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Rameaus Geburtshaus

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"Nimm doch einen niedrigeren Gang, und im Übrigen sind bei euch in Holstein mindestens solche Berge wie hier am Rand des Saône-Tals."

"Vielleicht hast du recht, aber ich glaub das nicht, und da fahre ich ja nicht rad."

Dann aber sagte Gaston, als wir gerade wieder am ersten Anstieg einer mir schier unüberwindlich scheinenden Steigung waren:

"Dies ist der letzte Berg vor Dijon, Ich würde sagen: Wir nehmen diesen Feldweg in die Plantagen und suchen uns einen Platz zum Sonnen."

"Hättest du Sadist nicht schon zwei Berge vorher sagen können: ,Jetzt haben wir nur noch drei Steigungen`?"

"Hätte ich vielleicht, aber nun sind wir ja hier."

Der Weg in die Obstwiesen war noch steiler, aber ich hatte den Ehrgeiz, auch diese Steigung in einem ganz niedrigen Gang zu schaffen, und ich schaffte sie mit hektischem Strampeln; dabei genoß Gaston wieder den Anblick sich natürlich bewegender Frauenbeine. Nach einem knappen Kilometer stiegen wir endlich ab, schoben die Räder seitwärts durch das hohe Gras und fanden schließlich eine Stelle, wo wir unsere Decke ausbreiten und uns auf ihr ins Gras legen konnten. Während Gaston aus seinem Rucksack die Sachen für ein kleines Pique-nique einschließlich einer kleinen Flasche Wein hervorzauberte, zog ich mich zum Sonnen aus, zu Gastons Verblüffung ganz aus. Als ich schon Hand an meinen Slip legte, sagte er:

"Hier kann doch immer jemand vorbeikommen!"

"Hier kommt bis zur Apfelernte kein Mensch vorbei, höchstens Leute, die sich hier auch verkrümeln wollen."

Damit schmiß ich meinen Slip auf meinen kleinen Kleiderhaufen und legte mich lang. Die Sonne stand nicht mehr sehr hoch, und ein Eincremen war wohl nicht mehr nötig.

Gaston deckte den "Tisch" fürs Pique-nique, bestehend aus Wurstbroten, Kuchen und der kleinen Flasche Wein, und ich sagte zu ihm:

"Du willst doch nicht in deiner Tropen-Uniform bleiben?"

Aber erst einmal blieb er so; er meinte wohl, zu der festlichen Tafel gehöre es sich nicht anders. Die Szene war göttlich und erinnerte mich an ein Bild eines der Impressionisten: Der Maler beim Pique-nique mit seinem dreiviertel nackten Modell.

Nach der anstrengenden Fahrt mundete uns das einfache Mahl herrlich. Nachdem bald alles verputzt und ausgetrunken und wieder im Rucksack verstaut war, sagte ich noch einmal:

"Komm doch, zieh dich auch aus, leg dich zu mir und genieß noch etwas die warme Nachmittagssonne!"

Gaston zog sein Hemd aus, auch sein Unterhemd, das er wie immer anhatte, und als er am Gürtel seiner Shorts nestelte, sagte er:

"Ich hab aber keine Badehose mitgenommen."

"Und was hättest du gemacht, wenn wir in ein Schwimmbad hätten gehen wollen."

"Da kann man sich doch überall Badehosen leihen."

"Aber du brauchst hier vor mir doch wohl keine Badehose mehr -- komm, hier kommt bestimmt niemand vorbei, und wenn schon!"

