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Als Irene nichts mehr sehen konnte, befeuchtete sie ein letztes Mal den Schuh. Dieses Mal befeuchtete sie den Zeigefinger, der gerade noch über den Kaugummi gefahren war und an dem der Staub der Straße klebte, fuhr unmerklich mit der Zungenspitze über ihn, um den salzigen Geschmack aufzusaugen und polierte nun zum letzten Mal über den Schuh.

„Ich glaube, er ist nun sauber", berichtete Irene etwas enttäuscht aber auch zufrieden.

Als sie ihre Arbeit beendet hatte, blickte sie erwartungsvoll in die Augen der jüngeren Lehrerin, dabei strich sie mit der linken Hand für einen Moment über den Absatz des Schuhs hinweg und berührte das nackte Bein der jungen Frau.

Wie ein Stromschlag durchzuckte es Irene bei dieser ersten Berührung der Jüngeren, der Irene zwar schon die Hand gegeben hatte, die sie aber noch nie irgendwo anders berührt hatte.

Als Frau Wantia diese Berührung spürte entzog sie ihr den Fuß.

„Vielen Dank. Das haben Sie sehr gut gemacht."

„Ich danke Ihnen."

„Ich denke, dass dies der Grund ist, weshalb Sie mich sehen wollten. Sie wussten es auch, aber Sie haben es sich nicht eingestanden. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen und wenn Sie dieses Arrangement weiterführen möchten, so bin ich bereit, es zu versuchen und wir werden sehen, wo es hinführt."

„Das würde ich sehr gerne."

„Nun denn, dann ist es beschlossen. Erwarten Sie meinen Anruf."

Die junge Frau stand auf. Als auch Irene aufstehen wollte, hielt Frau Wantia sie zurück.

„Bleiben Sie so, bis ich das Haus verlassen habe. Diese Haltung steht Ihnen."

Die junge Frau sah auf die sich nunmehr noch weiter unter ihr befindliche Anwältin.

„Natürlich."

Irene wurde der Unterschied zwischen den beiden nun noch stärker bewusst.

Die junge Frau trat einen Schritt zur Seite, berührte knapp und mit einer Geste, die man als zärtlich bezeichnen konnte, den Kopf der Anwältin und verließ sodann das Zimmer.

Im Türrahmen blieb sie kurz stehen, drehte sich noch einmal um und sagte:

„Sie wissen hoffentlich, dass es für Sie durchaus schwierig werden wird. Sie spielen mit einem Feuer, das heißer und gefährlicher ist, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Ich würde Ihnen zur Vorsicht raten, aber da Sie keine Vorstellung haben, auf was Sie sich einlassen, würden Sie die Warnung nicht ernst nehmen."

Irene dachte über die Worte nach und nickte. Obwohl sie die Drohung nicht verstand, spürte sie einen eiskalten Hauch in der Stimme der Frau, den sie zuvor noch nicht wahrgenommen hatte.

Die junge Lehrerin bewegte sich aus der Tür, hielt aber erneut inne.

„Ich verspreche Ihnen aber, dass ich Sie das nächste Mal nicht so lange zappeln lasse."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Haus.

Irene verblieb noch eine unbestimmte Zeit in ihrer Haltung vor dem Sessel, in dem vor kurzem noch die Frau gesessen hatte, die sie so verehrte und dachte über den Nachmittag nach.

Schließlich hörte sie Julia, die durch die Hintertür das Haus betrat. Für einen Moment erschauderte Irene. Wenn sie diese Szene gesehen hätte, es wäre schrecklich gewesen. Niemand durfte davon erfahren.

Irene stand schnell auf und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück.

6 Einkaufsbummel

Ein außenstehender Beobachter hätte sie für zwei ganz normale Freundinnen gehalten, die zusammen einkauften. Die Anwältin und die Lehrerin streiften zusammen durch Möbelgeschäfte, besahen sich Einrichtungen, kritisierten diese, scherzten sogar teilweise über die abstrusen Ideen mancher Designer oder die Preisvorstellungen der Verkäufer.

