Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Vom Leid des Erwachsenwerdens

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

"Mit Meiner kann ich das nicht machen!" höre ich da einen seiern. "Quatsch, Das kann man mit Jeder!"

MERKE: Die Methode muß außergewöhnlich, unerwartet, leise, schnell und druckvoll sein.

Das reicht, und Frieden kehrt ein. Frieden für beide Seiten, wohlgemerkt.

Ich habe vorher irgendwo geschrieben, man soll sie nicht schlagen und jetzt rufe ich munter zum Voll(durch)zug des Arschtritts auf. Widerspruch?

"Natürlich nicht!"

Der Elfmeter ist eine Form der Bestrafung, die sie kennt. Während ihrer Jungmädchenzeit gabs vom Vater und von der Mutter, zu den gegebenen Anlässen, auch Popohaue. Ein kräftiger, unvermittelter, schnell ausgeführter Freistoß in den, von der Natur in so hervorragender Reichweite angebrachten, "Zwillingsball", ist eine schmerzhafte Erinnerung an die Bestrafungskultur der eigenen Eltern (übergeordnete Macht) und wird vom Zielobjekt mit geradezu aufreizend lasziver Eleganz hingenommen.

Auch in der "Unter-40-Klasse" darf der Trümmerhaufen nicht fehlen, denn Trümmerhaufen gibt es in jeder Altersschicht und sind aus dem femininen Alltag nicht wegzudenken. Es wimmelt geradezu nur so von ihnen. Trümmerhaufen sind tückisch. Manche können sich perfekt verstellen und auch ebenso perfekt schminken und kleiden. Also Mann, sei auf der Hut und riskiere immer einen zweiten oder auch dritten Blick, bis du dir ganz sicher bist, einer echten "Schönheit" gegenüber zu stehen. "Schönheit" kommt von innen, sagt man. Leider liegt das Gehirn auch innen. Es stimmt grosso modo, daß schöne Frauen nun wirklich keine Intelligenzbestien sind. Das brauchen sie auch nicht zu sein. Die Gründe dafür liegen auf der Hand (oder im Bett).

MERKE: Es ist viel einfacher eine Schönheit zu verführen als eine "Normale".

Das liegt daran, daß viele Knechte nicht die Eier haben eine Schönheit nur anzusprechen, aus Angst einen Korb zu bekommen. Das macht die Schönheiten verdammt einsam, Jungs! Wie anders kommt es denn zustande, daß die schönsten Frauen mit den häßlichsten Typen zusammen sind? Habt Ihr euch denn noch nie darüber gewundert?

"Doch."

"Na siehste!"

Warum solltest gerade du nicht der Auserwählte sein, der es schafft Lindy Krahfortz oder Saudia Pisser, von der Kerlchen Lagerfällt immer sagt sie käme aus Düsseldorf, dabei kommt sie aus einem Provinznest bei Düüsbuig, zu knallen? Auf, auf zum munteren Jagen. Und vergeßt mir euer "Regenmäntelchen" nicht!

MERKE: Auf jede Faust paßt auch ein Auge.

KAPITEL 2 First encounters of the second and the supernatural kind

In den ersten 8 Jahren meines Lebens spielte Sex als solches keine Rolle. Meine erste Liebe war ein kleines, molliges Mädchen mit fast orientalischen Gesichtszügen. Pater Fuhrmann war ihr Name. Sie, und nur sie allein, beherrschte meine Tage und Nächte. Ich träumte davon ihr, mit allerletzter Kraft, das Leben zu retten, um dann nach ihren, aus Dankbarkeit abgegebenen Liebesschwüren, selbst den schweren Verletzungen denen ich mich bei der Rettungsaktion heldenhaft ausgesetzt hatte, auf dramatischste Art und Weise, zu erliegen. Mein Herz war in Flammen. Sie trug immer selbstgehäkelte Wollhängerchen in rosa und anderen Pastelltönen, die wohl ihre Mutter fertigte. Sie hatte schwarze Haare zu einer halblanger Pagenfrisur mit Pony geschnitten. Um den Hals trug sie stets ein kleines, rundes Täschchen an langem Wollfaden, ebenfalls aus dem gleichen Material und farblich abgestimmt. Sie war ein Wunder der Reinlichkeit in dem ganz normalen Müll unserer Umgebung. Ich glaube daß ich, zu dieser Zeit, nie ein Wort mit ihr gewechselt habe. Ich verehrte Sie nur und heilig war für mich der Boden den ihre Füßchen betraten. Wie konnte ich nur solch' ein Geschöpf ansprechen?