Schließlich ließ sich Gaston dazu breitschlagen, auch seinen Slip auszuziehen, ängstlich nach allen Seiten sichernd. Als er neben mir lag, mußte er zugeben: Das Gras war so hoch, daß man auf drei Meter herankommen mußte, um uns im Gras liegen zu sehen. Den Aber-Gedanken, daß unsere Räder von weiten sichtbar an einem Baum standen, äußerte ich wohlweislich nicht. Denn ich wollte mehr. Ich wollte mit diesem Mann neben mir schlafen, hier im Gras, unter freiem Himmel, mit ihm schlafen. Bisher hatte er mich nur im unpersönlichen Hotelzimmer erkannt, und bei ihm zu Hause ging es ja wohl nicht, aber dies hier, das war mein Zuhause. Hier wollte ich seine Geliebte werden -- na, schön, das war ich schon -- also: hier wollte ich seine Geliebte sein, und wenn es ein Kind werden sollte, dann sollte es hier gezeugt sein. -- ,Melanie, was redest du da wieder für Stuß mit dir selbst? Es ist doch nur eine kurze Urlaubsaffäre, zugegebenermaßen mit einem besonders sympathischen Zeitgenossen.` -- Natürlich war es nur eine Urlaubsaffäre, die nach längstens drei Tagen zu Ende war, aber hier sollte ihr Höhepunkt sein. Es fällt mir schwer, es auch mir selbst einzugestehen: Kaum jemals in meinem Leben habe ich einen Mann so sehr begehrt wie jetzt diesen ein wenig leichtlebigen Gaston neben mir -- vielleicht noch Rolf, als er für mich schon nicht mehr erreichbar war, ebenso wenig wie Gaston jetzt für mich erreichbar war -- wie sich die Dinge wiederholen, auch der ,tópos` "Wiese".

Während ich noch so dachte, drehte ich mich zur Seite und hauchte:

"Komm!"

Gaston hauchte mit ungläubiger Miene: "Hier?"

"Ja, hier, genau hier", hauchte ich mit schlafzimmermäßigem Augenaufschlag, "warum, erklär ich dir später."

Endlich drehte sich Gaston zu mir und begann mich zu streicheln. In Windeseile stand sein Stehaufmännchen, aber das hielt ihn nicht davon ab, mich im hellen Sonnenlicht mit Augen und Händen überall zu erforschen. An seinem Gesichtsausdruck merkte ich, wie er meinen ziemlich kleinen Kitzler registrierte, aber unterließ jede Bemerkung darüber. Viel Zeit brauchte er für meine Knie. Ja, wie ich so mit gestreckten Beinen dalag, zeigten sie viele feine, von jahrzehntelangem Beugen und Strecken herrührende Rillen und Fältchen. Zählte er die etwa? Waren die so etwas wie Jahresringe? Aber dann ging sein Forschungszentrum wieder zurück, ich ließ mich widerstandslos in eine für ihn bequeme Lage drehen, und Gaston versenkte zart und für mich fast unmerklich seinen Zauberstab in die feuchte Scheide. Diesmal wählte er ein Zeitlupentempo, das mich -- welch Widerspruch -- in kürzester Zeit zum Höhepunkt brachte.

Ich kuschelte mich noch während seiner auch gegen Schluß nur wenig beschleunigten Tätigkeit eng an ihn, ich maximierte die Haut-Berührungsfläche, und wes das Herze voll ist, dem geht der Mund über, und so sagte ich, was man einem Mann, einem Geliebten, eigentlich nicht so klar sagen sollte:

"Ich will dich ja deiner Auguste nicht wegnehmen, aber heute wollte ich dich haben, dich in mir spüren, von dir empfangen --"

"Empfangen?"

"Ich denke, die Pille funktioniert, aber du hinterläßt dein Bestes so genau an der richtigen Stelle, da weiß ich ja nicht -- aber es wird schon gut gehen -- oder schlecht, ich werd wohl wieder kein Kind bekommen."

"Mach keine Witze -- ein Kind von mir irgendwo, das würde Auguste nicht gern sehen und mich wahrscheinlich rausschmeißen -- so was hat sie mal gesagt."

"Aber folgenlos mit fremden Weibern schlafen, das geht?"

"Ja, das erlauben wir uns -- beide -- wir haben ja unsere Freun ..."

"-- ,amants et maîtresses` --"

"-- ja, und wir wissen, daß wir ,amis et amies` haben."

"Wie schön im Französischen, daß man nicht hört, ob es einer oder mehrere sind."

"Bei uns sind es eins Komma null eins."

"Eins Komma null eins?"

