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Die geile Lust-Sekte Teil 15

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Beim letzten Satz, hatte sie sich über ihre roten geschminkten Lippen geleckt, was Pascal ein bisschen nervös machte. Ihn interessierte umso mehr, ob sie es ernst gemeint hatte, dass sie dermaßen viel arbeitete. Dass ihre Eltern wie Pascals einem Gewerbe mehr oder weniger zum Schein nachgingen, hatte er noch erwartet. Die Überraschung in Pascals Stimme war nicht zu überhören, als er weitersprach: „Wirklich? Du arbeitest so viel? Meinst du das ernst? Ich dachte, weil deine Familie ohne Zweifel viel Geld und äh... Einfluss hat, da ähm...." „...da dachtest du, ich hätte nur meinen Spaß und ließe mich von meinen Eltern aushalten. Du hältst mich doch nicht etwa für ein verzogenes und verwöhntes Gör?", beendete Katharina für Pascal seinen angefangenen Satz und schickte direkt eine spitz formulierte Frage hinterher. Dabei legte sie dem flüchtigen Anschein nach so viel Ironie in ihre Stimme, wie sie es vermochte, um Pascal zu zeigen, dass sie diese Frage nicht ernst meinte.

Trotzdem war es Pascal ein Bedürfnis seine Überraschung über Katharinas Berufsleben zum Ausdruck zu bringen: „Natürlich halte ich dich für nichts dergleichen. Ansonsten würdest du dich bestimmt nicht mit einem Typ wie mir in diesen Klamotten an einem Tisch zusammen sehen lassen, nicht wahr?" Katharina nickte und bestätigte zögernd mit einem Blick, als müsste sie darüber nachdenken: „Hm, da ist was dran, glaube ich." Aus ihrem Gesicht schien ein Lächeln, das Pascal zeigte, dass sie sich trotz der schwierigen Suche nach geeigneten Gesprächsthemen gut in seiner Gegenwart amüsierte. Mit seiner Rechtfertigung fortfahrend sagte Pascal: „Ich dachte, weil du dir bestimmt selbst ohne großartige Arbeit teure Klamotten leisten könntest und ein teures Auto nutzen kannst, dass du dir schlicht mehr Spaß im Leben gönnen würdest. Ich habe zum Beispiel derzeit viel Spaß und dabei habe ich nur einen alten Ford Focus, den ich von meinen Gesparten nur...." Erneut unterbrach ihn Katharina: „...den du nur zur Hälfte bezahlt hast. Die andere Hälfte kam von deiner Großmutter und den Führerschein haben dir deine Eltern bezahlt, stimmt's?"

Das stimmte genauestens, was Pascal zu der Gewissheit führte, dass Katharina das unmöglich geraten haben konnte und in Wahrheit in Erfahrung gebracht hatte. Was hatte sie wohl noch alles über ihn recherchiert? Pascals Miene wurde deutlich härter, als er sie fragte: „Warum tust du das?" Etwas irritiert, aber unvermindert lächelnd reagierte Katharina mit einer aus ihrer Sicht logischen Gegenfrage: „Was meinst du?" In Pascal stieg langsam Verärgerung hoch, die sich schnell zu Wut über Katharinas Vorgehen steigerte. Er wurde deswegen deutlich lauter: „Warum verabredest du dich mit jemandem, über den du eh schon alles weisst? Findest du es gut, dein Gegenüber vorher bis ins Kleinste auszuspionieren und zu durchleuchten? Macht es dir irgendwie Freude, mit den Gefühlen Anderer zu spielen und sie zu verarschen? Ist es das, ja? Das ist doch alles von vorne bis hinten vollkommen verrückt!" Schlagartig verschwand das Lächeln aus Katharinas Gesicht und sie sagte mit merkwürdig brüchiger Stimme: „Nimm das sofort zurück!"