Das ist das typische "Schönheitssyndrom". 99.99% der Jungs da draußen verlieren diese Ehrfurcht nie. Kommt ein Hammerzahn in die Kneipe, flüchten alle schnell an die Pissrinne. Die Psychose eines typischen Maulhelden: Was mach' ich, wenn sie wirklich das Höschen runterzieht?

Von dieser Psychose habe ich mich schnell befreien können. Mit 13 Jahren. Ging ganz automatisch.

Mein Erlebnis mit Pater Fuhrmann war absolut zukunftsweisend, denn ab sofort verliebte ich mich wo ich ging und stand. Ein Supergefühl wenn das kleine Herzchen im Hühnerbrüstchen hüpfte. Ich wurde förmlich süchtig nach dem Gefühl und bin es, Gott sei's getrommelt und gepfiffen, heute noch.

Ich kann mich sehr gut erinnern, daß ich eine weitere Angebetete hatte. Bei ihrem bloßen Erscheinen drohte ich jedesmal in eine nachhaltige Ohnmacht zu fallen. Wenn sie, rein zufällig, nur grob in meine Richtung blickte, trat sofort das gesamte Blut meines noch so jungen Körpers in meinem Kopf zum Appell an. Geil. Ich wette, daß sie gar nicht wußte, daß ich existiere. Meine heimliche Anbetung dieses göttlichen Geschöpfes ging so weit, daß ich mich eines Karnevals, man "ging" pflichtgemäß als Cowboy oder Indianer, übermutig und fast schon dreist dazu entschloß, ganz einfach über ihre Straße zu stolzieren. Abgesehen von der Kühnheit dieser Tat an sich, mußte ich mich auf dem Weg dorthin auch durch "Feindesland" bewegen. Feindesland war alles, was nicht meine Straße, die Pissmannstraße, war. Es gab wirkliche Straßenkämpfe mit blutigen Nasen und gebrochenen Fingern, vor Allem zur Karnevalszeit. Denn da waren alle bewaffnet! Mein Kostüm war eine der verwegenen Mischungen zwischen Wyatt Earp und Zorro. Von meinem Taschengeld erwarb ich eine schwarze Augenmaske an deren Unterkante ein ebenso schwarzer Viskoselappen angenäht war. Somit war das ganze Gesicht verborgen. Ich hatte an meinem, lässig auf viertel vor Fünf hängenden Patronengürtel, 2(!) Halfters für meine Plättchen-Revolver, denen man beim feuern nur ein armseliges "Pätsch" oder "Plitsch" entlocken konnte. Oft machte es nur "klick", wenn der Hammer erfolglos seine Arbeit verrichtete, weil die auf einer roten Papierrolle angebrachten Pulverwarzen, nicht gerade zuverlässig zündeten. Ich trug meine "Lewwis" (heute phonetisch: Lieweiss), so sprach man das Fabrikat dieser Nietenhosen (heute: Jeans) damals aus, ein rot/weißes Karohemd (mein Lieblingshemd. Hatte ich auch in blau/weiß!), normale Straßenschuhe und einen Cowboyhut aus allerbilligstem Filz. Diese Hüte hatten die, für den strapazierten Geldbeutel eines normalen 8jährigen, schreckliche Angewohnheit, sich schon bei einem schlechten Wetterbericht in seine Bestandteile zu desintegrieren. Ach, vergessen hätte ich beinahe den angeklebten Schnurrbart, der besonders prall unter der schwarzen Lappenmaske zur Geltung gekommen sein muß. Bart macht eben selbstbewußt, oder auch nicht, denn nur der Gedanke allein, mich nun gefestigten Schrittes auf die Socken zu machen und wirklich und endgültig durch ihre Straße zu marschieren, produzierte alle vorgenannten akuten Liebeskrankheitssymptome auf ein Mal. Mir war speiübel. In diesem Zustand der gerade noch kontrollierbaren Übelkeit und mit dementsprechend wackeligen Knien, ging ich meinem Schicksal entgegen. "Do not forget me, oh my darling...." (Filmmusik zu Original: High Noon, Titel im deutschsprachige Raum: 12 Uhr Mittags) Ja, genauso muß sich der alte Merry Pooper gefühlt haben, als er den gesammelten Bösewichten des Wilden Westens gegenübertrat. Der Weg war weit und der Geist von Merry Pooper bei mir. Die frische Luft, diese Karnevalsveranstaltungen finden zur unmöglichsten Jahreszeit statt, tat mir gut und mit jedem Schritt verließ mich ein wenig die Übelkeit, nur um ständig wachsender Panik Platz zu machen. Ja, Panik. Panik mit allen ihren Nebenwirkungen wie kalte Hände, kalte Füße, heißer Kopf mit kaltem Schweiß darauf. Die schwarze, breitkrempige Dunstkiepe tat ihr übriges, der Kleber meines Bartes löste sich auf. Ungeachtet allem Diskomfort, wie in Trance, ging ich weiter meinem Ziel entgegen. Merry Pooper eben. 200m bevor ich in ihre Straße einbiegen mußte wurde die Panik so groß, daß ich dachte zu kollabieren. Vor meinem imaginären Auge spielten sich die dramatischsten Ereignisse ab. Krankenwagen! Ja, wie säh' das denn aus? Wyatt Earp, Zorro und Merry Pooper in einer Person in einem Krankenwagen weggekarrt?! Gott, wie peinlich!