"Ja, will sagen, nur ein Freund oder ein Freundin, aber ganz selten ergibt sich noch mal was anderes, wie jetzt mit dir. Ich bin ja so dankbar, daß ich dich im Zug getroffen hab, das sollte ich dir doch sagen, bevor du wieder abreist und ich es vielleicht vergesse."

"Ich dir auch! Aber ich sollte dir nun vielleicht doch etwas sagen --"

"-- daß du eigentlich verheiratet bist -- das hast du doch schon längst gesagt."

"Was meinst du mit ,eigentlich verheiratet`? Ich bìn verheiratet! Aus der Ferne betrachtet auch gar nicht so unglücklich mit meinem Dieter. Nein, was ganz anderes: Ich hab auch einen ,amant` zu Hause."

"Was? Du hast --? Wie schön für dich, das freut mich", sagte Gaston, aber sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes.

"Er heißt ,wie bitte`, das solltest du als Deutschlehrer eigentlich wissen. Du betrügst also nicht nur meinen Dieter, sondern auch meinen Otto, der jetzt sehen muß, wie er das Wochenende ohne mich durchsteht."

"Weiß Dieter davon? Wie lange kennst du Otto schon?"

"Wieder so viele Fragen auf einmal! Ihr Männer wollt immer alles von euren Geliebten wissen, wie oft sie früher mit wem im Bett waren. -- Ich weiß nicht, ob Dieter das weiß, vielleicht ahnt er etwas; wir sprechen nicht darüber. Das mit Otto läuft seit fünf Jahren in schöner Regelmäßigkeit fast jeden Sonntag, bei gutem Wetter auf einer Waldwiese, sonst in einem verschwiegenen Jagdhaus, das einem Freund von Otto gehört, aber von dem nicht benutzt wird oder auch nur bei ähnlichen Gelegenheiten."

"Und Dieter --?"

"Dieter hab ich erzählt, ich bin in einem Wanderclub -- das stimmt, da hab ich Otto auch kennengelernt -- und wandere mit den Clubkameraden jedes Wochenende bei gutem, und wenn es irgend möglich ist, auch bei schlechtem Wetter. Er hat mir nie nachgeforscht."

"Wie alt ist denn dieser Otto?"

"Mittlerweile vierundsechzig --"

"-- wa ... -- wie bitte: vierundsechzig?"

"Ja, vierundsechzig. Als wir uns kennengelernt hatten, war er neunundfünfzig. Ihm kannst du nacheifern: durch fortwährende Übung jung geblieben -- in jeder Hinsicht."

"Wie hat der dich denn rumgekriegt?"

"Bitte nicht diese Töne! Ja, ich hab mich von ihm verführen lassen, ich war damals ziemlich ,down`."

"Und warum das?"

"Das war kurz nachdem ich rausgefunden hab, daß mich Dieter mit Puffbesuchen und sogar mit Freundinnen betrügt. Über diesen Aspekt hatten mich meine Eltern nicht aufgeklärt, und ich dachte immer, meine Ehe sei so perfekt wie ihre."

"Armes Mädchen!"

"Gar nicht so arm in der Rückschau! Otto ist ein wunderbar zarter Liebhaber --"

"-- bin ich das nicht auch?"

"-- bist du auch! Aber Otto ist gar nicht der erste. Meinen ersten Fremdgeh-Liebhaber habe ich selbst eigenhändig verführt -- als Rache an Dieter."

"Erzählst du mir davon?"

"Neugieriger Fratz! Ich kannte ihn vom Sehen bei Konzerten, und einmal, als ich allein im Konzert war, hab ich es so gedreht, daß wir uns in der Pause kennengelernt haben, ich ihn nach dem Konzert nach Hause gebracht habe, ich mich auf noch ein Glas Wein hab einladen lassen, und bald saßen wir auf der Couch, er mit seinen zarten Fingern in meiner Bluse und so weiter -- mit einigen Zwischenschritten. Mit Theo ging das fast ein Jahr, dann hat er geheiratet und ist weggezogen. Wir telephonieren noch manchmal; seine Frau hab ich auch kennengelernt, sie weiß von unserer vorehelichen Affäre."