Die Leute am Nebentisch schauten bereits zu ihnen herüber, weil Pascals Stimme deutlich lauter als die gesellschaftsfähige Tischlautstärke geworden war. Doch Pascal kam jetzt erst richtig in Fahrt, weil ihn sogar Katharinas Reaktion fast ein bisschen belustigte. Kurz auflachend sagte er: „Zurücknehmen? Was denn? Wie würdest du es finden, wenn das jemand mit dir machen würde?" Katharinas Stimme wurde deutlich leiser, aber der Ton war so scharf und eisig, dass es jemandem Unbeteiligten kalt über den Rücken gelaufen wäre. Katharinas Augen schienen Pascal stechend zu fixieren, als sie abermals eindringlich in seine Richtung sagte: „Nimm es zurück, sage ich dir!"

Auch die schärfere Wiederholung bremste Pascal kein bisschen und er legte sogar noch nach: „Ich meine Leute, die es ausschließlich gut und ehrlich mit dir meinen. Die selber ein großes Risiko eingehen, nur um den Anderen besser kennenzulernen. Die sich wünschten, jemanden kennengelernt zu haben, der nicht so oberflächlich ist wie Andere und der sie zusätzlich bis in die privatesten Dinge durchleuchtet! Das ist echt arm! Und sie außerdem noch entführen lassen, als wäre es das Normalste der Welt. Und dann damit zu kommen, dass man doch spontan sein müsse, wobei du selber alles vorher bis ins Detail geplant und durchleuchtet hast. Das hat nichts mehr von der Suche nach jemandem, dem man sich anvertrauen kann. Wenn man jemandem wirklich nahe kommen und ihn richtig kennenlernen will, muss man halt etwas wagen und sich angreifbar machen. Das, was du mit Anderen wie heute mit mir machst, ist echt krank! Wenn das nicht verrückt ist, weiss ich es auch nicht...!" Hier brach Pascal über sich selbst erschrocken ab. Er hatte sich feste vorgenommen, mit der Entführungsgeschichte nicht mehr anzufangen. Jetzt hatte er es sogar in aller Öffentlichkeit getan. Und das war noch nicht das Schlimmste - sondern Katharina, die mit aschfahlem und ausdruckslosem Gesicht ihm gegenüber saß. Ihre Augen flackerten, so dass Pascal einen Moment befürchtete, sie würde gleich zusammenbrechen und vom Stuhl fallen.

Augenscheinlich hatte er Katharina mehr getroffen und mit seinen Worten so tief verletzt, dass ihre bislang souveräne Fassade ernste Risse bekam. Das gefiel Pascal überhaupt nicht, denn das hatte er auf keinen Fall gewollt. Er beeilte sich, seine ausgesprochenen Worte zurückzunehmen oder zumindest abzumildern und sagte: „Warte, das... ähm. Ich hab das nicht so... also, ich wollte damit nicht sagen, dass.... " Doch es war zu spät: Ruckartig stand Katharina auf, holte ihr Portemonnaie aus ihrer Tasche, kramte daraus Geld hervor, warf zwei in Summe mehr als ausreichende Fünfzig-Euro-Scheine auf den Tisch und stürmte, ohne Pascal anzusehen, in Richtung Ausgang des Restaurants, wobei ihr fast alle Blicke folgten.

Auch Pascal sprang auf und lief ihr nach. Bei seiner Verfolgung hatte er Mühe, mit ihren schnellen Schritten mitzuhalten. Er erreichte sie erst, als sie auf dem Parkplatz am Auto angekommen war und im Begriff war einzusteigen. Pascal begab sich zur Beifahrerseite und schwang sich auf den Beifahrersitz. Er sagte entschuldigend: „Warte doch. Lass mich bitte erklären. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich meine es ernst. Das vorhin ist mir nur so rausgerutscht, weil ich mich irgendwie in Rage geredet habe. Du musst mir glauben!" Katharinas Miene blieb unverändert, während sie den Motor anließ sowie bereits den Rückwärtsgang zum Ausparken einlegte und sagte: „Interessiert mich nicht mehr! Ich fahre jetzt, steig aus!" So leicht wollte sich Pascal aber nicht abwimmeln lassen. Er legte demonstrativ den Sicherheitsgurt an, ehe er trotzig feststellte: „Nicht, bevor du mir zugehört und mir die Gelegenheit gegeben hast, mich zu entschuldigen!" Katharina schaute ihn mit durchdringenden Augen kurz an und sagte mit unglaublich kalt klingender Stimme: „Auch gut!" Dann gab sie Gas, fuhr rückwärts aus der Parklücke, schaltete in den Vorwärtsgang, überquerte den Parkplatz und fuhr mit kurz aufheulend quietschenden Reifen auf die Straße.

