegt ist durch Gutachten oder eine entsprechende Argumentation mit untermauerten Dokumenten."

Das hörte sich alles nach Komplikationen an. Die Überweisung an die Klinik in Berlin war im Vergleich dazu ein Spaziergang gewesen.

„Ich gehe einfach zum Leiter der Schule mit meiner Diagnose. Er wird doch wohl einsehen, dass dies ein triftiger Grund ist!"

Mein Vater schüttelte seinen Kopf, als ob ihm diese Idee ganz abstrus vorkam und das war sie wohl auch in seinen Augen:

„Chris, kein normaler Schulleiter hat eine Neigung, sich mit Konflikten zu befassen, denen er ausweichen kann. Und in Deinem Fall kann er das leicht, indem er einfach das Ergebnis Deiner gerichtlichen Personenstandsänderung abwartet. Nein, Du brauchst Deine Tutorin. Sie kennt Dich und ist verpflichtet, Dich in schulischen Dingen zu beraten. Wenn jemand vom Lehrkörper ein Interesse daran hat, Dir vor der gerichtlichen Namensänderung zu helfen, dann ist sie es."

So gesehen, hatte er vielleicht nicht Unrecht, aber es war auch eine echte Überwindung Frau Malzahn anzusprechen. Gerade weil ich gut mit ihr auskam, war es nicht einfach.

„Ich weiß nicht, ob Frau Malzahn dafür so geeignet ist. Sie ist katholisch, sehr gläubig und hat sich negativ über Paare ohne Trauschein geäußert, die zusammen leben, ob sie nun heterosexuell oder homosexuell sind. Das ist kein gutes Zeichen für Toleranz bei einer Namensänderung..."

„Chris, in Deinem Fall geht es nicht um Paare, weder mit noch ohne Trauschein - jedenfalls will ich das stark hoffen. Sie wird sich als Tutorin Deine Argumente anhören. Dafür sind Tutoren da. Gerade weil sie eine konservative Einstellung hat, wird ihr Wort Gewicht beim Schulleiter haben, wenn Du sie überzeugen kannst. Jeder Tutor ist bemüht, Erfolg für seine Schüler zu haben."

Er runzelte die Stirn, als er über Paare sprach. Mir wurde schnell klar, dass dieser Aspekt für ihn noch ungewohnter war, als meine Forderung als Mädchen anerkannt zu werden. Ich begriff, dass ich über Alex vielleicht erst mal nicht mit ihm reden sollte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er sich noch vor kurzem meine Zukunft als männlicher Studienrat mit einer passenden, ‚normalen' Frau für mich vorgestellt hatte. Dass ich nun selber eine Freundin für einen Mann oder gar eine Ehefrau werden konnte, war im Moment noch außerhalb seiner Denkwelt. Das konnte ich ihm auch nicht verdenken. Für mich selber war das ja noch aufregend genug! Sein Argument, dass Frau Malzahn als konservative Lehrerin in diesem Falle eine bessere Einflussmöglichkeit beim Rektor hätte, leuchtete mir hingegen durchaus ein. Aber das hieß nicht, dass das Gespräch einfach sein würde.

Das Gespräch mit Frau Malzahn als Tutorin

Es war dann auch kein einfaches Gespräch. Zunächst war es ihre größte Sorge, dass mein Gespräch mit ihr ein Schulstreich sein würde. Sie fragte mich mehr als fünfmal, ob das alles mein Ernst sei. Gut, vielleicht hätte ich schon weiblicher angezogen bei ihr antreten sollen, aber ich wollte ja auch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Daneben glichen einige ihrer Fragen so entnervend ähnlich denen von meinem Vater.

Es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis sie sowohl von meiner Ernsthaftigkeit als auch von meinem Entschluss, dies sobald als möglich umzusetzen, überzeugt war. Es war anstrengend! Und auch danach ging es zunächst nur um eine Terminverschiebung. Sie wollte Zeit zur Vorbereitung haben, den Schulleiter mit einem ausgewogenen Konzept anzusprechen. Endlich, ganz zum Schluss schwenkte sie darauf ein, dass es erst nach den Osterferien aber noch vor den Sommerferien die Umsetzung meiner Ideen geben sollte. Das war mir so gar nicht lieb, aber was sollte ich machen? Sie war nur zu dem Kompromiss bereit, dass ich bereits ein paar Tage vor dem bestätigten OP-Termin meinen Namen auf Christiane ändern dürfte. Dafür würde sie auch die Ansprache vor dem Kurs übernehmen und meine anderen Lehrer informieren. Für mehr könnte sie den Schulleiter nicht überzeugen -- und selbst das sei vor der gerichtlichen Änderung ein Entgegenkommen der Schule.