"Du bist ja gar nicht so unschuldig, wie ich dachte."

"Ich hab nie gesagt, daß ich ein unschuldiges Mädchen wäre. -- Aber nun erzähl du mal, wie bist du in dieses Vielweiber-Lotterleben reingekommen."

"Ganz einfach: vorbelastet von meinen Eltern. Papa ,ging manchmal aus`, und als wir Kinder -- mein älterer Bruder und meine beiden jüngeren Schwestern -- älter wurden, haben wir allmählich häppchenweise herausgefunden, daß Papa sich mit jemand traf, mit einer Frau traf, dieser Frau einen etwa zweistündigen Besuch abstattete, in dieser Zeit vielleicht doch nicht mit dieser Dame nur eine Schachpartie spielte, wie man uns Kindern mal gesagt hatte, als wir noch klein waren. Und Mama hatte ihren Gesanglehrer. Ja: wirklich: Sie sang in Kammerkonzerten und hatte jahrzehntelang zweimal wöchentlich Gesangsunterricht bei einem Sänger der Dijonner Oper. Meistens kam er zu uns, aber manchmal ging Mama auch zu ihm. Daß es im letzteren Falle nicht zu hundert Prozent, sondern vielleicht nur um siebzig Prozent um Musik ging, ahnten wir Kinder, seit wir in das entsprechende Alter gekommen waren. Die Bestätigung bekamen wir viel später bei Mamas achtzigsten Geburtstag. Als wir vier Kinder mit Anhang nach der großen Feier noch mit Mama zusammensaßen, konnte sich die eine von meinen Schwestern nach mehreren Glas Wein nicht mehr zurückhalten und fragte:

,Mama, du hast doch mit Herrn Anglade nicht nur Gesang geübt?`

,Na und, was geht euch junges Gemüse das an? Gönnt eurer Mutter den kleinen Spaß nicht! War ich euch nicht eine gute Mutter und Papa eine gute Frau? Und wie ihr euer Leben führt, will ich gar nicht weiter wissen!`

Wir waren dann recht kleinlaut. Mama grollte dann noch hinterher:

,Il aussi avait ses chéries.`

,Nicht nur sa chérie?`, fragte mein neugieriges Schwesterlein.

,Du hättest ihn rechtzeitig selbst fragen sollen.`

In Augustes Familie soll es ähnlich gewesen sein. Und dann war da noch Augustes Großvater, ein Wunder an Liebeskraft. Er war früh verwitwet -- die Großmutter hat Auguste nicht mehr gekannt --, er war Englischlehrer und wohnte im selben Haus wir Augustes Eltern. Sie einnert sich seit ihrer frühesten Kindheit an Opas Damenbesuche. Als Kind war es schön: die netten Frauen, die den im Garten spielenden Kindern immer mal wieder Süßigkeiten zusteckten. Allmählich wurde es Auguste und ihrer Schwester klar, was in Opas Zimmer ablief. Und noch mit achtzig Jahren hatte er regelmäßig Besuch von einer inzwischen über vierzig Jahre alten ehemaligen Schülerin. Man hörte die beiden seriöse englische Konversation üben, aber manchmal hörte man stundenlang gar nichts aus dem Zimmer, und hinterher war das Bett zerwühlt und Opa am Abendbrottisch besonders aufgekratzt. Auch Auguste hat ihr gutes Englisch bei ihm gelernt, aber ohne solch Intermezzi. -- So, jetzt, glaub ich, sind wir quitt mit erzählen."

"Das glaub ich auch. Jetzt an die Arbeit --"

"Ja, wir sollten allmählich aufbrechen."

"Ich meinte Arbeit hier." Damit umschlang ich ihn mit Armen und Beinen, daß der Arme nicht entwischen konnte. "Ich sollte es dir vielleicht nicht so offen sagen, aber heute will ich dich."