Jetzt war ich nun einmal hier und nahm meinen letzten Mut, der noch in mir kleinem Häufchen Elend steckte, zusammen und bog ein, auf die Straße wo sie lebte. Keine Menschenseele war zu sehen.

Ich war enttäuscht und befreit zugleich, denn es war schade, weil jetzt wo ich da war, wäre ich auch zu allem bereit gewesen und gut, denn ich war zu nichts gezwungen. Ziemlich gefaßt, die Schultern, deren Verbreiterung wegen, etwas angehoben und den O-beinigen spielend, denn Cowboys haben alle O-Beine vom vielen Reiten, schritt ich nun endlich, ständig aus den Augenwinkeln ihr Haus beobachtend, über feindliches Territorium. Das war wirklich mega-mutig und ich bin deshalb heute noch sehr stolz auf mich. Nicht nur war ich bereit, mit allen Konsequenzen, meiner Angebeteten unter die Augen zu treten, auch begab ich mich in eminente Gefahr fürchterlich eins auf die Birne zu bekommen. Damals wurden auch die kleinsten Territoriumsverletzungen in Form von einigen Beulen bestraft, die in loser Reihenfolge, von mehreren Kindern zugleich, am Feindeskörper angebracht wurden. Das sind die Art von schmerzhaften Erlebnissen, denen man sich einfach nicht wiederholt und freiwillig ausliefern will.

Das war der erste, große Grundstein zu meinem schlicht überdimensionierten Selbstbewußtsein.

Gestärkt von diesen Erfahrungen machte ich mich fürderhin auf, die Damen meines Herzens auch anzusprechen. Welch' kecker Frevel! Solches war damals völlig außerhalb jeder Ordnung, denn meine Spielkameraden hatten ja überhaupt kein Verständnis dafür, daß ich mich mit MÄD-CHEN unterhielt. Das war wohl das allerletzte. MÄD-CHEN! Das war die andere Seite, die GANZ andere Seite. Mädchen. Das waren weiße Söckchen, Schleifchen im Haar, Dinger die mit Puppen spielten. Mein Gott, PUPPEN! Mit anderen Worten: Mädchen waren Wesen einer anderen Welt. Man behandelte mich zeitweise wie einen Überläufer, der keinem geringeren als dem Erzfeind aller Menschen, gemein-verräterisch und aus niederen Beweggründen die keinerlei Definition oder Entschuldigung zulassen, die allerallerwichtigsten und strenggeheimsten Informationen zugespielt hat. Das Kollektivurteil war: Schuldig in allen Punkten der Anklage. Ich war ein Aussätziger. Ein Verräter. Geächtet. Vogelfrei.