Irene war in einer ausgelassenen Stimmung. Sie genoss die Anwesenheit Frau Wantias, sie genoss den sommerlichen Tag. Sie wusste nicht, wann sie einen solchen Einkaufsbummel zuletzt gemacht hatte. Es musste mit Julia gewesen sein vor einigen Jahren, als diese noch jünger war und sich wie ein liebevolles Mädchen und nicht wie ein hormonell gestörter Psycho-Teenager benommen hatte.

Freundinnen im eigentlichen Sinne hatte sie seit Jahren nicht mehr. Die Karriere halt, und ihren Freundinnen war der Erfolg der Anwältin mehr oder weniger unheimlich geworden.

Bei einem Cappuccino sammelten die Frauen die Ergebnisse ihrer Erkundungen, die zu Irenes neuem Wohnzimmer führen sollten. Irene hielt sich bei der Entscheidung, welche Farbtöne, welche Möbel oder welche Accessoires geeignet seien zurück. Weniger, weil sie den Widerspruch nicht wagte, sondern vielmehr, weil sie an diesem Nachmittag erst so richtig erkannt hatte, was sie in den letzten Jahren versäumt hatte. Sie sah sich nicht in der Lage, Urteile über moderne Inneneinrichtung zu fällen.

Es war die klassische Geschichte von der Karriere, der so vieles geopfert wurde. Ihre Freizeit, ihre Hobbys, ihr Privatleben, ihre Ehe gar. Als Ergebnis galt sie als eine der angesehensten Anwältinnen in der Stadt und ihr gehörte die angesehenste Kanzlei der Stadt. Sie hatte einen Stab an Angestellten und Anwälten unter sich, man konnte sagen, dass sie es geschafft hatte.

Aber in den letzen Jahren hatte sie neben der Karriere nichts anderes geduldet. Sie hatte praktisch nichts vom Leben mitbekommen, 95% der Informationen, die sie in der Zeit gesammelt hatte, stammten aus der Zeitung und den Nachrichten. Mit eigenen Augen hatte sie praktisch nichts gesehen in den letzten fünf Jahren.

Mittlerweile sah sie die Scheidung als Erlösung an. Ihre Ehe hatte sich festgefahren, es war der immergleiche Trott. Auch wenn die Scheidung ärgerlich war, auch wenn sie mit Stress verbunden war, sie bot doch Möglichkeiten für einen Neubeginn.

Sie brauchte nur den nötigen Tritt in den Allerwertesten. Und ihr gegenüber saß diejenige, die ihr diese Tritte zu versetzen verhieß. Irene war der jungen Frau äußerst dankbar für ihr Erscheinen.

Irene war überrascht, dass die Lehrerin auch eine wärmere Seite besaß, dass sie zu Scherzen in der Lage war, aus sich heraus gehen konnte. Irene hatte sie nicht so eingeschätzt und auch nicht so kennen gelernt. Keinerlei Arroganz wurde heute verströmt und fast bedauerte Irene ein wenig, dass sie quasi auf gleicher Ebene kommunizierten, hatte sie doch aus anderen Gründen diese Faszination für die jüngere Frau entwickelt.

So war Irenes Stimmung äußerst gut und geradezu ausgelassen.

Die Frauen blätterten in einem Katalog für Sitzmöbel, den sie mitgenommen hatten. Einige der Stücke sahen aber auch wirklich zu unpraktisch aus.

„Sehen Sie sich das hier an!"

Irene zeigte auf ein selten hässliches Sofa, gehalten in einem kreischenden Grün und genau so geschwungen, dass es ein Höchstmaß an mangelndem Komfort versprach.

„Wie geschmacksverirrt muss man sein, um sich so ein Monster in die Wohnung zu stellen?"

„Da muss ich Ihnen recht geben", erwiederte Frau Wantia lächelnd.