War Gaston nicht mehr auf eine Reprise eingestellt, war es ihm kühl geworden oder dachte er reuevoll an sein Eheweib, ich weiß es nicht, jedenfalls fühlte ich nichts und ertastete "nur" einen zusammengeschrumpelten Zipfel, aber bei ihm als einem gesunden Mann gab sich dieser Zustand bald, und weil es nun wirklich schon spät und etwas kühl war, ließ ich ihn ohne großes Vorspiel eindringen. Gaston begann mit den Millionen Jahre alten instinktiven Bewegungen, ich machte diesmal gegenläufig dieselben Bewegungen, in der Addition wurde es ein heftiger Fick, um nicht zu sagen: ein Nageln. Oft wurde es zu auslandend, und Gaston war draußen; bei der manuellen Hilfe, den Eingang wieder zu finden, merkte ich, wie seine rote Spitze immer dicker und praller wurde, und er kam schließlich bei einer solchen Aktion in meine Hand, nur die vielen Nachspritzer applizierte er an seine Lieblingsstelle tief im Inneren.

Erst als er fertig war, merkte ich, wie mich inzwischen fror. Ich unterließ ,stiff and erect`, gab Gaston ein knappes Küßchen und gab in hurenmäßiger Eile seinen Schwanz frei. Noch groß, schon etwas schlaff und glitschig fiel er zur Seite. Ich schmiß ihm ein Tempotaschentuch zu, tupfte mich selbst ab, so gut es ging, und zog mich an. Ich würde wohl auf der letzten Etappe bis nach Hause Flecken in meinen Slip machen, hoffentlich nicht auch von außen sichtbare in meine Jeans-Shorts. Gaston konnte sich, seiner Anatomie gemäß, natürlich perfekt säubern. Auch er zog sich in Windeseile an, packte die Pique-nique-Sachen zusammen, und wir gingen zu unseren Rädern. Dabei sahen wir nicht weit von unserer Stelle an einem anderen Baum auch zwei Fahrräder stehen und hörten aus der Richtung kichernde Geräusche. Das hohe Gras aber verdeckte das dortige Geschehen vor allen eventuellen Voyeur-Blicken.

Putzmunter nach unseren herrlichen Liebesstunden merkte ich auch selbst kaum den letzten Anstieg. Von der Höhe hatte man einen wunderschönen Blick auf die Stadt, und das allerletzte Stück war nur noch ein sanftes Gefälle bis zum Haus der Durands. Unsere gehobene Stimmung hielt an, wir stellten die Fahrräder an die Hausmauer und gingen ins Haus. Dort empfing Auguste "die zwei Weltreisenden" mit herzhaften Küssen und wollte natürlich "alles" erzählt bekommen. Wir erzählten frisch heraus, abwechselnd und uns oft ins Wort fallend, von unseren Besichtigungen, vom Eis, vom Essen, von den guten und weniger guten Wegen, vom schönen Blick auf Dijon kurz vor unserer Heimkehr, aber nichts vom Pique-nique. Und Auguste fragte auch nicht nach, wo die viele Zeit zwischen unserem Mahl im Zwei-bis-Vier-Sterne-Restaurant und unserer Ankunft zu Hause geblieben war.

Obwohl ich jetzt merkte, daß ich hundemüde war und meine Beine wie Gummi, half ich Auguste in der Küche beim Vorbereiten des Abendessens und hatte Angst davor, auch heute wieder Ermahnungen hören zu müssen. ,Das kommt davon, Melanie, wenn man nicht artig ist und nicht seine Finger von fremden Männern läßt.` Auguste aber war heute gleichbleibend herzlich, machte spitze Bemerkungen nur über unseren zu erwartenden Heißhunger und sagte, aber erst, als alles, meist von mir hereingetragen, auf dem festlich gedeckten Tisch stand:

"Ich weiß auch, Melanie, wie man sich nach einer Fünfzig-Kilometer-Radtour fühlt!"

Meinte sie das etwa wieder doppeldeutig? Wahrscheinlich ja.

