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Totem

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Fast 9 Jahre ist es her, als er zu meinem Ziehvater wurde. Mit ihm begann ich zu lernen, meine sexuellen Neigungen und die meiner Partner, kontrolliert und angemessen dosiert einzusetzen. Erst auf diese Weise sollte ich zu etwas werden, worin meine eigentliche Bestimmung liegt.

Der Zeitpunkt unseres Kennenlernens markierte einen ersten behutsamen Schritt, in eine mir geheimnisvoll und dunkel erscheinenden Welt einzutauchen, um schließlich die zentrale Rolle darin zu spielen.

Einst ein unattraktives Mädchen -- ein dünner, spröder Spargel, den keiner stechen wollte -- wurde ich selbst zu einem Fetisch, den sie mit einem Namen verkörpert. Ich musste mich nicht entscheiden diesen Namen anzunehmen. Ich trug ihn bereits. Einen Namen, der einem Totem entspricht.

- 1 -

- Ein Name -

Samstag, 20. August 2005, gegen 22 Uhr:

»Sieht nicht schlecht aus der Typ?« Kathi grient mich an.

»Was?«

»Na, der Türsteher. Finde den Kerl auch geil.«

Tatsächlich starre ich ihn an, bin aber in meine Gedanken vertieft, während wir in der Reihe vor dem Einlass stehen.

Meine Ausbildung habe ich mit Bravour bestanden. Ein Grund -- ich will aber nicht nur deswegen feiern.

Es ist einfach an der Zeit, mal wieder Party zu machen, sich einen langen Abend zu gönnen, um die Sau raus zu lassen, sich mal wieder richtig schick zu machen. Auf andere Gedanken zu kommen.

Laute Musik, tanzen, mit Freundinnen abhängen, vielleicht einen über den Durst zu trinken. Eine Gelegenheit, Leute kennen zu lernen -- einen Mann.

»Ja, der Kerl hat schon was.« -- »Und ob, genau meine Kragenweite«, erwidert Kathi, »bei dem würde ich nicht ›Nein‹ sagen. Der hat sicher nicht nur Kondition und harte Muskeln.«

»Zu klein«. -- »Sicher?, Laila?«

Wir schauen uns an und lachen beide amüsiert.

»Du solltest dir nicht immer die ›ganz Großen‹ raus suchen -- du weißt schon, wie ich das jetzt meine, Laila.«

»Es gibt beides.«

Kathi lacht laut auf und schaut mich an. »Du bist einfach zu wählerisch, Süße, gibt auch kleinere Männer, die echt nett sind und zu dir passen würden.«

»Ja, schon, ...«

Kathi verdreht die Augen. »Du immer mit deinem aber ..., lass es einfach heute Abend auf dich zukommen. Mach es wie ich ..., gibt hier genug Typen, die nett sind ..., bei denen immer was geht, ganz bestimmt sogar

Sie schaut mich lächelnd an und beginnt zu tänzeln, als sich wieder die Tür zur Discothek öffnet und uns laute Musik entgegen schallt.

»Wir lassen es heute Abend richtig krachen, und ...wer weiß, Laila, vielleicht ist auch ein ganz Großer für dich dabei«, meint sie anheimelnd, legt einen lasziven Gesichtsausdruck auf und steckt mich wieder mit ihrem herzlichen Lachen an.

Wir passieren vergnügt den Kontrollbereich, die Kasse, die Garderobe und betreten die weiträumige Discothek.

»Lass uns mal schauen, ob die Anderen schon da sind ..., wahrscheinlich an der Cocktailbar dort hinten!«, ruft Kathi mir zu und tänzelt voraus.

*

Ich trete auf der Stelle, und ich merke dabei, das mir meine Füße nach ausgiebigem Tanzen und beobachtendem Stehen an unserem Tisch allmählich schmerzen und beschließe, in die obere Etage zu gehen, auf der es bequeme Sitzgelegenheiten gibt.

