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Undercover Teil 03

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„Zu diesem Zeitpunkt und in dieser kleinen Gruppe können wir Klartext reden. Es ist der Zeitpunkt der Paarbildung für das exotische Erlebnis. Die außergewöhnliche Erfahrung wird im anonymen Sex ohne Kondom oder andere Verhütungsmittel bestehen bei den anwesenden Frauen, die nach medizinischer Untersuchung in ihrer fruchtbaren Phase sind. Sicherlich werden Sie mit mir übereinstimmen, dass dieses Element die Spannung beim Sex wesentlich erhöht. Jede der Frauen und jeder der Männer kann zum jetzigen Zeitpunkt zurücktreten und ein weniger exotisches Erlebnis anstreben. Jede der erfolgreich teilnehmenden Frauen erhält eine Prämie von 1001 Deutschen Mark wie in 1001 Nacht nach dem heutigen Abend ausbezahlt -- egal ob es eine Freiwillige oder Professionelle ist."

Der andere ‚Ritter' ergriff die Hand der kleinen zierlichen Frau, die für einen kleinen Moment zögerte und ihm dann die Hand überließ. Jakob war immer noch so überrascht und perplex, dass er nicht sicher war, ob er alles wirklich gehört hatte. Die andere schlanke, mittelgroße Frau schüttelte nur heftig den Kopf und ging aus dem Raum. Jakob begriff, dass die Ankündigung auch für die anwesenden Frauen eine Überraschung gewesen sein musste. Das noch anwesende weibliche Wesen mit stattlicherer Figur stand auch noch so unschlüssig wie er selber da. Dann streckte sie ihre Hand in seine Richtung aus...

4.Rita

Rita hatte seit dem ersten Gespräch mit Helmut Haller keinerlei Kontakt mehr mit Doktor Hense gehabt. Das war schade, denn sie hätte tatsächlich eine Diskussion mit ihm geschätzt. Diese Erpressung durch den korpulenten Typen verlief so ganz anders, als sie sich das vorgestellt hatte nach dem Gespräch mit dem Mann vom BND. Die Einbeziehung ihres privaten Umfeldes durch die Erpressung gefiel ihr gar nicht. Die Bilder waren einfach zu glaubwürdig mit der eklatanten Ähnlichkeit -- das verunsicherte sie. Andererseits hatte sie auch der Geheimdienstler gewarnt, dass es längere Zeiträume ohne einen Kontakt geben könnte.

Die gynäkologische Untersuchung war auch etwas, was ihr nicht so lieb war. Natürlich wusste sie durch den Polizeidienst, dass registrierte Prostituierte regelmäßig medizinisch untersucht wurden. Nun, da sie selber unter dieses Regime fiel, glaubte sie noch viel weniger daran, dass die Erpressung mit dem nächsten Wochenende schon vorbei wäre. Das war es auch, was ihren dringenden Bedarf für ein Gespräch mit dem BND noch mehr motivierte. Sie hatte keine Lust darauf, tatsächlich als registrierte Prostituierte aktenkundig zu werden.

Der untersuchende Arzt konnte ihr in dieser Hinsicht keine klare Auskunft geben und er war auch etwas verwirrt, weil sie ihm doch als Professionelle signalisiert worden war. Er erklärte nur, dass das ‚Rote Rössl' als sein Auftraggeber ein bekanntes und renommiertes Etablissement war, das bei den Behörden wohlbekannt und dort mit einem guten Ruf versehen war. Die Untersuchung wäre ohne Befund. Sie müsste seinen Bericht abzeichnen, zwecks Bestätigung, dass sie es war, die untersucht wurde und ihn der ‚Madame' vom Etablissement bei der Befragung überreichen.

Ob die Leitung des Hauses die Untersuchungsberichte weiterleitete, war ihm nicht bekannt. Diese Konstruktion fand sie als Polizeibeamtin ungewöhnlich, durfte das aber natürlich nicht äußern. Außerdem hatte sie nie bei der Sitte gearbeitet und war sich daher nicht sicher, ob ihr Urteil fundiert war.

