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Kuchen und Pizz

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"Weißt du schon wohin?"

"Ja, wenn ich nicht noch was viel, viel besseres finde, zu diesem Menschen hier", und tippte auf Detlevs Anzeige, "wenn du willst, hör doch mal seine Bandansage an -- wenn das nicht deinem Hetero-Bewußtsein widerspricht."

"Quatsch -- gib mir mal die Nummer!"

"Du kannst die Wiederholungstaste drücken."

Das tat Stefan auch und hörte sich Detlevs Sermon an.

"Klingt ja ganz sympathisch, dann geh da man hin nächste Woche!"

"Und du läßt mich so einfach im Sündenpfuhl ertrinken und versuchst in keinster Weise, mich zurückzuhalten?"

"A: Natürlich versuche ich, dich vor dem Sündenpfuhl zu bewahren --"

Damit rückte er an mich heran und begann damit, meine Bluse aufzuknöpfen und an meinen Jeans herumzufingern.

"Das ist auch ein Sündenpfuhl!"

"Aber längst nicht ein so pfuhliger -- und B: Wie ich meine liebe Melanie kenne -- zu kennen glaube, läßt sie sich so leicht von nichts zurückhalten, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat."

"Du magst ja recht haben", sagte ich kleinlaut.

"Natürlich hab ich recht -- jedenfalls damit -- und natürlich mußt du auch mir erzählen, was du da erlebt hast --"

"Wieso ,natürlich`? Hast du mir denn von deinen letzten Ausflügen in die Sundenpfühle erzählt -- wann war das überhaupt das letzte Mal?"

"Vor fast einem Jahr auf einer Tagung in Düsseldorf, ich hab dir das erzählt, da gibt es noch so was wie früher das Eros-Center in Hamburg -- war nicht schlecht."

"Ja, ich erinnere mich -- aber ,natürlich` ist es dennoch nicht, daß ich dir von meinen Erlebnissen erzähle -- wenn ich mich schämen muß, erzähle ich das nicht, jedenfalls nicht unmittelbar danach."

"Ist doch klar, mein liebes Mellchen -- ich glaub, die Eiswürfel müßten inzwischen fertig sein."

"Ogottogott, die sind sicher schon angebrannt!"

"Du bist und bleibst ein ganz lieber Scherzkeks!"

Während ich die Eiswürfel mühsam aus der Plastikform in eine großes Glas füllte, klimperte Stefan etwas auf dem Cembalo.

"Du darfst gern darauf spielen -- das hab ich dir doch schon zigmal gesagt."

"Aber ich müßte anständigerweise doch vorher mal ein Stück bei mir zu Hause auf dem Klavier üben."

"Dann tu das! -- So, hier sind unsere Cinzanos."

"Du mit deinem Faible für korrekte Sprache sagst nicht ,Cinzani`?"

"Du hast ja eigentlich recht! -- Prost!"

"Prost -- da hab ich mich den ganzen Abend drauf gefreut."

"Nur auf den Cinzano oder auch ein eventuelles Beiprogramm?"

"Ja, auch darauf -- um ehrlich zu sein."

"Na, siehst du -- sei mal ehrlich!"

"Bin ich doch immer."

"Na, gut. -- Wie ich dich kenne, willst du weder hier auf dem Sofa noch auf dem Küchentisch, sondern klassisch im Bette!?"

"Du hast es erraten!"

"Dann pell dich mal aus -- Bügel für den schicken Anzug müßtest du im Kleiderschrank finden --, geh ins Bad und mach dich frisch -- solange räum ich hier die Gläser weg."