Ich war enttäuscht, dass sie angab solange Zeit brauchen zu müssen, um die Leitung der Schule und ihre Kollegen zu informieren. Sie sagte jedoch, ich sei der erste offizielle Fall in der Schule, von dem sie das wüsste. Natürlich hätte sie sich ihren Teil schon gedacht. Sie konnte den Ton einer gewissen Missbilligung nicht aus ihrer Stimme heraushalten.

„Die Freiheit der heutigen Jugend ist nicht ungefährlich. Zu meiner Zeit wäre das undenkbar gewesen. Eine Woche vor dem OP-Termin kann ich Dich als Christiane vorstellen. Ich will auch sichergehen, dass du deine Meinung nicht änderst. Vor diesem Termin toleriere ich keine Kleidung, die nicht deinem aktuellen Namen Christian entspricht, und nach diesem Termin keine Kleidung, die nicht deinem neuen Namen Christiane entspricht, ist das klar?"

Ich konnte nur nicken. Klar, ich hatte sie als Tutorin gewählt, weil sie bekannt dafür war, dass sie die Zensuren ihrer Schützlinge knallhart verteidigte -- und nicht für ihre bekanntermaßen nicht gerade liberalen Ansichten. Es war trotzdem kein Spaß, ihr Missfallen über meine Entscheidung zu spüren. Ich hatte allerdings auch bei der Wahl meiner Tutorin nicht erwartet, mit ihr jemals über dieses Thema sprechen zu müssen.

Mittlerweile wurde mir klar, dass alles noch schwerer war, als ich gedacht hatte. Alex hatte schon recht gehabt, es war kein einfacher Weg. Die Tutorin beendete das Gespräch mit dem Hinweis, dass ich sie doch sobald als möglich über den OP-Termin informieren solle.

Die Wochen vor der OP

Immerhin hatte mir das Ganze einen Motivationsschub gegeben. Ich drängte und fragte mehrere Ansprechpartner an der Klinik - und siehe da, ich bekam einen Termin für eine Teiloperation. Es betraf zwar nur die relativ unkomplizierte Öffnung der Vulva und die potentielle Verlegung der Harnröhre, soweit schon möglich. Damit war das Ende der Hormontherapie möglich, was die Ärzte motivierte. Es war somit nicht die komplette Umgestaltung des Minipenis, die als kompliziertere Operation erst für den Juni/Juli vorgesehen war, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung. Dann war der 1. Termin auch gerade vor Ostern, aber schön - einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul. Und dieser Gründonnerstags-Termin war ein echtes Geschenk, denn er setzte sowohl meinen Vater als auch die Tutorin unter Handlungszwang. Allerdings setzte er auch mich unter Druck.

Natürlich informierte ich Alex sofort darüber, indem ich einen Brief schrieb. Email konnte ich nicht schreiben. Das hätte mein Vater sehen können. Diesen Brief warf ich ein und hatte dort auch einen möglichen Termin für ein Treffen genannt.

Ich war verblüfft, als ich relativ schnell eine Antwort bekam, allerdings auf einem sehr unkonventionellen Wege. Ich bekam eine Paketsendung von einer Versandfirma. In diesem Paket waren erstens hübsche Pumps in genau meiner Größe und zweitens eine Webadresse, die ich in jedem öffentlichen Internetcafé abrufen könne. Unter der Webadresse war nur eine Unterschrift als Kürzel, die mir ganz klar sagte, dass dies Alex war.

So schnell wie es ging, suchte ich ein Internetcafé auf. Unter der Webadresse fand ich Felder, die nach Passwort und Benutzername fragten. Im ersten Moment wusste ich nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Dann sah ich die Hinweise. Benutzername hatte den Hinweis ‚Schuhmodell', Passwort hatte den Hinweis ‚Rechnungsnummer'. Nun war mir alles klar. Ich rannte wie verrückt nach Hause zurück, holte Paket und die Rechnung. Ich schrieb mir die beiden Hinweise auf und rannte wieder zurück in das Internetcafé. Und Tä-täää, ich war drin -- und erhielt die ausführliche Email. Alex wollte mich unbedingt vor der ersten oder zumindest der zweiten Operation noch einmal sehen. Ich sollte einen Treffpunkt in oder um Berlin vorschlagen. Alles an Orten, was mir nur möglich war. Letzten Endes würde es aber doch vermutlich nur nach Ostern möglich sein.