Kleine und große Sitzgruppen, Sessel, Ecken in denen man sich zurückziehen, mit anderen chillen, sich in Ruhe unterhalten kann. Es geht dort gemütlicher zu, nicht so laute Musik, angenehmes Licht. Mir ist nicht nach Unterhaltung. Ich brauche einfach ein paar Minuten Ruhe mit mir allein. Der Elan ist irgendwie raus, nicht nur in meinen Beinen. Es ist schön mal wieder hier zu sein, mal was anderes zu erleben. Aber auch an diesem Abend wird es nicht zu mehr reichen, als zu flüchtigen, eher ›kleinen‹ und uninteressierten Blicken, die meist aus meine Richtung kommen. Und wenn sie aussichtsreich scheinen, dann sind sie bereits vergebens und schnell vergessen.

Ist halt so, nimm es hin. Ich seufze in mich hinein, nehme meinen Cocktail und betrete die Treppe nach oben.

Hier an der Bar ist glücklicherweise weniger Betrieb. Ich fixiere einen freien Barhocker, hänge meine kleine Handtasche an einen Haken unter den Tresen, stelle mein halbleeres Glas ab, wobei mir die berühmte Frage durch den Kopf geht, wie man es in solchen Momenten betrachten sollte und lächle in mich hinein, als mir auf der Anrichte die leckeren Früchte für die Cocktails ins Auge fallen. Ich bin längst nicht soweit, lege es nicht darauf an, aber ein kleiner Rausch dürfte es heute Abend ruhig werden, selbst, wenn ich mich morgen schlecht fühle. Zum Kotzen ist es eh schon wieder -- mal sehen.

Ich setze mich mit dem Rücken zum Tresen, schlage die Beine übereinander und schaue mir das gemütliche Treiben an den Tischen um mich herum an.

Mein Blick schweift weit in den Raum, über teils voll besetzte Sitzgruppen, in Ecken und Winkel in denen gelacht, ausgelassen gejubelt wird, man sich zurückgezogen küsst oder einfach nur relaxt miteinander unterhält.

Mein Blick hakt sich unvermittelt fest.

Ich sehe ihn lässig mit lang ausgestreckten Beinen in einem der Sessel sitzen. Er ist nicht allein, unterhält sich entspannt mit einem anderen Mann, der ihm gegenüber sitzt. Mein Blick saugt sich an ihm fest. Ein Mann im schwarzen Anzug, weißem Hemd, geöffnetem Krawattenknopf, er ist groß, dazu schlank, wirkt sportlich, und ...er ist so verflucht hübsch, ein Traum von einem Mann.

Schwarze Haare, markante, dennoch weiche Gesichtszüge mit einem anziehenden Mund und einem umwerfenden Lächeln, das, wie seine Augen, hin und wieder erstrahlt, während er aufmerksam seinem Gesprächspartner zuhört. Er wirkte sehr gepflegt, hat offensichtlich Stil, obwohl er sich in den Sessel räkelt und sein Anzug darunter leidet. Er chillt, genießt den Abend.

Ich seufze wieder. Erfrischend knackig, geradezu verboten, sage ich mir und nehme einen Schluck aus meinem Glas.

Ich beobachte ihn verstohlenen aus den Augenwinkeln oder schaue für einen schnellen begierigen Blick direkt in seine Richtung. Er steht kurz auf, zieht sein Jackett aus und legt es neben sich über die Sessellehne. Er scheint noch nicht lange hier zu sein ..., wie mein kleiner Funke Hoffnung.

Keine Frage, der Mann hat meine Größe. Aber nicht mein Alter. Egal. Was für ein Mann ..., der Kerl sieht so verdammt gut aus ..., wenigstens ein Lichtblick heute Abend. Etwa Mitte dreißig -- zu alt für mich?, na ja, eher zu jung für ihn. Der hat sicher eine andere Zielgruppe. Möglich, dass er verheiratet ist ..., aber der Kerl lässt mich nervös werden. Ich merke, dass ich mit dem Bein wippe. Ich habe geile Bilder im Kopf, sehe im Hintergrund Kathi die Treppe heraufkommen und muss mich von ihm los haken.