Das Abendessen verlief wie an allen anderen Abenden in herzlicher Atmosphäre, heute war mir festlich zumute, und ich spielte als "Konzert" Präludium und Fuge in E-Dur aus dem zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers. Vor über zehn Jahren hatte ich diese Stücke eingehend geübt, die Fuge verträgt ein sehr getragenes Tempo, und so spielte ich ohne Fehler und erntete wieder enthusiastischen Beifall. Als "Zugabe" spielte ich die viel längere Französische Suite in E-dur, die ich ebenfalls einmal intensiv geübt hatte. Hier allerdings wählte ich bei manchen der Sätze, besonders beim letzten, der Gigue, ein mörderisches Tempo, verspielte mich trotzdem nicht allzu oft, und sah zum Schluß die beiden Durands quasi mit offenem Mund dasitzen und dann in Beifall ausbrechen.

Augustes Frage kam für mich etwas unerwartet:

"Spielst du auch manchmal für deine Mutter?"

"Ja", antwortete ich wahrheitsgemäß, "manchmal -- gar nicht so selten -- und genau diese Stücke, von ihr und meinem Vater habe ich ja die Liebe zur alten und ganz alten Musik."

",Tu es une très, très bonne fille. Je suis heureuse d'avoir fait ta connaissance!`"

Mir kamen dir Tränen, wir lagen uns in den Armen, und ich stammelte:

",Tu es si gentille avec moi. Je ne mérite pas ta amitié.`"

",Tu en mérites.`"

Als wir uns wieder gefangen hatten, fragte Gaston:

"Machen wir nun morgen den Ausflug nach Langres?"

"Ja, sicher, so hatten wir doch gesagt, und das Wetter soll doch noch schöner werden."

"Sehr schön. Treffen wir uns dann hier um zehn zum Frühstück?"

Alle waren einverstanden. Ich bat darauf:

"Ich bin hundemüde. Bestellt mir doch bitte ein Taxi."

"Gaston bringt dich doch natürlich zum Hotel."

"Das ist aber doch wirklich nicht nötig!"

"Aber es gehört sich so!"

Na ja, ob sich das "so" gehörte?

Es kam ein Taxi, in wenigen Minuten waren wir beim Hotel -- und richtig, wie ich es gefürchtet oder doch gehofft hatte, waren Gastons Kräfte wieder erwacht, und er begleitete mich auf mein Zimmer. Ich war zu müde mich auszuziehen, das besorgte Gaston mit Hingabe, und als wir beide nackt waren, streichelte er mich in einen seligen Halbschlaf. Halb träumend, halb wachend genoß ich, wie er seine und meine Lust stillte und wie er mir einen Abschiedkuß gab. Ich wachte im frühen Morgengrauen kurz auf, räkelte mich auf die andere Seite und schlief weiter bis halb zehn. Ich machte mich in Windeseile fertig, zog züchtig den Jeansrock an, oben wieder T-Shirt mit BH, und raste zu den Durands.

Auguste und Gaston hatten auch verschlafen, und so hatte ich reichlich Gelegenheit, beim Decken des Frühstückstisches auf der Terrasse mitzuwirken. Gaston war schon reisefertig, wieder in einem Khakidress, aber Auguste brillierte noch in ihrem Négligé.

Wir frühstückten in aller Ruhe, und als wir fast fertig waren, kam ein eleganter Herr, etwas älter als ich, öffnete die Gartenpforte und kam zu uns auf die Terrasse. Er gab Gaston die Hand und Auguste ein Küßchen, und ich verständigte mich mit Gaston nonverbal mit einer minimalen Kopfbewegung meinerseits zu diesem Herrn und einem minimalen Kopfnicken Gastons; ja, das war er! Dann wurde er mir aber schon nach aller Etikette vorgestellt: "Herr Serge Péronnier, unser Elektroinstallateur, ,Madame Mélanie Knaack, professeur, Gaston l'a rencontrée dans le train.`"

Serge setzte sich an den Tisch und aß die letzten Reste auf, er verstand wohl fast alles, was wir deutsch sprachen, konnte aber selbst fast gar nicht deutsch sprechen, und so radebrach ich mit ihm auf Englisch. Auch so gelang es uns, uns darauf zu einigen, uns beim Vornamen zu nennen und im Französischen auch zu duzen.

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