Ich traf auch meine Tutorin, die ich ja sobald als möglich über den OP-Termin informieren sollte. Das tat ich auch unverzüglich. Sie schürzte nur ihre Lippen -- und vertrat dann den Standpunkt, dass ich nach den Osterferien als Christiane vorgestellt werden könnte. Ich wollte es wie vereinbart eine Woche vor dem ersten OP-Termin haben, aber da biss ich auf Granit.

„Der Termin nach den Osterferien ist perfekt! Christian, das ist ein klarer Schnitt -- und ich werde dann keinerlei Schwierigkeiten mit dem Schulleiter noch mit Kollegen und Eltern haben. Die Woche vor Ostern würde nur entbehrliche Probleme mit Toilettenräumen, Duschen und so weiter bringen."

Sie zögerte einen Moment, bis sie sich doch dazu überwand, die Frage zu stellen. Es war ihr sichtlich unangenehm.

„Christian, ich kann doch davon ausgehen, dass die Operation eine vollständige Umwandlung mit sich bringt, nicht wahr? Ich möchte keine Überraschungen erleben, das ist doch verständlich?"

Ich mochte auf dieser Ebene nur eine rein medizinische Antwort geben, aber ich konnte nicht umhin, bereits Konsequenzen einzufordern.

„Frau Malzahn, ich kann Ihnen versichern, dass ich weibliche Genitalien samt funktionaler Harnröhre besitzen werde. Eine Nutzung der Toiletten für Jungen ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr denkbar, wenn Sie darauf anspielen. Es wird noch eine zweite OP geben, um dann den Restpenis umzugestalten."

Das gefiel ihr gar nicht, aber sie kniff die Lippen zusammen und murmelte etwas von faulem Kompromiss, bevor sie den Kopf anhob und leise grummelnd ihre Zustimmung gab:

„Na schön, nach den Osterferien werde ich Sie als Christiane vorstellen. Stellen Sie sich den Übergang nicht als zu einfach vor!"

Das reichte schon, um mich lächeln zu lassen. Es war mehr als ein Etappensieg. Damit war auch mein Vater eingebunden, ob er es wollte oder nicht. Er würde mich nach den Osterferien als Christiane akzeptieren müssen, genauso wie meine ganze Klasse und alle anderen Lehrer! Und ab der Woche vor Ostern durfte ich auch endlich die Tabletten einsetzen, die anstelle meine Hormone zu bremsen sie ausschütten und mich weiblicher machen würden.

Die letzte Woche vor den Osterferien

Vor den Osterferien bekam ich noch die große Überraschung. Als ich am Mittwoch aus der Schule kam, holte mich Alex ab. Zuerst erkannte ich sie gar nicht in dem so seriösen Geschäftsanzug und mit dem gebräunten Gesicht, aber das Lächeln war dann doch charakteristisch. Ihr ging es wohl nicht anders, denn sie hatte mich ja nie in meinem Schüler-Outfit gesehen. Ich meine, mich in männlichen Jeans und einem weiten Männerhemd samt lässigem Blouson zu sehen, war sicher gewöhnungsbedürftig. Sie umarmte mich nicht, sondern reichte mir nur die Hand, aber ihr Lächeln sagte mir, dass sie es eigentlich anders wollte, aber nur aus Rücksicht auf mich so agierte.

„Chris! Wie geht es Dir? Du siehst ja sehr glücklich aus, was ich verstehen kann, bei den Neuigkeiten, die Du mir mitgeteilt hast. Ich habe auch welche, aber lass' uns auswärts fahren, ja?"

Die erste Überraschung ist schon einmal ihr Wagen. Das ist ein bayrisches Exemplar der Oberklasse in tiefem Weinrot mit Metallicglanz. Ich kann den überraschten Blick von einem Klassenkameraden auffangen, der mich in diesen teuren PKW einsteigen sieht. Im Auto kann ich freier sprechen.

„Alex, ich freue mich so Dich zu sehen! Dir muss es ja gut gehen, wenn Du in einer solch schicken Kutsche bei mir aufkreuzt. Hast Du in der Lotterie gewonnen? Fescher Anzug, auch noch!"

Alex holt erst einmal Luft und erklärt mir dann, dass sie beruflich aufgestiegen ist. Ab nächstem Monat ist sie Verkaufsleiterin und Prokuristin bei einer größeren Handelsfirma, allerdings mit der Besonderheit, dass sie dort eben Prokurist als Mann ist. Ich staune nicht schlecht.

„Wie kann das denn funktionieren? Für eine Anstellung braucht man doch Dokumente wie einen Personalausweis und so?"

Gesa
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