„Man muss schon wirklich einen abartigen Geschmack haben, sich ein derartiges Möbel in seine vier Wände zu holen."

Irene lachte laut auf.

„Vielleicht lasse ich Sie dieses Stück kaufen und es jeden Tag eine Stunde ansehen!"

Die Lehrerin lächelte kühl, während Irene einen solchen Gefallen an dem Gedanken fand, dass sie die Hand vor den Mund halten musste, um ihr Lachen zu verstecken.

„Köstlich! Man muss schon sehr abartig sein, um sich an so etwas zu erfreuen."

Irene bemerkte nicht, wie sich die Augen der Lehrerin zunehmend verengten.

„Diese Farbe! Was meinen Sie, wie viele tropische Frösche dafür sterben mussten?"

Das Lächeln der Lehrerin war erkaltet.

„Und sehen sie hier!"

Irene griff mit ihrer Hand impulsiv den Unterarm der jüngeren Frau.

„Und sehen Sie sich dieses Chromgestänge an. Wie auf einer Folterbank!"

Die Anwältin hätte spätestens jetzt den Frost spüren müssen, den die junge Frau ausströmte. Sie blickte kalt auf die Hand der älteren Frau, die immer noch auf ihrem eigenen Arm lag in einer Geste der Vertrautheit.

„Wir sollten uns auf den Weg machen."

Bei diesem Themenwechsel wurde nun auch Irene gewahr, dass sich die Stimmung ihres Gegenübers merklich gesenkt hatte. Irene erblickte ihre Arm, nahm diesen verlegen weg und stammelte etwas verlegen.

„Ich bitte um Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten."

Die Lehrerin nickte fast unmerklich.

„Wir sollten bezahlen und uns auf den Weg machen. Ich möchte Sie noch in eine Boutique führen. Ich würde Ihnen gerne einige Kleidungsstücke vorschlagen."

„Ja, sicher."

Irene war klar, dass diese Vorschläge eher Anordnungen darstellen würden. Und sie war dankbar dafür, dass ihr die Entscheidung abgenommen werden würde.

Während die beiden auf die Kellnerin warteten entstand ein unangenehmes Schweigen.

Irene hatte sich gehen lassen. Sie hätte die jüngere Frau nicht berühren sollen. Das war nicht in Ordnung gewesen. Irene hatte ihren Grenzen überschritten. In Zukunft würde sie sich besser unter Kontrolle halten müssen. Etwas bange blickte sie auf ihr Gegenüber, das sie nicht ansah und hoffte, dass sie diese nicht zu sehr verärgert hatte.

Sie war beeindruckt darüber, wie schnell und konsequent die Lehrerin die Situation wieder an sich gerissen hatte.

Schließlich kam die Bedienung und wie selbstverständlich bezahlte Irene beide Cappuccinos in der Hoffnung, so Wiedergutmachung leisten zu können.

„Die Boutique ist einige Straßen entfernt, aber wir können durchaus zu Fuß gehen."

„Natürlich."

Irene wollte schon aufstehen, als die Lehrerin sie zurück hielt.

„Geben Sie mir ihr Schuhe."

„Was?"

„Sie haben mich verstanden."

Irene war erstaunt. Was hatte die junge Frau vor? Wollte sie ihr die Schuhe wegnehmen? Sie konnte Irene doch den Weg nicht barfuß zurücklegen lassen. Auf der anderen Seite war es warm, es würde schon gehen, wenn auch die Passanten schauen würden. Aber sie würden sich einfach denken, dass ihr die Schuhe zu eng waren. Irene konnte sich daran erinnern, schon einmal barfuß durch die Innenstadt Florenz gegangen zu sein.

Gehorsam schlüpfte sie aus ihren Schuhen.

„Stellen Sie sie auf den Tisch."

Irene gehorchte.

„Sehen Sie dort hinten das Kiesbett? Seien Sie so nett und bringen mir eine handvoll Kieselsteine."

Ernüchtert stand Irene auf und tat wie ihr befohlen war.