Stefan trollte sich in die hinteren Räume. Wie es typisch für Männer vor einem erotischen Abenteuer ist, zog er sich blitzschnell aus, und in wenigen Sekunden hörte man die Dusche rauschen. Ich wußte, daß sich Stefan auch vorher recht ausgiebig duschte, wobei er sich meist schon erregte -- ob nur mit lüsternen Gedanken oder auch mit Nachhilfe, weiß ich nicht, ist ja auch egal --, und so mußte ich, nachdem auch ich mich freigemacht und das Bett aufgeschlagen hatte, darauf warten, bis mein momentaner Süßer, einen geilen Anblick bietend, aus dem Bad kam. Unsere Wege kreuzten sich vor demselben, nackt, wie wir beide waren, umarmten und befingerten wir uns schon mal, dann legte er sich sich aufs Bett und harrte meiner. Ich duschte mich flink, aber sorgfältig, wie ich es spätestens in der Sauna gelernt hatte, trocknete mich weniger flink, aber ebenso sorfältig ab, legte mich neben Stefan und ließ mich überraschen, mit welcher Technik er es heute vorhatte zu versuchen, sich und mich auf die Höhen der Lust zu befördern.

Als sehr erfahrener Liebhaber hatte er keinerlei Probleme damit. Zu meiner Linken liegend, wie fast alle meiner Freunde, drehte er sich zu mir, schob seinen rechten Arm als Kissen unter meinen Kopf, hob sein linkes Bein auf meine Schenkel und stieß mit dem Knie sanft an meine Scham. Mit der freien linken Hand knetete er ausgiebig meine Brüste, umrundete dann mehrfach die Krümmungen meines Bauches, wuschelte im Wuschelhaar und tastete schließlich ganz langsam und vorsichtig in meine Spalte. Nach dieser Vorbereitung fand er dort triefende Nässe und eine sehr erregte Perle. Er umrundete mit zarten Fingern alle Einzelteile, tauchte auch schon mal etwas in die Lustgrotte ein -- konnte man als erfahrener Frauenheld den G-Punkt an irgendetwas ertasten? Jedenfalls traf er ihn genau, und ich hatte fast schon einen Höhepunkt. Aber doch nur fast, denn als Stefan seinen Finger wieder herauszog, baute sich meine Erregung ein kleines bißchen wieder ab. Währenddessen spürte ich an meiner linken Hüfte etwas wachsen; Stefan machte eine leichte Bewegung aus der Schoßbeuge, und sein Ding sprang meiner Hand entgegen. Als ich anfangen wollte, es leicht zu bearbeiten, gab mir Stefan mit einer winzigen Kopfbewegung zu verstehen: "Bitte nicht!" Ich wußte es ja eigentlich: Stefan meinte wie die meisten Männer, "eine Frau nehmen" bedeute "in ihr, in sie spritzen", nicht in noch so liebende Münder oder Hände. Er war wohl kurz davor, jedenfalls fühlte ich etwas, was geile Männer gern als "eisenhart" bezeichnen. Ganz so eisenhart war es zum Glück nicht, als wir uns in die Seitenlage drehten und er mir seinen Luststab reinschob. Stefan brauchte nur noch drei oder vier Stöße bis zur Entladung, dann sackte er im übertragenen Sinne zur postkoitalen Tristesse zusammen und lag schwer schnaufend neben mir. Diese Phase dauerte nicht lange, Stefan war noch ziemlich stiff und ziemlich erect in mir, da sagte er:

"Junge, war das geil -- ich glaub, so was hab ich seit zehn oder fünfzehn Jahren nicht mehr erlebt."

"Das kann ich nicht nachprüfen -- seit wir uns kennen, könnte das hinkommen -- aber auch nur halb."

"Wieso nur halb?"

"Weil ich noch nicht fertig bin."

"Ja, das ging wohl heute zu schnell, entschuldige!"

"Entschuldige dich nicht -- tu was!"

Stefan begann mit sanften Fickbewegungen, und er wuchs auch wieder etwas, aber er wußte, wir beide wußten von unseren wenigen Doppelnummern, daß er eine recht lange Totzeit hatte. Im Bewußtsein dessen begann er mit zarten Fingern um meine diesmal riesengroße -- so hatte ich es jedenfalls im Gefühl -- Perle zu spielen, und nach wenigen Sekunden kam ich mit solcher Gewalt, schrie laut und schlug die Schenkel zusammen, daß --

"Au", rief Stefan, "meine Hand brauch ich noch!"

