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Coco Zamis – Jugendabenteuer 02

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Mit flinken Handgriffen schnappte ich mir meinen Rucksack aus der Hochablage, warf mir im Gehen meine Jacke über, um keine unnötige Aufmerksamkeit aufgrund meines lädierten Oberteils zu provozieren , und bewegte mich so geschwind wie es mir möglich war durch das Flugzeug. Mittlerweile hatte sich der Rückstau der restlichen Passagiere ausgelöst, was ich nur begrüßen konnte, vermochte ich mich somit auf dem schnellsten Wege aus dem Staub machen.

Ich riskierte erst einen Blick zurück, als ich die Gangway hinter mir gelassen hatte und von dem verglasten Flughafengebäude aus auf den Flieger schauen konnte. Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich hätte schwören können, dass an eines der ovalen Fenster ein Gesicht gepresst war, dass zu mir herübersah. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung gewesen oder eine unglückselige Spiegelung. Ich schüttelte den Kopf und beeilte mich die Schalter für die Einreiseformalitäten aufzusuchen.

Die Prozeduren dauerten ein wenig, was unter anderem einmal mit streikender Technik, Sicherheitschecks und überfreundlichen, aber langsam arbeitenden Flughafen-Angestellten zusammenhing, schlussendlich war aber auch diese Hürde genommen und ich war offiziell in der Schweiz angekommen. Als ich das Entree des Züricher Flughafens mit meinem Koffer verließ, blies mir ein kühler Wind entgegen und machte mir gleich klar, auf welche Temperaturen ich mich einzustellen hatte. Eine dichte grauweiße Wolkendecke bedeckte den Himmel, vereinzelte Busse fuhren vorbei und ein Heer an Taxen wartete in den Parkbuchten oder rollte in regelmäßigen Abständen an, um sich über Zufahrten in die Kolonnen an Fahrzeugen einzugliedern, die das städtische Straßennetz dominierten, wie maschinelle Parasiten, die die urbanen Venen der Metropole bevölkerten.

Reisende unterschiedlichster Nationalitäten strömten um mich herum aus dem Flughafen und verlangten rufend oder per winkender Gestik nach einer Transportoption. Geschäftsleute mit Aktentaschen aus Echtleder, Familien mit plärrenden Kindern, eine Gruppe in bunten, exotischen Gewändern, die nur indisch sprachen, eine Belegschaft von Delegierten irgendeines südländischen Landes, eine uniformierte Schulklasse, ein Trupp Eishockey-Sportler, dazwischen jede Menge Einzelpersonen, die ebenso verzagt wie ich nach einem Taxi Ausschau hielten, welches ihnen nicht direkt vor der Nase weggeschnappt wurde.

Nach zehn Minuten schien mir das Glück endlich hold zu sein, ein unbesetzter Wagen steuerte auf meine Position zu. Ich hatte meine Hand bereits zum Gruß erhoben, als sich von links plötzlich eine alte Dame mit einem Rollator in mein Sichtfeld schob. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Ich fluchte leise und überließ der betagten Lady das Taxi, ich hatte an diesem Tag bereits genug unerquickliche Begegnungen mit Menschen gehobenen Alters gemacht, dass ich wenig geneigt war, mir es jetzt auch noch mit einer Greisin zu verscherzen, indem ich mit ihr um ein verfluchtes Taxi focht.

Peu à peu kroch mir die Kälte unter die Kleiderschichten. Für längere Aufenthalte im Freien war ich nicht gewappnet. Mein weiblicher Stolz verbot es mir natürlich, mir selbst einzugestehen, dass ich mich falsch für die hiesigen Witterungen angezogen hatte, nichtsdestotrotz bibberte ich allmählich. Halbstiefel, eine dunkle Strumpfhose, blaue Jeans-Hotpants, ein Holzfällerhemd, dass besser aussah, als das es warmhielt, sowie eine gefütterte Jacke, waren offenkundig nicht hinreichend für die lokalen Wetterverhältnisse. Diese unzuverlässigen Wetter-Apps taugten einfach nichts! Und auf irgendwas musste ich die Schuld ja schieben.