Als sie zurückkam und sich wieder setzte, sah sie in den Augen ihre Gegenübers das spöttische Lächeln, das ihr schon zuvor aufgefallen war.

„Da wollen wir doch mal sehen."

Mit spitzen Fingern durchsuchte die Lehrerin die Handfläche der Anwältin.

„Dieser hier hat eine schöne Form, ein wenig eckig, finden sie nicht?"

Sie pickte den Stein, der groß wie eine Haselnuss war, heraus und ließ ihn in den linken Schuh fallen. Irene saß sprachlos daneben.

„Und dieser hier hat eine sehr schöne Farbe."

Der zweite Stein war groß wie eine kleine Murmel. Er kullerte in den anderen Schuh und blieb wegen des hohen Absatzes im vorderen Teil liegen. Sie würden sich unablässig in Irenes Fußballen bohren.

„Sie bewaren diese Steinchen doch für mich auf, oder nicht?"

„Natürlich."

Irene war sprachlos.

„Und bitte verlieren Sie sie nicht. Ich möchte sie gleich noch einmal sehen."

„Selbstverständlich."

Der Spott in der Stimme der Lehrerin schnitt Irene ins Fleisch. Wie konnte die Frau nur plötzlich so brutal sein? Dies war wohl die Gefährlichkeit, von der sie gesprochen hatte.

„Wir sollten gehen."

Sie deutete auf die Schuhe. Irene nahm sie vorsichtig vom Tisch und schlüpfte hinein. Die Fremdkörper begannen sofort ihr teufliches Werk.

„Ich schlage vor, dass ich vorgehe, sagen wir drei Meter und Sie folgen mir. Vielleicht nutzen Sie die Zeit, um ein wenig über Hierarchien nachzudenken und Ihre Position und meine zu eruieren. Was halten Sie davon?"

„Das mache ich gerne."

Irene war einsilbig geworden bei dem Gedanken eines Spazierganges unter diesen Voraussetzungen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Gefährtin weiterhin beleidigen.

„Fein! Gehen wir."

Die Lehrerin stand auf und verließ schnellen Schrittes das Cafe.

Irene stand vorsichtig auf. Sofort bissen die Steine in ihre Ballen. Es würde eine Qual werden.

Langsam stakste sie aus dem Cafe heraus und folgte der Lehrerin, die einen schnellen Schritt vorlegte.

Ihre Bewegungen waren hölzern und sahen äußerst ungeschickt aus, ihr Gesicht angespannt und schmerzverzehrt. Passanten hätten glauben können, dass sie dringend auf der Suche nach einer Toilette war, so zumindest kam es Irene vor, die verzweifelt versuchte, der jungen Frau auf drei Meter Entfernung zu folgen und den Abstand nicht größer werden zu lassen.

Der Gang der Lehrerin hingegen war geprägt durch pure Anmut. Zunächst fiel der Pferdeschwanz auf, zu dem sie die golden glänzenden Haare gebunden hatte. Er schwang fröhlich, fast wie ein Gruß hin und her. Ein höhnischer Gruß, der sich über Irenes missliche Lage mokierte. Hinter diesem versteckte sich ein schmaler, langer Hals. Aus der Entfernung konnte Irene gerade noch die besonders weichen Härchen am Haaransatz erkenne, die besonders zart und fast durchsichtig glänzten.

Irene war beeindruckt von der Ausstrahlung der jungen Frau, die zwar in ihrem Leben noch nicht so viel geleistet hatte, ihr aber haushoch überlegen war. Nicht nur ihr Äußeres, das aus der Menge herausstach, vor allem der Charakter beeindruckte sie. Eigentlich war es Wahnsinn, wenn sie sich vorstellte, wie Irene sich in der Schule hatte demütigen lassen müssen, wie sie sich hatte beschimpfen lassen müssen. Auf der anderen Seite hatte sie selten etwas erotischeres erlebt wie die Säuberung der Schuhe. Was war an dem Putzen fremder Schuhe schon sinnlich? Nichts. Welcher Art Mensch bedurfte es, daraus eine derart erotische Szene zu machen? Dergleichen hatte sie mit ihrem Mann nie erlebt. Sie hatten auch guten Sex gehabt, sicherlich, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals etwas ähnliches erlebt hatten.