"Nun übertreib nicht so maßlos -- bei meinem frauentypischen Fett an den Beinen."

"Du redest doch immer von ,Wanderbeinen` --"

"-- aber trotzdem!"

Stefan war sozusagen fertig und schlief alsbald wie ein Baby neben mir ein. Auch ich war sehr müde, mußte aber wie immer wach bleiben, um ihn nach spätestens einer halben Stunde zu wecken, damit er noch zu einer vernünftigen Zeit unschuldslammartig zu seiner Eheliebsten nach Hause schleichen konnte. So machte ich zu gegebener Zeit ein paar leichte und dann stärkere Bewegungen, und als Stefan aufgewacht war, sagte ich zu ihm:

"So -- aufstehen -- es ist Zeit, nach Hause zu gehen --"

"Ja -- danke -- ich geh schnell ins Badezimmer --"

Und wie es für untreue Ehemänner auf Abwegen typisch ist, duschte er in Windeseile und zog sich in einer halben Minute an. Dabei fragte ich, mich noch nackt auf dem Bett fläzend:

"Hast du nun mal mit Gerda gesprochen?"

"Nein", sagte Stefan nur kleinlaut.

"Dann tu das bitte endlich -- ich hab wenig Recht, was dagegenzuhaben, wenn das weiterläuft -- ich erhebe keine Ansprüche und werde auch keinen Skandal machen, aber du solltest Ordnung in deine verschiedenen Beziehungen bringen --"

"Natürlich, aber es ist so schwierig, ihr jetzt nach so vielen Jahren zu sagen --"

"Aber es muß sein -- ich sag es dir jetzt zum tausendsten Mal: Am besten beichtest du deiner Frau von Gerda und von deinen Puffbesuchen -- wenn du keinen Sex mehr mit deiner Frau hast, dann muß sie dir einen Auslauf gönnen --, und dann machst du mit Gerda Schluß, und wenn sie Skandal macht und deine Frau anruft, dann läuft sie ins Leere -- du hast Gerda doch hoffentlich nie was Weitergehendes versprochen?"

"Nein, wirklich nie -- nur sie redet letztens immer häufiger von Heiraten --"

"Na, also: Wenn das so ist, dann mach Gerda das nochmal klar, und rede vorher mit deiner Frau -- du sagtest mal, ihr hattet früher heißen Sex --"

" -- oh ja!"

"-- dann kann man ja ihrerseits ein gewisses Verständnis erwarten -- das hab ich dir aber schon x-mal gesagt."

"Ja, aber --"

" -- nix ,aber`, trink dir Mut an und zieh das durch! Jetzt aber ab durch die Mitte!"

Mit einem der Eile wegen hingehauchten Küßchen verabschiedete sich Stefan, ich ließ ihn aus der Tür, duschte, zog mir einen Pyjama an und sah noch ein paar Hefte durch.

Zum Kaffeekränzchen am nächsten Tag erschien als erste Gudrun und fragte noch in der Tür:

"Na, wie war's?"

"Später, wenn alle da sind! Hilf mir mal lieber beim Kaffeekochen und Tischdecken!"

Mit enttäuschter Miene machte sich Gudrun an diese Verrichtungen, und man sah, wie es in ihr arbeitete, sie mich verstohlen von der Seite ansah und wohl dachte: ,Sieht so eine Frau aus, die bei einem Hurerich war und sich von ihm hat durchficken lassen?` Vielleicht dachte das die liebe, gute Gudrun auch in ans-tändigeren Ausdrücken.

Bald kamen auch die anderen beiden, man sah, wie sie vor Neugier platzten, und als wir am Tisch saßen, der Kaffee eingegossen war und wir alle mit Kuchen versorgt waren, gab es kein Halten mehr, und von allen Seiten tönte es mir entgegen:

"Wie war's? -- Erzähl doch mal!"

Ich machte eine Kunstpause und sagte cool:

"Ich war noch nicht."