War für Pascal die Hinfahrt in dem teuren Auto per se angenehm gewesen, so war die Rückfahrt umso entsetzlicher für ihn. Es war nicht bloß der Umstand, der ihn peinigte, dass er angestrengt nachzudenken hatte, was er jetzt bloß sagen sollte. Zusätzlich ängstigte ihn Katharinas extrem zügiger Fahrstil mit dem hochmotorisierten Auto, der Pascal sich aus Angst mehrfach in den Sitz pressen ließ. Der Schmerz, den er in Katharinas Augen gesehen hatte, und der zu allem Überfluss von seinen eigenen Worten herrührte, machte ihn tief betroffen. Ein latentes Gefühl überkam ihn, das in ihm den unheimlich starken Drang auslöste, sie schlicht zu umarmen und an sich zu drücken. Auf diese Art, bildete sich Pascal ein, würde sie seine eigenen Schuldgefühle spüren können, damit sie verstand, dass es ihm unendlich leid tat, was er unbedachterweise zu ihr gesagt hatte. Vermutlich würde sie ihn eher anschreien oder schlimmeres, wenn Pascal seine unbedachte Idee in die Tat umsetzen würde. Das Gefühl der Ohnmacht machte Pascal fast wahnsinnig.

Nach viel kürzerer Zeit, als sie für den Hinweg gebracht hatten, kamen Katharina und Pascal in der Tiefgarage an, wo sie ihre Autofahrt am späten Nachmittag begonnen hatten. Dort parkte Katharina und stellte den Motor ab. Pascal hatte jetzt nicht mehr viele Optionen, deshalb startete er einen weiteren, verzweifelten Versuch: „Bitte, Katharina! Ich weiss, dass ich dich wirklich verletzt habe...." „Gar nichts weisst du!" kam es leise von dem Sitz neben ihm. Darauf stieg Katharina schwungvoll aus und warf die Autotür zu. Pascal folgte ihrem Beispiel und lief ihr nach. Plötzlich drehte sich Katharina zu ihm um und schrie ihn dermaßen laut an, dass ihre Stimme von allen Wänden der Tiefgarage widerzuhallen schien: „Du weisst gar nichts, hörst du! Du weisst nicht, wie das ist! Wie das ist, wenn deine eigenen Eltern dich für verrückt halten und dich sogar zum Psychiater schicken, nur weil du nicht so bist, wie die sich das vorstellen. Weil du nicht bloß ständig ans Vögeln denkst und den Erstbesten als deinen Mann nehmen willst! Weil du unsicher bist und in deinem bisherigen Leben ausschließlich erfahren hast, dass es alle auf dein Geld und deine Macht abgesehen haben! Weil dich niemand zu verstehen scheint und lediglich das dir Sicherheit gibt, was du dir selbst erarbeitet hast! Ich will das so alles nicht! Aber ihr werdet alle noch sehen, was ihr davon habt!"

Sprachlos blieb Pascal stehen, starrte Katharina mit offenem Mund an und schaute zu, wie sie sich die Seele aus dem Leib schrie, während ihr die Tränen kamen. Damit hatte er nicht im Entferntesten gerechnet und es entsetzte ihn noch mehr als ihr eisiges Schweigen zuvor. Er stand bewegungslos und wie zur Salzsäule erstarrt da, unfähig ein einziges Wort herauszubringen. Katharina hatte sich ausgeschrien und schaute mit einem unheimlich müden Gesichtsausdruck zu Pascal herüber. Unerwartet hob sie ihren Arm und warf ihm die Autoschlüssel zu, die Pascal in einem selbst nicht für möglich gehaltenen Reflex auffing. „Hier! Damit du nach Hause kommst! Jenna wird den Wagen morgen bei dir zu Hause abholen." Dann drehte sie sich um und verschwand durch eine Türe, die sie aufgeschlossen hatte und die zu den Aufzügen führte, wie Pascal wusste. Die Metalltüre fiel mit einem metallischen Ton in ihr Sicherheitsschloss, als Pascal noch gänzlich unbewegt dastand und Katharina hinterher starrte.