Mit jedem Schritt bohrten sich die Steine in ihre empfindlichen Füße. Irene versuchte mehr oder weniger erfolglos, den Druck wegzunehmen, in dem sie auf den Absätzen auftrat oder über den Spann zu gehen versuchte. Beides war wenig erfolgreich und sah zudem äußerst albern aus. Doch Irene stand nicht der Sinn danach, sich zu schämen. Dafür jagten sie zu viele andere Gedanken.

Sie lief hinter dieser Frau her. Wie eine Untergebene, ein Dienstmädchen im 19. Jahrhundert. Sie hatte dieser Frau das Recht gegeben, ihr Steine in die Schuhe zu tun, sie hatte ihr das Recht zu geben, sie zu missachten, zu misshandeln. Und warum? Weil sie die andere nur berührt hatte. Wie kam sie dazu, dergleichen zuzulassen?

Wie kam sie dazu, Lust bei dem Gedanken zu finden, sich derart erniedrigen zu lassen?

Irene hatte nie viel mit der Frauenbewegung am Hut gehabt, statt zu jammern, hatte sie lieber angepackt, aber im Moment entsprach sie den übelsten Klischees der erfolgreichen Frau, die in ihrer Position falsch war und sich nach Kontrolle sehnte. Dabei war das falsch, denn um nichts in der Welt würde sie ihr berufliches Leben eintauschen.

Die Schmerzen wurden unerträglich. Irene fragte sich, wie lange sie diese noch würde aushalten können. Bildete sie sich ein, dass ihr Schuh feucht wurde? Feucht vor Schweiß oder feucht vor Blut?

Irene betrachtete die Lehrerin wieder.

Sie hielt ihre Schultern aufrecht und unter ihrem schnellen Gang zeichneten sich von Zeit zu Zeit die Schulterblätter ab. Die Wirbelsäule war sanft gerundet und bildete die Spiegelachse zur sich verjüngenden Taille, bevor sie in einer weichen S-Kurve in die wohlproportionierten Hüften überging.

Wie kam man auf der anderen Seite dazu, Freude an der Demütigung anderer Menschen zu empfinden? War es nicht krank, im 21. Jahrhundert andere sich die Schuhe putzen zu lassen? Und dann auch noch eine Lehrerin. Wie benahm sie sich wohl in der Schule? Sie konnte ja schließlich nicht mit dem Rohrstock auf die Schüler einprügeln. Würde sie das wollen? Oder machte die Lehrerin ebenso einen Unterschied zwischen beruflichem und privatem Leben? War sie vielleicht verantwortungsbewusst und warm zu Kindern, wie sich das gehörte und lebte ihre kalte Seite mit Irene aus. Reagierte sie sich vielleicht nur ab für den Stress, den die Kinder ihr bereiteten? Bekam Irene also gerade nur das zu spüren, was die Lehrerin eigentlich Julia antun wollte? Der Gedanke amüsierte Irene und brachte sie zu einem schmerzverzerrten Grinsen.

Wie weit war diese vermaledeite Boutique noch entfernt? Einige Straßen hatte es geheißen, aber einige Straßen waren sie bereits gelaufen. Lange würde sie es nicht mehr aushalten.

Die Hüften der Lehrerin schwangen in einer natürlichen und einladenden kontinuierlichen Bewegung im Rhythmus der Schritte. Unter dem Rock zeichneten sich die straffen Pobacken ab, die auf sportliche Betätigung schließen ließen. Unter dem knielangen Rock kamen schließlich die schlanken und straffen Waden ab. Die Lehrerin war durchaus recht attraktiv und ihr Auftreten kommunizierte auch, dass sie sich dessen bewusst war, ohne aber einer Eitelkeit Ausdruck zu verleihen.