Maßlose Enttäuschung. Es hätte noch gefehlt, daß eine der Grazien gesagt hätte: ,Dann hätten wir ja nicht zu kommen brauchen!` Nach einiger Zeit und beim zweiten Stück Kuchen fragte Trudi:

"Aber du hast doch schon angefangen zu suchen -- du hast doch die gewissen Blätter auf deinem Schreibtisch liegen, wie ich gesehen hab -- das hast du doch sonst nicht!"

Daran hatte ich nicht gedacht, die Blöd-Zeitung und die Mopo beiseitezuräumen, ja, ich hatte sogar auf dem Seitenrand Detlevs Adresse von seiner Bandansage notiert -- zum Glück mit einem harten Bleistift -- dieses Gekritzel hatte die gute Trudi nicht bemerkt, und so konnte ich lügen:

"Angefangen zu suchen hab ich, aber noch nichts gefunden."

"Sollen wir dir helfen?"

"Nein, vielen Dank, das schaff ich schon allein."

Die Enttäuschung über das Ausbleiben saftiger Einzelheiten aber überschattete die ganze Sitzung, und dem konnte auch eine neue Création der Konditorei Buchner nicht abhelfen, von der ich gleich vier Stück gekauft hatte.

"Na, dann vielleicht nächsten Samstag", sagte Gudrun zum Abschied und würdigte mich immerhin einer cousinenmäßigen Umarmung und ebensolcher Küsse; "ich denk an dich!", flüsterte sie mir noch zu.

Aber es arbeitete in meinen Kaffeeschwestern, wenigstens in Trudi, denn sie rief mich noch spätabends an und sagte:

"Du, Melanie, ich hab auf dem Nachhauseweg nochmal an einem noch offenen Kiosk angehalten und eine Morgenpost gekauft und zu Hause einige der Anzeigen angerufen --"

"-- Anzeigen angerufen? --"

"Ja, ich weiß, und da hab ich jemand gefunden, das klang ganz sympathisch, er heißt Detlev, wohnt in Rothenbaum, und seine Telephonnummer ist ..."

"Ja, danke, ich schreib sie mir auf, ich hab hier schon einen Zettel -- na, nochmal danke und gute Nacht."

Selten habe ich mich so auf meinen Wochenendbesuch bei meiner Mutter gefreut wie diesmal. Ich empfand ihn als eine Galgenfrist vor meinem schweren Gang zu Detlev. Ich kaufte wieder Kuchenmengen wie für eine mittlere Kompanie, darunter auch die neue Création und begab mich zu unserem Haus.

Mama war gut aufgelegt und begrüßte mich mit den Worten:

"Du kommst ja heute früher als sonst -- das ist schön, ich hab schon richtigen Kaffeedurst. Dann kannst du ja nachher noch im Hellen mal auf den Dachboden gehen, ich glaube, da nisten Tauben."

Herrliche Aussichten. Aber auch diese etwas eklige Angelegenheit, die Tauben rauszujagen, das Nest in den Müll zu tragen und etwaige Ritzen zu dichten, würden mich von anderen Problemen ablenken.

"Mama, ich mach das gleich, getan ist getan, mach du schon mal den Kaffee und deck den Tisch!"

Die Tauben waren zum Glück auch irgendwo auf Sonntagsbesuch, das Nest fand ich und trug es mit spitzen Fingern zur Mülltonne, aber die Ritze oder, genauer gesagt: Ritzen mußte ein Dachdecker dichten. Ich konnte Mama den Bruder eines Kollegen empfehlen, der Dachdeckermeister war und einen kleinen Betrieb hatte.

Bald saßen wir am Kaffeetisch, schenkten uns ein, beluden unsere Teller mit Kuchenherrlichkeiten, Mama schlug vor, daß wir uns auch einen Cognac genehmigen -- das tat sie nur, wenn sie allerbester Laune war --, und dann erzählten wir uns die Begebenheiten der letzten Woche: was in der Schule war, wer angerufen hatte, was meine Brüder getan oder nicht getan hatten, zum Beispiel Mama besuchen, ich nahm nur Hans in Schutz, Mamas Auto mußte zum TÜV --

"Aber, Mama, bring das Auto doch zu unserer Werkstatt, die sehen es durch, reparieren, was zu reparieren ist, und machen auch den TÜV."