Erst nach ein paar weiteren Minuten bewegte sich Pascal zum Auto, stieg wie in Trance ein und fuhr den Wagen aus der Tiefgarage. Sein Verstand war wie leergefegt. Ersatzweise vollzog sich in seinem Innern ein wahrer Tanz seiner Gefühle - allerdings fühlten sich diese alles andere als positiv an. Draußen dämmerte es mittlerweile, so dass sich nach einer kurzen Fahrtstrecke das Licht automatisch und von Pascal nicht bewusst wahrgenommen einschaltete. Mit gemächlichem Tempo schlug er eine Route ein, die ihn aus der Stadt heraus und aufs Land in Richtung seines Elternhauses führte. Die Stadt hatte Pascal, obwohl er es nicht eilig hatte, im Nu hinter sich gelassen und fuhr nun über Land. Wie hatte es bloß so weit kommen können? Wieso hatte er sich für ihn vollkommen untypisch dermaßen aufgeregt, wo doch streng genommen nichts dabei war, wenn Katharina über ihn vorher alles Mögliche in Erfahrung bringen wollte. Er hatte unerwartet ein tiefes Verständnis für sie und bereute, dass er so impulsiv gewesen war. Im Grunde war es ja gar nicht das gewesen, sondern die Summe aus mehr oder weniger Kleinigkeiten, die ihn zum im Nachhinein übertrieben erscheinenden Handeln bewogen hatten. Und dann hatte er ausgerechnet den wunden Punkt bei Katharina getroffen. Sie tat ihm jetzt auf eine unbeschreibliche Weise ziemlich leid. Zu gerne hätte er diesen Tag, wie er bisher verlaufen war, ungeschehen gemacht.

Inzwischen fuhr Pascal über die Landstraße durch ein Waldstück. Vereinzelt schoben sich Wolken vor den annähernd zu seinem vollen Rund angewachsenen Vollmond, der ansonsten seine einsame Fahrt auf der wenig befahrenen Straße in ein diffuses Licht tauchte. Die Sonne war derweil vollständig untergegangen. Plötzlich machte Pascal eine Feststellung, die bisher in seinen Grübeleien noch keine Rolle gespielt hatte: Katharina hatte ihm gedroht! Vielleicht nicht direkt oder zumindest nicht ihm persönlich, aber sie hatte gesagt „Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt". Ein neues Gefühl beschlich Pascal - Angst! Was wäre, wenn sich Katharina an ihm oder seiner Familie rächen wollte? Die Möglichkeiten und die erforderliche Macht hatte sie ohne Zweifel. Zwar konnte sie, soweit er wusste, seine Familie nicht aus der Sekte ausschließen lassen, als ranghöhere Person konnte sie dafür sicherlich ihr aller Leben mehr als bloß erschweren. Sie könnte ihre Macht benutzen, um ihnen das Leben zur Hölle zu machen, so dass seine Familie letztlich freiwillig austrat. Verdammt! Was würden seine Eltern sagen, wenn sie erfuhren, dass ihr Sohn es unbewusst geschafft hatte, in etwas mehr als einem halben Jahr möglicherweise ihr aller Leben zu ruinieren? Und das an einem einzigen unglücksseligen und verkorksten Abend?