War die Lehrerin lesbisch oder war dieses seltsame Arrangement auch für sie neu? Fragen über Fragen türmten sich auf. Fragen, die sie nicht in der Position zu stellen war.

Bald würde sie aufgeben müssen. Sie überlegte, ob sie die Lehrerin ansprechen sollte, ob sie um Linderung bitten sollte. Vielleicht würde sie ja Verständnis haben. Sie musste Verständnis haben für die Situation und die Schmerzen. Vielleicht war sie sich ja gar nicht bewusst, welche Schmerzen Irene auszuhalten hatte. Irene verwarf den Gedanken. Sie würde es noch ein wenig aushalten können. Sie wollte den Wünschen entsprechen, sie wollte, dass die jüngere Frau zufrieden war mit ihr. Stolz auf sie war.

Was wollte sie eigentlich von der Frau? Eine Affäre? Eine Beziehung? Auf jeden Fall wollte sie ihr nah sein, viel näher noch als sie es jetzt war. Und der Begriff lesbisch schockierte sie auch nicht mehr. Schon lange nicht mehr.

Als sie zusammen am Tisch gesessen hatten, da hatte Irene sich nichts sehnlicher gewünscht, als ihren geschwungenen Mund zu küssen, in ihren Lippen zu versinken. Und in ihrer Phantasie hätte sie das sogar in aller Öffentlichkeit getan. Das wäre es wert gewesen.

Aber die Frage war schließlich, was die andere wollte. Welche Pläne hatte sie? Was durfte Irene erhoffen? Sie wusste noch nicht mal mehr, ob die Lehrerin nicht vielleicht liiert war. Einen Ehering trug sie nicht, aber das bedeutete heutzutage ja nicht viel.

Als Irene schon glaubte, ihre Füße seien nichts als blutige Stümpfe, blieb Frau Wantia stehen und wies auf die Boutique. Es war ein kleiner Laden, der recht modern aussah. Im Schaufenster lagen Kleidungsstücke, die eher jüngeren Frauen zugeordnet werden konnten.

Irene wäre nicht auf den Gedanken gekommen, ein solches Geschäft zu betreten.

Die Boutique war leer, einzig eine junge Verkäuferin, die recht gelangweilt schien, stand hinter der Kasse und schenkte den beiden Frauen keine Aufmerksamkeit. Sie schien höchstens Anfang zwanzig zu sein und an Manieren schien es ihr auch zu hapern, hob sie doch kaum den Kopf zu einem Gruß. Ein Kaugummi komplettierte das negative Urteil vollständig. Die normale Kundschaft dieses Geschäfts würde daran sicherlich keinen Anstoß nehmen und so kümmerte sich auch Irene nicht sehr darum.

Sehnsüchtig blickte sie stattdessen auf einen Sessel in einer Ecke, doch entweder verstand die Lehrerin den Wunsch nicht oder sie ignorierte ihn und so blieb Irene stehen und erfreute sich der kleinen Erleichterung, zumindest nicht hinterherhetzen zu müssen.

Unterdessen sah sich die Lehrerin in dem Laden um. Irene wunderte sich über deren Geschmack ein wenig, war aber zu sehr mit ihren Füßen beschäftigt, um sich großartige Gedanken zu machen.

Schließlich kam sie mit eineigen Kleidungsstücken zurück.

„Hier habe ich etwas schönes gefunden! Aber erst sollten wir uns um ihre Füße kümmern."

Irene war erleichtert.

„Setzen Sie sich in den Sessel und nehmen Sie die Steine doch bitte aus den Schuhen."

Irene humpelte zu dem Sessel -- ein letztes Mal, wie sie hoffte, und ließ sich hineingleiten. Sie hätte vor Erlösung stöhnen können, als sie endlich ihrer Peiniger ledig werden konnte.