"Aber es sagen doch alle, die betrügen nur und machen Sachen, die gar nicht notwendig gewesen wären."

"Ich glaube, seit Papa mal den Kfz-Meister zu einem Bier eingeladen und von Mann zu Mann mit ihm geredet hat, können wir uns absolut auf die verlassen."

"Das hab ich ja schon ganz vergessen, du hast recht, so werd ich's machen -- wie hieß der noch?"

"Hansen; das ist der ältere der beiden Meister da, er sitzt immer an dem hinteren Tisch."

"Ja, ich glaub, ich weiß, wen du meinst -- der trägt eine ziemlich starke Brille?"

"Genau, der ist es."

"Hansen, sagst du. -- Und sag mal, was ist nun mit deinem Freund, von dem du letztens immer erzählt hast?"

"Stefan -- ,letztens` heißt übrigens: seit bald -- oder schon über -- zwei Jahren -- ja, das läuft noch."

"Und denkt ihr nicht vielleicht mal -- mal weiter --"

"Du denkst: ans Heiraten. Nein, daran denken wir nicht, er ist nämlich verheiratet --"

"Melanie, aber --"

"Ich weiß, was du denkst -- du denkst, das ist nicht richtig -- da hast du ja auch recht mit -- aber irgendwie tut er mir leid, er wird mit seinen anderen Beziehungen nicht fertig --"

"-- andere Beziehungen?"

"Ja, außer mir hat er noch eine Freundin, die sich anschickt, ihn zu erpressen -- und à propos heiraten: Ich will nach dem dreizehn Jahre älteren Dieter nicht wieder einen fünfzehn Jahre älteren Herrn heiraten."

"Fünfzehn Jahre älter -- das hast du ja noch gar nicht gesagt --"

"Doch -- ich bin mir ziemlich sicher, daß ich das mal erzählt habe. -- Ich weiß auch, daß das problematisch ist, aber ich hab im Augenblick niemanden sonst -- ich bin eben anders als Papa und du -- ich bewundere euch und vor allem Papa maßlos, wie er so das ganze Leben, ohne links oder rechts zu gucken --"

"Nun ja --"

"Wie meinst du das, Mama?"

"Das erzähl ich dir vielleicht mal, wenn du groß bist, mein Spatz", sagte meine Mutter lächelnd, "und nun laß uns unseren Kuchen genießen!"

Wie man sich denken kann, benutzte Mama die Wendung "wenn du groß bist", seit ich denken kann, und bisher hatte sie solche Dinge später immer gesagt -- ich brauchte also nur geduldig zu warten.

Der weitere Nachmittag verlief harmonisch ohne Erörterung heikler Probleme.

Am Dienstag darauf sollte das Experiment steigen. Ich hatte nach der fünften Stunde, also den ganzen Nachmittag, frei, ich hielt mein Schulkostüm auch für solche Art Besuche passend, und ich begab mich nach der Schule gleich zu Detlevs Adresse. Ich fand sogar einen Parkpklatz und ging zu Nummer sieben. Das Haus war wie alle in dieser Straße und wie viele in diesem Stadtviertel ein gründerzeitliches, zweistöckiges Prachthaus. Es war aber schon mit neuzeitlicher Technik in Form von Türsummern ausgestattet. Ich konnte also nicht in den Flur treten, sondern mußte erst einmal draußen die Namen an den sechs Klingelknöpfen entziffern. Richtig: oben, also wohl im zweiten Stock, stand "Detlev Tiemann". Ich wartete eine Weile, dann krächzte es:

"Hallo!?"

Jetzt mußte ich auf offener Straße mein Sprüchlein hersagen! Nun ja, bei diesem Haus wie bei vielen in diesem Viertel lag zwischen der Straße und der Eingangstür ein mindestens zwanzig Meter breiter Vorgarten. Trotzdem flüsterte ich, für Detlev wahrscheinlich kaum hörbar:

"Bist du -- sind Sie das mit der Anzeige?"