Die Fahnen an den hochragenden Masten vor den Eingängen des Airports knatterten im böigen Wind, Motorengeräusche von startenden Flugzeugen oder von den zig Autos, die einherfuhren bestimmten den Lärmpegel, unterfüttert von Satzfragmenten unzähliger Gestalten, die von hierin nach dorthin eilten.

Ich zog den Kragen meiner Jacke enger, darum bemüht, die Ungemütlichkeit des kühlen und stürmischen Tages auszusperren. Gefrustet lief ich los und ließ meinen Blick von links nach rechts schweifen, auf der Pirsch nach einem vakanten Taxi.

„Fräulein Zamis? Entschuldigung! Fräulein Zamis! Hey! Hallo! Fräulein Zamis!"

Rief auf einmal eine mir fremde Stimme, zuerst fragend, dann euphorisch werdend. Verwundert wandte ich mich zu der Richtung -- und Person -- um, die sowohl meinen Namen kannte, wie auch meinen Standort.

Ich entdeckte einen jungen Mann, einen attraktiven, jungen Mann, wahrscheinlich um die fünfundzwanzig oder maximal dreißig, der ein Pappschild bei sich trug, auf dem in Druckbuchstaben 'Coco Zamis' prangte. Unzweifelhaft, damit musste ich gemeint sein. Ich hatte nun wirklich keinen Allerweltsnamen. Aber warum zum Teufel, war er hier und wusste über mich Bescheid? Vor ihm verbergen konnte ich mich eh nicht mehr, schritt er schon freudestrahlend auf mich zu. Er hatte ein sehr anziehend Lächeln. Mir blieb sowieso nur noch die Flucht nach vorn.

„Ja..., ja! Ich bin wohl die Zamis nach der sie flagrant Ausschau halten. Coco Zamis, mit wem habe ich denn die unverhoffte Ehre?", begegnete ich ihm postwendend und beobachtete seine Mimik und jede seiner Bewegungen ganz genau.

„Oh, verzeihen Sie, ich nahm an, dass Sie über mein Hiersein unterrichtet worden wären. Äh... dem ist wohl nicht so, wie ich sehe. Was soll's, ich heiße Valentin Steudler, freut mich sehr Sie kennenzulernen Fräulein Zamis!", stellte er sich unverzüglich vor, nachdem erst leichte Überraschung über sein Gesicht gehuscht war, um dann von einer - scheinbar nur schwer zu erschütternden - Munterkeit vertrieben zu werden.

Ich lächelte dezent, um nicht allzu unhöflich zu erscheinen. Belauerte ihn aber weiterhin.

„Na fein, Herr Steudler, ehrlich gesagt, sind Sie mir gegenüber im Vorteil. Woher wissen Sie von meiner Anwesenheit in Zürich? Ich hatte nicht mit einem Chauffeur gerechnet."

Abermals wirkte es so, als irritierte ihn meine Antwort.

„Dann...", er lachte knapp auf. „...sollten Sie vermutlich erst recht mit mir kommen, denn ihre Verwirrung, teile ich soeben mit Ihnen. Wären wir also schon zu zweit, beides Opfer der Nichtinformation." Er bemerkte, dass ich die Witzelei nicht komisch fand und schaltete auf seriös um:

„Ich wurde angewiesen Sie hier am Flughafen abzuholen und Sie runter nach Albingen zu fahren. Sie wissen schon; Internet-Auftrag."

„Aha. Und können Sie mir verraten, wer Sie angeworben hat, mich zu chauffieren?", bohrte ich nach und legte den Kopf schief.

„Klar! Einen Moment!" Valentin Steudler griff in seine Hosentasche und zückte sein Smartphone. Wischte auf dem Touchscreen herum und hielt mir dann das leuchtende Display hin. „Ein Georg Zamis war's! Ein... Verwandter von Ihnen, nehme ich an?