Pascal umschlang das Lenkrad fester und schlug sogar aus ungebremstem Frust mit der flachen Hand auf den Lenkradkranz. Während er seinen düsteren Gedanken nachging, war er schleichend schneller geworden und fuhr mittlerweile nicht mehr langsam sondern im Gegenteil deutlich schneller als es die Verkehrsschilder erlaubten. Der Wagen flog mit annähernd hundertvierzig Sachen über die gerade, dafür aber relativ enge Landstraße. Doch Pascals Verstand war mit Anderem beschäftigt und merkte davon nichts. Zumindest nicht, bis plötzlich helle blaue Lichter hinter ihm auftauchten und eine Leuchtschrift ihm anzeigte, stehen zu bleiben. „Ganz toll, das auch noch!", dachte Pascal laut, „Die Bullen! Was ist das heute nur für ein scheiß Tag!"

Bei der nächsten Gelegenheit hielt Pascal den Mercedes am Straßenrand an und stellte den Motor ab. Der Polizeiwagen hielt hinter ihm und seine Insassen - zwei Polizistinnen, die eine geschätzte Ende Zwanzig, die andere Mitte Vierzig - stiegen aus und kamen jeweils auf eine Seite seines Autos. Die Ältere kam mit einer Taschenlampe in der Hand an das Fahrerfenster, das Pascal heruntergelassen hatte und sagte: „Guten Abend, können Sie sich denken, warum wir Sie angehalten haben?" Pascal stand nicht der Sinn nach dem Austausch von Höflichkeiten oder einem lustigen Frage-Antwort-Spiel, deshalb erwiderte er brüsk: „War ich zu schnell? Dann sagen Sie es mir einfach, damit wir das schnell hinter uns bringen können!" Das gefiel der Polizistin sichtlich wenig und sie fuhr in einem strengeren Ton fort: „Bleiben Sie bitte ganz entspannt! Ich würde gerne erst mal Ihren Führer- und den Fahrzeugschein sehen." Äußerlich betont Gelassenheit ausstrahlend, griff Pascal in seine Hosentasche und holte sein Portmonet heraus, als sein Verstand einzusetzen begann und er begriff, dass er nicht sein eigenes Auto fuhr. Er händigte der Beamtin seinen Führerschein aus und ergänzte in einem wesentlich höflicheren Tonfall als zuvor: „Den Fahrzeugschein habe ich leider gerade nicht bei mir."

Die Polizistin warf einen Blick auf den Führerschein und glich das Lichtbild mit Pascals Erscheinungsbild in natura ab, ehe sie zu ihm sagte: „In Ordnung, Sie wissen schon, dass Sie die Zulassung stets mit sich führen müssen? Ist das Ihr Wagen?" Eine Belehrung konnte Pascal gerade noch gebrauchen. Kurz angebunden antwortete er: „Nein, es ist der Wagen einer Freundin, den sie mir geliehen hat." Dabei drehte er seinen Kopf sichtlich genervt vom Fahrerfenster weg, wobei er in den blendenden Schein der anderen Taschenlampe blickte, die die junge Kollegin der Polizistin auf der anderen Fahrzeugseite in das Fahrzeuginnere gerichtet hatte. „Auf wen ist das Fahrzeug denn zugelassen, Ihre Freundin?", hakte die Polizistin nach. Pascal schaute sie wieder direkt an und entgegnete: „Ja, äh, das heisst... nein, auf ihre Mutter!"

Plötzlich begriff Pascal, dass er sich noch nicht mal den Nachnamen von Katharina gemerkt hatte, weil sie für ihn eben die ‚Kurprinzessin Katharina' gewesen war. Und den Namen ihrer Mutter wusste er noch weniger. Umso nervöser wurde er, als die nächste Aufforderung an ihn lautete: „Ich brauche den vollständigen Namen des Halters zur Überprüfung, bitte!" Verlegen sagte Pascal: „Ähm, den kenne ich nicht. Wir sind noch nicht lange befreundet und um genau zu sein, sind wir gerade etwas zerstritten..." Warum er den letzten Satz gesagt hatte, wusste Pascal selbst nicht hundertprozentig. Vielleicht wollte sein Unterbewusstsein vermeiden, dass Katharina mit hineingezogen wurde und dass sie oder - schlimmer noch - ihre Mutter der Polizei Rede und Antwort stehen mussten.