Detlev antwortete nur:

"Ich mach Ihnen auf -- kommen Sie dann bitte rauf in den zweiten Stock -- rechte Tür!"

Es surrte eine halbe Sekunde lang -- zu kurz für mein mangelhaftes Reaktionsvermögen. Ich wartete eine Zeit, und gerade, als ich noch einmal klingeln wollte, surrte es wieder, jetzt aber so lange, bis ich fast schon im zweiten Stock angelangt war. Dort war ich zunächst näher an der linken Tür; dort sah ich ein Namensschild mit einem persisch klingenden Namen, der mir schon unten aufgefallen war, und an der rechten Tür stand auf einem altmodischen, messingenen Schild noch einmal "Detlev Tiemann".

Aber die Tür war zu und blieb geschlossen. Aus dem Hell-Dunkel-Wechsel im Guckloch konnte man schließen, daß sich drinnen etwas bewegte. Schließlich ward die Tür geöffnet, in derselben stand ein freundlicher Herr in des Intellektuellen Standarddress: kariertes Hemd und Kordhose, er wohl ein wenig jünger als ich, und sagte:

"Kommen Sie doch rein -- Frau --"

"Melanie -- aber ich glaube, wir können uns duzen."

"Das meine ich auch, Melanie -- und ich bin, wie du dir denken kannst, der Detlev."

"Ich hab es mir gedacht, Herr Tiemann."

"??? -- Komm, gehen wir hier durch!"

Beim Gang durch die feudale Wohnung konnte ich einen Blick in ein offenbar Wohnzimmer mit hohen Bücherwänden werfen, aber weiter ging es durch einen ziemlich dunklen Flur bis zu einem -- "Bitte schön, darf ich dich hier hereinbitten!?" -- großen, hellen Schlafzimmer mit einem großen französischen Bett -- mit Betthimmel! -- und einer für solche Räumlichkeiten untypischen gemütlichen Sitzecke. Hierher lud mich Detlev ein und schob mir sogar als vollendeter Kavalier den Stuhl unter.

"Darf ich dir was anbieten", fragte er, "eine Cola, einen Cognac -- sonst etwas?"

"Wenn du hast, ein Mineralwasser."

"Gerne, sofort!"

Während Detlev zu einem wohl irgendwo vorhandenen Kühlschrank verschwand, konnte ich mich im Zimmer umsehen. Auch hier stand zwischen den beiden Fenstern ein Bücherregal, und mir fiel die perfekte Ordnung auf.

Detlev erschien wieder mit einer Flasche Vittel und zwei Gläsern, schenkte uns ein, setzt sich mir gegenüber und sagte:

"Ich sehe dir an: Du weißt, was ich in meiner Anzeige anbiete."

"Ich denke schon. -- Aber sag erst mal: Warum hast du mich so lange draußen auf dem Flur stehen lassen, wo mich alle sehen -- die im Haus wissen doch, was du machst!?"

"Ach, das tut mir leid, Melanie, da muß ich mich entschuldigen", sagte Detlev mit betretener Miene, "aber das ist so: Der Perser nebenan hat ein Teppichlager im Freihafen und kommt immer erst abends spät nach Hause, und die Leute im Haus wissen nicht, was ich mache, ich arbeite auch sonst zu Hause. Nein, du kannst unbesorgt sein."

"Also gut: Entschuldigung angenommen. -- Du bist also ein ,Tröster einsamer Damen`."

"Woher hast du denn das?"

"So hieß es in einer dieser Anzeigen."

"Nun ja -- also -- ich würde sagen --"

"-- du bietest einsamen und auch nicht einsamen Damen Sex an."

"Ja, das wäre der Klartext."

"Und was hast du so anzubieten?"

"Alles, was das Herz meiner Kundinnen begehrt -- aber nichts mit Gewalt."

"Also kein Sado-Maso?"

"Würdest du gerade so etwas wollen? Nein, dann müßtest du dir jemand anderen suchen -- ich kann keiner Frau Gewalt antun."