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Alle Kommentare zu 'Genugtuung'

von Tabula2Rasa

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  • 5 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor etwa 12 Jahren
Geht so...

Also eine Rachegeschichte kann spannend sein. Allerdings vereiteln das im vorliegenden Text so einige Dinge:

1. Ist der Text grundsätzlich zu lang für das, was eigentlich erzählt werden soll: Wie sich der Protagonist an dem Mädchen in einer Nacht auf sexuellem Wege für die Hänseleien „rächt“, die sie ihm in der Schulzeit eingebrockt hat.

2. Diese Überlänge ist durch zwei große Textbrocken bedingt, die im Text wie Findlinge liegen, die dort eigentlich nicht hingehören. Das sind (a) der Infodump auf Seite 1, der uns über die Hänseleien etc. pp. aufklärt und (b) der nicht enden wollende Rückblick auf das Leben des Protagonisten nach dem Abitur. Die stehen plump mitten im Text, ohne Anbindung an das eigentliche Geschehen: Das Aufeinandertreffen des Protagonisten und der Frau, die ihn einst verschmähte. Hier könnte eine elegantere Lösung Abhilfe schaffen: Vielleicht wäre die eleganteste, diese Brocken einfach zu streichen und das Allerwichtigste (z.B. wer „sie“ ist usw.) über die direkte Rede des Protagonisten erst am Ende dem Leser mitzuteilen, wenn er – und ich greife vor (siehe 3.b) – sie wirklich zum Analsex zwingt. Dann hätte der Text auch mehr Wucht, wäre überraschend und könnte dem Protagonisten zu mehr Ambiguität verhelfen, wenn der Leser nämlich selbst über sein Verhalten reflektieren dürfte...

3. Das eigentliche erotische Moment zwischen den beiden krankt daran, dass es (a) zu kurz kommt, weil alles husch-husch wirkt, wie in einem Pornostreifen, wo der Regisseur in 15 Minuten zackzack Blasen, Doggy, Anal, Facial durchdekliniert (übrigens auch das Aufreißen in der Bar seltsam künstlich und überschnellt wirkt) und fertig. Entweder weniger „Action“ und die dann ausführlicher oder der Action den nötigen Raum geben: Z.B. ist die anale Penetration ziemlich unglaubwürdig, wenn der Protagonist nicht gerade einen Mikro-Penis hat, denn es findet kein Vordehnen und auch kein Einölen statt und trotzdem flutscht es einfach so, als wäre nichts weiter dabei, mit einem Typen, den man vielleicht eine halbe Stunde kennt (sie weiß es ja schließlich nicht besser!), innerhalb von Minuten reibungslos und zum ersten Mal Analverkehr zu haben, und (b) fällt der Akt zwischen den beiden überhaupt nicht unter non-consent, denn sie ist ja in allem willig und widersetzt sich kein bisschen, weshalb also, finde ich, hier der klassische Fall „Thema verfehlt“ vorliegt.

Der Text lässt also Potential durchscheinen, das mit einer möglichen Überarbeitung, die sich obige Hauptschwachstellen vorknöpfte, vielleicht ausgeschöpft werden könnte. Vorausgesetzt, das ist im Interesse des Autors. Ansonsten: abhaken und ab an den nächsten Text und versuchen, Infodumping und übereilte Erotik mindestens abzumildern.

Beste Grüße

–AJ

KojoteKojotevor etwa 12 Jahren
Nun...

Ich steige mit der Wertung ein: 5 Sterne.

Eigentlich vier, wie ich dir gleich erkläre, aber den Bonusstern gibts allein schon, weil ich keinen Geschmack habe und von Erotik und Literatur sowieso keine Ahnung. Also weiß ich eh nicht, was ich tue...

Punkt zwei: Ich danke dir, dass ich ab jetzt glaubhaft belegen kann, keine Adjektivitis zu haben.

Wann immer mir das nun jemand vorwirft, werde ich auf den Anfang deiner Geschichte verweisen.

Himmelarsch! Das waren selbst für mich zu viele. Das war ein ganzer Harem an Eigenschaftsworten. Eine Herde. Ein Schwarm. Whatever...

Punkt drei (und der erklärt, weswegen die Adjektive mir besonders unpassend erschienen): Dein Sprachstil passte nicht zu dieser Geschichte.

Also explizit nicht zu DIESER.

Ich mag sowas eigentlich. Man kann es als gestelzt bezeichnen und hier wirkte es auch ein wenig so, aber je nach Thema und Genre ist das kein Problem.

Nur hier wirkte es... deplatziert. Hier wäre ein modernerer, klarerer, vielleicht sogar ein wenig härterer, aber definitiv ein wenig flotterer Ausdruck einfach angenehmer gewesen und hätte die Geschichte unterstützt, statt sie zu bremsen.