Ich beäugte den Mann. Sein Mienenspiel ließ wenig Raum für zwiespältige Gedanken, dafür war es viel zu fröhlich naiv. Das konnte selbstverständlich auch ein Trugschluss sein. Doch mit seinen trendigen Klamotten, einer Mischung aus lässiger und doch eleganter Streetwear, seinem vollen braunen Haaren und dem glatt rasierten Kinn, wollte er einfach nicht den Eindruck auf mich vermitteln, dass von ihm eine Gefahr für mich ausgehen könnte. Ich musste stetig auf der Hut sein, überall mochten unangekündigt rivalisierende Dämonen aus den Schatten treten, um mir und meiner Sippschaft zu schaden. Starke Dämonen setzten auf offene Konfrontation, mindere hingegen bedienten sich tückischer List. War Valentin Steudler ein Finsterling? Ausschließen konnte ich es nicht, aber meine Sinne verrieten mir zumindest, dass keine schwarzmagischen Schwingungen von ihm ausstrahlten.

Nach einigen Sekunden neigte ich mich vor, um mich dem Bildschirm seines Mobiltelefons zu widmen.Tatsächlich. Wie es schien, hatte mein Bruder bereits vorgesorgt und einen Transport für mich organisiert, der mich direkt an meinen Zielort befördern würde. Die Angaben auf dem Online-Formular machten einen korrekten Eindruck.

„Okay, scheint zu stimmen... tja, tut mir Leid für die Umstände Herr Steudler, aber werter Georg Zamis hier, mein Bruder, hat es wohl versäumt, mir mitzuteilen, dass er schon Vorbereitungen für meinen Urlaub getroffen hat. Hätte er mir seine „Pläne" offeriert, dann wäre uns dieses Kommunikationsdebakel kaum passiert!", erklärte ich meine Skepsis und lächelte entwaffnend.

„Ach, kein Problem! Halb so wild, glauben Sie mir Fräulein Zamis, solche kommunikativen Debakel wie Sie es so schön benennen, ereignen sich häufiger als sie denken. Das ist nichts außergewöhnliches. Die Hauptsache ist doch, dass ich sie gefunden habe und wir aufbrechen können!", winkte er locker ab, steckte sein Smartphone wieder ein und deutete auf meinen Koffer. „Darf ich Ihnen mit dem Gepäck helfen?"

„Ja, warum eigentlich nicht. Bitte bedienen Sie sich!" Ich übergab mein Trolley in seine Obhut und fühlte mich mit keiner Unze schlecht dabei. So unverdrossen enthusiastisch wie Valentin sich gebärdete, konnte ich es ihm nicht abschlagen, ihm etwas zu tun zu geben.

„Mit dem größten Vergnügen! Das gehört schließlich zum Service. Außerdem hoffe ich darauf, dass sie mir später fünf Sterne in der Bewertungsskala zugestehen, die brauche ich nämlich dringend! Je mehr Kunden näm... Kundinnen, wie sie zum Beispiel, nämlich mit meinen Diensten zufrieden sind, umso höher steige ich in der Rangliste auf, was wiederum bedeutet, ich kriege mehr Aufträge. Sie sehen also, mir ist sehr daran gelegen, dass sie ein rundum positives Bild von mir bekommen, Fräulein Zamis!", redete er munter drauflos, indes er meinen Koffer übernahm und mit der anderen Hand die Richtung zu seinem Auto signalisierte. Plappernd ging er voran. Sein Geschwafel interessierte mich nicht besonders, doch ich nickte artig, lächelte ab und zu und beguckte mir ansonsten seinen strammen Hintern.