Nein, bitte nicht jetzt, Kathi, quengle ich verzweifelt in mich hinein.

»Hier bist du, Laila ..., schon müde? ..., geht doch jetzt erst richtig los!«

Ich sehe Kathi zwar auf mich zukommen, registrierte aber aus den Augenwinkeln seine Kopfbewegung. Er schaut in meine Richtung und nimmt mich für einen Augenblick gezielt wahr. Ich schau kurz hinüber. Unsere Blicke treffen sich. Ich bekomme eine Gänsehaut, während mich zudem das Gefühl beschleicht, als habe er auf einen solchen Moment gewartet. Ich blicke verschämt Kathi an, die sich zu mir stellt. Ein intensiver Blick von ihm, der mir etwas unangenehm ist. Auf eine seltsame Art fühle ich mich von ihm ertappt. Egal, habe nur flüchtig geschaut. Für ihn bin ich wohl eher uninteressant. Der Kerl weiß, er kann die Wahl haben. Im übrigen sollte er es gewohnt sein, wenn Frauen ihn attraktiv finden und ansehen.

»Meine Füße brauchten dringen eine Pause, Kathi.« -- »Bist halt die hohen Dinger nicht gewohnt, Süße.«

»Ja, stimmt«, erwiderte ich wohl etwas zu gleichmütig.

»Was ist denn los mit dir?«, meint Kathi, die bei mir eine melancholische Gemütsveränderung festgestellt zu haben glaubt. Sie saugt einen Schluck aus ihrem Cocktail, runzelt die Stirn und schaut mich fragend an.

Ich weiß, was du denkst, Kathi, aber ich hab jetzt keinen Bock auf dieses Thema.

Ich greife mein Glas und nehme einen Schluck.

»Nichts dabei für dich, was? ..., wird schon, Laila«, meint sie behutsam.

Ich weiß, du meinst es gut. Aber lass mich jetzt, Kathi, nerve mich nicht, maule ich in Gedanken, während ich beim Trinken meine Augen hebe, um wieder einen verstohlenen Blick zu riskieren. Er steht auf, kommt in unsere Richtung an die Bar. Ich vermesse ihn mit meinen Augen und bin nicht nur zufrieden mit dem was ich sehe. Ich träume mich geradezu glücklich und wende mich ein wenig dem Tresen zu. Er stellt zwei leere Gläser auf die Theke und bestellt zwei alkoholfreie Biere.

Kathi, die mit dem Rücken zu ihm steht und meinen Blick verfolgt hat, drehte sich ihm kurz zu, hebt neugierig den Kopf und wendet sich wieder mir zu.

Du musst mir jetzt nichts sagen, Kathi, ich sehe, was du denkst.

Er bestellt. Steht einfach nur da, die Hände auf den Tresen gelegt, würdigte mich keines Blickes. Lasse dir nichts anmerken. Ignoriere ihn einfach. Er wartet auf die bestellten Getränke. Ich genieße jede Sekunde seines Wartens, fühle es an meinen Beinen entlang kribbeln und betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, greife nach meinem Glas, um einen Grund zu haben, einen genaueren Blick auf seine gepflegten Hände zu werfen.

Kein Ring, auch kein Abdruck an seinem Finger.

Ach, vergiss es Laila. Heute läuft nichts ...wie so oft, und bei dem schon gar nicht. Mist, ich wippe wieder mit dem Fuß. Hör damit auf, bleib einfach cool.

Ich fange Kathis Blick ein.

Sie nuckelt an ihrem Strohhalm, schaut mich völlig aufgelöst an und macht große Augen. Ich muss schmunzeln.

Seine Getränke kommen. Er bedankt sich, nimmt die Gläser, dreht sich und wirft mir dabei einen intensiven Blick zu.

Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ein Blick, der völlig neutral scheint, mir dennoch signalisiert, dass ich ihn sehr wohl interessiere. Aber da ist noch mehr.