Nach der Untersuchung war ihr erster Gang der zu einer Drogerie, wo sie sich Präservative beschaffte. Sie war zwar katholisch, aber nicht so katholisch, dass sie das Verhütungsverbot auch in dieser Situation beachtet hätte. So renommiert das ‚Rote Rössl' auch war, in dieser Hinsicht wollte sie sich lieber auf sich selber verlassen. Am späten Samstagmorgen sollte sie sich in dem Etablissement einfinden. Die tonangebende Dame des Freudenhauses war eine schlanke, ältere Dame in einem eleganten Kostüm, die sich ‚Baroness Sacher' nannte. Sie nahm den Bericht des Arztes entgegen und monierte als Erstes die mangelnde Übereinstimmung zwischen den Namen auf dem Bericht, dem Begleitbrief vom Arzt und den Unterlagen, die sie von Helmut Haller erhalten hatte:

„So geht das nicht, Rita. Was ist denn nun dein Nachname? Süss mit Doppel-S oder Süß mit ‚ß'? Wir haben hier eine Pflicht gegenüber den Behörden, Schatzi!"

Als sie klarstellte, dass es ‚Süss' war, musste sie es an allen abweichenden Stellen korrigieren und die Korrekturen abzeichnen. Die Bayern schimpften immer über die ‚Sau-Preißn' mit ihrer überkorrekten Bürokratie, aber dieses bayerische Freudenhaus stand denen in Punkto Papierkrieg in nichts nach!

„Rita, wir brauchen noch einen Decknamen für Dich. Wir können Dich schlecht als Rita Süss vorstellen."

Spontan kam ihr der Deckname ‚Mohn' vom Test auf die Lippen.

„Gut, Rita, dann wird es Moni Mohn sein. Die jungen Kerle werden auf Dich als mütterlichen Typ stehen! Du bekommst für diesen Abend 500 DM von mir als Pauschale. Alle Extras kannst Du behalten."

Sie war baff. Sie hatte sich noch nie in dieser Weise gesehen. Aber sie konnte nicht widersprechen, da Baroness Sacher es eilig hatte. Sie wollte Ritas Handtasche abnehmen und steckte etwas hinein. Sie murmelte etwas von nicht erlaubten, privaten Handtaschen. Rita bestand auf einer Handtasche, wegen der Utensilien. Grummelnd ließ die Baroness ihr eine geben. Sie nahm Rita in den Saal mit. Dort wendete sie sich an die rund zwanzig Frauen in dem Saal:

„Die meisten von euch kennen bereits diese regelmäßig stattfindenden und für euch profitablen Wochenenden. Für diejenigen unter euch, die es noch nicht kennen, darf ich wiederholen, dass wir auch dieses Mal wieder eine Reihe von bürgerlichen Damen in unserer Gesellschaft haben werden, die der Kitzel sich für Sex bezahlen zu lassen, neu oder erneut zu diesem Ereignis bringt.

Genau dieser Aspekt ist für die besuchenden Herren eine besondere Motivation unser Haus an diesem Wochenende zu besuchen. Deshalb möchte ich noch einmal unterstreichen, dass Anonymität extrem wichtig ist. Genau deshalb haben wir auch mit Dirndl und Kopftuch sowie einer goldenen Halbmaske eine Art Uniform, die euren Kopf sicher verdeckt und mit der Einheitlichkeit der Verkleidung eindeutige Rückschlüsse auf die Trägerin der Kleidung verhindert. Natürlich soll die Verkleidung reizvoll sein, daher ist sie ziemlich gewagt und gibt mitunter den Blick auf die Unterwäsche frei. Aber im Sinne der Anonymität ist auch die Unterwäsche gewissermaßen normiert. Wir haben sechs Farben und drei Stilrichtungen sowie ebenfalls drei Stoffe zur Auswahl. Die Farben gehen von rein weiß über Elfenbein, Hellrosa, Kirschrot und Bordeauxrot bis nach schwarz. Die Stilrichtungen umfassen ein schlichtes Set von spitzenverzierten Büstenhalter und Schlüpfer über ein verspieltes Set aus String, Büstenhebe und Tanzgürtel bis hin zu einem Korsett mit Strapsen. Die Stoffe gehen von farbenfroher Nylonwäsche über dezente Satinware hin zu Kombinationen aus Samt und Seide. Das mit den Stoffen und Farben gilt auch für die Kopftücher und teilweise für die Lippenstifte. Ich bestimme -- und nur ich allein -- wer was trägt. Wir wollen weder Duplikate schaffen, noch wieder erkennbare Kombinationen gestatten, die von den ‚Damen' bereits schon einmal getragen worden sind. Private Handtaschen sind aus dem Grund auch nicht erlaubt.