Wir hatten Zürich längst hinter uns gelassen und brausten die Route 8 entlang, vorbei am Brienzersee mit seinen steilen Hängen und dem Thunersee, auf dessen ebenmäßiger Oberfläche sich die am Himmel vorüberziehenden Wolkengebirge spektakulär spiegelten. Den Hintergrund beherrschte die gezackte Linie der Schweizer Alpen, die sich dunkelblau getönt von der übrigen grünlich weißen Landschaft abhob. Immer wieder unterbrachen Felder hellen Schnees, die ansonsten saftigen Auen oder man konnte die Dächer von Häuseransammlungen in der Ferne erahnen. Die Straße selbst war an diesem Tag nur mittelmäßig stark befahren, wie mir mein privater Fahrer avisierte, folglich kamen wir - laut seiner Einschätzung - gut voran. Überdies hielt er mit nur wenig hinterm Berg und erzählte ohne Unterlass von allerlei Dingen, von denen mich maximal fünf Prozent tangierten. Zu seiner Verteidigung muss aber erwähnt werden, er bemühte sich beflissen mich zu unterhalten. Das ich nicht die Type Mädchen war, die auf so was abfuhr, konnte er ja nicht wissen.

„Diese Gegenden sind bei Touristen ungeheuer beliebt, das Walliser Bergidyll erfreut sich in den letzten Jahren, ach was sage ich, Jahrzehnten bereits regen Besucherandrangs. Von den Bergdörfern aus, sind wunderbare Wanderungen möglich, außerdem sind sie Ausgangspunkt von vielen aktiv betriebenen Schneesportarten. Nicht zu vergessen die Thermalbäder, Fräulein Zamis, nichts ist angenehmer als von erhitztem Wasser umspült zu werden, während man von Schnee und Eis umgeben ist. Eine ernst gemeinte Empfehlung, dass sollten Sie nicht missen, wenn sie schon einmal hier sind!", zitierte er nach bester Reiseführermentalität. Was mir jedoch auffiel, war, dass er mich seitlich einmal bewusst in Augenschein nahm, während er seinen letzten Tipp aus dem Petto zog.

Da Valentin die Heizung im Auto aufgedreht hatte - und es im Inneren des Wagens inzwischen muckelig warm geworden war, hatte ich den Reißverschluss meiner Jacke geöffnet, und obwohl ich darauf bedacht war, keine hysterischen Bewegungen zu vollführen, gelang es mir wohl nicht zu verbergen, dass mein beschädigtes Hemd mehr offenbarte, als es eigentlich sollte. Irgendwann innerhalb der bisherig gut achtzig Minuten dauernden Fahrzeit, musste ihm der appetitliche Anblick aufgefallen sein. Es benötigte nicht viel an Fantasie und Kombinationsgabe, um sich auszumalen, dass der junge Mann -- der mich vermutlich trotzdem um mindestens fünf Jahre überflügelte -- sich mich wahrscheinlich sehr gerne in solch einer sprudelnden, heißen Quelle vorstellte, und zwar nackt.

„Danke für die Info, ich werde sie beherzigen. Vielleicht mache ich das, wenn ich die Zeit dafür finde!", antwortete ich ihm gefällig und verschränkte meine Arme vor der Brust, womit ich ihm die Sicht auf meinen ungewollten und viel zu tiefen Ausschnitt verwehrte. Ich tat dies aber so, dass er sich nicht ertappt fühlen musste.

„Sagen Sie, Herr Steu... ach, dass ist doch dämlich! Können wir uns duzen? Ich mag diese spießigen Attitüden nicht, dass schafft so unnötig viel künstliche Distanz und überhaupt... sind wir noch nicht in einem Alter, wo man diesen förmlichen Firlefanz tagtäglich ausleben muss!", brachte ich einen Detail vor, welches mich schon die gesamte Fahrt über etwas querulantisch gestimmt hatte.