Er wirkt zufrieden mit dem, was ich ihm äußerlich zu bieten habe. Aber mich durchdringt ein Gefühl, als suche er etwas in mir. Sein Blick stöbert, versucht mich zu durchschauen, zu analysieren, dabei scheint er begierig darauf zu sein, etwas über mich in Erfahrung bringen zu wollen, was ich niemandem zu offenbaren bereit bin. Ein beklemmender Blick, der mich in die Ecke treiben will.

Werde jetzt nicht albern, Laila ...aber der Kerl versuchte mir gerade in die Seele zu blicken, um darin nach irgendwelchen Abgründen zu stöbern. Scheiße, es geht mir durch und durch ...dieser Kerl hat irgendwas außergewöhnliches an sich.

Er geht zurück zum Tisch, reicht seinem Gesprächspartner ein Glas, macht es sich wieder auf dem Sessel bequem und nimmt das Gespräch wieder auf.

Kein weiterer Blick in meine Richtung.

»Oh Scheiße ..., Laila!« -- »Komm mir jetzt nicht mit einem aber, Kathi.« Ich werfe ihr einen bösen Blick zu, schmunzele jedoch dabei.

»Wow, Laila ..., Süße, der wäre auch was für mich ..., aber«, hebt sie an und wirft einen verstohlenen Blick in seine Richtung, »ein bisschen alt für dich, meinst du nicht auch? ..., aber so für heute Nacht, na ja, du weißt schon«, meint sie und hebt ihre Augenbrauen.

»Spinne nicht herum.« -- »Wieso, Laila?« -- »Kathi! Daran denke ich jetzt gar nicht.«

»Und woran denkst du gerade, Laila?« Es klingt vergnügt, dazu etwas süffisant. Ich verziehe übertrieben genervt meine Mundwinkel und heb meine Augenbrauen.

In Wahrheit sehe ich mich in meine Jugend versetzt, die mich in den letzten Monaten wieder eingeholt zu haben scheint: ›Ich will -- aber ich sollte besser nicht‹.

»Du kannst mir nichts vormachen, Süße, du brauchst halt was richtiges ..., ist doch normal ..., bist schon zu lange Solo.« Kathi nuckelt wieder an ihrem Strohhalm und lässt ihre Augenbrauen aufmunternd auf und ab schwingen.

Ich verziehe amüsiert mein Gesicht und schweige. Hast ja recht, sprichst mir aus der Seele -- scheiß Gefühl, du legst gerade deinen Finger in eine Wunde. Ich kann dir nicht böse sein, weist ja nicht, wie es in mir aussieht, Kathi.

»Der hat bestimmt beides«, nuschelt Kathi mir leise zu, lässt dabei ihren Zeigefinger den langen Strohhalm hinauf gleiten, nuckelt mit gespitzten Mund daran, schluckt und knurrt leise, säuselt ein genüssliches ›lecker‹ und bringt mich wieder zum Lachen. Ich riskiere dabei erneut einen Blick zu ihm hinüber.

Ja, vielleicht, aber einfach zu alt für mich. Ich sehe beide im selben Moment aufstehen. Er zieht sich sein Jackett an. Sie gehen, wenden sich Richtung Treppe und verabschieden sich. -- O. k., mein hübscher ›Prinz‹ ..., alles Gute. Hake ich dich halt auch ab.

Ich drehe mich zum Tresen, bestelle mir einen ›Fantastic Sunrise‹ gegen meinen Frust und krame in meiner Handtasche nach meiner Getränkekarte.

»Gehen wir wieder nach unten, Laila? Ist nichts los hier oben« -- »Ja, lass mich nur noch eben bezahlen.«

»Darf ich Ihr Getränk übernehmen?«

Ich hebe verdutzt meinen Kopf, drehe mich Richtung Männerstimme und schaue entgeistert in ein strahlend hübsches Gesicht.

»Ich geh dann mal besser«, höre ich Kathi halblaut, die sich aus meine Blickrichtung schleicht, dabei Kulleraugen macht und mir mit ihrem Mund ein stummes ›Viel Spaß‹ zu munkelt.

Ich höre ihn beim Barkeeper einen ›Black Velvet‹ bestellen.