Es gibt noch einen weiteren Erkennungsfaktor -- und das ist die eigene Stimme. Auch hierfür haben wir eine Lösung gefunden. Ihr erhaltet eine Injektion, die eure Stimme extrem nasal klingen lässt -- so stark, dass sie unkenntlich wird."

Die Organisation dieses Hauses war schon mal auf jeden Fall bemerkenswert. Anscheinend wurde nichts dem Zufall überlassen. Die wiederholten Hinweise auf Anonymität ließ sie vermuten, dass einige der bezahlenden Herren einen sehr hohen Wert darauflegten.

Rita bekam aufgrund ihrer stattlichen Figur ein rotes Korsett aus Samt und Seide verpasst, sowie ein rotes Kopftuch und ein weiß-rotes Dirndl. Es war sehr gewöhnungsbedürftig, nur mit einem sehr kurzen Dirndl bekleidet, das den Saum ihrer Strümpfe und die breiten Strumpfhalter nicht wirklich verhüllte, über die Treppe in den Ballsaal zu gehen. Es musste ausgesprochen nuttig aussehen und genauso fühlte sie sich auch.

Das Tanzen war dementsprechend mit einem bizarren Gefühl verbunden. Es gab nur zwei Männer, die mit ihr tanzten, beide ein kleines Stück größer als sie selber. Daneben gab es nur noch zwei oder drei Männer, die annähernd so groß waren wie sie selber auf ihren hochhackigen Schuhen.

Nach der Pause wurde sie zusammen mit vier anderen Frauen diskret in einen kleinen Raum gebeten. Alle trugen das rote Kopftuch, das war schon auffällig. Nach den Worten des Zeremonienmeisters war das offensichtlich ein Kennzeichen für diejenigen, die ein ‚exotisches Erlebnis' im Sinne seiner Worte suchten. Sie fragte sich, wann sie sich jemals in diesem Sinne im Roten Rössl geäußert haben mochte. Sie konnte sich nicht daran erinnern. Hatte dieser schmierige Haller da seine Finger im Spiel gehabt?

Als sie mit den beiden anderen Frauen nach dem langen und gewundenen Gang im kleinen Raum landete, wo der Lakai mit der venezianischen Maske Klartext mit einer nasalen Stimme redete, da verdichtete sich ihre Vermutung über das Haus. ‚Sehr frivoler Maskenball' war da noch eine ziemliche Untertreibung! Welche Prostituierte wäre so unprofessionell und würde an ihren fruchtbaren Tagen ohne Gummi bzw. ohne jedwede andere Verhütung arbeiten? Die medizinische Untersuchung bekam auf einmal einen anderen Klang für sie und auch die Fragen des Arztes erschienen ihr auf einmal in einem anderen Licht. Das reichlich hohe Honorar sprach da auch dafür.

Sie konnte die Frau nur zu gut verstehen, die heftig mit dem Kopf schüttelte und den Raum verließ. Sie konnte auch eine der sogenannten bürgerlichen Damen sein, die in ihrem normalen Leben eine brave Ehefrau war. Rita war nun keine brave Ehefrau, aber auch sie scheute natürlich das Schwangerschaftsrisiko. In einer Hinsicht verstand sie zwar die zierliche Frau, die dem Kitzel des Risikos nachgegeben hatte, aber war der Kitzel dieses Risiko wert?