Der Polizistin kam das natürlich mehr als verdächtig vor und sie hakte nach: „Ich verstehe Sie richtig: Ihre Freundin, von der Sie noch nicht einmal den Nachnamen wissen, weil sie sich noch nicht lange kennen und mit der Sie außerdem gerade noch zerstritten sind, leiht Ihnen solch ein Auto, das der Mutter ihrer Freundin gehört? Habe ich das richtig wiedergegeben?" Das klang wirklich absolut unglaubwürdig, musste Pascal zugeben, auch wenn es der reinen Wahrheit entsprach. Pascal konnte nichts anderes sagen und zuckte mangels sinnvoller Alternativen resignierend mit den Schultern. Er sah, wie die Polizistin ihre freie Hand Richtung ihrer Hüfte bewegte und wie sie sich um die Waffe in ihrem Holster legte. Augenscheinlich war sie spätestens jetzt alarmiert und hielt Pascal zumindest für einen potentiellen Autodieb. Dieser Eindruck verfestigte sich noch stärker in ihrer folgenden, weiterhin ausnehmend höflichen Aufforderung an Pascal: „Steigen Sie bitte aus dem Wagen und halten Sie Ihre Hände dort, wo ich sie sehen kann. Und schön langsam, keine ruckartigen Bewegungen!"

Pascal ergab sich seinem Schicksal und stieg bedächtig aus dem Mercedes und stellte sich mit seiner Körpervorderseite dem Auto zugewandt davor. Die Polizistin warf Pascals Führerschein ihrer Kollegin mit den Worten zu: „Lana, überprüfst du bitte mal die Personalien und bringst die Halterin des Wagens in Erfahrung." Danach folgte noch die Bitte, den Autostatus zu überprüfen, womit zweifellos gemeint war, ob das Fahrzeug als gestohlen gemeldet war. Die Überprüfung, die die junge Polizistin im Streifenwagen durchführte, ging überraschend schnell vonstatten, was Pascal eher beunruhigte, weil es bedeutete, dass sie unmöglich den Sacherhalt so schnell hatte aufklären können. Tatsächlich berieten sich die Polizistinnen kurz im Flüsterton, wonach sie Pascal informierten, dass sie ihn mit auf die Wache nähmen, bis die Angelegenheit geklärt sei. Die Halterin des Wagens sei derzeit nicht in Deutschland, weshalb eine Überprüfung von Pascals ‚Version der Wahrheit' nicht sofort geklärt werden könne. Letztlich war das Pascal egal, weil sein Tag ohnehin gelaufen war und so ließ er sich bereitwillig in den Streifenwagen bugsieren und auf die örtlich nahegelegene Wache bringen. Dort landete er zunächst in einer mit Stuhl, Tisch und Bett ausgestatteten und immerhin relativ geräumigen Zelle, die über ein vergittertes Fenster verfügte, wodurch Pascal den aufgegangenen Mond sehen konnte.

Wie konnte ein Tag nur so beschissen enden, fragte sich Pascal. Auf den ihm angebotenen Anruf bei seinen Eltern oder einer sonstigen Person seiner Wahl hatte er freiwillig verzichtet. In Erklärungsnot würde er noch früh genug kommen. Pascals Gedanken wurden minütlich pessimistischer. Was war zum Beispiel, wenn das Katharinas erste Falle für Pascal war? Reichte ihr Einfluss bis in Polizeikreise? Pascal wäre nach allem erlebten wenig überrascht gewesen, wenn die Polizei in dem Auto im Kofferraum bei der obligatorischen Untersuchung noch Einbruchswerkzeuge oder direkt kofferweise Geld oder Drogen gefunden hätte. Ob solcher wirrer Gedanken musste Pascal über sich selbst den Kopf schütteln und legte sich erschöpft auf die Pritsche, die als Bett in seinem Übergangsheim fungierte. Darauf liegend gestattete er sich, einen Augenblick die Augen zu schließen, während er mit einem Ohr zuhörte, was die beiden Polizistinnen berieten. Er hoffte, dadurch zu erfahren, wie es mit ihm weitergehen sollte. Über Details hatten sie ihn wohlweislich im Unklaren gelassen.