Schöne Scheiße. Von nunab durfte ich nur zusehen, wenn meine Kameraden auf dem Kriegsplatz, wo sich die Kriegsstraße, parallel zu meiner Pissmannstraße verlaufend trafen, Fußball spielten. Obwohl ich ein wirklich guter Kicker war, wäre es unter der Würde eines Jeden gewesen, mit mir in einer Mannschaft zu spielen, oder vielleicht sogar nur gegen mich zu spielen. Ich war Luft. Dünne Luft. Eine Spiegelung meines früheren Ichs, an das man sich nur ganz schwach zu erinnern schien. Dieser Status Quo hielt einige Zeit an. Für mich eine glatte Ewigkeit.

Ein Mädchen war es sodann auch, das mich beinahe, mit ihrer Freundlichkeit, frühzeitig ins Jenseits geschickt hätte.

Dieses Ereignis ist wohl das Ereignis meines Lebens. Es hat, zumindest unterbewußt, alle meine späteren Geschicke, so wie ich überzeugt bin, maßgeblich beeinflußt. In voller Tragweite wurde mir das erst kürzlich klar. Diese Geschichte habe ich bist jetzt nur 5 Menschen erzählt. Menschen, die mir nahestehen. Warum ich sie jetzt hier veröffentliche? Ohne diese Begebenheit zu erwähnen, würde ich jedem Leser die Möglichkeit rauben zu verstehen wer ich wirklich bin. Außerdem möchte ich bei dieser autobiographischen Erzählung so authentisch und objektiv wie nur eben möglich bleiben. Das was ich auslasse, habe ich vergessen. Ich vergesse weniges, da mein Gedächtnis, durch meinen später Beruf, notgedrungen bestens funktioniert. Ich kann fast den genauen Wortlaut von Telefongesprächen, die zum Beispiel 2 Jahre zuvor geführt wurden, nacherzählen. Und ich führte sehr oft 100 Telefongespräche am Tag. Diese Begabung ist antrainiert und in meinem Beruf unerläßlich. Von naturaus habe ich ein fotografisches Gedächtnis, daß mir auch sehr geholfen hat. Nun zu den Geschehnissen dieses warmen Sommertages. Es muß ein Sonntag gewesen sein, denn ich erinnere mich ein weißes Hemd, das viel zu heftig gestärkt war, getragen zu haben. Es war nichts zu tun. So stand ich im Hauseingang des fünfstöckigen Mietshauses mit der Nummer 32, das meine Urgroßmutter gehörte und harrte der Dinge die da kommen mochten. Daß ich, innerhalb der nächsten 10 Minuten in akuter Todesgefahr sein würde, war mir nicht klar (Ja, Todesgefahr, denn das Wort Lebensgefahr ist schlicht falsch). Meine Spielkameraden behandelten mich immer noch wie einen riesigen Eiterpickel auf dem makellosen Gesicht einer 14jährigen. Ein Mädchen überquerte die Straße. Ein Mädchen dessen Namen ich nicht vergessen, sondern nie gewußt habe, obwohl sie direkt gegenüber wohnte. Sie war ein Trümmerhaufen. Als sie mit einem irren Lächeln, das aus Unsicherheit gepaart mit dem der Trümmerhaufen eigenen, zielstrebenden Killerinstinktes, auf mich zukam, wollte ich schon das Weite suchen. Hätte ich es nur mal gemacht. Ich erspähte aber mit sicherem Blick das Objekt meiner Begierde, welches sie in ihrer rechten Hand trug. Eine Tüte Bonbons. Sie stellte sich vor mich, betrachtete ihre Fußspitzen und sang: "N'Tach, Alexander". Bevor ich überhaupt antworten konnte, hielt sie mir kommentarlos die Tüte unter das Brustbein.

Englische Drops! Sauer, gut, dick, rund, und so groß wie ein Fünfmarkstück. Ich suchte einen grünen aus. In freudiger Erwartung von Waldmeistergeschmack, den ich so liebte, bedankte mich, schälte ihn sogleich aus seiner Klarsicht-Zellophan-Verschraubung und steckte ihn mir genüßlich in das, für solche Dinge vorgesehene Loch direkt unter der Nase.