Nach all diesen Überlegungen stellte sie auf einmal fest, dass sie sich nur noch mit dem einzig verbliebenen Mann und dem Lakaien im Vorraum befand. Sie konnte nicht mehr lange überlegen, sondern musste schnell eine Entscheidung treffen. Sie taxierte schnell den Mann. Sein Körperbau ließ es möglich erscheinen, dass es Jakob sein könnte. Genauso gut könnte er es aber auch nicht sein, da die Körpergröße nur schwer einzuschätzen war mit diesem blöden Ritterhelm. Hatte der schmierige Gangster sie doch auf einen anderen Beamten als Jakob ansetzen wollen? Sie wollte es doch lieber der ‚braven Ehefrau' nachmachen. Sie wollte sich schon abwenden, da nahm auf einmal der Lakai seine Maske ab und blickte sie bedeutungsvoll an. Die Botschaft war nur zu klar -- sie sollte/musste bleiben! Es war Schwangerschaftsrisiko gegen die Kombination aus Erpressungsrisiko und dem Verweigern ihres Auftrages vom BND.

So hatte sie wohl keine Wahl. Sie streckte ihre Hand zu dem Mann mit dem Ritterhelm aus. Nach einem Moment des Zögerns ergriff er sie und schien sie zum ersten Mal voll anzusehen. Er musterte sie von oben bis unten, so schien es jedenfalls. Ihr Herz pochte. Der Lakai öffnete die zweite Tür und gab jedem von ihnen beiden ein kleines Kärtchen mit einer Notiz darauf. Auf dem Kärtchen stand folgender Text:

‚Das rote Rössl bringt noch einmal ausdrücklich in Erinnerung, dass jedwede Demaskierung nicht erlaubt ist, genauso wenig wie das Sprechen darüber. Im Interesse der Anonymität überwacht der streng an die Vertraulichkeit gebundene Lakai dieses durch den Türspion. Es sei denn, dass beide Parteien einvernehmlich durch die Rückgabe dieses Kärtchens mit ihrer Signatur sich mit der Aufgabe der Anonymität einverstanden erklären. Dann wird es keine Überwachung geben und die Parteien sind frei sich so zu verhalten, wie sie wollen.'

Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Wenn es Jakob war, dann würde sie von einer Aufgabe der Anonymität nur profitieren. Wenn er es nicht war, dann würde sie vielleicht noch mehr davon profitieren, denn der Mann würde dann ohne Maske sicherlich sehr viel vorsichtiger agieren. Sie blickte den maskierten Mann an und reichte ihre Karte in Richtung auf den angeblichen Lakaien. Der Mann zögerte sichtlich, aber dann schüttelte er seinen Kopf und behielt seine Karte bei sich und reichte sie nicht Helmut Haller.

Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Hatte sie sich nun verkalkuliert? Konnte sie sich noch im letzten Moment dafür entscheiden, doch lieber aus dem Raum zu gehen wie die ‚brave Ehefrau'? Aber Helmut Haller hatte inzwischen wieder seine Maske aufgesetzt und machte keine Anstalten, das mit der Karte zu kommentieren, sondern öffnete nur die Tür. Haller würde eine Flucht nicht akzeptieren.

5.Jakob

Jakob hatte bis zu dem Moment, wo sie ihm ihre Hand entgegenstreckte, sich nicht entscheiden können. Als ihm aber durch ihre Geste die Entscheidung praktisch abgenommen worden war, da fühlt er eine ungemeine Erleichterung darüber. Falls es ein Test durch diesen Herrn Haller war, dann würde er damit diesen Kontaktversuch aufnehmen. Falls es kein Kontakt durch die Mafia war, dann hat er damit zumindest für einen Fall einmal seine Schüchternheit überwunden und war ins kalte Wasser gesprungen.