Ich betrachte ihn nun unverhohlen, bin fasziniert von ihm und berausche mich in meinem flehende Wunsch: Lass es diesmal bitte in allem passen und wahr werden, für wie lange auch immer.

Als Kathi zu mir nach oben kam, wollte ich lieber alleine mit meinen Gedanken sein. Jetzt wo sie geht, fühle ich mich ziemlich einsam und verlassen mit dem, was mir in den vergangen Monaten durch den Kopf gegangen ist. Ich bekomme weiche Knie, habe Angst in seinen Augen zu versinken. Kann mich nicht erinnern, mich jemals so unsicher gefühlt zu haben. Ich weiß nicht, was er gerade in meinem Gesichtsausdruck liest. Aber ganz sicher sieht er eine junge Frau vor sich, die eingeschüchtert ist, weil sie spürt, einen außergewöhnlichen Mann vor sich zu haben, der sie nicht allein mit seinem attraktiven Aussehen beeindruckt.

Dieser changierende Blick. Er hat eine betörende, anziehende Wirkung, die subtil präsent ist, sich nicht aufdrängen will, mich aber zweifelsohne für ihn einnimmt, während er begierig ist, mich durchschauen zu wollen.

Ich starrte ihn an, fühle mich wie verzaubert und bringe keinen Ton heraus.

»Es würde mich freuen ..., wenn Sie gestatten.« Seine geduldige Stimme holt mich aus meinem Bann. Ich sehe ihn abwartend lächeln und der Bedienung seine Getränkekarte hinhalten.

»Ja, danke, sehr nett von Ihnen.« -- »Einfach ›Bernd‹. Wie ist ihr Name?«

»Laila.«

»Laila ..., ein Name, der für mich am Ende eines jeden guten Tages ausgesprochen werden sollte ..., ›Dunkle Schönheit‹ ..., soweit ich weiß. Klingt geheimnisvoll.«

»Ja, das stimmt.«

Er nimmt sein Glas, lächelt und schaut auf meinen Longdrink.

»Auf einen ›wunderbaren Sonnenaufgang‹, Laila.«

Wir prosten uns zu.

Es klingt nicht wie eine Anspielung. Ich mustere ihn, kann in seinem Gesichtsausdruck, seinem aufmerksamen Blick und besonders in seinem charmantem Lächeln keinen Hinweis darauf entdecken. Er bleibt darin vage und sein Blick wartet meine Reaktion ab. Nimm dich zusammen, Laila. Der Kerl ist gefährlich verlockend. Und er will anscheinend nicht nur spielen. Schön.

»Dann war es ein guter Tag, Bernd.« Es soll wie eine Frage klingen, aber es gelingt mir nicht.

Für einen Augenblick scheint er besinnlich zu werden, legt dann ein sanftes Lächeln auf und nickt mir kaum merklich mit dem Kopf zu, als sei er von etwas angenehm überrascht. Er wirkt fast schon erlöst.

»Ja. Selbst wenn es nicht so wäre, Laila, würde es jetzt keine Rolle mehr spielen. Es ist ein besonders guter Tag für mich.«

Ich schaue in funkelnde braune Augen, die über mein Gesicht tasten.

»Wie war bis jetzt dein Tag, Laila?« Er legt wieder sein strahlendes Lächeln auf, was mich angenehm frösteln lässt und ich ahne, dass er es an mir sieht, als sich sein verschlagener Blick in meinen Ausschnitt schleicht.

»Sehr gut, ...bis jetzt. Er geht hoffentlich nicht so schnell zu Ende«, erwidere ich, bin etwas erschrocken über meine ambivalente Antwort und schaue in ein herzhaft lachendes Gesicht.

»Sehr schön, Laila, ja ..., wunderschön ..., und du hast Esprit«, fügt er leise hinzu und schaut mich happy an.

Sein angenehmes Lachen steckt mich an. Ich fühle, dass ich mich in seiner Gegenwart mehr und mehr entspannen kann und bin zugleich von seiner Art mir zu schmeicheln angenehm überrascht.