Gott, war der sauer! Schon der allererste, kurze Kontakt mit meiner Zunge brachten Maltase und Zymase in meiner Mundhöhle in Wallung. Wahre Ströme von Speichel schossen in meinen Mundraum und leider auch dahin, wo sie eigentlich nichts zu suchen hatten, in meine Luftröhre, was mich prompt zum Husten brachte. Den verirrten Speichel brachte ich zwar heraus, dafür nahm aber nun der Bonbon seinen vorherigen Platz ein. Meine Zunge ertastete alles, aber nur keinen Bonbon. "Scheiße" dachte ich bei mir. Wie gewonnen, so zerronnen. Ich machte mir keine Sorgen darüber, da ich Weltmeister im Verschlucken war. Vor mir waren auch Kaugummis nicht sicher. Anstatt sie, nachdem sie jenseits der Geschmacksgrenze waren, auszuspucken, oder wie jeder normale Junge es tat, sie unter einem Möbelstück anzubringen, schluckte ich sie einfach runter. Ende-Gelände. Das Mädchen war auch schon wieder auf der anderen Seite der Straße angelangt und ich wollte die Sache schon vergessen, als ich bemerkte, daß ich keine Luft mehr bekam. Was tun? Ich versuchte zu husten. Aber in Ermangelung von Luft ein nicht so einfaches Unterfangen. Denn zum erfolgreichen Abhusten gehört nunmal vorderhand auch ein ebenso erfolgreicher, kräftiger Atemzug. Der war nunmal nicht drin, momentan. Da ich bis zu diesem Tage recht wenig Erfahrung mit dem Erstickungstod habe sammeln können, wurde mir erst dann klar, daß etwas völlig im Bogen lief. Ich schätze, daß zu diesem Zeitpunkt schon eine wertvolle Minute vergangen war. Ich klingelte Sturm bei meiner Großmutter. Es dauerte, für mich, eine Ewigkeit bis sie endlich den Türöffner drückte. Ich wetzte mit einer affenartigen Geschwindigkeit die drei Stockwerke hoch und mußte meine Großmutter erst noch suchen. Als ich sie fand zeigte ich, wild gestikulierend, mit weit geöffnetem Schnabel auf meinen Hals, da sprechen außerhalb jedweder Diskussion ist, wenn man gerade erstickt. Zum Glück erkannte sie die prekäre Situation sofort, aber leider nicht in der gesamten Tragweite und gab mir Mineralwasser zu trinken, da sie noch nicht ganz begriffen hatte, das der vermaledeite Bonbon in der Luftröhre steckte. Über dem Kühlschrank hing ein Spiegel, in dem ich mich und meinen Gesichtsfarbwechsel betrachtete. Zuerst war ich rot, dann blaß und immer blässer, bis ein leichter Blauton eintrat. Das war für meine Großmutter der Punkt an dem sie vollends begriff. Sie versuchte mich auf den Kopf zu stellen. Sie war zu schwach, die Gute. So klopfte sie mit einem Stocheisen, ein Gerät welches man zur Durchlüftung von Brikettladungen in Kohleöfen braucht, um die Brennleistung unter Zuführung von Sauerstoff zu steigern, an ein in der Zimmerecke verlaufendes Metallrohr. Das war das Zeichen für ihre Schwester, die unter uns wohnte, sofort die Hufe zu schwingen und presto in der dritten Etage anzutanzen. Was sie auch prompt tat, denn sie war die jüngere Schwester. Damals zählte das noch. Nach einer sehr knapp gehaltenen Einführung in das Geschehene, denn Zeit war Leben, stellte man mich nun, mit vereinten Kräfte kopfwärts und trat mir kräftig in die Lungenflügel. Äußerst unangenehm, sage ich euch. Ich schätze, daß vom Zeitpunkt des Verschwindens des Bonbons, ca. 3-4 Minuten vergangen und bis jetzt alles ziemlich normal verlaufen war. Was man so normal nennt, wenn man davon absieht, daß gerade ein kleiner Junge dabei ist den letzten Furz abzunabeln. Denn von letztem Atemzug kann hier, mit Sicherheit, keine Rede sein. Nun aber kam das Außergewöhnliche. Ich strampelte mit meinen Beinen, die beiden alten Frauen fest in ihren Händen hielten, um zu signalisieren, daß sie aufhören sollten. Sie begriffen schnell. Langsam ließ man mich zuboden gleiten. Wir spürten alle, daß es zuende ging. Ich wollte nur noch sterben. Sterben in Ruhe und Würde. Nicht wie ein Punching-Ball, kopflings hängend und mit Füßen malträtiert. Langsam ging ich zu einem, in der Wohnküche befindlichen Sofa, setzte mich und starrte vor mich hin in Erwartung des Todes. Ich hatte keine Angst. Die Panik war unsäglicher Ruhe und Zufriedenheit gewichen. Ein Gefühl, das Worte nicht beschreiben können und ich werde es auch hier und jetzt nicht versuchen. Eines Tages wirst auch du es verspüren und genau wissen, was ich gemeint habe. Wie in einer Kamerafahrt, sah ich mich auf der Couch sitzen, als meine Seele, nur so kann ich es beschreiben, sich langsam mit stetiger Geschwindigkeit, über mich hinweg, von mir und dem Zimmer entfernte. Ich schaute nicht mehr durch die Augen meines da unten sitzenden Körpers. Ich sah mit meiner Seele. Das Sterben fängt also vor dem medizinischen Exitus schon an. Erstaunlich, nicht wahr? Ich sah meine Großmutter und Tante in der Ecke der Wohnküche bei der Eingangstüre zum Flur hin stehen, sich in den Armen liegend weinen. Es muß grauenhaft für sie gewesen sein, während ich mich so wohl wie ein Schwein in Scheiße fühlte und völlig losgelöst einen auf Wegschweber mimte. Als ich so weit entfernt war, daß die ganze Szene auf die Größe einer handelsüblichen Zigarettenschachtel zusammengeschrumpft war, muß Jemandem, in der Heimholungsabteilung des Himmels, der Fehler aufgefallen sein. "ALARM! Kommando zurück! Alle Schutzengel im Bereich Pissmannstraße, Düsseldorf, aufwachen! Reanimation einleiten!" So oder so ähnlich muß es getönt haben. Die Seele flog wieder in mich hinein, ich konnte wieder aus meinen körpereigenen Augen sehen und verspürte sofort einen wahnsinnigen Druck in meinem Brustkasten. Alsob ich explodieren würde. Ich hatte keine direkte Erinnerung mehr an das was geschehen war, sah nur das Waschbecken in der Ecke der Wohnküche, mir schräg gegenüber, auf das ich nun lossprintete, denn ich dachte ich müsse mich übergeben. Solche Dinge erledigt eben ein gut erzogener Junge über einem Waschbecken. Kaum dort angelangt, flog mir der grüne Peiniger mit unbeschreiblicher Urgewalt aus dem Hals.