Damit erlaubt er sich auch, sie sich richtig von oben bis unten anzuschauen. Das untermauerte noch die Entscheidung. Ihre volle und stattliche Figur machte ihn an. Sie trug unter der halb transparenten Dirndlbluse ein bordeauxrotes Korsett, dessen Dekolleté ihre üppigen Brüste gewollt zur Schau stellte. Ihre vollen Schenkel wurden bei der Kürze des Kleides durch die roten Strapse und die schwarzen Nahtstrümpfe effektvoll in Szene gesetzt. Sie war kein Hungerhaken, sondern eher eine Art Walküre oder eine Rubensfrau.

Plötzlich realisierte er auch den vollen Kitzel dieses sogenannten exotischen Erlebnisses. Dieses Vollweib anonym zu schwängern oder zumindest an dieses Risiko glauben zu können, war schon etwas. Besonders für einen so Schüchternen wie ihn selber, der noch nie in seinem Leben in die Reichweite dieses Risikos gekommen war. In dieser Hinsicht kam ihm auch sofort eine Panikattacke, als er sah, wie sie nach einem kurzen Zögern die erhaltene Notizkarte zurückgeben wollte und auch ihn damit zwingen wollte, seine Anonymität aufzugeben. Nein, lieber würde er ganz verzichten. Einer Frau ins Auge zu blicken und ihr damit gestehen zu müssen, dass es ihn anmachte, wenn sie ein Schwangerschaftsrisiko einging, das würde er nicht schaffen.

Er hatte sich nur von diesem Herrn Haller dazu überreden lassen, weil dieser so überzeugend von der Anonymität geredet hatte. Alleine schon beim Tanzen hätte er es nie gewagt, eine der ‚Damen' aufzufordern, wenn dies ohne Maske geschehen wäre. Deswegen er war auch nie in einen Puff gegangen. Die Vorstellung einer der Huren ins Gesicht zu blicken, hatte ihm regelmäßig einen Heidenschrecken eingejagt. Ihm rutschte bei dieser Geste von ihr das Herz in die Hose! Er hörte einen Seufzer von ihr, als sie ihre Karte wieder zurückzog.

6.Rita

In diesem Moment verfluchte sie den BND und diesen Helmut Haller. Sie hatte sich in eine Sackgasse manövriert. Wer hätte allerdings auch ahnen sollen, dass sie hier in so einem Moment landete? Polizeiliche Aktionen wurden immer mit einer Möglichkeit zur Rücksprache durchgeführt, bis auf die armen Schweine von Bullen, die als verdeckte Ermittler in kriminellen Milieus arbeiteten, wo jeder Verdacht ein V-Mann zu sein, tödlich enden konnte. Sie hatte noch nie von Polizistinnen gehört, die in solchen Aktionen eingesetzt wurden. War sie jetzt die erste?

Sie atmete tief durch und wandte sich schicksalsergeben der durch den Gangster geöffneten Tür zu. Sie erkannte ihr eigenes Hotelzimmer -- was sollte das? Ihre Gedanken rasten. Wie konnte sie geschickt aus dieser Situation herauskommen? Haller würde nicht zögern, die Fotos zu schicken, wenn sie rebellierte -- das erschien ihr als sicher. Die Mafia lebte auch vom Terror der ausgeführten Drohungen. Wer immer sich auch hinter dem Ritterhelm verbarg, sie musste es ihm erlauben sie zu nehmen, obwohl sie viel lieber davonrennen würde.

„Du bist eine wirklich attraktive Frau. So viel kann ich jetzt schon sagen."

Die dumpf klingende Stimme war einfach nicht zu erkennen. So klangen nur Kellergeister. Immerhin war er keiner dieser unangenehmen Typen, die sofort mit unflätigen Ausdrücken um sich warfen, sobald sie sich in der Oberhand wähnten. Was sollte sie darauf sagen?

„Also, ich möchte betonen, dass ich nicht - also ich bin keine professionelle ... vom horizontalen Gewerbe. Es sind nur die Umstände."