„Nein, Fräulein Za... ich meine Coco, sorry, ich habe nicht das Geringste dagegen einzuwenden. Dein Wunsch ist mir Befehl! Mir macht es absolut nichts aus. Ich kann beides; seriös formal und seriös kumpelhaft. Allerdings würde ich lügen, wenn ich behauptete, ersteres würde mir mehr behagen. Gerne das Du also!", nickte er mir zu und schenkte mir sein charmantestes Lächeln, wie mir schien.

„Cool. Darf ich fragen, womit du deinen Unterhalt verdienst, Valentin? Versteh das bitte nicht falsch, wenn das eine zu persönliche Frage ist, dann sag mir das, aber du musst wissen, ich bin ein sehr neugieriges Mädchen. Machst du noch etwas anderes, als Personen quer durchs Land zu kutschieren?", fiel ich mit der sprichwörtlichen Tür gleich in sein Haus.

Valentins Augenbrauen schossen in die Höhe und er zögerte zunächst mit einer Erwiderung, doch dann rang er sich durch:

„Wow... stimmt, du gehst gleich aufs Ganze, was? Unumwundene Direktheit, ja, dass ist schon ziemlich persönlich, aber ist kein Problem. Ich bin kein Mensch, der ein großes Geheimnis um sein Leben strickt. Wie du vielleicht heimlich schon vermutet hast, bin ich ein Student. Ich wohne und studiere in Montreux. Diese Fahrerei ist mein Nebenjob. Gibt gutes Geld, was ich für die Finanzierung meines Studiums brauche."

„Sieh an, ein Studi, ja, dass war vorauszusehen. Ist aber nichts, wofür man sich zu schämen bräuchte. Was studierst du denn?", knüpfte ich unverzüglich an und lächelte seicht, um ihn etwas zu ködern.

„Geschichte. Schwerpunkt; die Historie der Kantons Freiburg und Wallis. Jetzt bitte nicht die Augen verdrehen oder das Radio lauter stellen, ich weiß, das Geschichte nicht unbedingt das spannendste Fach ist und zugegeben, es ist häufig echt unglaublich viel trockene Recherchearbeit, aber...hm, ja was?", erklärte er ohne Umschweife und ging gleich in einen Rechtfertigungsmodus über. Total unsinnig wie ich fand und stoppte seinen Redefluss mit einer unwirschen Handgeste.

„Hey, weshalb verteidigst du dich? Ich hab nur gefragt. Geschichte ist großartig. Wenn sich mehr Menschen mit der Geschichte befassen würden, ernsthaft befassen würden, hätten wir erheblich weniger Stress auf dieser Erde. Denkst du nicht auch?", lenkte ich gegen und bereute ihm nächsten Moment meine Aktion, denn mein Hemd klaffte auf ob meiner Gebärde, und ließ viel Dekolletee und BH sehen. Valentin konnte wohl nicht anders, als hingucken. Für die ersten Sekunden offen, dann flugs verstohlen.

„Ja... klar! Du hast natürlich recht... es ist ein tolles Fach! Man lernt so viel über die Vergangenheit, auch über sich selbst, also die Menschen und wie sie gelebt haben, was sie früher für Anschauungen vertreten haben und... wie sich alles so entwickelt hat, bis heute hin!", sprang er lachend auf mich an, räusperte sich zwischendurch und mühte sich redlich einerseits auf die Straße zu schauen und ab und zu einen Seitenblick auf mich zu erhaschen.

„Äh, was zum Beispiel wirklich interessant ist, ist das etwa im 11. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung schon deutschsprachige Völkerschaften von Leukerbad her nach Richtung Albingen gewandert sind und es bewohnbar machten. Man vermutet, dass der Name der Ortschaft sich aus Albignion, sprich Alpe, oder Arbignon, sprich Wald, ableitet, aber das ist anfechtbar und nicht wissenschaftlich belegt. Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass in den Gebieten hier frühzeitig Kelten ansässig waren. Prähistorische Gräberfunde beweisen und untermauern das!", beeilte er sich etwas von seinen profunden Kenntnissen an mich weiterzuvermitteln, was ich durchaus als nützlich einstufte, wenngleich er sich ausreichend belohnte, indem er mir auf Brust oder neuerdings auch Beine plinste.