Meine Großmutter, ihre Schwester und Wahnsinnspanik eilten zu mir. "Ist jetzt wirklich alles vorbei?", fragte ich bestimmt hundertmal. Mit Engelsruhe antwortete meine Großmutter an deren Busen ich nun völlig erschöpft Ruhe zu finden suchte, ebensooft "Ja, Alexander, es ist alles wieder gut." Viele Monate danach konnte ich keine feste Nahrung zu mir nehmen aus Angst vor dem Ersticken. Sogar Spinat, zu einer grünen Pampe verkocht, den man hätte notfalls auch durch die Nase schnupfen oder intravenös einführen können, war mir zu dick. Ein Drama. Noch Jahrzehnte später überkamen mich beim Essen gelegentliche Panikanfälle, anders kann man das wohl nicht nennen, die ich gekonnt kaschierte um meine Umwelt nicht zu beunruhigen. Was 'ne Scheiße. Geschäftsessen gerieten somit zu einer wahren Tortur. Speziell in Fischrestaurants. Mein Großvater brachte mir alle möglichen und unmöglichen Süßigkeiten von der Arbeit mit, um meinen Appetit auf feste Nahrung anzuregen. Vergebens. Schlußendlich kam er mit einer Tüte Salzgebäck in Form von kleinen Fischen. Das tat es dann. Zuerst durchnäßte ich das Objekt in meinem Mund mit Speichel, bis es in totale Flüssigkeit verwandelt war. Dann erst wurde geschluckt! Über die vorbeschriebene Spinatpampe hangelte ich mich wieder bis zu Dingen hinauf, die man wirklich kauen mußte.