Werde jetzt nicht wieder kühl, Laila.

Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, das ein Mann um mich wirbt, ohne es mir direkt oder auf plumpe Art sagen zu wollen. Dieser Flirt entwickelt sich zu etwas, was mir sehr gefällt.

Ich werde mich bei dir dennoch zurückhalten. Du macht einen abgeklärten Eindruck, bist intelligent und gehst feinsinnig vor, bist clever, und du weist anscheinend genau, was du willst: Mich.

Der erste aussichtsreiche Kandidat nach langer Zeit, und ich bin bei dir alles andere als abgeneigt, mein Lieber.

Eine verdammt attraktive und einmalige Chance, Laila, vermassle das nicht.

Er zeigt rüber zur Sitzgruppe, an dem er vor wenigen Minuten in ein Gespräch vertieft saß.

»Setzen wir uns an den Tisch?« -- »Ja, gerne.« Gute Idee, sage ich mir im Stillen. Fühle mich im Licht der Bar eh wie auf einem Präsentierteller.

Bernd nimmt unsere Gläser, während ich nach meiner Handtasche taste und mich auf meine Füße stelle. Mist, tun mir die Beine weh.

Er lässt mir den Vortritt.

»Viel getanzt?« -- »Ja, allerdings. Sieht man mir wohl an?«, erwidere ich lächelnd, als wir bei der Sitzgruppe stehen. »Bin ich nicht gewohnt ..., nicht mehr.« -- »Ich bin auch nicht so oft hier, Laila. War heute Abend nur ein kleiner Abstecher -- nach langer Zeit. Hab mich überreden lassen. Manchmal muss man einfach raus aus dem alltäglichen Trott, und sei es nur für ein paar Stunden.«

Er stellte die Gläser auf den flachen Tisch, zieht sein Jackett aus, überlässt mir die Zweiercouch, hängt es um die Rückenlehen des Sessels und macht es sich darin wieder bequem.

»Zieh sie ruhig aus, mach es dir bequem.« -- »Ja, tut ganz gut aus den hohen Dingern mal raus zu kommen.« Ich stupse sie mir mit den Fußspitzen von den Füßen, strecke ein wenig die Beine und bewege erleichtert meine Zehen.

»Du trägst meist flache Schuhe.« -- »Ja, ist bequemer.« -- »Kann in den hohen Dingern auch nicht laufen.«

Ich schaue ihn verdutzt an. Er lächelt.

»Hab vor kurzem auf einer Junggesellen-Abschiedsparty welche getragen. Wir haben uns einen Spaß erlaubt, war wirklich erheiternd, aber auch verdammt anstrengend für meine großen Füße. Die hohen Dinger waren eine Nummer zu klein für mich. Viel lieber sehe ich sie mir an grazilen Füßen an.«

Ich lächle, rutsche etwas in die Couch, strecke meine Beine unter den Tisch, ziehe mir den Rock zureicht und lasse Bernd dabei nicht aus den Augen, der mich aufmerksam beäugt.

Ich versuche gelassen zu wirken, obwohl ich innerlich äußerst angespannt bin.

»Du siehst toll aus, Laila.« -- »Danke.«

»Eine Großartige Frau, sagte ich mir, als du die Treppe hinauf kamst.« -- »Glaube ich dir sofort, bin halt nicht zu übersehen.«

»Solltest du auch nie sein -- wahre Größe wird nicht in Zentimetern gemessen, Laila.«

Für einen Moment bin ich perplex. So ein ambiger Leitsatz hätte auch von meinem Vater sein können.

»Ja, so sehe ich das auch. Ein paar Zentimeter weniger, hätten allerdings nicht geschadet.«

Bernd lacht mich an und nickt wieder. »Ja, so geht es uns Großen manchmal ..., man muss sich leider oft bücken, um ans Ziel zu kommen.«

»Aber nicht um jeden Preis, das gilt jedenfalls für mich als Frau«, plappere ich eigensinnig und ärgere mich im selben Moment über mich selbst, seinen Gedanken auf diese Weise interpretiert zu haben.

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