Daraufhin war er still. Das schien ihm ihn abzuschrecken. Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Helmut Haller als Lakai hielt immer noch mit seiner linken Hand die Tür auf und in diesem Moment intervenierte er mit nasaler Stimme:

„Ein guter Rat, mein Herr, glauben Sie ihr nicht -- sie versucht nur den Preis zu treiben. Sie hat als Moni Mohn einen Vertrag mit dem ‚Roten Rössl' und wird für diesen Abend von der Madame, Baroness Sacher, mit einer Pauschale bezahlt. Die Hure hat die Pflicht, es anonym und ohne Zuschlag zu tun... Nicht wahr, Moni Mohn?"

Er hielt sie plötzlich mit einem stahlharten Griff an ihrem Handgelenk fest und zischte dann leise in ihre Ohren:„Denk an Deine Eltern und den Vertrag samt Pauschale in Deiner Handtasche!"

Warum war ihr das mit der Pauschale nicht aufgefallen? Wahrscheinlich weil sie so geschockt gewesen war wegen der Bemerkung über ‚junge Kerle und mütterlicher Typ'. Sie konnte und durfte die doppelte Drohung nicht ignorieren, die er noch einmal in diplomatischerer Form laut wiederholte:

„Ich habe recht. Aber die Umstände heute sind auch selbst für eine wie sie... ungewöhnlich, mein Herr. Dafür gibt es auch die besondere Prämie!"

Der Mann mit dem Ritterhelm stand wie angefroren an seinem Platz. Seine Hände sahen jung aus und seine Haltung erschien als sehr unsicher. Sie sah noch einmal auf seine Hände, weil es sie an etwas erinnerte. War es möglich, dass diese Hände denen von Jakob ähnelten? Wenn es so war, dann musste sie ein Risiko eingehen, um seine pathologische Schüchternheit zu überwinden, denn es war schon ein Wunder, dass er überhaupt in einem Bordell war.

„Der Lakai kann mich für die Extra-Prämie von 1001 DM sogar ans Bett fesseln und knebeln..."

Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen und fesselte sie mit den Kordeln von dem Himmelbett, als sie sich willig auf das Bett legte. Ihre ausgestreckten Arme wurden an den beiden Pfosten des Bettes befestigt. Dann schnappte er sich ihr Kopftuch und ballte ihn zu einem Knebel, den er mit der vorletzten Kordel in ihrem Mund sicherte. Sie ließ es mit sich geschehen.

Als Helmut Haller den Raum verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, da wurde sie sich gewissermaßen der Endgültigkeit dieser Entscheidung bewusst. Sie hatte sich den Auftrag viel leichter vorgestellt -- und vor allen Dingen nicht so stark mit einem persönlichen Risiko verbunden. In gewisser Hinsicht beneidete sie inzwischen sogar Cora und Jan, deren Auftrag zwar mit Lebensgefahr verbunden war, aber sicherlich nicht mit dem Absteigen auf das Niveau einer hilflosen Prostituierten, wie es ihr gerade geschah. Sie konnte nichts mehr tun, um sich dieser Situation zu entziehen, aber auch nichts, um den Gang der Dinge zu beschleunigen. Es war die Ohnmacht in Reinkultur.

7.Jakob

Jakob hatte sofort kalte Füße bekommen, als die stattliche Frau behauptete, nicht vom ältesten Gewerbe der Welt zu sein. Prompt kam in ihm die Vorstellung hoch, dass er sie im Alltag in Bad Reichenhall treffen könnte. Das war schon genug, um ihn in Bedenken zu stürzen.

Dann war er verwirrt, als sich der Lakai und die Frau darüber in einen Disput verwickelten. Er horchte auf, als die sogenannte ‚Moni' zugeben musste, von der Baroness eine Pauschale für diesen Abend erhalten zu haben. Sie war so doch eine Professionelle. Aber sie schien Bedenken zu haben, selbst als der Lakai sie noch einmal auf die Prämien hinwies.