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Alle Kommentare zu 'Pussyfree'

von canublameher

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  • 4 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 6 Jahren
Schonungslos, aber ohne richtigen Schluß

Der vorliegende Text bietet einen schonungslosen Einblick in die Gedanken- und Urteilswelt von Mann und Frau, oder genauer – ob des Alters der Figuren –: Junge und Mädchen, in unserer Gegenwart.

Sowohl der männliche als auch der weibliche Part sind – für LIT-Verhältnisse – vergleichungsweise glaubwürdig in ihren Gedankengängen geschildert, obgleich hier und da gewisse Unstimmigkeiten nicht von der Hand zu weisen sind. Wieso bspw. sollte Pierre, wo heute für jeden mit internetfähigem Gerät der nächstbeste Porno nur wenige Klicks entfernt ist, ernsthaft überzeugt sein, daß seine Freundin nicht über die „Größe von Penissen“ Bescheid wisse? Und wieso sollte Emma ausgerechnet in unserer so heutigen Zeit eine Vorliebe für alte Kung-Fu-Kamellen hegen?

Außerdem könnte, angesichts der, ich sage mal, subtilen Erotik des vorliegenden Texts, durchaus nicht ohne Berechtigung die Frage gestellt werden, ob der Text nicht vielleicht eher in der „Keine Erotik“-Kategorie hätte veröffentlich werden sollen. Nun, ich denke nicht, denn obgleich hier kaum explizite äußere Handlung geboten wird, so bezieht doch so gut wie die gesamte innere Handlung ihren Stoff aus dem Bereich der erotischen Erfahrung von Heranwachsenden, die ihren ersten Sexualpartner suchen. Überhaupt einen Text auf LIT zu veröffentlichen, der auf die obligatorische Kopulationsdarstellung verzichtet, ist, wie ich finde, schon bemerkenswert!

Leider, muß ich sagen, werden diese positiven Ansätze durch die sprachliche Gestaltung nicht angemessen herausgearbeitet, ja, im Gegenteil durch die an Füllwörtern überreiche Sprache unnötig in Mitleidenschaft gezogen. Der FWA beträgt exorbitante 10,57 %. Das ist – natürlich! – völlig inakzeptabel. Auch leistet der Autor sich mehrmalige Verirrungen in den verwendeten Zeitformen („Sie hatten es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht und küssen sich“). Der Schluß des Textes schließlich ist seine vielleicht größte Schwäche, denn obgleich wohl als offenes Ende gedacht kommen die Konflikte, die an dieser Stelle den Figuren offenbar werden könnten, durch das jähe Ende nicht zum Tragen, wodurch der Großteil des dramatischen Potentials des Textes ungenutzt verfällt, und zudem ist die Schlußwendung „Jetzt oder nie, dachte Emma“ nicht pointiert genug, um ein belastbaren Anhaltspunkt für den weiteren Verlauf und die letztliche Auflösung der Situation zwischen den beiden Hauptfiguren zu liefern.

So steht der geneigte Leser am Ende vom Autor alleingelassen und ratlos vor dem Text, der die – womöglich bissige – Pointe – leider! – vermissen läßt. (Apropos Ratlosigkeit: Was einem der englische Titel sagen will, das erhellt, wie ich finde, auch nicht aus dem Text heraus.) Trotzdem: Für LIT-Verhältnisse alles andere als schlecht!

–AJ

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 6 Jahren
∴ { ◊ • 1 ½ STERNE • ◊ }

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canublamehercanublamehervor mehr als 6 JahrenAutor
Danke!

Lieber Auden James,

vielen Dank für diese ausführliche Kritik. Ich werde versuchen die Anmerkungen aufzunehmen, um meine Texte zu verbessern.

Noch eine Frage: Was bedeutet FWA?

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 6 Jahren
@ Autor: FWA

FWA steht für Füllwörteranteil. Ich empfehle die Seite Schreiblabor dot com, um den FWA von Texten unkompliziert zu ermitteln; sodann bietet sich Ihnen Gelegenheit, die Notwendigkeit der verwendeten Füllwörter in Ihrem jeweiligen Text zu überprüfen und ihren Anteil ggf. zu reduzieren. Hierbei gelten die Faustregeln: weniger als 10 % ist Pflicht*; weniger als 5 % ist die Kür.

Viel Erfolg!

–AJ

* Es sei denn, der Text besteht nur aus direkter Rede; da diese in der Regel sich an der mündlichen Ausdrucksweise orientiert, welche überreich an Füll- und Blähwörtern ist, ist hier ein höherer FWA nur natürlich und bedeutet keinen stilistischen Makel.

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