„Na, dass klingt doch gar nicht so langweilig Herr Student. Faktisch ist's sogar recht spannend...", gestand ich ein und meinte es wahrheitsgemäß auch so. Schließlich war ich auf Geheiß meiner Familie in der Schweiz und sollte sogenannte Grimmzwerge finden, die darin bewandert waren, besonders mächtige Artefakte zu schmieden, welche uns im Kampf gegen eine Formwandler-Sippe beistehen und letztlich den Sieg bringen sollten. Hinweise auf keltische Ruinen in der Region waren ein prima Anhaltspunkt, um später diesbezüglich Nachforschungen aufzunehmen.

„Äh, sorry, darf ich mal eben...? Ich glaube, ich habe sogar ein Dossier dabei, worin ich den einen oder anderen netten Schnipsel Vergangenheit angesammelt habe...", ergänzte Valentin, beugte sich vor und etwas zu mir hin, und öffnete nach einem angedeuteten Zögern das Handschuhfach, wobei er die Abdeckung auf meine Knie bettete.

Ich hob einen feinen Brauenbogen, als ich des Durcheinanders im Inneren gewahr wurde.

„Typische Genie-Ordnung, was?", kommentierte ich ironisch.

„Ja... kann man so sagen. Tut mir echt Leid. Berufskrankheit scheint mir!", grinste er mich an, korrigierte dann die Haltung des Lenkrads und kramte in den verstauten Habseligkeiten und Utensilien herum. Er ging nicht gerade talentiert vor. Notizzettelchen segelten heraus, eine zerdrückte Energydrink-Dose fiel klappernd runter und drei Stifte purzelten in meinen Fußraum. Ich unterdrückte ein Stöhnen, neigte mich zur Seite um seiner Sucherei nicht ins Gehege zu kommen und tastete den Boden mit den Fingern ab. Las die Teile wieder auf.

„So ein Mist! Ich hätte schwör... ah! Da ist es!", stieß er begeistert hervor und brachte seine Hand wieder ans Tageslicht, die ein paar Blätter umschlossen hielten, die schon ein besseres Tempus erlebt hatten.

„Fantastisch!", beglückwünschte ich ihn und hoffte inständig, dass meine Stimme nicht zu sarkastisch klang. Nach und nach stopfte ich das herabgefallene Zeug wieder in das Fach, lediglich bei einem der „Stifte" verharrte ich, fühlte er sich doch gar nicht wie ein Kugelschreiber oder Bleistift an, sondern eher wie ein... Joint! Nun war ich es, die grinste.

„Oh, was ist das denn, Herr Professor? Bewusstseinserweiternde Extrakte? Oder ist das ein altes, ehrwürdig überliefertes keltisches Rezept zur Beruhigung der Nerven?", hielt ich Valentin die Grasvariante vor die Nase.

Sein darauffolgender Blick war preisverdächtig. Insgesamt änderte sich sein Gesichtsausdruck ziemlich; zeigte erst Verwirrung, dann Überraschung, gefolgt von Zerfahrenheit und abschließend Gleichgültigkeit. Jetzt trat der wahre, unverfälschte Valentin Steudler zutage, der normale Student mit Schwächen, nicht der Musterstreber mit dem Anstandstick, der sich aufführte wie ein Zögling aus einer englischen Butlerschule.

„Tja, manchmal kann das ganz wohltuend und entspannend sein. Lässt den Geist in höhere Hemisphären aufsteigen und andere Horizonte entdecken!", zuckte er leger mit den Achseln, schloss das Handschuhfach und legte mir die zerknitterten Din-A4 Blätter auf die Oberschenkel.

„Jetzt quatscht du Blödsinn!", sagte ich lächelnd und boxte ihn spaßeshalber gegen die mir zugewandte Schulter.