Es war ein wenig so, als wolle AJ den Rocker geben, falls du verstehst, was ich meine...

Ansonsten sind mir Zeitfehler in deinen Rückblenden aufgefallen, da warst du stellenweise unentschlossen.

Was die Struktur des Textes angeht: Ich mochte sie. 5 Teile. Drei in der Gegenwart getrennt von Zweien in der Vergangenheit. Hier und da hättest du etwas straffen können, aber das tue ich auch nur nach Laune. Daher will ich das nicht ankreiden.

Was ich wirklich, wirklich gerne mal von dir lesen würde, wäre Fantasy. Da müsste dieser Sprachstil ziemlich gut kommen. Mal drüber nachgedacht?

Danke fürs schreiben. Ich hatte Spaß beim lesen!

Tabula2RasaTabula2Rasavor etwa 12 JahrenAutor
WOW

das sind mal Kommentare! Danke an euch.

Ich versuche die Kritikpunkte zu berücksichtigen, wenn ich in der nächsten Zeit mal wieder zum schreiben komme. Leider ist mein Schreibstil ziemlich vom Verfassen nüchterner wissenschaftlicher Texte beeinflusst und ich schreibe hier einfach aus Spaß an der Freude. Mal schauen, ob ich mich bessern kann.

Gruß

rosettenfreakrosettenfreakvor etwa 12 Jahren
Schillers "Wilhelm Tell".....

....weckt natuerlich Erwartungen.

Schließlich kommt es nicht oft vor, dass einer Story hier ein Schiller- Zitat vorangestellt wird.

Zunaechst sei der Plot nur kurz umrissen: Es ist die Geschichte einer Rache, und das ist eigentlich immer ein dankbares Thema fuer eine Story.

- Zu den Staerken:

"Tabula" erzaehlt keine hirnlose Rein-Raus-Story,sondern entwickelt eine spannende und interessante Geschichte und verleiht den Personen auch Kontur.

Wer genaueres wissen will, der lese die Story.

"Tabula" sagt in einem Eigenkommentar (@"Wow"), dass er hier zum Spaß schreibt.

Wunderbar. Das ist die beste Voraussetzung fuer gute Stories.

Er hat Talent fuer spannende Handlungen und er erzaehlt es alles in allem auch gut.

-Zu den Schwaechen:

Dazu haben "Kojote" und vor allem "Auden" in ihren ausfuehrlichen Kommentaren schon fast alles gesagt, und auch Tipps gegeben, was "Tabula" haette anders machen koennen, weshalb ich mich hier auf einen Punkt konzentrieren moechte, der bisher zu kurz kam.

Es betrifft den Schluß: "Dieser Abend war...nun ja...irgendwie Genugtuung fuer mich."

Tatsaechlich???

Oder war es nicht so; und damit waere ich wieder beim Ausgangspunkt der Story, dem Schiller - Zitat; "dass Rache keine Frucht traegt und sich selbst fuerchterliche Nahrung ist?"

Ich meine: "Irgendwie" ist viel zu unbestimmt.

Hier haette ich ueber die Gemuetslage des Protagonisten gerne noch etwas mehr erfahren.

Da fuehlt sich einer jahrelang gekraenkt, hat dann die Gelegenheit zur "Genugtuung", und tut es am Ende mit so einem lapidaren Satz ab und hoert einfach auf???

Das ist zu wenig.

Er haette in einer etwas laengeren reflektiven Passage noch etwas mehr zu seiner (widerspruechlichen?) Gefuehlslage nach dem Racheakt sagen muessen.

Das haette die Story runder gemacht.

Aber egal: Bei dieser Story ueberwiegen eindeutig die Staerken.

Ich bin sicher, "Tabula" wird zukuenftig noch viele gute Einfaelle haben, und freue mich auf seine naechste Story.

LG

LIT-RANICKI "rosi" (Johannes)

AnonymousAnonymvor etwa 12 Jahren
lesenswert

Gerade das der Autor etwas ausgeholt hat, finde ich gut.

Auch kann ich sehr gut nachvollziehen warum es eine Genugtuung ist diese Frau flach gelegt zu haben. Mir ist was ganz Ähnliches passiert. Es gab auch in meiner Jugend solch ein Mädel welches mich verrückt machte. Nach einer Party hab ich sie dann ins Bett bekommen. Danach bin ich auch mit breiter Brust nach Haus. Erst Später wurde mir klar das sie es war die mich verführte. Genau wie in der Geschichte. Denn wer hat denn wen in der Kneipe angemacht? Heute, 20 Jahre später, ist es immer noch das selbe, sehe ich sie macht sie mich verrückt.

Matthes

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